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Abhandlungen
der
Königlichen
Akademie der Wissenschaften
zu Berlin.
1854.
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Königlichen
Akademie der Weseihäfen
zu Berlin.
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Aus dem Jahre
1854.
n.nnnunannnnononnnnenoeoaenoe
Berlin.
Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie
der Wissenschaften.
185).
In Commission bei F. Dümmler’s Verlags - Buchhandlung.
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Historische Einleitung... 4.0.0... nee ee rennen een
Verzeichnils der Mitglieder und Correspondenten der Akademie...» +...
vo Physikalische Abhandlungen.
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ÜLLER über die Gattungen der Seeigellarven. (Siebente Abhandlung über die
Metamorphose der Echinodermen) ...... 2 .e.rr....
ij eich über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge... . . -
v YH. LichTENSTEIN und W+PETERS über neue merkwürdige Säugethiere des König-
‚ lichen zoologischen Museums ..... 2-22... 0rer.0.
E Yan. PETERS über die an der Küste von Mossambique beobachteten Seeigel und
insbesondere über die Gruppe der Diademen ..........-
% KLoTzsch: Begoniaceen- Gattungen und Arten... ...- ver rrern0n.
; Mathematische Abhandlungen.
VENcxe über den Cometen von Pons. (Siebente Abhandlung) .....-.......-
v Y HAGEN über den Einflufs der Temperatur auf die Bewegung des Wassers in Röhren
v JLESIEUNE"DIRICHLET: Vereinfachung der Theorie der binären quadratischen Formen
von positiver Determinante ....-». se. er0c0ennn..
Y Philologische und historische Abhandlungen.
v. p Hacken: Die romantische und Volks-Litteratur der Juden in Jüdisch-Deutscher
Sprache: (Kirsten, Dheib)yentanehen. ebenen hateree ee eher
VRıeDEL: Die Ahnherren des Preulsischen Königshauses bis gegen das Ende des
Pose Taltchündertsce Ne snanan oe ehaetehshener sei en«
“ HomEYER: Der Prolog zur Glosse des sächsischen Landrechts . ....... +» -
Y Currıus: Zur Geschichte des Wegebaus bei den Griechen... .. --..». +.»
PR GRIMM üher die namen des donners. 2. 2.20 ec oa eoedenenn.
Seite
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“ RıTTER über einige verschiedenartige charakteristische Denkmale des nördlichen
SYTIENSW. 12 2: 30 Berker e er Seite 333
' RıEDEL über den Ursprung und die Natur der Burggrafschaft Nürnberg ....... - - 365
" RANKE: Zur Kritik fränkisch - deutscher Reichsannalisten ..... 2... 2222.20. - 415
Bopp über das Albanesische in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen ..... . - 459
“ PANOFKA: Archäologischer Commentar zu Pausanias B. II. Kap. 24... ...... 591
Die Abhandlung des Herrn Dove:
Über die Darstellung der Wärmeerscheinungen durch fünftägige Mittel
erscheint als ein besonderer Supplementband zum Jahrgang 1854.
—— un nun
Jahr 185H.
ie 26. Januar beging die Akademie der Wissenschaften den Jahres-
tag des Königs Friederichs des Zweiten in einer öffentlichen
Sitzung. Herr Böckh hielt als vorsitzender Sekretar einen einlei-
tenden Vortrag, von dessen Inhalt in den Monatsberichten der Aka-
demie Nachricht gegeben ist, und schlols ihn den Statuten gemäls
mit einem Überblick über die im abgelaufenen Jahre bei der Akademie
erfolgten Personalveränderungen. Sodann las Herr Homeyer über
das germanische Loosen.
Am 3. Juli wurde die öffentliche Sitzung zur Feier des Leib-
nizischen Jahrestages gehalten. In dem einleitenden Vortrag er-
örterte der vorsitzende Sekretar Herr Encke besonders die wissen-
schaftlichen Beziehungen zwischen der Königin Sophie Charlotte und
Leibniz und ihre Wichtigkeit für die Stiftung der Akademie. Hier-
auf hielten die seit dem Leibniztage des vorigen Jahres neu einge-
tretenen Mitglieder ihre Antrittsreden und zwar zunächst aus der
philosophisch -historischen Klasse Herr Haupt und Herr Kiepert,
welche im Namen der Akademie Herr Böckh, sodann aus der phy-
sikalisch-mathematischen Klasse Herr Beyrich und Herr Ewald,
welche Herr Ehrenberg bewillkommnete. Diese Reden sind sämmt-
lich in den Monatsberichten der Akademie erschienen.
Herr Ehrenberg machte hierauf als Sekretar bekannt, dals
die physikalisch -mathematische Klasse folgende Preisaufgabe, welche
im Jahre 1851 für die Entscheidung des Preises in der heutigen
Sitzung aufgegeben war, aber keine Beantwortung erhalten hatte, auf
weitere drei Jahre bis zum Jahre 1857 verlängert habe:
„Die Theorie des hydraulischen Mörtels ist bereits in vieler Hin-
sicht aufgeklärt worden. Sie beruht offenbar auf einer Bildung
u
zeolithartiger Silicate.e. Noch kennt man aber das chemische Ver-
halten der Verbindungen, die sich bei Anwendung der verschiede-
nen Mörtel bilden, nicht genau genug, Die Akademie wünscht
eine umfassende Arbeit über diesen Gegenstand, und besonders
eine nach zweckmälsigen Methoden angestellte Untersuchung der
Producte der Mörtelbildung.”
Die ausschlielsende Frist für die Einsendung der Beantwortun-
gen dieser Aufgabe, welche nach der Wahl der Bewerber in deut-
scher, lateinischer oder französischer Sprache geschrieben sein können,
ist der 1. März 1857. Jede Bewerbungsschrift ist mit einem Motto
zu versehen und dieses auf dem Äufsern des versiegelten Zeitels,
welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Er-
theilung des Preises von 100 Dukaten geschieht in der öffentlichen
Sitzung am Leibnizischen Jahrestage im Monat Juli des gedachten
Jahres.
Herr Böckh verkündigte dann als Sekretar folgende neue
Preisaufgabe der philosophisch-historischen Klasse:
Über die Aussprache des Lateinischen im Alterthum selbst ist
sowohl in früheren Zeiten als von den neueren Bearbeitern der latei-
nischen Sprachlehre vielfach gehandelt; meistentheils hat sich jedoch
die Betrachtung auf die phonetische Bedeutung der einzelnen Buch-
staben beschränkt, worüber in mehreren Werken reicher Stoff nieder-
gelegt ist. Dagegen sind die von der gewöhnlichen Schreibweise ab-
weichenden Besonderheiten, welche theils nach anderen Spuren, theils
nach dem Gebrauche der ältern römischen Poesie, vorzüglich der
komischen, entweder überhaupt oder im gemeinen Leben in der
Aussprache vieler Formen oder Wörter stattgefunden haben, noch
nicht erschöpfend ermittelt, begründet und erklärt, und das Urtheil
über manche Stellen in den altrömischen Gedichten und über die
Gesetze des Versmalses derselben, welches von der Aussprache der
Wörter theilweise abhängt, ist daher noch schwankend und streitig.
Da sich die Philologie jetzt wieder der römischen Litteratur mit er-
1001
neutem Eifer zuwendet, hält es die philosophisch - historische Klasse
der Akademie für angemessen, eine umfassende und zusammenhän-
gende Erörterung dieses Gegenstandes zu veranlassen, und stellt daher
folgende Preisaufgabe:
„Nachdem über die antike Aussprache der Vocale und Consonanten
und ihrer Verbindungen und über das Accentsystem der Römer
je nach dem Ermessen des Verfassers kürzer oder ausführlicher
gehandelt worden, soll untersucht werden, welche Besonderheiten
der Aussprache, vorzüglich Zusammenziehungen und Abkürzungen
in gewissen Wortformen und einzelnen Wörtern entweder allge-
mein oder in der Sprache des gewöhnlichen Lebens, namentlich
auch unter der geringern Volksklasse, stattgefunden haben. Hierbei
sollen die Etymologie, die Zeugnisse der Alten selbst, die verschie-
denen Schreibweisen in Inschriften und Handschriften, die Formen
welche die lateinischen Wörter in der Übertragung ins Griechische
erhalten haben, die altitalischen Dialekte, und die, aus dem Latei-
nischen stammenden neueren Sprachen benutzt werden, endlich
besonders die altrömischen Dichtungen, vorzüglich die Komödien.
Dabei ist auch auf die Accentuation wie auf die Quantität Rück-
sicht zu nehmen. Da das Urtheil über die Aussprache zum Theil
von dem Gebrauche der Dichter abhängt, dieses aber sehr ver-
schieden ausfallen kann, je nachdem man andere metrische Gesetze
zu Grunde legt, und umgekehrt das Urtheil über die letzteren in
manchen Fällen sich anders gestaltet, wenn eine andere Aussprache
vorausgesetzt wird, so muls zugleich das der altrömischen Poesie
zu Grunde liegende metrische System in die Untersuchung hinein-
gezogen werden und namentlich zur Sprache und zur Entschei-
dung kommen, ob oder in wie weit der Sprachaccent auf den alt-
römischen Versbau Einfluls gehabt habe. Endlich sind die aus der
ganzen Untersuchung sich ergebenden Folgerungen für die philo-
logisch-kritische Behandlung der altrömischen Poesie darzulegen.
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IV
Man erwartet eine übersichtliche und möglichst systematische An-
ordnung des gesammten Stoffes.”
Die ausschlielsende Frist für die Einsendung der Beantwortun-
gen dieser Aufgabe, welche nach der Wahl der Bewerber in deut-
scher, lateinischer oder französischer Sprache abgefalst sein können,
ist der erste März 1857. Jede Bewerbungsschrift ist mit einem Motto
zu versehen, und dieses auf dem Äufsern des versiegelten Zettels,
welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen.
Die Entscheidung über die Zuerkennung des Preises von hun-
dert Ducaten geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnizischen
Jahrestage im Monate Juli des Jahres 1857.
Am Schlusse hielt Herr Ewald eine Gedächtnifsrede auf Leo-
pold von Buch.
Die öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät
des Königs leitete der vorsitzende Sekretar Herr Ehrenberg mit
einigen Festbetrachtungen ein, welche in den Monatsbericht der Aka-
demie aufgenommen sind und erstattete demnächst den in den Sta-
tuten geforderten Bericht über die Thätigkeit der Akademie im letz-
ten Jahre. |
Herr Ehrenberg erfüllte sodann die der Akademie übertra-
gene erfreuliche Pflicht, die Ertheilung des durch das Allerhöchste
Patent vom 18. Juni 1844 für ein Werk der deutschen Geschichte
von fünf zu fünf Jahren gestifteten Preises zu verkünden. Für diese
Angelegenheit hatte dem gedachten Allerhöchsten Patente gemäls
Se. Excellenz der Herr Staatsminister von Raumer eine Commission
von neun Mitgliedern aus ordentlichen Mitgliedern der Akademie der
Wissenschaften und ordentlichen Professoren der hiesigen Universität
gebildet und dieser Ausschuls hatte unter Beobachtung der vorge-
schriebenen Normen aus den von dem Jahre 1848 bis Ende 1852
über deutsche Geschichte erschienenen Arbeiten das des Preises wür-
digste Werk ausgewählt und bezeichnet. Nach erfolgter Allerhöch-
ster Bestätigung wurde nun verkündigt, dafs Se. Majestät der König
Vv
geruht haben, dem Werke des Königl. Generalmajors und Directors
der Königl. allgemeinen Kriegsschule Eduard von Höpfner „Der
Krieg von 1806 und 1807" den im Allerhöchsten Patente vom 18. Juni
1844 bestimmten Preis von Ein Tausend Thalern Gold nebst einer
goldenen Denkmünze auf den Vertrag zu Verdun zu ertheilen.
Herr Dove trug schlielslich seine von der Akademie aus den
gehaltenen Vorträgen ausgewählte Abhandlung vor: über die Verthei-
lung der Regen in der gemälsigten Zone.
Zu wissenschaftlichen Zwecken hat die Akademie in diesem
Jahre folgende Summen bewilligt:
200 Rthlr. an Herrn Dr. Caspary hierselbst zur Unterstützung der
Herausgabe seiner Monographie über Fietoria regia.
100 „ an Herrn Dase Remuneration für Ausführung physi-
kalischer Berechnungen.
20:2, an Herrn Oberlehrer Dellmann in Kreuznach Beitrag
zu den Kosten der Errichtung seines Lokals für die
Beobachtung des elektrischen Zustandes der Atmosphäre.
200 „ an Herrn Professor Henzen in Rom für seine Redak-
tionsarbeiten und zur Bestreitung von Hülfsleistungen
am Corpus inscriplionum latinarum im ersten Halb-
jahr 1854.
200 ,„ an Herrn Kiepert zur Unterstützung seiner grolsen
Karte der europäischen Türkei.
600 „ an Herrn Professor Ritschl in Bonn zur Unterstützung
der Herausgabe seines Werkes Priscae latinitatis monu-
menta epigraphica für das Corpus inscriptionum latı-
narurn.
200 „ an Herrn Dr. Schacht hierselbst zur Bereisung des
Thüringer Waldes behufs der Beendigung seiner Unter-
suchungen über die einheimischen Waldbäume.
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60 Rihlr. an Herrn Dr. A. Weber hierselbst für 10 Exemplare
300
260
150
200
150
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der 6. Lieferung seiner kritischen Ausgabe des White
Yajurveda.
an Herrn Dr. Woepcke in Bonn zur Unterstützung
der Herausgabe der arabischen Übersetzung des Com-
mentars zum 10. Buche des Euclides.
zur Anfertigung der nöthigen Typen eines von Herrn
Lepsius entworfenen allgemeinen linguistischen Alpha-
bets.
zur Herausgabe der akademischen Sternkarten.
an Herrn Professor Goeppert in Breslau zur Unter-
stützung der Herausgabe seiner Bernsteinflora.
an Herrn Dr. Gerhardt hierselbst zur Unterstützung
der Herausgabe des Pappus.
Personal-Veränderungen im Jahre 1854.
Erwählt wurden:
iedrich Tiedemann in Frankfurt a. M. zum auswärtigen
Mitgliede der physikalisch-mathematischen Klasse am 1. Juni
und bestätigt durch die Königl. Kabinetsordre vom 15. Juli.
Johannes Schulze zum Ehrenmitgliede der Akademie am
15. Juni und bestätigt durch die Königl. Kabinetsordre vom
22. Juli.
Rudolf Freiherr von Stillfried-Rattonitz zum Ehrenmit-
gliede der Akademie am 15. Juni und bestätigt durch die
Königl. Kabinetsordre vom 22. Juli.
Angelo Mai in Rom zum Ehrenmitgliede der Akademie am
15. Juni und bestätigt durch die Königl. Kabinetsordre vom
22. Juli.
Herr
Vo
Theodor Bischoff in Gielsen zum correspondirenden Mit-
gliede der physikalisch-mathematischen Klasse am 27. April.
Ernst Brücke in Wien zum correspondirenden Mitgliede der
physikalisch-mathematischen Klasse am 27. April.
George Louis Duvernoy in Paris zum correspondirenden
Mitgliede der physikalisch-mathematischen Klasse am 27. April.
Theodor Schwann in Lüttich zum correspondirenden Mit-
gliede der physikalisch-mathematischen Klasse am 27. April.
Elias Fries in Upsala zum correspondirenden Mitgliede der
physikalisch-mathematischen Klasse am 1. Juni.
Joseph Hooker in Kew zum correspondirenden Mitgliede
der physikalisch-mathematischen Klasse am 1. Juni.
Emmanuel Vicomte de Rouge in Paris zum correspondirenden
Mitgliede der philosophisch-historischen Klasse am 2. März.
Konrad Gislason in Kopenhagen zum correspondirenden
Mitgliede der philosophisch-historischen Klasse am 2. März.
Georg Ludwig von Maurer in München zum correspondi-
renden Mitgliede der philosophisch-historischen Klasse am
15. Juni.
Alfred von Reumont in Florenz zum correspondirenden
Mitgliede der philosophisch-historischen Klasse am 15. Juni.
Gestorben sind:
Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, ordentliches
Mitglied der philosophisch-historischen Klasse, am 20. August.
Friedrich Karl Eichhorn in Ammerhof bei Tübingen, aus-
wärtiges Mitglied der philosophisch -historischen Klasse, am
4. Juli.
Bernhard Freiherr von Lindenau in Altenburg, Ehrenmit-
glied der Akademie, am 21. Mai.
Heinrich Wilhelm Gebhard von Scharnhorst, Ehren-
mitglied der Akademie, am 13. Juni.
VIII
Herr Angelo Mai in Rom, Ehrenmitglied der Akademie, am 9. Sept.
”
Gustav Adolf Stentzel in Breslau, correspondirendes Mit-
glied der philosophisch-historischen Klasse, am 2. Januar.
Charles Gaudichaud in Paris, correspondirendes Mitglied
der physikalisch-mathematischen Klasse, am 25. Januar.
Benjamin Edmond Charles Guerard in Paris, correspon-
direndes Mitglied der philosophisch-historischen Klasse, am
12. März.
Robert Jameson in Edinburg, correspondirendes Mitglied der
physikalisch-mathematischen Klasse, am 19. April.
Nathanael Wallich in London, correspondirendes Mitglied
der physikalisch-mathematischen Klasse, am 28. April.
Friedrich Ernst Ludwig von Fischer in St. Petersburg,
correspondirendes Mitglied der physikalisch -mathematischen
Klasse, am 17. Juni.
Desire Raoul-Rochette in Paris, correspondirendes Mitglied
der philosophisch-historischen Klasse, am 5. Juli.
Georg Simon Ohm in München, correspondirendes Mitglied
der physikalisch-mathematischen Klasse, am 6. Juli.
Macedonio Melloni in Neapel, correspondirendes Mitglied
der physikalisch - mathematischen Klasse, am 11. August.
der Mitglieder der Akademie der Wissenschaften
der physikalisch- mathematischen der philosophisch - historischen
Herr Grüson, Veteran .
vw. Humboldt .
am Schlusse des Jahres 1854.
Verzeichnifs
I. Beständige Secretare
Herr Encke, Secr. der phys.-math. Klasse.
- Böckh, Secr. der philos.-hist. Klasse.
- Ehrenberg, Secr. der phys.-math. Klasse.
- Trendelenburg, Secr. der philos.-hist. Klasse.
IH. Ordentliche Mitglieder
Klasse.
Lichtenstein, Veteran .
W: eiß, Veteran
Mitscherlich
Encke .
Ehrenberg .
Crelle, Veteran
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Dirichlet .
H. Rose
Müller .
G. Rose
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Herr ®. Savigny, Veteran .
Böckh, Veteran ,
Bekker, Veteran „
Ritter .
Bopp
Meineke .
Ranke .
Jacob Grimm .
Datum d. Königl.
Bestätigung.
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1798 Febr. 22.
1800 Aug. 4.
1811 April 29.
1814 Mai 14.
1814 Mai 14.
1815 Mai 3.
1815 Mai 3.
1822 Febr. 7.
1822 April 18.
1822 April 18.
1825 Juni 21.
1827 Juni 18.
1827 Aug. 23.
1830 Jan. 11.
1830 Juni 11.
1832 Febr. 13.
1832 Febr. 13.
1832 Febr. 13.
1832 Mai 7.
1534 Juli 16.
1834 Juli 16.
IX
der physikalisch - mathematischen der philosophisch historischen Datum d. Königl.
Klasse.
Klasse.
Bestätigung.
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- ®v. Olfers
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Petermann
Pinder .
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Curtius .
Haupt. .
Kiepert .
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1834 Juli 16.
1835 März 12.
1836 April 5.
1837 Jan. 4.
1837 Jan. 4.
1839 Febr. 4.
1840 Jan. 27.
1841 März 9.
1841 März 9.
1841 März 9.
1841 März 9.
1842 Juni 28.
1842 Juni 28.
1843 Jan. 23.
1846 März 11.
1847 Jan. 20.
1850 Mai 18.
1850 Mai 18.
1850 Mai 18.
1851 März 5.
1851 März 5.
1851 Mai 24.
1851 Mai 24.
1851 Mai 24.
1851 Juli 16.
1851 Juli 16.
1852 Nov. 29.
1853 Juli 25.
1853 Juli 25.
1853 Aug. 15.
1853 Aug. 15.
II. Auswärtige Mitglieder
der physikalisch - mathematischen Klasse. der philosophisch -historischen Klasse.
Se
Herr Carl Friedrich Gaufs in
GEOLHNSEHBE 2 22 ven ener see
- Robert Brown in London.
- Augustin Louis Cauchy in Paris
Sir John Herschel in Hawkhurst
in der Grafschaft Kent .
Herr Michael Faraday in London .
Sir David Brewster in St. Andrews .
Herr Jean Baptiste Biot in Paris
- Friedrich Tiedemann in
Frankfurt a. M.
Herr Heinrich Ritter in Göttingen
Victor Cousin in Paris
Christian August Lobeck in
Känjgsberg nu. nötıch „um:
Horace FPilson in Oxford
Francois Guizot in Paris
Friedrich Gottlieb Welcker
in Bonn . .
Friedrich Creuzer in
Heidelberg
Henry Rawlinson in Bagdad
Karl Hase in Paris
XI
Datum d. Königl.
Bestätigung.
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1810 Juli 18.
1832 Febr. 13.
1832 Mai 7.
1832 Mai 7.
1534 März 20.
1836 April 5.
1839 Febr. 4.
1839 April 21.
1840 Dec. 14.
1842 Juni 28.
1846 März 11.
1846 März 11.
1846 März 11.
1850 Febr. 27.
1850 Mai 18.
1850 Mai 18.
1854 Juni 1.
Xu
IV; Ehren-Mitglieder.
Herr /mbert Delonnes in Paris
William Hamilton in London .
William Martin Leake in London
Karl Josias Bunsen in Bonn £
Herzog Domenico di Serradifalco in Palerns
Freiherr Anton von Prokesch-Osten in Frankfurt a. M.
Herzog Honore de Luynes in Paris ...
Carl Lucian Bonaparte, Prinz von Canino .
Peter Merian in Basel . R
Garabed Artin Davoud-Oghlou in N ayien
Fürst di San Giorgio Domenico Spinelli in Neapel
Prinz Maximilian zu Wied- Neuwied
Peter von Tschichatschef . ER
Johannes Schulze in Berlin . ö 5
Rudolph Freiherr von Stillfried- Etnde in 1 Berlin
Datum d. Königl.
Bestätigung.
TT —u—
1801 Oct. 22.
1815 Juni 22.
1815 Juni 22.
1835 Jan. 7.
1836 Juli 29.
1839 März 14.
1840 Dec. 14.
1843 März 27.
1845 März 8.
1847 Juli 24.
1850 Mai 18.
1853 Aug. 15.
1853 Aug. 22.
1854 Juli 22.
1854 Juli 22.
V. Correspondirende Mitglieder.
Physikalisch-mathematische Klasse.
Herr Louis Agassiz in Boston
Sir
George Airy in Greenwich
Giovanni Battista Amici in Florenz
Friedrich Wilhelm August Argelander in we
Karl Ernst v. Baer in St. Petersburg
Antoine Cesar Becquerel in Paris .
Pierre Berthier in Paris .
Theodor Bischoff in Gielsen .
Johann Friedrich Brandt in St. Peförskhrg
Adolphe Brongniart in Paris :
Heinrich Georg Bronn in Heidelberg .
Ernst Brücke in Wien
Robert Wilhelm Bunsen in Heideibötg".
Francisco Carlini in Mailand .
Karl Gustav Carus in Dresden
Michel Eugene Chevreul in Paris
Ernst Heinrich Karl v. Dechen in Bonn
Pierre Armand Dufrenoy in Paris. . .
Jean Marie Constant Duhamel in Paris
Jean Baptiste Dumas in Paris
George Louis Duyernoy in Paris
Jean Baptiste Elie de Beaumont in Paris
Daniel Friedrich Eschricht in Kopenhagen .
Gustav Theodor Fechner in Leipzig.
Vincenzo Flauti in Neapel .
Elias Fries in Upsala >
Johann Nepomuk Fuchs in München i
J. D. Gergonne in Montpellier
Christian Gottlob Gmelin in Tübingen
Heinrich Robert Göppert in Breslau
Thomas Graham in London
Wilhelm Haidinger in Wien .
William Hamilton in Dublin
Herr Peter Andreas Hansen in Gotha
Christopher Hansteen in Christiania
Datum der Wahl.
me en
1834 März 24.
1834 Juni 5.
1836 Dec. 1.
1836 März 24.
1834 Febr. 13.
1835 Febr. 19.
1829 Dec. 10.
1854 April 27.
1839 Dec. 19.
1835 Mai 7.
1851 Febr. 6.
1854 April 27.
1846 März 19.
1826 Juni 22.
1827 Dec. 13.
1834 Juni 5.
1842 Febr. 3.
1835 Febr. 19.
1847 April 15.
1834 Juni 5.
1854 April 27.
1827 Dec. 13.
1842 April 7.
1841 März 25.
1829 Dec. 10.
1854 Juni l.
1834 Febr. 13.
1832 Jan. 19.
1834 Febr. 13.
1839 Juni 6.
1835 Febr. 19.
1842 April 7.
1839 Juni 6.
1832 Jan. 19.
1827 Dec. 13.
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XII
XIV
Herr Johann Friedrich Ludwig Hausmann in Göttingen
August Wilhelm Hofmann in London
Sir William Hooker in Kew
Herr Joseph Hooker in Kew
Sir
Ludwig Friedrich Kämtz in Dospat SR
Ernst Eduard Kummer in Breslau .
Gabriel Lame in Paris
Emil Lenz in St. Petersburg .
Urbain Joseph Le Verrier in Paris
Graf Guiglielmo Libri in London .
Justus ®. Liebig in München .
John Lindley in London
Joseph Liouyille in Paris
Karl Friedrich Philipp w. iii in Münthen
Henri Milne Edwards in Paris .
August Ferdinand Möbius in Leipzig
Hugo v. Mohl in Tübingen
Arthur Jules Morin in Paris .
Ludwig Moser in Königsberg
J. G. Mulder in Utrecht
Roderick Murchison in London
Herr Karl Friedrich Naumann in Leipzig
Franz Ernst Neumann in Königsberg
Richard Owen in London .
Francois Marie de Pambour in Paris
Theophile Jules Pelouze in Paris
Giovanni Plana in Turin
Jean Victor Poncelet in Paris
George de Pontecoulant in Paris
Johann Evangelista Purkinje in Prag
Lambert Adolphe Jacques Quetelet in Brüssel .
Heinrich Rathke in Königsberg .
Henri Victor Regnault in Paris
Anders Adolph Retzius in Stockholm
Friedrich Julius Richelot in Königsberg
Auguste de la Rive in Genf
Dietrich Franz Leonhard v. an in Halle
Theodor Schwann in Lüttich .
Marcel de Serres in Montpellier
Datum der Wahl.
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1812
1853 Juli 28.
1834 Febr. 13.
1854 Juni 1.
1841 März 25.
1839 Juni 6.
1838 Dec. 20.
1853 Febr. 24.
1846 Dec. 17.
1832 Jan. 19.
1833 Juni 20.
1834 Febr. 13.
1839 Dec. 19.
1832 Jan. 19.
1847 April 15.
1829 Dec. 10.
1847 April 15.
1839 Juni 6.
1843 Febr. 16.
1845 Jan. 23.
1847 April 15.
1846 März 19.
1833 Juni 20.
1836 März 24.
1839 Juni 6.
1851 Febr. 6.
1832 Jan. 19.
1832 Jan. 19.
1832 Jan. 19.
1832 Jan. 19.
1832 Jan. 19.
1834 Febr. 13.
1847 April 15.
1842 Dec. 8.
1842 Dec. 8.
1835 Febr. 19.
1834 Febr. 13.
1854 April 27.
1826 April 13.
Herr Karl Theodor Ernst v. Siebold in München.
Friedrich Georg FWilhelm Struve in St. Petersburg
Bernhard Studer in Bern
Jacob Karl Franz Sturm in Paris .
Michele Tenore in Neapel .
Louis Jacques Thenard in Paris :
Wilhelm Gottlieb Tilesius in Mühlhausen .
LZudolf Christian Treyiranus in Bonn
Auguste Valenciennes in Paris
Rudolph FWagner in Göttingen .
Ernst Heinrich Weber in Leipzig .
Wilhelm Weber in Göttingen
Wilhelm Wertheim in Paris .
Charles FWheatstone in London
Friedrich Wöhler in Göttingen .
Philosophisch-historische Klasse.
Herr Joseph Arneth in Wien .
George Bancroft in New York .
Christian Bartholmess in Strafsburg .
Theodor Bergk in Freiburg
Gottfried Bernhardy in Halle
Ludwig Konrad Bethmann in Wolfenbüttel .
Samuel Birch in London
Johann Friedrich Böhmer in Erankfint, a. M.
Graf Bartolomeo Borghesi in San Marino .
Christian August Brandis in Bonn
Emil Braun in Rom
Luigi Canina in Rom .
Celestino Cavedoni in Modena
Joseph Chmel in Wien
Charles Cooper in London . i
Friedrich Christoph Dahlmann in Box)
Friedrich Diez in Bonn .
Wilhelm Dindorf in Leipzig .
Adolphe Dureau de la Malle in Paris,
Heinrich Lebrecht Fleischer in Leipzig .
Georg Wilhelm F. reytag in Bonn
Del Furia in Florenz
Datum der Wahl.
—
1841 März 25.
1832 Jan. 19.
1845 Jan. 23.
1835 Febr. 19.
1812
1812
1812
1834 Febr. 13.
1836 März 24.
1841 März 25.
1527 Dec. 13.
1834 Febr. 13.
1853 Febr. 24.
1551 Mai 8.
1833 Juni 20.
1853 Juni 16.
1845 Febr. 27.
1847 Juni 10.
1845 Febr. 27.
1846 März 19.
1852 Juni 17.
1851 April 10.
1845 Febr. 27.
1836 Juni 23.
1832 April 12.
1843 Aug. 3.
1852 Juni 17.
1845 Febr. 27.
1846 März 19.
1536 Febr. 18.
1845 Febr. 27.
1845 Febr. 27.
1846 Dec. 17.
1847 April 15.
1851 April 10,
1829 Dec. 10.
1819 Febr. 4.
XV
XVI
Herr Jacob Geel in Leyden..
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Georg Gottfried Gervinus in Hödelberg'
Konrad Gislason in Kopenhagen
Karl Wilhelm Göttling in Jena... .
Freih. Joseph v. Hammer-Purgstall in Wien
Wilhelm Henzen in Rom eh
Karl Friedrich Hermann in Göttingen ANNE
Brör Emil Hildebrand in Stockholm
Otto Jahn in Bonn . iR HE Dre
Edme Francois Jomard m Paris ......
‘Stanislas Julien in Paris . :
Theodor Georg v. Karajan in Wien.
John Kemble in London
J. E. Kopp in Luzern i
Hans Gottfried Ludwig Kosegarini in Greiiwall
Jean Baptiste Felix Lajard in Paris .
Johann Martin Lappenberg in Hamburg
Christian Lassen nBom .....
Konrad Leemanns in Leyden
K. Lehrs in Königsberg .
Charles Lenormant in Paris
Johann FVilhelm Löbell in Bonn
Elias Lönnrot in Helsingfors . x ‘
Joaquim Jose da Costa de Macedo in se
Johann Nicolaus Madvig in Kopenhagen
Graf Alberto della Marmora in Genua .
Georg Ludwig v. Maurer in München
Moritz Hermann Eduard Meier in Halle .
Giulio Minervini in Neapel
Julius Mohl in Paris
Christian Molbech in Kopenharen
Theodor Mommsen in Breslau.
P. A. Munch in Christiania . .
Andreas Mustoxides in Corfu
Karl Friedrich Neumann in München
Constantinus Oeconomus in Athen .
Giovanni Girolamo Orti Manara in Verona.
Franz Palacky in Prag .
Francis Palgrave in London
Datum der Wahl.
m mn,
1836 Juni 23.
1845 Febr. 27.
1854 März 2.
1844 Mai 9.
1814 März 17.
1853 Juni 16.
1840 Nov. 5.
1845 Febr. 27.
1851 April 10.
1821 Aug. 16.
1842 April 14.
1853 Juni 16.
1845 Febr. 27.
1846 März 19.
1829 Dec. 10.
1846 Dec. 17.
1845 Febr. 27.
1846 Dec. 17.
1844 Mai 9.
1845 Febr. 27.
1845 Febr. 27.
1846 Dec. 17.
1850 April 25.
1838 Febr. 15.
1836 Juni 23.
1844 Mai 9.
1854 Juni 15.
1824 Juni 17.
1852 Juni 17.
1850 April 25.
1845 Febr. 27.
1853 Juni 16.
1847 Juni 10.
1815 Juni 22.
1829 Dec. 10.
1832 Dec. 13.
1842 Dec. 22.
1845 Febr. 27.
1836 Febr. 18.
Herr Amadeo Peyron in Turin
Sir Thomas Philipps in Middlehill .
Herr Zugust Friedrich Pott in Halle .
William H. Prescott in Boston .
Etienne Quatremere in Paris .
Karl Christian Rafn in Kopenhagen .
Rizo Rangabe in Athen .
Felix Ravaisson in Paris h
Joseph Toussaint Reinaud in Paris
Alfred v. Reumont in Florenz
Friedrich Wilhelm Ritschl in Bonn .
Eduard Robinson in New York .
Ludwig Rofs in Halle . .
Giovanni Battista de Rossi in Rom
Emmanuel de Rouge in Paris .
de Santarem in Paris .
Paul Joseph Schaffarik in Brass
Konstantin Schinas in München .
G. J. Schömann in Greifswald .
Pietro Giovanni Secchi in Rom .
Jared Sparks in Cambridge bei Eden :
Leonhard Spengel in München
Christoph Friedrich Stälin in Stuttgart .
Friedrich von Thiersch in München .
Ludwig Uhland in Tübingen .
Th. Hersart de la Villemarque in Paris
Johannes Voigt in Königsberg
Wilhelm Wackernagel in Basel .
Georg Waitz in Göttingen .
Jean Joseph Marie Antoine de Witte in A
Wuk Stephanowitsch Karadschitsch in Wien
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Datum der Wahl.
— —
1836 Febr. 18.
1845 Febr. 27.
1850 April 25.
1845 Febr. 27.
1812
1845 Febr. 27.
1851 April 10.
1847 Juni 10.
1850 April 25.
1854 Juni 15.
1845 Febr. 27.
1852 Juni 17.
1836 Febr. 18.
1853 Juni 16.
1854 März 2.
1847 Juni 10.
1840 Febr. 13.
1851 April 10.
1824 Juni 17.
1846 März 19.
1845 Febr. 27.
1842 Dec. 22.
1846 Dec. 17.
1825 Juni 9.
1845 Febr. 27.
1851 April 10.
1846 Dec. 17.
1851 April 10.
18412 April 14.
1845 Febr. 27.
1850 April 25.
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Physikalische
Abhandlungen
der
Königlichen
Akademie der Wissenschaften
zu Berlin.
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Berlin.
Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie
der Wissenschaften.
1855.
In Commission in F. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung.
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F:nahra it.
MÜLLER über die Gattungen der Seeigellarven. (Siebente Abhandlung über die
Metamorphose der Echinodermen) ..... eo. .eor..0o..-
BEYRICH über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge .. . . -
H. LicHTENSTEIN und W. PETERS über neue merkwürdige Säugethiere des König-
lichen zoologischen Museums .........-.- 2.200...
W.PETers über die an der Küste von Mossambique beobachteten Seeigel und
insbesondere über die Gruppe der Diademen ..........-
KLoTzscH: Begoniaceen- Gattungen und Arten... ... 2.222 0eoren.
Die Abhandlung des Herrn Dove:
Über die Darstellung der Wärmeerscheinungen durch fünftägige Mittel
erscheint als ein besonderer Supplementband zum Jahrgang 1854.
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Über
die Gattungen der Seeigellarven.
Siebente Abhandlung über die Metamorphose der Echinodermen.
“Von
H" MÜLLER.
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[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 17. November 1853.] (')
D. Beobachtungen über die Entwickelung und Metamorphose der Echi-
nodermen sind schon so weit ausgeführt, dafs diese Vorgänge jetzt vollstän-
dig bekannt sind. Wenn jene-Untersuchungen bei den Seeigeln bereits in
das Stadium getreten sind, dafs es sich um die Eigenschaften der Larven in
den verschiedenen Gattungen der Seeigel und um die Unterscheidung und
Bestimmung der Arten und ihre Geschichte handelt, so ist dies vorzüglich
dem wichtigen Antheil zu danken, welchen Krohn unausgesetzt an diesen
Arbeiten genommen hat. Zur Bestimmung der Larven waren künstliche Be-
fruchtungen der Seeigel nothwendig; da die Beobachtung indefs an den auf
diesem Wege erzielten Larven nicht weit genug fortgeführt werden kann,
so kam es darauf an, die späteren Alterzustände der verschiedenen Arten in
der See aufzusuchen. Bei einem zweimonatlichen Aufenthalt in Messina bis
zur Mitte des October 1853 in der Gesellschaft der Herren Professor Tro-
schel, Dr. Max Müller und Studirenden J. Althaus hatte ich wieder
eine reiche Gelegenheit, die Beobachtungen über die Echinodermen fortzu-
setzen und namentlich diejenigen über die Seeigel in der letztgenannten
Richtung zu erweitern.
Die bei Messina gemeinen Arten der Seeigel sind Echinus lividus, E.
brevispinosus, Echinocidaris aequiluberculala, Spatangus purpureus, Echino-
cyamus larenlinus. Die Seeigellarven gehörten theils den eben erwähnten
(‘) Einen Auszug dieser Abhandlung enthält das Archiv f. Anat. u. Physiol. 1853. p. 472.
Phys. Kl. 1854. A
9 MÜLLER
Arten von Echinus, theils Echinocidaris, theils Spatangoiden an. Von an-
deren Larven erschienen wieder dıe beiden bekannten Holothurienlarven,
Pluteus paradoxus, bimaculatus, die Larve der Ophiothrix fragilis, die Bi-
pinnaria von Triest, Tornaria, und eine neue Art von Brachiolaria ('), de-
ren 3 der Gattung eigene Arme auf der ventralen Seite in ganzer Länge von
Papillen eingefafst sind (?).
Aus der Gattung Echinus sind durch künstliche Befruchtung bis jetzt
die Larven dreier Arten auf die Species bekannt und bestimmt worden. Die
Befruchtung ist an Echinus lividus Lam. durch Krohn, auch durch Busch
und mich selbst ausgeführt und steht nunmehr fest, dafs der von Derbes
befruchtete Seeigel, welchen er esculentus nannte, wie ich vermuthet hatte,
ebenfalls E. lividus Lam. war. Die Larve des E. brevispinosus Risso (escu-
lentus Blainv.) ist von Krohn nach künstlicher Befruchtung beschrieben
Arch. f. Anat. u. Physiol. 1853. p. 139 u. p. 361, bei E. pulchellus Ag. ist
diese durch mich ausgeführt. Die Helgoländischen Seeigellarven mitWimper-
epauletien sind schon auf die Gattung Eehinus bestimmt, die Arten noch
unbestimmt. Bei Echinocidaris aequituberculata Des M. haben Busch und
Krohn, bei Spatangus purpureus Krohn (a. a. Ö. p. 255) die Befruchtung
ausgeführt. Hierdurch sind auch die Seeigellarven mit Scheitelfortsätzen
von Helgoland, Nizza und Triest als Spatangoiden bestimmt worden.
Alle Seeigellarven aus den verschiedenen Gattungen Echinus, Echino-
cidaris, Spatangus haben einen ventralen Theil des Schirms, die Markise
und einen dorsalen Theil desselben, welcher sich auf das Mundgestell ver-
längert. Alle haben im ausgewachsenen Zustande mindestens 8 Arme, näm-
lich 4 Schirmarme (2 ventrale und 2 dorsale) und 4 Arme des Mundgestells
(die 2 primären und 2 secundären desselben). Im jüngern Zustande sind
statt dieser 8 Arme nur 4 vorhanden, nämlich die ventralen Schirmarme
oder Markisenarme und die primären Arme des Mundgestells, deren Kalkstäbe
bogenförmig von den Kalkstäben der Markisenarme ausgehen. Die Kalk-
(') Eine Beschreibung der Brachiolaria von Messina enthält der Monatsbericht der
Akademie, 16. März 1854.
(?) Eine weitere Beobachtungsreihe über Seeigellarven und Asteridlarven lieferte ein
abermaliger Besuch der Insel Helgoland mit Max Müller im September 1854. Siehe die
Nachträge zur gegenwärtigen Abhandlung.
über die Gattungen der Seeigellarven. 3
stäbe der Markisenarme sind in die Kuppel verlängert, ebenso geht ein Ast
aus dem Bogen für die ersten Arme des Mundgestells mehr oder weniger
weit im Körper der Larve fort gegen die Kuppel hin oder selbst bis in die-
selbe. Beide sind in der Kuppel zuweilen zu einem Rahmen verbunden, wie
bei einigen Echinen und bei den Spatangoiden. Wenn die dorsalen Seiten-
arme oder dorsalen Schirmarme entstehen, so wird ein Ast ihrer Wurzel
allmählig mehr oder weniger weit an der Rückseite des Körpers nach der
Kuppel verlängert, entsprechend den Leibesästen der ventralen Schirmarme.
Sie verbinden sich selten mit dem primitiven Kalkgerüst, wie bei der
sehr eigenthümlichen Seeigellarve von Helgoland, I. Abhandlung, Taf. IV.
Fig. 1.2, laufen vielmehr meist frei aus bei den Echinen und bei den Spa-
tangen. Dann ist wenigstens ein querer Ast aus der Wurzel dieser Stäbe
am Rücken der Larve entwickelt, dem Querast der Markisenstäbe entspre-
chend. In einigen Fällen verschwindet jetzt das frühere Kalkgerüst der Kup-
pel, wie bei Echinus brevispinosus und den Spatangoiden. Die Kalkstäbe
der Nebenarme des Mundgestelis entwickeln sich bei allen Seeigellarven aus
einem eigenen Kalkbogen in der Rückenwand des Mundgestells.
I. Über die Gattung Echinus und über Echinus breeispinosus R.
Die verschiedenen Seeigelgattungen sind durch einige eigene Charak-
tere ausgezeichnet; diese Charaktere sind aber an den jungen Larven, wie
sie durch künstliche Befruchtung und Zucht erhalten werden, noch nicht
ausgeprägt, so z. B. sind die Wimperepauletten der Gattung Echinus eigen-
thümliche von der allgemeinen Wimperschnur unabhängige Bildungen, aber
diese entstehen erst nach der Entwickelung aller Fortsätze, also an den Echi-
nuslarven mit 8 Fortsätzen. In diesem Zustande trifft man die Larven meist
nur im Meere an. Am vollständigsten sind die Beobachtungen an den Lar-
ven des Echinus lividus, deren spätere Zustände indefs gänzlich mit den in
Helgoland beobachteten Seeigellarven mit Wimperepauletten übereinstim-
men. Die Arten der Gattung Echinus weichen theils in der Form der Kup-
pel und ihrem Kalkgerüste, theils in den Kalkstäben der Schirmarme ab,
welche meist einfach, zuweilen, wie nach Krohn’s Beobachtungen an der
Larve des Echinus brevispinosus, auch gegittert sind.
A2
4 MÜLLER
Mehrere Arten der Gattung haben einen pyramidalen Scheitel, so
Echinus lieidus, pulchellus und die Helgoländische Echinuslarve I. Abhand-
lung, Taf. IV. Fig. 3, Taf. V. Fig. 9. Bei diesen sind allein die Kalkstäbe
der Markisenarme bis in den Scheitel verlängert, bald keulenförmig (E. livi-
dus), bald verästelt (E. pulchellus), bald krückenförmig, wie bei der eben-
erwähnten Helgoländischen Larve.
Andere Echinuslarven haben eine niedrige runde Kuppel, wie E. brevi-
spinosus und die Helgoländische Larve, I. Abhandlung Taf. IV. Fig. 4.5.
Taf. V. Fig. 1—8. Bei der Larve des Echinus brevispinosus sind die Körper-
äste aus den Kalkstäben der ersten Mundarme am Rücken bis zur Kuppel ver-
längert, symmetrisch mit den ventralen Kalkleisten aus den Markisenarmen
und beide die ventralen und dorsalen Kalkleisten in der Kuppel zu einem
vierseitigen Kalkrahmen verbunden. Bei diesen Larven vergeht der primi-
tive oder provisorische Kalkrahmen, wie er der vierarmigen Larve eigen war,
nach begonnener Entwickelung der dorsalen Schirmarme allmählig ganz, bis
auf die freien Enden der Leibesstäbe aus den ventralen Schirmarmen, wel-
chen analog der Ausläufer der nachentstandenen dorsalen Schirmarme bis
in die Kuppel verlängert worden ist. So enden auch die Kalkstäbe in der
Helgoländischen Larve; diese ist in ihrem jüngern vierarmigen Stadium
noch nicht gesehen.
Die Larven der mehrsten Arten von Echinus sind an den Seiten des
Schirms sehr stark ausgeschnitten und geht die Wimperschnur ohne Verlän-
gerung auf einen Fortsatz vom dorsalen zum ventralen Rande des Schirms,
so dafs ihnen die Auricularfortsätze anderer Larven von Echinodermen feh-
len. Aurikeln oder Auricularfortsätze nannte ich die Fortsätze am Übergang
der Wimperschnur von der Rückseite zur Bauchseite am hintern Theil des
Körpers oder Schirm, VI. Abhandlung. Die Larve des E. brevispinosus
macht nun eine Ausnahme von den übrigen Echinen, dafs sie in ihrem spä-
tern von Krohn beschriebenen Zustand kurze Auricularfortsätze an der
Kuppel besitzt. Diese Larve weicht überhaupt von den Larven anderer
Echinus mehr ab, als diese von einander abzuweichen pflegen, so dafs es
sich verlohnt, die Phasen, welche sie durchläuft, vollständig kennen zu ler-
nen. Das mehrste ist daran schon von Krohn gesehen und beschrieben und
es ist mir nur übrig geblieben, die Gegenwart vollständiger Wimperepau-
letten, welche dieser Larve zu fehlen schienen, festzustellen. Die Eigen-
über die Gattungen der Seeigellarven. d
thümlichkeiten dieser Larve geben aber auch den Schlüssel zum Verständ-
nifs der Larven der Echinocidaris und Spatangen, und darum halte ich es
für nöthig, in das ganze Detail ihrer successiven Veränderung einzugehen.
Die von Krohn durch künstliche Befruchtung erzielten jüngeren Lar-
ven von E. brevispinosus sind schon dadurch ausgezeichnet, dafs die Mar-
kisenarme einen gegitterten Kalkstab enthalten. So wie diese Stäbe, so ge-
ben auch die davon ausgehenden ersten Kalkstäbe des Mundgestells einen
Ast in das bauchige Hinterende des Körpers oder die Kuppel, so dafs ein
Gestell von 4 Kalkleisten, 2 ventral, 2 dorsal nach der Kuppel dringt und
hier wieder durch Querleisten mehr oder weniger vollständig verbunden ist.
Hierdurch wurde nunmehr eine von mir schon abgebildete Seeigellarve von
Nizza, IV. Abh. Taf. VII. Fig.5—8. auf diese Species bestimmt.
Als weitere Entwickelungsstufen liefsen sich nach Krohn mit glei-
chem Recht zwei einander überaus ähnliche Larvenarten beanspruchen, die
bis zur Vollzahl der Fortsätze häufig im Meer bei Messina vorkamen. Sie
unterscheiden sich hauptsächlich nur durch die Beschaffenheit der Kalkstäbe
in den dorsalen Seitenfortsätzen, während das Kalkgerüst sonst völlig über-
einstimmt. Bei der einen Art A sind diese Stäbe einfach cylindrisch, bei
der andern B gegittert, wie diejenigen der Markisenarme. Beiderlei Larven
habe ich bei Messina wiederholt und bis zur vollendeten Entwickelung ge-
sehen.
Die Gitterstäbe der Seeigellarven sind überall, wo sie vorkommen,
dreikantig. So ist es auch bei der Form B mit den Kalkstäben in beiden,
den ventralen und dorsalen Schirmarmen; die Maschen des Gitters sind
ziemlich gleichförmig vom obern bis untern Theil des Stabs. Bei der Form
A sind die einfachen Kalkstäbe in den dorsalen Seitenarmen einfach rund,
nicht dreikantig, die Gitterstäbe in den Markisenarmen von A sind dreikan-
kantig, hören aber am letzten Drittel des ausgewachsenen Arms auf, gegit-
tert und dreikantig zu sein und, sich plötzlich verdünnend, werden sie ein-
fach walzig. Die Maschen des Gitters sind in diesen Stäben am innern an-
gewachsenen Theil viel grölser als weiter ab, sie werden allmählig immer
kürzer, so dafs auf eine Strecke, die oben 3 Maschen umfalst, weiter unten
5 Maschen kommen. Zuletzt werden die Löcherchen überhaupt sehr klein,
bis am letzten Drittel alle Spur derselben verloren ıst.
6 / MürLrEr
So grofs die Unterschiede in diesen Kalkstäben bei beiden Formen
sind, so ist doch die gedrungene Gestalt der Larven mit sehr kurzen dicken
Armen, die Form der Aurikeln, welche sie erhalten, und eine noch zu be-
schreibende eigene Gestaltung des Schirms an den reiferen Larven so völlig
übereinstimmend, dafs sie vielleicht nur Varietäten einer Species, nämlich
des E. brevispinosus sind. Hiefür läfst sich anführen, dafs bei der Ophiuren-
larve von Helgoland, Pluteus paradoxus, in seltenen Fällen die Stäbe der
Auriculararme, statt einfach zu sein, ein Maschenwerk entwickeln, wie die
Abbildung im Archiv 1846 Taf. VI. Fig. 3 zeigt, und dafs es unter den Spa-
tangoidlarven grofse Verschiedenheiten in der Ausbildung des Gitters giebt,
während aber die dreikantige Beschaffenheit der Stäbe in den Schirmarmen
dieser Larven constant ist.
Am kuppelförmigen Ende entwickeln sich bei beiden auf E. drevi-
spinosus bezüglichen Larven in ihrem reifern Zustande die seitlichen Arka-
den der Wimperschnur zu Aurikeln oder Auricularfortsätzen. Es sind die
von Gegenbaur an einer Larve von Messina mit 8 Armen gesehenen hand-
habenförmigen Fortsätze. v. Siebold und Kölliker Zeitschrift für wissen-
schaftl. Zoologie 4. Bd. p. 329. Krohn hat sie als Aurikeln oder Auricular-
fortsätze bezeichnet.
Der letztgenannte Forscher hat auch schon bemerkt, dafs zu dieser
Zeit der viereckige Kalkrahmen der Kuppel, den die jüngeren Larven be-
safsen, in der reiferen Larve wieder verschwindet; dagegen sich in der Kup-
pel ein starker querer Balken entwickelt, dessen beide Enden in zwei diver-
girende Zacken auflaufen. Da der aufsteigende Zweig die Aurikel stützt, so
kann man ihn als Kalkstab eines Auriculararms ansehen. Nachdem der frü-
here Kalkrahmen in der Kuppel ganz verschwunden, endigt der longitudi-
nale Ast der Markisenstäbe zu diesem Rahmen frei, der longitudinale dor-
sale Ast eben dahin aus dem Kalkbogen für das Mundgestell ist ganz ver-
schwunden. Statt dessen hat sich ein Ast aus der Wurzel des dorsalen Sei-
tenarms bis in die Kuppel verlängert. Die Leibesstäbe aus den 4 Schirm-
armen reichen also symmetrisch bis zur Kuppel; auch gleichen sich die von
denselben Stellen ausgehenden queren Zweige.
In diesem Stadium der Larve gehen einige Veränderungen an dem
Schirm vor sich, mit welchen der Lauf der Wimperschnur am Rand des
Schirms mehr Biegungen erhält. Die Markise ist durch Ein - und Ausbuch-
über die Gattungen der Seeigellarven. 7
ten, verbunden mit Biegungen gleich einem Darmgekröse, in 3 Abtheilun-
gen gebracht, wovon die seitlichen ausgebogen und aufgewendet epaulett-
artig erscheinen, die mittlere aber tief niedergedrückt ist. Der mittlere Theil
der Markise ist schnabelartig verlängert und hängt lang herab bis nahe zum
Munde. Dies ist der Vorsprung des Schirms, welchen Krohn dem Steg
einer Geige vergleicht. Bei der Bipinnaria asterigera verlängert sich der
analoge Theil der Körperwand ebenfalls schnabelartig. Die Form dieses
Schnabels ist bei der Larve des Echinus brevispinosus manchen Veränderun-
gen unterworfen, meist ist er auf der äufsern Oberfläche etwas ausgehöhlt
und gleicht dann einer hervorstehenden Hohlkehle. Auf diesem Schnabel
und zwar an der Wurzel der Hohlkehle öffnet sich der After. An der Rück-
seite des Körpers treten jederseits zwischen dem Schirmarm und dem Mund-
gestell ganz ähnliche epaulettartige Ausbiegungen hervor, wie auf der ven-
tralen Seite, wie dort, von der Wimperschnur besetzt. Dem Schnabel der
Markise gleicht aber ein auf dem Rücken des Mundgestells hervortretender
Vorsprung der Haut, gleichfalls von der Gestalt einer Hohlkehle. Die Sei-
tenränder dieses Vorsprunges sind von der Wimperschnur besetzt, der vor-
dere Rand ist frei davon. Auf diese Seitenränder des Vorsprungs geht die
Wimperschnur von den epaulettenartigen Buchten über und setzt sich dann
erst in nochmaliger Biegung zurück und wieder vorwärts auf die Arme des
Mundgestells fort. Diese Vorsprünge finden sich in gleicher Weise an bei-
derlei Formen der Larve mit einfachen und gegitterten dorsalen Seitenstä-
ben, gleichwie auch die Auricularfortsätze. In diesem Zustande sind die
Larven $&” großs.
Die Larve erhält zur Zeit der Entwickelung der Seeigelanlage auch
noch selbständige Wimperepauletten, welche in diesem Fall aufserordentlich
breit sind, so dafs sie einander an der Mitte der Bauchseite und Rückseite
sehr nahe kommen und beinahe aneinander stofsen.
Bei allen bisher bekannt gewordenen Seeigellarven mit Wimperepau-
letten sind diese selbständige Bildungen, d.h. unabhängig von der allgemei-
nen Wimperschnur. Bei der in Rede stehenden Larve schien davon eine
Ausnahme statt zu finden. Krohn bemerkte, dafs es zweifelhaft sei, ob die
Wimperepauletten des E. brevispinosus sich so wie bei anderen Seeigellarven
verhalten, denn sie schienen nicht neu hinzugekommene Theile, sondern
blofs stärker entwickelte Parthien der bestehenden Wimperschnur zu sein.
b) MÜLLER
Dies war auch meine Vorstellung, als ich der ersten Larve dieser Art von
der Form mit gegitterten Stäben der dorsalen Seitenarme ansichtig wurde,
bei welcher der Umbo der Seeigelanlage schon die fünfblättrige Figur in
seinem Innern erhalten hatte. Später sind mir öfter Exemplare der Form
mit einfachen Stäben der dorsalen Seitenarme vorgekommen, bei denen die
Seeigelanlage noch weiter entwickelt war.
An diesen habe ich mich wiederholt auf das vollkommenste überzeu-
gen können, dafs die Wimperepauletten hier ebenso selbständig als in den
andern Arten von Echinus sind. Die wahren Wimperepauletten entwickeln
sich über den epaulettartigen Ausbiegungen des Schirms und bedecken dann
bei der Ansicht auf den Hintertheil der Larve leicht den Lauf der allgemei-
nen Wimperschnur. In andern Lagen sieht man die Bogen der allgemeinen
Wimperschnur, welche unter den selbständigen Wimperepauletten und ih-
nen parallel laufen, übrigens durch einen deutlichen Zwischenraum davon
davon getrennt sind (').
Es bleibt daher Gattungscharakter für die Larven der Echinusarten,
dafs sie Wimperepauletten aufser der allgemeinen Wimperschnur erhalten,
welche dagegen anderen Seeigellarven fehlen.
Zur Zeit der Vergröfserung der Seeigelanlage stehen mehrere Pedi-
cellarien auf der Kuppel der Larve; sie sind gestielt und entwickeln sich
aus blasenförmigen Auswüchsen auf der Oberfläche des Körpers; eine steht
gewöhnlich auf dem jetzt zwischen den Aurikeln versteckten Scheitel der
Larve.
Die Wimperschnur und die Haut des durchsichtigen Körpers der
Larve sind hin und wieder mit rothen Punkten besetzt. Die Larven bewe-
gen in diesem Stadium zuweilen die Hauptarme oder Schirmarme gegenein-
ander, eine Bewegung, welche ich noch nicht an andern Echinuslarven, wohl
aber an einer auf Echinocidaris aequituberculata bezüglichen Larve gesehen
habe. Es scheinen daher in dem Körper der Seeigellarven auch Muskelbün-
del angelegt zu sein, worauf vielleicht die an der ausgehöhlten Seite des Kör-
pers sichtbaren und in der 4ten Abhandlung bezeichneten gebogenen Linien
zu deuten sind.
(') Hiervon hat sich Krohn neuerlich selbst überzeugt. Archiv für Anat. u. Physiol.
1854. p. 211. |
über die Gattungen der Seeigellarven. 9
II. Über eine Larve mit Gitterstäben, Auricularfortsätzen und
Wimpeln des Schirms.
Ein einzigesmal kam in Messina die in einer Abbildung vorgelegte
Seeigellarve mit Gitterstäben der 4 äufserst langen Schirmarme vor. Sie
gleicht der reifen Larve des E. brevispinosus durch ihre breiten Auricular-
fortsätze an dem Scheitel, welche, wie dort, durch einen Querstab verbun-
den sind, der sich an den Enden in einen auf- und einen absteigenden Ast
theilt. Die Aurikeln sind gröfser als bei jener. Der Schirm der Larve ist
durch 4 grofse symmetrische Lappen oder Wimpel ausgezeichnet, welchen
die Wimperschnur folgt. Von diesen Lappen gehören 2 der Markise und
zwischen ihnen befindet sich eine mittlere schnabelförmige oder hohlkehlen-
förmige Verlängerung der Markise von derselben Form, wie bei der Larve
des E. brevispinosus. Die andern Lappen befinden sich zwischen den dorsa-
len Seitenarmen und der Verlängerung des Schirms zum Mundgestell. Ei-
gentliche Wimperepauletten waren nicht vorhanden.
Auf der Rückseite des Mundgestells waren zwei fernere Lappen ent-
wickelt, zwischen dem dorsalen Seitenfortsatz und dem ersten Arm des
Mundgestells, und auf diese Lappen die Wimperschnur ausgezogen, welche
von dem dorsalen Wimpel des Schirms auf den eben erwähnten Lappen und
von diesem erst auf den ersten Arm des Mundgestells überging. Diese Bil-
dung erinnert auch an den dorsalen Vorsprung an der Larve des Echinus
brevispinosus ('). Die Stäbe der 4 Schirmarme sind bis ans Ende gegittert,
die Maschen sind gegen das freie Ende der Stäbe länger als am mittlern und
entgegengesetzten Theil und gegen das freie Ende hin doppelt so lang als
am entgegengesetzten Theil. Die Länge der Schirmarme (1) ist auffällig
grofs. Sie sind doppelt so lang als die ganze übrige Larve von den Aurikeln
bis zum Ende der Mundgestellarme. In dem einzigen beobachteten Fall
waren die 4 symmetrischen Schirmarme sehr divergirend und klafterten
bis 2”.
Diese Larve hat einige Ähnlichkeit mit der Larve des E. brevispinosus,
sie unterscheidet sich davon durch die äufserst langen und viel dünneren
(') Man kann diese Vorsprünge als erste Andeutungen des zweiten Paars der dorsalen
Seitenarme ansehen, welches bei den Echinocidaris - und Spatangoidlarven auftritt und dort
mit Kalkstäben versehen ist.
Phys. Kl. 1854. B
10 MÜLLER
Schirmarme und die grofse Ausbildung der Schirmlappen oder Wimpel. Es
bleibt dermalen zweifelhaft, ob sie eine Varietät derselben oder die Larve
eines andern Echinus oder gar einer andern Gattung ist. Die Entscheidung
der letzten Frage wird davon abhängen, ob die Larve noch auf ihren 4
Schirmlappen Wimperepauletten erhält, oder ob diese ausbleiben und es
bei den Schirmlappen sein Bewenden hat; es wird noch an Cidaris und
Diadema zu denken sein, von deren Larvenform man vermuthen kann, dafs
sie den Echinocidaris näher stehe als den Echinus. Da die Larve der Echi-
nocidaris aequituberculata nach Krohn mit Gitterstäben versehen ist, so
scheint es, dafs an sie zunächst gedacht werden müsse; ich glaube jedoch,
dafs mit gröfserer Wahrscheinlichkeit die im folgenden Artikel beschriebe-
nen Larven zu Echinocidaris gerechnet werden.
II. Über eine der Gattung Echinocidaris verwandte Larve.
Busch hat den Jugendzustand der Larve von Echinocidaris aequi-
tuberculata nach künstlicher Befruchtung dieses Seeigels beschrieben und
abgebildet. Sie gleicht in ihrer Gestalt ganz den jungen Echinuslarven und
schien nur darin eigenthümlich zu sein, dafs die Kalkstäbe der Markisen-
arme dreifach waren. Auch Krohn hat durch künstliche Befruchtung die
Larve dieses Seeigels erhalten und bis zur Bildung der 4 ersten Arme er-
zogen. Statt aber dreier einfacher Kalkstäbchen in jedem der Markisenarme
sah Krohn in denselben einen ganz schön geformten Gitterstab. Die wider-
sprechenden Beobachtungen von Busch und Krohn sind ohne Zweifel
nicht an verschiedenen Arten von Seeigeln, sondern beide an derselben Art
angestellt. Die von dem ersteren mitgebrachten Exemplare der benutzten
Art sind in der That Echinocidaris aequituberculata Desm. Die Identität
des Objects wird auch durch die Beschaffenheit der Gitterstäbe wahrschein-
lich. Diese sind nämlich, wo sie bei Seeigellarven vorkommen, immer drei-
kantig und zwischen den drei vorspringenden Leisten vertieft, so dafs in die
Mitte zwischen den Leisten die Löcher des Gitterwerks fallen.
Bei Messina war eine Larve in allen Stadien der Entwickelung häufig,
welche ich als die Larve der Echinoeidaris aequituberculata deute, sowohl
wegen des Verhaltens der Kalkstäbe in der Kuppel und wegen der Beschaf-
fenheit ihrer Markisenarme, als wegen der Form der Stacheln des Seeigels,
über die Gattungen der Seeigellarven. 11
in welchen sie sich verwandelt. Die Hauptkalkstäbe, welche sich in die Mar-
kisenarme fortsetzen, breiten sich nämlich in der abgerundeten Kuppel zu
einem Bausch von Ästen aus, welche quer denjenigen der andern Seite ent-
gegenkommen, so dafs der Anschein entsteht, als ob sie sich von rechts und
links verbinden, welches jedoch nicht der Fall ist. Dieses Verhalten erin-
nert sogleich an die Abbildung von Busch. Unsere Larve von Messina hat
hat ferner die Kalkstäbe in den Markisenarmen so gebildet, dafs darauf so-
wohl die Angabe von Busch als die widersprechende von Krohn pafst.
Der Kalkstab der Markisenarme ist nämlich dreikantig, mit tiefen Furchen
zwischen den drei Leisten. An allen jüngeren Exemplaren waren diese Stäbe
einfach dreikantig, ohne Durchbrechung der Mitte, d.h. ohne Gitterwerk;;
nur an der Abgangsstelle des dreikantigen Stabs befindet sich darin ein Loch.
Bei älteren Exemplaren, deren Markisenarme viel länger geworden, war je-
doch das Endtheil dieser Stäbe von feinen Löcherchen durchbrochen, also
gegittert. Dagegen enthalten die dorsalen Seitenarme, welche sich wie ge-
wöhnlich viel später als die ersten Fortsätze entwickeln, immer einen in gan-
zer Länge gegitterten Kalkstab. Da in allen jüngern Exemplaren dieser sehr
häufigen Larve die Markisenarme noch ohne Gitter waren, so könnte es
zweifelhaft scheinen, ob meine Larven dieselben, wie die von Krohn nach
Befruchtung der Echinocidaris aequituberculata erhaltenen Larven seien.
Ich halte aber den Übergang dieser Larve in Echinocidaris aequituberculata
für wahrscheinlich und werde die Gründe dafür hernach anführen (!). Das
Verhalten der Kalkleisten im Körper der Larve ist so wie bei den andern
Seeigeln. An der ventralen Seite geht von den Hauptstäben ein Ast, welcher
sich mit dem der andern Seite kreuzt. Der Balken des Mundgestells geht
wie gewönlich von den Stäben ab, die sich in die Markisenarme fortsetzen.
Aus diesem Bogen geht ein Ast zur Rückseite über dem Magen einem glei-
chen der andern Seite entgegen. Diese Äste sind in ihrem Verlauf gebo-
gen, so dafs die gegeneinander stofsenden Enden zuletzt nach vorn, d.h.
(') Nach einer neueren Mittheilung von Krohn, welche sich auf einen wiederholten
Befruchtungsversuch gründet, sind die Stäbe der Markisenarme der Echinocidarislarve nicht
regelmälsig gegittert. Die Löcher waren in einem Theil der Larven vorhanden, fehlten da-
gegen bei einer ebenso grofsen Anzahl anderer Larven völlig. Archiv f. Anat. u. Physiol.
1854. p. 211. Hierdurch wird es bestätigt, dafs die von mir bis zur Vollendung des See-
igels beschriebenen Entwickelungsphasen auf Echinocidaris aequituberculata bezüglich sind.
B2
12 MüuLLeERr
von der Kuppel abgewendet sind, was für diesen Seeigel sehr charakteri.
stisch. ist.
Noch ehe die dorsalen Seitenarme hervorbrechen, erhält diese Larve
auf der Kuppel Auriculararme, welche schnell zu einer aufserordentlichen
Länge auswachsen und am Ende gleich den Schirmarmen mit einem dunkel-
violetten Fleck versehen sind. Im Innern dieser Arme befindet sich ein ein-
facher Kalkstab. Die Kalkstäbe der Auriculararme sind in der Kuppel durch
einen queren Balken verbunden, welcher, in der Mitte sich erweiternd, hier
durch eine Öffnung durchbrochen ist. Die Lage der Querleiste ist hinter
den Enden der in die Kuppel tretenden Kalkstäbe. Der quere Balken theilt
sich an den Aurikeln in einen kurzen absteigenden Ast und den Kalkstab
des Auricularfortsatzes. Die Richtung der Auriculararme ist dieselbe schiefe,
wie an den seitlichen Kuppelarmen der Spatangoidlarven. Diesen Armen
entsprechen offenbar die Auriculararme der fraglichen Larve; auch ent-
spricht die gemeinschaftliche Querleiste der Auricularkalkstäbe dieser Larve
dem Kalkbogen der Spatangoidlarven, von welchem die Kalkstäbe der seit-
lichen Kuppelarme ausgehen. Die Wimperschnur, welche vor der Erschei-
nung der Auriculararme ganz einfach ihren Bogen an den Seiten des Schirms
der Larve bildete, bekleidet jetzt die ganze Länge der Auriculararme auf
beiden Seiten. Die Larven sind reichlich mit violetten Flecken besäet.
Die dorsalen Seitenarme entwickeln sich bei dieser Larve später als
die Auriculararme. Ihre Kalkstäbe sind immer gegittert. An ihrer Wurzel
gehen von ihnen drei divergirende einfache Äste in den Körper der Larve,
welche nicht mit den andern Kalkstäben verbunden sind. Die Nebenarme
des Mundgestells entstehen und verhalten sich wie bei andern Seeigellarven,
ihre Kalkstäbe sind wie gewöhnlich bogenförmig auf dem Rücken der Larve
verbunden, aus welchem Bogen sich ein mittlerer gerader Ast erhebt. Die
Larve hat jetzt 10 Arme; in diesem Zustand ist sie von Gegenbaur ge-
sehen und als Seeigellarve mit 8 gewöhnlichen und: 2 überzähligen langen
Scheitelarmen erwähnt. Sie erhält aber noch zwei Arme mehr, im reifen
Zustande hat sie nämlich 12 Arme. Die 2 zuletzt entstehenden Arme mit
Kalkstäben fehlen den Echinuslarven, dagegen sie bei den reifen Spatangoid-
larven vorkommen. Sie befinden sich zwischen den dorsalen Seitenarmen
und dem Mundgestell. Ihre Kalkstäbe sind Äste aus dem Kalkbogen, wel-
über die Gattungen der Seeigellarven. 13
cher die Kalkstäbe der Nebenarme des Mundgestells verbindet, ganz wie bei
den Spatangoidlarven.,
Diesen gleicht die fragliche nn auch darin, dafs sie keine Wimper-
epauletten erhält. Von u verschieden sind 4 symmetrisch stehende Zi-
pfel, die sich am Rande des Schirms entwickeln, und welche nach der Kup-
pel hin aufgeschlagen sind; auf diese Zipfel ist die Wimperschnur mit aus-
gezogen. Die beiden ventralen Zipfel befinden sich am ventralen Schirm,
zwischen dem mittleren Theil der Markise und den Markisenarmen, die dor-
salen zwischen den dorsalen Seitenarmen und dem zweiten Paar der dorsa-
len Seitenarme.
Durch den Besitz dieser Zipfel und den Mangel des mittleren Kup-
pelarmes unterscheidet sich die fragliche Larve von der Larve der Spa-
tangoiden (').
Ich habe diese Larve auch im Zustande der Entwickelung des See-
igels gesehen, welcher auf der linken Seite des Magens gelagert war. Die
Larve war auch schon mit gestielten Pedicellarien versehen. Bei den am
weitesten entwickelten Larven ist die Kalkkrone der Hauptstäbe in der Kup-
pel verschwunden und diese Stäbe enden jetzt einfach. Dagegen hat sich
von ihnen an den Stellen, wo früher die einfachen Äste abgingen und wei-
ter hinaus, eine netzförmige Kalkplatte entwickelt, und zwar sowohl nach der
ventralen Seite hin als nach dem seitlichen Umfang der Larve.
Auch die gegitterten Kalkstäbe der dorsalen Seitenarme, deren Wur-
zel früher aus mehreren einfachen divergirenden Ästen bestand, haben jetzt
an ihrer bis zur Kuppel verlängerten Wurzel und von ihren Rändern sich in
durchlöcherte Kalkplatten ausgebreitet, sowohl nach der dorsalen als late-
ralen Seite des TODD
Junge Seeigel von #" Gröfse, welche von dieser Larve stammen und
deren Abkunft einmal ech an den Resten der dreikantigen Kalkstäbe und
des charakteristischen Auricularkalkgerüstes erkennbar war, wurden öfter
gefischt. Sie waren rund und stark abgeplattet. Auf der ventralen Seite wa-
ren 5 grofse Saugfülse von der Form wie bei Echinus entwickelt, mit ring-
förmigen Kalkscheibchen am Ende wie bei den Echinen und Echinocidaris.
(') Mit jenen Zipfeln lassen sich jedoch gewisse Falten am Schirm der Larve von Spa-
tangus purpureus vergleichen. Siehe Krohn im Archiv f. Anat. u. Physiol. 1854. p- 209.
14 MÜLLER
Auf der Rückseite waren dünne nadelförmige Stacheln aus feinen Kalk-
netzen, am Rande aber dicke Stacheln mit plattem breiterem abgerunde-
tem Ende, deren Kalknetz mit weiten Maschen versehen war. Auch standen
auf dem Rücken gestielte Pedicellarien. Die platten Stacheln scheinen den
platten ventralen Stacheln mit spatelförmigem Ende bei Echinocidaris aequi-
Zuberculata zu entsprechen. Zu Diadema würden wohl die Saugfüfse, aber
nicht die spatelförmigen Stacheln, zu Cidaris auch nicht die Form der Saug-
füfse, zu Echinus nicht der Mangel der Wimperepauletten und die secun-
dären dorsalen Seitenarme, zu Spatangoiden nicht Form und Bau der Sau-
ger passen.
Die Verwandtschaft der Echinocidaris und Spatangen ist bei den
ausgebildeten Seeigeln in dem Verhalten der Saugfüfse zu erkennen, wel-
che bei den Echinocidaris auf der Rückseite des Seeigels gefiedert und
kiemenartig werden. Es läfst sich erwarten, dafs die den Echinocidaris in
dieser Hinsicht nahestehenden Diadema und Cidaris in den Larven dem Ty-
pus der Echinocidaris folgen werden.
Eine von Kölliker bei Messina gesehene Seeigellarve hat zehn von
Gitterstäben gestützte Arme, von denen die zwei überzähligen bedeutend
langen und rechtwinklig zu einander gestellten vom Scheitel abgehen und
hat ferner seitlich am obern Leibesende zwei handhabenförmige weiche Fort-
sätze, über welchen die Wimperschnur hinläuft. Die Scheitelarme würden
den Armen der letztbeschriebenen Larve gleichen, mit welcher die Beschaf-
fenheit der Kalkstäbe und die Handhaben indefs nicht stimmen wollen; die
letztere hat zur Zeit, wo die 4 Schirmlappen ganz entwickelt sind, 12 Arme.
IV. Über die Larven der Spatangoiden.
Obgleich die Larve eines Spatangoiden im vollkommen ausgebildeten
reifsten Zustande schon in den Helgoländischen Beobachtungen von 1846
aufgetreten ist, so hat doch die Deutung dieser Larven lange auf sich warten
lassen. Die Larven der Spatangoiden sind in der Regel mit dreikantigen
Gitterstäben des Schirms versehen und am meisten durch ihren unpaaren
Scheitelfortsatz mit gegittertem Kalkstab ausgezeichnet. In ihrem reiferen
Zustande besitzen sie auch Seitenarme der Kuppel, aber zu keiner Zeit
Wimperepauletten.
über die Gattungen der Seeigellarven. 15
Die Bestimmung der Larven mit Gitterstäben war ohne die Hülfe der
künstlichen Befruchtung nicht möglich und konnte ohne diese höchstens zu
der Überzeugung führen, dafs es unter diesen Larven mehrere Arten geben
müsse. Alle Seeigellarven mit Gitterstäben ohne Wimperepauletten schie-
nen wenigstens zu derselben Gattung zu gehören. Als ich daher 1947 im
Sunde einen jungen Seeigel mit Zähnen beobachtete, an dem noch Reste
von Gitterstäben hafteten und der von einer Larve ohne Wimperepauletten
abstammte, so schien es, dafs die Larven mit Gitterstäben und ohne Wim-
perepauletten auf die zahnlosen Seeigel der Spatangoiden nicht bezogen wer-
den können.
In Nizza und Triest waren die Beobachtungen über die Seeigellarven
mit Gitterstäben fortgesetzt worden und es sind die Beobachtungen und Ab-
bildungen darüber in der IV. Abhandlung Taf. VIII und VI. Abhandlung
‚ Taf. VOI niedergelegt. Diese führten mich wohl zu der Unterscheidung
mehrerer unter sich und von der Helgoländischen Art abweichenden For-
men mit Gitterstäben; aber es wollte nicht gelingen, die Gattung derselben
festzustellen. Der in Helsingör beobachtete junge Seeigel mit Gitterstäben
war ein bezahnter gewesen und gleichwohl deutete der Mangel der Wimper-
epauletten bei der Larve dieses und bei den andern von mir im reifen Zu-
stande beobachteten Seeigellarven mit Gitterstäben auf eine von Echinus ver-
schiedene Gattung hin. Erst durch die künstlichen Befruchtungen von Krohn
wurde es möglich, verschiedene Gattungen unter den Seeigellarven mit Git-
terstäben zu unterscheiden. Durch die Mittheilung desselben aus Messina,
Archiv 1853. S. 137, sind Seeigellarven mit Gitterstäben ohne unpaaren
Scheitelstab bestimmt worden in Folge der Befruchtung von Echinus brevi-
spinosus und Echinocidaris aequituberculata. Nachdem nun abermals durch
diesen Forscher vermöge der künstlichen Befruchtung eine der Formen mit
Gitterstäben und einem Scheitelstab bei Spatangus purpureus beobachtet ist,
Archiv 1853. p. 255, so halte ich es für höchst wahrscheinlich, dafs alle mit
Gitterstäben und zugleich mit einem Scheitelstab versehenen Seeigellarven
den Spatangoiden angehören. Das wichtigste Merkmal scheint für die Spa-
tangoiden aufser dem Mangel der Wimperepauletten in der Gegenwart des
unpaaren Arms auf der Kuppel, weniger in der gegitterten Beschaffenheit
der Stäbe des Schirms zu bestehen. Es ist mir nämlich in Messina wieder-
holt auch eine Form dieser Larven mit unpaarem Scheitelstab vorgekom-
16 MürLter
men, bei welcher die Stäbe der Arme des Schirms zwar dreikantig, aber
nicht gegittert sind (').
In Messina hatte ich die reichste Gelegenheit, die Beobachtungen über
die Spatangoiden wieder aufzunehmen. Die Aufgabe, die ich mir gesetzt
habe, war die Deutung ihrer verschiedenen Formen, wie weit sie auf Alters-
unterschiede, wie weit auf Gattungsunterschiede der Spatangoiden zu be-
ziehen. Die Unterschiede der von mir in Helgoland, Nizza und Triest be-
obachteten Formen mit Scheitelstäben und der von Krohn beobachteten
Entwickelung des Spatangus purpureus, welche bis zur Erscheinung der
dorsalen Seitenarme und der Nebenarme des Mundgestells fortgeführt ist,
mufsten hierbei ihre Erklärung finden.
Am einfachsten ist die Gestalt der jüngeren Larve vor der Zeit der
Entwickelung des Scheitelfortsatzes. Krohn Archiv f. Anat. u. Phys. 1853.
Taf. VO. Fig. 1. Sie hat jetzt nur die Markisenarme oder Arme des ventra-
len Schirms und den dorsalen Schirm. In der zweiten Abbildung Krohns
ist der Scheitelfortsatz mit seinem Stab hervorgetreten und die Arme des
Mundgestells angedeutet, die Figur also fünfarmig; in der dritten und vier-
ten Abbildung sind die dorsalen Seitenarme und die Nebenarme des Mund-
gestells hervorgetreten. Meine Abbildungen von Nizza, Abh. IV. Taf. VII.
Fig. 10—13, und von Triest, Abh. VI. Taf. VII. Fig.7—9, enthalten ana-
loge Formen, welche darin abweichen, dafs der Scheitelstab und die Gitter-
stäbe des Körpers in ganzer Länge gegittert sind, während in Krohns Form
der dem Ursprung nähere Theil in einer grofsen Strecke ungegittert ist.. Die
Form von Triest ist auch in der dreischenkligen Basis des Scheitelstabs ab-
weichend. Bis dahin besitzen diese Formen 9 Arme. Die am weitesten ent-
wickelte Form ist dann die bei Helgoland bis zur Metamorphose beobach-
tete mit 13 Armen; es sind nun hinzugetreten das zweite Paar der dorsalen
Seitenarme und die Seitenarme der Kuppel, deren Stäbe sich aus einer bo-
genförmigen Verlängerung des Scheitelstabes entwickelt haben. Erwägt man
noch, dafs es eine Form von Spatangoidenlarven giebt, deren Scheitelstab
zum Theil gegittert, und deren übrige Kalkstäbe völlig ungegittert sind,
so fehlt es nicht an Verschiedenheiten der Formen unter den Spatangoid-
(') Die Erörterungen über die in Helsingör beobachteten jungen Seeigel mit Zähnen
und Resten von Gitterstäben sind auf den Nachtrag dieser Abhandlung verwiesen.
über die Gattungen der Seeigellarven. 17
larven, welche auf die in den Europäischen Meeren vorkommenden Gat-
tungen von Spatangoiden: Spatangus, Amphidetus, Brissus, Brissopsis,
Schizaster, bezogen werden könnten. Ich habe indefs in der Beobach-
tungsreihe von Messina durch Aufzeichnung aller Übergangsstufen die
Überzeugung gewonnen, dafs die in Helgoland beobachtete vollendete Form
das Ziel ist, welchem alle bis jetzt bekannten Spatangoidlarven mit we-
niger als 13 Armen zugeführt werden, d.h. dafs alle Spatangoidlarven
zuletzt Seitenarme des Scheitels und das zweite Paar der dorsalen Seiten-
arme erhalten, und dafs das mehrste, was bisher von den Unterschieden der
Spatangoidlarven beobachtet ist, auf Altersunterschiede zu beziehen ist.
Aus der Zeit, wo der unpaare Scheitelarm noch nicht ausgebildet ist,
das Hinterende der Larve vielmehr einfach spitz endigt, ist eine von mir ge-
zeichnete Larve von +” Gröfse. Der Kalkstab des Markisenarms theilt sich
im Körper der Larve wie gewöhnlich in 3 Äste, der eine geht quer hin und
begegnet dem gleichnamigen der andern Seite, mit dem er sich bald kreuzet.
Der zweite Ast geht bogenförmig nach der Rückseite in den Mundschirm
und verlängert sich in den Arm des Mundgestells, der dritte Ast des Mar-
kisenstabs setzt sich in die spitze Kuppel fort; diesem Ast analog ist an der
Rückseite des Larvenkörpers jederseits eine Kalkleiste, welche sich aus dem
Kalkbogen für das Mundgestell erhebt.
Es gehen also an der ventralen Seite und in gleicher Weise an der
dorsalen Seite zwei, im Ganzen 4 Kalkleisten in die Kuppel, die beiden seit-
lichen sind hier durch eine Querleiste verbunden, so dafs auf jeder Seite des
Larvenkörpers ein viereckiger Rahmen entsteht; die Längsleisten setzen sich
noch etwas weiter fort, indem die entsprechenden beider Seiten bis zur Be-
rührung convergiren, die ventralen Leisten dringen bis in die Spitze der
Kuppel und legen sich dort an einander; die beiden anderen begegnen sich
sogleich.
Dieses Stadium ist etwas älter als das von Krohn von Spatangus pur-
pureus abgebildete a. a. O. Taf. VII. Fig. 1. Während aber beim Spatangus
purpureus die Kalkstäbe der Markisenarme, so weit sie bis jetzt entwickelt
sind, noch nichts vom Gitter enthalten und der gegitterte Theil derselben
sich erst später anzubilden hat, so sind die Kalkstäbe der Markisenarme in
unserm Fall von der Abgangsstelle der Äste bis ans Ende gegittert.
Phys. Kl. 1854. C
18 MüLrLıer
Wenn der Scheitelfortsatz und sein Kalkstab sich ausgebildet hat, so
läuft seine Basis in 3 fast horizontale Schenkel aus, wovon zwei divergirend
nach aufsen, der dritte dorsal gerichtet ist. Die ventralen Kalkleisten der
viereckigen Kalkrahmen begegnen sich dann vor dem Anfang des Scheitel-
stabs, bald mehr, bald weniger hoch.
Eine dreischenklige Basis des Scheitelstabs habe ich bei allen von
mir in Triest und Messina beobachteten Spatangoidenlarven dieses Sta-
diums wahrgenommen und sie mag in dieser Zeit wohl allgemein sein.
So bleibt die Basis des Scheitelstabs aber nicht, vielmehr sind die beiden
seitlichen Schenkel der Basis bestimmt sich in die Bogen zu verlängern,
welche in den Helgoländischen Larven ausgebildet sind und von welchen
erst wieder die Kalkstäbe der Seitenarme der Kuppel ausgehen sollen. Da
die beiden Schenkel der Basis des Scheitelstabs divergiren, die Schenkel des
Kalkbogens aber in einer gemeinschaftlichen Ebene liegen, so ist die Verlän-
gerung in dieser Richtung erst dadurch möglich, dafs sich an den Enden der
frühern Schenkel der Basis des Scheitelstabs ein Winkel oder Knie ausbil-
det. Dafs aber die genannten Schenkel sich in die spätern Bogen verlän-
gern, davon habe ich mich durch alle Übergangsstufen überzeugt. Wenn
die Bogen sich ausgebildet haben, ist der dorsale der drei früheren Schen-
kel der Basis unverändert geblieben, zuweilen findet sich diesem gegenüber
jetzt noch ein ihm entgegengesetzter ventraler Dorn an der Basis des
Scheitelstabs.
Zur Zeit, wo sich der Bogen der Basis des Scheitelstabs über der
Kuppel entwickelt, geht der frühere Rahmen von Kalkleisten in der Kuppel
durch Resorption ganz verloren. Die quere Verbindung der ventralen und
dorsalen Leiste in der Kuppel, wovon die erstere die Fortsetzung des Mar-
kisenarmes, die letztere ein Ast des Kalkbogens für den ersten Arm des
Mundgestells war, ist nicht mehr vorhanden, die Längsleisten sind nicht
blofs verkürzt, sondern die dorsale Längsleiste verschwindet ganz, während
der Stumpf der ventralen bleibt. Dieser entsprechend ist aber an der Rück-
seite des Körpers und der Kuppel der Larve jederseits eine ähnliche Längs-
leiste entstanden, welche die Verlängerung des Gitterstabs des später ent-
standenen dorsalen Seitenarms ist, von welchem zugleich unter einem rech-
ten Winkel ein querer Ast an der Rückseite des Körpers hingeht.
Früher war der Körper durch 4 Längsleisten und ihre Verbindung in
über die Gattungen der Seeigellarven. 19
der Kuppel gestützt, welche die Verlängerung der Gitterstäbe der Markisen-
arme und der einfachen Stäbe des Mundgestells waren, jetzt ist der Körper
gestützt durch die Verlängerung der gitterigen Markisenstäbe und die Ver-
längerung der gitterigen Stäbe der dorsalen Seitenarme. Indem die früher
völlig fehlenden dorsalen Seitenarme ihre Kalkleisten nach der Kuppel ver-
längern und diese Arme selbst den Markisenarmen in Länge gleich gewor-
den sind, so istnun erst die Symmetrie der 4 Arme des Schirms und ihrer
Gitterstäbe hergestellt.
Auch gleicht sich der Körper an der Ventral- und Dorsalseite durch
die Querleisten, welche von den Kalkstäben der 4 Arme ausgehen, und wel-
che an der ventralen und dorsalen Körperwand hingehend denen der andern
Seite begegnen. Die Querleisten an der ventralen Wand sind noch vor dem
Darm, nicht wie die Querleisten dieser Stäbe bei den Echinen, welche un-
ter dem Darm hingehen. Ich habe indefs in einzelnen Fällen einen tiefen
queren und einen oberflächlichen queren nach der Haut gerichteten Ast der
Stäbe der Markisenarme wahrgenommen und Krohn hat bei der Larve des
Spantangus purpureus auch 2 Querleisten abgebildet, wovon die eine sich
nach der Aftergegend erstreckt. Die Entwickelung der Nebenarme des
Mundgestells mit ihrem Kalkbogen hat nichts eignes und verhält sich wie bei
allen Seeigellarven; sehr spät entwickelt !sich das zweite Paar der dorsalen
Seitenarme mit einfachen Kalkstäben, welche Äste des mittlern Kalkbogens
des Mundgestells, d. h. des Kalkbogens der beiden Nebenarme des Mund-
gestells sind.
Das successive Hervorwachsen der Seitenarme der Kuppel und ihrer
Kalkstäbe aus dem Kalkbogen des Scheitelstabs habe ich in vielen Fällen
gesehen. Wichtig war mir die neu gewonnene Belehrung, dafs die Seiten-
arme der Kuppel wie bei Echinocidaris Auriculararme sind, was ich bei den
fraglichen Larven von Helgoland nicht bemerkt hatte, an denen überhaupt
. in diesem Stadium der Lauf der Wimperschnur so wenig deutlich war, dafs
ich sie bei diesen Larven in der Zeichnung gar nicht anzugeben im Stande
war. Es hat daher in der sechsten Abhandlung in der Erklärung der sche-
matischen Abbildung Taf. II. Fig. III. 5 ein Irrthum stattgefunden, dafs die
Seitenarme des Scheitels dieser Larve in gleicher Bedeutung wie der Mittel-
arm des Scheitels genommen vom Lauf der Wimperschnur ausgeschlossen
angesehen sind. Nachdem die Aurikeln des E. brevispinosus bekannt gewor-
C2
20 MÜLLER
den, war es mir sogleich gewifs, dafs die Deutung der fraglichen Arme bei
den Larven mit Scheitelstäben einer Revision bedürfe, ob sie nämlich gleich-
bedeutend mit dem unpaaren Scheitelstab sind oder sich bei dem Lauf der
Wimperschnur betheiligen. Ich habe mich in Messina an geeigneten Exem-
plaren von Spatangoidlarven überzeugen können, dafs die Wimperschnur
auf die sich entwickelnden Seitenarme des Scheitels mit ausgezogen wird.
An allen in Messina beobachteten Spatangoidenlarven dieses Stadiums
habe ich ferner ein eigenthümliches Verhalten der Kalkstäbe in den Auricu-
lararmen beobachtet, welches mir bis dahin unbekannt war. Diese Stäbe,
Äste des Kalkbogens des Scheitelstabes sind nämlich zwar einfach ohne Git-
ter und im gröfsten Theil ihrer Länge von cylindrischer Gestalt, ihr Anfang
dicht am Ursprung aus dem Kalkbogen ist dagegen auf eine kurze Strecke
spindelförmig erweitert und an dieser Stelle meist dreikantig. Die Kanten
sind hohe dünne Leisten mit tiefen Furchen dazwischen.
Der Scheitelarm, die Markisenarme und die dorsalen Seitenarme ent-
halten bei allen Spatangoidlarven dreikantige Kalkstäbe mit hohen Kanten
und tiefen einspringenden Winkeln, und immer ist der Anfang dieser Kanten
nicht ganz gerade, sondern beschreibt vom Ursprung an eine leichte allmälige
Wendung, z. B. entspringt am Scheitelstab eine der Kanten ventral seitlich
über dem rechten Schenkel der Basis und steigt von da schief über die ven-
trale Fläche des Scheitelstabs nach der linken Seite. Dieselbe Wendung be-
merkt man am Ursprung der Kanten der Kalkstäbe der Schirmarme.
Noch sind in den reiferen Larven die Ausbreitungen der Kalkbildung
zu erwähnen, welche von den Kalkstäben ausgehen, so ein Kalknetz, welches
sich von dem mittlern Kalkbogen des Mundgestells und seiner Mittelleiste
aus entwickelt, ferner durchlöcherte Platten, welche sich aus den ventralen
und dorsalen Leibesstäben nach der Seite des Körpers hin entwickeln.
Zuletzt entsteht die Frage, ob man neben der Larve des Spatangus
purpureus noch mehrere andere Arten oder Gattungen von Spatangoidlarven
unterscheiden könne. Nachdem ich die Gewifsheit erlangt habe, dafs die
dreischenkliche Basis des Scheitelstabs sich in den Bogen für die spätern
Auriculararme entwickelt, so ist diese Unterscheidung sehr unsicher gewor-
den und es bleiben als verlässigere Anhaltpunkte nur die Unterschiede in
den Kalkstäben selbst übrig. Bei den von Krohn beobachteten Larven des
Spatangus purpureus war der Anfang aller Gitterstäbe auf eine gute Strecke
über die Gattungen der Seeigellarven. pA |
von Gitter frei, die in seiner 3. Figur gegen“ der Länge der Stäbe beträgt, der
übrige Theil der Länge der betreffenden Stäbe ist gegittert, und dies war, wie
auch aus den Abbildungen der verschiedenen Alterszustände zu ersehen, ohne
Zweifel Regel bei der ganzen Brut, welche Krohn aus einer künstlichen
Befruchtung erzogen hatte. Wenn dieser Fall allgemeine Regel für Spatangus
purpureus wäre, so würde ich weder in Messina noch an irgend einem andern
Ort eine Larve dieses Spatangoiden beobachtet haben '); denn in den von
mir beobachteten Spatangoidlarven waren die betreffenden Gitterstäbe ent-
weder in ganzer Länge gegittert, oder doch nur ein äufserst kleiner Theil
der Wurzel von der Gitterbildung ausgeschlossen. Dagegen habe ich unter
vielen Spatangoidlarven von Messina vier gesehen, deren 4 lange Schirmarme
zwar wie gewöhnlich dreikantige Stäbe aber ohne alles Gitterwerk ein-
schlossen; denn dafs der Kalkstab bei seiner Theilung im Körper zwei Lö-
cherchen enthielt, kann wohl nicht in Betracht kommen. Der Scheitelstab
dieser Larven war im untersten Viertel ungegittert, im übrigen gegittert. Eine
dieser Larven hat noch den frühern Kalkrahmen der Kuppel. Sie zeichnet
sich durch die ungewöhnliche Stärke dieses Kalkgestells in der Kuppel aus,
auf welchem die 3 Schenkel des Scheitelstabs ruhen.
Dieselbige Larve mit ungegitterten dreikantigen Schirmstäben sah ich
auch mit entwickelten Auricularfortsätzen und mit der ersten Anlage des
Seeigels. Die Verwandlung beginnt, wenn die Larve alle 13 Fortsätze er-
halten und die Auriculararme, deren Kalkstäbe wie bei der Spatangoidlarve
mit gegitterten Kalkstäben der Schirmarme am Anfang erweitert sind, eben
angefangen haben, hervorzutreten, mit der ersten Anlage des Seeigels als
Umbo auf der linken Seite bei Magen und Schlund; die davon ausgehende
Röhre öffnet sich auf dem Rücken, links zwischen Magen und Schlund mit
einem deutlichen Porus. Der Scheitel der Larve wird hierbei nach hinten
gerichtet gedacht.
Die Länge der Auriculararme und ihrer Kalkstäbe nimmt mit der Aus-
bildung der Larven zu; sie werden an den vorher beschriebenen Spatangoid-
larven von Messina mit gegitterten Kalkstäben der 4 Schirmarme und des
(') So ist es in der That. Siehe über die spätere Ausbildung der Larve des Spatan-
gus purpureus Krohn im Archiv 1854 p. 208. Aufser andern Merkmalen sind die Auricu-
larfortsätze dieser Larve darin ausgezeichnet, dals sie äulserst kurz, breit und abgerundet
sind und keine Kalkstäbe enthalten.
92 MÜLLER
Scheitelfortsatzes zuletzt sehr lang und zuweilen selbst länger als die andern
Arme(!). Zuweilen ist der unpaare Scheitelfortsatz bei diesen Larven von
aufserordentlicher Länge, so dafs er in einzelnen Fällen die Länge der ganzen
übrigen Larve um das Doppelte übertrifft. Seine Länge ist übrigens grofsen
Variationen unterworfen.
Die Divergenz der Auriculararme variirt innerhalb einer gewissen Breite,
in einzelnen seltneren Fällen sind sie beinahe horinzontal gestellt; auch der
Kalkbogen an der Basis des Scheitelstabs für die Aurikeln variirt und giebt
es Fälle, wo seine beiden Hälften statt gebogen zu sein, vielmehr einen Win-
kel mit einander bilden.
Die in der ersten Abhandlung beschriebenen Spatangoidlarven gehö-
ren ohne Zweifel dem um Helgoland gemeinen Amphidetus cordalus Ag. an.
Die bei Triest beobachtete Art dieser Larven ist dagegen wahrschein-
lich auf den dort gemeinen Schizaster canaliferus Ag. zu beziehen.
Nachtrag vom J. 185%
zu den Seeigellarven der Nordsee und des Sundes.
Im J. 1847 beobachtete ich in Helsingör einen äufserst jungen See-
igel, der noch mit den Gitterstäben der Larve versehen war und bereits die
Anlagen der 5 Schmelzzähne hatte. Erste Abhandlung. Taf. VII. Fig. 9.
Dämals kannte man schon eine Seeigellarve mit Gitterstäben, nämlich die in
Helgoland beobachtete, welche sich von verschiedenen andern Helgoländi-
schen Seeigellarven dadurch auszeichnete, dafs sie niemals Wimperepauletten
erhält und im reifen Zustande statt 8 vielmehr 13 Fortsätze, unter diesen
aber einen unpaaren Scheitelfortsatz besitzt. Von dieser Larve stammte der
(!) Bei einer von Professor Leuckart bei Nizza beobachteten Spatangoidlarve, wo-
von ich durch ihn eine Skizze erhalten, sind die Auriculararme sogar doppelt so lang
als die längsten andern Schirmarme. Diese hat auch 13 Arme, die 4 Schirmarme ent-
halten gegitterte Kalkstäbe, der unpaare Scheitelarm ist von Gitter frei, doch war das
Ende abgebrochen.
über die Gattungen der Seeigellarven. 23
in Helsingör beobachtete junge Seeigel mit Zähnen nicht ab, sondern von
einer Larve mit nur 8 Fortsätzen ohne Scheitelstab und ohne Wimperepau-
letten. Diese Larve glich der vorhin erwähnten nur in dem Mangel der
Wimperepauletten und in dem Besitz der gegitterten Stäbe des Schirms;
ich stellte sie wegen des Mangels der Wimperepauletten und des Mangels
des Scheitelfortsatzes und wegen des Besitzes von nur 8 Fortsätzen, so wie
wegen der Übereinstimmung in der Gestalt mit einer in Helgoland selten be-
obachteten Larve zusammen, die keine Gitterstäbe, sondern einfache Stäbe
des Schirms hatte. Leider hatte ich, mich mit der Beziehung auf die Abbil-
dungen der Helgoländischen Larven beruhigend, unterlassen die Larven von
Helsingör zu zeichnen. Auf die Unterschiede der Larven in dem Besitz oder
Mangel der Wimperepauletten mufste ich gleich anfangs den gröfsten Werth
legen, und in der That stehen diese Unterschiede, wie wir jetzt sicher wis-
sen, in erster Linie, weil sie sich nicht blofs auf die Unterscheidung der Ar-
ten, sondern der Gattungen der Seeigellarven beziehen.
Diese von mir in Helgoland und Helsingör beobachteten Seeigellarven
mit und ohne Scheitelstab stimmten also darin überein, dafs sie keine Wim-
perepauletten besafsen. Nachdem sich ergeben, dafs die Echinuslarven
gerade mit diesen Wimperepauletten versehen sind, so schienen mir die Ar-
ten von Seeigellarven mit Gitterstäben, welche ich in der sechsten Abhand-
lung unterschied, einer eigenen von Echinus verschiedenen Gattung anzu-
gehören.
Als Krohn durch Befruchtung des Echinus brevispinosus eine Larve
mit Gitterstäben ohne unpaaren Scheitelfortsatz erhalten hatte, war es gewils,
dafs es auch Echinus mit Gitterstäben geben könne. Dies schien einiges
Licht auf den räthselhaften Seeigel von Helsingör zu werfen, in welchem
Zähne mit Gitterstäben zusammentreffen. Die Vermuthung Krohn’s, dieser
könne von einem Echinus herstammen, dessen Larve gleich der des Echinus
brevispinosus mit Gitterstäben versehen sei, war unter diesen Umständen so
wahrscheinlich , dafs ich mich selbst von dieser Auflösung der Verwickelung
angezogen fühlte. Aber zu dieser Erklärung pafste nicht, dafs jene Seeigel
wie ich ausdrücklich bemerkt hatte, aus Larven ohne Wimperepauletten ver-
folgt waren. Erste Abhandlung p. 295 (23). Dafs der muthmafsliche Echinus
sich ohne Wimperepauletten entwickele, wäre mit allem, was über die Larven
der Echinus festgestellt ist, unvereinbar. Es ist daher mit der Deutung des See-
24 MÜLLER
igels von Helsingör auf einen Echinus stillschweigend entweder diese Annahme
oder die Voraussetzung verbunden, dafs ich mich in der Ableitung.dieses Seeigels
von einer Larve ohne Wimperepauletten geirrt haben könne. Es lag noch
die Möglichkeit vor, dafs vielleicht die jungen Spatangen mit vergänglichen
Zahnrudimenten versehen seien. Obgleich dıes nichts weniger als wahr-
scheinlich ist, so schien es mir doch nöthig hierauf zu achten und ich em-
pfahl dies der ferneren Beobachtung in dem Auszuge dieser Abhandlung,
der im Archiv für Anatom. Physiolog. 1853 mitgetheilt ist. Seitdem ist
es schon direct an den jüngsten Spatangen von Krohn beobachtet, dafs sie
keine Rudimente von Zähnen besitzen. Archiv f. Anat. Physiol. 1854.
p- 211. Die Lage dieses Gegenstandes war anziehend genug, die nordischen
Seeigel abermals in Angriff zu nehmen. Bei meinem letzten Aufenthalt in
Helgoland im September 1854 erhielt ich Gelegenheit, die Untersuchung
über den räthselhaften Seeigel von Helsingör wieder aufzunehmen und zur
Entscheidung zu bringen. Sie ist dahin ausgefallen, dafs die Charaktere
dieses Seeigels und seiner Larve weder mit denen der Spatangen noch mit
denen der Echinus zusammenfallen.
In diesem Jahre kamen die Helgoländischen Spatangoidlarven mit
Scheitelfortsätzen gar nicht vor. Die beiden Echinuslarven mit Wim-
perepauletten , diejenige mit stumpfem und diejenige mit conischem
Scheitel erschienen einigemale wieder(!). Die auf Taf. IV. Fig. 1. 2
der ersten Abhandlung abgebildete Seeigellarve ohne Wimperepauletten
mit 8 Fortsätzen und charakteristischer Vertheilung der Kalkleisten in der
Kuppel wurde nicht wiedergeschen. Dagegen erschien eine andere Larve
ohne Wimperepauletten mit 8 Fortsätzen häufig, welche zwar eine ganz
ähnliche Vertheilung der Kalkbalken in der Kuppel hatte, deren Kalkstäbe
der Markisenarme und der dorsalen Seitenarme aber nicht einfach, sondern
immer gegittert waren. Diese Larve war schon in Helsingör oft vorgekom-
men, sie ist es, von der ich den Seeigel von Helsingör ableitete. Sie ist der
vorhin erwähnten auf Taf. IV. Fig. 1. 2 der ersten Abhandlung abgebilde-
(!) Die Helgoländische Echinuslarve mit conischem Scheitel erhält sehr frühe schon
ihre Wimperepauletten. Ein Exemplar, bei dem die dorsalen Seitenarme noch nicht ent-
standen, hatte bereits die Wimperepauletten. An dieser Larve wurden die queren Kalk-
leisten unter dem Darm, wie sie bei Echinus lividus, pulchellus, breeispinosus u. a. VOr-
kommen, vermilst.
über die Gattungen der Seeigellarven. 95
ten Larve so ähnlich wie Varietäten einer und derselben Art. Ich hatte und
habe noch keine Mittel ihre Abweichung in der Beschaffenheit der Schirm-
stäbe (einfach oder gegittert) zu erklären. Es können verschiedene Arten,
es können auch Varietäten derselben Art sein. Vielleicht auch, sage ich mir,
war die wahre Beschaffenheit der Stäbe bei der Beobachtung von Helgoland
vom Jahre 1846 übersehen, diese Annahme ist jedoch schon deswegen
etwas bedenklich, weil ich 3 ausgeführte Zeichnungen in verschiedenen in:
sichten von jenem Exemplar besitze ; es wäre auch, falls es sich um dieselbe
Species handeln sollte, nicht nöthig, einen Irrthum anzunehmen, da es Bei-
spiele ähnlicher Varietäten giebt, wie z. B. bei Echinus brevispinosus und
beim Pluteus paradoxus.
Im Mittelmeer bei Nizza lebt eine ganz ähnliche Larve ohne Wimper-
epauletten mit 8 Fortsätzen, von denen diejenigen des Schirms mit gegitterten
Kalkstäben versehen sind. Taf. VIII. Fig. 9 der vierten Abhandlung. Die
Vertheilung der Kalkleisten in der Kuppel ist ganz ähnlich wie bei der nor-
dischen Larve, die uns jetzt beschäftigt. Übrigens ist die‘ ähnliche Verthei-
lung der Kalkleisten in der Kuppel dieser Larven jenen Formen nicht al-
lein eigen, sie wiederholt sich vielmehr mit geringen Modificationen in den
jüngern Larven des Echinus brevispinosus und in den jüngern Spatangoidlar-
ven. In den Larven, um die es sich jetzt handelt, bleibt aber dieses Balken-
werk der Kuppel bis zur Ausbildung des Seeigels unverändert, während es
beim Echinus brevispinosus und bei den Spatangoidlarven später bis auf seine
Stützen zu Grunde geht, zur Zeit, wo der Scheitel dieser Larven sich zu
seiner spätern Form und ihren neuen Kalkgebilden entwickelt.
Die Larve mit $ Armen ohne Wimperepauletten, mit Gitterstäben
der Schirmarme ist in Helgoland diesmal in allen Stufen ihrer Entwickelung
bis zum ausgebildeten Seeigel beobachtet; und dieses ist der Seeigel, bei
welchem sowohl in Helsingör als diesmal in Helgoland die Zähne beob-
achtet worden sind.
Diese Seeigel zeichnen sich dadurch aus, dafs sie, obgleich mit Zäh-
nen versehen, doch Tentakeln, d.h. Füfschen mit blasigen Enden ohne Kalk-
ring besitzen, die Larve aber zeichnet sich dadurch aus, dafs sie wie die
Echinuslarven 8 Fortsätze und keinen Scheitelfortsatz erhält; sie weicht
dagegen von den Echinus ab, dafs sie niemals Wimperepauletten besitzt,
worin sie den Echinocidaris und den Spatangoiden gleicht, von diesen weicht
Phys. Kl.1854. D
26 Mürrer
sie wieder ab durch ihre 8 Fortsätze und dafs ihr das zweite Paar der dor-
salen Seitenfortsätze, auch die Aurikeln oder Auricularfortsätze abgehen.
Aus allem diesem kann man schliefsen, dafs diese Larve und ihre Fortsetzung
der Seeigel von den Eigenschaften der Echinus sowohl als Echinocidaris und
den Spatangoiden sich gleich stark entfernt. Die Form der Tentakelenden
an den bei Helgoland gefischten mit Zähnen und Resten von Gitterstäben
versehenen. jungen Seeigeln von 4-” Gröfse sowohl, wie an den bis zum See-
igel ausgebildeten Larven, dessen Tentakeln bereits spielten, erfordert noch
eine bestimmtere Bezeichnung. An dem an der Larve ausgebildeten jungen
Seeigel haben schon die blasig angeschwollenen Enden vorn eine kleine
spitze Hervorragung, an dem jungen Seeigel hat sich der Tentakel so weit
ausgebildet, dafs das blasige Endstück oft länglich ausgezogen und der
Gipfel quer abgeschnitten ist, so dafs eine Art Hals am Ende des blasigen
Theils hervorragt, über das quer abgeschnittene Ende der Blase erhebt
sich wieder in der Mitte ein ganz kleines spitzes Wärzchen, entsprechend
dem Ende des Wassergefässes. Taf. VII. Fig. 10. Kalkige Theilchen
sind gar nicht vorhanden. Der quer abgeschnittene Gipfel ist der brei-
ten Saugscheibe der Füfschen der Echinus zu vergleichen, das Wärz-
chen in der Mitte des Endes gleicht aber dem Wärzchen in der Mitte
der Saugscheibe der Echinen. Solche Füfschen habe ich weder bei Echinen
noch Spatangoiden gesehen. Die Saugfüfse der Cidaris sind auch abwei-
chend ; zwar sind die dorsalen Füfschen der Cidaris ohne Saugscheibe und ohne
Kalkring, aber die Füfschen der allein hier in Betracht kommenden Ven-
tralseite der Cidaris sind mit Saugnapf und Kalkskelet versehen. Übrigens
bleiben die Cidaris schon wegen ihrer ganz abweichenden hohl-kehlenförmi-
gen Zähne aufser Betracht. Ich erinnere mich aus der Beobachtung des le-
benden Echinocyamus tarentinus (= Echinocyamus pusillus) in Messina,
dafs die Echinocyamus gerade mit solchen des Kalkrings ermangelnden Füfs-
chen, wie sie vorher beschrieben worden, versehen sind. An Weingeist-
exemplaren dieses Seeigels finde ich den Knopf am Ende der Füfschen brei-
ter als lang von der Form eines Ellipsoids, die Mitte von dem spitzen Ende
des Wassergefässes überragt und ich vermisse wieder gänzlich den Kalkring
der Echinen. Taf. VIH. Fig. 12. Bedenkt man ferner, dafs unsere reife Larve
und der dazu gehörende junge Seeigel immer grün sind, so könnten sie wohl
auf Echinocyamus pusillus bezogen werden, welcher in der Nordsee weit ver-
über die Gattungen der Seeigellarven. 97
breitet ist. Zwar habe ich diesen Seeigel nicht selbst bei Helgoland gefischt, es
ergiebt sich aber aus den Nachrichten der Fischer, dafs er in der Nähe der Insel
vorkommen mufs, auch hat man den gemeinten kleinen platten länglichen
Seeigel dort öfter im Magen der Schellfische gefunden. Dafs Echinocyamus
pusillus im Sunde vorkömmt, weils ich aus den Nachrichten, die ich zur Zeit
meines Aufenthalts am Sunde in Copenhagen erhalten. Auch führen
v. Düben und Koren diesen Seeigel von Kullen an. Kongl. Vet. Acad.
Handl. f. 1844. p.279. Der gesuchte Seeigel mufs jedenfalls bei Helgoland
und Helsingör häufig sein. Echinus neglectus scheint nach den zuletzt an-
geführten Beobachtern der einzige Echinus zu sein, der bis in den Sund hin-
untergeht, dieser wird bei Helgoland nicht gesehen. Der bei Helgoland häu-
fige Echinus sphaera soll bei Kullen aufhören und nicht im Sunde vor-
kommen.
Was die Zähne unseres Seeigels betrifft, so schienen sie bei früherer
Vergleichung mit den hohen und stark zusammengedrückten Zähnen der See-
igel aus der Familie der Clypeastriden nicht zu stimmen. Die Zähne des
Echinocyamus pusillus laufen nach Forbes Beschreibung in comprimirte
Spitzen aus, welche an den Rändern abgerundet und gerinnt sind. Ich finde
die Zähne der Echinocyamus und Fibularia viel weniger hoch als die der
Clypeaster, Mellita, Arachnoides, Echinarachnius, doch sind die Zähne des
Echinocyamus pusillus immer noch eomprimirt und gegen 1.—15mal so
hoch als breit, sie sind übrigens dreikantig, an den Seiten etwas ausgehöhlt
oder gerinnt; von den Zähnen der Echinus, welche ohngefähr so hoch als
breit sind, unterscheiden sie sich hauptsächlich durch ihre gröfsere Schmal-
heit oder gröfsere Höhe. Mit dem auf Taf. VII. Fig. 9° und Fig. 10° der
der ersten Abhandlung abgebildeten Zahnrudiment verglichen, würden die
Zähne eines Echinus oder vielmehr dessen Zahnspitze sehr gut stimmen, die
Zähne von Echinocyamus sind beim erwachsenen merklich höher, indessen
werden die Zähne von Echinocyamus nicht ausgeschlossen. Wir müssen
nämlich bedenken, dafs wir in den abgebildeten jungen Zähnen nur die
Zahnspitzen, nicht den zu seiner vollkommenen Höhe ausgebildeten Zahn
vor uns haben und dafs die Höhe des Kiels an der Spitze von vorn nach
hinten zunimmt, beim Wachsthum wird sich dieser Kiel daher leicht bis zu
derjenigen Stärke erhöhen, welche der Zahn des Echinocyamus pusillus
besitzt.
D2
28 MüLLERr
Wenn die fraglichen Larven und Seeigel dem Echinocyamus pusillus
also einem Clypeastriden angehören, so würde es sich erklären, warum ihre
Charaktere so gänzlich von den Eigenschaften der Echinus und Spatangus
abweichen oder vielmehr eine Fusion eines Theils der einen und andern sind.
Übrigens ist der junge Seeigel dem Echinocyamus dermalen in der Gestalt
wenig ähnlich, denn er ist nicht länglich platt, sondern rund und der von
Stacheln freie Theil sogar stark erhaben. Die Stacheln würden ganz gut
passen. Taf. VIH. Fig. 9.
An dieser Stelle bleibt es zu erwägen, dafs alle solche Deutungen
ohne die Controlle der künstlichen Befruchtung immer nicht völlig sicher
sind und auch durch manche bei einzelnen Larven vorkommende Ab-
weichungen gefährdet werden. Dahin gehört z. B. dafs es Ophiuren und
Holothurien mit und ohne Metamorphose giebt, dafs Aurikeln beim Echinus
brevispinosus erscheinen, dafs derselbe auch eine Andeutung des zweiten
Paars der dorsalen Seitenarme der Echinoeidaris und Spatangen freilich ohne
Kalkstäbe besitzt, dafs die Aurikeln der Larve des Spatangus purpureus
nach Krohn keine Kalkstäbe enthalten, indem der Kalkbogen am Scheitel
der Larve sich nicht bis in die Aurikeln fortsetzt. Mangel, Vorkommen und
Ausbildung der Aurikeln beruhen indefs nur auf Variationen eines Theils,
den alle Larven besitzen, während der Besitz oder Mangel der Wimper-
epauletten etwas ganz Positives ist, welches auf die Entwickelung der Wim-
perschnüre nicht redueirt werden kann. Der Mangel der Wimperepauletten
bei den Larven von Echinocidaris kann hier nicht wohl in Betracht kommen,
da die Gattungen Echinus und Echinocidaris in wichtigen Beziehungen
gänzlich abweichen. Dann ist aber die Beschaffenheit der Sauger an unserm
jungen Seeigel etwas, das sich mit einem Echinus nicht wohl verträgt.
Lassen wir nun die Beschreibung der Larve in ihren verschiedenen
Entwickelungszuständen folgen.
Im jüngeren Zustande (2,
Fortsätze, diejenigen der Markise und die ersten Fortsätze des Mundgestells,
die Fortsätze der Markise enthalten einen gegitterten, die Fortsätze des
) hat unsere Larve wie gewöhnlich nur 4
Mundgestells einen einfachen Kalkstab, welcher mit dem erstern durch einen
Bogen zusammenhängt, da wo das Gitter aufhört. Von da geht ein Ast lon-
gitudinal im Körper der Larve gegen die Kuppel hin, ein zweiter longitudi-
naler Ast geht von dem Kalkbogen des Mundgestells gleichfalls im Körper
über die Gattungen der Seeigellarven. 29
der Larve fort zur Kuppel, beide hängen im obersten Theil der Kuppel durch
eine quere Leiste zusammen, so dafs auf jeder Seite des Larvenkörpers ein
Kalkrahmen entsteht, der auf den Stützen der Markise und des Mundgestells
ruht, wie bei der jüngeren Spatangoidlarve und bei der jüngeren Larve des
Echinus brevispinosus. Aus den obern Ecken des Rahmens in der Kuppel
setzt sich wieder, wie bei diesen Larven, ein Ast fort, einer nach der ventra-
len Seite, der andere nach der dorsalen Seite der Kuppel. Die entsprechen-
den Zweige beider Seiten begegnen sich sowohl an dem ventralen als an dem
dorsalen Theil der Kuppel, ohne sich zu verbinden. Es entsteht dadurch
an unserer Larve eine ventrale und dorsale mittlere Ecke der Kuppel. Aus
dieser Beschreibung ergiebt sich, dafs der oberste Theil der Kuppel einen
Kranz von Kalkbalken enthält, der aus 2 symmetrischen Hälften besteht und
mit zugleich zu den seitlichen Kalkrahmen des Körpers der Larve gehört.
Dadurch dafs die entgegenstrebenden Aste von rechts und links nicht ver-
bunden sind, ist eine Erweiterung der Kuppel unter Verlängerung dieser
Äste möglich. Unter dem Darm gehen die gewöhnlichen queren Kalkleisten
hin, vom obern Ende der Gitterstäbe entspringend. Bis dahin gleicht das
Kalkgerüste der Kuppel einigermafsen dem der jüngern Spatangoidlarve. Bei
dieser geht der Kalkbogen zum Mundgestell mehr quer ab und ist daher die
untere Seite des seitlichen Kalkrahmens des Larvenkörpers der oberen mehr
parallel, somit dieser Rahmen regelmäfsiger viereckig. Bei unserer Larve
dagegen ist der Anfang jenes Bogens gegen die Fortsetzung des Markisen-
stabs in den Körper der Larve geneigt. Am meisten ähnlich sind unsere
Larven jetzt der in der sechsten Abhandlung Taf. VII. Fig. 3—6. abgebil-
deten Triestiner Larve, welche Krohn auf Echinus brevispinosus bezo-
gen hat.
Wenn die dorsalen Seitenarme entstehen, nimmt auch der Körper der
Larve an Umfang zu, die dorsalen Seitenarme sind gegittert. Die Maschen
ihres Gitters sind kürzer als an dem Gitter der Markisenarme, die letztern
haben am Anfang der Stäbe sehr grofse lange Maschen, entfernter vom Ur-
sprung sind diese Maschen nur halb so lang als am Anfang. Die Gitterstäbe
sind wie gewöhnlich bei Seeigellarven dreikantig, es fehlt ihnen die leichte
Drehung der Kanten, die man am Anfang der Gitterstäbe bei Echinocidaris
und verschiedenen Spatangoiden bemerkt.
Zu dieser Zeit hat der longitudinale Balken zur Kuppel aus den Mar-
30 MÜürLter
kisenarmen einen neuen Zweig aus seiner halben Länge entwickelt, dieser
begiebt sich quer zur ventralen Seite des Larvenkörpers demjenigen der an-
der andern Seite entgegen, ohne sich mit ihm zu verbinden, dieser Ast liegt
oberflächlich noch über dem Darm, ähnlich wie bei Spatangen. Bei man-
chen Exemplaren entsteht durch die starke Ausbildung der letztgenannten
Kalkleisten eine buckelförmige Hervorragung der Körperwand auf der Ven-
tralseite des Larvenkörpers über der Markise und über dem After. In allen
ist der Körper von rechts nach links zusammengedrückt, dagegen breit von
der Dorsalseite zur Ventralseite.
Die dorsalen Gitterstäbe theilen sich am Ursprung in zwei Wurzeln,
die eine derselben ist kurz, liegt in der Nähe des Kalkbogens für das Mund-
gestel und breitet sich später in eine durchlöcherte Platte aus, die andere
ist viel länger und theilt sich am Rücken des Larvenkörpers wieder in zwei
Äste, wovon der eine nach dem Gipfel der Kuppel aufsteigt, der andere
dem entsprechenden der andern Seite gekreuzt entgegengeht. Eine Ver-
wachsung der Wurzel der dorsalen Gitterstäbe mit dem Kalkbogen für
das Mundgestell tritt in der Regel nicht ein, doch habe ich unter mehreren
einen Fall beobachtet, den ich mir nicht anders als durch eine Verbindung
erklären konnte, welche übrigens schon einmal bei der ähnlichen Larve
mit einfachen Schirmstäben gesehen ist.
Die Entwickelung der Nebenarme und ihrer Kalkstäbe erfolgt wie
gewöhnlich aus einem besondern gemeinsamen Kalkbogen der Rückseite,
dessen Mitte wieder wie immer einen medianen Ast in die Rückenwand
ausschickt.
om
g=
m
schon an der Seite innerhalb des Larvenkörpers mit den Anfängen der
Reife Larven haben Zu dieser Zeit findet man den Seeigel
Tentakeln und Stacheln angelegt und die Larve verändert sich nicht weı-
ter, während der Seeigel seine Stacheln und Tentakeln ausbildet. Es
kommt also weder zur Bildung von Wimperepauletten noch von Aurikel-
fortsätzen und bildet die Wimperschnur nur einfach ihren Bogen an den
Seiten des Körpers.
Die reife Larve und der Seeigel sind grün und schwärzlich gespren-
kelt, auch auf den Tentakeln sind langgezogene schmale schwärzliche
Flecken.
Beim Zerdrücken des freien Seeigels kommen noch einige Reste
über die Gattungen der Seeigellarven. 31
von dem Balkenwerk der Kuppel zum Vorschein, gleich wie auch die
Wurzeln der Stäbe der dorsalen Seitenarme mit den ersten Maschen des
frühern Gitters. In einem Kreise standen 10 netzförmige Kalkstücke und
bei ihnen lagen die Zähne mit den Spitzen nach der Mitte gerichtet,
sonst weit auseinander. Die Stacheln haben die bei jungen Seeigeln ge-
wöhnliche Form und sind sechskantig ganz wie ich sie von diesem See-
igel schon früher abgebildet habe. Sie hatten in einem Fall auf die ganze
Länge bis zu ihrer Basis erst 7 Maschen in einer Längsreihe von Maschen,
weniger als in den zu Helsingör abgebildeten Fällen, auch waren die Zahn-
spitzen noch verhältnifsmäfsig kürzer als in jenen, so dafs die in Helsin-
gör abgebildeten Exemplare sich um ein ganz geringes im Alter unter-
scheiden. Die Füfschen hatten dieselbe Form wie zur Zeit, als der See-
igel noch mit der ganzen Larve verbunden war und enthielten keine Spur
eines Kalkringes. Der schon an der Larve sichtbare Gipfel des blasigen
Endes der Füfschen ist jetzt noch bestimmter ausgebildet und lassen sich
daran die charakteristische quere Abstutzung des Gipfels und das auf der
Abstutzung befindliche, winzige spitze Wärzchen erkennen; die blasigen
Knöpfe der Fühler sind übrigens jetzt etwas länglicher geworden als sie
zur Zeit waren, als der Seeigel noch mit der Larve verbunden war.
Nachträge zu den Asteri.larven.
1. Ophiurenlarven. Rückenporus derselben.
Bei Helgoland fanden sich diesmal 2 Ophiurenlarven, Pluteus para-
doxus und die Larye der Ophiothrix fragilis; der erstere in einer erstaunli-
chen Menge, so dafs an manchen Tagen viele Tausende durch das feine Netz
zusammengebracht waren. Unter ihnen war die Varietät mit gegitterten
Kalkstäben der Auriculararme nicht selten. Bei dieser Form war die Scheitel-
spitze meist etwas schlanker und länger, die Seitenarme gerader und nicht
32 MÜLLER
platt, sondern abgerundet, so dafs man sie leicht für eine eigene Art neh-
men könnte. Aber die Gröfse ist dieselbe, der Magen ist wie bei der andern
grün und auch bei «der gewöhnlichen Form verlieren die Arme später zur
Zeit der Entwickelung der Ophiure ihre Abplattung und werden vielmehr
walzenförmig; auch giebt es hinsichtlich der bald mehr geraden bald gebo-
genen Form der Auriculararme Übergänge.
Bei den Ophiurenlarven des adriatischen Meeres hatte ich mich über-
zeugt, dafs die Verbindungsbogen der Kalkstäbe an dem Scheitel der Larve
in der Mitte nicht geschlossen sind, vielmehr die Zweige von beiden Seiten
nur auf einander stofsen. Auch beim Pluteus paradoxus ist der Schlufs der
der Bogen nur scheinbar, bei starken Vergröfserungen erkennt man vielmehr
die solutio continui zwischen den dicht aneinander stofsenden Enden. Das
Kalkskelet besteht daher nur aus zwei symmetrischen ganz von einander ge-
trennten Hälften, wodurch das Wachsthum der Larve gesichert ist. Bisher
fehlte noch die Beobachtung des Rückenporus in den Ophiurenlarven. Zur
Zeit der ersten Beobachtung des Pluteus paradoxus war mir der Rücken-
porus der Echinodermenlarven überhaupt noch unbekannt; derselbe wurde
erst im J. 1849 an den Larven der Holothurien und Asterien, d. h. bei den
Auricularien und Tornarien und bald darauf bei den Bipinnarien, zuletzt an
den Seeigellarven aufgefunden, dagegen wollte es nicht gelingen diesen Porus
an den Ophiurenlarven sicher zu beobachten. Ich suchte ihn an den adriati-
schen Ophiurenlarven an der Rückseite des Larvenkörpers über dem in 5
Blinddärmchen getheilten Säckchen, das seitwärts vom Schlunde liegt und
die erste Anlage des Wassergefäfssystems ist. Ich glaubte auch beim Plu-
teus bimaculatus zuweilen hier am Rücken, seitwärts von der Verbindung
von Schlund und Magen einen kleinen Porus zu erkennen; aber bei der
Schwierigkeit, diese verhältnifsmäfsig grofsen Larven in schiefer Stellung
schwebend zu erhalten, konnte ich mich von der Verbindung des Säckchens
mit einem Porus durch eine Röhre nicht überzeugen, und ich überging die-
sen unsicher gebliebenen Punkt lieber ganz mit Stillschweigen. Den Plu-
teus paradoxus fand ich zu diesen Beobachtungen viel mehr geeignet. Zur
Zeit wo die erste Anlage des Wassergefälssystems in Form eines in 5 Blind-
därmchen getheilten Säckchens zur Seite des Schlundes erschienen ist, be-
merkt man auch immer einen kleinen Porus über dem Säckchen in der
Rückenwand, seitwärts von der Mitte, in der Gegend zwischen Schlund und
über die Gattungen der Sceigellarven. 33
Magen. Um den Hals des Säckchens zum Porus zu sehen, ist es nöthig, den
&
Larven eine schiefe Stellung im Wasser zu geben, welches bei diesen kleinen
Larven mit wenig langen Armen ziemlich leicht gelingt. Hat man die An-
sicht auf den Rücken der Larve so, dafs die Fortsätze nach vorwärts, der
Scheitel nach rückwärts gerichtet ist, so liegt der Porus constant auf der lin-
ken Seite des Rückens zwischen Schlund und Magen. Taf. IX. Fig. 1.
Der Rückenporus des Wassergefäfssystems ist nunmehr in den Larven
der Holothurien, Seeigel, Asterien und Ophiuren beobachtet.
Kürzlich war ich so glücklich, den Porus des Wassergefäfssystems in
der erwachsenen Ophiolepis ciliata M. T. aufzufinden(!). Schon im Jahre
1850 hatte ich den Steincanal der Ophiuren gefunden. Archiv f. Anat. Physiol.
1850 p.121. Uber den Bau der Echinodermen. Abh. d. Akad. a. d. J. 1853.
p- 201 (81), Taf. VI. Fig. 10.11. Dieser Canal entspringt aus einer kleinen
Aushöhlung auf der innern Seite eines der 5 grofsen Mundschilder. Es ist
dasjenige Mundschild, welches sich bei Ophiolepis ciliata durch einen erha-
benen Umbo, bei Ophioderma longicauda durch einen vertieften Umbo aus-
zeichnet. Dieses Schild war im System der Asteriden von Müller und Tro-
schel, Braunschweig 1842 p. 3, als Ersatz der Madreporenplatte erklärt wor-
den, und schon enthält der Vorläufer unserer Arbeit im Monatsbericht der
Akademie von 1840 p. 106 diese ganz richtige Auffassung, die damals
schwer begreiflich war und auch nicht allgemein angenommen worden ist.
Aber es war niemals gelungen, eine Mündung an diesem Schilde zu bemer-
ken. Daher ich schon vermuthete, dafs die Offnungen des Steinsacks viel-
leicht innerliche im Eingeweideraum wie bei den Holothurien sein werden
oder auch von den Genitalspalten ihren Zugang haben. Über den Bau der
Echinodermen p. 202 (82). Nachdem ich kürzlich den Rückenporus der
ÖOphiurenlaryen erkannt hatte, habe ich die Aufgabe nochmals in Angriff ge-
nommen, diesen Porus in der erwachsenen Ophiure wiederzufinden. Sie ist
bei Ophiolepis ciliata gelöst worden. Der Porus liegt in dem fraglichen
Mundschild auf dem linken Rande desselben, dicht bei dem vordern Ende
der angrenzenden Genitalspalte, und läfst sich an jedem trocknen Exem-
plar dieser Ophiure mit der Lupe sogleich erkennen; er führt ins Innere
G ) Der Monatsbericht der Akademie 1854 2. November enthält unter den Nachträgen
über Echinodermenlarven auch hieyvon eine Anzeige.
Phys. Kl. 1854. E
34 MÜLLER
des Schildes, nämlich in ein in der Substanz des Schildes versteckt liegendes
Madreporenlabyrinth, welches sich in die auf der innern Seite des Schildes
befindliche Aushöhlung oder den Anfang des Steincanals öffnet. Der äufsere
Porus gehört dem Rande des Schildes selbst an, ist gänzlich äufserlich und
setzt daher den Steincanal und das Tentakelsystem mit dem Seewasser in
Verbindung.
2. Bipinnaria von Helsingör und Ostende. Wassergefäfs-
system und Rückenporus.
Von Asterienlarven fand sich diesmal bei Helgoland die Bipinnaria
von Helsingör in verschiedenen Stadien ihrer Entwickelung von. 4 — a
Bei Exemplaren von 5” waren die beiden Blinddärme mit innerer Strömung,
welche zu den Seiten des Magens und Schlundes liegen, schon vor dem
Munde zur Form eines V verbunden, wie es auf Taf. I. Fig. 7 meiner zwei-
ten Abhandlung abgebildet ist. Diese Verbindung ist in gleicher Weise von
Van Beneden bei derselbigen Larve in Ostende beobachtet, welcher die
beiden Säcke an jüngern Larven jedoch ganz getrennt gesehen hat. Bull. de
l’Acad. Roy. de Belgique T. XVII. n. 6. Bei der Bipinnaria von Triest ist
immer nur ein einziger wimpernder Sack entwickelt, der mit dem Rücken-
porus zusammenhängt, dagegen liegen anfangs zu den Seiten des Magens wie
bei den Larven der Ophiuren, Holothurien und Seeigel 2 längliche Körper,
welche man überall von dem Sack mit innerer Wimperbewegung unter-
scheiden kann. Vierte Abhandlung Taf. II. Fig. 6. Bipinnaria. Taf. I. Fig.
1. 3. 9. Auricularia. Ich war geneigt, die Beobachtung von Van Beneden
von ursprünglich zweien Säcken aus diesem Verhalten zu deuten. Daher
hat es mich überrascht bei den Helgoländischen jungen Exemplaren der
Bipinnaria von Helsingör und Östende von ” in der That 2 noch ganz
getrennte Säcke, jeden mit innerer Strömung zu beobachten, und es schien,
dafs sie auch am entgegengesetzten Ende ohne allen Zusammenhang waren.
Sobald sie sich vor dem Munde vereinigt haben, so kann man die Strö-
mung von Kügelchen aus dem einen in den andern Sack durch das Mittel-
stück sehen und es ist daher die Scheidewand zwischen beiden verloren ge-
gangen. Die innern Wände der Säcke sind mit Zellen belegt, in welchen
auf Anwendung von Essigsäure die Kerne sichtbar werden.
Der Rückenporus, welcher schon bei der Bipinnaria von Triest zur Be-
über die Galtungen der Seeigellarven. 35
obachtung kam, wurde jetzt auch bei der Bipinnaria von Helsingör beobachtet,
wo er viel schwieriger wahrzunehmen ist. So lange noch zwei Säcke sind,
ist nur der eine derselben mit dem Porus durch einen Hals verbunden (!).
Wenn die Larve auf der Bauchseite liegt, und man die Ansicht der Rück-
seite hat, das Flossenende der Larve nach vorn gerichtet ist, so ist es immer
der linke Sack, der diesen Hals und seine Ötfnung besitzt, und hier bleibt
diese Verbindung auch wenn die Säcke sich später an dem andern Ende ver-
einigt haben, jetzt für beide zugleich. Die Larven widerstreben der Lage
auf der Bauchseite und selbst der schwebenden Stellung mit der Bauchseite
nach unten sehr und suchen immer wieder vermöge der Wimperbewegung
die Bauchseite nach oben zu kehren.
Sobald sich die Säcke vereinigt haben, wächst das Mittelstück des
Sackes immer weiter bis zu den beiden Endilossen hin. so dafs es diese
zuweilen fast ganz ausfüllt. Die übrigen Wimpel der Bipinnaria nehmen da-
gegen keine Verlängerungen des Wassergefälssystems auf.
Vom Seestern ist bei Larven von # noch nichts entwickelt, doch er-
kennt man jetzt über dem Magen schon einige wenige dreischenklige Kalk-
figuren, welche auf die baldige Ausbildung des Perisoms des Seesterns hin-
deuten.
3. Neue Art von Brachiolaria(?).
In der zweiten Abhandlung über Echinodermenlarven beschrieb ıch
unter dem Namen Brachiolaria eine 1847 in Helsingör beobachtete Aste-
(!) Auf eine Mittheilung hievon an Hrn. Dr. Krohn hat mir derselbe unterm 17. Oc-
tober d. J. erwiedert, dals sich die Bipinnaria asterigera gleichwie die Bipinnaria von Marseille
in Betreff der Wassergefälssäcke und des Rückenporus ganz so wie die Bipinnaria von Helsin-
zör verbalten und dals er bei sehr jungen Individuen der Bipinnaria von Marseille sich von der
ursprünglichen Trennung der beiden Säcke gleichfalls überzeugt habe. Dies Verhalten ist um
so eigenthümlicher, als andere Asterienlarven, wie die Bipinnaria von Triest und die Tornaria
mit allen übrigen Echinodermenlarven in dem Besitz nur eines einzigen ursprünglichen Was-
sergefälssackes übereinstimmen. Die Bipinnaria asterigera und die Bipinnaria von Triest wei-
chen übrigens noch in einem andern wesentlichen Punkte ab. Bei ersterer ist die von der
Larve abgewendete Seite des sich entwickelnden Seesterns die Bauchseite, bei letzterer nach
Krohn's Beobachtungen (Archiv £. Anat. Physiol. 1853. p- 317) die Rückseite.
2) Monatsbericht der Akademie v. 16. März 185/.
E2
36 MüLtER
rienlarve, welche den Bipinnarien verwandt, sich von diesen dadurch unter-
scheidet, dafs sie statt der Flossen an dem einen Ende 3 mit einem Stern von
Papillen gekrönte Arme hat. Von dieser Larvenform sah ich in Messina eine
zweite Art, welche in der Ausbildung des Seesterns begriffen war. Es waren
3 mit Papillen besetzte Arme an derselben Stelle vorhanden, und die Wim-
pel waren ähnlich; aber die Anordnung der Papillen war gänzlich abwei-
chend, und die Arme sind mehr abgeplattet, so dafs sie eine ventrale und
dorsale Fläche besitzen. Hierdurch wird die Eigenthümlichkeit der Brachio-
larien als Gattung von Asterienlarven noch augenscheinlicher, als sie es bis-
her schon war.
Der Brachiolaria von Helsingör fehlten die Endwimpel oder Flossen
der Bipinnarien völlig. Die dorsale Wimperschnur machte ihren Bogen über
die Basis des Mittelarms, während die ventrale Wimperschnur dem Mittel-
arm bis nahe zum Ende folgte. Die Brachiolaria von Messina von Ei Gröfse,
deren paarige Wimpel ebenso wie bei dem Thier vom Sunde stehen, besitzt
einen dorsalen unpaaren Wimpel oder die dorsale Flosse einer Bipinnaria.
Die ventrale Flosse der Bipinnarien fehlte und ihre Stelle war von den Ar-
men der Brachiolaria eingenommen, welchen die ventrale Wimperschnur
g, auf-
Eh
und absteigend. Die Papillen bildeten bei der Brachiolaria von Helsingör eine
bis zum Ende folgte, indem sie von einem zum andern Arm übergin
Krone auf den Enden der Arme, bei der Brachiolaria von Messina mit plat-
tern Armen waren die Ränder der Arme auf der ventralen Seite in ganzer
Länge und bis auf den Gipfel der Arme mit Papillen oder Zapfen besäumt,
so zwar, dafs diese Papillen dicht neben der Wimperschnur auf der ventra-
len Seite der Ränder standen und sich zuletzt auf der ventralen Seite der
Armenden anhäuften.
In der Abhandlung über den allgemeinen Plan in der Entwickelung der
Echinodermen wurden die festsitzenden Echinaster- Larven und die schwär-
menden Bipinnarien und Brachiolarien verglichen und es ergab sich, dafs die
Wimpel der Bipinnarien und Brachiolarien den Armen der festsitzenden Lar-
ven nicht homolog sind, dafs vielmehr das Analogon der Arme der letztern
die 3 hohlen mit Papillen besetzten Arme der Brachiolaria sind, so dafs Bra-
chiolaria sowohl die Wimpel der Bipinnarien als die Arme der Echinaster-
larve besitzt.
Bei der neuen Brachiolaria von Messina sind die 3 fraglichen Arme
über die Gattungen der Seeigellarven. 32
ebenfalls hohl, die ihre Höhle auskleidende besondere Membran setzt sich in
die Haut eines mittlern grofsen Raums der Larve fort, der sich bis zum See-
stern und wahrscheinlich bis in sein Inneres erstreckt. Bei der Echinaster-
larve setzt sich die innere Membran der hohlen Arme in die innere Haut der
Körperwände des Seesterns fort. Im Innern des Pedunkels der Echinaster-
larve von Amerika hat Agassiz eine Strömung beobachtet, diese Strömung
ist auch schon in den hohlen Armen der Brachiolaria von Helsingör gesehen.
Ein Rückenporus der Larve wurde nicht beobachtet und war der hintere
Theil des Körpers wegen der vorgeschrittenen Entwickelung des Seesterns
und seiner Kalkfiguren zu undurchsichtig, um so sowohl hierüber als über
die erste Anlage der Tentakelkanäle etwas auszumitteln.
Es entsteht die Frage, ob der mit innerer Strömung versehene Raum
der Brachiolaria dem wimpernden Sack der Bipinnarien oder der Höhle der
Arme und des Körpers der Echinasterlarve entspricht. Die neuere Beobach-
tung über die Bipinnaria von Helsingör, bei welcher der wimpernde Sack
seine Verlängerungen bis in die-beiden Endflossen treibt, ohne dafs die an-
dern Wimpel davon gefüllt werden, macht es wahrscheinlich, dafs der die
Arme der Brachiolaria ausfüllende Schlauch nichts anders als eine Verlänge-
rung des Wassergefäfssackes wie bei den Bipinnarien ist.
Die Bedeutung der wimpernden Höhle in den Pedunkeln der Echin-
asterlarve, welche sich in die Körperhöhle derselben fortsetzt, hat noch nicht
sicher festgestellt werden können. Gewils ist, dafs sich diese Höhle später
in zwei Theile sondert, die Höhle der Pedunkel und die Bauchhöhle des
Seesterns. Ein Zusammenhang der Höhle des Pedunkels mit dem Wasser-
gefälssystem des Seesterns war schon vermuthet, hat aber bis jetzt nicht nach-
gewiesen werden können.
Die Echinasterlarve besitzt zwischen den 4 Armen eine räthselhafte
napfartige Warze. Eine gleiche Warze besitzt nun auch die Brachiolaria
zwischen den 3 Armen. Schon in der Brachiolaria von Helsingör wurde ein
runder trüber Körper an der Ventralseite der Basis des Mittelarms beschrie-
ben und abgebildet. In der Brachiolaria von Messina ist dieser Theil wieder-
gesehen und weiter beobachtet. Er befindet sich auch hier an der ventralen
Wand der Basis des Mittelarms zwischen den 3 Armen und es ist ausgemit-
telt, dafs es eine flach über den Körper der Larve vorspringende napfartige
Warze ohne Öffnung ist. Wenn gleich die Bedeutung dieser Warze weder
33 MürLrLer
bei der festsitzenden Echinasterlarve noch bei der schwärmenden Brachiola-
ria festgestellt werden konnte, so ist doch wenigstens die in ihrer Gegenwart
liegende Bestätigung der Homologien der Echinasterlarve und Brachiolaria
willkommen.
Ob die Brachiolarien von ihren Armenden analog der Echinasterlarve
auch zum Anhalten an fremden Körpern Gebrauch machen, ist dermalen
noch ungewifs. Man mufs auch gespannt sein zu erfahren, ob die Wimpel
und die Arme gleichzeitig entstehen oder ob den Wimpeln ein Zustand ver-
gleichbar der Echinasterlarve vorausgeht.
Der an dem hintern Theil des Körpers der Larve entwickelte Stern
mit Kalknetz umschlofs die Verdauungsorgane mit Ausnahme des Schlun-
des. Der Stern war am Umfang gezackt, aber noch nicht pentagonal und
sein Umfang gegen die Larve zu noch weit offen, die Tentakel noch-
nicht hervorgebrochen.
Die fünfblätterige Figur auf der Ventralseite des gelappten Hintertheils
der Brachiolaria von Helsingör war anfangs auf das Echinoderm gedeutet.
Aus dem Studium der Auriecularia ergab sich dann, dafs der Stern von Blind-
därmehen nur die Anlage des Tentakelsystems des Echinoderms ist. III. Ab-
handlung p. 40 (8). Dieselbige Tentakelanlage wurde in der IV. Abhand-
lung bei der Bipinnaria von Triest festgestellt. Aus den Beobachtungen über
die Entwickelung des Seesterns in der Bipinnaria von Triest und in der Bra-
chiolaria von Messina folgt auch, dafs der gelappte mit Kalknetz durchzo-
gene Hintertheil der Brachiolaria von Helsingör nicht dem Körper der Larve
allein angehören kann, vielmehr der künftige Seestern selbst ist.
——e ——
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig.
»
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 6.
—r
.
Fig.
Fig.
Fig.
vo on
Di «
über die Gattungen der Seeigellarven. 39
Erklärung der Abbildungen.
at.
Larve des Echinus brevispinosus R.
Die Varietät der Larve mit gegitterten Stäben der 4 Schirmarme, von der Bauchseite.
Grölse
Dieselbe von der Rückseite.
Die Varietät mit Gitterstäben der Markisenarme und einfachen Stäben der dorsalen
Seitenarme, nach Ausbildung der Wimperepauletten. Ansicht der Bauchseite. a Mund,
o After.
Ähnliche Ansicht bei mehr geneigtem Scheitel.
Dieselbe Varietät. Rückseite. n Dorsale Lappen.
Dieselbe Varietät. Seitenansicht. x Hohlkehlenförmiger Theil der Markise. « Mund.
y Wimperepauletten, rn dorsale Lappen, z Mundgestell.
Das obere Ende des Gitterstabs der Markise (von der ersten Varietät).
Endtheil des Stabs der Markisenarme (von der zweiten Varietät).
Der hohlkehlenförmige Vorsprung der Markise von der Seite und unten bei gesenkter
Stellung des Scheitels der Larve.
Taf. D.
Larve der Echinocidaris aequituberculata Desm.
Die gegenwärtigen Abbildungen sporadischer auf Echinocidaris bezogener
Larven beginnen kurz nach dem Stadium bis zu welchem Busch seine durch künst-
liche Befruchtung erzielten Larven erzogen hat. Busch Beobachtungen über Ana-
tomie und Entwickelung einiger wirbellosen Seethiere. Berlin 1851. Taf. XII.
Fig. 10. 11.
Junge Larve von der Bauchseite. @ Schlund. 3 Magen. c Darm.
Dieselbe von der Seite.
Verticale Ansicht von den Kalkleisten im Scheitel.
Eine weiter fortgeschrittene Larve mit 4 Armen von der Bauchseite.
Dieselbe von der Seite,
am
er
10 groß.
‘
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
1.
[57
3-5.
10.
11.
12.
13.
MÜürLteEr
Die Larve aus der Zeit, wo die Aurikeln sich zu entwickeln beginnen, von der
Bauchseite.
Dieselbe, ganz seitlich.
Verhalten der Kalkleisten und der Kanten der Markisenstäbe.
Eine Larve aus diesem Stadium von der Rückseite.
Kalkskelet einer Larve, bei der die Gitterstäbe der dorsalen Seitenarme sich ent-
wickeln. Ansicht der Rückseite.
. Detail des dreikantigen Markisenstabs.
Dasselbe von dem Theil des Stabs, wo sich das Gitter entwickelt.
. Detail von dem Gitterstab der dorsalen Seitenarme.
Durchschnitt des dreikantigen Stabs der Markisenarme.
Lat ılT,
Larve der Echinocidaris aequituberculata.
Von der Bauchseite. Es fehlen noch die Nebenarme des Mundgestells und das zweite
Paar der dorsalen Arme. ie
Eine weiter entwickelte Larve, wo diese Arme und die Wimpel des Schirms ausge-
bildet sind, von der Bauchseite.
Dieselbe von der Rückseite.
Dieselbe halbseitlich.
Reife Echinocidarislarve mit Pedicellarien und beginnender Entwickelung des Seeigels.
ar aVe
Larve der Echinocidaris aequituberculata.
Lauf der Wimperschnur an der reifen Echinocidarislarve. Verticale Ansicht auf den
Gipfel. aa ventrale, 55 dorsale WWimpel des Schirms, cc Markisenarme, dd dorsale
Seitenarme, ee Auriculararme.
Ausbreitung der Kalkstäbe des Schirms in Kalkplatten aus der reifen Echinoeidaris-
larve, unter dem Deckplättchen. aa Markisenstäbe, 5 dorsaler Seitenstab.
Junge Seeigel von 5 von der Echinocidarislarve, von verschiedenen Seiten. An
einem derselben standen ein ungegitterter dreikantıger Stab Fig. 6 und zwei gegit-
terte dreikanlige Stäbe Fig. 7 hervor. Fig. 8. (Querschnitt der dreikantigen Stäbe.
Auch trat bei der Compression des Seeigels der Rest des Auriculargerüstes Fig. 9
hervor.
Einer der dünneren Stacheln des Seeigels.
Einer der dickern am Ende abgeplatteten Stacheln.
Pedicellaria des jungen Seeigels.
Eines der Fülschen des jungen Seeigels mit dem Kalkring.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 7.
Fig. 8
Fig. 9.
über die Gattungen der Seeigellarven. 44
Tabu V.
Larve von Messina mit Gitterstäben der Schirmarme, mit Aurikeln und Wimpeln
des Schirms p. 9. Seitenansicht.
Die Beobachtung dieser Larve, welche wegen der gespreitzten Stellung der Schirm-
arme vielleicht verletzt ist, hat nicht zu Ende geführt werden können, da sie durch
einen unglücklichen Zufall zu Grunde gegangen ist. Ich habe keine Ansichten der
Bauch- und Rückseite und auch keine Ansicht des Scheitels erhalten.
Der Körper dieser Larve stärker vergrölsert.
4A Markisenarme. BB Dorsale Schirmarme. CC DD Arme des Mundgestells. EE
Aurikeln. a Schnabel oder Hohlkehle der Markise. m Die 4 Wimpel des Schirms.
n Dorsale Lappen.
Ansicht der Larve auf die concave Seite des Schirms. Bezeichnung wie vorher.
Gitterwerk der dreikantigen Stäbe der Schirmarme.
Spatangoidlarve von Messina mit sehr langem Scheitelfortsatz. Es fehlen noch die
Nebenarme des Mundgestells, wovon man nur die erste Spur sieht, die Auriculararme
und das zweite Paar der dorsalen Arme. Bauchseite.
Reife Spatangoidlarve von Messina, woran alle diese Arme entwickelt sind. Bauchseite.
Beide Spatangoidlarven gehören der Form mit ganz gegitterten Stäben der 4 Schirm-
arme und des Scheitelfortsatzes an.
KattıNd.
Spatangoidlarven von Messina.
Ganz junge Spatangoidlarve noch ohne Scheitelstab, von der Seite.
Desgl. halbseitliche Ansicht der Bauchseite.
Gipfel der Larve von der Bauchseite.
Kalkgerüst aus der Zeit, wo der Scheitelarm ausgebildet ist. a Markisenarm. d Primä-
rer Arm des Mundgestells.
Scheitelarm.
Eine Spatangoidlarve aus der Zeit, wo der Körper 5 Arme hat, von der Seite. Von
den Armen ist nur der Anfang abgebildet. a Schlund, 2 Magen, c Darm.
Spantangoidlarve mit 11 Fortsätzen, die Auriculararme sind noch nicht entwickelt.
o Alter, 1 Markisenarm, 2 dorsaler Seitenarm, 3 primärer, 4 secundärer Arm des
Mundgestells, 5 zweiter dorsaler Seitenarm, 6 Scheitelarm. Die Mundgestellarme sind
ganz, von den übrigen ist nur der Anfang abgebildet. :
Kalkgerüst der Spantangoidlarve mit ungegitterten Schirmarmen, aus der Zeit, wo die
Larve 5 Arme hat. Seitenansicht. Nur der Anfang der Arme ist abgebildet.
a Markisenarm. 6 Primärer Arm des Mundgestells.
Desgl. Ansicht von der Bauchseite.
Phys. Kl. 1854. F
42
Fig. 10.
Fig. 11.
Fig. 12.
Fig. 1.
Fig- 2.
Fig. 3.
Fig. 6-9.
MÜLLER
Desgl. Rückseite.
Schiefer Lauf der Kanten am Scheitelstab.
Dreikantiger ungegitterter Kalkstab des Markisenarms.
Taf. Vi.
Spatangoidlarven von Messina.
Die Spatangoidlarve mit ungegitterten Stäben der 4 Schirmarme, von der Bauchseite.
Die Spatangoidlarye mit gegitterten Kalkstäben der Schirmarme, von der Bauch-
seite. Von den Fortsätzen ist nur der Anfangstheil gezeichnet. Auf der einen Seite
ist der Kalkstab des Auricularfortsatzes, auf der andern die Fortsetzung der Wimper-
schnur vom Arm der Markise auf den Auricularfortsatz abgebildet.
Kalkgebilde aus der Larve mit gegitterten Kalkstäben der 4 Schirmarme unter dem
Deckplättchen.
a Kalkstab des Scheitelarms mit dem Bogen für die Aurikeln r. — db dd Kalkstäbe der
Schirmarme. c Kalkstab des primären Mundarms. e Kalkbogen in der Rückenwand
für die secundären Arme des Mundgestells f und das zweite Paar der dorsalen Seiten-
arme g.
Kalkbogen aus einer Larve mit gegitterten Kalkstäben der 4 Schirmarme mit den von
dem Bogen abgehenden Kalkstäben der Aurikeln.
Bruch des dreikantigen Theils des Kalkstabs der Aurikel.
Entwickelung der Schenkel des Kalkbogens aus den Schenkeln der Basis des Scheitel-
stabs. Ansichten von verschiedenen Seiten und von verschiedenen Exemplaren.
Fig. 10-11. Ein Theil der Kalkgebilde aus geprelsten reiferen Spatangoidlarven.
Fig. 12.
a Scheitelstab und Kalkbogen für den Stab der Aurikel %, » Wurzel des Kalkstabs des
Markisenarms. c Der davon abgehende Ast zu dem primären Mundarme. d Wurzel
des dorsalen Schirmarms.
Markisenstab und Ast zum Mundgestell aus einer reifen geprelsten Spatangoidlarve.
Taf. VIH,
Larve mit Gitterstäben ohne Epauletten zum Seeigel mit Zähnen von Hel-
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 4.
singör und Helgoland.
Larve aus dem jüngeren Stadium mit 4 Fortsätzen.
a Mund, 5 Schlund, ce Magen, d Darm, e After.
Dieselbe von der Seite.
Eine weiter fortgeschrittene Larve dieser Art mit 8 Fortsätzen, von der Rückseite.
Eine Larve dieses Stadiums, von der Seite.
5 Schlund, ce Magen, d Darm, e Alter.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 7.
Fig. 8.
Fig. 9.
Fig. 10.
Fig. 11.
Fig. 12.
Fig. 1.
Fig. 1*.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 7.
über die Gattungen der Seeigellarven. 43
Larve aus demselben Stadium bei mehr gesenkter Stellung der Kupdı wo die Längs-
dimensionen des Kalkrahmens verkürzt erscheinen.
Ähnliche Larve halbseitlich von der Bauchseite.
a Kalkleiste unter dem Darm. 2 Kalkleiste über dem Darm zur ventralen Wand des
Larvenkörpers.
Die reife Larve von der Bauchseite. Man sieht die Anlage des Seeigels über dem Ma-
gen und Darm auf der linken Seite.
Die Larve während der Metamorphose in den Seeigel.
Ein mit dem feinen Netz gefischter junger Seeigel von ER mit blasigen Enden der Füls-
chen ohne Kalkscheibe.
Eines der Füfschen stärker vergrölsert bei der Ausstreckung.
Derselbige Seeigel unter dem Deckplättchen. Man sieht die Reste der Kalkstäbe mit
Gitter und die 5 Zahnspitzen.
Ende eines Fülschens von Echinocyamus tarentinus von einem in Weingeist aufbe-
wahrten Exemplar. Breite des Knopfes 35
rat. “I
Asteridlarven.
Rückseite einer Ophiurenlarve, Pluteus paradoxus.
a Schlund, # Magen, ec wurstförmige Körper, d Säckchen mit 5 Blinddärmchen, erste
Erscheinung des Wassergefälssystems, e Porus desselben auf dem Rücken der Larve.
Verbindung des Rückenporus mit dem Hals des Säckchens, sichtbar bei schiefer Stel-
lung der Larve. Bezeichnung wie vorher.
Äussere Oberfläche eines interradialen Feldes von Ophiolepis ciliata mit dem durch
einen Umbo a ausgezeichneten Mundschilde. Die Anschwellung Umbo enthält das
Madreporenlabyrinth versteckt, zu welchem der am linken äussern Rande des Schildes
liegende Porus führt. & Schuppen der Bauchwand. — c Mundecke und Mund-
papillen.
Ein sehr junges Exemplar der Bipinnaria von Helsingör von En Grölse, von der Rück-
seite. a Schlund, # Magen, c Darm, d, d die beiden Wassergefälssäcke, e Verbindung
des linken Sacks mit dem Rückenporus.
Älteres Exemplar der Bipinnaria von Helsingör von 2- " Grösse, von der Rückseite.
Bezeichnung dieselbe. Die beiden Säcke des a, sind jetzt vor dem
Mund verbunden.
Halb seitliche Ansicht. Bezeichnung wie vorher. e Porus des Wassergefälssacks.
Ein Exemplar der Larve, bei dem sich der Wassergefälssack bis in die Endflossen ver-
längert hat; von der Rückseite,
Brachiolaria von Messina, von der Bauchseite.
a Schlund, 5 Magen, c Anlage des Seesterns, d dorsale Endflosse, e,e,e die 3 Arme
statt der ventralen Endflosse, f vorderer ventraler Seitenwimpel, g hinterer ventraler
F2
44 MÜLLER
Seitenwimpel, f’ vorderer dorsaler, g hinterer dorsaler Seitenwimpel, % Auricular-
wimpel, x die dunkle Warze zwischen den Armen.
Fig. 8. Dieselbe bei abweichender Stellung der Wimpel.
Fig. 9. Dieselbe von der Seite.
a Mund. i Wassergefälssack bis in den Grund der Arme verlängert. Die übrige Be-
zeichnung wie vorher.
Fig. 10. Dieselbe von der Rückseite.
d Endflosse, f‘ vorderer dorsaler, g’hinterer dorsaler Seitenwimpel, % Auricular-
wimpel.
Fig. 11. Vorderer Theil der Brachiolaria von der Seite. & Die Warze. i Wassergefälssack bis
in den Grund der Arme verlängert. d Dorsale Endflosse.
Fig. 12. Das Ende des unpaarigen Arms mit den Zapfen.
über die Gattungen der Seeigellarven. 45
Alphabetische Nachweisung
{e)
zu den Abhandlungen über Echinodermenlarven.
[Die römische Zahl bezieht sich auf die Folge der Abhandlungen, die Jahreszahl auf den Jahrgang der Ab-
handlungen der Akademie, die Parenthese bezieht sich auf die Pagina der besonderen Abdrücke.]
After der Holothurien III. 1s48 p. 42 (10).
VI. 1852 p. 50 (26).
After der Ophiurenlarven IV. 1850 p. 50 (14).
V. 1851 pP. 36 (4).
After der Seeigellarven I. 1846 p. 284. 307 (12. 35).
IV. 1850 p. 50 (14).
Altersunterschiede der Echinuslarven IV. 1850 p. 50 (14).
Alltersunterschiede der Seeigellarven VII. 1854 p. 2.
Altersunterschiede der Spatangoidlarven VII. 1854 p. 16.
Arme der Echinodermenlarven. VI. 1852 p. 45 (21).
Vergleichung derselben.
Armglieder der Ophiuren, I. 1846 p. 281 (9).
Bildung der neuen Glieder V. 1851 p. 46 (14).
Asteracanthion Mülleri VI. 1852 p. 35 (11).
Asterienlarven, verschiedene Formen II. 1s4s p.75 (3).
III. 1849 p.55 (23).
IV. 1850 p. 66 (30).
Asterienlarve wurmförmige III. 1849 p.53 (26). Taf. VI. Fig. s—12. Taf. VII. Fig. 1—4.
IV. 1850 p. 76 (40).
VI. 1852 p. 60 (36). Taf. I, Fig. 15. 16.
Asterien von Triest IV. 1850 p. 66 (30).
Atlas Lesueur VI. 1852 p. 60 (36).
Augenflecke der Tornaria II. 1s48. p. 102 (30).
Auricularfortsätze VI. 1852 p. 46 (22).
Auricularfortsätze einiger Seeigellarven VII. 1854. p. 6. 9. 19.
Auricularia mit Kalk-Rädchen II. 1348 p. 93 (26). Taf. IV.
III. 1849 p.38 (6). Taf. I. I. III. Fig. 1—7.
IV. 1850 p. 43. (7). Taf. I. Fig. 1—4.
46 MürLser
Auricularia mit Kugeln II. 1848 p. 100 (25). Taf. V. Fig. 1—3.
III. 1849592508.(18) Da IV _V.
IV. 1850 P.392.@) Ta I:
VL 1852 p.47 (23). Taf. II—VI.
Aurikeln der Echinodermenlarven
Aurikeln einiger Seeigellarven
Bewegung der Echinodermenlarven
Bilaterale Wimperschnur
VL 1852 p.46 (22).
VII. 1854. p. 6. 9. 19.
I. 1846 p. 278. 280. 284. (6. 8. 12)
II. 1548 p. 78. 96. 103. (6. 24. 31.)
. 1849 p. 37. 40. A1. 44. (5. 8. 9. 12.)
. 1850 p. 68. 76. (32, 40.)
« 1351 p. 37 (5).
VII. 1854 p. 8.
III. 18/9 p. 67 (35).
VI. 1852 p.42 (18).
Bipinnaria, Arten II. 1848
p- 75 (3).
IV. 1850 p. 67 (31).
VII. 1854 p. 34.
I.
IT. 18
III. ıs
Bipinnaria asterigera
1846 p. 301 (29).
48 p. 81 (9). Taf. II, Fig. 1—3.
49 p. 61 (29). Taf. VII, Fig. 5—8.
VII. 1854 p. 34.
Bipinnaria, Eingeweide II. 1848 p. 78. 82 (6. 10).
II
Bipinnaria von Helsingör
VL.
Bipinnaria von Marseille II.
VII.
Bipinnaria von Triest IV.
Bipinnaria, Wassergefälssack
. 1848 p. 77 (5). Taf. I, Fig. 1—7.
1854 p. 34. Taf. IX. Fig. 3—6.
1848 p. 80 (8). Taf,I. Fig. 8. 9.
1554 p. 34.
1850 p. 67 (31). Taf. II. Fig.5—13. Taf.III. IV. V. Fig. 1—10.
II. 1848 p. 80 (8).
IV. 1850 p. 68 (32).
VII. 1854 p. 34.
Bläschen mit Doppelkörnern d
II.
II.
1848
1849
VI. 1852
VI. 1854
Brachiolaria von Helsingör
Brachiolaria
P
Brachiolaria von Messina
Cidaris, Fülse derselben I.
VI.
Chirodota violacea Pet. III.
III. 18/9 p.
VI. 1852 p.
Comatulalarve
P-
P-
P-
III. 1849 p.42 (10),
IV. 1850 p. 45 (9).
94 (22). Taf. II. Fig. 4. 5. Taf. IH.
. 40. 57 (8. 25).
36, 44 (12.17).
35. Taf. IX. Fig. 7—12.
II. 1848 p. 94 (22). Taf. II. Fig. 4. 5. Taf. II.
III. 1849 p. 40. 57 (8. 25).
er jungen Holothurien
VII. 1854 p. 35. Taf. IX. Fig. 7—12.
1846 p. 298 (26).
1354 p. 26.
1849 p. 47 (15). Taf. II. Fig. 8.
66 (34).
54 (30).
über die Gattungen der Seeigellarven. 47
Contractile Organe der jungen Holothurie IV. 1850 p. 46 (11).
Derbes Seeigellarve III. 1549. p. 67 (35).
IV. 1850 p. 49 (13).
VI. 1854 p. 2.
Doppelkörner in den Bläschen am Kalkring III. 1849 p. 42 (10).
der jungen Holothurien IV. 1850 p. 45 (9).
Echinasterlarve, adriatische IV. 1850 p. 66 (30).
VI. .1852 'p. 30..32'(6. 8).
Echinasterlarve von Nordamerika II. 1848 p. 9ı (19).
Echinasterlarve von Sars I. 1846 p. 275. 292 (3. 20).
lI. 1848 p. 93 (2ı).
VI. 1852 p. 33 (9). Taf. I. Fig. 1—14.
Echinaster oculatus M. T. VI. 1852 p. 33 (9).
Echinaster sanguinolentus Sars VI. 1852 p. 33 (9).
Echinaster Sarsii M. T. VI. 1852 p. 33 (9).
Echinocidarislarve VII. 1854 p. 10. Taf. II—IV.
Echinocyamus VI. 1554 p. 26.
Echinus brevispinosus, Larve VII. 1354 p.3. Taf. I.
Echinuslarve, Gattungs - Charaktere VI. 1354 p.3.
Echinuslarven, Arten I. 1846 p. 282 (10).
IV. 1850 p. 49. 60 (13. 24).
VI. 1852 p. 53 (34).
VII. 1854 p.3.
Echinuslarven von Helgoland I. 1846 p. 282 (10). Taf. IV—VI. Taf. VII. Fig. 1—3.
Echinuslarve von Triest mit Kalkkugeln VI. 1852 p.58 (34). Taf. VII. Fig. 1. 2.
Echinus lividus, Larve desselben III. 1549 p. 67 (35).
IV. 1850 p.49 (13). Taf. VI. Fig. 7—14. Taf. VII. Fig. 1-8.
Echinus pseudomelo Bl. IV. 1850 p.4s (12).
Echinus pulchellus Ag. IV. 1850. p. 48 (12).
Echinus pulchellus, Larve desselben IV. 1850 p. 60 (24). Taf. VI. Fig. 1—6.
Echinus von Helsingör I. 1846 p. 288. 304 (16. 32).
VI. 1854 'p. 27.
Eicanal der Holothurien IV. 1850 p. 77 (41). Taf. IX. Fig. s. 9.
Eicanal der Ophiuren IV. 1850 p. 78 (12).
Eier der Echinodermen IV. 1850 p.77 (A1). Taf. IX. Fig. 8. 9.
Eier der Holothurien IV. 1850 p. 77 (41). Taf. IX. Fig. 8. 9.
Eingeweide der Bipinnarien II. 1848 p. 78. 82 (6. 10).
IV. 1850 p. 67 (31).
V. 1851 p.54 (22).
Eingeweide der Echinodermenlarven VI. 1852 p.38 (14).
Eingeweide der Holothurienlarcven III. 1849 p. 37 (5).
Eingeweide der Ophiurenlarven I. 1846 p. 277 (5).
V. 1851 p.36 (14).
48 MÜLLER
Eingeweide der Seeigellarcven I. 1346 p. 284 (12).
IV. 1850 p. 50 (14).
Festsitzende Echinodermenlarven VI. 1852 p. 29 (5).
Fortsätze der Echinodermenlarven, Homologie derselben VI. 1852 p. 45. 61 (21. 37).
Fortsätze der Seeigellarven nach derältern I. 1846 p. 310 (38).
und spätern Bezeichnung IV. 1850 p.54 (18).
VI. 1852 p. 40 (16).
VII. 1854 p.2.
Fülse der Asterien I. 1846 p. 299 (27).
II. 1848 p. 85 (13).
Füfse der Echinocyamus VII. 1854 p. 26. Taf. VIII. Fig. 12.
Füflse der Holothurien VI. 1852 p. 51 (27).
Füfse der Ophiuren I. 1846 p. 299 (27).
Fülse der Seeigel I. 1846 p. 298 (26).
VII 1854 p. 26.
Flossen der Bipinnarien Il. 1845 p. 75. 80. 81 (3. 8.9).
IV. 1850 p. 67 (31).
Generationswechsel I. 1846 p.305 (33).
II. 1848 p. 104 (32).
V. 1851 p. 54 (22).
Helgoland, Bipinnaria VII. 1854. p. 33.
Helgoland, Ophiurenlarven I. 1846 p. 274 (2).
VII. 1854 p. 31.
Helgoland, Seeigellarven I. 1846 p. 282. 289 (10. 17).
VII. 1854 p. 22.
Helsingör, Bipinnaria II. 1848 p.77 (5).
Helsingör, Brachiolaria II. 1348. p. 94 (22).
Helsingör, Seeigellarven I. 1546 p. 288. 295. 312 (16. 23. 40). Taf. VII.
VII 1854 p. 22. Taf. VIII.
Heterologie der Larve und des Echinoderms I. 1846 p. 279. 285 (7. 13).
V. 1851 p. 54 (22).
Holothurie, junge von Triest VI. 1852 p. 52. 59 (28. 35). Taf. VII Fig. 1—4.
Holothurien, After III. 18/49 p.42 (10).
VI. 1852 p. 50 (26).
Holothurien, Entwickelung der Füßse VI. 1852 p. 51 (27).
Holothurienlarven IIL 1349 p. 35 (3). Taf. I-V.
IV. 1850 p.39. 43 (3. 7). Taf. I. I. Fig. 1—4.
Holothurienpuppen III. 1849 p. 44. 54 (12. 22). Taf. IV. Taf. V. Fig. 1—3.
IV. 1850 p. 39 (3).
VI. 1852 p. 47 (23). Taf. II—V.
Holothurienpuppen, Aufbruch derselben II. 1849 p. 46 (14).
VI. 1852 p. 49 (25).
Holothurien, Ringcanal III. 1849 p. 42. 53 (10. 21).
IV. 1850 p. 41 (5).
über die Gattungen der Seeigellarven.
Holothurien von Triest IV. 1850 p. 38 (2).
Homologien der Echinodermen-Larven VI. 1852 p. 41. 61 (17. 37). Taf. II.
Kalkrädchen von Holothurien II. 1849 p. 47 (15).
Kalkring der Holothurien III. 1349 p. 42. 52 (10. 20).
Kalksack der Holothurie II. 1849 p. 53 (21).
IV. 1850 p. 40. 43 (4.7)
Knötchen mit Ausläufern am Munde der Ophiurenlarven I. 1846 p.278 (6).
V. 1851 p.35 (3).
Kreisen und Rotation der Echinodermenlarven I. 1846 p. 278. 280. 284 (6. 8. 12).
II. 1848 p. 78. 103 (6. 31).
III. 1849 p 37. 40. At. 44 (5. 8.9. 12).
Vau1s54 p231.(5).
Kugeln der Auricularia IV. 1850 p. 39 (3).
Larven mit Wimperkränzen III. 1849 p. 66 (34).
VI. 1852 p. 46 (22).
Lebendig gebärende Echinodermen VI. 1852 p. 29. 59. (5. 35).
Madreporenplatte I. 1846 p. 300. 302. 307 (28. 30. 35).
III. 1549 p. 62 (30).
IV. 1350 p. 56. 68 (20. 32).
VII. 1854 p. 33.
Markise der Seeigellarven I. 1846. p. 283 (11).
VII 1854. p. 2.
Marseille, Asterien II. ıs4s p. 100 (28).
Marseille, Beobachtungen daselbst über Auricularia II. 1848 p. 98 (26).
Marseille, Bipinnaria II. 1848 p. s0 (8).
Marseille, Ophiurenlarven V. 1851 p.47 (15).
Marseille Seeigellarcven IV. 1850 p. 50. 62. 65. 84 (14. 26. 29. 48).
Marseille, Tornaria II. 1848 p. 101 (29).
Meduse, junge JII. 18/9 p. 64 (32).
Mesotrocha sexoculata M. I. 1846 p. 274 (2).
Messina, Beobachtungen daselbst VII. 1854 p. 1. 9. 10. 14. 35.
Messina, Brachiolaria VII. 1854 p. 35.
Messina, Seeigellarven VII. 1854.
Metamorphose der Echinodermen, Natur derselben I. 1846 p. 305 (33).
II. 18/8 p. 103 (31).
III. 1849 p. 65 (33).
V. 1851_p. 53 (21).
VI. 1852 p. 55 (31).
Methoden der Untersuchung VI. 1852 p. 26 (2).
Mundgestellarme der Seeigellarven, primäre und I. 1846 p. 283. 310 (11. 38).
secundäre oder Nebenarme IV. 1850 p. 52. 54 (16. 18).
VIEL 1854 p. 2. 3.
Phys. Kl. 1854. G
50 MürLteEr
Mundgestell der Seeigellarven I. 1846 p. 283. 310 (11. 38).
VIL 41854 p. 2.
Mundöffnung der Larve und des Echinoderms verschieden I. 1846 p. 279 (7).
II. 1848 p. 83 (11).
V. 1851 p. 54 (22).
Muskeln II. 1848 p.85 (13).
VI. 1854 p. 8.
Nebenarme des Mundgestells IV. 1350 p. 54 (18).
der Seeigellarven VII. '1854 p. 3.
Nerven, fragliche I. 1546 p. 278 (6).
II. 1548 p. 101 (29).
II. 1849 p. 51 (19).
V.r1851 9,3508),
Nizza, Beobachtungen über Asterienlarven III. 1849 p. 55 (23).
Nizza, Auricularia und Holothurien III. 1849 p. 35 (3).
Nizza, Ophiurenlarven V. 1851 p. 47. 52 (15. 20).
Nizza, Seeigellarven IV. 1350 p. s4 (48).
Ophiolepis squamata M. T., Entwickelung VI. 1852 p. 29 (5).
Ophiolepis SundevalliM.T. V. 1851 p. 56 (24).
VI. 1852 p. 38 (34).
Ophiothrix fragilis, Larve V. 1851 p. 47 (15). Taf. VI. Fig. 6—t2. Taf. VII. VID.
Ophiuren, Bau der Arme V. 1851 p. 33 (1).
Ophiuren, Bildung der neuen Armglieder I. 1546 p. 2sı (9).
V. 1851 p. 46 (14).
Ophiurenlarven, Arten I. 18/6 p. 274. 251 (2. 9).
V. 18510 p2 33/1):
VI. 1852 p. 53 (34).
Ophiurenlarve, braune V. 1851 p.52 (20). Taf. VI. Fig. 1—5.
Ophiurenlarve, doppelt gefleckte V. 1851 p.34 (2). Taf. I—V.
Ophiurenlarve, Eingeweide I. 1546 p. 277 (5).
V. 1851 p. 36 (4).
Ophiurenlarven von Helgoland I. 1346 p. 274. 281 (2.9). Taf. I. H.
VIE. 1854 p. 31.
Ophiurenlarven von Triest V. 1851 p.33 (1). Taf. I-VIH.
VI. 1852 p. 53 (34). Taf. VII Fig. 5. 6.
Hiezu IV. 1350 Taf. V. Fig. 11. 12.
Ophiuren, Porus der Madreporenplatte VII. 1854 p. 33.
Ophiuren von Triest V. 1851 p. 56 (24).
VI. 1852 p. 58 (34).
Pedicellarien der Seeigellarven I. 1546 p. 285 (13).
IV. 1350 p. 57. 65 (21. 29).
VI. 1854 p. 8. 13. 14.
über die Gattungen der Seeigellarven.
Pedunkel der festsitzenden
Asterienlarven, Bau derselben I. 1546 p. 275 (3).
II. 1548 p. 91. 93 (19. 21).
VI 1852 p. 33 (9).
Perisom der Ophiure, erste Anlage desselben in der Larve I. 1846 p. 278 (6).
V. 1851 p. 37.39. 49 (5.7.17).
Perisom des Seesterns, erste Anlage desselben in der Bipinnaria IV. 1850 p. 69 (33).
Perisom des Seeigels, erste Anlage desselben in der Larve IV. 1550. p. 59 (23).
Plan, allgemeiner der Echinodermenlarven VI. 1852 p. 25 (1).
Pluteus bimaculatus VW.
Pluteusförmige Larven I
1851 p. 34 (2). Taf. I-V.
II. 1849 p. 65 (33).
VL 1852 p.37 (13).
Pluteus paradoxus I. 1546 p. 274 (2). Taf. I. Taf. IH. Fig. 1—6.
V. 1851 p.51 (19).
VII 1854 p.31.
Pneumodermonlarve VI.
Polische Blase III. 1549
1852 p. 43. 52. 60 (19. 28. 36).
p- 43 (11).
Poren des Kalksacks der Holothurien IV. 1850 p. 43 (7).
Porus der Madreporenplatte der Ophiuren VII. 1554 p- 33.
Puppen der Holothurien
III. 1849 p. 44. 54 (12.22). Taf. IV. V. Fig. 1—3.
IV. 1850 p. 39 (3).
VI. 1852: p. 47 (23). Taf. II—V.
Respiratorische Röhrchen der Asterien III. 1849 p. 60 (28).
Ringkanal der Holothurien
HI 1849 p. 42. 53 (10. 21).
IV. 1850 p. 41 (5).
Roccoco-Larve von Helsingör I. 1846 p. 305 (33).
II. 1s4s p.77 (5).
Rosetten, contractile, der jungen Holothurien IV. 1850 p. 46 (11).
Rosette von Blinddärmchen, siehe Tentakelanlage.
Rückenporus der Bipinnarien IV. 1850 p. 68 (32).
Rückenporus der Ophiuren
VII. 1854 p. 34.
larven VII. 1854 p. 31° Taf. IX. Big. 1,2:
Rückenporus der Seeigellarven IV. 1850 p. 56 (20).
Rückenporus der Tornaria
III. 13849 p. 56 (24).
Sacconereis Schultzii M. und Larve VI. 1852 p. 31 (7).
Scheitelfortsatz der Spatangoidlarven I. 18/6 p. 289 (17).
IV. 1850 p. 63 (27).
VII 1854 p. ıs.
Schwärmende Larven VI. 1852 p. 37 (13).
Seeigel, adriatische IV.
Seeigel des Mittelmeers
Seeigel des Sundes I. A
Van
Seeigellarven, Altersunters
1850 p.49 (13).
IV. 1850 p. 47 (10).
846 p. 288. 295. 304. 312 (16. 23. 32. 40).
854 p. 27.
chiede VII 1854 p. 2.
G2
52 MüLısEr
Seeigellarven, Eingeweide I. 1846 p. 234 (12).
IV. 1840 p. 50 (14).
Seeigellarven, Fortsätze derselben nach I. 1846 p. 310 (38).
der ältern und spätern Bezeichnung IV. 1850 p. 54. 53 (18. 47).
VI. 1852 p. 40 (16).
VII. 1854 p. 2.
Seeigellarven, Gattungen derselben VII. 1854 p. 1.
Seeigellarven mit Gitterstäben I. 1846 p. 289 (17). Taf. IH.
IV. 1850 p. 62 (26). Taf. VII.
VI. 1852 p. 59 (35). Taf. VIII. Fig. 3—10.
VII. 1854 p. 5.9. 10. 14. 22. Taf. I—-VII.
Seeigellarven mit Wimperepauletten I. 1846 p. 282 (10). Taf. IV. Fig. 3—5. Taf. V. VI.
IV. 1850 p. 50 (14). Taf. VI. VII. IX. Fig. 3.
VI. 1852 p. 58 (34). Taf. VII. Fig. t. 2.
VII. 1854 p. 10. 14. Taf. 1.
Seeigellarven ohne Wimperepauletten I. 1846 p. 289. 295 (17. 23). Taf. III. IV. Fig. 1. 2.
VII. 1854 p.9. 10. 14. 22. Taf. II—VII.
Seeigellarve, Skelett I. 1346 p. 283. 289.306 (11. 17. 34).
IV. 1850 p. 54. 61. 62 (18. 25. 26).
VII. 1854 p. 2—31.
Seeigellarven von Messina VIL 1854 p. 3—22. Taf. I-VII.
Seeigellarve vom gezähnten Seeigel von Helsingör I. 1546 p. 295 (23). Taf. VII. Fig. 9—11.
VII. 1854 p. 22. Taf. VII.
Seeigellarve von Marseille IV. 1850 p. 65 (29). Taf. VII. Fig. 9.
Seeigellarve von Messina, unbekannte VII. 1854 p.9 Taf. V. Fig. 1—4.
Seeigelscheibe in der Larve I. 1346 p. 284 (12).
Seeigelscheibe, ob dorsales oder ventrales Polarfeld des spätern Seeigels? I. 1846 p. 297 (25).
IV. 1850 p. 59 (23).
Seeigel von Helgoland VII. 1854 p. 22. 27.
Seeigel von Messina VII. 1554 p. 1.
Semitae der Spatangoiden VI. 1852 p. 57 (33). Taf. VII. Fig. 7—9.
Skelet der Ophiurenlarven I. 1846 p. 275 (3).
V. 1851 p. 35. 48. 52 (3. 16. 20).
VII 1854 p.31.
Skelet der Seeigellarven I. 1846 p. 283. 289. 306 (11. 17. 34).
IV. 1850 p. 54. 61. 62 (18. 25. 26).
VII. 1854 p. 2—31.
Spatangoidlarven VII. 1854 p. 15.
Spatangoidlarven von Helgoland 1. 1846 p. 289 (17). Taf. II.
Spatangoidlarven von Messina VII. 1854 p. 15. Taf. V. Fig. 5. 6. Taf. VI. VII.
Spatangoidlarve von Triest VI. 1852 p. 59 (35). Taf. VIIL Fig. 7—9.
Spiracula IV. 1350 p. 47 (10).
Stacheln der Seeigel, Entwickelung derselben I. 1846 p.286 (14).
über die Gattungen der Seeigellarven. 53
Stacheln der Seeigel, Wimperbewegung VI. 1852 p. 57 (33).
Staffelei I. 1846 p. 275 (3).
Steincanal der Seeigel IV. 1850 p. 56.59 (20. 23). Taf. VII. Fig. 4—7. Taf. IX. Fig. 3. 4.
Steincanal der Seesterne II. 18/8 p. 90 (18).
III. 1849 p. 62 (30).
IV. 1850 p. 68 (32).
Strömung im Wassergefälssack der Bipinnarien IH. 1849 p. 80. 96 (8. 24).
und in den Armen der Brachiolarien VII. 1854 p. 34.
Synapta digitata VI. 1852 p. 59 (35).
Synaptula vivipara Oersted VI. 1852 p. 29 (5).
Tentakelanlage der Auricularia II. 1848 p. 99 (27).
III. 1849 p. 40 (8).
IV. 1850 p. 4 (5).
Tentakelanlage der Bipinnarien IV. 1850 p. 69. 72 (33. 36).
Tentakelanlage der Brachiolaria II. 15/8 p. 97 (25).
III. 1849 p. 40 (8).
VII. 1854 p. 38.
Tentakelanlage der Ophiuren V. 1851 p. 37 (5).
Tentakelanlage der Seeigelscheibe IV.-1350 p. 59 (23).
Tentakeln siehe Fülse.
Tentakelrosette, sıehe Tentakelanlage.
Tentakelstern, siel:e Tentakelanlage.
Tentakelsystem der jusgen Holothurien III. 1849 p. 41.52 (9. 20).
IV. 1850 p. 42 (6).
Tentakelsystem der Ophiuren, Entwickelung desselben V. 1851 p. 37 (5).
Tentakelsystem der Seeigelscheibe IV. 1550 p.59 (23). Taf. IX. Fig. 3. 4.
Terminologie der Echinodermenlarven VI. 1852 p. 39 (15).
Tornaria II. 1548 p. 101 (29). Taf, V. Fig. 4—10.
III. 1849 p. 55 (23). Taf. VI. Fig. 1—7.
IV. 1850 p. 75 (39). Taf. IX. Fig. 5—7.
VL 1852 p. 53 (29).
Triest, Beobachtungen daselbst über Asterienlarven IV. 1850 p. 66 (30).
Triest, Holothurien IV. 1850 p. 38.77 (2. 41).
VI. 41852 p. 47.59 (23. 35).
Triest, Ophiuren V. 1851 p. 56 (24).
VI. 1852 p. 58. (34).
Triest, Ophiurenlarven V. 1851 p. 33.
VI. 1852 p. 58 (34).
Triest, Seeigellarven IV. 1850 p. 49—65 (13—29).
VI. 1852 p. 58 (34).
Trizonius coecus Busch VI. 1852 p. 60 (36).
Typus der Echinodermenlarven VI. 1552 p. 41 (17).
Umbo der Seeigellarven IV. 1850 p. 54 (18).
54 Miürter
Umbrella der Ophiurenlarven V. 1851 p.35 (3).
VI. 1852 p. 44 (20).
Vergleichung der Echinodermenlarven I. 1346 p. 278 (6).
mit andern Larven VI. 1852 p. 39. 43. 52. 57.59 (15. 19. 28. 33. 35).
Vexillaria labellum M. I. 1846 p. 274 (2).
Warze der Brachiolarıa VII. 1854 p. 37.
Warze der Echinasterlarve VI. 1852 p.34 (10).
Wassergelälssack der Bipinnarien II. 1845 p. 80 (8).
IV. 1850 p. 68. 74. (32. 38).
VII. 1854 p. 34.
Wassergefäfssack der Tornariıa III. 1849 p. 57 (25).
IV. 1850 p.75 (39).
Wassergefälssystem der Holothurien III. 1849 p. 43 (11).
IV. 1850 p. 39. 45 (3. 9).
Wassergefälssystem der Seeigel IV. 1850 p. 56. 59 (20. 23).
Wimpel der Bipinnarien II. 1848 p. 79 (7).
Wimpel einiger Seeigellarven VII. 1854 p. 9. 10.
Wimperbewegung an den Stacheln der Seeigel VI. 1852 p. 57 (33).
Wimperbewegung des Wassergefälssystems I. 1846 p. 238 (16).
II. 1848 p. SO. 96 (8. 24).
IV. 1850 p. 68 (32).
VII. 1854 p. 34.
Wimperbewegung in den Verdauungsorganen I. 1846 p. 277. 284 (5. 12).
II. 1848 p. 79. 100. 103 (7. 28. 31)
Wimperepauletten. I. 1846 p. 282 (10).
Wimperkranz der Tornaria II. 1848 p. 102 (30).
Wimperkränze der Holothurienpuppen III. 1849 p. 41 (9).
IV. 1850 p. 45 (9).
VI. 1852 p. 47 (23).
Wimperkränze der Pneumodermonlarve VI. 1852 p. 52 (28).
Wimperkränze von Pteropodenlarven VI. 1352 p. 52 (28).
Wimperkränze von Wurmlarven VI. 1852 p. 42. 52. (18. 28).
Wimperreifen der Holothurienpuppen, Entstehung ‚derselben
aus der bilateralen Wimperschnur IV. 1850 p. 45 (9).
VI. 1852 p. 47 (23),
Wimperschnur, bilaterale III. 1849 p. 67 (35).
VI. 1852 p. 42 (18).
Wimperschnur, bilaterale. Umbildung derselben in die
Wimperreifen der Holothurienpuppen IV. 1350 p.45 (9).
VI. 1852 p. 47 (23).
Wimperschnur der Auricularia II. 1848 p. 98 (26).
Wimperschnur der Ophiurenlarven I. 1546 p. 277 (5).
Wimperschnur der Seeigellarven I. 1846 p. 284 (12).
‚VII. 1854 p. 12. 20.
über die Gattungen der Seeigellarven. 55
Wimperschnur, doppelte der Asterienlarven II. 1848 p. 78 (6).
VI. 1852 p. As (21).
Wurmförmige Asteridenlarve III. 1849 p. 58 (26). Taf. VI. Fig. s—12. Taf. VII. Fig. 1-4.
IV. 1850 p. 76 (40).
VL 1852. Taf. I. Fig. 15. 16.
Wurmförmige Echinodermenlarven VI. 1852 p. 46 (22).
Wurmlarven VI. 1852 p. 31. 42. 56.60 (7. 18. 32. 36).
Wurstförmige Körper II. 1848 p.99 (27). Taf. IV. Taf. V. Fig. 1—3.
der Auricularien III. 1849 Taf. I. Fig. 5—9. Taf. IV. Fig. 6.
Wurstförmige Körper der Bipinnarien IV. 1850 p. 68 (32). Taf. II. Fig. 6e.
Wurstförmige Körper der Ophiurenlarven I. 1846 p. 277 (7). Taf. I. Fig. 2c.
V. 1851 Taf. I. Fig. 1c. Taf. VII. Fig. 1c.
Wurstförmige Körper der Seeigellarven IV. 1550 p. 53 (17). Taf. VI. Fig. 11z.
Zähne von Astropyga IV. 1850 p.64 (28).
Zähne von Cidaris I. 1846 p. 307 (35).
Zähne von Diadema I. is46 p. 307 (35).
Zähne von Echinocyamus VI. 1854 p. 27.
Zähne von jungen Seeigeln I. 1846 p. 296 (24). Taf. VII. Fig. 9—11.
VII 1854 p. 27.
Zeit der Reife der Echinodermen II. 1848 p.76 (A).
III. 1849 p. 55 (23).
IV. 1850 p. 38. 51.60 (2. 15. 24).
Zellen der Echinodermenlarven III. 1849 p. 39. 42. 56 (7. 10. 24).
IV. 1850 p. 44. 60. 69 (8. 24. 33).
VI. 1852 p. 27 (3).
VII. 1854 p. 34.
Zweck der Larvenzustände und Metamorphose der Echinodermen VI. 1852 p. 55 (31).
Corrigenda.
In der ersten Abhandlung über Echinodermenlarven Abh. d. Akad. Jahrgang 1846.
p- 282 (10) Z. 1. v. u. statt j. V. lies T. V.— p. 294. (22) Z. 19. statt 175 lies 275. — p.298. 299.
(26. 27) statt Crossasterl. Solaster. — p. 301—305 (29— 33) statt Bipennarial. Bi-
pinnaria,
In der vierten Abhandlung. J. 1850. p. 48 (12) Z. 11 statt E.sardicus Lam. von
Blainvy. lies: E.sardicus Lam. non Blainv.
In der sechsten Abhandlung J. 1852 p. 39 (15) Z. 16. und p. 59 (35) Z. 4. v. u. statt
Pylidium lies Pilidium.
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Über
die Lagerung der Kreideformation im schlesischen
Gebirge.
Von
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[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 30. März 1854.]
D: Schichten der Kreideformation finden sich im Innern des schlesischen
Gebirges an vielen Stellen, zum Theil in beträchtlichen Erstreckungen, an
den Rändern der von ihnen eingenommenen Räume steil erhoben bis zur
vertikalen und selbst übergestürzten Stellung, und es zeigen sich Formatio-
nen, welche ursprünglich die Unterlage der aufgerichteten Kreideschichten
bildeten, in gleich schroffer Schichtenstellung zwischengeschoben zwischen
die letzteren und die viel älteren Gebirgsmassen, an deren Seite die einen
wie die andern abgesetzt wurden. Diese Erscheinungen sind vollkommen
analog den zuerst durch Herrn Weifs bekannt gewordenen, sehr merkwür-
digen und von vielen Beobachtern später ausführlich wiedergeschilderten,
aber sehr verschiedenartig gedeuteten Störungen in der Lagerung des sächsi-
schen und böhmischen Kreidegebirges längs seines Ablagerungsrandes an den
krystallinischen Gesteinen des Lausitzer und zum Theil noch des Erzgebirges.
Eine besondere Zusammenstellung der betreffenden, grofsentheils bisher un-
bekannt gebliebenen Verhältnisse im schlesischen Gebirge dürfte von allge-
meinerem Interesse sein, weil sich daraus ergiebt, dafs das Gebirgssystem der
Sudeten in seiner ganzen Ausdehnung gleich dem Lausitzer Gebirge noch
nach dem Abschlufs der Periode des Kreidegebirges die heftigsten Erschütte-
rungen erlitten hat. Auch wird man durch die Vergleichung mit den ähnlichen
schlesischen Erscheinungen einen Anhalt für eine richtigere Beurtheilung der
Bedingungen gewinnen, unter welchen die viel besprochenen Erscheinungen
am Rande des Lausitzer Gebirges hervörgerufen wurden.
Phys. Kl. 1854. H
58 BeEeyrIıcHh
An der Nordseite des Riesengebirges nimmt der gröfsere Theil der
vom Diluvium unbedeckt beobachtbaren Ablagerungen der Kreideformation
nur den innern Theil derselben Räume des Gebirges ein, in welchen vorher
schon die Formationen des Muschelkalks, bunten Sandsteins, Zechsteins und
Rothliegenden abgesetzt waren. Die Formation der versteinerungsleeren oder
primitiven Thonschiefer ist der Träger der Flözformationen, die überall,
wo sie sich in ungestörter Lagerung befinden, gleichmäfsig auf einander ru-
hen, dagegen mit scharfem Contrast der Lagerung an den primitiven Schie-
fern absetzen. Es sind demnach hier sehr alte, vor der Formation des Roth-
liegenden schon entstandene Reliefformen des Gebirges, welche im Grofsen
unverändert bis zur Tertiärzeit hin die Anordnung der einander folgenden
Formationen bestimmten.
Gegen Norden läfst sich durch eine Reihe zerstreuter Flecke von an-
stehenden Gesteinen der Thonschieferformation aus der Gegend von Gold-
berg über Bunzlau hinaus bis nahe zum Queifs heran mit Sicherheit eine
Grenzlinie construiren, welche von den südlich liegenden Flözbildungen
nicht überschritten wird. Man sieht die Thonschiefer noch eine Gruppe
erhabener Berge zwischen dem Katzbach-Thal bei Goldberg und der schnel-
len Deichsel bei Ulbersdorf bilden, sie lassen sich weiter nach einer geringen
Unterbrechung von Ulbersdorf bis Ober-Alzenau verfolgen, sie erscheinen
wieder zwischen Ober-Alzenau und Mittlau, dann bei Ober-Thomaswal-
dau, in Verbindung mit Grünsteinen im Schönfelder Wald nordöstlich
von Bunzlau, im Boberthal gegenüber von Wiesau, und zuletzt noch in
hervorragenden Bergen nahe Kromnitz und in nordwestlicher Richtung
von diesem Dorf in der Klitschdorfer Heide mitten zwischen den Thälern
des Bober und des Queils. Ohne Zweifel sind diese zerstreuten Thon-
schieferpartieen Theile eines grölseren zusammenhängenden und mit den
Thonschiefern der Nordseite des Riesengebirges verbundenen Urschiefer-
bezirkes, dessen weitere uns unbekannte nördliche Fortsetzung unter be-
deckenden Diluvial- und Tertiärgebilden versenkt liegt. Zwischen seinem
Rande und den Thonschiefern am Nordabfall des Riesengebirges ruhen die
Flözformationen , wie Herr v. Dechen (') klar entwickelt hat, wie in
z == =;
(') Das Flözgebirge am nördlichen Abfall des Riesengebirges. In Karsten und y. De-
chen Archiy für Mineralogie etc. Bd. XI. 1838. S. 84 fg.
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 59
einer weiten Mulde, welche sich in südöstlicher Richtung mit drei schma-
len einander ohngefähr parallelen Buchten vou verschiedener Länge und
Breite in die Thonschiefer hinein verzweigt. Die Buchten sind alte Meeres-
busen, deren ursprüngliche Form sie als relative Einsenkungen des Gebir-
ges zum Theil noch gegenwärtig bewahren. Der südlichste der drei Bu-
sen zweigt sich südlich von Löwenberg in der Gegend von Klein-Röhrs-
dorf und Merzdorf von der Hauptmulde ab und erstreckt sich etwa 2
Meilen lang und höchstens 4 Meile breit südlich von Lähn vorbei in der
Richtung gegen den Stangenberg hin bis an das obere Ende des Dorfes
Flachenseifen,; ringsum umzingeln Thonschiefer die Flözeinlagerungen die-
ses Busens, dessen Mitte östlich des Bobers die Thaleinsenkung bezeichnet,
in welcher die langgedehnten Dörfer Flachenseifen und Langenau sich
hinziehen. Der mittlere längste der drei Busen beginnt zwischen Schönau
im Katzbach-Thal und Hohenliebenthal; er erstreckt sich, einer durchge-
henden Spaltung des Thonschiefergebirges entsprechend, bis an den östli-
chen Rand des Gebirges-nordostwärts von Bolkenhayn. Nur im Süden
und Norden zeigen die mit scharfem Absatz der Form über die Niederung
sich erhebenden Thonschieferberge unverändert die alten Ränder dieser
schmalen Meeresbucht, deren Ende aufserhalb des spät erst entstandenen
östlichen Gebirgsrandes unter dem Diluvium eingesenkt zu denken ist. Die
dritte kürzeste und breiteste Bucht umfafst die Flözablagerungen, welche sich
von dem Thal der schnellen Deichsel her südlich von Goldberg fort gegen
Hasel und Konradswalde hin verbreiten.
Die ungleichartige Ausfüllung der drei östlichen Ausbuchtungen der
Hauptmulde des Flözgebirges bedingt eine Sonderung der Kreideablagerun-
gen in zwei von einander vollständig getrennte Theile. In die mittlere lange
bei Schönau beginnende Bucht ist nur die älteste der vorhandenen Formatio-
nen, das Rothliegende, eingedrungen. Im Innern des südlichen Busens von
Lähn wurden, mit Ausnahme des Muschelkalkes, alle Formationen bis zur
Kreideformation hinauf, wie in der Hauptmulde, abgesetzt; aber die Forma-
tion des Rothliegenden mit ihren Melaphyren zieht, in grofser Breite un-
bedeckt von den jüngeren Formationen, am Eingange des Busens vorüber,
dessen innere Ausfüllungen deshalb eine von der nördlichen Hauptmulde
ganz getrennte Nebenmulde bilden. Nur die Ausfüllungen des Goldberger
Busens hängen mit den jüngeren Ausfüllungen der Hauptmulde als deren öst-
H2
60 Beysıca
liches Ende zusammen. Hiernach sind an der Nordseite des schlesischen Ge-
birges zwei von einander getrennte Ablagerungsräume der Kreideformation
zu unterscheiden, der eine gröfsere der nördlichen Hauptmulde, welche öst-
lich sich verschmälernd in den Goldberger Busen ausläuft, und die kleinere
der Nebenmulde des Busens von Lähn.
Wie überall in Sachsen, Böhmen und in allen übrigen Gegenden Schle-
siens, wo die Kreideformation auftritt, sind auch hier nur solche Ablagerun-
gen entwickelt, welche der oberen Abtheilung der Formation angehören,
d. h. es sind nur Schichten vorhanden, welche jünger sind als der Gault. In
der nördlichen Hauptmulde beginnen sie an den Rändern mit einem rauhen,
grobkörnigen Quadersandstein, welcher in der Gegend von Löwenberg und
anderwärts in zahlreichen Steinbrüchen vornehmlich zu Mühlsteinen verar-
beitet wird. Exogyra Columba, Pecten asper, Pecten aequicostatus, Ammo-
nites Rhotomagensis und zahlreiche andere Muscheln liefern den Beweis,
dafs dies der gleiche Sandstein ist, welcher in Sachsen und Böhmen längst
als das Äquivalent des englischen oberen Grünsandes oder als ein Glied der
jetzt von d’Orbigny mit der bequemeren, von einer besondern Gesteinsbe-
schaffenheit unabhängigen Benennung des Cenoman belegten Abtheilung der
Formation ist. Der cenomane (Quadersandstein für sich allein füllt den öst-
lichen Ausläufer der Hauptimulde im Goldberger Busen aus; er ist in glei-
cher Weise fast das einzige Glied der Formation, welches den innern Raum
der südlichen Nebenmulde des Lähner Busens einnimmt. Über dem Ceno-
man-Sandstein zeigt sich nur in geringer Erstreckung an einigen Stellen zwi-
schen dem Bober und dem Thal der schnellen Deichsel, östlich von Braunau
und westlich von Pilgramsdorf gegen Hahnwald hin, eine Ablagerung von
dünngeschichtetem, klüftigem, mergeligem Kalkstein, welcher seiner petrogra-
phischen Beschaffenheit nach wie nach den wenigen darin gefundenen Ver-
steinerungen dem Plänerkalkstein von Strehlen im Elbthal oder dem von
Oppeln im Oderthal gleichgestellt werden mufs. Diese hier so wenig ent-
wickelte Kalksteinbildung entspricht, wie Herr Ewald zuerst gezeigt hat, im
Alter den Hippuritenkalken der Alpen und nimmt das Niveau des oberen
Kreidegebirges ein, welchem dOrbigny den Namen Turon beilegt. Statt
des turonen Plänerkalks liegt westlich des Bobers über dem Cenoman-Sand-
stein unmittelbar ein sehr mächtiges und mannigfaltig gegliedertes System von
Ablagerungen, welches in seiner Gesammtheit den Äquivalenten der weilsen
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 61
Kreide, dem Senon d’Orbigny’s zugestellt werden mufs. Es beginnt mit einem
zur Ziegelfabrikation verwendbaren Thon, welchem thonige Sandsteine ein-
gelagert sind. Darüber folgt ein vielfach als Haustein benutzter Quadersand-
stein von feinem Korn, welcher bei Giersdorf reich ist an organischen Resten
von auffallender Übereinstimmung mit solchen, die an der Nordseite des
Harzes am Regenstein in einem gleichfalls über dem turonen Plänerkalk lie-
genden jüngern Quadersandstein gefunden werden. Zu oberst endlich folgen
mürbe Sandsteine mit Lagen von Töpferthon, oder lockere Anhäufungen von
Sand und Kies mit klumpigen oder blockförmigen Ausscheidungen eines sehr
harten kieseligen Sandsteins, welche sich durch eine glänzende, wie polirte
Oberfläche auffallend auszeichnen und von Herrn v. Dechen mit den losen
Blöcken oder sogenannten Knollensteinen aus der Braunkohlenformation der
Saalgegenden und im Magdeburgischen verglichen worden sind. Dieser ober-
sten Decke des Kreidegebirges gehören als untergeordnete Einlagerungen die
Kohlenflöze von Ottendorf und Wenig-Rackwitz an, so wie die Eisensteine
von Wehrau.
Die angegebene Folge unterscheidet sich wesentlich von der Zusam-
mensetzung der gleich alten Bildungen in Sachsen und im nördlichen Böh-
men. Übereinstimmend beginnt zwar auch hier gewöhnlich die Reihe mit
einem cenomanen ee der zuweilen vertreten wird durch die
in Schlesien nicht gekannten Tourtiabildungen des Plauenschen Grundes
und anderer sächsischer Orte; es fehlen aber in Sachsen gänzlich Ablagerun-
gen, welche mit den obersten, kohlenführenden Senonbildungen Schlesiens
verglichen werden könnten; ja es ist zweifelhaft, ob in Sachsen irgend etwas
von dem, was oberer Quadersandstein genannt wurde, jünger sei als der tu-
rone Plänerkalkstein. Für die Entwickelung des Senon bieten für die nord-
schlesischen Verhältnisse im nördlichen Deutschland nur die Ablagerungen am
Harzrande bei Quedlinburg Analogieen dar; hier wird aber unterscheidend,
wie jetzt festgestellt ist, das Cenoman nicht durch Quadersandsteine vertreten.
Augenscheinlich steht die verschiedene Zusammensetzung der nord-
schlesischen und der sächsischböhmischen Kreidebildungen in Zusammen-
hang mit der räumlichen Trennung der Meeresbecken, in welchen die einen
und die andern Absätze stattfanden. Kaum sind wir im Stande über die
Verbindungswege, welche gewifs zwischen den Gewässern der beiden Becken
vorhanden waren, Vermuthungen auszusprechen. Die Kreideablagerungen
62 Berrıcn
des Elbthals enden bei Meifsen und sind nur eine seitliche Verzweigung der
ausgedehnteren böhmischen Kreidebildungen. Was nördlich des Lausitzer
Gebirges von anstehenden Gesteinen aus dem Diluvium hervorragt, zeigt an,
dafs zwischen dem Elb- und Neisse-Thal weit ab vom Gebirge keine Kreide-
bildungen in der Tiefe zu erwarten sind. In der Einsenkung, welche von
Görlitz und Lauban her gegen Zittau das Lausitzer vom Isergebirge schei-
det, ist keine Spur von Kreidebildungen gekannt, obwohl braunkohlenfüh-
rende Tertiärbildungen die Tiefen ausfüllen. Dies letztere Verhalten kann
vielleicht zu der Annahme führen, dafs hier vor Ablagerung des Tertiärge-
birges eine Senkung von früher erhabeneren Theilen des krystallinischen Ge-
birges, welches die Unterlage der Braunkohlenformation zwischen Zittau
und Görlitz bildet, erfolgt sei; es giebt dasselbe aber keine Stütze ab für die
Vorstellung, dafs die Scheidung zwischen den Kreidebildungen bei Zittau und
denen, die im Neifse-Thal erst abwärts von Görlitz sichtbar werden, durch
ein nachher erst erfolgtes Emporschieben der trennenden, vorher als nicht
vorhanden oder von den auseinander gebogenen Kreidebildungen bedeckt
gedachten Gebirgsmassen hervorgerufen sei. Hat in der That in jener Ge-
gend das Gebirge in seiner Form und relativen Erhebung die angedeutete
Veränderung erlitten, so ist eine unmittelbare Beziehung derselben zu der
Erscheinung aufgerichteter Schichten, welche wir verfolgen werden, nicht
nachweisbar, und es wird immer zweifelhaft bleiben, ob beide Verhältnisse
gleichzeitig oder nacheinander entstanden sind; unmöglich ist es, in dem einen
die Ursache des andern zu suchen.
Im Umfange unseres nordschlesischen Gebietes von Kreideablagerun-
gen sind am Rande der nördlichen Hauptmulde schon durch Herrn v.Dechen
zwei Stellen als merkwürdig ausgezeichnet worden, wo der Muschelkalk in
aufgestürzter Stellung im Liegenden derselben Kreidebildungen zu Tage
d
tritt, welche nicht weit davon entfernt ohne auffallende Störung in der La-
ö
gerung bis nahe oder unmittelbar an die Schiefer des Muldenrandes heran-
reichen. Diese Stellen, welche ich zuerst hervorhebe, sind bei Wehrau am
Queifs und zu Hermsdorf bei Goldberg westlich des Katzbachthales.
Bei Wehrau ist der Muschelkalk zu beiden Seiten des Queifs, auf der
rechten Thalseite am Wege nach Klitschdorf in einem alten verlassenen Stein-
bruch, auf der linken Thalseite weiter entfernt vom Flusse in einem noch
gegenwärtig betriebenen grofsen Bruch aufgedeckt. In ersterem maafs ich
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 63
das Fallen der Schichten A. 3+ mit 70° gegen S. W., in letzterem beobach-
tete es Herrn v. Dechen A. 4+ mit 50° nach derselben Richtung. Mit die-
ser steilen Neigung hebt sich der Muschelkalk unter den Ablagerungen der
Kreideformation hervor, welche sich von Süd her bis zur Berührung an den
g nicht die Linie
überschreiten, welche durch die Streichungsrichtung der erhobenen Muschel-
kalkschichten angezeigt wird. Nördlich des Muschelkalkes ist im Queifs-Thal
älteres anstehendes Gebirge zwar nicht mehr blosgelegt; doch läfst der bis nahe
Muschelkalk heranziehen, aber auch in ihrer Verlängerun
heran noch bestimmbare Verlauf der südlichen Grenzlinie des eingesenkten
nördlichen Urschiefergebirges nicht zweifeln, dafs in nicht weiter Entfernung
nördlich von dem Wehrauer Muschelkalk der Thonschiefer in der Tiefe vor-
überziehen mufs, und dafs somit die Stellung des Wehrauer Muschelkalks
eine ganz gleiche ist, wie die des Kalks von Hermsdorf, der am Fufs erhabe-
ner Thonschieferberge hervortritt. Der Parallelismus der nordwest-südöstli-
chen Streichungslinie des Wehrauer Muschelkalks mit dem Verlauf der Thon-
schiefergrenze entspricht dem gleichen Verhalten überall, wo Aufrichtun-
gen an der Grenze des Urgebirges beobachtet werden. Nicht die Struktur
der Gebirgsmassen, an deren Rändern die Erhebung stattfand, sondern die
lineäre Erstreckung ihrer äufseren Begrenzung bestimmte die Richtung der
erhobenen Schichten.
Die bei Wehrau mit dem Muschelkalk zusammenstofsenden Gesteine
der Kreideformation gehören zu den Ablagerungen, welche als die obersten
Senonbildungen in der Hauptmulde unterschieden wurden. In dem verlasse-
nen Bruch auf der rechten Thalseite zwischen Wehrau und Klitschdorf war
zu der Zeit als ich diese Gegend bereiste, durch Versuchsarbeiten auf einem
dem Muschelkalk naheliegenden Kohlenflöz die Folge der an denselben an-
stofsenden Ablagerungen der Beobachtung zugänglich gemacht, und es
liefs sich damals die Thatsache feststellen, dafs mit dem Muschelkalk gleich-
mäfsig auch das anstolsende Kreidegebirge erhoben wurde. Neben dem weg-
gebrochenen Muschelkalk zeigte sich zuerst ein lockerer, zum Theil durch
beigemengte Kohlentheile dunkel gefärbter Sand, dann folgte das Kohlentlöz,
dessen steile dem Muschelkalk gleiche Stellung die in dem losen ungeschich-
teten Sande nicht beobachtbare Aufrichtung erwies; darüber lag ein dem
unteren gleicher Sand, worauf ein harter, nur durch Sprengen zu bewälti-
gender Kieselsandstein getroffen wurde.
64 Berrıch
Augenscheinlich sind diese neben dem Muschelkalk aufgerichteten Ab-
lagerungen dieselben, worin bei dem nahen Teufelswehr zu Wehrau das
Flufsbett eingeschnitten ist. Man sieht den Queils, welcher südwärts schon
längst das Ansehen eines in lockerem Schuttlande ausgespülten, von sanften
und niederen Gehängen begrenzten weiten Thalbettes angenommen hat, hier
plötzlich von steilen Wänden eingeengt, zwischen welchen das Wasser schäu-
mend über mächtige durcheinander geworfene Felsmassen von Kieselsand-
stein fortbraust. Das Wasser entführte den lockeren Sand, welcher diese
Felsblöcke als unregelmäfsige Klumpen einschlofs ; die Blöcke stürz-
ten zusammen und verhinderten zugleich die Erweiterung des Thalbettes.
Wenn die Beschaffenheit dieser von dem Queifs durchschnittenen Massen
auch ein Urtheil, ob sie sich in ruhiger oder gestörter Lagerung befin-
den, sehr erschwert, so läfst sich doch aus ihrem allgemeinen räumlichen
Verhalten folgern, dafs die Aufrichtung der in dem Steinbruche zwischen
Wehrau und Klitschdorf mit‘ dem Muschelkalk zusammenstofsenden Ab-
lagerungen nicht mehr jene in so geringer Entfernung liegenden gleichen
Bildungen am Teufelswehr betroffen hat; nur in einer sehr schmalen Zone
folgte das anstofsende Kreidegebirge der den Schichten des Muschelkalkes
ertheilten Bewegung.
Nordwestlich von Wehrau, etwa + Meile von dem grofsen Kalkbruch,
sind zur Seite des nach Tiefenfurth führenden Weges ein paar kleine Stein-
brüche eröffnet, in welchen eine 10 bis 15 Fufs mächtige, zwischen lockerem
weifsen Sande liegende Bank von Quadersandstein als Werkstein gebrochen
wird; sie streicht wie der Muschelkalk bei Wehrau A. 9 und fällt unter 70°
gegen S.W. Da die Stelle genau in die Verlängerung der Erhebungszone
des Wehrauer Muschelkalks fällt, kann sie als ein Beweis dafür gelten, dafs
die im Queifsthal beobachteten Aufrichtungen westwärts noch weiter unter
den Diluvialüberschüttungen fortsetzen. Auf ein gleiches Fortsetzen süd-
östlich von Wehrau deutet vielleicht das Verhalten hin, dafs hier die im
Walde aus dem Boden in grofsen Felsen hervorragenden Blöcke von Kiesel-
sandstein an mehreren Stellen in langen Reihen von N. W. gegen S. O. ge-
ordnet sind; doch sind bestimmtere Beobachtungen über die Lagerung nicht
möglich. Im Boberthal bei Bunzlau ist nichts mehr von auffallenden Auf-
richtungen der Kreideformation zu bemerken, und so wenig wie hier sind
an irgend einem anderen Punkte längs des nördlichen Randes der Haupt-
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 65
mulde bis zur schnellen Deichsel hin Erscheinungen gekannt, welche denen
bei Wehrau am Queifs oder bei Hermsdorf vergleichbar wären.
Der Kalkstein von Hermsdorf, den ich nach einigen darin gefundenen
Versteinerungen sicher als Muschelkalk bestimmen konnte, liegt in Verbin-
dung mit einer kleineren Masse von buntem Sandstein wie ein Keil zwischen-
geschoben zwischen dem nördlich sich erhebenden Thonschiefer und dem
südlich an letzterem ausgebreiteten cenomanen Quadersandstein. Nur am
westlichen Ende des Muschelkalkes wird zwischen demselben und dem Schie-
fer und nachher noch auf eine kurze Strecke allein zwischen dem Schiefer
und Quadersandstein der bunte Sandstein sichtbar. Nach seinem Verschwin-
den gegen Pilgramsdorf hin stofsen Quadersandstein und Schiefer unmittel-
bar aneinander und ebenso ostwärts im Katzbachthal, in welches der Mu-
schelkalk nicht herabreicht. Die ganze Länge des Keils von Muschelkalk
und buntem Sandstein beträgt nicht mehr als + Meile. Die Muschelkalkschich-
ten haben überall eine steile von der senkrechten wenig entfernte Stellung,
bald von dem Schiefer ab ,- bald übergestürzt ihm zufallend ; letzteres wurde
früher schon auch von Herrn v. Dechen beobachtet, der an dem einen
Ende eines Steinbruchs das Fallen der Schichten in A. 2 mit 60 bis 70° ge-
gen N. O., an dem andern Ende desselben Bruches in 4. 4 mit 70° gegen
N. O. bestimmt hat. Die allgemeine Streichungslinie der Schichten ist von
W.N. W. gegen O.S.O., d.i. parallel dem Verlauf der Thonschiefer-
grenze zwischen der schnellen Deichsel und Katzbach. Bemerkenswerth
schien mir, dafs die Schichten häufig gebogen und geknickt sind, eine unge-
wöhnliche Erscheinung bei Flözschichten, die an ihren Ablagerungsrändern
erhoben sind. Eine Lettenlage, welche an einer Stelle den Muschelkalk vom
Thonschiefer trennte, konnte als ein Produkt der Reibung des emporgescho-
benen Kalksteins gegen den Schiefer gedeutet werden.
Der Quadersandstein, welcher in den Steinbrüchen bei Hermsdorf
mit dem Muschelkalk in Berührung steht, hat nicht hinreichend deutliche
Schichtenabtheilungen um erkennen zu können, ob er sich in gleicher Lage
mit jenem befindet. Man sieht aber gegen Pilgramsdorf hin nach dem Ver-
schwinden des bunten Sandsteins den Quadersandstein an der Grenze des
Thonschiefers wie in einem Riff dammartig bervorstehen und kann die mit
Schliffflächen bedeckten Felsen nur für die Köpfe aufgerichteter Schichten
halten. Im Katzbachthal biegen sich die Quadersandsteinschichten nahe
Phys. Kl. 1854. I
66 Beyrıch#
der Thonschiefergrenze wie in einer Welle zu einem Sattel auf, zeigen aber
an der Grenze selbst keine auffallende Erhebung. Hiernach überschreitet
das Phänomen der Randaufrichtung, welche den Muschelkalk bei Hermsdorf
zu Tage brachte, im Östen nicht das Thal der Katzbach, während es west-
wärts bis zur schnellen Deichsel fortsetzt.
In die Verlängerung der Hermsdorfer Erhebungszone fällt eine am
Rande des Thonschiefers südlich von Ober-Praufsnitz beobachtete Aufstür-
zung des Zechsteins an einer Stelle, welche zugleich das äufserste Ende des
Nordrandes der Goldberger Mulde ist. In einem Steinbruch auf der linken
Seite des Praufsnitz-Baches, welcher, obgleich in neuerer Zeit erst eröffnet,
doch schnell eine grofse Längsausdehnung erhielt, ist der Zechstein, ganz
wie der Muschelkalk bei Hermsdorf, senkrecht in der Richtung von N. W.
gegen S. O. aufgerichtet und seine Schichten sind an mehreren Stellen in
verworrener Weise so in einander gefaltet, dafs sie ein ansehnliches Stück
des südlich anstofsenden bunten Sandsteins umschliefsen. In geringer Ent-
fernung von dem Bruche nordwärts steht der Thonschiefer zu Tage; südlich
breitet sich der bunte Sandstein aus, welcher hier schon den Quadersand-
stein so weit vom Schiefer getrennt hält, dafs ihn die Aufrichtung, die auch
hier nur auf einen sehr schmalen und zugleich sehr kurzen Saum am Mulden-
rande beschränkt bleibt, nicht mehr treffen konnte.
An der Ost- und Südseite des Goldberger Busens bleiben ringsum die
Formationen des bunten Sandsteins und Zechsteins, welchen sich westlich
von Konradswaldau noch das Rothliegende zugesellt, in ruhiger Lage zwischen
dem in der Mitte des Busens liegenden Quadersandstein und dem Thonschie-
fergebirge ausgebreitet. Weiter noch entfernt sich westwärts über Löwen-
berg hinaus durch die immer gröfser werdende Erweiterung des Rothliegen-
den die südliche Grenze der Kreideformation von den Rändern des Urgebirges,
und nirgend können deshalb Erscheinungen vorkommen, denen von Wehrau,
oder bestimmter noch denen von Hermsdorf gleich. Der cenomane Quader-
sandstein ruht längs der Südgrenze der Mulde, vom Queifs bis zum Bober
bei Löwenberg, ebenso wie am Südrande des Goldberger Busens, gleichför-
mig auf dem unterliegenden bunten Sandstein und senkt sich gleich ihm mit
geringer Neigung der Schichten gegen die Muldenmitte. Er erhebt sich zwar mit
mehr oder minder steilen Wänden über dem thalartig vertieft liegenden bun-
ten Sandstein; doch ist diese Erhebung nicht eine Folge von Aufrichtung,
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 67
sondern nur ein von der neuen Formation gebildeter Absatz der Auflage-
rung, wie Ähnliches vielfach in andern Gebirgen und unter viel auffallende-
ren Formverhältnissen anderwärts im schlesischen Gebirge selbst bei Qua-
dersandsteinbildungen, welche ungestört älteren Formationen aufliegen, be-
obachtet wird.
Nur an einer einzigen Stelle, am Steinberge zwischen Plagwitz und
dem Boberthal östlich von Löwenberg, kömmt eine Unterbrechung in dem
ruhigen Verhalten der Auflagerung des Quadersandsteins auf dem bunten
Sandstein vor. Am Gehänge des genannten Berges gegen den Bober hinab,
wo grolse Steinbrüche im Quadersandstein betrieben werden, sind dessen
Schichten fast horizontal gelagert (Herr v. Dechen beobachtete 5° Fallen
gegen Norden, a. a. O. S. 137); dagegen zieht sich auf der Höhe des Berges
ein Riff von zertrümmerten Sandsteinfelsen hin, in welchem sich die am Fufs
des Berges fast horizontal liegenden Sandsteinschichten steil aufgestürzt her-
vorheben unter Neigungen bis zu 80° bei westnordwestlichem Streichen.
Unmittelbar daran stofsen gleich steil stehende Schichten des bunten Sand-
steins, welche Formation den nördlichen gegen Plagwitz gekehrten Abfall des
Berges zusammensetzt und von hier am Fufs des Weinberges vorüber bis in
das Boberthal unterhalb Löwenberg vordringt, so dafs der Quadersandstein
des Steinberges vollständig von dem bei Braunau am Bober beginnenden und
zum Hirseberg fortlaufenden Sandsteinzuge getrennt ist. Augenscheinlich
sind hier die beiden Formationen des Quadersandsteins und bunten Sand-
steins mit einander wie eine Falte aufwärts gebogen, und ihre Aufrichtung be-
weist, dafs die Erschütterung des Flözgebirges, welche die Erhebung der
Schichten an den Ablagerungsrändern hervorrief, nicht auf die Ränder be-
schränkt blieb, sondern gleichmäfsig auch weit davon entfernt die Massen in
Bewegung versetzt hat.
Unter leichter zu übersehenden Verhältnissen als in der nördlichen
Hauptmulde, wo die beobachteten Stellen aufgestürzter Schichten durch weite
Entfernungen von einander getrennt sind, kommen ähnliche noch auffallen-
dere Erscheinungen in den Ausfüllungen der kleinen Nebenmulde des Läh-
ner Busens vor. Nur am nordwestlichen Eingange desselben, von der Strafse
zwischen Schmottseifen und Klein-Röhrsdorf ab bis nahe Husdorf hin,
tritt Zechstein auf; der bunte Sandstein bedeckt ihn und erscheint noch ein-
mal oberhalb Lähn auf der rechten Seite des Bobers; cenomaner Quader-
1
68 Beryrıch
sandstein erfüllt der ganzen Länge nach den innern Raum der Mulde. Das
Rothliegende, welches diese jüngeren Ausfüllungen der Nebenmulde von de-
nen der Hauptmulde abschneidet, verbreitet sich als Unterlage der jüngeren
Formationen durch die ganze Länge des Busens und tritt an dessen Rändern in
schmalen bandförmigen Zonen zwischen dem Quadersandstein und Schiefer
zu Tage. Solche Zonen von Rothliegendem sind vorhanden westlich des
Bobers an beiden Rändern der Mulde, östlich am Südrande nur bis auf kurze
Entfernung vom Bober, am Nordrande dagegen von dem Langenauer Thal
bis gegen den Fufs des Stangenberges hin. Wo das Rothliegende am Rande
nicht sichtbar ist, stöfst der Quadersandstein unmittelbar an den die Mulde
umzingelnden Thonschiefer.
Am Südrande sowohl wie an dem Nordrande , so weit Rothliegendes
den Quadersandstein vom Schiefer getrennt hält, zeigen sich die Schichten
des ersteren überall steil aufgerichtet, nahe vertikal oder übergestürzt; am
Südrande sieht man sie senkrecht stehend westlich des Bobers an den Wegen
von Carlsdorf nach Ullersdorf und Husdorf hin und eben so auf der rechten
Seite des Bobers bei Waltersdorf; am Nordrande sind sie aufgestürzt (mit
70° h. 14 gg. N. fallend) am Wege von Lähn nach Vorhusdorf, senkrecht
aufgerichtet bei Langenau. Die Schichten des Quadersandsteins, welche bei
Waltersdorf dicht am Rothliegenden weggebrochen werden, stehen hier
gleich diesem vertikal, und wenn man von diesem Punkte ausgehend in süd-
östlicher Richtung die hoch am Rande der Thonschieferberge entlang lau-
fende Grenze des Quadersandsteins verfolgt, so beobachtet man, dafs bis
nach Grunau hin, in der Länge von einer Meile, nachdem das Rothliegende
am Rande verschwunden ist, der Quadersandstein überall in senkrechten oder
übergestürzt gegen den Thonschiefer einschiefsenden Schichten mit letzterem
in Berührung tritt; am Rande des Lerchenberges fallen die in überhängenden
Felsen emporstehenden Quadersandsteinschichten, vollsteckend von Exogyra
Columba und Pecten asper, mit 54° südlich unter die Thonschiefer ein. Am
Nordrande der Mulde ist bei Langenau deutlich der Quadersandstein mit dem
Rothliegenden am Fufs der Thonschieferberge senkrecht aufgerichtet. Da-
gegen ist westlich des Bobers am Nordrande bei Vorhusdorf zu sehen, dafs
der Quadersandstein hier der Bewegung des Rothliegenden, dessen überge-
stürzten Schichten er abweichend anliegt, nicht gefolgt ist.
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 69
Aus den vorliegenden Thatsachen ergiebt sich, dafs in dem Lähner
Busen an beiden Rändern eine schmale Zone von aufgestürzten Schichten
am Thonschiefer hinläuft, welche aus Rothliegendem allein, oder aus Roth-
liegendem in Verbindung mit Quadersandstein, oder blofs aus den dem Thon-
schiefer nächst anstofsenden Theilen des Quadersandsteinszusammengesetzt ist.
Am Südrande des Busens beginnt die Erhebungszone schon bei Carlsthal und
erstreckt sich ohne Unterbrechung bis nach Grunau hin; am Nordrande fehlt
sie vom Boberthal bei Lähn bis nach Langenau. Das Rothliegende, wo es zwi-
schen Quadersandstein und Thonschiefer in diesen Erhebungszonen zu Tage
liegt, nimmt zwischen beiden dieselbe Stellung ein, wie der Muschelkalk
zwischen dem Quadersandstein und Thonschiefer bei Hermsdorf, oder wie
der Jurakalk zwischen dem Quadersandstein und Granit bei Hohnstein in
Sachsen.
Mit der Aufstürzung der Schichten an den Rändern wird man geneigt
die im Innern des Lähner Busens vorhandenen auffallenden Zertrümmerun-
gen des Quadersandsteins am Kiehnberge, am Gehänge des Lerchenberges
gegen Langenau herab und ebenso an dem des Galgenberges nach Flachen-
seifen hin in Zusammenhang zu bringen, ferner auch wohl die sonderbare
Isolirung des Grunauer Spitzberges, der mehr das Ansehn eines Basaltberges
als eines Quadersandsteinberges hat, und die mehrere hundert Fufs betra-
gende höhere Lage der Quadersandsteingrenze am Südrande des östlichen
Theils der Mulde verglichen mit der des Nordrandes; ja man könnte daran
denken, den gewifs erst spät erfolgten Einsturz des Granites, welchem der
sogenannte Hirschberger Kessel seine Entstehung verdankt, in die gleiche
Zeit zu verlegen. Doch dies bleiben Hypothesen, welche für den Beobachter
des Gebirges wohl eine gewisse Wahrscheinlichkeit erlangen können, zu de-
ren festerer Begründung uns aber positive Beweise für den gleichzeitig er-
folgten Eintritt der bezeichneten Veränderungen fehlen.
Aufser den Räumen an der Nordseite des schlesischen Gebirges, wo
die bisher angeführten Thatsachen beobachtet wurden, findet sich die Kreide-
formation noch im Innern des Gebirges weit verbreitet. Man kann von Klo-
ster-Grüfsau, eine Stunde von Landshut, ausgehend nach Reinerz, von hier
70 Bevyrıcnh
nach Habelschwerdt und Mittelwalde im Neisse-Thal, und über die Wasser-
scheiden zwischen Elb-, Oder- und Donau-Gebiet bei Grulich fort bis nach
Schildberg in Mähren gelangen, ohne die Formation zu verlassen, sie be-
deckt in dieser Erstreckung ohne Unterbrechung des Zusammenhanges einen
in der Längsrichtung des gesammten Gebirges gedehnten Raum von 14 geo-
graphischen Meilen Länge, dessen Breitenausdehnung an keinem Punkte so
grofs wird, dafs man in der Querrichtung weiter als 1} Meilen über Kreide-
ablagerungen fortgehen könnte ohne die Basis derselben entblöfst zu treffen,
Nach den orographischen Formen und nach dem verschiedenen Ver-
halten zu der Unterlage lassen sich in dieser zusammenhängenden langgedehn-
ten Masse von Kreideablagerungen drei fast überall sehr natürlich begrenzte
Theile unterscheiden. In dem nördlichen Theil, welcher die Felsgruppen
von Adersbach und die Heuscheuer einschliefst, ruht das Kreidegebirge auf
der Formation des Rothliegenden, welche den Zug des niederschlesischen
Kohlengebirges in grolser Breite bedeckt; es entspricht hier in seiner Lage,
wenigstens im Norden zwischen Schömberg und Friedland und auch noch
zwischen Wernscorf und Braunau, vollkommen der inneren Ausfüllung einer
weiten Mulde, wobei das Auftreten der neuen Formation charakteristisch
durch ein schroffes Ansteigen der aufgelagerten Masse über ihrer Unterlage
angezeigt wird. Die nördlichen und östlichen Ränder der Mulde, in welchen
wie in den Flözmulden an der Nordseite des Gebirges die Kreideformation
der letzte Absatz war, liegen in weiter Entfernung; erst in den krystallini-
schen Schiefergesteinen, welche von Schatzlar bis Kupferberg den Granit
des Riesengebirges umziehen, dann von Kupferberg gegen Freyburg hin in
den nördlichen primitiven Thonschiefern und im Osten im Gneifs des Eulen-
gebirges betritt man die Basis, auf welcher in gleichförmiger Lagerung zuerst
die Grauwacken der Devon- und der Kulm-Formation, dann das Kchlen-
gebirge, darauf das Rothliegende und zuletzt die Kreideformation übereinan-
der abgesetzt wurden. Im Süden sind die Ränder der alten Mulde verschwun-
den und die Art und Weise, wie die Kreideformation allein sich südlich
des Heuscheuergebirges weiter verbreitet, liefert den Beweis, dafs hier in der
Zwischenzeit zwischen der Ablagerung des Rothliegenden und der Kreide-
formation, in einer wegen des Fehlens der zwischenliegenden Formationen
nicht näher zu bestimmenden Zeit, grofse Veränderungen in den Formen des
krystallinischen Gebirges eingetreten sein müssen. Man sieht nämlich die
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 74
Kreideformation von Neu-Tscherbeney nördlich von Cudowa bis über Neu-
Biebersdorf östlich von Reinerz hinaus, ohne dafs Rothliegendes oder eine
andere ältere Formation dazwischenliegend sichtbar wird, in unmittelbarer
Berührung mit den von Graniten durchsetzten krystallinischen Schiefern,
welche südlich die Höhen des glätzisch-böhmischen Grenzgebirges zusammen-
setzen, und man findet die Formation dann weiter über die relativ niederen
Theile dieses Gebirges ausgebreitet wie eine unregelmäfsig begrenzte Decke,
die nur zwischen Neu-Biebersdorf und Pohldorf jenseits Nesselgrund mit der
Hauptmasse der Kreideablagerungen zusammenhängt. Zugleich aber verbreitet
sich ein dritter Theil der Kreideformation von Oberschwedeldorfund dem am
Zusammenflufs der Biele mit der Neisse gelegenen Dorfe Piltsch anfangend in
südlicher Richtung weiter als die untere Ausfüllung einer golfartigen, erst bei
Schildberg in Mähren ihr Ende erreichenden Gebirgseinsenkung, deren Rän-
der im Osten durch die im Glätzer Schneeberge ihre höchste Erhebung er-
reichende Gebirgsgruppe und weiterhin durch die aus Gneifs bestehenden
Höhen des Altvaterwaldes südlich von Grumberg, im Westen durch den
östlichen Abfall des böhmisch-glätzischen Gebirges und weiterhin durch die
zwischen Gabel und Schildberg sich erhebenden Gneifsberge gebildet wer-
den. Die kaum über eine Meile breit werdende Niederung des Neisse-Thals
bis nach Schreibendorf südlich von Mittelwalde, dann die ebene Platte der
Wasserscheiden zwischen Bobischau, Schreibendorf und Herrnsdorf einer-
seits, Grulich, Hohen -Erlitz und Ullersdorf andererseits, nachher die nur
schmale, bei Schildberg wie in einem Circus geschlossene Thalniederung des
Frisawa-Flusses sind der in stetem Zusammenhang von Kreideablagerungen
erfüllte Boden des alten Golfes.
Ähnlich dem Neisse-Frisawa-Golf ziehen sich, wie die von Herrn v.
Hingenau bearbeitete vortreffliche geologische Übersichtskarte von Mähren
und Österreichisch-Schlesien anschaulich darstellt, noch mehrere von Kreide-
ablagerungen erfüllte schmale Buchten von Böhmen her in das mährische
Gebirge hinein; nur der Schildberger Golf war übersehen. Es sind dies ein-
ander parallele Gebirgseinstürzungen, welche die ihnen zukommende Längs-
richtung von N. N. W. gegen O.S. ©. wesentlich wohl den in viel älterer
Zeit entstandenen herrschenden Strukturrichtungen des eingestürzten Grund-
gebirges verdanken; wenigstens ist dieser Zusammenhang für den allein mir
72 BeyrıcıH
genauer bekannt gewordenen glätzisch - mährischen Golf mit Bestimmtheit
nachzuweisen.
In dem Gebiet der Kreideablagerungen,, worauf die gegenwärtige Be-
trachtung beschränkt bleibt, hat schon vielfach das hohe Niveau, welches die
Formation in dem nördlichen auf Rothliegendem ruhenden Theil in der Heu-
scheuer erreicht, die Aufmerksamkeit der Geologen erregt. Indefs bleiben
nur wenig unter der Höhe der Heuscheuer die hervortretenderen noch von der
Kreideformation bedeckten Punkte in dem Gebirge zwischen Reinerz oder
der Hohen Mense und Habelschwerdt zurück; sie dürften die Höhe von
2700 Fufs, d. i. etwa 100 Fufs weniger als die Höhe der Heuscheuer, errei-
chen, wenn die Angaben genau sind, dafs das Quellgebiet der Erlitz in den
Seefeldern etwa 2400 Fufs und die Quellen der Habelschwerdter Weistritz
2566 Fufs hoch liegen; beides sind mitten in der Decke des Kreidegebirges
gelegene Punkte. Theils aus diesen Niveauverhältnissen, theils aus der Art,
wie sich von böhmischer Seite her, aus der Gegend von Rokitnitz über Ha-
sendorf bis nach Tschiak, d. i. nur + Meile vom Rande der Kreideablage-
rungen des Neisse-Thals bei Mittelwalde entfernt, Abzweigungen des böhmi-
schen Kreidegebirges über die von Gneifs gebildeten Höhen fortziehen, geht
hervor, dafs in der Zeit des Absatzes der Kreideformation der lange Gebirgs-
rücken der Hohen Mense und der böhmischen Kämme eine ringsum vom
Meere umspülte Insel war, und dafs trotz der gegenwärtigen vollständigen
Trennung dennoch die Kreideablagerungen im Innern des schlesischen Ge-
birges mit den ausgedehnteren böhmischen in einem und demselben Meeres-
becken abgesetzt wurden. Man wird deshalb auch erwarten, dafs sich in der
Zusammensetzung der Formation in diesem Theile des schlesischen Gebirges
gröfsere Analogieen mit der böhmischen oder selbst noch der sächsischen
Kreideformation herausstellen werden, als mit der niederschlesischen, welche
in einem weit getrennten Meeresbecken abgesetzt ihre selbstständige Glie-
derung erhalten hat.
Herr v. Carnall hat in seiner, den deutschen Geologen sehr be-
kannten, mit dem verstorbenen Zobel herausgegebenen geognostischen Be-
schreibung von einem Theile des niederschlesischen und Glätzischen Ge-
birges (') eine ausgeführte und die Verhältnisse in der Natur genau wie-
(') Karsten’s Archiv Band IV. S. 138 fg.
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 13
dergebende Darstellung von der petrographischen Beschaffenheit und dem
5
zu den Höhen des böhmisch - glätzischen Gebirges und bis in die Gegend
gegenseitigen Lagerungsverhalten der aus der Gegend von Landshut bis
se 5 5 g
von Glatz hin die Formation zusammensetzenden Gesteine gegeben. Er
unterschied mit Benennungen, welche früher schon, im Jahre 1819, durch
Karl von Raumer auf diese Gegenden des schlesischen Gebirges über-
tragen waren, als Quadersandstein, Plänersandstein und Plänerkalk, drei
fast überall leicht zu trennende Gesteine, welche nicht in einer einfachen
Folge des Absatzes übereinander, sondern in mehrfacher Wiederholung und
häufig mit unregelmäfsigem Auslaufen des einen zwischen den andern, ein
geologisch ungegliedertes Formationsganzes, das sogenannte Quadersand-
steingebirge zusammensetzen. In der That wird, wie auch das paläon-
tologische Verhalten bestätigt, durch die gesammte Masse von Kreide-
ablagerungen des Heuscheuergebirges und der Bedeckung des böhmisch-
glätzischen Gebirges nur eine einzige Stufe der Kreideperiode, das Ceno-
man, vertreten. Während das gleiche Niveau des oberen Kreidegebirges im
Norden nur einen wenige Hundert Fufs mächtig werdenden Quadersandstein
einschlofs, finden wir hier eine bei der Heuscheuer zu der Mächtigkeit von
1500 Fufs anschwellende Cenomanablagerung, welche aus einem verschiedenen
Wechsel von Quadersandstein mit thonigem oder thonigkieseligem Sandstein
(Plänersandstein) und mit Lagern von thonreichem Kalkstein (Plänerkalk)
zusammengesetzt ist. Den Namen Plänerkalk hat demnach hier ein cenoma-
ner Kalkstein erhalten, welcher nichts mit dem turonen Plänerkalkstein ge-
mein hat, und dem überall die charakteristischen Versteinerungen des letz-
teren fremd bleiben. Ebenso bezeichnet der Name Plänersandstein im schle-
sischen Gebirge, wenn man ihn beibehalten will, nur ein besonderes in gros-
ser Verbreitung auftretendes Gestein, welches durch seine organischen Ein-
schlüsse wie durch seine Lagerung dem cenomanen (uadersandstein als ein
zugehöriges Glied verbunden ist.
Nur im Grunde des langen glätzisch-mährischen Kreidegolfes erfolgte
noch nach dem Genoman in ununterbrochenem Zusammenhang, von Ober-
Schwedeldorf an der Weistritz westlich von Glatz bis nach Schildberg, der
Absatz eines jüngeren, entweder turonen oder senonen Systems von Ablage-
rungen, welches ich hier, ohne die genauere Bestimmung seines Alters einer
weiteren Erörterung unterwerfen zu wollen, unter dem Namen des Kieslings-
Phys. Kl. 1854. K
74 Berrıch
walder Systems unterscheiden will. Ein Sandstein, im frischen Zustande des
Gesteins von bläulichgrauer, im zersetzten von unreinen grünlichgrauen oder
grünlichgelben Farben, mit reichem thonigem Bindemittel und voll von beige-
mengten Glimmerschüppchen, übergehend in grobe Conglomerate, setzt als
oberstes Glied des Systems östlich von Habelschwerdt zwischen Neu-Wal-
tersdorf und Kieslingswalde eine Gruppe von Bergen zusammen, welche
durch den Reichthum der bei letzterem Ort besonders in Menge zusammen-
gehäuften Versteinerungen schon in alter Zeit berühmt waren. Der gleiche
Sandstein erscheint noch einmal in der Mitte des Golfs südlich von Mittel-
walde zwischen Schönthal, Schreibendorf und Bobischau verbreitet, bei
Schreibendorf mit denselben Versteinerungen wie zu Kieslingswalde. Die
Unterlage dieses Sandsteins bildet eine überwiegend thonige Ablagerung,
bezeichnet durch Ausscheidungen von Thoneisensteinnieren und durch die
Einlagerung von Sandsteinbänken, deren Gestein dem der aufliegenden
Sandsteinbildung gleich ist. Eng durch Wechsellagerung und durch Übergang
der Gesteine mit a aan bilden der untere Thon und der mäch-
tigere obere Sandstein in gleicher Weise ein zusammengehörendes Ganze
wie die verschiedenen Gesteine, welche zusammengefafst das ältere Cenoman-
system ausmachen.
In dem langen Zuge von Kreideablagerungen, von deren räumlicher
Anordnung und Zusammensetzung in allgemeinen Umrissen eine Übersicht
gegeben wurde, wiederholt sich in grofser Ausdehnung die Erscheinung der
Schichtenaufstürzungen in denjenigen Gegenden, wo die Formation an her-
vorragende Ränder des Grundgebirges anstöfst; sie fehlt ganz in dem nörd-
lichen Zuge des Heuscheuergebirges, wo die Formation weit entfernt von
den Rändern der Mulde über dem in der Tiefe ausgebreiteten Rothliegen-
den aufsteigt, sie läfst sich dagegen in langen Strecken längs des östlichen
Abfalls des böhmisch -glätzischen Gebirges und am Rande des östlich den
glätzisch-mährischen Golf begrenzenden Urgebirges verfolgen, während in
der Mitte dieses Golfes und auf der Höhe des böhmisch-glätzischen Gebirges
die Lage der Schichten nur geringe Störungen erlitten hat.
Am Eingange des Golfes, auf der linken Seite der Neisse eine Stunde
von Glatz, der Mündung der Biele gegenüber, liegt der sogenannte Rothe
Berg, der einzige Punkt, wo bisher das Vorkommen senkrecht stehender
Schichten der Kreideformation in diesen Gegenden durch die genaue, von
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 75
Herrn v. Carnall gegebene Beschreibung des von der Neisse entblöfsten
Profils bekannt geworden ist. Die nördliche Hälfte des Berges besteht aus
krystallinischen, von Eruptivgesteinen durchsetzten Schiefern, welche an diesem
Punkte noch durch die südlich nicht weiter vorhandene Formation des Roth-
liegenden von der Kreideformation getrennt sind. In übergestürzter Stel'ung,
mit 50 bis 73° gegen dasselbe einschiefsend, stofsen mit dem Urgebirge die
Schichten des Rothliegenden zusammen; darauf folgen, nach und nach von
der übergestürzten zur senkrechten Stellung übergehend, zuerst ein wenig
mächtiger, conglomeratisch werdender Sandstein, dann Kalkstein, darauf
Quadersandstein mit Exogyra Columba, dann wieder dem unteren gleicher
Kalkstein, und noch ein dritter Sandstein, welche Folge zusammengefafst
das aufgestürzte Cenomansystem ausmacht. Zu oberst werden noch in gleich
steiler Stellung, durch Sphärosideritnieren und dünne eingelagerte Sand-
steinschichten kenntlich, die unteren Thone des Kieslingswalder Systems
sichtbar, welche sich vom Rothen Berge westlich in der ebenen Platte zu bei-
den Seiten des Thales von Alt-Wilmsdorf in ruhiger Lage ausbreiten. Die
Stellung des Rothliegenden zwischen dem Urgebirge und- der Kreideforma-
tion ist hier ganz dieselbe, wie nördlich in dem Busen von Lähn bei Wal-
tersdorf.
Durch eine niedere, von Alluvionen bedeckte Fläche ist man verhin-
dert, vom Rothen Berge fort auf der rechten Seite der Neisse zu verfolgen,
ob die an jenem Berge beobachtete Aufrichtung des Flözgebirges sich an der
Grenze des Urgebirges ohne Unterbrechung fortsetzt bis zu der Stelle hin, wo
zwischen Rengersdorf und Grafenort der zwischen Eisersdorf und Melling
liegende Glimmerschieferzug im Neisse-Thal sein Ende erreicht. An diesem
Punkte beginnt eine Erhebung des Kreidegebirges am Rande der Urgebirgs-
höhen, welche sich in stetem Zusammenhange über mehr als 3 Meilen Länge
fort bis in die Gegend von Lauterbach nordöstlich von Mittelwalde verfolgen
läfst. Die Veränderung in der lineären Richtung der Urgebirgsgrenze, welche
bei Neu-Waltersdorf mit einem stumpfen Winkel aus der südöstlichen in eine
vollkommen südliche umbiegt, übt nicht den geringsten Einflufs aus auf das
Verhalten der aufgestürzten Schichten des Kreidegebirges, welche in gleicher
Weise vor wie nach der Umbiegung der Grenzlinie wie ein schmaler erho-
bener Saum am Fufs des hoch aufsteigenden Urgebirges hinziehen. Eine
schmale Zone von Gesteinen des Cenoman - Systems welche in ihrer anzen
y ’
K Ad
76 Bersıch
Breite dem Saume der erhobenen Schichten angehören, sieht man von der Neisse
westlich von Melling an bis über Neudorf fort, mit geringen Unterbrechun-
gen bei Neu-Waltersdorf und von Steingrund zu dem oberen Ende von Kies-
lingswalde hin, zwischengeschoben zwischen das Urgebirge und die Ablage-
rungen des Kieslingswalder Systems, die sich mit aufrichten, so weit sie in
den Erhebungssaum hineinragen, der untere bedeckt gewesene Theil der
Formation ist hier nur in Folge der Erhebung am Ablagerungsrande an die
Tagesoberfläche hervorgeschoben worden, und er steht zu dem oberen in dem-
selben Verhalten wie an anderen Orten die älteren Formationen zu den jün-
geren. Die Cenomanzone besteht wie am Rothen Berge aus einer Verbindung
von Quadersandsteinlagern mit Lagern von plänerartigem Kalkstein, von
welchen Gesteinen bald das eine bald das andere zunächst am Glimmerschie-
fer oder Gneifs sichtbar wird; bei Melling schliefsen z. B. zwei Lager von
Quadersandstein ein Kalksteinlager ein, während man zwischen Kieslingswalde
und dem Wölfelsbach bei Marienau am Gneifs zuerst Kalkstein, dann Qua-
dersandstein, darauf wieder Kalkstein trifft. Die Schichten fallen entweder
unter steilen Winkeln vom Urgebirge ab, oder sie stehen vertikal, oder sie
sind übergestürzt; von letzterem liefert das Profil nördlich der Kirche von
Neudorf an der rechten Thalseite des von Uhrnisberg herabkommenden
Wassers ein schönes Beispiel, wo man an der Grenze zuerst ein Kalkstein-,
dann ein Sandsteinlager unter Winkeln von 70 bis 80° unter den Gneifs ein-
schiefsen sieht. Die Mitaufrichtung des Kieslingswalder Systems ist vor allem
bei Kieslingswalde selbst am Auffallendsten zu beobachten, indem hier die
aufgestürzten conglomeratischen Bänke des Kieslingswalder Sandsteins selbst,
— nicht, wie irrig behauptet worden ist, Schichten eines aufgelagerten jün-
geren Quadersandsteins —, als ein zertrümmertes Felsriff emporstehen am
Rande einer schmalen nach Steingrund führenden Thalrinne, deren Boden
von den unteren Thonlagern des Kieslingswalder Systems gebildet ist.
Aus der Gegend östlich von Mittelwalde gegen Süden hört am östlichen
Rande des Kreidegolfes die Aufrichtung der Schichten vollständig auf; die
Cenomangesteine, auf welchen Grulich steht, haben nur geringe Neigung.
Nur ganz am Ende des Golfes, wo östlich von Schildberg und Friesehof das
Cenomansystem noch einmal als die Unterlage des den Thalgrund bis Schild-
berg ausfüllenden Kieslingswalder Thones zu Tage ausgebreitet liegt, zeigen
sich an der Grenze des Urgebirges die untersten Schichten des Systems senk-
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 77
recht erhoben; aus den aufgerichteten Schichten eines glaukonitischen Sand-
steins mit kalkigem Bindemittel besteht die mauerartig gestaltete Gruppe von
Klippen, die man schon weither, von Hoflenz oder Bukowitz kommend,
als eine auffallende Felsform am Rande des Gebirges wahrnimmt, über wel-
ches die Strafse nach Hohenstadt fortführt.
Am westlichen Rande des Golfes stöfst der Kieslingswalder Thon von
Schildberg ab bis nach Bobischau im Süden von Mittelwalde an den Gneifs,
ohne sich zu erheben und ohne durch Cenomangesteine von ihm getrennt zu
sein. Erst bei Bobischau am Fufs des Grenzberges beginnt eine Cenoman-
zone hervorzutreten, mit welcher im Süden zugleich das Phänomen der
Schichtenaufrichtung seinen Anfang nimmt. Zuerst tritt zwischen den Gmeifs
und den Kieslingswalder Thon ein plänerartiger Kalkstein, dessen Schichten
in einem Steinbruch bei Bobischau mit 65° Neigung von dem darunter ent-
blöfsten Gmeifs abfallen. Bald hebt sich unter dem Kalkstein noch ein Sand-
stein (Plänersandstein) hervor, und diese beiden Lager, ein unterer Sandstein
mit darauf liegendem Kalkstein, ziehen nun als ein schmaler Cenoman-Saum
am Rande des Urgebirges etwa eine Meile weit bis nach Rosenthal fort, über-
all mit steiler Stellung der Schichten; sie sind übergestürzt, zugleich mit
den untersten Lagen des Kieslingswalder Thones, in einem Profil, das man in
westsüdwestlicher Richtung von Mittelwalde aufnimmt.
Zwischen Rosenthal und Ober-Langenau tritt in dem lineären Verlauf
des Urgebirgsrandes eine Unterbrechung ein, welche mit der Anordnung der
Schichten der Kreideformation in enger Verbindung steht und zugleich eine
Unterbrechung der Randerhebungen bedingt. Man sieht nämlich bei Rosen-
thal das bis hierher nur als einen schmalen Saum hervorgeschobene Geno-
man sich erweitern, indem der Kalkstein bis nach Ober - Langenau an der
Neisse sich ausbreitet und einen (Juadersandstein einschliefst, der weiter süd-
lich nicht vorhanden war. Hierdurch entwickelt sich die Folge von Gestei-
nen, — zu unterst Plänersandstein, dann Kalkstein, darauf ein sehr mächtig
werdender Quadersandstein, der wieder von Kalkstein bedeckt wird —, wel-
che die Regel bleibt für die gesammten Cenomanlager am östlichen Rande
und auf der Höhe des glätzisch - böhmischen Gebirges bis nach Reinerz hin.
Von Rosenthal und Ober - Langenau her ziehen sich die breit gewordenen
Cenomankalke ganz allmälig gegen Lichtenwalde und Verloren-Wasser hin-
auf und am Fufs des Heidelberges vorbei bis zum Alten Brandt hin, wo sie
78 Bervrıch
schon der oberen Decke des Urgebirges angehören; erst bei Langenau be-
ginnt wieder das westliche Gebirge mit einem bestimmten Absatze aus der
Niederung des Neisse-Thals sich zu erheben, und zugleich beginnt auch als-
bald wieder die Aufrichtung der Kreideschichten am Rande. Schon bei
Nieder-Langenau, nördlich des bei dem Bade entblöfsten Glimmerschiefers,
fallen im Bette der Neisse steil stehende Schichten auf, welche noch zu dem
Kieslingswalder Thon gehören. Dann läuft ein Rücken von gehobenem
Quadersandstein von den Gemeindebergen bei Nieder-Langenau aus am öst-
lichen Gehänge des unbedeckt gebliebenen Glimmerschiefergebirges hin,
welches durch das tief eingerissene Thal der Habelschwerdter Weistritz zwi-
schen Hammer und Alt-Weistritz und durch dessen Seitenthäler zerschnitten
wird. Am östlichen Fufs dieses Randrückens ruht in ungestörter Lage der
cenomane Kalkstein, welcher denselben Sandstein an der Neisse bei Habel-
schwerdt bedeckt, und zwischen dem erhobenen Quadersandstein und dem
Glimmerschiefer zeigen sich in schmalen Zonen die älteren Cenoman-
schichten, der untere Kalkstein und der Plänersandstein. So weit der Glim-
merschiefer gegen Nesselgrund hin am Gehänge blofsliegt, so weit erstreckt
sich auch die steile Erhebung des östlich anstofsenden Kreidegebirges ; noch
bei Sauergrund kann man an der Grenze des Glimmerschiefers in vertikaler
Stellung die ganze Schichtenfolge des Cenoman beobachten.
Die Stelle, wo nicht weit von Nesselgrund am Rande des Habel-
schwerdter Gebirges der Glimmerschiefer verschwindet, liegt dem Rothen
Berge, wo am östlichen Eingange des Golfes die Erhebung der Schichten am
Urgebirgsrande ihren Anfang nahm, genau gegenüber und ist im Westen das
Ende der bis nach Schildberg verfolgten Erscheinungen, die sich in der Ge-
gend von Reinerz und Cudowa nicht wiederholen. Zwar legt sich das Kreide-
gebirge auch hier keinesweges in ungestörter Lage dem Urgebirge an seiner
Umgrenzung an, vielmehr fällt es nach allen Seiten unter starken Neigungen
von ihm ab; aber die Winkel der geneigten Schichten werden nicht leicht
höher als 40 bis 50° und die stärkeren Neigungen verlaufen allmälig in schwä-
chere, so dafs sich keine Erhebungssäume ausbilden, in welchen durch plötz-
liches Auftreten einer der senkrechten nahekommenden Schichtenstellung
ein grofser Contrast gegen die in Ruhe verbliebenen Theile der Formation
entsteht.
Über die Lagerung der Kreideformation in der Nähe des Kohlenge-
über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 79
birges zwischen Nachod und Schatzlar kann ich nicht nach eigenen Beob-
achtungen urtheilen; die steilen dort vorkommenden Aufrichtungen, über
welche v. Warnsdorff(!) berichtet hat, dürften der Erhebung des Qua-
dersandsteins und bunten Sandsteins im Steinberge bei Löwenberg vergleich-
bar sein, insofern sie ganz im Gebiete des Flözgebirges von den Rändern
des Urgebirges entfernt liegen. Auch kann ich nur hinweisen auf die Beob-
achtungen von Reufs(?) im Königgrätzer Kreise in Böhmen, aus welchen
deutlich hervorgeht, dafs die Erhebung der Kreideschichten, wo sie mit äl-
teren Gebirgsmassen zusammenstofsen, auch im Innern von Böhmen sich
fortsetzt.
Es genügt auf einer Karte den Umfang der geschilderten Störungen
in der Lagerung der Kreideformation innerhalb des schlesischen Gebirges zu
überblicken und zugleich den allgemeinen geologischen Bau dieses Gebirges
im Auge zu behalten, um zü der Überzeugung zu gelangen, dafs die Ursache
jener Störungen nicht lokal nur einzelne Theile des Gebirges berührende
oder in besonderen Richtungen wirkende Kräfte gewesen sein können. Als
zuerst in Sachsen bei Weinböhla der Pläner vom Syenit und bei Hohnstein
der über dem Quadersandstein liegende Jurakalk vom Granit bedeckt gese-
hen wurde, schien es natürlich, die Ursache in der Entstehung oder in einer
besonderen Erhebung des Eruptivgesteins zu suchen. Auch wird nie zu be-
zweifeln sein, dafs nur durch eine Bewegung oder Verschiebung der Massen
des Granites und Syenites ihre jetzige Begrenzung gegen das von ihnen be-
deckte Flözgebirge an jenen Stellen entstehen konnte; aber die Verschie-
bung hatte nichts mit der eruptiven Natur jener Gesteine zu thun, sondern war
die Folge einer Erschütterung, welche die gesammte Masse des Grundgebir-
ges unabhängig von seiner Zusammensetzung, so weit die Erscheinung aufge-
stürzter Schichten an seinen Rändern reicht, gleichmäfsig mufs in Bewegung
gebracht haben. Man darf annehmen, dafs die Stärke der Bewegung in ver-
schiedenen Gegenden des erschütterten Gebietes eine sehr ungleiche gewesen
ist, und dafs die verschiedene Beschaffenheit der das Grundgebirge zusam-
(') Leonh. u. Bronn N. Jahrb. 1841 S 432 fg.
(?) Leonh. u. Bronn N. Jahrb. 1844 S.1 fg.
80 Beyrıcn über die Lagerung der Kreideformationim schles. Gebirge.
mensetzenden Gesteine einen wesentlichen Einflufs auf den Grad der erfolg-
ten Verschiebungen ausgeübt hat, gleich wie bei dem Erdbeben, nach Herrn
v. Humboldts Ausdruck, die Fortpflanzung der Bewegung nicht durch die
chemische Natur der Bestandtheile, sondern die mechanische Struktur der
Gebirgsarten modifieirt wird. Aber nicht das Grundgebirge allein, sondern
auch das bedeckende Flözgebirge wurde in Bewegung gesetzt, und die Erhe-
bung der Schichten des letzteren kann nur als eine Folge der ihm mehr von
unten als von den Seiten her mitgetheilten Bewegung des ersteren betrach-
tet werden. Die Richtungen, nach welchen die Schichten erhoben sind,
wurden allein mechanisch bedingt durch vorher schon vorhanden gewesene
äussere Formen des Gebirges; und wenn es vorzugsweise die Ränder her-
vorragender Theile des Grundgebirges sind, an welchen die Schichten der in
Bewegung gesetzten Massen des Flözgebirges sich aufrichteten, so läfst sich
daraus nur folgern, dafs der Widerstand, der einer Fortpflanzung der Bewe-
gung des schwankenden Flözgebirges von dem selbst erschütterten Ablage-
rungsrande in den Weg gestellt wurde, die naheliegende Ursache der Schich-
tenaufstürzung gewesen ist. Erscheinungen wie das Auftreten des Jurakalks
bei Hohnstein, oder allgemein das Hervortreten älterer bedeckt gewese-
ner Theile des Flözgebirges in aufgerichteten Randzonen, bleiben ein Räth-
sel, wenn man sie durch das Emporstofsen des Grundgebirges über einer
Spalte, oder durch eine einseitige Bewegung der festen Erdmasse an der Grenze
der erhobenen Schichten entstehen läfst; sie erklären sich, wenn man als die
Grundbedingung der Bewegung des Flözgebirges die Verschiebbarkeit des-
selben gegen seine erschütterte Unterlage und die gleichzeitige Verschiebbar-
keit einzelner Lagen des Flözgebirges gegeneinander annimmt.
Anmerkung. Die beigefügte Karte hat nur den Zweck, übersichtlich die erörterten
Verhältnisse in der Lagerung der Kreideformation des schlesischen Gebirges zu veranschaulichen.
Die Eruptivgesteine sind nicht angegeben, weil ihr Auftreten und ihre Verbreitung aulser allem
Zusammenhang mit den erläuterten Erscheinungen steht. Ebenso schien es zweckmälsig an der
Nordseite des Riesengebirges das bedeckende Diluvium als nicht vorhanden zu betrachten und
das Bild des Zusammenhanges der Massen so zu entwerfen, wie man es unter der Diluvialdecke
anzunelımen hat. Für den vorliegenden Zweck war es überflüssig, das Vorkommen der im
Gebiet der Karte gekannten tertiären Ablagerungen anzuzeigen.
— ED —
Au Hrn. Beyrichsdbh: ud ‚Lagerung der Rreideformation im. schlesischen bebirge. Jahrg: 1854.
Aonen steil aufgerichteter Schichten.
RR N NEAR REDE.
EZ Iersteinerungsleeres Grundgebirge.
BEE Graumackengebirge (Silur, Devon, hadm )
EEE köhlengebirge, Rothliegendes, hechstein.
EEE Buncersand stein u. Muschelkalk.
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Über
neue merkwürdige Saugethiere des Königlichen
zoologischen Museums.
MA Von
H”- H. LICHTENSTEIN und W./PETERS.
mmumnmnmnnnnmwen
[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 22. Juni 1854.]
I. Über die Gattung Centurio Gray und eine neue Art derselben
aus Cuba.
Be Gray hat im Jahre 1842 (T’he annals and magazine of natural hi-
story. X. p. 259) unter dem Namen Centurio eine neue Gattung von Fleder-
thieren aufgestellt und später (T’he zoology of H. M. S. Sulphur. Mammalia.
1844. p. 27. Taf. 7) die dahin gehörige Art, Centurio senex, abbilden lassen.
Er stellte dieselbe zu den Noctilionen in die Nähe von Chilonycteris und
Mormops, fügte aber hinzu, sie erscheine ihm so eigenthümlich, dafs ihre
richtige Stellung obne andere noch neu zu entdeckende Zwischengattungen
nicht sicher zu bestimmen sei. Sie habe durch die Zahl der vier knöcher-
nen Glieder des Mittelfingers einige Verwandtschaft mit der Gattung PAyllo-
stoma, aber keine Spur eines besonderen Nasenblattes.
Da Hr. Gray leider unterlassen hatte, die Form des Gebisses und
Schädels zu untersuchen, so blieb es nicht allein ein Räthsel, wohin seine
Gattung zu stellen sei, sondern auch zweifelhaft, ob die Kennzeichen der
von ihm beschriebenen Art überhaupt zur Aufstellung einer solchen berech-
tigen. Sie wurde daher in späteren synoptischen Werken entweder ganz über-
gangen oder blofs als besondere Art der Gattung Noctilio (z. B. Schinz,
Synopsis mammalium I. Nachträge. p. 20) angeführt.
Phys. Kl. 1854. L
[0 0)
[8>)
LicHTEnsTEin und PETERS über neue Säugethiere
In einer Sendung von Naturalien aus Cuba durch Herrn Otto,
welche das Museum im Jahre 1840 erhalten, befand sich aufser andern sel-
tenen und merkwürdigen, vortrefflich in Weingeist erhaltenen Arten von
Flederthieren (Mormops, Glossophaga, Phyllostoma u. a.) eine Form, welche
im Äusseren eine so grofse Ähnlichkeit mit der Grayschen Abbildung von
ö
Centurio senex zeigt, dafs sie, wenn auch nicht zu derselben Art, so doch
ohne Zweifel zu derselben Gattung gehört. So wurde uns die erwünschte
Gelegenheit zu Theil, eine der sonderbarsten Formen des Thierreichs ge-
nauer untersuchen zu können.
Wir erlauben uns daher, die Resultate dieser Untersuchung der Aka-
demie vorzulegen, da es hiernach nicht mehr nöthig erscheint, die Entdeckung
neuer Zwischengattungen zu erwarten, um die naturgemäfse Stellung der in
Rede stehenden Gattung im System zu bestimmen.
Des Zusammenhangs wegen ist es nöthig, die Betrachtung der äufseren
Theile vorauszuschicken, obgleich diese bereits sehr gut aus der Gray’schen
Beschreibung und Abbildung zu erkennen sind.
Der Kopf ist von kugelförmiger Gestalt, so lang wie breit und hoch, in-
dem der Gesichtstheil mehr verkürzt erscheint als bei irgend einem andern Säu-
gethiere und die Schnauze, anstatt vor dem Schädeltheil hervorzutreten, mit
diesem in einer Ebene liegt. Das Gesicht ist von scheufslichem, mifsgestalteten
Ansehen, von nackten Hautwülsten und Vorsprüngen ganz bedeckt, welche auf
den ersten Anblick das Product einer krankhaften Entartung zu sein und nichts
mit den bekannten Hautbildungen andererFlederthiere gemein zu haben schei-
nen. Bei genauerer Betrachtung jedoch löst sich Alles in regelmäfsige symme-
trische Formen auf. Eine längliche viereckige Platte in Form eines umge-
kehrten Wappenschildes, welche zunächst über der Mitte der Oberlippe und
in diese ohne Absatz übergehend sich bemerklich macht, tritt zwischen zwei
seitlichen Gruben hervor, in deren Tiefe jederseits das Nasenloch mündet.
Die Homologie dieser Platte mit dem aufrechtstehenden Nasenblatte (Lan-
zette) anderer Flederthiere läfst sich nicht verkennen. Neben dem Nasen-
blatte steigt jederseits vom Rande der Oberlippe eine hervorragende Leiste
empor, welche sich in der Gegend des Nasenloches an einen etwas diekerem,
durch drei Drüsenwarzen ausgezeichnetem Wulst anlegt, welcher in einem
mit seiner Convexität nach aufsen gerichteten Bogen bis über die obere
Ecke des Nasenblattes hinaufsteigt. Ein ganz ähnlicher mit drüsigen Warzen
des Königlichen zoologischen Museums. 83
versehener bogenförmiger Wulst krümmt sich um das Hufeisen der Phyllo-
stomen, z. B. bei PAyllostoma perspicillatum Geoffr., herum. Was aber
die Deutung der zu diesen Wülsten von der Lippe aufsteigenden Leisten
anbelangt, so scheinen sie seitliche Rudimente des nıcht zur Entwicke-
lung gekommenen s. g. Hufeisenblattes zu sein. Von dem inneren Augen-
winkel und von der Gegend über den Augen gehen ferner zwei dicke Wülste
aus, welche vereinigt nach innen über das Nasenblatt jedoch nicht ganz bis
zur Mitte hingehen, indem sie von den entsprechenden Theilen der andern
Seite durch eine tiefe Längsfurche getrennt werden, in deren unteres Ende
die mittlere Spitze des Nasenblattes hineinragt. Nach oben hin erweitert sich
diese Furche plötzlich, indem die Wülste unter einem rechten Winkel aus-
einander weichen, um sich dann zu einem mittleren aufrechtstehenden klee-
blatt förmigen Querblatte zu vereinigen. Auch diese eben genannten Wülste
findet man, zwar in weit geringerem Grade entwickelt, bei PAyllostoma per-
spicillatum wieder. Über und hinter dem kleeblattförmigen Querblatt er-
hebt sich nun noch ein breites hufeisenförmiges Querblatt, welches jederseits
mit einem von dem Ohre herkommenden Hautwulst zusammenhängt und
selbst wieder von einem dieken nackten Wulst der Kopfhaut überragt wird.
ganzen Verlaufe
8
nach, ganz wie bei Phyllostoma perspicillatum, tief ausgekerbt, und ebenso
Die sehr dünnen Lippenränder des breiten Maules sind ihrem
stehen vor der Mitte der Unterlippe drei vorspringende Wärzchen. Das an und
für sich schon dicke Kinn wird noch durch einige dicke Falten des Unterkinns
verstärkt, in deren Mitte sich eine enge vertiefte Grube befindet. Die Augen
sind ziemlich grofs und von wulstigen Rändern umgeben. Sehr eigenthüm-
lich sind die Ohren. Sie sind nämlich vorn so tief ausgeschnitten, dafs man sie
sehr wohl zweilappig nennen kann. Der vordere kleinere Lappen entspricht
wahrscheinlich allein der Helix, der grofse hintere Lappen der Anthelix und
Concha, indem auch der Antitragus unter dem Tragus vor dem Ohreingange
eine besondere freistehende Klappe bildet. Die Flughäute sind breit, umhül-
len von dem Daumen nur das Mittelhandglied und gehen bis auf den Mittel-
fufs herab. Die erste Phalanx des Daumens ist gestreckt und ragt frei aus
der Flughaut hervor. Der Zeigefinger trägt am Ende seines Mittelhandkno-
chens ein kurzes knöchernes Fingerglied. Der Mittelfinger hat drei und die
übrigen Finger haben je zwei knöcherne Phalangen nebst einem knorpeligen
Endgliede. Die Füfse sind von gewöhnlichem Bau, indem die erste Zehe
L2
84 Lichtenstein und PETERS über neue Säugethiere
aus zwei, die übrigen aus drei Gliedern zusammengesetzt sind. Die Spornen
sind kurz und mit der Schenkelflughaut, welche zwischen denselben flach aus-
gerandet ist, verwachsen. Von einem Schwanze ist keine Spur vorhanden.
Zwischen dem vierten und fünften Finger erscheint die Flughaut auf eine
merkwürdige, zierliche Weise verdünnt. Die verdünnten pigmentlosen Stel-
len nehmen den gröfsten Raum zwischen diesen beiden Fingern ein, indem
sie zahlreiche, regelmäfsig dicht neben einander verlaufende parallele Quer-
binden darstellen, welche selbst wieder durch verdickte kurze Längsstreifen
fensterartig abgetheilt erscheinen. Neben der innern Seite der Mittelhand
des fünften Fingers und undeutlicher zwischen den Phalangen des vierten
und dritten Fingers ist eine ähnliche Structur zu bemerken. Die Körperbe-
haarung ist bei den bis jetzt beobachteten Arten sehr weich und vor jeder
Schulter zeichnet sich ein heller gefärbter Haarbüschel aus.
Was nun das Gebifs anbelangt, so ist die Untersuchung desselben bei
dieser Gattung auch ohne Verletzung der Weichtheile sehr leicht, indem die
Zähne in einem so flachen Bogen gestellt sind, dafs sie alle von vorn zugleich
gesehen werden können. Dieses ist aber auch das Einzige, was hierbei be-
sonders bemerkenswerth ist, indem die einzelnen Zähne in ihrer Gestalt zum
Verwechseln mit denen von Phyllostoma perspicillatum Geoffr. (vgl.Subgen.
Madataeus, Leach, Transactions of the Linnean society. XIII. p.81. — Steno-
derma perspicillatum. Blainville, Osteographie des Mammiferes. Cheiro-
ptera. Taf. XIII.) übereinstimmen. Die vier oberen Vorderzähne stehen
unter sich und von den Eckzähnen durch Zwischenräume getrennt in einer
Querreihe und sind zweilappig; die beiden mittleren sind beträchtlich gröfser
als die beiden äufseren. Die vier unteren Schneidezähne stehen in einer
Querreihe gedrängt neben einander, sind von gleicher Grölse und genau be-
trachtet ebenfalls zweilappig. Die oberen Eckzähne sind gekrümmt, an der
vorderen Fläche unter der Basis ausgehöhlt, an der Wurzel schmal und
ohne deutliche Hakenabsätze an der Basis. Die unteren Eckzähne sind
etwas kürzer und schmäler als die oberen, am Grunde mit einem äufseren
deutlichen und einem hinteren weniger starken Absatze versehen. Der erste
obere Backenzahn ist klein, aufsen mit einer mittleren schneidenden Spitze
und einem hinteren kleinen Absatze, vorn und inwendig mit einem stum-
pfen Höcker versehen; der zweite ist von ähnlicher Gestalt, aber in allen
Dimensionen doppelt so grofs; der dritte grölste ist um die Hälfte breiter als
des Königlichen zoologischen Museums. 85
lang, mit zwei äufseren, einer vorderen höheren und einer hinteren niedrigeren,
schneidenden Spitzen und mit zwei Höckern bewafinet, von welchen einer
vor der Mitte des vorderen Randes dieses Zahns, der andere an dem schma-
len innern Ende desselben liegt; der hinterste vierte obere Backzahn ist sehr
kurz, doppelt so breit wie lang, im Querdarchschnitt von schmal rhomboidaler
Gestalt und mit vier Höckern versehen. Was die unteren Backzähne anbe-
langt, so sind die beiden vordersten von ähnlicher Gestalt wie die ihnen ent-
sprechenden oberen, jedoch ist der Gröfsenunterschied zwischen ihnen nicht
so beträchtlich wie bei diesen ; sie haben eine äufsere schneidende Spitze, einen
hinteren spitzen Absatz und einen inneren Höcker. Der dritte untere grofse
Backzahn ist länger als breit und vorn schmäler; man kann an ihm drei
äufsere spitzige und drei innere stumpfere Höcker unterscheiden, von denen
der vorderste nur sehr klein ist. Der vierte und letzte untere Backzahn ist
im horizontalen Querdurchschnitt unregelmäfsig dreieckig, hinten verschmä-
lert und mit fünf Höckern, zwei äufseren, zwei inneren und einem hinteren,
bewaffnet. Der fünfte untere Backzahn, welcher den Phyllostomen zukommt,
fehlt hier gänzlich, so dafs im Ganzen nur 28 Zähne vorhanden sind und die
Formel des Gebisses sich in folgender Weise 4 4 11-11 2 — herausstellt.
Was das Skelet anbelangt, so stimmt es bis auf den Schädel am meisten
mit dem der eigentlichen Phyllostomen überein. Der Schädel dagegen ist
von ganz eigenthümlicher Gestalt, indem sein Gesichtstheil so sehr verkürzt
erscheint wie bei keiner andern Gattung, so dafs die Gehörölfnung in der Mitte
zwischen dem hinteren und vorderen Ende des Schädels zu liegen kommt, die
Kiefer so verkürzt sind, dafs die Zähne in einem Kreisabschnitte gestellt sind
und der Schädeltheil des Schädels doppelt so lang erscheint wie der Gesichts-
theil. Die Jochbogen erscheinen wie geknickt und springen seitlich aufser-
ordentlich weit hervor. Der Unterkiefer ist bogenförmig, mit schwachen
Fortsätzen versehen, sein Processus angularıs nach aufsen gerichtet. Das Zun-
genbein wird zusammengesetzt aus einem fast Mförmigen platten Mittelstück,
an dessen vorderen Ecken sich die aus drei Gliedern bestehenden oberen Hör-
ner befestigen, während die unteren Hörner nur als kurze Anhänge der lan-
gen Fortsätze des Zungenbeinkörpers erscheinen. Das erste Glied der oberen
Hörner ist platt und sichelförmig gebogen, die beiden folgenden Glieder da-
gegen sind gerade und griffelförmig. Der Zungenbeinkörper hat eine Breite
von 4”, in der Mitte eine Höhe von nur 1",
56 Lichtenstein und Peters über neue Säugethiere
In dem Bau der Weichtheile, z. B. in der Form der Leberlappen und
der männlichen Organe findet sich die gröfste Ähnlichkeit mit PAyllostoma
(Madataeus Leach). Zu bemerken ist nur, das die Zunge sehr kurz, platt
und dreieckig und dafs die Luftröhre in ihrem ersten Drittheile spindelartig
erweitert ist.
Über die Stellung der Gattung Centurio in der Familie der Fleder-
thiere kann nach dem Obigen nun wohl keine Frage mehr sein. Sie kann
weder in die Nähe der Vespertitionen noch zu Normops und Chilonycteris un-
ter die Noctilionen gestellt werden, denn alle diese so wie die Rhinolophen,
Megadermen, Rhinopomen u. a. haben, abgesehen von der Form und Zahl der
übrigen Zähne, Backzähne mit wförmigen Schmelzfalten. Bei einer naturge-
mäfseren Qlassification derFlederthiere werden daher auch alle genannten Gat-
tungen von den Phyllostomen, mit denen man sie wegen ihres Nasenbesatzes
zusammengestellt hat, zu entfernen sein. In allen wesentlichen Theilen, im Ge-
bifs, in der Form des Schädeltheils des Schädels, im Bau der Lippen, der
Gliedmafsen (obgleich die Zusammensetzung des Mittelfingers mit Einschlufs
seines Metacarpus aus vier knöchernen Gliedern kein ausschliefslicher Cha-
rakter der Phyllostomen ist, wie Herr Gray meint, indem man dieses selbst bei
unseren gemeinsten einheimischen Fledermäusen z. B. bei Fespertilio noctula
Daub. beobachten kann) und der Eingeweide schliefst sich daher die
Gattung Centurio eng an die schwanzlosen Phyllostoma (Artibeus und
Madataeus Leach) an und mit diesen mufs sie, ungeachtet der geringen
Entwickelung des Nasenblattes, zusammengestellt werden. Der Mangel
eines deutlichen Hufeisens, die geringere Zahl der Backzähne, die aufser-
ordentliche Verkürzung des Gesichtstheils, die doppellappige Form der
Ohren und der sonderbare Bau der Flughäute sind die Hauptmerkmale,
welche diese Gattung von den schwanzlosen Phyllostomen trennen.
Das Exemplar, welches uns zur vorstehenden Untersuchung gedient
hat und das in dem Gebirge Taburete, District Callajabas auf Cuba ge-
fangen war, läfst sich nach Grays Beschreibung und Abbildung zu urthei-
len nicht mit Centurio senex vereinigen, sondern repräsentirt eine zweite Art,
von der wir hier die Beschreibung folgen lassen.
des Königlichen zoologischen Museums. 87
Centurio flavogularis L.P.
Mafell.
C. supra umbrinus, pilis apice et basi fuscis, medio flavido-albis, subtus um-
brinogriseus; alis saturate umbrinis, fascüs Iransversis pellucidis, fasci-
culo piloso ante humeros fasciaque gulari flavido-albis.
Longit. tota maris adulti 0,075; antibrachü 0,042; volatus 0,300.
Habitatio: Insula Cuba.
Die Ohren sind nackt, lang, abgerundet, in der Mitte des hinteren
Randes flach ausgeschnitten; der durch den vordern tiefen Einschnitt ab-
gesonderte kleinere Lappen hat eine längliche fast beilförmige Gestalt; der
Tragus ist am unteren Ende gezackt, der Antitragus von blattförmiger an
der Basis verschmälerter Form. Die Körperbehaarung ist weich, auf der
Rückseite länger als am Bauche und dehnt sich neben den Körperseiten weit
über die Flughaut und’ über den Vorderarm, jedoch nicht so weit und
weniger dicht auf der Bauchseite wie auf der Rückseite aus. Das Län-
genverhältnifs der Finger und ihrer einzelnen Glieder ist aus den unten
beigefügten Mafsen zu ersehen. Die Flughäute gehen bis zur Mitte des
Mittelfulses. Die Schenkelflughaut ist zwischen den kurzen Spornen aus-
gerandet, namentlich nach dem Rande zu und auf der Dorsalseite, so wie
die Unterschenkel, stark behaart.
Farbe. Oben gelbbraun, die Rückenhaare am Grunde und an der
Spitze gelbbraun, in der Mitte gelblichweifs; die Bauchseite bestaubt bräun-
lich, indem die einzelnen Haare hier eine ganz kurze gelbliche Spitze
haben, im Übrigen aber wie die dunklere Basis der Rückenhaare gefärbt
sind. Über dem Ansatz der Halsflughaut vor der Schulter befindet sich
ein gelblichweifser Haarbüschel. Die kurzen Haare zwischen den Falten
des Unterkinnes und eine Binde hinter denselben sind weifslich gelb. Die
Flughäute sind dunkel umberbraun; die durchscheinenden Felder derselben
gelblich. Die Nägel sind von brauner Farbe.
Die Gestalt des Schädels ist am besten aus der Abbildung zu erse-
hen. Was das übrige Skelet anbelangt, so besteht die Wirbelsäule aus
38 Wirbelkörpern, nämlich: 7 Halswirbeln, 13 Rückenwirbeln, 6 Lenden-
wirbeln und 12 Kreuz- und Schwanzwirbeln. Der siebente Halswirbel ist
tofo) Lichtenstein und Prrers über neue Säugethiere
mit den beiden ersten Rückenwirbeln und ebenso sind die vier ersten Len-
denwirbel mit dem letzten Rückenwirbel, so wie die Kreuz- und Schwanz-
beinwirbel mit einander verwachsen. Die Schlüsselbeine sind ganz gerade,
am Humeralende breiter. Das Manubium sterni ist sehr breit. Es sind dreizehn
Paar Rippen vorhanden, von denen sieben sich mit dem Brustbein verbinden.
Die Zunge ist dreieckig, platt, auf ihrer vorderen Hälfte mit gleich-
förmigen kleinen gedrängten platten rundlichen Papillen bedeckt; ihre Grund-
hälfte dagegen ist mit gröfseren, mehr getrennt stehenden breiteren, zwei
warzenförmigen und mehreren Längsreihen verlängerter zottiger Papillen ver-
sehen. Der Oesophagus führt in einen Magen von 15” Länge und 10”
Breite, welcher im Innern durch zahlreiche Falten ausgezeichnet ist und an
der linken Seite durch eine sehr hervorragende Falte in zwei Abtheilungen
zerfällt. Die Milz ist 74” lang und überall nur 1" breit. Die Leber zer-
fällt in zwei sehr grofse seitliche und einen mittleren kleinen Lappen; zwi-
schen letzterem und dem rechten Hauptlappen bettet sich eine gestreckte
birnförmige Gallenblase ein. Die Nieren sind bohnenförmig, ungelappt,
7"" lang, 5"" breit. Die Harnblase ist sehr diekwandig. Die Ruthe ist
weich und hat eine gespaltene platte abgerundete Eichel. Die Luftröhre zeigt
& und enthält bis
8
zur Theilungsstelle 22 bis 23 Halbringe. Die linke Lunge ist durch einen
in ihrem ersten Drittheil eine spindelförmige Erweiterun
seitlichen Einschnitt in einen oberen kleineren und einen unteren gröfseren
3 Q . un mm.
Lappen getheilt, die rechte Lunge dagegen ist ungelappt. Das Herz ist 11
lang, 6" breit, eilörmig.
Mafse einesalten Männchens in Millimetern.
Länge von Hinterhaupt bis zum Rande der Schenkelflughaut 75
Hange "des Kopfes U RUE NR BENIEEE ERRRRER IH NIERERZO)
Länge ‘der Schenkelflughut I. . nm N 15
Hl WEETETN. at UNS SERDENERSNIERN. IRTNAIRR. DRENBEN DEREN RUHE Elle 300
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Tänzer] es‘Oberarımes em BANNER U INSERIEREN 29
Länge ’des\Viorderarmes LIE WE,
Länge des Daumens (Mittelh. 4; 1.61.64; 2 Gl. 37) "Ron eb
Länge des 2ten Fing. (Mittelh.30; 1.GL45) . » » 2... 314
Länge des 3ten Fing. (Mittelh. 36; 1.Gl.17; 2.G1.22;3.G1.84;4.G1.3) 86
des Königlichen zoologischen Museums. s9
Länge des 4ten Fingers (Mittelh. 33; 1. Gl. 13; 2. Gl. 11; 3.Gl.14) 59
Länge des 5ten Fingers (Mittelh. 345; 2. Gl. 134; 3.G1.104; 4.Gl. 14.) 60
Tänegeides;Oberschenkelsgiun sine cette Havana 2‘
Dänaesdes/Üntersehenkeluäh wann. mins reed
EinssdesKußese nr ren nee
Tanserdeu Sporen er eine sur ehe bi)
Das Vaterland dieser Art ist Cuba, wo sie in dem Gebirge Tabu-
rete, Distriet Callajabas, von Herrn Otto gesammelt worden ist.
Centurio senex (angeblich aus Amboyna) unterscheidet sich von un-
serer Art dadurch, dafs seine Rückenhaare, anstatt in der Mitte weifs zu sein,
weifse Spitzen haben, dafs er kein gelbes Kehlband hat, dafs (nach der Ab-
bildung zu urtheilen) die letzten Glieder des dritten bis fünften Fingers viel
länger als bei unserer Art und dafs die oberen Schneidezähne nicht zwei-
spitzig, sondern von conischer Gestalt sind.
II. Über Hyonycteris, eine neue Gattung von Flederthieren aus
Puerto Cabello.
In einer Sammlung, welche das Königliche zoologische Museum im
vorigen Jahre von Appun in Puerto Cabello erkaufte, befanden sich drei
Exemplare einer kleinen Fledermausart, welche bei näherer Betrachtung
in keine der bisher aufgestellten Gattungen unterzubringen ist, die vielmehr
mehrere ausgezeichnete Merkmale zur Begründung einer neuen Gattung ver-
einigt.
Hyonycteris('), Lichtenstein et Peters.
Dentes primores supra qualuor geminati, lacuna intermedia sejuncli, apice
bifidi, infra sex contiguitrifidi. Canini distincti longiores conici, cuspidibus
cinguli binis. Molares supra infraque utrinsecus seni, cuspidati, superiori-
bus anterioribus discretis,ternis posterioribus tritoribus, coronide W formi.
Lingua medioeris. Rostrum in proboscidem brevem cum disco apicali
(') vs, Schwein, vuxrepis Fledermaus.
Phys. Kl. 1854. M
90 Lic#Tensteis und PETERS über neue Säugethiere
supra marginato productum, naribus inferis ensiformibus. Labia tu-
mida, marginibus late reflexis. Auriculae disjunctae, latae, trago et
anlilrago. instructae. -Patagia membranacea lata; lumbaria pedibus
usque :ad-ungues adnata.. Patagium anale inlegrum. Cauda patagio
anali innala, articulo ultimo e margine ejus proöminenle. Pollex liber,
unguiculalus, disco adhaesivo lato instructus. Metacarpus digiti se-
cundi brevissimus, quartam melacarpi tertii partem vix aequans. Digitus
terlius praeter melacarpum e ph alangibus tribus osseis composilus. Digitus
quarlus et quinlus biarliculati. Pedes pentadactyli, disco adhaesivo plan-
Lari instructi: digiti pedis omnes e binis tantum phalangibus composili, pa-
lama connexi, tertio et quarto ‚fere coadunati. Calcaria longa lobata.
Diese Gattung ist durch die Form des Schädels und des Gebisses am
nächsten mit Vespertilio Keyserling et Blasius und Furia Fr. Cuvier
verwandt. In der Gestalt und Stellung der Zähne scheint sie mehr mit Furia
(mit fünf oberen Backzähnen) übereinzustimmen, in der Zahl derselben stimmt
sie dagegen mit Fespertilio K. Bl. überein. Mit Fesperugo und Nycticejus
erscheint sie verwandt durch die Ausdehnung der Flughäute, die langen am
hinteren Rande gelappten Spornen, während die Form der Schnauze
an Emballonura erinnert. Die vorn abgestumpfte Schweinsschnauze, die
zumal an den Daumen grofsen Haftscheiben, die aufserordentliche Kürze
des zweiten Mittelhandgliedes, die Zusammensetzung des Mittelfingers aus
drei knöchernen Phalangen und die bisher nur bei Phyllorrhina (s. W. Pe-
ters, Reise nach Mossambique. Säugethiere. p. 31) beobachtete Bildung
sämmtlicher Zehen aus nur zwei Phalangen sind zusammen hinreichende
und wichtige Merkmale, um diese Gattung der Vespertilionen von allen an-
deren zu unterscheiden.
Hyonycteris discifera, Lichtenstein et Peters.
Tafel I.
H. supra cinnamomea, sublus dilutior ; alis umbrinis.
Longitudo ab apice rostri ad caudae basin 0,040; caudae 0,030;
antibrachü 0,033; volatus 0,220.
Habitatio: Puerto Cabello (America Centralis).
An Gröfse erreicht diese Art kaum unsere europäische Zwergfleder-
maus. Der Gesichtstheil des Kopfes ist scharf von dem Schädeltheil abge-
des Königlichen zoologischen Museums. 91
setzt und in eine etwas abgeplattete sich allmählig conisch verschmälernde
Schnauze verlängert, welche mit ihrem Ende die Unterlippe überragt. Das
Ende ist grade abgestutzt, nackt, wie eine Schweinsschnauze und am oberen
Rande durch einen schmalen Hautsaum verbreitert. Die Lippenränder er-
scheinen wulstig nach aufsen umgeklappt und die Oberlippe ist inwendig
durch eine zusammengedrückte halbkreisförmige Längswulst ausgezeichnet.
Am Gaumen sind bis zwölf wulstige, aus zwei seitlichen in der Mitte V förmig
vereinigten Bogen bestehende (Querfalten zu erkennen. Die kleinen Augen
von einem Millimeter Durchmesser liegen um anderthalb Millimeter weiter
nach vorn als die Winkel des tief gespaltenen Mauls. Die äufseren Oh-
ren sind grofs, dünnhäutig und ganz von einander getrennt. Der vordere
Ohrrand befestigt sich über dem Auge, der hintere geht fast bis zum Mund-
winkel hin. Weder ein Längskiel noch Querfalten sind an ihnen zu erkennen.
Ihre Gestalt ist unregelmälsig viereckig und sie zeigen, genau genommen,
drei Auschnitte, einen über dem Grunde des vorderen Ohrrandes, einen hin-
ter der oberen Spitze und’ einen hinteren unteren, welcher den gewöhnlich
„Antitragus” genannten Lappen absondert. Richtiger möchte vielleicht mit
diesem Namen ein kleines Läppchen zu bezeichnen sein, welches (Taf. H.
Fig. d. a) unter dem zugespitzten dreizipfligen Tragus erscheint und zu der
Verengerung der Offnung des äufseren Gehörgangs beiträgt. Nur an der
äufseren Seite und zwar an dem vorderen Viertheil und an der Basis sind die
Ohren von zartem Haar bedeckt, der übrige Theil derselben ist nackt. Der
ganze Körper ist mit langen feinen Haaren dicht bekleidet, welche letztere
jedoch an der Bauchseite ein wenig kürzer erscheinen als an der Rückenseite.
Obgleich sämmtliche Exemplare männlichen Geschlechts sind, läfst sich doch
erkennen, dafs eine Saugwarze jederseits an der Brust unten vor der Achsel-
grube liegt. Die vorderen Gliedmafsen erscheinen sehr gestreckt. Der Vorder-
arm an die Körperseite angelegt überragt beträchtlich das Ende der Schnauze.
Der Daumen ist frei und verhältnilsmäfsig sehr kurz, das Mittelhandglied des-
selben an der Basis ganz von der Schulterflughaut umfafst. An die Stelle, wo
sich die erste Phalanx desselben mit dem Mittelhandgliede vereinigt und an den
Grundtheil dieser Phalanx selbst ist die schmale Basis der grofsen, etwas
ovalen, im grölsten Durchmesser 34- Millimeter langen Hafıscheibe befestigt.
Von den Fingergliedern des zweiten Fingers ist keine Spur vorhanden und selbst
das Mittelhandglied desselben ist verhältnifsmäfsig viel kürzer als bei irgend
M2
93 LicHTeEnsTein und PETERS über neue Säugethiere
einer anderen Gattung, indem seine Länge nicht einmal ein Viertel von der
des dritten Mittelhandgliedes beträgt. Das vierte Mittelhandglied ist ein wenig
kürzer als das dritte, dagegen merklich länger als das des fünften Fingers. Die
erste Phalanx des dritten Fingers ist so lang wie die beiden folgenden zusam-
mengenommen, an welche sich noch ein einfaches knorpeliges viertes Glied an-
schliefst. An dem vierten Finger ist das erste Glied länger, das zweite ebenso lang
wie die entsprechenden Glieder des fünften Fingers. Die knorpeligen dritten
Endglieder dieser beiden Finger sind gabelig getheilt, wie sich dies auch z.B.
bei einigen Arten der Gattung Phyllorrhina zeigt. Unter- und Oberschenkel
sind fast von gleicher Länge und zugleich ebenso lang wie die erste Phalanx
des Mittelfingers der Hand. Die Füfse sind klein, etwa an Länge gleich
zwei Fünftel des Unterschenkels, die Sohlen vor der Befestigung der Fin-
ger mit einer kleinen, aber deutlichen breitaufsitzenden Haftscheibe ver-
sehen. Der Rand der ersten Zehe ist bis an den Nagel von den Flughäuten
eingefafst. Die Zehen sind durch Zwischenhäute mit einander verbunden,
von denen namentlich die zwischen der dritten und vierten Zehe so schmal
ist, dafs diese Zehen fast mit einander verwachsen erscheinen. Schon äufser-
lich erkennt man, dafs sämmtliche Zehen nur aus zwei Gliedern, wie bei
den Phyllorrhinen, zusammengesetzt sind. Die Spornen sind reichlich halb
so lang wie die Unterschenkel und am hinteren Rande gelappt. Der Schwanz
ragt mit seinem letzten knöchernen und dem knorpeligen Endgliede aus dem
hinteren Rande der Schenkelflughaut hervor; seine letzten fünf knöchernen
Glieder nehmen progressiv an Länge ab, während das ihnen vorhergehende
kürzer als das fünfte ist. Die Flughäute sind sehr dünn und, ausgenommen
an den Körperseiten, wo sich die Körperbehaarung auf dieselben ausdehnt,
nur mit zerstreuten Haaren besetzt.
Die Farbe der Körperbehaarung erscheint an den in Weingeist er-
haltenen und später getrockneten Exemplaren auf der Rückseite zimmt-
braun, auf der Bauchseite heller. Die Stellen der Flügel, welche die
Farbe noch bewahrt haben, haben dagegen eine dunklere, umberbraune
Farbe.
Der Schädel hat grofse Ähnlichkeit mit dem von Vespertilio und beson-
ders (nach der Cuvierschen Abbildung zu urtheilen) mit dem von Furia. Der
Gesichtstheil setzt sich sehr plötzlich von dem Schädeltheil ab und erscheint
im Verhältnifs zu diesem letzteren sowohl viel schmäler als abgeplatteter. Die
des Königlichen zoologischen Museums. 93
Unterkieferhälften verlaufen zum gröfsten Theil parallel neben einander. Die
obere Zahnreihe wird jederseits von neun, die untere von zehn Zähnen gebil-
det, so dafs sich die Gesammtzahl derselben auf acht und dreifsig beläuft. Die
vier oberen Vorderzähne stehen jederseits paarweise, durch einen ziemlich
breiten flachen Ausschnitt der Zwischenkiefer von einander entfernt.
Der erste Schneidezahn ist nach vorn und zugleich etwas nach innen
gerichtet; seine Krone, welche aus einem schmalen Halse hervorgeht, ist
zweispitzig mit vorderer längerer und hinterer kürzerer Spitze. Der zweite
Schneidezahn hat ganz dieselbe Gestalt , ist aber so viel kleiner als der
erste, dafs seine vordere längere Spitze die hintere kürzere Spitze des er-
sten Schneidezahns nicht überragt. Der obere Eckzahn geht in eine lange
inwendig gefurchte Spitze aus; sein Cingulum ist deutlich abgesetzt und in-
wendig mit einem vorderen und einem hinteren Zacken versehen; er steht
fast doppelt so weit von dem letzten Schneidezahn als von dem ersten fal-
schen Backzahn entfernt. Dieser so wie der folgende etwas gröfsere Zahn
haben, wenn man von ihrer viel kürzeren und mehr zusammengedrückten
Spitze absieht, noch ganz die Form des Eckzahns und sind sowohl unter ein-
ander als von dem dritten Backzahn durch eine ziemlich grofse Lücke ent-
fernt. Der dritte falsche Backzahn erscheint im Querdurchschnitt unregel-
mäfsig viereckig, so breit wie lang und zeigt fünf Zacken; aufsen einen gro-
fsen mittleren, einen kleinen sehr spitzen vorderen und einen hinteren un-
deutlichen, inwendig am Grunde aus dem entwickelten Cingulum hervorge-
hend einen vorderen sehr kräftigen und einen hinteren viel weniger deutlichen.
Was die folgenden drei wahren Backenzähne anbelangt, so haben sie dieselbe
Gestalt wie bei Fespertilio. Die beiden ersten zeigen auf ihrer wförmigen
Schmelzfalte fünf Spitzen, drei äufsere und zwei innere, das grofse Cingu-
lum entwickelt an der inneren Seite jedes Zahnes einen grofsen vorderen
und einen mehr oder weniger deutlichen hinteren Höcker. Der letzte obere
Backzahn dagegen ist sehr viel kürzer, doppelt so breit wie lang; der wför-
migen Schmelzfalte mangelt das letzte Viertel und es sind daher an ihm nur
fünf Höcker wahrzunehmen, von denen einer aus dem inneren Theile des
Cingulums, vier aus der Schmelzfalte der Krone hervorgehen. Die sechs un-
teren Schneidezähne stehen dichtgedrängt, mit ihrer dreilappigen Krone der
Richtung des Kieferrandes parallel; sie nehmen jederseits von dem ersten bis
zum letzten an Gröfse zu. Der untere Eckzahn, welcher vor dem oberen ein-
94 LicHhTEnsTEein und PETERS über neue Säugethiere
greift, ist beträchtlich kürzer als dieser, am Cingulum vorn und hinten mit
einem spitzen Höcker versehen. Die drei falschen unteren Backzähne nehmen
vom ersten bis dritten an Gröfse zu und stimmen bis auf die geringere Kürze
ihrer Hauptspitze in der Form ziemlich mit dem Eckzahn überein. Von den
letzten drei Backzähnen ist der mittelste der gröfste; ihre Schmelzfalten sind
wförmig, umgekehrt wie bei den oberen Zähnen mit der offenen Seite des w
nach innen gerichtet; sie erscheinen wegen des Mangels des inwendigen Vor-
sprunges des Cingulums viel schmäler und zeigen nur fünf Zacken, zwei äus-
sere lange und drei innere kurze. — Was das übrige Skelet anbetrifft, so
wird die Wirbelsäule aus fünf und dreifsig Wirbelkörpern zusammengesetzt,
von denen sieben Halswirbel, zwölf Rückenwirbel, fünf Lendenwirbel, fünf
Kreuzbeinwirbel und sechs Schwanzwirbel sind. An den letzten Schwanz-
wirbel heftet sich ein knorpeliges Endglied an. Die Rippen, von denen sechs
Paare sich mit dem Brustbein verbinden, die übrigen sechs Paare falsche
sind, zeichnen sich durch ihre Breite aus. Das Brustbein ist gekielt, und
nicht allein wie bei anderen Gattungen der Handgriff, sondern auch der Kör-
per desselben ungewöhnlich breit. Die Schambeine stofsen vorn aneinander;
die Fibula ist rudimentär, wie bei Pieropus, und reicht kaum über die Mitte
der Tibia hinauf. Sämmtliche Zehen bestehen aufser den Mittelfufsgliedern
nur aus zwei Phalangen wie bei Phyllorrhina. Die vordere Extremität zeigt
aufser den bereits oben angeführten keine bemerkenswerthen Eigenthümlich-
keiten. Die Zunge ist den Kiefern entsprechend ziemlich lang (10”"), am
Ende abgerundet und abgeplattet, nicht wie bei Fespertilio mit deutlich
schuppigen, sondern mit feinen körnigen Papillen bedeckt, zwischen denen
kleine linsenförmige zerstreut liegen; am Grunde der Zunge steht zu jeder
Seite eine Papilla circumvallata. Das Zungenbein erscheint sehr abgeplattet;
sein Körper schickt nach vorn hin in die Zunge einen spitzen Fortsatz, und
an seine verschmälerten Enden befestigen sich jederseits vorn das mehrglie-
drige vordere oder obere, hinten das eingliedrige hintere oder untere Horn.
Die Luftröhre hat nichts Ausgezeichnetes. Die Lungen bestehen jederseits
aus einem einfachen unregelmäfsig würfelförmigen Lappen. Das Herz ist
oval, an der Spitze stumpf abgerundet, 6} "" lang, 4--"" breit. Der Magen
bildet einen breitbohnenförmigen Blindsack, aus welchem rechts nahe neben
der Cardia der anfangs erweiterte, einfache, nur 55”" lange Darm hervor-
geht. Die Leber zerfällt in einen gröfseren linken und einen kleineren rech-
des Königlichen zoologischen Museums. 95
ten Lappen; unter und zwischen ihnen liegt die ziemlich grofse rundlich
birnförmige Gallenblase. Die Milz ist gestreckt, dreiseitig, 7”" lang. Die
Nieren sind ungelappt, bohnenförmig und haben eine Länge von 5”". Die
Ruthe des Männchens erscheint hängend, etwa 8” lang, ganz weich ohne
inneren Stützknochen und die platten Testikel haben ihre Lage aufserhalb
der Bauchhöhle vorn in der Inguinalgegend.
Mafse in Millimetern.
Ganze Länge von der Schnauzenspitze bis zur Schwanzspitze
Flugweite EEE RT A Nie are
ie see NO EEE PN et:
Elbibesiesstrles Se 0 on 1
enisteBreiiedes Uhren nn 0 ee 4‘
Länge des Tragus 3
nice 3 Obenauasan va ee, )a ee em
Banee des Vorderasms ee 0 0 een. 8
Länge des Daumens (Mittelh. 2. 1.Gl. 24.2.GL. 14) . .. >
Länge des2. Mittelbgl.(Mittelh. 5) . . . . +
Länge des 3ten Fing. (Mittelh. 31. 1.Gl. 15. 2.Gl.104.3.G1.5.4.G1.3) 64
Länge des 4ten Fing. (Mittelh. 30. 1.G1.10%.2.G.7) . . . . 47
Länge des Sten Fing. (Mittel. 28. 1.Gl. 84.2.G.7) . . . . 43
Banaedes Obenschenkeu nn... 0. nn... 416
Wanzerdes Unterkebenkele 2 she en. 2 0... 40
Hänce des Eulses mit.den Krallen». . . 2» 2. 2... 6
emessder Spomenu\ anyetas ware benun an. mann a Hahn
BMencesdes Schwänzennun. Wraluasına an tayıat sand en
Über die Lebensweise dieser, wie erwähnt, von Appun in Puerto
Cabello gefundenen Art ist uns nichts bekannt geworden.
96 LichTEnsTEin und PETERS über neue Säugelhiere
IH. Über Antilope leucotis Licht. Pet., eine neue Art aus dem
nordöstlichen Afrika.
Unter den von Werne gesammelten und durch Herrn Lepsius wäh-
rend seiner ägyptischen Expedition für das Königliche zoologische Museum
erworbenen Naturalien befindet sich eine neue, sehr ausgezeichnete und
schöne Antilope, von der wir bereits im vorigen Jahre der Akademie eine
kurze Notiz mitzutheilen die Ehre gehabt haben.
Sie schliefst sich zunächst denjenigen Formen an, welche Gray (Pro-
ceedings of Ihe zoological sociely of London. 1550. XVII. p. 129) zu dem
Subgenus Adenota vereinigt hat und in welcher er Erxlebens Antilope Kob
aus Westafrika und eine neue Art Antilope Leche aus Südafrika aufführt.
Die Kennzeichen für Adenota gibt Gray (l. c.) in folgender Weise
an: „Aluffle cordate, moderate, cervine; nose hairy between the back of the
„moslrils; horns sublyrate, ringed, when young rather recurved; place of
„tear-bag covered with a Zuft of hair; hair of Ihe bacı: whorled, of dorsal
„line and back of head reversed; tail elongate, hairy.
„Ihis genus is very like Eleotragus, but has a smaller, more cer-
„eine muzzle and lyrate horns; it differs rom Cobus in the form of the tail
„and wanting Ihe mane, and from both in having a tuft of hair in Ihe front
„of ihe orbit”
Antilope leucotis. Licht. Pet.
Tafel II.
A.magnitudinepygargae; badia, versus dorsum fuscescens; rostri apice, re-
gione ophthalmica, temporali, auriculari, auriculis, digitis, latere artuum
interno, uropygio gastraeoque albis. Sinus lacrymales null. Rhinarium
angusium nudum, nares approximatae nudae. Cornua a basi inde diver-
gentia, Iyrata, annulala, apicibus procurvis. Ungulae duplo longiores
quam alliores; ungulae spuriae majusculae.
Longitudo ab apice rostri ad caudae basin 1,520; altitudo 0,870.
Habitatio: Africa orienlalis, Sennär (Sobah).
Antilope leucotis. LicHT. PET. Bericht der K. Pr. Akad. der Wissensch. zu Berlin. 1853. p. 164.
Von der Gröfse der Antilope pygarga. Der Kopf aber von wohlpro-
portionirter Länge und Gestalt. Das Gesichtsprofil ist gerade, die nackte
des Königlichen zoologischen Museums. 97
Nasenkuppe tief ausgeschnitten, herzförmig, vorn durch eine breite nackte
Furche mit der Oberlippe vereinigt und hinten nicht bis zum Ende des in-
neren Randes der bis dahin nackten Nasenlöcher reichend. Vor den Augen
sind keine Thränengruben, sondern statt deren an jeder Seite zwischen Auge
und Nasenrücken ein Haarwirbel bemerkbar. Ein zweiter mittlerer Haar-
wirbel zeigt sich unmittelbar hinter den Hörnern, welche zwischen und et-
was hinter den Augen hervorgehen und von leierförmiger Gestalt sind. Indem
sie nämlich gleich von Anfang an auseinanderweichen, krümmen sie sich zu-
erst bogenförmig nach oben, aufsen und hinten, verlaufen dann eine kurze
Strecke parallel und krümmen sich darauf allmählig wieder nach oben und
mit ihren glatten Endspitzen nach vorn und zugleich ein wenig nach innen. Sie
sind mit etwa sechsundzwanzig, vorn mehr hervorragenden, unregelmäfsigen
Ringen geziert und zwischen denselben tief gerieft. Der Durchmesser der
Hörnerbasen, welche nur um die Hälfte ihrer Dicke von einander abste-
hen, ist etwas gröfser von vorn nach hinten als von innen nach aufsen.
Die Ohren sind von halber Kopflänge, am Ende abgerundet, dicht be-
haart. Hinter und zwischen ihnen befindet sich ein Haarwirbel, von dem
aus die Haare des Hinterkopfes nach vorn gerichtet stehen. Die Körper-
form ist proportionirt, nach vorn ein wenig abschüssig. Der Hals ist un-
gemähnt, mit dicht anliegenden Haaren bekleidet. Auf dem Rücken fin-
den sich zwei Haarwirbel, einer zwischen den Schultern und ein anderer
über dem Kreuz, zwischen denen die Haare nach vorn gewandt sind, in
derselben Weise wie man diefs bei Antilope leucoryx Pallas findet. Zu
jeder Seite der Weichen bemerkt man noch einen deutlichen Haarwirbel
und die Haare in der Mittellinie des Bauches sind wie die des Rückgrah-
tes nach vorn gerichtet. Es sind deutliche Leistengruben vorhanden und
es lassen sich an dem einzigen Exemplare, obgleich es ein Männchen ist,
vier Saugwarzen unterscheiden. Die Klauen und Afterklauen sind grofs,
erstere doppelt so lang wie hoch und an den Vorderfülsen kaum merklich
gröfser als an den Hinterfüfsen. Die Schwanzwurzel ist an der unteren
Seite nackt; nach dem Bau und der zunehmenden Verlängerung der Haare
dieses Organs zu urtheilen, war es, wie bei den verwandten Arten mit
einer Endquaste versehen, welche jedoch an unserem Exemplar, wie es
die afrikanischen Jäger zu thun pflegen, abgeschnitten ist.
Phys. Kl. 1854. N
98 Lichtenstein und PETERS über neue Säugethiere
Die Farbe ist kastanienbraun, nach dem Rücken zu etwas dunkler
werdend. Die Schnauzenspitze, die Lippen, die ganze Unterseite des Kopfes,
die Ohren, die Gegend um die Ohren und um die Augen bis zur Basis
der Hörner, ein breiter hiermit vereinigter Längsstreif zur Seite der Nase,
die Kehle, der untere Theil der Gurgel nebst der ganzen übrigen Bauch-
seite und der Steifsgegend sind weils. Die Gliedmafsen sind an der
Aufsenseite braun, mit Ausnahme der Fingerglieder, welche nebst einem
Theile der Mittelhand und des Mittelfufses weils wie die ganze Innenseite
sind. Der Schwanz ist oben braun, unten an der Basis nackt, im Übri-
gen so wie an den Seiten (nebst der Schwanzquaste?) weils. Die Hörner
sind schwärzlich, an den Ringen schmutzig weils, an den Spitzen schwarz.
Die Klauen endlich sind sämmtlich von schwarzer Farbe.
Mafse eines ausgewachsenen Männchens in Millimetern.
Länge von dem Schnauzenende bis zur Schwanzbasis . . 1520
Länge des Kopfes in gerader Linie a
Länge der Hörner in gerader Linie (linke Seite 405, rechte S. 500) 500
Durchmesser der Hörnerbasis von vorn nach hinten . . 47
Durchmesser der Hörnerbasis von innen nach ausfen . . 42
Abstand der Horner an den Bass ur me en 22
Gröfster Abstand der Hörner in der zweiten Krümmung . 325
Abstand .der Hornerspitzene u
Länge des Ohres (an der äulseren Seite gemessen) . . . . .» 160
Schulierhöhe:. ., . u. Zum tea Fee 2 N a Ba
Länge der ganzen vorderen Extremität . . 2 2... ..:.8085
Ibänge (des Vorderfulsesge ge u 2 re Er 0238
Länge der Klauen BE ET NER 79
Höhe:der: Klauen, ,.: Mo ee 34
Länge der ganzen Hinterextremität We 20
Bänsgen;des Hinterfufses Par zee 24. 5, usnne
lKänseuder:Klauen: . re 172
HohesderzKlauen : .: 0% Men ae 32
Die Entdeckung dieser schönen Antilope verdanken wir Herrn
Werne, bekannt durch seine Reiseskizzen aus Agypten, nach dessen Mit-
theilung sie aus Sobah im Sennär herstammt.
des Königlichen zoologischen Museums. 99
Erklärung der Abbildungen.
TafelI. Centurio flavogularis Licht. Pet. Altes Männchen in natürlicher Grölse.
A. Kopf doppelt vergrölsert.
1.
manzum:.
Schädel von oben betrachtet.
Derselbe von der Seite gesehen.
Derselbe von unten gesehen.
Unterkiefer von unten gesehen.
Schädel von vorn gesehen, doppelt vergröfsert.
Liuke Seite der oberen Zahnreihe,
Linke Seite der unteren Zahnreihe, viermal vergröfsert.
Tafel II. Hyonycteris discifera Licht. Pet. — Männchen in natürlicher Gröfse.
Tafel II.
= oa 0
a Kopf von vorn, 5 derselbe von oben, c derselbe von der Seite betrachtet;
d Ohr der linken Seite, doppelt vergrölsert, £ Tragus, a Antitragus.
Schädel von der Seite.
Derselbe von oben angesehen.
Gebils von vorn gesehen, doppelt vergröfsert.
Obere Zähne der linken Seite von aulsen, 4° dieselben von der Kaufläche aus
gesehen, sechs Mal vergröfsert.
Untere Zähne der linken Seite von aulsen, 5° dieselben von der Kaufläche aus
gesehen, sechs Mal vergröfsert.
Antilope leucotis Licht. Pet. — Ausgewachsenes Männchen; ein Siebentheil natür-
licher Gröfse.
N2
linsh’alt:
Seite
1) Über die Gattung Centurio Gray und eine neue Art derselben aus Cuba . 81
2) Über Hyonycteris, eine neue Gattung von Flederthieren aus Puerto Cabello 89
3) Über Antilope leucotis Licht. Pet., eine neue Art aus dem nordöstlichen
Africa ee En 2.2. 0. 0A ERBE Ned Le) SEN CHUR PER EEE
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Te] | 7cg] 2.191 93URS anal dagn Sualog ua n urs]sua]yorfuaäıgy
“gar smoana] arlopımuy
HET:
I AMAV
Über
die an der Küste von Mossambique beobachteten Seeigel
und insbesondere über die Gruppe der Diademen.
Von
.
um W. PETERS.
nnnnannnnanan
[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 11. August 1853.]
Bin die Beobachtungen der neuesten Zeit(') haben uns mit den so merk-
würdigen Entwiekelungszuständen der Echinodermen bekannt gemacht. Sie
haben gezeigt, dafs aus den Eiern der meisten Arten sich Larven entwickeln,
welche nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem mütterlichen Thiere haben
und welche nicht wie dieses sich auf dem Meeresboden aufhalten, sondern
frei im Meere umherschwimmen. Winde und Strömungen entführen diese
Larven an die entferntesten Küsten, ehe die jungen Echinodermen sich ent-
wickelt und von ihnen losgelöst haben.
Aus diesen Vorgängen erklärt sich mit Leichtigkeit die aufserordent-
lich weite geographische Verbreitung vieler Arten einer Klasse von Thieren,
welche im entwickelten Zustande selbst nur einer langsamen Bewegung am
Meeresboden fähig sind.
Man kann sich daher auch nicht mehr darüber wundern, dafs die erst
neuerdings untersuchten Küsten viel weniger neue Formen von Echinoder-
men liefern, als man sonst erwarten durfte.
Nach den früheren Mittheilungen, welche ich der Akademie vorzule-
gen die Ehre hatte, sind an der Küste von Mossambique nur vier Ophiuren
und zwei Asterien von mir gefunden worden, welche bisher noch nicht an
anderen Orten beobachtet sind (s. Bericht über die zur Bekanntmachung ge-
eigneten Verhandlungen der K. Preufs. Akademie zu Berlin. 1851. S. 463
und 1852. S. 177).
(') Vgl. Hr. J. Müllers Abhandlungen über die Echinodermen in den Schriften dieser Akademie.
102 Perens über die an der Küste von Mossambique beobachteten
Was die Seeigel anbelangt, so sind aufser bereits bekannten Arten der
Gattungen Cidaris, Diadema, Salmacis, Tripneustes, Echinometra, Clypeaster,
Lobophora, Echinoneus und Brissus mir nur zwei noch unbeschriebene For-
men vorgekommen. Diese bieten aber ein um so gröfseres Interesse dar,
als die eine der bisher noch nicht genau bekannten Gattung Astropyga, die
andere einer neuen Gattung angehört, welche bald mit Diadema bald mit
Astropyga zusammengeworfen worden ist.
Die Seeigelgattungen Diadema und Astropyga sind zuerst, aber in
nicht genügender Weise, von Gray aufgestellt worden. In seinem „Attempt,
to divide the Echinidae, or Sea Eggs into Natural Families” (Annals of phi-
losophy. New series. X. p. 426) vom Jahre 1825 vertheilt er die Seeigel in
zwei Hauptgruppen, von welchen die hier nur in Betracht kommende erste,
der Kleinschen Gattung Cidaris entsprechend, die regelmäfsigen symme-
trischen Formen enthält, an welchen Mund und After einander gegenüber
liegend die beiden Pole bilden. Diese Gruppe zerfällte er nach der Form
der Stacheln und der Tuberkeln in zwei Familien :
1) Echinidae, mit gleichförmigen Stacheln und mit undurchbohrten
Tuberkeln, wohin er die beiden Gattungen Echinus und Echinometra Linne
et van Phelsum rechnete, und
2) Cidaridae, mit an der Spitze durchbohrten Tuberkeln und mit
zweierlei Arten von Stacheln, von denen die grölseren keulenförmig oder
sehr lang sind. In dieser führte er nun die drei Gattungen Cidaris, Diadema
und Astropyga auf, welche er in folgender Weise unterschied:
1) Cidaris Klein, Lamarck. Turbans.
Body depressed, spheroideal; ambulacra waved: small spines compressed,
two edged, two rowed, covering the ambulacra, and surrounding Ihe base of
the larger spines.
This genus may be divided according to the form of the larger spines;
the extraambulacral beds have only two rows of spines. C. imperialis
Lam. Klein. tab. VII. Fig. A.
2. Diadema. Diadems.
Body orbicular, ralher depressed; ambulacra strait, spines often fistulous.
*D. setosa Leske, Klein Taf. 37. Fig. 1 u. 2. Echinus Diadema Linne£.
" D. calamaria, Pallas Spicil. zool. Taf. II. Fig. 4—S8.
Seeigel und insbesondere über die Gruppe der Diademen. 103
3) Astropyga.
Body orbicular, very depressed, ambulacra strait: ovarian scales very
long, lanceolate ; beds wilh several series of spines. A. radiata, Leske,
Taf. 44. Fig. 1.
Die dürftige Charakteristik, welche Gray von diesen letzten beiden
Gattungen gegeben hat, ist nebst der ungenügenden Kenntnifs der von ihm
eitirten Arten allein Schuld daran, dafs die naturgemäfse Absonderung der-
selben von den eigentlichen Cidaris nicht sogleich mit der Anerkennung auf-
genommen wurde, welche sie bei genauerer Betrachtung in der That verdient.
In der neuesten systematischen Zusammenstellung der Seeigel, welche
wir Agassiz und Desor (Catalogue raisonne des familles, des genres et
des especes de la classe des echinodermes. Annales des sciences naturelles
gigme serie. Zoologie. VI. Paris. 1846. p. 305 fgg.) verdanken, sind zuerst
Grays Diadema und Astropyga genauer untersucht und die Nothwendig-
keit ihrer Trennung von Cidaris richtig gewürdigt worden. Leider aber
enthält diese Darstellung mehrere Unrichtigkeiten, die A gassiz früher (Me-
moires de la socidle des sciences naturelles de Neuchätel. 1835 p- 189.) ver-
mieden hatte, wodurch neue Verwirrungen entstanden sind.
Agassiz ist es zwar nicht entgangen, dafs die beiden von Gray für
seine Gattung Diadema citirten Arten Cidaris setosa Leske (Klein, Nat.
disp. Echinodermatum Taf. 37. Fig.1. u. 2.; Rumph, Amboinsche Rariteit-
kammer Taf. 13. Fig. 5) und Echinus calamaris Pallas (Spicilegia zoologica
Fasc. I. Tafel II. Fig. 4—8) zwei so verschiedenen Formen angehören, dafs
sie nicht in derselben Gattung zusammenbleiben können. Er hat aber den
Mifsgriff begangen, die zweite dieser Arten (E. calamaris) mit Cidaris ra-
diata Leske (l. c. Tafel 44. Fig. 1.— Encyclopedie merhodique. Zoophytes.
Pl. 140. fig.6 bis 8 — beides Copien nach Seba tom. III. Taf. 14. Fig. 1. u. 2.),
der typischen Form von Grays Gattung Astropyga, zusammenzubringen,
während sie in der That derselben ebenso fremd ist, wie der Gattung Dia-
dema, wenn man die Kennzeichen dieser letzteren nach der von Gray zuerst
eitirten Cidaris setosa Leske (Tafel 37. Fig. 1 und 2) festzustellen hat.
Ohne Zweifel würde dieser Irrthum nicht entstanden sein, wenn man
früher die Bestachelung der sehr seltenen eigentlichen Astropyga gekannt
hätte. Von dieser Gattung scheinen aber bisher in keinem Museum vollstän-
dige Thiere vorhanden gewesen zu sein, so dafs das von mir in Mossambique
104 Prrens über die an der Küste von Mossambique beobachteten
gefundene Exemplar wahrscheinlich das einzige mit Stacheln versehene ist, wel-
ches sich in den europäischen Museen befindet. Leider ist bei der Versendung
ein grolser Theil dieses schönen Thiereszerstört, so dafsnurnoch.die obere Hälfte
und die Laterne mit der daran hängenden Mundhaut vorhanden ist. Indessen bin
ich durch die gütige Verwendung des Hrn. Heckelin Wien in den Stand gesetzt
worden, ein anderes schönes Exemplar des dortigen Museums zu vergleichen
und so meine Untersuchungen über diese Gattung zu vervollständigen. Denn
dafs die beiden vor mir liegenden Arten wirklich mit der typischen Form von
Astropyga generisch zusammengehören, darüber läfst die Vergleichung der
Sebaschen, von Leske und Lamarck copirten, Abbildungen keinen Zweifel.
Die wahren Asitropyga tragen auf den Ambulacralplatten Stacheln von
derselben Form wie auf den Interambulacralplatten und unterscheiden sich
in dieser Beziehung von Diadema nur dadurch, dafs diese Stacheln nicht sehr
lang und hohl, sondern von mäfsiger Länge und solide sind. Echinus cala-
maris Pallas dagegen und die ihm verwandten Arten, welche Gray noch
zu Diadema, Agassiz dagegen zu Astropyga gezogen hat, und welche sich
sogleich durch die eigenthümlichen feinen borstenförmigen Stacheln auf den
Ambulacralplatten auszeichnen, so wie auch dadurch, dafs der von den Ova-
rialplatten herabsteigende glatte Theil der Interambulacvalplatten sich
nicht gabelförmig theilt, müssen eine dritte Gattung bilden, für welche ich
den Namen Echinothrix vorschlagen möchte.
Diese Gattungen lassen sich weder mit Cidaris, wie Gray es gethan
hat, noch mit Echinus oder mit Echinoeidaris, wie es von Agassiz gesche-
hen ist, in eine Familie oder Gruppe zusammenbringen, sondern bilden eine
wohlbegrenzte Abtheilung für sich, in welcher man sie als Diadematidae zu-
sammenfassen könnte.
Eine vergleichende Zusammenstellung wird dieses am besten erläu-
tern. Die beiden Gruppen, welche hier nur in Betracht kommen, sind, indem
hier auf die erwähnte bis jetzt vollständigste Olassification der Seeigel von
Agassiz und Desor Bezug genommen wird, die der Cidaridae und Echini-
dae, in welche alle lebenden Formen der regulären kreisförmigen Seeigel
vertheilt sind.
I. Cidaridae.
Die Cidaris sind leicht zu erkennen an ihrer dicken Schale, an ihren
dicken Stacheln und an den weniger zahlreichen aber grofsen an der Spitze
Seeigel und insbesondere über die Gruppe der Diademen. 105
durchbohrten Tuberkeln der Interambulacralplatten. Die Cidaris (und Go-
niocidaris) zeichnen sich ferner, wie Herr Müller in seinen neuesten Ab-
handlungen (s. Archiv für Anatomie und Physiologie. 1853. Heft II. S. 175
bis 240) gezeigt hat, dadurch aus, dafs die Füfse ihrer Rückseite conisch
zugespitzt, ohne Saugscheibe (wie bei Echinus u.a.) und ohne Einschnitte
(wie bei Echinocidaris und Diadema) sind, dafs sie keine äufseren Kiemen
am vorderen Rande der Corona haben, ihnen daher allein die Einschnitte
am Mundrande der Schale wirklich fehlen, welche Herr Agassiz auch
den Diademen abspricht, dafs sie Fortsätze am vorderen Theil der Ambu-
lacra besitzen, welche den Wirbelfortsätzen der Ambulacralplatten der
Asterien analog sind, dafs die Auricularfortsätze für die Muskeln der Kiefer
bei ihnen nicht von den Ambulacralplatten, sondern von den Interambula-
cralplatten ausgehen und dafs ihre Mundfüfschen ganze Reihen bilden, auf
den beweglichen buccalen Platten, welche hier die Corona gleichsam wie-
derholen und in ambulacrale mit Doppelporen und interambulacrale
buccale Platten zerfallen, von welchen erstere bis zum Munde doppelt
bleiben, die letzteren am äufsersten Ende einfach werden. Ein Kenn-
zeichen, welches die Cidariden von den Echiniden vorzüglich auszeichnet,
ist der Mangel des Längskiels an der inneren Seite der Zähne. Aber hierin
sind sie nicht von den Diademen verschieden, wie bereits Herr Müller
(Abhandlungen der K. Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus dem
Jahre 1850, p. 64), die Angaben von Agassiz und Desor berichtigend,
bemerkt hat. Auch kommt es nicht, wie Agassiz angibt, ausschliefslich
den Cidariden zu, dafs die Kiefer an ihrem Grunde keine geschlossenen Bo-
gen bilden, sondern dies ist auch bei sämmtlichen Diademen und bei Echino-
cidaris der Fall. Dafs aber die beiden Pfeiler der Aurikeln sich nicht zu
einem Bogen vereinigen, ist eine Eigenthümlichkeit, welche blofs den Ci-
dariden und keinesweges, wie Agassiz angegeben, auch den Diademen
zukommt. Jedoch ist dies von viel geringerer Wichtigkeit, als dafs die
Aurikeln, wie Herr Müller bemerkt, anstatt aus den Ambulacralplatten
aus den Interambulacralplatten hervorgehen.
Hierher gehören von lebenden Gattungen nur:
1. Cidaris Lamarck. Agassiz.
2. Goniocidaris Desor.
©
Phys. Kl. 1854.
106 Perers über die an der Küste von Mossambique beobachteten
II. Echinidae.
Wenn man diese Familie so lassen wollte, wie Agassiz sie aufgestellt
hat, so würden die meisten der für sie aufgeführten Merkmale verloren gehen,
welche nun nach Abzug der Diadematiden beibehalten werden können.
Sie haben alle eine dünne Schale, kurze und dünne Stacheln, und
sind sogleich an der Form der Tuberkeln, welche nicht an der Spitze durch-
bohrt sind und an den an der inneren Fläche mit einem Längskiel versehenen
Zähnen zu erkennen. Die Aurikel entspringen von den Ambulacralplatten
und sind bogenförmig vereinigt. Wenn man die einzige Gattung Echinoci-
daris von ihnen entfernte (ohne sie jedoch nach Agassiz Vorschlag mit den
Diadematiden zu vereinigen), so würden die überall gleichgeformten auch an
der Rückseite der Thiere mit einer Saugscheibe versehenen Füfschen und
die Bogen, welche die Kiefer an ihrem Grunde schliefsen, ebenfalls Kenn-
zeichen sein, wodurch sie von den Cidariden und den Diadematiden zu un-
terscheiden wären. Die hierher gehörenden lebenden Gattungen sind:
1. Echinocidaris Desmoulins. 6. Amblypneustes Agassiz.
2. Mespilia Desor. 7. Boletia Desor.
3. Microcyphus Agassiz. 8. Tripneustes Agassiz.
4. Salmacis Agassiz. 9. Holopneustes Agassiz.
5. Temnopleurus Agassiz. 10. Echinus Linne. Lamarck.
Agassiz.
III. Diadematidae.
Die Schale der Diademiden ist dünn wie bei den Echiniden und leicht
zerbrechlich, mehr oder minder abgeplattet und fünfseitig. Bei den meisten
sind besonders an der Rückseite die Interambulacralgegenden vertieft, die
schmalen Ambulacralgegenden dagegen mehr oder weniger wulstig hervor-
ragend. Die Tuberkeln sind zahlreich, am Rande gekerbt und an der Spitze
durchbohrt; sie tragen mehr oder weniger lange dünne Stacheln, welche fein
und schuppig beringt erscheinen. Porenreihen schmal. Die Mundöffnung
der Schale ist grofs und wie bei den Echiniden mit Einschnitten versehen,
unter welchen die büschelförmigen häutigen Kiemen liegen. Die Mundfüfse
bestehen aus fünf rings um den Mund gestellten Paaren. Die Füfschen an der
Rückenseite der Schale sind bei einer Gattung (Diadema) zugespitzt; ob die-
Seeigel und insbesondere über die Gruppe der Diademen. 107
ses aber auch bei den anderen Gattungen der Fall ist, habe ich nicht ent-
scheiden können. Die Pfeiler der Aurikeln entspringen wie bei den Echiniden
von den Ambulacralplatten und sind nicht, wie Agassiz angibt (l. c. p. 345
u. 346) getrennt, sondern bogenförmig vereinigt. Die Kiefer und ihre Epi-
physen senden dünne nach innen gebogene Fortsätze aus, welche sich aber
nicht zu geschlossenen Bogen vereinigen. Die Zähne sind von rinnenförmi-
ger Gestalt und haben, mit denen der Cidaris übereinstimmend, keinen
Längskiel auf ihrer inneren Seite.
1) Gattung Diadema Gray (ex parte). Agassiz (ex parte).
Die Gestalt der Schale ist abgerundet fünfseitig, fast kreisförmig, ab-
geplattet, meistens doppelt so breit wie hoch. Sie ist ziemlich dünn, jedoch
dicker als bei den anderen Gattungen. Die Ambulacralfelder ragen, zumal
an der Rückenseite des Thiers, wulstig hervor, während die Interambula-
cralfelder hier in der Mitte eingedrückt erscheinen. Der glatte Theil jedes
Interambulacralfeldes, welcher von der Genitalplatte ausgeht, theilt sich ga-
belförmig und setzt sich so in zwei sich verschmälernde Ausläufer fort, wel-
che neben den äufseren grofsen Tuberkelreihen über den Rand der Schale
herabsteigen, aber ohne besondere grubenartige Vertiefungen zu zeigen. Die
grolsen Tuberkeln der Interambulacralplatten bilden mehrere Reihen, die
etwa um die Hälfte kleineren der Ambulacralplatten bilden zwei Hauptrei-
hen. Die Ambulacralplatten stehen paarweise in treppenförmigen schmalen
(nur am dorsalen Ende weniger deutlichen) Reihen, indem je drei Paare
einen schmalen hohen Absatz bilden. An der unteren Fläche der Schale
dagegen erscheinen die Porenreihen breiter, indem die zusammengehörigen
Paare eine mehr quere Richtung annehmen. Die Tuberkeln sind alle von
derselben Gestalt, am Grunde glatt, am erhabenen Rande gekerbt und an der
Spitze durchbohrt. Die grölseren Stacheln sind sowohl auf den Interambu-
lacralplatten wie auf den Ambulacralplatten ausnehmend lang, oft über drei-
mal länger als der Querdurchmesser der Schale. Alle Stacheln sind von
gleichem Baue und hohl. Der bedeckte Theil derselben sitzt mit einem run-
den, unten durchbohrten und am äufseren Rande gekerbten Köpfchen auf
den Tuberkeln auf und wird durch einen verschmälerten Hals von der zu
02
108 Perers über die an der Küste von Mossambique beobachteten
einer Krause erweiterten Basis des freien Stacheltheils abgesetzt. Dieser
ganze freie Theil erscheint rauh, indem er von zahlreichen (etwa 24 bis 30)
flachen Längsfurchen durchzogen wird, zwischen denen schuppenförmige,
mit ihrem freien Ende nach der Spitze des Stachels gerichtete Vorsprünge
hervortreten, welche durch zahlreiche Ringfurchen geordnet erscheinen.
Die Genitalplatten sind grofs, spitz- oder stumpfwinklich dreieckig mit mehr
oder weniger abgestumpften Grundecken. Die Genitalöffnung liegt nahe der
äufseren Spitze und hängt durch eine flache Furche mit einer mittleren tie-
feren Grube dieser Platte zusammen. Diese Gruben sind von derselben Art,
wie diejenigen, welche bei Asiropyga sich auf den Platten der nackten Inter-
ambulacralfelder vorfinden. Die Ocellenplatten sind regelmäfsig zwischen
die Genitalplatten eingefügt, beträchtlich kleiner und viel unregelmäfsiger
in ihrer Gestalt als diese. Die Afteröffnung ist dem der grofsen Madrepo-
renplatte gegenüberliegenden Ambulacralfelde am meisten genähert, von
einer breiten nackten Haut umgeben, welche nur durch einen äufserst schma-
len Rand von besonderen Analplatten gestützt wird. Die Mundöffnung der
Schale ist grofs mit zehn tiefen Einschnitten versehen, an welchen der Rand be-
sonders wulstig entwickelt erscheint und sich in einen äufseren horizontal ver-
laufenden spitz endigenden Fortsatz verlängert. Die Mundhaut erscheint nackt,
wird aber durch kleine reihenweise geordnete Kalkplättchen gestützt, welche so
dünn sind, dafs sie leicht übersehen werden können. Unter jedem Einschnitte
liegt eine büschelförmige häutige Kieme und um die Mundöffnung herum
stehen zehn grofse paarweise geordnete keulenförmige (zweilappige?) Mund-
füfse. Die Füfschen am untern und dem seitlichen Theile der Schale sind
mit Saugnäpfchen versehen, deren Ring am Rande sägeförmig gezähnt ist, an
der Rückseite der Schale dagegen sind sie deutlich zugespitzt wie bei Echino-
cidaris. Die Aurikeln sind stark und bogenförmig mit einander vereinigt;
der mittlere Theil des Bogens ist so hoch und breit wie die von ihnen einge-
schlossene Öffnung. Die Kiefer und ihre Epiphysen sind oben nicht bogen-
förmig vereinigt, sondern einfach zugespitzt und nach innen gebogen. Die
Zähne sind auf ihrer inneren Seite tief ausgehöhlt, ohne Spur eines Kiels,
dagegen an der äufseren Seite sehr convex, genau betrachtet in der Mitte
doppelt gekielt und längs den Seiten vertieft. Diesem entsprechend ist auch
die Zahnfurche der Kiefer viel mehr vertieft als bei Echinus.
Seeigel und insbesondere über die Gruppe der Diademen. 109
Diese Gattung stimmt mit Astropyga in der gabligen Theilung der
nackten Interambulacralfelder überein, unterscheidet sich aber vorzüglich
von ihr durch den Mangel eigenthümlicher Vertiefungen auf diesen Feldern,
durch die mehr abgerundete und unten weniger abgeplattete Form der
Schale, durch die Länge und hohle Beschaffenheit der Stacheln, durch die
geringe Entwickelung der Analplatten und die Form der Zähne. Mit Echino-
thrix ist Diadema schon wegen der gabligen Interambulacralfelder und der
gleichen Form der Ambulacral- und Interambulacralstacheln nicht zu ver-
wechseln.
Von den zu Diadema gezählten lebenden Arten sind auszuschliefsen
Diadema turcarum Ag. (= Echinometra turcarum Rumph. 1. c. Taf. 14.
Fig. B.), Diadema ( Astropyga) spinosissimum Ag., Diadema Desjardensü
Michelin (= Astropyga subularis Ag.), welche alle wie D. calamarium
Gray zu der Gattung Echinothrix gehören. Diadema europaeum Ag. (=
Cidaris longispina Philippi, MWiegmann’s Archiv für Naturgeschichte
1845. I. 354) ist mir nicht hinreichend bekannt, wird aber wahrscheinlich
so wie die fossilen ähnlich geformten Arten eine andere Gattung bilden
müssen (*).
Es bleiben somit nur drei Arten übrig, von denen es noch zweifel-
haft ist, ob sie wirklich verschieden seien, indem vielleicht die erste eine un-
genaue Abbildung, die dritte der Jugendzustand von D. Savignyi sein könnte.
1. Diadema setosa Gray.
Echinometra setosa Rumph, Amboinsche Rariteitkammer Tafel
XII. Fig. 5.
(*) D.Zongispina Phil., von welchem unser Museum neuerdings ein sehr schönes Exem-
plar erlangt hat, ist nicht mit Diaderna zu vereinigen, sondern bildet eine besondere Gat-
tung, für welche ich den Namen Centrostephanus vorschlage. Die Schale ist abgeplattet,
aber nicht an der Rückseite zwischen den Ambulacralfeldern vertieft. Sonst stimmt sie durch
die Form der Tuberkeln, durch die Einschnitte der Mundöffnung, die rinnenförmigen Zähne,
die gebogenen aber nicht vereinigten Fortsätze der Kiefer und die schmalen Porenreihen
mit den Diademen überein. Die langen und hohlen Stacheln haben mehr Ähnlichkeit
mit denen von Echinothrix als mit denen von Diadema. Eigenthümlich sind die kurzen
keulenförmigen Stacheln auf den oberen Ambulacralplatten, die Breite der Ambulacralfelder
(halb so breit wie die Interambulacralfelder), die granulirte Bekleidung der Analhaut und zehn
grölsere Platten, welche, zunächst den Ambulacralplatten liegend, die Mundhaut stützen. (Spä-
terer Zusatz.)
410 Prrens über die an der Küste von Mossambique beobachteten
Cidaris setosa Leske-Klein, Naturalis dispositio Echinoderma-
tum. Tafel 37. Fig. 1. 2.
Cidaris selosa Lamarck. Encyclopedie methodique. Tafel 33.
Fig. 10.
Ist wegen der gabeligen Theilung der glatten Interambulacralfelder und
der beiden Tuberkelreihen auf den Ambulacralfeldern nicht mit E. turcarum
Rumph, welche zur Gattung Echinothrix gehört, zu verwecheln.
2. Diadema Savignyi, Michelin. Savigny Description de l’Egypte.
Echinod. Taf. 6.
3. Diadema Lamarckü, Rousseau. Agassiz et Desor, Annales des
sciences nat. 3. serie. Vl. 1846. pag. 349.
2. Gattung Astropyga Gray. Agassiz (ex parte).
Die Gestalt der Schale ist im Umfange deutlich fünfseitig, an der un-
tern Seite flach, sehr abgeplattet, zwei und ein halb bis dreimal so breit wie
hoch. Sie ist sehr dünn und leicht zerbrechlich. Die Ambulacral- und Inter-
ambulacralfelder verhalten sich wie bei der vorhergehenden Gattung, nur
sind die letzteren verhältnifsmäfsig sehr viel breiter. Der glatte von den Ge-
nitalplatten ausgehende Theil der Interambulacralfelder theilt sich gabelför-
mig. Alle Platten, über welche sich diese glatten Interambulacralfelder er-
strecken, sind durch eine flache aber deutliche, im Leben durch eigenthüm-
liche Färbung ausgezeichnete, grubenartige Vertiefung ausgezeichnet. Die
grofsen Tuberkeln der Interambulacralfelder stehen in zahlreichen Längsrei-
hen, die um die Hälfte kleineren der Ambulacralfelder bilden, abgesehen von
den kleinen dazwischen unregelmäfsig vertheilten, zwei Hauptreihen. Alle
Tuberkeln, grofse wie kleine, sind von derselben Gestalt, an der Basis glatt,
an dem das Köpfchen umgebenden Rande crenulirt und an der Spitze des
Köpfchens durchbohrt. Die Stacheln sind sehr dünn und von mäfsiger
Länge, indem die längsten etwa den halben Querdurchmesser der Schale er-
reichen. Alle sind von demselben Bau und im Inneren zwar von lockerer
schwammiger Structur aber ohne Höhlung. Nur der bedeckte Theil, das
Köpfchen, ist an seiner Spitze durchbohrt und enthält die Fortsetzung des
aus der Spitze der Tuberkeln hervorgehenden häutigen (und musculösen ?)
Verbindungsgewebes. Am äufseren Rande ist das Köpfchen gekerbt. Der
Seeigel und insbesondere über die Gruppe der Diademen 111
freie Theil des Stachels setzt sich von dem Halse durch einen tief gekerbten
breiten Kragen ab und wird von zahlreichen tiefen Längsfurchen durchsetzt.
Die Stacheln sind sämmlich sehr rauh, indem sie mit feinen, anliegenden
ringförmig geordneten nach dem freien Ende hin gewandten zugespitzten
Kielen bewaffnet sind. Die Reihen der Ambulacralporen sind viel breiter
als bei Diadema, fast so breit wie die Ambulacralfelder. Die Poren bilden
vier unregelmäfsige Längsreihen, in denen je drei Paare einen gröfseren schie-
fen Absatz bilden, welcher selbst wieder aus drei kleineren durch die einzel-
nen Porenpaare gebildeten Stufen zusammengesetzt wird. An der unteren
Fläche der Schale nehmen die Porenreihen allmählich eine immer gröfsere
Breite ein, indem die zusammengehörigen Paare sich aus der schiefen in eine
mehr quere Richtung zusammendrängen. Die Genitalplatten sind sehr ent-
wickelt, mehr oder weniger lanzettförmig, viel länger als breit. Die Augen-
platten sind unregelmäfsig vierseitig, doppelt so breit wie lang und füllen
so die grofsen Zwischenräume zwischen den Basen der Genitalplatten aus.
Der After öffnet sich ziemlich in der Mitte einer nackten Haut, welche am
Rande durch mehrere Reihen sehr entwickelter Analplatten verstärkt ist.
Diese Analplatten tragen Tuberkeln und Stacheln von derselben Beschaffen-
heit wie die übrige Schale, bilden aber offenbar an dem Rande, welcher
der Madreporenplatte gegenüberliegt, einen schmäleren Saum als an dem
ihr genäherten Rande. Die grofse Mundöffnung der Schale ist mit zehn
ziemlich tiefen Einschnitten,, wie bei Diadema, versehen. Die sich nach
aufsen an diesen Einschnitten umschlagenden Fortsätze sind in besonders
lange dornförmige platte Spitzen ausgezogen. Die Mundhaut erscheint von
aufsen nackt, wird aber durch zahlreiche platte ziemlich regelmäfsig angeord-
nete Kalklättchen gestützt, welche letztere viel stärker als bei Diadema ent-
wickelt erscheinen. Die paarig stehenden zehn grofsen Mundfüfse sind noch
wohl erhalten, über die Form der äufseren häutigen Kiemen, welche sich un-
ter den Einschnitten befanden, ist jedoch nichts mehr festzustellen. Die Au-
rikeln, welche von den Ambulacralplatten entspringen, sind bogenförmig
vereinigt. Die Kiefer und ihre Epiphysen dagegen bilden keine oberen Bö-
gen, sondern getrennte nach innen gekrümmte feine Fortsätze. Die Zähne
sind zwar im Allgemeinen denen von Diadema durch den Mangel eines inne-
ren Kiels und durch die convexe Beschaffenheit der äufseren Fläche ähnlich,
unterscheiden sich jedoch merklich von ihnen durch die plötzliche starke
412 Prrens über die an der Küste von Mossambique beobachteten
Verengung und Verflachung des unteren Theils ihrer inneren Längs-
rinne.
Diese Gattung unterscheidet sich von Diadema vorzüglich durch die
gröfsere Abplattung der Schale, durch die grubenartigen Vertiefungen auf den
glatten Interambulacralplatten, durch die Länge der Genitalplatten, durch
die grofse Entwickelung der Analplatten, durch die Breite der Porenfelder,
durch die Kürze und solide Beschaffenheit der Stacheln und durch die am
unteren Ende weniger ausgehöhlten Zähne. Mit Echinothrix ist sie schon
wegen der gabligen Theilung der glatten Interambulacralfelder nicht zu
verwechseln.
Bis jetzt sind nur wenig Arten dieser Gattung bekannt, indem alle
von Agassiz und Desor hierher gezogenen, welche anders geformte Sta-
cheln auf den Ambulacralfeldern als auf den Interambulacralfeldern tragen,
nicht hieher, sondern zu der Gattung Echinothrix gehören (*).
1. Astropyga radiata Gray.
Echionanthus major. Seba, Thesaurus. II. Taf. XIV. Fig. 1.
und 2.
Cidaris radiata. Leske-Klein, Nat. disp. echinod. Taf. 44. Fig. 1.
— — Encyclopedie methodique. Zoophytes. Tafel 140.
Fig. 5 u. 6.
Nur nach der Seba’schen Abbildung und Beschreibung bekannt. Hat
einen Querdurchmesser von 150"”, äufserst lange Genitalplatten (Breite zur
Länge ungefähr wie 1 : 21-), welche nur durch zwei bis drei glatte Platten
von der mit Tuberkeln versehenen mittleren Gegend der Interambulacralfel-
der geschieden sind. Farbe hellroth; der Stern amethystblau.
2. Astropyga Mossambica Pet.
Fig. 1.
Diese äufserst schöne Art wurde nur ein Mal am 18. Januar 1844 an
der Küste von Mossambique, im 15° südlichen Breite, gefunden. Sie
zeichnet sich unter allen dort vorkommenden Seeigeln durch ihre Färbung
aus. Die Farbe der Schale, welche sich nach dem Tode und am ausgetrock-
(#) Cidaris puloinata Lamarck (= Astropyga pulinata Ag.) mit schmalen, zweireihi-
gen Poren ist wahrscheinlich ein Diaderna, jedoch zu wenig gekannt, um dieses entschei-
den zu können.
Seeigel und insbesondere über die Gruppe der Diademen. 113
neten Exemplar allerdings sehr verliert, ist im Leben weifsgrün und roth-
braun gemengt. Die Analgegend, die Genitalplatten und die glatten Felder
der Interambulacralplatten sind rothbraun mit einer Reihe himmelblauer
Flecken, welche den grubenförmigen Vertiefungen dieser Theile zwar ent-
sprechen, aber noch über die Grenzen derselben sich ausbreiten. Auf der
Mitte jeder Genitalplatte, mit Ausnahme derjenigen, welche durch die Madre-
porenplatte verdeckt wird, befindet sich ein ebenso gefärbter Fleck und auf der
Mundhaut, an welcher namentlich die gelbgrüne und rothbraune Mengung der
Grundfarbe deutlicher hervortritt, sind dergleichen Flecke in grofser Anzahl
vorhanden. Die Stacheln sind zierlich rothbraun und grünlichweifs beringt.
Die Höhe der Schale verhält sich zur Breite derselben wie 1:23.
Die Genitalplatten sind sehr spitz, lanzettförmig, um die Hälfte länger als
breit; ihr spitzesEnde ist um mehr als ihren ganzen Längendurchmesser von
dem mittlern tuberkeltragenden Theile der Interambulacralfelder entfernt,
indem vier bis fünf Paare glatter Interambulacralplatten dazwischen liegen.
Die Augenplatten sind doppelt so breit wie lang und füllen den Zwischen-
raum zwischen den Basen der Genitalplatten aus. Der After wird von einer
mehrfachen Reihe von Platten umgeben, welche nach dem Centrum zu immer
mehr an Gröfse abnehmen. Diese Platten sind mit Stacheln bewaffnet, von
denen die längsten noch 15”" lang sind. Die Ambulacralplatte ist fast über
die ganze in Betracht kommende Genitalplatte ausgedehnt. Die mittleren
tuberkulösen von den gabeligen glatten Feldern umfafsten Theile der Inter-
ambulacralfelder sind mit wenigstens acht Längsreihen grofser Tuberkeln
besetzt ıınd (am Rande der Schale) breiter als die zwischen ihnen liegenden
übrigen Theile der Schale. Der äufsere (zwischen den Ambulacralplatten
und dem glatten Felde liegende) tuberkulöse Theil eines Interambulacral-
feldes ist kaum breiter als die Hälfte eines Ambulacralfeldes. Sowohl die
Ambulacralfelder als der tuberkulöse Theil der Interambulacralfelder zeich-
nen sich dadurch aus, dafs die Zwischenräume zwischen den grofsen Tuber-
keln allenthalben mit kleinen Tuberkeln dicht gedrängt besetzt sind. Die
Stacheln sind sehr fein, solide und höchstens 50"" lang; die platten schup-
penförmigen Spitzchen, welche ihre Rauhigkeit bedingen, sind in Ringen
geordnet, von denen etwa drei einen Millimeter lang sind.
Die gröfste Breite der Schale beträgt 105””, ihre Höhe 70"”.
Der einheimische Name der Seeigel in der Macüa-Sprache ist ororumbue.
Phys. Kl. 1854. 1%
114 Psrters über die an der Küste von Mossambique beobachteten
3. Astropyga dubia Pet.
Fig. 2.
Im getrockneten Zustande zeigt diese Art eine grünliche gelbe Fär-
bung, wobei an der untern Fläche der Schale und an dem tuberkeltragenden
mittlern Theile der Ambulacralfelder das Gelbe, an den übrigen sternförmig
zusammenhängenden Theilen das Grüne mehr vorherrschend ist. Sie ist
von der vorhergehenden aufserdem leicht dadurch zu unterscheiden, dafs
1) die mittleren tuberkeltragenden Theile der Interambulacralfelder (am
Rande der Schale) viel schmäler sind als die zwischen ihnen liegenden Theile
der Schale; 2) diese Theile nicht über sechs Längsreihen grofser Tuberkeln
zeigen; 3) der tuberkeltragende äufsere Theil eines Interambulacralfeldes
fast so breit ist wie ein ganzes Ambulacralfeld (mit den Porenreihen); 4) die
zwischen den grofsen Tuberkeln befindlichen kleinen viel mehr zerstreut und
verhältnifsmäfsig viel weniger zahlreich sind.
Das in dem Wiener Museum befindliche Exemplar hat eine Breite
von 147"" und eine Höhe von 43””.
Bemerkenswerth ist die unregelmäfsige Anordnung der dem Mund-
rande zunächst liegenden Interambulacralplatten, welche anzudeuten scheint,
dafs das Thier noch nicht seine gröfste Entwickelung erreicht hat.
3) Gattung Echinothrix *)
Diadema, Gray (ex parte); Astropyga, Agassix (ex parte).
In der allgemeinen Gestalt der Schale nähert sich diese Gattung mehr
den Diademen als den Astropygen. Sie ist etwa doppelt so breit wie hoch
und steht bezüglich ihrer Dicke in der Mitte zwischen jenen beiden Gattun-
gen. An der Dorsalseite ragen wie bei ihnen die Ambulacralfelder über die
in der Mitte vertieften Interambulacralfelder hervor. Aber der glatte von
den Genitalplatten abgehende Theil der Interambulacralfelder theilt sich
nicht gabelförmig, sondern steigt gerade in der Mitte derselben bis zum
Rande der Schale oder noch über denselben herab, wodurch allein schon
auf den ersten Blick die Arten dieser Gattung zu erkennen sind. Die breiten
(*) Exivos, Seeigel, Sgi5, Haar, Borste.
Seeigel und insbesondere über die Gruppe der Diademen. 415
Interambulacralfelder zeigen wenigstens sechs Längsreihen grofser Tu-
berkeln. Die Ambulacralplatten sind nur mit kleinen Tuberkeln versehen,
welche an der Rückseite der Schale mehrere, an der Bauchseite nur zwei
Reihen bilden. Alle Tuberkeln, obgleich von sehr verschiedener Gröfse,
sind von derselben Gestalt, an der Spitze durchbohrt und am Rande gekerbt.
Die Stacheln erreichen eine mäfsige Länge, indem die längsten dem Quer-
durchmesser der Schale gleichkommen. Sie sind hohl, im Allgemeinen von
demselben Bau wie bei den Diademen, jedoch nicht allenthalben von derselben
Gestalt. Die grölseren, welche sich auf der Bauchseite der Interambulacral-
felder befinden, sind sehr kurz, nach dem Ende hin etwas abgeplattet und
im letzten Drittheile nicht mit wirtelförmig gestellten Schuppen bewaffnet.
Die feinen Stacheln der Ambulacralfelder erscheinen seidenglänzend, nur
der Länge nach gefurcht und zeigen keine oder sehr schwache Spuren wir-
telförmig gestellter Schüppchen, welche selbst an den kleinsten Stacheln der
Interambulacralfelder noch immer sehr deutlich sind. Nur an der Bauchseite
der Ambulacralfelder finden sich etwas dickere, verlängert keulenförmige
Stacheln, welche aufser den Längsfurchen an der Endhälfte deutliche
feine Spitzen zeigen. In der geringen Gröfse und in der Anordnung
der Poren, von denen je drei Poren einen schiefen Absatz bilden,
stimmt diese Gattung mit Asiropyga überein. Die Genitalplatten sind von
ähnlicher spitzdreieckiger Form wie bei Diadema, aber ohne jene mittlere
grubenförmige Vertiefung, welche bei Diadema und Astropyga beobachtet
wird. Die Analplatten, welche bei Diadema eine so geringe Entwickelung
zeigen, sind nicht allein hier eben so stark entwickelt wie bei Asiropyga,
sondern auch der übrige centrale Theil der Analhaut ist mit platten Granu-
lationen bedeckt. Die Mundöffnung der Schale zeigt hinsichtlich der Form
der Ausschnitte und des Randes die gröfste Uebereinstimmung mit den beiden
vorhergehenden Gattungen. Die feinen Plättchen der übrigens nackten
Mundhaut sind sehr deutlich. Unter jedem Ausschnitte des Mundrandes
befindet sich eine büschelförmige häutige Rinne und um den Mund herum
stehen fünf Paare grofser am Ende deutlich zweilappiger Mundfüfse. Die
Fülschen, wenigstens diejenigen, welche sich an der Bauchseite und dem
Rande des Thieres befinden, sind mit einer Saugscheibe versehen, deren
Skeletring sägeförmig gezähnelt ist. Die Aurikeln nehmen ihren Ursprung
von den Ambulacralplatten und sind an der Stelle, wo sich ihre Pfeiler mit
P2
116 Perens über die an der Küste von Mossambique beobachteten
einander bogenförmig vereinigen, zu einer Platte entwickelt, welche viel
kleiner ist als die von ihnen umschlossene Öffnung. Die oberen zarten
Kieferfortsätze sind ebensownig wie bei den vorigen Gattungen zu geschlos-
senen Bogen vereinigt, sondern nach innen gekrümmt und die Zähne sind
längs der innern Seite rinnenförmig ausgehöhlt.
Der Mangel einer gabelförmigen Theilung der glatten Interambulacral-
felder, die eigenthümliche Beschaffenheit der Tuberkeln und Stacheln der
Ambulacralfelder genügen, um die Gattung Echinothrix von den verwandten
zu unterscheiden. Von Diadema entfernt sie sich aufserdem noch besonders
durch den Bau und die Anordnung der Poren und durch die Entwickelung
der Analplatten.
Zu dieser Gattung scheinen die meisten von Agassiz und Desor als
Astropyga aufgeführten Arten zu gehören.
1. Echinothrix calamaris.
Echinus calamaris, Pallas. Spicilegia zoologica. 1. Fasc. X.
pag. 31. Taf. II. Fig. 4—8.
Diadema calamaria, Gray.
Astropyga calamaria, Agassiz.
Nach den Exemplaren, welche wir durch das Leydener Museum aus
dem indischen Ocean erhalten haben, sind die Stacheln dieser Art nicht
allein durch grofse Breite ihrer Farbenringe (abwechselnd grün und weils,
wie es auch Pallas angibt) sondern auch durch ihre grofse Dicke ausge-
zeichnet. Bei einem 77” breiten und 35" hohen Exemplare sind die langen
Stacheln 18”” dick. Der Durchmesser der Mundöffnung beträgt 30"" Die
kleinen Tuberkeln der Ambulacralfelder sind an der Rückseite des Thieres
in vier, an der Bauchseite, wie bei allen Arten, in zwei Längsreihen ge-
ordnet. Am breitesten Theile an der Rückseite sind diese Ambulacralfelder
um die Hälfte breiter als die beiden Porenfelder zusammen. Die grofsen
Tuberkeln der Interambulacralfelder stehen am seitlichen und am unteren
Theile der Schale in sechs bis acht Reihen.
2. Echinothrix turcarum.
Echinometra turcarum, Rumph. Amboinsche Rariteitkammer.
Taf. 14. Fig. B.
Eine von den Autoren mit E.(Diadema) setosa Rumph confundirte
und ohne Zweifel zu der vorstehenden Gattung gehörige Art.
Seeigel und insbesondere über die Gruppe der Diademen. 117
3. ? Echinothrix Desorü.
Astropyga Desorü, Agassiz. l.c. p. 345.
Nach A gassiz kurzer Beschreibung ausgezeichnet durch sehr hervor-
ragende Ambulacra, die unregelmäfsige Stellung ihrer zahlreichen Granula
und sehr breite Porenzonen. Aus dem rothen Meere.
4. ? Echinothrix spinosissima.
Diadema spinosissimum, Agassiz. Michelin, Guerin’s Magasin
de Zoologie. 1845. p. 13.
Astropyga spinosissima, Agassiz. le; p- 349.
Mit der vorigen verwandt. Die Ambulacra sind leicht aufgetrieben,
die Tuberkeln (nach Michelin 680 an der Zahl, in 10 Reihen auf den Inter-
ambulacralfeldern angeordnet) sehr gedrängt, die Porenzonen weniger breit.
Von Zanzibar und der Insel Mauritius. Agassiz.
5. Echinothrix subularis.
Diadema Desjardinsü, Michelin. Guerin, Magasin de Zoologie.
1845. pag. 14. Taf. 7.
Asiropyga subularis, Agassiz. Ive: p- 349.
Nach der Beschreibung von Michelin und Agassiz ausgezeichnet
durch die Gröfse der Tuberkeln, welche von der Mitte an auf jedem Inter-
ambulacralfelde in acht Reihen stehen, durch die verhältnifsmäfsig sehr
breiten Ambulacra mit fünf Reihen kleiner Tuberkeln und durch die Form
der Aurikeln. *) — Rothes Meer, Seychellen und Zanzibar.
6. Echinothrix annellata nova spec.
Die Schale und die feinen Stacheln der Ambulacralfelder sind von
schwarzvioletter Farbe, die langen Stacheln mit sehr schmalen, abwechselnd
schwarzvioletten und helleren Ringen geziert.
Diese Art unterscheidet sich sogleich von allen anderen durch die ge-
ringe Breite ihrer Ambulacralfelder, welche eben so sehr hervorragen aber
viel schmäler sind als bei einem viel kleineren Exemplare von E. calamaris.
Sie sind kaum so breit wie die beiden Porenfelder zusammen und zeigen an
der obern oder Rückseite der Schale nur drei Reihen kleiner Tuberkeln.
Auch die langen Stacheln erscheinen viel feiner als bei E. calamaris. Die
(*) Die Taf. 7. Fig. c abgebildeten Aurikeln stimmen in ihrer Form fast ganz mit denen
von Diadema Savignyi überein.
418 Perers über die an der Küste von Mossambique beobachteten
grofsen Tuberkeln sind kleiner, aber zahlreicher als bei dieser letztern Art
und bilden von dem Rande der Schale an acht Längsreihen in jedem Inter-
ambulacralfelde. Die Pfeiler der Aurikeln und ihr oberer Bogentheil sind
von derselben Gestalt und schwachen Beschaffenheit bei wie E. calamaris.
Die Breite der Schale ist 92”"-, die Höhe derselben 42"; Der Durch-
messer der Mundöffnung von dem Rande eines Ambulacralfeldes bis zu dem
gegenüberliegenden Interambulacralfelde 33". Die Ambulacralfelder haben
an der breitesten Stelle zwischen den Porenfelde«n eine Breite von 4”". Die
längsten Stacheln sind etwas über 1"" dick.
Das gegenwärtig im hiesigen zoologischen Museum befindliche Exemplar
fand ich mit Diadema Sarignyi bei den Querimba-Inseln, im 120 Südl. Br.
Übersicht der beobachteten Arten.
Cıvarıs, Klein, Agassiz. (Cidarites, Lamarck).
1. Cidaris metularia, Lamarck. Encyclopaedie meth. Taf. 134. Fig. 8.
. Cidaris pistillaris, Lamarck. l.c. Taf. 138.
3. Cidaris verlicillata, Lamarck. l.c. Taf. 136. Fig. 2 und 3.
[So]
Dispema, Gray, Peters.
4. Diadema Savignyi, Michelin. Savigny, Description de ’Egypte. Taf. 6.
Fundort: Querimba-Inseln, 12° Südl. Br.
Asrtroryca, Gray.
5. Astropyga Mossambica, Pet. Fig. 1.
Fundort: Küste von Mossambique, 15° Südl. Br.
Ecnıornrix, P.
6. Echinothrix annellata, P.
Fundort: Querimba- Inseln.
Sırmacıs, Agassiz.
7. Salmacis sulcatus, Agassiz. Catalogue etc. Ann. d. sc. not. VI. 1846. Taf.15. Fig. 4.
Fundort: Küste von Mossambique, 15° Südl. Br.
Trırseustes, Agassiz.
8. Tripneustes sardicus et pentagonus, Ag. Encyclop. meth. Taf. 133. Fig. TR
Fundort: Mossambique und Querimba-Inseln, 12° — 15° Südl. Br.
Ecnınomerra, van Phelsum.
9. Echinometra lucunter, Lamarck. Klein Taf. IV. E. F.
Fundort: Küste von Mossambique, 11°— 15° Südl. Br.
Fig. 1. Astropyga Mossambica, Pet., in natürlicher Grölse von oben.
Seeigel und insbesondere über die Gruppe der Diademen.
Crypraster, Lamarck.
10. Clypeaster scutiformis, Lamar ck.
Fundort: Ibo, 12° Südl. Br.
Losornora, Agassiz.
11. Lobophora bifora, Agassiz. Echinodermes Taf. 12.
Fundort: Querimba-Inseln.
12. Lobophora bifissa, Aga ssiz. l.c. Taf. 13. Fig. 2.
Fundort: Querimba - Inseln.
Echınoxevs, van Phelsum.
119
13. Echinoneus cyclostomus, Leske. (E. conformis Desor, Galerites Taf. 44. Fig. 1.)
Fundort: Querimba- Inseln (Ibo).
Berıssus, Klein, Agassiz.
14. Brissus dimidiatus, Agassiz.
Fundort: Querimba - Inseln.
Erklärung der Kupfertafel.
Stachels; 1b Durchschnitt desselben vergröfsert.
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4a Grundtheil eines
Fig. 2. Astropyga dubia, Pet., von oben; 2a von unten; 2b von einer Seite angesehen.
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Begoniaceen - Gattungen und Arten.
Von
B2r RE 072 SCH.
mn
[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 2. März 1854.]
D.: Gattung Begonia, unser Schiefblatt, wurde von Plumier dem An-
denken des französischen Intendanten Michel Begon gewidmet und von
Tournefort(!) zuerst beschrieben. Die vonPlumier aufgeführten sechs
Arten, welche fragmentarisch und in unkenntlicher Weise von demselben (?)
abgebildet und mit nur wenigen, höchst unzureichenden Worten definirt
sind, waren keinesweges geeignet, ein deutliches Bild, weder auf die Gattungen,
noch auf die Arten zu werfen. Man mufs es daher Linne (°) nachsehen,
wenn er, der nie ein getrocknetes, geschweige denn ein lebendes Exemplar
der Begonia zu untersuchen Gelegenheit hatte, nicht nur die Plumierschen
Arten unter dem Namen von Begonia obligua vereinigte, sondern auch noch
eine von Sloane(*) aus Jamaica und eine andere von Rumph(°) aus
Ostindien abgebildete Art, dieser als Synonyme beigesellte.
Zwar versuchten bald darauf Lamarck (°) und Jacquin(’) den
von Linne& begangenen Fehler wieder gut zu machen, indem sie den ur-
sprünglich aufgestellten Arten wiederum Geltung verschafften. Da jedoch
keiner von ihnen mehr als eine Art wirklich gesehen hatte und beide zur
Unterscheidung der übrigen Arten auf die höchst dürftigen Andeutungen,
(‘) Pitton Tournefort, Institutiones Rei Herbariae, 660.
(*) Plumier, Plantarum Americanarum, fasc. I, p. 33, t. 45.
(°) Linne, Species plantarum, no. 7205.
(*) Sloane, Catalogus plantarum I, p. 199, t. 127, fig. 1 und 2.
(°) Rumph, Herbarium Amboinense V, p. 457, t. 169, fig. 2.
(°) Lamarck, Encyclopedie methodique I, p. 393.
(”) Jacquin, Collectanea austriaca I, p. 128.
Phys. Kl. 1854. Q
122 Kıorzscn:
welche die Literatur bot, beschränkt waren, so ist es nicht zu verwundern,
wenn dieser Versuch als ein mangelhafter bezeichnet werden mufs.
Dryander war der erste, der über die Begoniaceen einiges Licht
verbreitete. Er las am 3. November 1789 in der Linnean Society eine Ab-
handlung betitelt „Beobachtungen über die Gattung Begonia” (!), in welcher
er 21 Arten diagnosirte, von denen 11 Arten Süd- America (nämlich 6 aus
Westindien, 2 aus Guiana, 2 ausNeu-Granada und 1 aus Brasilien), 7 Arten
Östindien und 3 Arten den ost-afrikanischen Inseln angehören. Drei west-
indische Arten hatte er Gelegenheit lebend zu beobachten, denn Bego-
nia nilida, seit dem Jahre 1777, B. humilis Dryander im Jahre 1788
und B. acuminata Dryander im Jahre 1790 in Kew eingeführt, setzten
ihn in den Stand, den Gattungscharakter und die Definition der Arten
besser festzustellen, als es seinen Vorgängern gelungen war. Insbesondere
mufs es ihm als Verdienst angerechnet werden, auf zwei Unterschiede der
Laubblatt- Basen bei den Begoniaceen aufmerksam gemacht zu haben.
Seit jener Zeit ist, theils durch Publication der lebend nach Europa
eingeführten Arten, theils durch Publication der Pflanzenschätze, welche
in Süd-America, Ostindien und auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung
gesammelt wurden, die Zahl der Begoniaceen auf 210 Arten herangewach-
sen, ohne dafs es den Bemühungen einzelner, welche eine systematische
Uebersicht derselben versuchten, gelungen wäre, Kennzeichen herauszufin-
den, die zur Begründung von Gattungen oder Untergattungen hätten dienen
können. Nur die Aufstellung von drei Gattungen, Eupetalum Lind-
ley (?) (Begonia petalodes), Mezierea Gaudichaud (*) und Diplocli-
nium (*) R. Wight nec Lindley (Diploclinium cordifolium R. Wight), die
sich als solche, obgleich sie bisher von den meisten Systematikern keine
Anerkennung fanden, sehr wohl bestätigen, machen hiervon eine Ausnahme.
Aufgemuntert durch das reiche Material, welches das Königliche
Herbarium in den Sammlungen von Ruiz aus Peru, Alexander von Hum-
boldt’s aus Süd-America, von Moritz aus Venezuela, des Herrn von
Warsceziez aus Nicaragua, Costa Rica und Neu-Granada und den des Sello
(') Transactions of the Linnean Society I], p. 155.
(*) Botanical Register, t. 1757.
(°) Gaudichaud, Voyage de la Bonite Botanique, t. 32 (absque descriptione).
(*) Robert Wight, Icones plantarum Indiae orientalis, vol. V, p. 9, t. 1816.
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 123
aus Brasilien, dem Hauptstapelplatze der Begoniaceen bietet und unterstützt
durch den Herrn Professor Alexander Braun, der mir die Erlaubnifs ertheilte
die im botanischen Garten zu Schöneberg kultivirten Begoniaceen, nahe an
100 Arten, nicht nur untersuchen zu dürfen, sondern mir auch gestattete,
dass ich mich beim Zeichnen der Analysen des daselbst angestellten akade-
mischen Künstlers, Herrn Schmidt, eines aufserordentlich geschickten und
genauen Zeichners, bedienen durfte, verfehle ich nicht die seit zwei Jahren
gewonnenen Resultate der Königlichen Akademie vorzulegen.
Zwei Schwierigkeiten, die beseitigt werden mufsten, wenn ich auf
einen Erfolg meiner Bemühungen rechnen wollte, und die jedenfalls Ursache
sind, dafs vor mir nicht schon ein anderer sich dieser Arbeit unterzogen
hat, überwand ich sehr bald. Die eine geringere bestand darin, dafs die
gewöhnliche Methode, nach welcher die Blüthentheile getrockneter Pflanzen
mittelst Dampf für die Untersuchung erweicht werden, ihrer aufserordent-
lichen Zartheit wegen nicht anwendbar war. Sie wurde durch Benutzung
eines 20 procentigen Weingeistes ersetzt.
Die Hebung der zweiten Schwierigkeit erheischte die Lösung der Frage:
„auf welche Weise sind die in unseren Gewächshäusern zufällig oder ge-
flissentlich durch Kreuzung bewirkten Bastarde von den legitimen Arten der
Begonien zu unterscheiden ?”
Seit Ende des vorigen Jahrhunderts ist es nämlich nicht selten vor-
gekommen, dass Gärtner, namentlich bei Ziergewächsen, zu denen die
Begonien gehören, zuweilen sogar in der Absicht zu täuschen, durch
Kreuzung des Pollens Bastarde zogen, die sie als neue Arten in den Handel
brachten.
Leichter als bei denjenigen Pflanzen, welche Zwitterblüthen tragen
und bei der Erzielung von Bastarden vor dem Oeffnen ihrer Staubbeutel,
derselben beraubt werden müssen, geschieht die Bildung von Hybriden bei
den Begonien. Begünstigt durch ihre Blüthen, welche stets getrenn-
ten Geschlechtes sind, kömmt noch hinzu, dafs die männlichen Blu-
men abgeblüht zu haben pflegen, bevor die weiblichen zur Entwickelung
gelangen. Es ist daher häufig nicht einmal die Vorkehrung nöthig den
eigenen Pollen, der immer mit mehr Neigung, als der fremde, von der
zur Kreuzung bestimmten weiblichen Blüthe abfgenommen wird, abzu-
halten.
Q2
124 Krorzscn:
Die durch Pollen-Kreuzung entstandenen Begonien - Bastarde zeichnen
sich vor ihren Stammeltern durch einen kräftigeren Wuchs aus. Sie blühen
in der Regel reichlicher als jene und ihre weiblichen Blüthen sind von län-
gerer Dauer. Dagegen fallen die männlichen Blüthen dieser Bastarde häufig
ab, ohne sich vollständig zu entfalten, die Zahl ihrer Blumenblätter ist
unbeständig, die Staubgefässe sind häufig verkümmert und haben eine
Neigung zum Uebergange in Blumenblätter; namentlich zeigt der Pollen,
der ohne Ausnahme der Eigenschaft entbehrt Pollenschläuche zu treiben,
mithin zur Befruchtung der eigenen Narben untauglich ist, merkwürdige
Abweichungen von der normalen Beschaffenheit des Pollens legitimer Arten.
Während letzterer nämlich gleichförmig und in ovaler Form auftritt, zeigt
der Bastard- Pollen ganz kleine, unentwickelte, längliche Körner ohne jeden
Inhalt, neben verhältnifsmäfsig grofsen, linsenförmigen, die mit mineralischen
Säuren und Jodlösung behandelt, zwar einen Inhalt verrathen, der aber
beinahe durchsichtig und im allgemeinen weniger cohobirt als in dem Pollen
wirklicher Arten erscheint. Diese Abweichungen der Staubgefäfse und des
Pollens von Bastard-Begonien sind um so auffälliger, je entfernter die zur
Kreuzung benutzten Arten im Systeme stehen.
Daesnichtin meiner Absicht lag, eine monographische Arbeit aller bis jetzt
bekannten Begonien zu liefern, die überdies, wie ich höre, von dem Herrn Prof.
Meissner in Basel für deCandolle’s Prodromus beabsichtigt wird, mein Vorha-
ben sich vielmehr darauf beschränkt das wesentliche der Begonienblüthe in
dem mir zugänglichen Materiale Behufs einer naturgemäfsen systematischen
Anordnung, ohne welche das Auffinden der Arten in letzterer Zeit unmöglich
wurde, einer genauen Untersuchung zu unterwerfen, so begnügte ich mich
bei den kultivirten Begonien durch Prüfung des Pollens zu ermitteln, ob ich
es mit einer wirklichen Art oder mit einem Bastarde zu thun hatte.
Auch eine beträchtliche Anzahl von Begonien- Arten aus dem Vater-
lande im getrockneten Zustande, habe ich auf den Entwickelungszustand des
Pollens untersucht, ohne jedoch einem Bastarde zu begegnen. Es wäre
nicht uninteressant gewesen die Abkunft der in Kultur befindlichen Bastarde
anzugeben und ich würde dies bestimmt gethan haben, da es mir in den
meisten Fällen gelang, dieselbe zu errathen, allein die Angaben der Gärtner
über die Abstammung der Bastarde waren so widersprechend und auf der
anderen Seite die genaue Bestimmung der elterlichen Pollen- und Pistillpflanze
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 125
so nothwendig, wenn der Nachweis überhaupt von einem wissenschaft-
lichen Nutzen sein sollte, dafs ich es vorzog, auf dieses Vorhaben zu ver-
zichten.
Die vorsichtige Prüfung des Pollens in Bezug auf seine Entwickelung
bot mir den Vortheil, meine Zeit nicht unnütz mit Zweifeln über die Be-
ständigkeit der Charaktere hinzubringen und liefs mich bald constante Merk-
male erkennen, die sich zur Begründung von Unterordnungen, Sippen und
Gattungen eignen und ganz dazu geschaffen erscheinen das Auffinden der
Arten zu erleichtern.
In erster Instanz verdient die Dauer des Griffelapparates hervorgehoben
zu werden, der entweder bleibend ist und sich selbst von der reifen Frucht
nicht trennt oder hinfällig erscheint, so, dafs er sich vor der Reife der
Frucht davon löst.
In zweiter Reihe ist es die Beschaffenheit der Griffeläste und die Ver-
theilung und Anordnung der Papillen oder Schleimhärchen. Die Griffel-
äste sind entweder aufrecht- und bilden einen spitzen Winkel oder sie sind
gespreitzt und bilden einen äusserst stumpfen Winkel. Die Schleimhärchen
oder Papillen sind entweder über den ganzen Griffelapparat gleichmäfsig
vertheilt oder sie bilden ein Band, das die Griffelzweige spiralförmig um-
kleidet und entweder vor der Vereinigung der Zweige unterbrochen wird
oder mit dem Bande des nächsten Zweiges continuirt.
In dritter Reihe ist es die Zahl der Fruchtfächer, welche ohne Aus-
nahme constante Charaktere bietet. Es kommen nämlich zwei- und drei-
fächerige Früchte bei den Begoniaceen vor. Einfächerige Früchte habe ich
nie angetroffen.
In vierter Reihe ist die Consistenz und das Aufspringen der Früchte
von Wichtigkeit. Die Consistenz ist entweder häutig und das Aufspringen
findet innerhalb eines geflügelten oder leistenartigen Bandes statt, oder die
Kanten der Ecken öffnen sich, ohne von diesen leisten- oder flügelartigen
Fortsätzen bedeckt zu werden.
In fünfter Reihe ist es die Zahl der Blumenblätter beider Geschlechter.
Eine Angabe, die man nur zu oft aus Vorurtheil in den Diagnosen, wie in
den Beschreibungen der Begonien schmerzlich vermifst, weil man sich der
durchaus irrigen Ansicht hingiebt, die Zahl derselben sei unbeständig und
deshalb unwesentlich.
126 Krorzsch:
In sechster Reihe ist es die Form der Placenten, welche ihre Structur
im Querdurchschnitte am anschaulichsten zeigen und entweder getheilt
oder ungetheilt sind. Die lamellenartigen Placenten sind von verschiedener
Dicke, zuweilen sind sie bis zu ihrem Anheftungspunkte getrennt, häufig
vereinigen sie sich in einem gemeinschaftlichen Stiele. Gewöhnlich sind sie
auf beiden Flächen mit Eichen bekleidet; bei der Gattung Gaerdtia fehlen
dieselben zwischen dem Spalte. In den ungetheilten Placenten ist die Form
eben so mannigfaltig, wie beständig. Auch hier kommen vorzugsweise die
Eichen sitzend vor, während bei zwei Gattungen Aeichenheimia und
Trachelanthus die Eichen mit langen Nabelsträngen versehen sind.
In siebenter Reihe ist es die Beschaffenheit der Staubfäden, in wel-
chem Längenverhältnisse sie zu den Antheren stehen, ob sie frei oder ver-
wachsen und in welcher Weise sie mit einander verbunden sind; ferner die
Form und das Verhältnifs des Spaltes zu dem Connectiv und die Art des
Aufspringens.
In achter Reihe ist es die Lage der Blumenblätter in der Knospe,
welche bei gleicher Anzahl constante Kennzeichen für die Gattungen liefert.
Leider bin ich zu spät hierauf aufmerksam geworden, so, dafs ich diesen
Charakter nicht durchgreifend nachtragen konnte und ihn deshalb in meinen
Gattungsdiagnosen wegzulassen vorzog.
Parallel mit diesen wesentlichen Kennzeichen der Gattungen zeigt sich
der Blüthenstand und die Vertheilung der Geschlechter, die Zahl und Stel-
lung der Bracteen zunächst der weiblichen Blüthe, so wie die Form,
Consistenz, Dauer und Eigenthümlichkeit der Afterblätter. Ich habe
mit Ausnahme der Begonia discolor, welche in China einheimisch sein
soll und zur mexicanischen Gattung Änesebeckia gehört, kein Beispiel
gefunden, das Zeugnifs für die Repraesentation einer amerikanischen Bego-
niaceengattung in Africa, Ostindien oder auf den ost-africanischen Inseln
gäbe. Begonia hernandiae/olia Hooker, die zu der ostindischen Gat-
tung Nitscherlichia gehört, sollte zwar nach Angabe Sir William Hooker’s
in England aus Samen gezogen sein, der von Berthold Seemann in Central-
Amerika gesammelt und eingesandt sein sollte; die Vergleichung authen-
tischer Exemplare mit der auf Java gesammelten Begonia coriacea lielsen
jedoch keinen Zweifel über die Identität beider vermeintlicher Arten auf-
kommen.
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 427
Eben so verhielt es sich mit der von dem Herrn Professor Lehmann
in Hamburg aufgestellten Begonia Hamiltoniana, welche aus Östindien stam-
men sollte und sich als die bekannte, westindische Begonia acuminala erwies.
Es kommt jedoch vor, dafs innerhalb einer Gattung strauchartige und
krautartige Pflanzen nebeneinander auftreten; desgleichen, welche mit einem
niederliegenden, kriechenden oder aufrechten Stamme; kletternde neben
schlingenden, einziehende — knollentragende neben strauchartigen Gewächsen
durch die wesentlichen Gattungskennzeichen zusammen gehalten werden.
Was die Stellung der Begoniaceen im natürlichen Systeme betrifft,
so ist diese von jeher zweifelhaft gewesen, und in der That ist es viel leichter
den Nachweis zu liefern, dafs alle diejenigen, welche sich mit der Unter-
bringung dieser Gruppe beschäftigten, sich getäuscht haben, als die ihnen
zukommende eigentliche Stellung unter Nennung ihrer wirklichen Ver-
wandten nachzuweisen.
Laurenz von Jussieu bringt sie zu den Zweifelhaften, Sir James
Smith, deCandolle und Bartling zwischen Chenopodeae und Polygo-
neae; Link vergleicht sie mit den Umbelliferen, von Martius mit den
Scaevoleen und Campanulaceen, Meissner mit den Euphorbiaceen, Ro-
bert Brown wegen der allerdings nicht zu läugnenden Aehnlichkeit ihrer
Samen mit den Hydrangeen. Lindley glaubt sie in die Nachbarschaft der
Cucurbitaceen versetzen zu müssen, worin ihm Endlicher und Adolphe
Brongniart folgen und Robert Wight behauptet, man dürfe ihre Ver-
wandten nicht in der Jetzt- sondern in der Vorwelt suchen,
Nach den vielen mifsglückten Versuchen die eigentliche Lücke im
natürlichen Systeme herauszufinden, welche geeignet erscheint durch die
Begoniaceen ausgefüllt zu werden und nach den ebenfalls erfolglosen eigenen
Bemühungen dies zu erreichen, mufs ich mich der Ansicht Robert Wights
insofern anschliefsen, als ich einzugestehen gezwungen bin, dafs die Bego-
niaceen durch ihre habituellen Eigenthümlichkeiten sowohl, wie durch ihre
wesentlichen Unterscheidungsmerkmale des Blüthen- und Fruchtapparates
von sämmtlichen, gegenwärtig bekannten dicotyledonischen Klassen - Typen
abweichen. Ich sehe mich aber zugleich veranlalst zu erklären, dafs es den
Bestrebungen der Paläontologen weder bis jetzt gelungen ist, noch später je
gelingen wird wirkliche Verwandtschaften der Begoniaceen in den Pflanzen-
abdrücken der Vorwelt nachzuweisen.
1238 Krorzsch:
Will man sich in dieser Beziehung auf Hypothesen einlassen, so liegt
es viel näher anzunehmen, dafs die Verwandtschaften der Begoniaceen viel
wahrscheinlicher in einer künftigen Schöpfung aufzufinden gehofft werden
dürfen, als es in der Gegenwart und Vergangenheit denkbar ist.
Es sprechen wenigstens für diese Annahme die polychlamyden, epi-
gynen, dialypetalen und dielinen Blüthen der Begoniaceen, verbunden mit
den habituellen Unterscheidungskennzeichen eines ringförmigen Stengels mit
seinen geschlossenen Knoten und die bedeutende Entwickelung der scheiden-
artigen Afterblätter.
Während nämlich bei den dichlamyden Dicotyledonen Kelch und
Blumenkrone deutlich geschieden sind, schwindet dieser Unterschied bei
den in der Jetztwelt sehr gering —, in der Flora der Vorwelt nicht vertrete-
nen polychlamyden Dicotyledonen; und die Begoniaceen erhalten vermöge
ihrer zweihäusigen, oberständigen, gesonderten, blumenblattartigen Blüthen-
hüllen eine durchaus isolirte Stellung.
Ueber die Entwickelungsgeschichte des Embryo’s von Begonia cueul-
lata Willd. hat Herr Dr. Karl Müller inHalle (!) eine sehr lobenswerthe
Arbeit geliefert. Nur zwei Dinge finde ich in derselben zu berichtigen
respective zu ergänzen. Der auf Tafel VII, Fig. 38 unter d bezeichnete
kleinzellige Körper, welcher durch einen zufälligen Druck aus dem Kanal
der micropyle hervorgetreten ist und dessen Deutung von dem Herrn Ver-
fasser nicht gewagt wird, ist das Perisperm, das während der Bildung des
Embryo’s resorbirt wird, so, dafs am reifen Samen der ganze Rest desselben
sich auf ein Minimum reducirt, welches den Keimhüllenmund und dessen
Hals mit einer gelb-braunen, homogenen Masse erfüllt.
Eben so ist der unter Fig. 45 dem Micropylarende zugewendete ap-
pendiculaire Theil des Embryo’s nicht radicula, sondern eben diese rudimen-
taire Masse des Perisperms.
Dafs die Angabe Gärtner’s, welche durch Bartling, Meissner,
Endlicher und Robert Wight eine weitere Verbreitung fand: der reife
Embryo sei von einem fleischigen Eiweifskörper umgeben, eine unrichtige
war, ist bereits durch Lindley und Gaudichaud berichtigt worden.
(‘) von Mohl und von Schlechtendal, Botanische Zeitung fünfter Jahrgang 1847,
p- 758.
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 129
In Betreff der geographischen Verbreitung der Begoniaceen will ich
nur bemerken, dafs sie in Mexico, Mittel- und Süd- Amerika am meisten
angetroffen werden. In Östindien sind sie entweder sparsamer vertreten oder
weniger zahlreich gesammelt; und nur einige Repräsentanten dieser sehr in-
teressanten Pflanzengruppe sind auf den ost-afrikanischen Inseln und von dem
süd-östlichen Küstenstriche Afrika’s bis jetzt bekannt.
Ihre specielle Ausbreitung ist nach Herrn Professor Liebmann in
Copenhagen (!) eine sehr beschränkte.
Als Grund dafür giebt er an, dafs sie gröfstentheils an schattigen,
feuchten Orten in den Urwäldern und zwischen Felsklüften vorkommen,
welche vom Winde, der am meisten bei der Verbreitung der Pflanzen thätig
ist, nicht bestrichen werden. Selbst Rachia peltata (Begonia peltata
Otto und Dietrich), die Herr Liebmann ausnahmsweise auf trockenen,
sonnigten Trachytfelsen antraf, zeigte dennoch eine sehr geringe Verbrei-
tung. Die Natur ersetzt dies durch die grofse Anzahl von Samen, den die
Begoniaceenfrüchte enthalten; zuweilen auch durch eine andere merkwür-
dige Eigenschaft, die sich namentlich bei der Gattung Änesebeckia zeigt und
wohin Begonia Balmisiana Ruiz (B. villosa der Gärten), B. monopteris
Lk. und Otto, B. bulbifera Lk. und B. Martiana Lk. gehören, indem in
den Blattwinkeln eine Menge kleiner Zwiebelchen hervorbrechen, die in
einer etwas feuchten Erde, bei einer erhöhten Temperatur Wurzeln schla-
gen und so zur vollständigen Entwickelung gelangen, indem sie das Indivi-
duum in ungeschlechtlicher Weise vermehren. Zu dieser Vermehrung im
kultivirten Zustande gesellt sich noch eine andere. Herr von Martius
zeigte im Jahre 1852 in einer Versammlung der Königlichen Akademie der
Wissenschaften zu München eine Begonia vor, die derselbe B. phyllomaniaca
nennt. Sie zeichnete sich durch unzählige kleine Blättchen aus, welche den
Stamm, die Zweige und Blattstiele bedeckten und die Eigenschaft besalsen,
sich unter günstigen Umständen zu selbstständigen Pflanzen zu entwickeln.
Wahrscheinlich gehört dieses Gewächs einem Bastarde an, der durch zufäl-
lige Kreuzung zweier Bulbillen-tragender Knesebeckien hervorgegangen ist.
Da sich nur Bastarde nicht befruchten können, mithin auf geschlechtlichem
(') Liebmann, Mexico’s og Central- America's Begonier (der Gesellschaft der Natur-
forscher zu Copenhagen mitgetheilt am 14. April 1852).
Phys. Kl. 1854. R
130 Krıorzsca:
Wege nicht fortpflanzbar sind, so sorgt die Natur in anderer ungeschlecht-
licher Weise, wie ich häufig selbst beobachtet habe, dafür. Uebrigens
lassen sich die Begonien fast durchgängig durch Blätter, welche flach auf den
Erdboden gelegt werden, leicht vermehren.
Die Wurzeln der Begoniaceen sind adstringirend und meist von bitte-
rem Geschmack. In Peru finden die Wurzeln zweier Begoniaceen Anwen-
dung gegen Blutflüsse. In Mexico wurden die Knollen der Änesebeckia
Balmisiana (Begonia Balmisiana Ruiz) gegen Lustseuche angewendet und
der Ruf ihrer Wirkung war so grofs, dafs sich der Erzbischof von Mexico,
der Zeuge der gelungenen Erfolge dieses Mittels zu sein glaubte, veranlafst
fühlte den Dr. Balmis mit 30 Arroben (750 Pfund) an den König von
Spanien zu senden, dem er empfahl, weitere Versuche damit anstellen zu
lassen. Auf der anderen Seite versichert William Jack, dafs der Saft
einer Begoniacee in Östindien von den Malayen benutzt werde um die Dolche
von den Rostflecken zu reinigen, und Berthold Seemann führt in seiner
Reise an, dafs der Wurzelstock einer Begoniacee in Central- Amerika als
Brechmittel benutzt werde.
BEGONIACEAE Robert Brown.
in Tuckey Congo p. 464.
Flores polychlamydii, colorati, unisexuales, monoieci, interdum dioici.
Masculi: Petala 2 — 8 patentissima colorata, exteriora saepissime plana, ante
apertionem marginibus sibi mutuo incumbentia, interiora praesertim minora
et concava. Stamina crebra, in centro floris congesta petalis breviora. Fi-
lamenta libera aut varie inter se connata in connectivum continuo desinentia.
Antherae extrorsae biloculares, loculi lineares connectivi marginibus adnali,
paralleli, discreti, apice sese haud contingentes, longitudinaliter dehiscentes.
Pollinis granula oblonga laevissima, sulco longitudinali notata. Ovarii ru-
dimentum nullum. Flores feminei: Petala 2—8 supera, patentia, praesertim
inaequalia, tubo trigono plerumque triptero cum oyario connato. Prae-
floratio imbricativa. Staminum rudimenta nulla. Ovarium inferum bi-
trialatum v. tricornutum v. trigibbum, basi 1—2—3 bracteatum, septis cum
angulis tubi perigonialis alternantibus. Ovula in placentis e loculorum
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 131
angulo centrali prominulis integris aut longitudinaliter fissis anatropa, cre-
berrima, minutissima. Stylus brevis, persistens aut deciduus, trifidus aut tri-
partitus. Stigmata tria, integra, bicornia aut multifida, undique papillosa aut
fascia dense papillosa aut interrupta aut continua spiraliter torta cingentia.
Capsula membranacea, coriacea, cartilaginea aut suberosa, trialata, aptera,
trigibbosa aut tricornuta, bi- trilocularis, ad alarum originem per rimam
arcuatam rumpens aut ad angulos dehiscens appendicibus in duas verticaliter
divisis partes. Semina ereberrima minutissima oblonga vel elliptica, ad ex-
tremitatem inferiorem ubi affıxa tuberculo notata, reticulata. Integumentum
duplex; exterius crustaceum, interius ad extremitatem basilarem puncto
fuscescente notatum (perispermii rudimentum). Endospermium nullum.
Embryo oblongo - teretiusculus, ad extremitatem a tuberculo aversam
brevi-bilobus.
Frutices, suffrutices aut herbae, saepe subsucculentae, succo aqueo,
caule ramisque alternis teretibus nodoso--articulatis. Folia alterna, rarissime
opposita, inaequilatera nervosa carnosa integra, rarius digitata, lobata aut
subpinnatifido-laciniata, basi saepissime cordata, dentata vel serrata, serra-
turis saepe mucronalis, rarissime integerrima, vernatione marginibus involuta.
Stipulae petiolares geminae membranaceae liberae deciduae, basi lata sub-
intrapetiolares. Pedunculi in apice ramorum axillares plerumque dichotomi
et multiflori, rarius uni-bi-vel pauciflori. Flores pedicellati, masculi cen-
trales nudi, feminei in ambitu; bracteis sub inflorescentiae ramificationibus
atque germinibus membranaceis plus minus deciduis.
Conspectus.
I. STEPHANOCARPEAE.
Stylus persistens.
A. BEGONIACEAE.
Stylorum rami subglabri, fascia papillosa spiraliter torta instructi.
& InTErkUPTARE.
Stylorum rami fascia papillosa interrupta instructi.
Flores maseuli 8—, feminei hexa-petali. Antherae obovatae breves
numerosissimae toro pulvinato insertae. Filamenta libera. Stig-
R2
132 Krorzsch:
mata inaequaliter- ramosa. Placentae bilamellatae in stipitem
brevem conjunctae, lamellis undique ovuliferis. 1. Huszia Kl.
Flores masculi 4 — , feminei 5, 6— 8 petali. Antherae oblongae
breves, utrinque obtusae longe-filamentosae. Filamenta ad basin
umbellatim connata. Stigmata ter trifida. Fascia papillosa quater
spiraliter torta. Placentae bilamellatae in stipitem brevem con-
junctae, lamellis profunde bifidis, undique ovuliferis. 2. Eupetalum Lindl.
Flores masculi 4—, feminei penta-petali. Antherae breves el-
lipticae. Filamenta in columnam elongatam racemosim - monadel-
pha. Stylorum rami simplices elongati. Fascia papillosa quinquies
spiraliter torta. Placentae bilamellatae in stipitem brevem con-
junctae, lamellis undique ovuliferis. 3. Barya Kl.
8 ConTinVAr.
Stylorum rami fascia papillosa continua instructi.
‘Fr Flores masculi 4— , feminei 5 — petali.
* Placentae longitudinaliter fissae.
Antherae oblongae brevi-filamentosae, apice in connectivum
obtusum productae. Filamenta libera. Stigmata profunde
bifida. Fascia bis-ter spiraliter torta. Placentae bilamellatae
in stipitem conjunctae, lamellis (stipite excepto) undique
ovuliferis. 4. Begonia Plumier.
Antherae oblongae brevi-filamentosae, apice in connectivum
obtusum productae. Filamenta libera. Fascia papillosa se-
mel-bis spiraliter torta. Placentae sectio transversa loculorum
angulo centrali geminae conniventim-falcatae pedicellatae, pe-
dicellis exovuliferis. 5. Saueria Kl.
Antherae obovatae, apice truncato -tumidae oblique rimosae.
Filamenta umbellatim-monadelpha. Stigmata bipartita, antice
ad basim dilatata. Placentae bilamellosae, lamellis distinctis,
non in pedicellum conjunctis. 6. Knesebeckia Kl.
Antherae oblongae, apice cucullatim -tumidae inaequilongae.
Filamenta brevia libera, exteriora brevissima. Stigmata bi-
partita. Placentae bifidae pedicellatae, inter fissuram ex-
ovulatae. 7. Gaerdtia Kl.
Begoniaceen-Galtungen und Arten. 133
** Placentae integrae pedicellatae.
Antherae oblongae. Filamenta antherarum longitudine, libera.
Stigmata bipartita, lobis semel-bis spiraliter tortis. Placentae eylin-
dricae, sectio transversa orbieularis. Capsula alis destituta. s. Trendelenburgia Kl.
Antherae oblongae. Filamenta libera. Stigmata bipartita, lobis bis
spiraliter tortis. Placentae sectio transversa ovata. 9. Ewaldia Kl.
Antherae oblongae, apice rotundatae, basi attenuatae. Filamenta
antherarum longitudine, libera. Stigmata dilatata bieruria, cruribus
divaricatis brevibus. Placentae sectio transversa hastata, apice an-
gustata. Ovula funiculis longis instructa. 10. Reichenheimia Kl,
Antherae oblongae. Filamenta antherarum longitudine, libera.
Stigmata bipartita. Fascia papillosa bis spiraliter torta. Placentae
sectio transversa brevi-ovata, basi cordata. 11. Gurltia Kl.
Antherae brevissimae, utrinque obtusae aut emarginatae. Filamenta
longa, libera. Stigmata bipartita. Fascia papillosa ter spiraliter torta,
Placentae sectio transversa brevi-ovata. 12. Scheidweileria Kl.
Antherae breves, utrinque subattenuatae. Filamenta racemosim-
monadelpha. Stigmata bipartita. Fascia papillosa ter spiraliter
torta. Placentae sectio transversa ovato-lanceolata. Capsula in-
aequaliter trialata. 13. Lepsia Rl.
Antherae breves, utrinque rotundatae. Filamenta racemosim - mo-
nadelpha. Stigmata bipartita. Fascia papillosa bis spiraliter torta.
Placentae sectio transversa cordato-ovata, acuta. Capsula aequa-
liter trialata, apice attenuata. 14. Doratometra Kl.
Antherae breves obovatae, apice truncatae. Filamenta inferne in
columnam crassam connata. Stigmata bipartita. Fascia papillosa
ter spiraliter torta. Placentae sectio transversa ovato-triangularis.
Capsula aequaliter trialata, apice truncata. 15. Steineria Kl.
Antherae breyissimae ovales. Filamenta longa, basi umbellatim-
monadelpha. Stigmata bipartita. Fascia papillosa bis spiraliter
torta. Placentae sectio transversa hastata, oyulis sessilibus. Capsula
inaequaliter trialata. 16. Pilderia Kl.
7 Flores masculi 4—, feminei 4 — petali.
Antherae oyato-oblongae. Filamentalibera. Stigmatabipartita. Fascia
papillosa bis spiraliter torta. Capsula ovato-oblonga aptera. 17. Mezierea Gaud.
134
Krorzsc#:
°“- Flores masculi 4—, feminei 3 petali.
* Placentae longitudinaliter fissae.
Antherae oblongae rimis longitudinalibus apice obliquis in-
structae. Filamenta libera. Stigmata bieruria, basi dilatata.
Capsula subaequaliter trialata, apice truncata. 18. Rachia Kl.
Antherae oblongae rimis lateralibus strictis instructae. Filamenta
basi brevi-monadelpha. Stigmata lunato -bicruria. 19. Diploclinium R.W ight.
** Placentae integrae pedicellatae.
Antherae obovato-oblongae. Filamenta umbellatim - mona-
delpha. Stigmata bipartita. Fascia papillosa bis spiraliter torta.
Placentae sectio transversa ovato-subtriangularis. Capsula
aequaliter trialata. 20. Mitscherlichia Kl.
*+ Flores masculi 2—, feminei 5— petali.
* Placentae longitudinaliter fissae.
Antherae breves obovatae rimis apice oblique -conniventibus
instructae. Filamenta racemosim-monadelpha. Stigmata lunato-
dilatata. Capsula inaequaliter trialata. 21. Petermannia Kl.
Antherae oblongae, apice productae. Filamenta libera. Stig-
mata bieruria. Fascia papillosa bis spiraliter torta. Capsula
inaequaliter trialata. 22. Moschkowitzia Kl.
Antherae elongatae nec apice productae, connecticulo fusces-
cente. Filamenta libera. Stigmata bipartita. Fascia papillosa
ter spiraliter torta. 23. Donaldia Kl.
** Placentae integrae pedicellatae.
Antherae parvae ellipticae in conum obtusum productae. Fi-
lamenta longa libera toro pulvinato inserta. Stigmata bipar-
tita. Fascia papillosa bis spiraliter torta. Placentae sectio
transversa ovato - oblonga. Capsula subaequaliter tri-
alata. 24. Jugustia Kl.
°+ Flores masculi 2—, feminei 3— petali.
Antherae brevissimae, obovatae. Filamenta umbellatim-monadel-
pha. Stigmata bipartita. Fascia papillosa bis spiraliter torta. Ovula
funiculis longis instructa. Capsula trialata, apice in collum longissi-
mum cylindricum attenuata. 25. Trachelanthus Kl.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 185
‘+ Flores masculi et feminei 2? — petali.
* Placentae longitudinaliter fissae.
Antherae elongatae. Filamenta libera. Stigmata lunato - dilatata.
Placentae aequaliter bilamellatae. Bracteae floris feminei caducae.
Ala maxima capsulae semiorbicularis rectangula. 26. Gireoudia Kl.
Antherae ellipticae. Filamenta libera. Stigmata bipartita. Fa-
scia papillosa ter spiraliter torta. Placentae aequaliter bilamel-
latae. Bracteae floris feminei magnae persistentes. Capsula in-
aequaliter trialata. Ala maxima elongata adscendens. 27. Rossmannia Kl.
Antherae elongatae. Filamenta brevi - monadelpha. Stigmata
bieruria. Fascia papillosa bis spiraliter torta. Placentae aequa-
liter trialata. Ala maxima apice incurvo-obtusa. Pedunculi ad
basim dichotomiarum bractea magna cyathiformi eincti. 28. Cyathocnemis Kl.
Antherae longae, utrinque truncatae. Filamenta brevissima li-
bera. Stigmata bipartita. Fascia papillosa bis spiraliter torta.
Placentae gyroso - vel labyrinthiformi-bilamellatae. 29. Magnusia Kl.
** Placentae integrae pedicellatae.
Antherae oblongo-obovatae, apice cucullatim-tumidae. Fi-
lamenta libera. Stigmata lunato-dilatata. Placentae sectio trans-
versa ovato-lanceolata. Capsula subaequaliter trialata. 30. Haagea Kl.
B. PRITZELIEAE.
Stylorum rami undique papillosi.
“ Flores masculi 4— , feminei 5 — petali.
* Placentae longitudinaliter fissae.
Antherae oblongae obtusae, basi subemarginatae. Filamenta libera
toro valde elevato inserta. Stigmata bipartita lobis vix tortis.
Placentae bipartitae, eruribus crassis falcatim - conniventibus.
Capsula inaequaliter trialata. 31. Titelbachia Kl.
** Placentae integrae pedicellatae.
Antherae oblongae obtusae, basisubemarginatae. Filamenta libera
toro pulvinato inserta. Stigmata bipartita, lobis semel-bis spiraliter
tortis. Placentae sectio transversa ovato -triangularis. 32. Pritzelia Kl.
Antherae oboyato-oblongae. Filamenta libera toro pulvinato
inserta. Stigmata bipartita, lobis divaricatis bis spiraliter tortis.
Placentae sectio transversa cordato-ovata. Capsulae alae 2 an-
gustae. 33. Wageneria Kl.
136 Kıorzsc#:
II. GYMNOCARPEAE.
Stylus deciduus.
A. PLATYCENTREAE.
Stylorum rami subglabri,, fascia papillosa spiraliter torta instructi.
Capsula inflexa inaequaliter trialata bilocularis.
Flores masculi 4 — , feminei 3— petali. Antherae oblongae obtusae
filamentis liberis longiores. Stigmata bipartita, lobis fascia papillosa
bis spiraliter torta, antice infra lobos continua instructis. Ala maxima |
in capsulae parte inferiore dissepimento opposita. 3/4. WVeilbachiaKl.etOerst.
Flores masculi et feminei 4 petali minuti. Antherae oblongae paucae
filamentis monadelphis majores. Stigmata bicornuta fascia papillosa
spiraliter torta, antice infra cornua continua instructa. Ala maxima in
capsulae parte inferiore dissepimento opposita. 35. Lauchea Kl. |
Flores masculi 4—, feminei 5— petali. Antherae oblongae obtusae |
filamentis aequilongae. Filamenta brevi umbellatim - monadelpha. |
Stigmata bipartita, basi dilatata, lobis fascia papillosa bis spiraliter |
torta, antice infra lobos transversim continua instructis. Capsula sube- |
roso-spongiosa inaequaliter trialata, alae anteriores angustissimae loculis
oppositae, postica maxima rectangula dissepimento opposita. 36. Platycentrum Kl.
B. ISOPTERIDEAE.
Stylus usque ad basim tripartitus. Rami simpliei multifidi aut multi-
partiti teretiusculi aut compressi, numquam tortuosi, undique - rarissime
apice tantum papillosi. Fructus erectus trilocularis triangularis, nec
membranaceus, anguli cornuti aut compresso- gibbosi.
Flores masculi 4 — , feminei 6 — petali. Antherae oblongae obtusae.
Filamenta brevissima libera. Fructus triangularis trieornutus carti-
lagineo - suberosus, apice in rostrum strietum attenuatus, cornua ad-
scendentia mueronata. Stylorum rami bis tripartiti. Placentae bila-
mellatae in stipitem brevem conjunctae. 37. Gasparya Rl.
Petala floris masculi 4-, 2interiora breviora praemorsa, feminei 6 aequi-
longa. Stamina numerosa libera. Antherae elongatae, connectivo in
aristam subulatam rectam producto. Filamenta brevia. Stylorum
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 137
rami bipartito-multifidi undique papillosi, lobis teretibus elongatis.
Fructus carnoso -coriaceus trilocularis, superne compresso -trigibbus,
apice non productus. 38. Stiradotheca Kl.
Petala florum masculorum 4 integerrima glabra. Antherae obovatae,
apice leviter emarginatae in filamenta brevia attenuatae. Stylorum
rami integerrimi, apice truncato- dilatati papillosi. Fructus suberoso-
cartilagineus triangularis tricornutus, cornua complanata adscendentia. 39. Putzeysia Kl.
Petala florum masculorum 4 apice dentato-ciliata. Antherae ovales
breves. Filamenta longissima libera. Stylorum rami bipartito - mul-
tifidi undique papillosi, lobis teretiusculis tenuibus. Fructus cartila-
gineo-papyraceus turbinatus, superne tricornutus, basi attenuatus, apice
breviter productus, cornua brevia cuspidata erecta incurva. 40. Isopteris Kl.
Petala florum masculorum 4— , femineorum 5 parva. Antherae ob-
longae obtusae elongatae. Filamenta basi brevi-monadelpha. Sty-
lorum rami compressi bipartiti brevi-multifidi. Fructus triangularis
tricornutus suberoso-cartilagineus, apice in rostrum longum strietum
attenuatus, cornua patenti-adscendentia, apice attenuato-incurva. 41. Sassea Kl.
I. STEPHANOCARPEAE.
Stylus persistens.
A. BEGONIACEAE.
Stylorum rami subglabri, fascia papillosa spiraliter torta cincti.
«@ INTERRUPTAE.
Stylorum rami fascia papillosa spiraliter torta, inferne interrupta
instructi.
”
J. Huszia(') Kl.
Baf. 1. .Ar,
Flores monoici. Masc. Petala 6— 8 subaequalia obovata albida aut
roseo-rubescentia, basi attenuata, praefloratione imbricata. Stamina nume-
rosissima; antherae breves obovatae, loculis infra apicem connectivi dilatati
(') Dem Andenken eines Naturforschers und Freundes von Göthe, des Custos der wis-
senschaftlichen Sammlungen zu Brüx in Böhmen, Carl Husz, der in den dreilsiger Jahren
dieses Jahrhunderts verstarb, gewidmet.
Phys. Kl. 1854. S
138 Kıorzsca:
obtusi lateralibus; filamenta longa filiformia toro magis pulvinato inserta.
Flores feminei: Petala 6 supera subaequalia obovata ut in mare. Ovarium
breve triangulare monopterum triloculare. Ovula in placentis e loculorum
angulo centrali bilamellatis plurima anatropa. Stylus persistens sexpartitus,
lobis inaequaliter multifidis, fascia papillosa spiraliter torta, basi interrupta
einclis. Capsula turbinato - trigquetra membranacea trilocularis, angulis
duobus brevissime alatis, tertia ala maxima elongata ad alarum originem per
rimam arcuatam dehiscens. Semina ereberrima minutissima oblonga reticu-
lata exalbuminosa.
Herbae acaules tuberosae in montibus Peruviae crescentes; foliis pe-
tiolatis oblique cordatis sinuato-lobatis, lobis serratis; scapis dichotomo-
cymosis, ad inflorescentiae ramificationes deciduo - bracteatis; floribus
magnis aut viridi- aut rubescenti-albicantibus.
1) Huszia octopetala Kl. Tuberosa, acaulis; foliis longe-petiolatis,
cordatis lobatis puberulis, lobis obtusis serratis; scapo elongato ex albido-
virescente paucifloro ; floribus maximis candidis, extus virescentibus, masculis
longe - pedicellatis octopetalis, femineis hexapetalis brevi- pedicellatis; cap-
sulae ala maxima oblonga elongata patenti-adscendente, apice oblique
iruncata dentata.
Begonia octopetala L’Heritier, Stirps I, p. 101. Hooker, Bota-
nical Magazine, t. 3559. Knowels and Westcott, Floral Cabinet I,
p. »1, t. 20.
Blattstiele grün, oberwärts geröthet, stielrund, von der Dicke eines
Gänsekiels, fein pubescirend und 14, Fufs lang. Blätter von hellgrüner Farbe,
auf der Unterfläche an den Rippen pubeseirend, flach-trichterförmig, fast
kreisrund, stumpf-lappig, an der Basis schief herzförmig, Lappen säge-
zähnig. Der wenigblüthige Blüthenschaft von der Länge der Blattstiele.
Dieses interessante Gewächs wurde schon im Jahre 1780 von Dom-
bey auf Bergen bei Lima, der Haupstadt von Peru, entdeckt und durch
ihn lebend in den Pariser Pflanzen - Garten eingeführt, blühete aber daselbst
nicht, weil es wahrscheinlich nicht warm genug gehalten wurde. Knollen
hiervon, welche von dem Engländer John Mac Lean nach dem botanischen
Garten zu Glasgow gesandt wurden, blüheten im Jahre 1836 zum ersten
Male wie es scheint in Europa. Es ist noch immer eine seltene Pflanze in
unseren Warmhäusern. Die weiblichen Blüthen, welche ich zur Analyse
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 139
verwandte, verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Garteninspektors
Regel in Zürich.
2) Huszia rubricaulis Kl. Tuberosa, acaulis, pubescenti-pilosa; fo-
lüs brevi-petiolatis saturate-viridibus oblique cordatis sinuato-lobatis serratis
rugosis, basi profunde bilobis, lobis rotundatis imbricatis; petiolis e viridi-
purpureis; scapo robusto pubescente rubro foliis pluries longiore, superne
dichotomo-cymoso multifloro; bracteis obovatis rubris, margine dentatis
deciduis; floribus speciosis, hexapetalis, extus ex albido -rubescentibus, in-
tus alutaceis; capsulae rubrae ala maxima oblonga elongata patentim-ad-
scendente attenuatim - obtusa.
Begonia rubricaulis Hooker, Bot. Magazine, t. 4131.
Blattstiele grün, etwas geröthet, stielrund, 3 Zoll lang und von der
Dicke eines schwachen Gänsekieles. Blätter dunkelgrün, gerunzelt, zart-
pubescirend, schief ei-herzförmig, kurz-zugespitzt, undeutlich wellig- ge-
lappt, gewimpert-sägezähnig, die herzförmigen Lappen lang und breit,
schindelförmig sich deckend, im Ganzen bis 6 Zoll lang und 4 Zoll breit
mit hin und wieder gerötheten Rippen. Schaft fufslang, von der Dicke eines
Schwanenkiels, oberwärts fein pubescirend und an der Spitze in eine ziem-
lich lange, gabelförmig-getheilte Cyma getheilt, vielblumig. Blüthen um die
Hälfte kleiner als in der vorigen Art und die weiblichen, welche ebenfalls
kürzer gestielt sind als die männlichen, auch kleiner als diese. Früchte fein
pubescirend.
Jedenfalls stammt auch diese Art ausPeru. Sie wurde dem Glasgower
botanischen Garten, woselbst dieselbe im Jahre 1837 zum ersten Male blü-
hete, von Birmingham aus durch Mr. Cammeron ohne jede Bezeichnung
mitgetheilt. Diese Art habe ich lebend nicht gesehen.
II. Eupetalum Lindley.
Introduction no. 11. Gaudichaud, Voyage de laBonite (Botanique)
t. 50. absque descriptione.
Bafak;iuB.
Flores monoici. Masc. Petala 4 per paria opposita aequalia lato-ob-
ovata, exteriora subduplo majora ex albido-rubescentia. Stamina numerosa,
antherae oblongae utrinque subtruncatae, loculis lateralibus connectivi lati
longitudine, filamenta filiformia longa antheris duplo longiora, basi truncato-
52
140 Krorzsch:
monadelpha. Flores feminei: Petala 5 supera lato-obovata. Ovarium breve
triangulare longe - angusteque alatum triloculare. Placentae centrales bis
bifidae, undique (stipite excepto) ovuliferae. Ovula creberrima anatropa.
Stylus persistens sexpartitus, lobis trifidis erectis strietis fascia papillosa ter
spiraliter torta basi interrupta einctis. Capsula membranacea brevis
anguste atque longe trialata, alis inaequalibus ad alarum originem per rimam
arcuatam dehiscens. Semina ereberrima minutissima oblonga reticulata
exalbuminosa. Suffrutices tuberosi caulescentes in Peruvia crescentes; foliis
petiolatis subaequilateris orbiculatis lobatis inciso-serratis, inferioribus op-
positis longe-petiolatis; cymis pedunculatis terminalibus paueifloris ad
inflorescentiae ramificationes persistenti-bracteatis; floribus rubescenti-al-
bicantibus.
1) Eupetalum petalodes Lindley. Suffruticosum, magnum, cau-
lescens, tuberosum, pedale; foliis aequilateris orbieulatis profunde-cordatis
infundibuliformi-explanatis acute-5—9 lobis incisis serratis glabris, supra sa-
turate-viridibus, subtus purpurascentibus viridi-nervosis, inferioribus oppositis
longe-petiolatis; stipulis ovatis serratis; cymis bi-trifloris axillaribus longe-
pedunculatis bibracteatis; alis capsulae longis angustissimis inaequilongis
patentibus.
Eupetalum petalodes Lindley, Introduction edit. II, no. 11. Eupe-
talum Lindleyanum Gaudichaud, Voyage de la Bonite (Botanique), t. 50.
Begonia petalodes Lindl. in Botanical Register, t. 1757. Begonia Gaudi-
chaudi Walpers, Repertorium V, p. 769.
Knollen flachgedrückt, 31, Zoll im Durchmesser. Blattstiele aufrecht,
gerade, 1,— 3 Zoll lang, die unteren, gegenständigen, stets von ungleicher
Länge, auf der Oberfläche gerinnelt. Blätter trichterförmig - ausgebreitet,
fast kreisrund, tief gelappt an der Basis mit sich deckenden Rändern, 9-ge-
lappt mit eingeschnitten-sägezähnigen Lappen; dunkelgrün auf der Ober-
fläche, auf der unteren Seite mit Ausnahme der grünen Rippen, rothgefärbt,
1,— 2%, Zoll im Durchmesser. Trugdoldenstiele achselständig, aufrecht,
2—3blumig, 2—3 Zoll lang. Blüthenstiele zolllang. Die an der Basis
der Blüthenstiele befindlichen 2 oder 3 Bracteen länglich, sägezähnig,
grün, bleibend. Die Blüthen 8— 10 Linien im Durchmesser. Blumen-
blätter weils und mehr oder weniger geröthet, abgerundet, nach innen con-
cav, nach aufsen gewölbt.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 141
Dieses Knollengewächs stammt aus Peru, woselbst es von Gaudi-
chaud aufgefunden wurde, nachdem es bereits im Jahre 1833 in England
zur Blüthe gelangt war.
2) Eupetalum Kunthianum Kl.n.sp. Suffruticosum, tuberosum,
semipedale; foliis minoribus reniformi-dilatatis explanatis aut subinfundibuli-
formibus 4— 5 lobatis, lobis argute-serratis, supra viridibus, subtus purpu-
rascentibus; stipulis magnis semiorbiculatis serratis persistentibus; cymis
terminalibus pedunculatis 1 — 2 floris; capsulae alis attenuato - acutis gquarum
2 angustioribus.
Eupetalum Lindleyanum Herb. Kunthii.
Knollen breit, zusammengedrückt, !, Zoll im Durchmesser. Die ganze
Pflanze im blühenden Zustande 6 Zoll hoch, gerade, aufrecht, dünn, wenig
verzweigt. Blätter kurz-gestielt 4—5lappig, an der Basis nierenförmig-aus-
gebogen, Lappen spitz, scharf-sägezähnig, 1 Zoll breit, 4 Zoll lang. Trug-
doldenstiele 2—2!, Zoll lang, 1—2blumig. Blüthenstiele 7—9 Linien lang,
an der Basis von umfassenden, grofsen, eiförmigen Bracteen gestützt. Die
Blüthen geröthet, 7—8 Linien im Durchmesser. Blumenblätter wie bei der
vorhergehenden Art.
Wächst bei S. Lorenzo und Lima in Peru, wie die Angabe der Ex-
emplare im Kunthschen Herbarium besagt. Lebend ist diese Pflanze in
Europa noch nicht eingeführt.
3) Eupetalum geraniifoliumKl. Suffruticosum, caulescens, tubero-
sum, magnum; foliis longe-petiolatis flabellato-suborbicularibus acute-lobatis,
basi aequaliter cordatis, lobis inciso-serratis subplicatis nitidissimis laete - vi-
ridibus fusco-rubro-marginatis, subtus concoloribus; petalis forum mascu-
lorum 4, 2 exterioribus rotundatis extus saturate-roseis, interioribus obovatis
undulatis albis.
Begonia geraniifolia Hooker, Botanical Magazine, t. 3387.
Stamm 1 Fufs hoch, aufrecht, robust, stumpf-eckig, saftig, von sehr
blafsgrüner Farbe, fast durchsichtig, nach oben gabelförmig - verzweigt.
Blätter fast kreisrund, scharf spitzig-gelappt, am Rande roth-braun gesägt,
3— 3}; Zoll im Durchmesser. Afterblätter bleibend, grofs und stumpf. Blü-
thenstengel 6—8 Zoll lang, von derDicke eines Rabenkiels, grün, 1-2-3 blü-
thig. Blüthen !, Zoll lang-gestielt, an der Basis des Stielchens von blei-
benden, lanzettförmigen Bracteen gestützt und einen Zoll im Durchmesser.
1423 Krorzsch:
Von dem Herrn Mac Lean bei Lima entdeckt und im Jahre 1833 in
Glasgow lebend eingeführt.
4) Eupetalum tuberosumK]. Suffruticosum,tuberosum, caulescens,
magnum; foliis longe - petiolatis reniformibus brevi-lobatis, lobis grosse-
dentatis viridibus, subtus pallidioribus; pedunculis terminalibus gracilibus
unifloris; pedicellis pollicaribus; petalis orbiculato-oblongis; capsulae alis
subaequalibus patenti-elongatis, apice attenuatis.
Begonia tuberosa Herb. Ruizii.
Ein fufshohes, sparriges, saftig - fleischiges Gewächs. Blattstiele
11,—2 Zoll lang. Blätter 2—3 Zoll breit und 1,—2 Zoll lang. Blumen-
stengel gipfelständig schlank, 3 Zoll lagg. Blüthenstiel 4 Zoll lang, an der
Basis von 2—3 länglichen, bleibenden Bracteen gestützt. Blüthen $ Linien
im Durchmesser. Die Flügel der häutigen Kapsel fast gleich lang (4 Linien)
und (11, Linie) breit.
Von Ruiz und Pavon bei Lima und Sn. Juan in Peru gesammelt.
Harrt noch der Einführung.
II. Barya('‘) Kl.
Taf. B.
Flores monoici dichotomo-cymosi. Masc. Petala 4 lanceolata acu-
minata, per paria opposita aequalia, exteriora latiora, extus sparsim pu-
bescentia. Stamina longissima racemoso-monadelpha; antherae parvae
ovatae biloculares, loculis infra apicem connectivi prominentis obtusi latera-
libus per rimas longitudinales dehiscentibus; filamenta in columnam elonga-
tam angustam ab apice usque ad basin racemosim - connata. Flores feminei.
Forma et numerus petalorum delapsorum mihi ignota, forsan 5. Ovarium
trigonum triloculare monopterum. Ala longissima patenti-adscendens.
Ovula in placentis e loculorum angulo centrali bilamellatis creberrima
anatropa. Stylus persistens tripartitus longus, lobis tenuibus profunde
bifidis, fascia papillosa quinquies spiraliter torta, basi interrupta cinctis.
Capsula membranacea turbinato - triquetra monoptera trilocularis, alis
(') Dem Andenken eines jungen, vielversprechenden Botanikers, des Privatdocenten für
Naturwissenschaften Herrn Dr. med. Anton de Bary in Tübingen, Verfasser einiger
kleinen, botanischen Abhandlungen, die von einer guten Auffassungsgabe zeigen, ge-
widmet.
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 143
2 angustissimis sive obsoletis, ad alarum originem per rimam arcuatam de-
hiscens. Semina creberrima minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Herba perennis elata in montis Peruviae prope Munam obvia. Caule
herbaceo 2—3 pedali erecto pubescenti-villoso; foliis longe - petiolatis reni-
formi-lobatis, lobo medio majore acuminato; cymis axillaribus peilincnlatie
repetito - dichotomis.
1) Barya monadelpha Kl. Caule gracili erecto petiolis pedunculis-
que villosulis; foliis reniformi-obliquis quinquelobatis serratis, basi latissimis,
lobis brevibus acutis medio productiori acuminato, supra saturate - viridibus
sparsim pubescentibus, subtus pallidioribus pubescenti-nervosis; cymis re-
petito-dichotomis pedunculatis elongatis densis artieulato-tumidis; petalis
longissimis angustis acuminatis, exterioribus sparsim pilosulis.
Begonia monadelpha Ruiz.
Schlank, wenig verästelt, 2— 3 Fufs hoch, aufrecht. Blätter ent-
fernt mit einem aufrechten, 2 Zoll langen Stiele versehen, 3 Zoll lang und
2%, Zoll breit. Allgemeiner Blumenstiel 4—5 Zoll lang, von der Dicke eines
Hühnerkiels. Trugdolden 5— 7 mal gegabelt, zusammengedrängt, 5 Zoll
lang. Der Kapselflügel aufsteigend lanzettförmig, die obere Seite eine ge-
rade Linie bildend, die untere etwas gewölbt, 10 Linien lang und an der
Basis 4 Linien breit.
Von Ruiz und Pavon bei Muna in Peru entdeckt und eingesammelt.
Ist noch nicht in Cultur.
8 CoxTtinvAr.
Stylorum rami fascia papillosa continua instructi.
IV. Begonia Plumier, Linne.
Genera plantarum n. 1156 partim.
Daf»lL.iG;
Flores monoici. Masc. Petala 4 biserialia inaequalia, exteriora op-
posita majora subrotunda, interiora minora obovata. Stamina plurima; fila-
menta brevia libera, nunqguam connata; antherae oblongo-lineares, utrinque
obtusae, extrorsae, biloculares, loculi lineares discreti connectivi continui
obtusi margini adnati longitudinaliter dehiscentes. Fem. Petala 5 supera
144 Krorzscn:
subaequalia pluriseriatim imbricata. Ovarium inferum triloculare trigonum,
inaequaliter trialatum. Ovyula in placentis e loculorum angulo centrali bila-
mellatis creberrima anatropa, lamellis arcuatim-conjunctis in stipitem ex-
ovuliferum conjunctis. Stylus persistens glaber, subinde puberulus trifidus,
lobis bicornutis plerumque tortuosis, fascia papillosa bis ter spiraliter torta,
basi continua, interdum (in B. acuminata Dryander) abbreviata subreni-
formi etortuosa cinctis. Capsula turbinato-triquetra membranacea_ tri-
locularis inaequaliter trialata ad alarum originem per rimas arcuatas
dehiscens. Semina innummerabilia minutissima oblonga reticulata exal-
buminosa.
Herbae aut suffrutices succulenti ramosi etuberosi in America tro-
pica indigeni; foliis alternis petiolatis, basi oblique - cordatis inaequilateris
crenatis dentatis vel mucronato-serratis; stipulis lateralibus membranaceis
deeiduis; cymis repetito- aut simplieiter-dichotomis axillaribus peduncula-
tis; floribus albis roseis v. rubicundis.
a) Stigmata profunde obcordata etortuosa; placentarum lamellis
crassis.
1) Begonia acuminata Dryander. Suffruticosa; caule erecto gla-
bro subcarnoso ramoso; foliis dimidiato - cordatis longe-acutatis, duplicato
acute-serratis undulatis, serraturis setoso-ciliatis,supra sparsim-subtus in nervis
petiolisqne dense hirtis; stipulis oblongis acutis scariosis; eymis peduncula-
tis paniculatis rubescentibus paucifloris; floribus magnis albidis extus amoene-
rubescentibus; bracteis ovatis albidis ciliato-fimbriatis; germinis alis ex al-
bido-virescentibus, ala majore adscendente.
B. acuminata Dryander, Linnean Society Transactions I, p. 166,
t. 14, fig. 5. 6. Ker. in Botanical Register, t. 364. Willd. Spec. plant. IV,
p- 417. Hort. Kew. ed. II, p. 284. Bot. Mag. t. 4025. Sprengel, Syst.
veget. II, p. 525. B. Hamiltoniana Lehmann in Ed. Otto Neue allgem.
deutsche Gartenzeitung VI, p. 456. B. roseo flore, folis acutioribus, auritis
et latecrenatis Plumier, Cat. Plant. Am. 20, t.45, fig.3. Tournef. Inst.
660. B. obligua Linne, Spec. pl. 1498.
Die Pflanze erreicht eine Höhe von 3—4 Fufs, ist ziemlich verästelt,
fleischig-saftig und hin und wieder geröthet. Die Blätter sind schief herz-
förmig, lang gespitzt, 2—J3 Zoll lang. Afterblätter hinfällig. Trugdolden
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 145
3—5blüthig mit einem rothen, achselständigen Stengel versehen, der länger
als die Blätter ist.
Pflanzt man diese Art während der Sommer-Monate in’s freie Land,
was sie in einer geschützten Lage wohl verträgt, so nimmt die Aufsenseite
der Blumenblätter eine scharlachrothe Farbe an. Sie wurde schon im Jahre
1790 von Sir Joseph Banks von Jamaica aus in England eingeführt, ist
jetzt allgemein verbreitet und blüht vom Mai bis December.
2) Begonia acutifolia Jacquin. Elata, glabra, dichotome-ramosa;
foliis remotis dimidiato-cordatis oblique ovatis elongatis attenuato-acutis
grosse dentatis, undique petiolisque glabris, supra saturate -subtus pallide-
viridibus, in nervis adpresse-pubescendibus, dentibus setoso - serratis; stipulis
lanceolatis acuminatis integris glabris, basi dilatatis; eymis pedunculatis
axillaribus multifloris; floribus ex albido-rubescentibus; bracteis oblongis
cuspidatis incarnatis; germinis alis inaequalibus patentibus.
B. acutifolia Jaequin. c.
Ein 3—4 Fufs hohes Gewächs mit schlankem, wenig verästeltem, kah-
lem, aufrechtem Stengel. Blätter in zolllangen -, unterwärts in 3 Zoll langen
Entfernungen, schief-eiförmig, länglich mit verdünnter Spitze und an der
Basis herzförmig-ausgebogen, am Rande grob gezähnt und Buchten und Zähne
kurzborstig-sägezähnig, 3—4 Zoll lang und 14,—2 Zoll breit. Trugdolden
gestielt, achselständig, wiederholt gabelförmig-getheilt, länger als die Blätter.
Blüthen kleiner als in der vorhergehenden Art.
Wächst an Bächen auf der Insel Portorico. Balbis. Sie wurde durch
Jacquin in Wien lebend eingeführt, scheint aber wiederum verloren ge-
gangen zu sein.
b) Stigmata bieruria, cruribus bis-ter spiraliter tortis, placentarum
lamellis tenuibus.
* Cyma repetito-dichotoma dilatata, bracteis integerrimis.
3) Begonia nitida Dryander. Fruticosa, alata; foliis oblique ovatis
acutis, obsolete crenatis nitidis; stipulis oblongis cuspidatis carinatis; cymis
divaricatis repetito - dichotomis pedunculatis in apice ramorum axillaribus;
floribus magnis amoene-roseis cernuis; capsulae ala maxima late ovata.
Degonia nitida Dryander in Linnean Society Transactions, v. I,
p- 159. Salisbury, Parad. Lond. t. 72. Begonia obligua L’Herit Stirp.
Nov. p. 9.
Phys. Kl. 1854. T
146 Kıorzsch:
Stamm 4—5 Fufs hoch, unterwärts verholzt, oberwärts fleischig- saf-
tig, ungemein glatt und wie die Unterseite der Blätter glänzend. Blätter
schief-herzförmig, saftig, 4—5 Zoll lang und 2,—3 Zoll breit. Blattstiel
1 Zoll lang, stielrund. Afterblätter grofs, hinfällig, häutig, länglich, weich-
stachelspitzig und auf dem Rücken gekielt. Der Stiel, der wiederholt-ge-
gabelten Cyma achselständig, geröthet. Bracteen halbumfassend, eiförmig,
aufrecht, von rother Farbe, unterhalb der Gabelverzweigungen und Blüthen
gegenständig. Blumen grofs, geröthet.
Diese Begonia stammt aus Jamaica und wird schon seit dem Jahre
1777 in Kew bei London gezogen.
4) begonia suaeeolens Haw. Caule fruticoso, erecto ; foliis oblique
semicordatis transverse - acutis aut acuminatis nitidis hirtis scabriusculis; ey-
mis dichotomis dilatatis longe pedunculatis axillaribus; floribus candidis;
alis capsularum subaequalibus.
B. suaveolens Haworth in Loddiges Botanical Cabinet, t.69. Paxton,
Magazine of Botany IV, 123. B. humilis Bot. Reg. t. 284. B.disticha Hort.
Berol. nec Link.
Ein 4—5 Fufs hoher, wenig verästelter, fleischig-krautartiger Strauch.
Blätter denen der vorigen Art ähnlich, ebenfalls glänzend, aber hin und
wider, namentlich gegen den Rand hin zerstreut -steifharig. Afterblätter
häutig, grofs, länglich, abgerundet, weichstachelspitzig und auf dem
Rücken gekielt. Afterdolden wiederholt langgegabelt, aufrecht, lang und
schlank - gestielt, achselständig. Bracteen weils. Fruchtflügel abgerundet,
fast gleich breit.
Wächst auf den westindischen Inseln.
5) begonia stipulacea W illd. Fruticosa, erecta; ramis subangulatis ;
foliis oblique semicordatis acutis erenulatis glabris, subtus in nervis petiolis-
que strigoso-hirtis; cymis longe-pedunculatis axillaribus distichis; stipulis
ovatis integerrimis rotundatis breve- mucronatis; eapsulae alis inaequalibus,
apice truncatis.
B. stipulacea Willd., Spec. plant. IV, p.414. Willd. Herb. n. 17566.
B. angularis Raddi Mss. ex Sprengel, Syst. veg. II, p. 625. B. disticha
Link, Enum, plant. Hort. Berol. II, p. 396.
Ein 4—5 Fufs hoher, verästelter, fleischig-krautartiger Strauch. Blät-
ter denen der beiden vorhergehenden Arten in Form und Gröfse sehr ähnlich,
-
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 147
jedoch deutlicher erenulirt und an den Nerven der Unterfläche und des Blatt-
stiels mit Striegelharen bekleidet. Afterblättchen grofs, länglich, abgerundet
und kurz stachelspitzig. Trugdolden wiederholt-gegabelt, dürftig, lang-
gestreckt. Blumenstengel lang, dünn, gerade, aufrecht, achselständig, kahl.
Blüthen mittelmäfsig-grofs, weils. Kapselflügel ungleich, an der Spitze
abgestuzt.
Wild in Brasilien, in unseren Gewächshäusern ziemlich verbreitet.
6) Begonia odorata Willd. Fruticosa, sublignosa, erecta; folüis
obliquis semicordatis, transverse-ovalis acuminatis angulato- dentatis gla-
berrimis, supra laete-viridibus, subtus pallidis prominente-nervosis; stipulis
magnis oyalibus acuminatis deeiduis; pedunculis axillaribus erectis strictis;
cymis repetito-dichotomis expansis paucifloris; petalis angustis; capsularum
alis inaequalibus, apice truncatis.
B. odorata Willd., Enum. plant. Suppl., p. 64. Herb. Willd.
n. 17573.
Stamm schlank, verholzt, 3—4 Fufs hoch, wenig verästelt, ober-
wärts grün und krautartig, kahl. Blätter abstehend, schief, ungleich herz-
förmig, quer-eiförmig, feingespitzt, am Rande eckig, gezahnt, unterhalb
weifslich- grün mit stark hervortretenden Nerven, 3—4 Zoll lang und 14,—2
Zoll breit. Trugdolden sparrig-gegabelt, sparsamblüthig, achselständig mit
einem aufrechten, geraden, 3—4 Zoll langen Stengel. Blumen etwas ge-
röthet, später weils, verhältnifsmäfsig klein.
Wild auf den westindischen Inseln.
** Cyma simpliciter dichotoma aut racemus pauciflorus ; bracteis
ciliato - fimbriatis.
7) Begonia cucullata Willd. Caule suffruticoso rubescente-carnoso
glabro; foliis oblique ovatis obtusis ciliolato-erenulatis glabris; stipulis maxi-
mis spatulatis; peduneulis axillaribus simpliciter dichotomis paucifloris eiliato-
bracteatis; capsulae alis duabus angustioribus rotundatis, tertia majore
acutangula.
B. cuceullata Willd., Spec. pl. IV, p. 624. B. spatulata Haw., Plant.
succ. Suppl. 100. Lodd., Bot. Cabinet, t. 107. B. nervosa Desf. Mss.
Stamm fleischig- saftig, wenig verästelt, 3—4 Fufs hoch, kahl, glatt.
Blätter schief-eiförmig, abgerundet, am Rande borstig-anliegend-sägezähnig,
2, Zoll lang und 1%, Zoll breit. Afterblättchen breit spathelförmig, gewimpert,
iD.
148 Krorzsch:
grün, von ziemlicher Dauer. Die einfach gegabelten, armblüthigen Trug-
dolden achselständig, 1—2 Zoll lang gestielt. Bracteen weils, verkehrt-
eiförmig, gewimpert. Blumen weils, selten etwas fleischfarben - geröthet.
Der grofse Kapselflügel aufsteigend - gespitzt.
Wächst in Brasilien wild und wurde durch den verstorbenen Sieber
eingeführt.
3) Begonia semperflorens Link et Otto. Caule suffruticoso vire-
scente carnoso glabro; foliis oblique leviter cordatis ovatis acutiusculis erenatis,
inter crenas apiculatis glaberrimis; stipulis ovatis acutiusculis ciliolatis, inferio-
ribus scariosis; pedunculis axillaribus simplieiter dichotomis pauecifloris; bracteis
pallide-incarnatis amplexicaulibus ovatis ciliatis; petalis forum masculorum
duplo majoribus quam in floribus Begoniae eucullatae;, capsulae alis duabus
angustioribus rotundatis, tertia majore adscendente-acutangula.
B..semperflorens Link et Otto, Icones plant. rar., v.I, p.9, t.5.
Lodd., Bot. Cabinet, t. 1439. Reichenbach, Hort. bot., t. 23.
Der Stamm ist 1,—2 Fufs hoch, aufrecht, ästig. Blätter eiförmig,
stumpflicht, an der Basis schief- herzförmig, 3 Zoll lang und 2% Zoll
breit mit einem schmalen knorpligen Rande und kleinen weichen Spitzen
in den Kerben. Die Afterblättchen sind 8 Linien lang und 6 Linien breit,
nur die obersten grün, die anderen alle vertrocknet, am Rande gewimpert.
Die männlichen Blüthen noch einmal so grofs als die der B. cucullata.
Sie wurde zuerst in dem Berliner botanischen Garten aus Erde gezo-
gen in der der verstorbene Sello aus Puerto Alegretto im südlichen Brasilien
Pflanzen geschickt hatte.
9. Begonia Sellowü Kl. Caule herbaceo elato gracile rubescente
glaberrimo;; foliis oblique ovatis acutis vix cordatis planis apiculatis, minute
serratis subeiliatis; petiolis e viridi rubescentibus; stipulis ovatis acutis ci-
liolatis; peduneulis terminalibus axillaribusque simplieiter dichotomis pauci-
floris; floribus magnis ex albido incarnatis; capsulae alis valde inaequalibus,
maxima adscendente obtusa.
B. Sellowü et B. setaria Hort. Anglic. B. semperflorens Bot. Mag.
t. 2920.
Stamm aufrecht, fleischig, unverästelt, glatt, kahl, roth-grün, sehr
hoch. Blätter kreisrund - eiförmig, kurz und fein gespitzt, an der Basis un-
deutlich herzförmig ausgerandet, sehr fein sägezähnig-gewimpert, 2—3 Zoll
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 149
lang und breit. Blattstiele lang, geröthet. Afterblättchen eiförmig-länglich,
gewimpert; Blumenstengel end- oder achselständig. Blumen weifslich ins
Fleischfarbene übergehend. Kapselflügel ungleich, grün, am Rande geröthet,
der gröfste aufsteigend - stumpf.
Wild in Brasilien, durch Herrn Chamberlayne im Jahre 1828 im
Liverpooler botanischen Garten eingeführt.
10) begonia ciliata Humb., Bonpl., Kth. Pilosiuscula; caule
herbaceo adscendente ramoso; foliis longe petiolatis inaequaliter - ovatis
acutis semicordatis grosse duplicato-serratis reticulato-nervosis ciliatis, pe-
dunculis axillaribus folio brevioribus paucifloris; floribus albidis parvis; alis
capsularum inaequalibus rotundatis.
B. ciliata Humb. B. Kth., Nova genera et species VII, p. 178.
Ein krautartiges, aufrechtes, 9 Zoll hohes, verästeltes, sparsam - be-
haartes Gewächs, das sich namentlich durch eine zartere Textur, zugespitz-
tere Blätter eine geringere Anzahl von Staubgefäfsen, schmalere Blumenblätter
von der nächstfolgenden Art unterscheidet. Der verstorbene Kunth be-
schreibt an dem oben citirten Orte die männliche Blüthe als zweiblättrig,
authentische Exemplare im Willdenow’schen Herbar zeigen jedoch aufser den
zwei äufsern breiteren auch noch die zwei inneren schmaleren Blumenblätter.
Wächst bei Santanna in Neu-Granada. Ist nicht in Kultur.
11) Begonia eillosaLindl. Erecta, succulenta, subtilissime villosa;
caule vix ramoso patentim-piloso crassiusculo; foliis semicordatis obsolete
duplicato - dentatis subobtusis sparsim pilosis; petiolis erectis villosis, apice
rubiceundis; stipulis adpressis parvis oblique ovatis subacutis; pedunculis
paueifloris axillaribus pilosis; floribus parvis albidis; capsulae ala majore
adscendente - rotundato.
B. villosa Lindl., Bot. Reg., t. 1253.
Stamm aufrecht, dick und saftig, 2 Fufs hoch, unterwärts kahl, sehr
selten verästelt. Afterblättchen trocken-häutig, klein. Blätter ungleich
herzförmig, 2,—3 Zoll lang und 1—2 Zoll breit. Blumenstengel sparsam
zottig, 1 Zoll lang, stielrund. Kapseln gelbgrün, ungleich geflügelt, der
gröfsere Flügel aufsteigend - gerundet.
Wiächst in Brasilien und wird in England kultivirt.
12) Begonia hirtella Link. Annua, erecta, ramosa; caule villoso;
petiolis villosissimis erectis; stipulis denticulato-ciliatis; folis ovato - sub-
150 Krorzsca:
rotundis oblique cordatis subangulatis obsolete-crenatis; capsularum alis ob-
tusiusculis, unica multo majore, apice adscendente-truncata.
B. hirtella Link, Enum. pl. Hort. Berol. IH, p. 396.
Ein 3 Fufs hohes jähriges Gewächs. Blattstiele 1—2 Zoll lang, ober-
wärts stark-zottig. Blätter 1,—2% Zoll lang und 1,—2 Zoll breit. Blu-
menstiele achselständig, 1 Zoll lang. Der grofse Flügel der reifen Frucht
8 Linien lang und 5 Linien breit.
Wächst in der Umgebung von Rio de Janeiro in Brasilien. Wird
kultivirt, ist aber nicht schön.
13) Begonia patula Haw. Caule subcarnoso elato erecto glabro
aut sparsim piloso; foliis oblique cordatis brevi-acutis subangulatis grosse-
dentatis serratis sparsim pubescentibus; stipulis lanceolatis cilato-pilosis;
cymis longe pedunculatis simplieiter dichotomis paueifloris; floribus ma-
joribus subroseis; capsulae alis duabus angustis rotundatis, tertia maxima
acutangula.
B. patula Haworth, Plant. succ. Suppl., p. 100. B. pauciflora
Lindl., Bot. Reg., t. 471.
Ein schlankes, verästeltes, aufrechtes, 3 Fufs hohes, krautartiges Ge-
wächs. Blattstiele oberwärts 4, Zoll lang, unterwärts 2 Zoll lang, sparsam be-
haart. Blätter 2—2!, Zoll lang, 1—1%; Zoll breit. Blüthenstengel 2 Zoll
lang, sparsam behaart. Blüthen grofs, schwach rosafarben.
Wächst in Brasilien, von woher ich Exemplare, von Sello gesam-
melt, untersucht habe. Es ist hiernach Westindien, das von Haworth
und Lindley als Vaterland dieser Art genannt wird, zu rectifieiren. Ist
in Kultur.
14) Begonia populifolia Humb., Bonpl., Kth. Caule erecto
brevi-ramoso hirtello; foliis inaequilatero-reniformibus obsolete - lobatis
serratis 9 nerviis, subtus ferrugineo-nervosis, hirtellis, supra sparsim hirtis;
pedunculis axillaribus simpliciter dichotomis paucifloris; bracteis obovatis
acutis pectinato-ciliatis; floribus parvis albidis; capsulae basi attenuatae ala
maxima adscendente attenuata.
B. populifolia Humb., Bonpl., Kth., Noya gen. et spec. pl. VI,
p- 165, t. 643. Liebmann, 1. c., p. 16, n. 20.
Ein schlankes 2—3 Fufs hohes, krautartiges Gewächs. Afterblättchen
trocken, häutig, ei-lanzettförmig, gewimpert, ungleich, 2—3 Linien lang.
Begoniaceen - Gatlungen und Arten. 151
Blattstiele $—-15 Linien lang, braun, pubescirend, Blätter 1 Zoll lang und
2 Zoll breit. Trugdoldenstiele 1—1', Zoll lang. Blumen klein, weils.
Wächst in Mexico. Nicht in Kultur.
15) begonia Tovarensıs Kl. Erecta; caule carnoso leviter sulcato
sparsim hirto; foliis oblique renifornibus reflexo -verticalibus grosse dentato-
angulatis crenato- mucronatis undique sparsim hirsutis longe-petiolatis; pe-
tiolis rubris, supra suleatis evanescente villosis; stipulis lanceolatis acuminatis
pectinato-ciliatis; eymis axillaribus pedunculatis simplieiter dichotomis hirtis
pedicellisque dilute -rubris; floribus subcarneo - albidis congestis ciliato-
bracteatis; germinibus alisque albidis deinde viridibus, capsulae ala maxima
erecta obtusa.
Ein 3—4 Fufs hoher Halbstrauch von der Dicke eines kleinen Fingers
im Stamme. Blattstiele 1,—3 Zoll lang. Blätter 2—3 Zoll lang und 11,—2
Zoll breit. Trugdoldenstiele 1‘, Zoll lang. Die äufseren Blumenblätter der
männlichen Blüthe !, Zoll lang und 5 Linien breit.
Wächst in Venezuela und wurde zuerst von Moschkowitz und
Siegling in Erfurt aus Samen gezogen, den Wagener eingeschickt hatte.
16) Degonia Moritziana Kl. Herbacea, erecta, ramosa, articu-
lato-hirta ; foliis longe et villoso-petiolatis oblique cordato-reniformibus in-
aequilateris leviter erenatis 5—b nerviis, supra hirtellis saturate viridibus,
subtus pallidis fusco - nervoso -pubescentibus; stipulis aridis oblongis subacu-
tis longe ciliatis; cymis simplieiter dichotomis villosis paucifloris; floribus
roseis parvis; bracteis late- ovatis longe ciliatis; ala maxima patente, apice
obtuso adscendente.
B. Tovarensis Moritz in lit.
Ein 2—4 Fuls hohes, krautartiges Gewächs. Blattstiele ,— 1%, Zoll
lang, zottig-behaart. Blätter —1 Zoll lang und 1—13, Zoll breit. Trug-
doldenstiele achselständig, 1—1!, Zoll lang. Bracteen klein, aber von
langer Dauer.
Herr Moritz entdeckte diese Art auf der deutschen Colonie Tovar
bei Caracas an Waldrändern.
17) Begonia setosa Kl. Herbacea, erecta, ramosa; caule sul-
cato rubescente ramisque patentim - setosis; foliis oblique reniformibus
brevi-acutis, basi leviter semicordatis dentato-setosis, laete- viridibus,
supra sparsim hirtis, subtus hirsuto -nervosis; petiolis longis hirto - setosis;
152 Krorzsca.:
stipulis aridis obtusis longe-ciliatis; pedunculis axillaribus hirto - villosis
apice simplieiter dichotomis paucifloris; floribus subcarneis; ala maxima
adscendente-truncata.
Ein 2—3 Fufs hohes, wenig verzweigtes, krautartiges, dicht mit
weichen, abstehenden, gegliederten Borsten bekleidetes Gewächs. Blatt-
stiele 4,—11, Zoll lang, abstehend, weichborstig. Afterblättchen trocken-
häutig, 14, Linien lang. Blätter 3—1 Zoll lang, 1—2 Zoll breit. Trug-
doldenstiele zotiig, 1 Zoll bis 15 Linien lang. Blüthen 9 Linien im Durch-
messer. Gröfster Fruchtflügel 6 Linien lang, aufsteigend, stumpf und
3 Linien breit.
Von Sello in Brasilien entdeckt. Nicht in Kultur.
18) Begonia subeillosa Kl. Herbacea, erecta, villosa; caule car-
noso -succulento subcrasso, inferne evanescente-superne dense villoso; foliis
obliquis subrenifornibus subacutis grosse crenato - dentatis, dentibus ciliato-
serratis, supra laete viridibus sparsim hirtellis, subtus pallidis sparsim pu-
bescente - villosis; petiolis villosis; stipulis late - ovalibus; ceymis longe-
pedunculatis; pedunculis evanescente hirtellis; floribus subcarneis; ala
maxima acutangula.
Ein 2—3 Fufs hohes, wenig’verzweigtes, zottig-behaartes Gewächs.
Blattstiele diek, 1—2 Zoll lang. Blätter 15 Linien bis 2, Zoll lang und
21 — 3} Zoll breit. Trugdoldenstiele 3 Zoll lang, fast kahl. Gröfster
Fruchtflügel 7 Linien hoch und 6 Linien breit.
Von Sello in Brasilien entdeckt. Nicht in Kultur.
19) Begonia vellerea Kl. Herbacea, erecta, ramosa; caule ramis-
que versus apicem dense villosis; foliis semicordatis transverse ovatis obtusis
concavis crenato - dentatis, dentibus apiculatis, supra saturate - viridibus
sparsim pubescentibus, subtus albido-viridibus hirtello-nervosis; petiolis
longis villosis; stipulis oblongis obtusis longe ciliatis, dorso pilosis; cymis
axillaribus paucifloris tenui - pedunculatis pedicellisque hirtis; floribus car-
neis; bracteis oblongis attenuatis inciso- ciliatis; ala maxima angusta adscen-
dente obtusa.
Ein schlankes, verästeltes, krautartiges Gewächs von 1,—2Fufs Höhe.
Blätter 1—1!, Zoll lang und 1,—2!; Zoll breit. Blattstiele zottig-behaart,
1,— 2, Zoll lang. Afterblättchen 3 Linien lang und 1, Linie breit. Trug-
doldenstiele 1,— 2 Zoll lang. Blüthen- und Fruchtstiele — 1 Zoll lang.
z
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 153
Männliche Blüthen 1 Zoll-, weibliche Blüthen 1, Zoll im Durchmesser.
Gröfster Fruchtflügel 4 Linien lang und !, Zoll breit.
Auf der Serra de Estrella in Brasilien von Sello entdeckt. Nicht
in Kultur.
20) Begonia Pohliana Kl. Suffruticosa, elata, ramosa; caule
erecto inferne lignoso ramisque leviter striato evanescente puberulo; folis
oblique semicordatis transverse-ovatis acutis, margine late-dentato -ciliatis
sparsim grosse dentato-angulatis concavis, supra brevi-hirtellis saturate viri-
dibus, subtus pallidis fusco-nervoso-pubescentibus; petiolis brevibus hirtis;
stipulis ovato-acuminatis eiliatis; cymis axillaribus simplieiter dichotomis
paucifloris evanescente- puberulo-pedunculatis; floribus saturate roseis, ala
maxima apice adscendente attenuata acuta.
Herb. Musei Palat. Vindeb. no. 1832.
Ein 3—4 Fufs hoher, verzweigter, unterhalb verholzter Halbstrauch.
Blätter 1 Zoll lang und 2 Zoll breit. Blattstiele 8 Linien lang. Trugdolden-
stiele 16— 17 Linien lang. DBlumenblätter 5 Linien lang und 4 Linien
breit. Gröfster Fruchtflügel 6 Linien hoch und an der Spitze 5 Li-
nien breit.
In Brasilien von Pohl und Sello entdeckt. Nicht in Kultur.
21) Begonia malvacea Kl. Herbacea, erecta, gracilis; caule
simplice villosulo; foliis subrotundis profunde-cordatis leviter grosse cre-
nato-serratis, serraturis apiculatis, supra saturate viridibus sparsim breve
hirtellis, subtus pallidioribus glabris; petiolis brevibus hirtis; stipulis ovato-
lanceolaüs; cymis simplieiter dichotomis pedunculatis paucifloris; pedun-
eulis axillaribus pedicellisque evanescente hirtellis; floribus parvis roseis;
ala maxima apice adscendente primum acuta deinde obtusiuscula.
Ein 2 Fufs hohes, schlankes, krautartiges Gewächs. Blätter 1 Zoll
lang und 1", Zoll breit. Blattstiel 4 —1 Zoll lang. Afterblättchen 3 — 4
Linien lang und 21, Linien breit. Trugdoldenstiele 1— 11, Zoll lang. Gröfster
Fruchtflügel breit, stumpflig und nach oben geneigt.
In Brasilien von Sello entdeckt. Nicht in Kultur.
22) Begonia pareıfolia Kl. Suffruticosa, erecta; caule brevi ra-
moso glabro, apice puberulo-hirtello; foliis subobliquis semicordatis brevi-
acutis reniformibus, margine inaequaliter apiculato-dentatis, supra saturate-
viridibus sparsim hirtellis, subtus pallidis hirsuto-nervosis; petiolis pubescen-
Phys. Kl. 1854. U
154 Kıorzsch:
tibus; eymis simplieiter ac breviter diehotomis paucifloris pubescente pedun-
culatis axillaribus; floribus roseis; bracteis ovatis acutis ciliatis; ala maxima
inferne attenuata, apice adscendente et oblique-truncata.
Ein 1!, Fufs hoher, kurzverzweigter, schwindend - pubescirender
Halbstrauch mit 15,—2 Zoll langen, abstehenden Zweigen. Blätter I— 14
Linien lang und 9—15 Linien breit. Blattstiele 3—7 Linien lang. After-
blättchen 2 Linien lang und 1, Linie breit. Trugdoldenstiele %, Zoll lang.
Gröfster Fruchtflügel S Linien hoch und oberwärts 6 Linien breit.
In Brasilien von Sello entdeckt. Nicht in Kultur.
23) Begonia Brasiliensis Kl. Herbacea, gracilis, erecta; caule
ramoso hirtello, apice hirto; foliis oblique et profunde -cordatis transverse-
ovatis acutis apiculato - dentatis leviter angulato-lobatis, supra saturate - viri-
dibus sparsim hirtellis, subtus hirtello-nervosis; petiolis longissimis erectis
sparsim villosis; stipulis oblongis obtusis ciliatis; eymis simplieiter dicho-
tomis pubescente-pedunculatis paucifloris; floribus roseis; ala maxima in-
ferne attenuata erecta, superne longe producta.
Eine krautartige, schlanke, einfach-verästelte, 2 Fufs hohe Pflanze.
Blätter vom Blattstiele in einer geraden Linie gemessen 15 Linien, queer ge-
messen 2—3 Zoll. Blattstiele —3 Zoll lang. Trugdoldenstiele 1 Zoll lang.
Blumen klein. Gröfster Fruchtflügel schmal, 7 Linien breit.
Von Sello am Rio dos Pedras in Brasilien entdeckt. Nicht in Kultur.
24) Begonia macroptera Kl. Herbacea, erecta, tenuis, evanescente
hirta; caule tenui hirtello brevissime ramoso; foliis oblique semicordatis
aurito-ovatis acutis obsolete angulato-lobatis irregulariter apiculato-dentatis,
supra saturate viridibus hirtellis, subtus pallidis albido-punctulatis pubescente-
nervosis; petiolis hirtis; stipulis ovato-lanceolatis acuminatis longe ciliatis;
cymis in apice ramorum axillaribus pedunculatis simpliciter dichotomis; pe-
dunculis hirtellis; bracteis parvis ovatis acuminatis longe ciliatis; floribus
roseis; capsulis basi attenuatis; ala maxima adscendente late sigmoidea
acutiuscula.
Ein schlankes, kurz verästeltes, 1,—1 Fufs hohes Gewächs mit sehr
dünnem, rabenkieldickem, gerieftem, schwindend- pubescirendem, kraut-
artigem Stengel. Blätter schief, geöhrt, bis 16 Linien lang und 14 Linien
breit. Blattstiele 3—12 Linien lang. Afterblättchen 2%, Linien lang und
1, Linie breit. Trugdoldenstiele 1—1', Zoll lang. Blumen klein. Gröfster
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 155
Fruchtflügel von der Basis bis zur Spitze gemessen 15 Linien und vom oberen
Fruchtrande bis zur Spitze gemessen ', Zoll.
Von Gaudichaud in der Umgebung von Rio de Janeiro in Brasilien
entdeckt und unter no. 1068 mitgetheilt. Nicht in Kultur.
25) Begonia elata Kl. Herbacea, erecta; caule tereti vix ramoso,
evanescente sparsim piloso; foliis profunde-cordatis transverse ovatis acutis
obsolete angulato-lobatis apiculato-dentato-serratis, supra glaberrimis, subtus
purpurascentibus albido -punctulatis sparsim piloso-nervosis; petiolis longis
hirtellis; stipulis ovato-oblongis acutis longe ciliatis; cymis simplieiter
dichotomis in apice ramorum axillaribus brevi pedunculatis; pedunculis
evanescente pilosis; floribus roseis; ala maxima sigmoidea obtusata.
Stamm krautartig, schlank, aufrecht, 2— 3 Fufs hoch, schwindend-
behaart, mit kriechendem, sehr dünnem Wurzelstock. Blätter 9—14 Linien
lang und 1 — 2% Zoll breit. Blattstiele ,— 1% Zoll lang. Afterblättchen
5 Linien lang und 1!, Linie breit. Trugdoldenstiele bis 1 Zoll lang. Blumen
klein. Gröfster Fruchtflügel von der Basis bis zur Spitze gemessen 15 Linien
und vom oberen Fruchtrande bis zur Spitze gemessen 7 Linien lang.
Von Sello in Brasilien entdeckt. Nicht in Kultur.
26) Begonia uliginosa Schott. Herbacea, erecta; caule tereti
brevi-ramoso striato evanescente-pubescente; foliis profunde-cordatis trans-
verse ovatis acutis grosse dentatis, dentibus apiculato-serratis, supra saturate
viridibus glaberrimis, subtus pallidis sparsim piloso-nervosis; petiolis eva-
nescente pubescentidus; stipulis parvis oblongis acutis longe-ciliatis; cymis
simplieiter diehotomis axillaribus terminalibusque pedunculatis; pedunculis
pubescentibus; floribus albidis; bracteis brevibus ovatis obtusis ciliatis; ala
maxima lata, apice truncata.
Ein kurz verästeltes, krautartiges, 2—3 Fufs hohes Gewächs. Blätter
10— 22 Linien lang und 1—3 Zoll breit. Blattstiele „—2 Zoll lang. After-
blätter 3 Linien lang und 1 Linie breit. Trugdoldenstiele 1—1', Zoll lang.
Gröfster Fruchtflügel von der gerundeten Basis bis zur Spitze gemessen 1 Zoll
und vom oberen Fruchtrande bis zur Spitze 5 Linien.
In Brasilien vom Gartendirector Schott in Schönbrunn entdeckt.
Nicht in Kultur.
27) Begonia Ermani Kl. Herbacea, erecta, ramosa; caule sul-
cato eyanescente villosulo; foliis parvis oblique reniformibus concayis acutis
U2
156 Kıorzsch:
inaequaliter grosse-minuteque dentatis, supra saturate-viridibus hirtellis, sub-
tus pallidis albido-punctatis rufescente hirtis quinque-nervosis; petiolis bre-
vibus ferrugineo-pubescentibus; stipulis ovato-lanceolatis acutis ciliatis;
cymis simplieiter dichotomis paueifloris axillaribus terminalibusque eva-
nescente villoso-pedunculatis; floribus parvis ex albido-roseis; bracteis
brevibus oblongis obtusis eiliatis; ala maxima obtusangula, inferne ro-
tundata.
Ein krautartiges, fufshohes, verästeltes Gewächs mit gerieftem,
schwindend zottig- behaartem Stengel. Blätter Zoll lang und 1 Zoll breit.
Blattstiele 3—4 Linien lang. Afterblättchen 2 Linien lang und 11, Linie breit.
Trugdoldenstiele 1—1%, Zoll lang. Gröfster Fruchtflügel von der gerundeten
Basis bis zur Spitze gemessen 9 Linien und vom oberen Fruchtrande bis zur
Spitze 5 Linien.
In der Umgebung von Rio de Janeiro durch Professor Erman ent-
deckt. Nicht in Kultur.
28) Begonia Porteriana Fischer, Meyer et Lallem. Annua,
erecta; caule glabro semipellucido-suceulento; foliis semicordatis oblique
ovatis acutis aut subacuminatis subangulatis duplicato- et muricato-dentatis,
supra laete-viridibus roseo-setosis, subtus pallidis glabris; petiolis rubro-
hirtellis; stipulis ovato-acuminatis parce ciliatis; eymis simplieiter di-tricho-
tomis axillaribus pedunculatis multifloris; pedunculis erectis glaberrimis;
bracteis parvis ovatis, apice ciliatis; floribus parvis albidis; alis capsularum
viridibus rotundatis unica majore apice latiore rotundata.
B. Porteriana Fischer, Meyer et Lallemand, Index hort. bot.
Petropol. VII, p. 51.
Stamm jährig, wenig verästelt, durchscheinend-saftig, 1—2Fufs hoch.
Blätter 4 — 1 Zoll lang, 2—3 Zoll breit. Blattstiele ,—2 Zoll lang mit
rothen getheilten Haaren bekleidet. Afterblättchen 2!, Linie lang und 1 Li-
nie breit. Trugdoldenstiele dünn, 15—2 Zoll lang. Gröfster Fruchtflügel
von der ausgerundeten Basis bis zur abgerundeten Spitze gemessen 5 Linien
und vom oberen Fruchtrande bis zur abgerundeten Spitze 2 Linien.
Von dem Petersburger botanischen Garten aus Samen gezogen, den
derselbe aus Para in Brasilien empfing. Jetzt ziemlich verbreitet.
29) Begonia Franconis Liebm. Annua, pubescens; caule erecto
flexuoso; internodis foliis suis brevioribus; foliis longe petiolatis semicor-
Begoniaceen-Gatlungen und Arten. 157
datis acutis irregulariter crenatis ciliatis, basi oblique truncatis septemner-
viis, utrinque pubescentibus laete viridibus, petiolo laminam subaequante
v. superante; stipulis scariosis pallidis ovatis puberulis ciliatis; cymis pauei-
floris axillaribus pedunculatis; peduneulis pubescentibus; floribus parvis
albidis, masculis extus puberulis; ovario pilosulo mox glabrescente; cap-
sula utrinque rotundata nitida, alis duabus majoribus rotundatis, tertia
angustiore.
B. Franconis Liebmann, Mexicos og Central- Americas Begonier,
p- 26, no. 42.
Blätter 1,—2 Zoll breit und 1—1!, Zoll lang. Blattstiele 1—1?, Zoll
lang. Trugdoldenstiele 5 Zoll lang. Kapseln 5 Zoll lang und 5— 6 Li-
nien breit.
Professor Liebmann in Copenhagen entdeckte diese Art in Mexico
im Departement Oajaca. Sie blühet im Juli und August, ist jedoch nicht
in Kultur.
30) Begonia modesta Liebm. Annua, gracilis; caule succulento
hyalino erecto puberulo, internodiis foliis suis brevioribus; foliis longe pe-
tiolatis semicordatis acutis, basi rotundatis irregulariter crenatis, crenaturis
latis apiculatis ciliolatis 7 —9 nerviis, utrinque laete-viridibus pellucidis,
supra nitidis pilis flaceidis raris adpressis, subtus glabris nitidis; petiolo la-
mina breviore v. cam subaequante puberulo; stipulis minimis pallidis lan-
ceolatis acutis; cymis peduneulatis axillaribus paucifloris; peduneulis
pedicellisque puberulis; floribus parvis albis; capsula utrinque rotundata,
alis hyalinis tenue-membranaceis rotundatis, una majori, duabus aequalibus
parum angustioribus.
B. modesta Liebmann, Mexicos og Central- Americas Begonier,
p- 20, n. 41.
Die ganze Pflanze ist 4,—1 Fufs hoch. Die Blätter 1—1!, Zoll hoch
und 1—2 Zoll breit. Die Blattstiele 1—1?, Zoll lang. Die Trugdolden-
stiele 7—12 Linien lang. Die Blüthenstielchen fadenförmig, 2—3 Linien
lang. Die Kapsel 5 Linien lang und 4 Linien breit.
Vom Professor Liebmann im Departement Vera Cruz in Mexico ent-
deckt. Blüht im März. Nicht in Kultur.
31) Begonia humilis Dryander. Annua; caule pubescente; foliis
semicorda'is oblique oblongo-ovatis ad marginem superiorem grosse-dentatis,
[
158 Kıorzsch:
dentibus duplicato-serratis ciliatis laete viridibus, supra sparsim hirtellis,
subtus glabris; petiolis remote-hirtellis; stipulis scariosis oblongis acutis
eiliatis; cymis simplieiter dichotomis axillaribus paucifloris; pedunculis pe-
dicellisque erectis glaberrimis; bracteis minutis ovatis ciliatis; floribus
parvis albidis; capsulis viridibus trialatis; alis rotundatis, tertia majori.
B. humilis Dryander, Linnean Society Transactions I, p. 166,
t. 15. Bonpland, Jard. de Malmais, t. 62.
net, t. 69.
Loddiges, Bot. Cabi-
Ein 3—8 Zoll hohes, jähriges Pflänzchen. Blätter 5—15 Linien lang
und 1—3Zoll breit. Blattstiele ,—11, Zoll lang. Afterblättchen 3Linien lang
und 4 Linie breit. Trugdoldenstiele 15—20 Linien lang. Kapseln 3 Linien
hoch und 4 Linien breit.
Ist auf der westindischen Insel Trinidad zu Hause und gehört zu den
frühesten Einführungen der Begonien in der Kultur.
Species exclusae.
B. aculeata Walpers = Gaerdtia argentea Kl.
B. albo-coccinea Hook. = Mitscherlichia albo-
coccinea Kl.
B. argentea van Houtte = Gaerdtia argentea Kl.
B. argyrostigma Fisch. = Gaerdtia maculata Ki,
B. asarifolia Liebm. = Gireoudia hydrocotyli-
Jolia Kl.
B. aucubaefolia Hort. = Knesebeckia aucubae-
folia Kl.
B.auriformisHort.Berol.=Rachia auriformis Kl.
B. BalmisianaRuiz=Knesebeckia Balmisianaßkl.
B.Barkeri Knowels et Weste = GireoudiaBarkeri
Kl.
B. bulbifera Lk. = Knesebeckia bulbifera Kl.
B. caffra Meissn. = Augustia caffra Rl.
B
. cardiocarpa Liebm. = Gireoudia cardiocar-
pa Kl.
B. caroliniaefolia Regel=Gireoudia caroliniae-
Jolia Kl.
B.carpinifolia Liebm.=Gireoudia carpinifoliakl.
B. Cathcardii H.F. et T. = Platycentrum Cath-
cardii Kl.
. coccinea Herb. Ruizii = Casparya coccineaKl.
. coccinea Hook. = Pritzelia coccinea Kl.
. columnaris Benth. = Sassea columnaris Kl.
. columnaris Herb. Ruizii = Casparya colum-
naris Kl.
N wu wu by
B.conchaefolia Dietr.—= Gireoudia conchaefolia
Kl.
B. coriacea Haskıl.=Mitscherlichia coriaceakl.
B.crassicaulis Lindl.= Gireoudia cerassicaulisKl.
B. cyathophora Pöpp. et Endl. = Cyathocnemis
Poeppigiana Kl.
B. dealbata Liebm. = Änesebeckia dealbata Kl.
B. dichotoma Jacg. = Wageneria dichotoma Kl.
B. digitata Raddi = Scheidweileria digitata Kl.
B.dipetala Grah. = Haagea dipetala Kl.
B. discolor R. Br. = Knesebeckia discolor Kl.
B. diversifolia Grah.= Knesebeckia Martianakl.
B.Dregei Oito et Dietr. = Augustia Dregei Kl.
B. echinata Royle= Reichenheimia echinata Kl.
B. elegans H. B. Kth. = Casparya elegans Kl.
B. Evansiana Andr. = Knesebeckia discolor Kl.
B. fagifolia Fischer = Wageneria fagifolia Kl.
B. faleiloba Liebm. = Knesebeckia falciloba Kl.
B. fasciculata W. Jack. = Petermannia fasci-
culata Kl.
B. ferruginea Dryand.=Stiradotheca ferruginea
Kl.
B. fimbriata Liebm. = Gireoudia fimbriata Kl.
B. Fischeri Otto et Dietr. = Pritzelia FischeriKl.
B. foliosa Humb. B. Kth. = Lepsia foliosa Kl.
B. fuchsioides Hook. = Titelbachia fuchsioides
Kl.
Begoniaceen - Gattungen und Arten.
B. fusca Liebmann = Magnusia fusca Kl.
B. Galeottii Hort. = Ewaldia lobata Kl.
B. Gaudichaudii Walpers = Eupetalum petalo-
des Lindl,
B.gemmipara H.F. et T. = Putzeysia gemmi-
para Kl.
B. geniculata W. Jack. = Petermannia genicu-
lata Kl.
B. geraniifolia Hooker = Bupetalum geranü-
folium Kl.
B. glabra Herb. Ruizii = Sassea glabra Kl.
B.glauca Herb. Ruizii = Pritzelia glauca Kl.
B. Grahamiana R. Wight= Mitscherlichia Gra-
hamiana Kl.
B. Haskarlii Zollinger= Mitscherlichia coriacea
Kl.
B. heracleifolia Cham. et Schlecht. = Gireoudia
heracleifolia Kl.
B. hernandiaefolia Hort. Berol.= Gireoudia ne-
lumbiifolia Kl.
B. hernandiaefolia Hooker = Müscherlichia co-
riacea Kl.
B. heterophylla Hort. Schoenbr. = Knesebeckia
Martiana Kl.
B. hirsuta Herb. Ruizii = Pilderia hirsuta Kl.
B. hydrocotylifolia Grah. = Gireoudia hydroco-
tylifolia Kl.
B.incarnataLk.etOtlto= Knesebeckia incarnala
Kl.
B. insignis Grah. = Knesebeckia incarnata Kl.
B.involucrata Liebm. = Gireoudia involucratakl.
B.jatrophaefoliaHort Berol.= Gireoudia jatro-
phaefolia Kl.
B. Kunthiana Walpers = Gaerdtia Kunthianakl.
B. lepidota Liebm. = Gireoudia manicata var.Kl.
B. Lindleyana Walpers= Gireoudia Lindleyana
Kl.
B. lobata Schott. = Ewaldia lobata Kl.
B. longirostris Benth.= 1sopteris longirostris Kl.
B.lucidaKth. etBouche= Gaerdtia Kunthianakl.
B. lucida Otto et Dietr=Wageneria lucida Kl.
B.luxurians Scheidw.=Scheidweileria luxurians
Kl.
B. macrophylla Dryand. = Gireoudia macro-
phylla Kl.
B. maculata Raddi = Gaerdtia maculata Kl,
B.magnificaLinden=Stiradolheca magnificakl.
B. magnifica Warsz.='Stiradotheca magnificakl.
B. manicata Cels. = Gireoudia manicata Kl.
159
B. Martiana Lk. et Otto= Knesebeckia Marliana
Kl.
. maxima Hort. Berol. = Magnusia fusca Kl.
. Meyeri Hook. = Rachia Meyeri Kl.
. Meyeri Otto et Dietr. = Gurltia Meyeri Kl.
. microphylla Hb. Willd = Lepsia foliosa Kl.
. miniata Planchon = Titelbachia miniata Kl.
.monadelpha Herb. Ruizii = Barya monadel-
pha Kl.
. moroptera Lk. et Otto = Knesebeckia mo-
noptera Kl.
. Moritziana Kth. et Bouche = Wageneria lu-
cida Kl.
. multinervia Liebm. = Gireoudia multinervia
Kl.
B. muricata Scheidw.=Scheidweileria muricata
Kl.
B. Natalensis Hooker = Augustia Natalensis Kl,
B.nelumbiifolia Ch. etSchl. = Gireoudia nelum-
biifolia Kl.
B. octopetala L’Herit = Huszia octopetala Kl.
B. Oregana Hort. = Pritzelia ramentacea Kl.
B. papillosa Grah.= Knesebeckia papillosa Kl.
B. parviflora Poepp. et Endl. = Scheidweileria
parviflora Rl.
B.parvifolia Grah. = Augustia Dregei Kl.
B.parvifolia E. Meyer = Augustia Dregei Kl.
B. pedata Liebm. = Knesebeckia pedata Kl.
B. peltata Haskıl = Mitscherlichia coriacea Kl.
B. peltata Otto et Dietr. = Rachia peltata Kl.
B. petalodes Lindl.= Eupetalum petalodesLindl.
B. physalifolia Liebm. = Gireoudia physalifolia
Kl.
B. plebega Liebm. = Gireoudia plebeja Kl.
gs u u bug
B. princeps Hort. = Pritzelia princeps Kl.
B.pulchella Raddi = Steineria pulchella Kl.
B. pustulata Liebm, = Weilbachia pustulata Kl.
B.racemosa W. Jack. = Pelermannia racemosa
Kl.
. ramentacea Paxt. = Pritzelia ramentacea Kl.
reniformis Dryander = Wageneria renifor-
mis Kl.
reniformis Hort. Berol. = dugustia Dregei Kl.
repens Herb. Ruizii = Rossmannia repens Kl.
reptans Benth. = Weilbachia reptans Kl.
.rhizocarpa Fischer = Trachelanthus rhizo-
carpus Kl.
rigida Hort. Turic. = Gurltia rigida Kl.
‚rubricaulis Hooker = Huszia rubricaulis Kl.
u
160
B.rubro - nervia Hort. Berol. = Platycentrum
rubro-venium Kl.
B.rubro-venia Hook. = Platycentrum rubro-
venium RK].
B. rugosaHort.Schoenbr. = ageneria rugosa Kl.
B.sanguinea Raddı = Pritzelia sanguinea Kl.
B. sarchopyllaLiebm.= Gireoudia sarchophylla
Kl.
B.scandens Hort. Schönbr. = Wageneria Schot-
tiana Kl.
B. schizolepis Liebm. = Gireoudia manicata Kl.
B. scutellata Liebm. = Gireoudia conchaefolia
Kl.
B. sericoneura Liebm. = Gireoudia sericoneura
Kl.
B. sinuata Grah. = Augustia caffra Kl.
B. squarrosa Lieb. = Gireoudia squarrosa Rl.
B. stigmosa Lindl. = Gireoudia stigmosa Rl.
B.strigillosa Dietr. = Gireoudia strigillosa Kl.
B. subpeltata R. Wight = Mitscherlichia subpel-
tata Kl.
B. suffruticosa Meissn. = Augustia suffrulicosa
Kl.
B. sulcata Scheidw. = Saueria sulcata Kl.
B. Thwaitesü Hook. = Reichenheimia Thwai-
tesiüi Kl.
B.tomentosa Hort. = Wageneria tomentosa Rl.
Krorzscn:
B.tomentosa Schott. = Gurltia tomentosa Kl.
B. trachyptera Benth.—=Stiradolheca trachypte-
ra Kl.
B.tuberosa Herb. Ruizii = Eupetalum tubero-
sum Kl.
B. ulmifolia H.B. Kth. = Donaldia ulmifolia Kl. Ä
B. umbellata H. B. Kth. = Isopteris umbellata
Kl.
B. uncinata Hort. Berol. = Augustia caffra Kl.
B. undulata Schott. = Gaerdtia undulata Kl.
B. Urticae L. F. = Sassea Urticae Kl.
B. urticaefolia Hort. Berol. = Pilderia urticae-
Jolia Kl.
B. urticaefolia Smith = Sassea Urticae Kl.
B. velutina Hort. Berol. = Knesebeckia Balmi-
stana Kl.
B. velutina Hort. Vind. = Ewaldia lobata Kl.
B. vernicosa Hort. Berol. = Ewaldia ferruginea
Kl.
B. verticillata Hook. = Lauchea verticillata Kl.
B. vitifolia Lindl. = Gireoudia Lindleyana Rl.
B. vitifolia Schoit.— Wageneria vilifolia Kl.
B.W allichiana Steud.=Doratometra W allichia-
na Kl.
B. xanthina Hook. = Platycenirum zanthinum
Kl.
B. zebrina Hort. = Pritzelia zebrina Kl.
V. Saueria (') Kl.
Taf. Il. Ar
Flores monoici. Masc. Petala 4 biserialia inaequalia, exteriora op-
posita majora suborbicularia, interiora minora, basi attenuata. Stamina
plurima; filamenta libera antheris breviora; antherae oblongo-lineares ob-
tusae, basi subemarginatae, extrorsae, biloculares, loculi lineares discreti
connectivi continui obtusi margini adnati, longitudinaliter dehiscentes. Fem.
[e)
Petala 5 supera inaequalia pluriseriatim imbricata. Ovarium inferum trigo-
num triloculare monopterum. Ovyula in placentis e loculorum angulo cen-
trali geminis crassis conniventim-falcalis utrinque ovuliferis distinete-pedi-
(') Dem Andenken des hiesigen Universitätsgärtners, Herrn F. W. H. Sauer, eines auf-
merksamen, fleilsigen und sorgfältigen Pflanzen-Cultivateurs, welcher diese meine Arbeit
bereitwillig unterstützte, gewidmet.
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 161
cellatis ereberrima, anatropa. Stylus persistens perbrevis glaber trifidus,
lobis teretibus bicornutis tortuosis, fascia papillosa bis spiraliter torta, antice
ad basin continua cinctis. Capsula membranacea turbinato - triquetra tri-
locularis monoptera ad alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Se-
mina innumerabilia minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Frutex caracasanus; folis oblique cordatis lobato-dentatis bistipula-
tis; cymis longe pedunculatis repetito - dichotomis bracteatis axillaribus ;
floribus albis.
1) Saueria sulcata Kl. Fruticosa, glabra; caule sulcato brunneo
tandem purpureo tubereulato, tubereulis viridibus; foliis oblique - cordatis
transverse ovatis acutis obsolete-lobatis duplicato - dentato -serratis, supra
laete-viridibus, subtus pallidis petiolis glabris e viridi- purpurascendibus;
stipulis magnis oblongis subobtusis; cymis repetito- dichotomis pedunculatis
axillaribus; pedunculis longis pedicellisque rubris; floribus parvis albis;
capsulis monopteris; alis semieircularibus.
Begonia sulcata Scheidweiler in Otto et Dietrich, Allgemeine
Gartenzeitung, vol. 16, p. 131.
Stamm dick, einfach verästelt, 3—5 Fufs hoch. Blätter 1— 2 Zoll
lang und 2— 3 Zoll breit. Blattstiele 2— 3 Zoll lang. Afterblätter 1 Zoll
lang und 3— 4 Linien breit. Trugdoldenstengel dünn und 4—5 Zoll lang.
Männliche Blüthenstiele 4-, weibliche 3 Linien lang.
Diese über drei Monate hindurch blühende Art ging zufällig auf einer
aus Columbien stammenden Orchidee bei De Jonghe in Brüssel im Jahre
1846 auf.
VI. Knesebeckia (') Kl.
Rafsıl, ©:
Flores monoici. Masc. Petala 4 biserialia inaequalia, exteriora op-
posita majora suborbicularia, interiora minora, basi attenuata. Stamina
plurima (28 — 60), filamenta in columnam eylindricam plus minus longam
umbellatim connata, superne libera; antherae obovatae breves, apice or-
biculato-tumidae extrorsae biloculares, loculi obliqui, apice subconniventes
(') Dem Andenken meines verehrten Freundes, des Freiherrn H. B. v. d. Knesebeck auf
Faulenbenz bei Stargard in Pommern, eines um die Landwirthschaft sehr verdienten Man-
nes, gewidmet.
Phys. Kl. 1854. X
162 Krorzsch:
connectivi continui obtusi margini adnati longitudinaliter dehiscentes. Fem.
Petala 5 supera inaequalia pluriseriatim imbricata. Ovarium inferum trigo-
num triloculare trialatum. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali
geminis conniventim-lamellatis, utrinque ovuliferis distincte pedicellatis ere-
berrima, anatropa. Stylus persistens glaber trifidus, lobis bieruribus tere-
tibus strietis divaricatis nec tortuosis, antice ad basin productis fascia papil-
pillosa semel-bis spiraliter torta continua cinctis. Capsula membranacea
turbinato-triquetra trilocularis trialata, rarissime monoptera, alis inaequali-
bus, ad alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumera-
bilia minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Frutices aut suffrutices mexicanae et Guatemalenses. (Suffruticosi
tuberosi saepe in foliorum axillis bulbiferi); foliis alternis petiolatis, basi
oblique cordatis inaequilateris erenatis dentatis vel serratis subinde lobatis,
nunquam peltatis; stipulis lateralibus scariosis deciduis; floribus eymosis
pedunculatis axillaribus roseis; petalis interdum serratis aut dentatis.
* Succulento - fruticosi.
1) Knesebeckia aucubaefolia Kl. Glabra; caule usque ad basin
diviso olivaceo glaberrimo nodoso ramoso; foliis petiolatis dimidiato-cordatis
transverse oblongo-ovatis acuminatis argute serrato-dentatis, ad marginem
superiorem plus minus profunde angulato- ineisis, supra laete viridibus albo-
punctulatis nitidis, subtus pallide- viridibus, utrinque glaberrimis; petiolis
teretibus; stipulis pellueidis oblique ovatis obtusis infra apicem longe api-
culatis; cymis ter diehotomis subterminalibus pedunculatis glabris pendulis;
floribus laxis roseis; filamentis brevi monadelphis; antheris apice brevi
contractis; capsula trialata, alis 2 angustis, apice angulato -truncatis; ala
maxima late ovata obtusa.
B. aucubaefolia Hort.
Ein 4— 5 Fufs hoher Strauch, bis zur Basis mehrfach in schwanen-
kieldicke, aufrechte Aeste getheilt, von welchen wiederum dünne Zweige
ausgehen. Blätter 1%, Zoll lang und 4—5 Zoll breit. Blattstiele 1— 2}, Zoll
lang. Afterblättchen !; Zoll lang und 2 Linien breit. Trugdoldenstiele
1%, Zoll lang. Gröfster Flügel von der Basis bis zur Spitze gemessen 8 Linien,
vom Griffel bis zur Spitze gemessen 6 Linien. Der nächstfolgenden Art
Begoniaceen- Gatiungen und Arten. 163
nahe verwandt, von welcher sie sich wesentlich durch die an der Spitze etwas
zusammengezogenen Staubbeutel unterscheidet.
Das Vaterland unbekannt, seit einigen Jahren in Kultur.
2) Knesebeckia incarnata Kl. Caule erecto ramoso glabro; foliis
petiolatis dimidiato -ineisis duplicato-ciliato-serratis glabris v. supra sparse
strigosis; stipulis lanceolatis; pedunculis ter-dichotomis laxe cymosis sub-
terminalibus nutantibus; floribus roseis; antheris apice truncato-pulvina-
tis; capsulae ala maxima lata adscendente obtusa ad marginem superiorem
truncata.
Begonia incarnata Lk. et Otto. Icones plant. select. I, p. 37, t. 19.
Floral Cabin. III, p. 5, t. 48. Maunt, Botanist, t. 103. B. insignis
Graham, New Phil. Journal no. 11. Bot. Register, t. 1996. Bot. Mag.
t. 2900.
Stengel 3—4 Fufs hoch. Blätter 1—1'; Zoll lang und 4— 5 Zoll
breit. Blattstiele 1 —1!, Zoll lang. Afterblättchen 3 Linien lang, 1 Linie
breit. Trugdoldenstiele 2 Zoll lang. Männliche Blüthen 1 Zoll -, weibliche
Blüthen 9 Linien im Durchmesser. Gröfster Flügel von der Basis bis zur
stumpfen Spitze gemessen 10 Linien, am oberen Rande 7 Linien breit.
In Mexico einheimisch. Die englischen Angaben, welche Brasilien als
Vaterland anführen, beruhen auf einem Irrthum. Häufig in Kultur.
3) Knesebeckia papillosa Kl. Caule erecto tereti; foliis petiolatis
semicordatis transverse ovato-oblongis acuminatis argute ciliato-serratis,
supra saturate viridibus subinde albo-maculatis sparsim papilloso -hirtellis,
subtus margineque roseis pubescente-nervosis; petiolis carneis sparsim pi-
losis; stipulis ovatis acuminatis integerrimis; cymis brevi pedunculatis
rubescentibus axillaribus nutantibus; capsulae pilosae roseae alis subaequa-
libus obtusangulis.
Begonia papillosa Graham in Bot. Mag. t. 2846. Lindl., Botan.
Reg. New Series XIV. pl. mise. n. 74.
Stamm geröthet oder gebräunt, 11,—2 Fufs hoch, wenig verästelt.
Blätter 1} Zoll lang, 4—5 Zoll breit. Blattstiele 11—1} Zoll lang. Trug-
doldenstiele +—1', Zoll lang. Männliche Blüthen 14, Zoll -, weibliche 1 Zoll
im Durchmesser. Kapselflügel von fast gleicher Gröfse und Gestalt, oben ge-
rade abgestutzt, 4—5 Linien breit und 8—9 Linien hoch.
Vaterland unbekannt. Seit 1822 in England in Kultur.
xX2
164 Krorzscen:
** Suffruticoso-tuberosi.
4) Knesebeckia discolor Kl. Suffruticosa, tuberosa; caule her-
baceo succulento glabro e viridi-rubescente; foliis magnis inaequaliter cor-
datis acuminatis subangulato -serrulatis reticulato- venosis, nervis subtus pe-
tiolisque aut sanguineis aut viridibus; stipulis cadueis; pedunculis axillaribus
bis bifidis; floribus magnis saturate-roseis; filamentis in columnam longam
connatis; capsulae alis obtusangulis inaequalibus.
Begonia discolor R. Brown in Aiton Hort. Kew (2 edit.) V, p. 184.
B. Evansiana Andrews, Bot. Repos., t. 607. Bot. Mag., t. 1743.
Pflanze krautartig, fast kahl, 1—2!, Fufs hoch. Blattstiele 1—5 Zoll
lang. Blätter 2—5 Zoll lang und 11,—5 Zoll breit. Trugdoldenstiele 3—4
Zoll lang. Bracteen gefärbt, grofs, hinfällig. Blüthen 1,—2 Zoll im Durch-
messer. Fruchtflügel herablaufend, oben abgestutzt, zwei schmäler.
Sie soll aus China stammen, welche Beläge dafür existiren, weifs ich
nicht. In der Kultur gehört sie zu den verbreitetsten.
5) Knesebeckia pedata Kl. Rhizomate obliquo crasso carnoso-
squamoso caules erectos teretes indivisos glabros nodosos remote foliosos
emittente; foliis internodio suo multo brevioribus petiolatis pedatinerviis
angulato - reniformibus 3—5 lobis, lobis angulatis acutiusculis minute denti-
culatis, basi breviter cuneatis, marginibus basilaribus curvatis, supra laete-
viridibus glabris, subtus albidis nervisque rufis squamulosis prominentibus
reticulato - venulosis, petiolo lamina breviore sursum rufo - villosulo de-
mum glabrescente, nervis primariis quinque, quorum 2 laterales deorsum
denudati; cyma terminali pauciflora; bracteis scariosis deciduis obtusis; flo-
ribus brevipedicellatis roseis; ovariis dense rufo-villosis; capsula nutante
pilis incarnatis submuricata, ala maxima late-falcata acutangula, margine ci-
liata, duabus minoribus rotundatis.
Begonia pedata Liebmann, Mexicos Begonier, p. 10, n. 18.
Stämmchen 4 Fufs und darüber hoch. Blattfläche 1!, Zoll lang nnd
2 Zoll breit. Blattstiele 6— 8 Linien lang. Fruchtstielehen 8—9 Linien
lang. Kapsel 9 Linien lang und 12—14 Linien im Durchmesser.
Auf der östlichen Cordillere bei S. Jago Amatlan im Departement
Oajacas in Mexico vom Professor Liebmann entdeckt. Sie blüht im Juli,
reift ihre Früchte im November und ist nicht in Kultur.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 165
6) Änesebeckia erenatiflora Kl. et Putzeys. Rhizomate crasso
subterraneo carnoso caules graciles erectos simplice ramosos subglabros
versus apicem ferrugineo-pubescentes remote foliosos emittente; foliis mem-
branaceis tri-quadrilobatis, basi oblique cordatis nervis seminudis attenuatis,
undique albido-hirtellis, subtus in nervis ferrugineo puberulis, lobis ovatis
acutis duplicato-serratis, dentibus setoso-apiculatis; petiolis ferrugineo - pu-
bescentibus tenuibus supra sulco longitudinali instructis; racemis terminalibus
axillaribusque pedunculatis ferrugineo - pubescentibus; petalis pallide - roseis
serrulatis, extus sparsim villosulis; capsulae pubescentis ala maxima (ex
illustr. ill. Putzeysii) rotundata.
Stämme wenig. verästelt, unterwärts kahl, oberwärts pubescirend,
gerade, aufrecht, 1—1°, Fufs hoch. Internodien unterwärts 4 -, oberwärts
2 Zoll lang. Blätter 2 Zoll lang und 3 Zoll breit. Blattstiele 1 —1!, Zoll
lang. Traubenstiele 1,—2 Zoll lang. Bracteen oval, kurz-zugespitzt, äufser-
lich fein pubescirend, kurz-gespitzt, am Rande sägezähnig-gewimpert, 2 Li-
nien lang und breit. Männliche Blüthen 1 Zoll-, weibliche Blüthen 9 Linien
im Durchmesser. Kapselfrucht 4 Linien im Durchmesser.
In Mexico von Galeotti entdeckt und in dessen Herbarium unter
n. 183 enthalten. Sie blüht im Mai und ist noch nicht in Kultur.
7) Knesebeckia biserrala Kl. Rhizomate subterraneo brevi sub-
tuberoso; caule erecto laxiusculo rubescente sparsim albido-villoso; foliis
sublonge petiolatis oblique late palmato-lobatis subcordatis, lobis 4 — 5 in-
aequalibus inciso-serratis ciliatis; cymis dichotomis rubris pedunculatis axil-
laribus terminalibusque hirtellis; bracteis ovato - lanceolatis hirtellis cadueis;
floribus roseis magnis nutantibus; petalis exterioribus majoribus inciso - ser-
ratis ciliatis, extus molliter puberulis; fructu 3 alato pilis albis echinato, alis
brevibus obtusis grosse ciliatis unica vix duplo majore.
Begonia biserrata Lindley, Journ. of the Hort. Society v.II, p. 313.
Hooker, Bot. Mag., t. 4746.
Stamm krautartig, 2—3 Fufs hoch, behaart, wie alle übrigen Theile
dieses Gewächses mit Ausnahme der inneren Fläche der Blumenblät-
ter. Die unteren Blätter verhältnifsmäfsig lang-gestielt, ziemlich eine
Spanne breit, die oberen verringern sich dagegen nach und nach bis zu
2 Zoll. Trugdolden gabelförmig-getheilt, gestielt, end- oder achselständig,
dieBlätter überragend. Bracteen klein, ei-lanzettförmig. Männliche Blüthen
166 Kıorzscn:
1%, Zoll-, weibliche 1!, Zoll im Durchmesser. Gröfster Flügel am oberen
Rande stumpf-abgestutzt.
Von Skinner in Guatemala entdeckt und in England lebend
eingeführt.
9) Knesebeckia ignea Kl. Rhizomate subterraneo brevi subtube-
roso, caules erectos teretes nodosos robustos piloso-hispidos glanduliferos
remote foliosos emittente; foliis magnis inaequaliter-cordatis distincte-lobatis
irregulariter-serratis transverse ovatis acutis, utrinque glanduloso-hirtis; pe-
tiolis robustis rufescentibus glanduloso-hirtis; stipulis oblique suborbicula-
ribus foliaceis dentato-serratis glanduloso-hirtis; eymis paucifloris simplieiter
dichotomis pedunculatis axillaribus; pedunculis pedicellisque glanduloso-
hirtis; floribus magnis roseis petalis florum masculorum exterioribus femi-
neisque omnibus versus apicem argute ciliato-serratis; germine sparsim
glanduloso-hirto inaequaliter trialato; placentarum lamellis crassiusculis un-
dulatis; capsulae ala maxima obtusangula.
Begonia ignea de Warszewicz in lit.
Stengel 2—3 Fufs hoch, wenig verästelt, kräftig, krautartig. Blätter
2— 3 Zoll lang und 3— 6 Zoll breit, Lappen 4, — 1%, Zoll lang und 11, — 2
Zoll an der Basis breit. Blattstiele 15—3 Zoll lang. Afterblättchen 4 Linien
lang und breit, selten kurz gespitzt. Trugdoldenstiele 1 — 41, Zoll lang.
Männliche Blüthen 14, Zoll, weibliche Blüthen 1 Zoll im Durchmesser.
Gröfster Fruchtflügel wenig breiter und stumpfwinkliger als der zweitgröfste
abgerundete Flügel.
Durch Herrn v. Warszewicz in Guatemala entdeckt und in Deutsch-
land lebend eingeführt.
10) Knesebeckia falciloba Kl. Rhizomate subterraneo brevi; caule
erecto subpedali leviter flexuoso glabro succulento pellucido folioso, in-
ternodiis foliis suis brevioribus; foliis petiolatis tenuibus oblique angulato-
cordatis 3—5 lobis acuminatis duplicato-dentatis setigeris, supra laete viri-
dibus pilis subulatis albis adspersis, subtus pallidioribus glabris ad insertionem
petioli vesiculiferis et pilis reflexis albis instructis, nervis 5—7, petiolis
laminam subaequantibus glabris; stipulis deciduis scariosis ovatis; cymis
axillaribus foliis suis brevioribus dichotomis paucifloris; bracteis tenuissimis
decoloribus ovatis denticulatis; floribus albis vel pallide roseis, petalis
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 167
denticulatis; capsulae glabrae ala maxima membranacea lato -falcata obtusa,
2 minoribus rotundatis.
Begonia faleilobaLiebmann, Mexicos og Central- Americas Begonier,
p- 15, n. 29.
Die untersten Blätter 6 Zoll lang und 2 Zoll breit, deren Blattstiele
4 Zoll lang. Die oberen Blätter 3—5Zoll lang und 1}, Zoll breit und deren
Blattstiele 2— 21, Zoll lang. Die männlichen Blüthenstiele 3—4 Linien
lang, die weiblichen ; — 1 Zoll lang. Die Kapsel 6 Linien lang und 9 Li-
nien breit.
Im Departement Oajacas einer subtropischen Gegend Mexicos vom
Professor Liebmann entdeckt. Blühend und mit Früchten versehen ange-
troffen im Monat October. Nicht in Kultur. 4
11) Knesebeckia bulbifera Kl. Rhizomate tuberoso; caule sim-
pliei in foliorum axillis bulbillifero; foliis oblique cordatis acuminatis sub-
angulato-crenatis parum ciliatis primordialibus subrotundo - cordatis, in
axillis foliorum bulbilliferis; floribus axillaribus solitariis pedicellatis magnis
roseis; petalis exterioribus dentieulatis; filamentis in cylindrum longiusculum
umbellatim- monadelphis; antheris compressiusculis brevibus obovatis; stig-
matibus magis dilatatis vix tortuosis; placentarum lamellis crassiusculis la-
cunoso-undulatis; capsulae alis angustis subdenticulatis.
Begonia bulbifera Link et Otto, Icon. plant. select. hort. Berol.,
p- 89, t. 45.
Vam verstorbenen Dr. Schiede in Mexico entdeckt und lebend im
Berliner botanischen Garten eingeführt.
12) Knesebeckia Martiana Kl. Rhizomate tuberoso; caule her-
baceo glaberrimo; foliis radicalibus reniformibus late crenatis, caulinis
transverse oblongis acuminatis grosse dentato - serratis, superioribus inaequa-
liter cordatis subinde lobatis in axillis foliorum bulbilliferis; pedunculis
axillaribus paucifloris; floribus magnis roseis; petalis exterioribus versus
apicem crenato-dentatis; filamentis in cylindrum crassum umbellatim - mo-
nadelphis; antheris brevibus compressiusculis oboyatis; placentarum lamel-
lis aequalibus laevibus; stigmatis cornubus stricetis nec tortuosis; capsulae
ala maxima acutangula patente.
168 Krorzsch:
Begonia Martiana Lk. et Otto l.c. p. 49, t. 25. B. diversifolia
Graham in Edin. Philos. Journal (1829) p. 183. Bot. Mag. t. 2966. Floral
Cab. I, p. 27, t.-14.
Von dem früheren Reisenden jetzigen Kunst- und Handelsgärtner
Deppe zu Witzleben bei Charlottenburg zuerst, später von Capitain Velch,
dem verstorbenen Dr. Schiede und von dem Professor Liebmann in
verschiedenen Gegenden von Mexico entdeckt und lebend in Europa
eingeführt.
13) Knesebeckia monoptera Kl. Rhizomate tuberoso; caule
erecto simpliei rubescente subtilissime papilloso -pubescente; foliis oblique-
cuneiformibus sublobato -crenatis, subtus insigniter papillosis sanguineis,
radicalibus longissime petiolatis reniformibus vix obliquis, in axillis foliorum
bulbilliferis; racemo composito terminali, inferne folioso rubescente; flo-
ribus candidis; germinis rubris ala unica adscendente anguste lanceolata
basim versus angustissime attenuata.
Begonia monoptera Lk. et Otto, Ice. plant. select. hort. bot. Berol ,
p- 27, t. 14. Bot. Mag., t. 3564.
Knollen etwas zusammengedrückt. Stengel aufrecht, 2—24; Fufs hoch.
Stengelblätter etwas gelappt, 2—2', Zoll lang, 1—1%, Zoll breit, kurz-ge-
stielt. Wurzelblätter 3 Zoll lang, 4, Zoll breit und 4—5 Zoll lang- ge-
stielt. Afterblättchen dreieckig zugespitzt und wenig gewimpert. Traube
endständig, wie sämmtliche Stieltheile der ganzen Pflanze roth, unterwärts
beblättert, 9— 11 Zoll lang. Blüthenstielchen einzeln oder paarweise,
11, Zoll lang, auf dem sehr kurzen allgemeinen Stiele vereinigt. Blumen 14,
Zoll im Durchmesser. Fruchtknoten einflügelig. Flügel schmal, lanzett-
förmig, zugespitzt.
14) Rnesebeckia Balmisiana Kl. Rhizomate tuberoso; caule
gracili ramoso herbaceo rubescente dense pubescente; foliis suborbiculato-
ovatis obtusis longe petiolatis obsolete grosse crenatis supra hirtellis viri-
dibus, subtus rubescentibus dense papillosis, in axillis foliorum bractearum-
que aggregatim-bulbiferis; racemo terminali elongato; petalis ex albido-ro-
seis; germinibus inaequaliter trialatis; ala maxima rotundata.
Begonia Balmisiana Ruiz, Herb. F. X. Balmis, Demonstracion de
las eficaces, virtudes nuevamente descubiertas en las Raices de dos plantas de
Nueva-Espana espicies de Begonia. (Madrid 1794. 8vo), p. 338, t. 2.
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 169
Knollen rundlich, zusammengedrückt. Stengel 1—11, Fufs hoch.
Aeste dünn und biegsam, geröthet, stark pubescirend. Blätter 1—3 Zoll
lang und 14—4 Zoll breit, an der Basis breit abgestutzt. Wurzelblätter
2Zoll -, Stengelblätter 1, Zoll lang-gestielt. Blüthentrauben am Hauptstamme
wie an den Zweigen endständig, unterwärts beblättert. Gröfster Flügel
abgerundet.
FI. Gaerdtia(') Kl.
TITAN:
Flores monoici albi, masculi et feminei in cymas dichotomas pedun-
culatas axillares sexu subdistineti. Masculi: Petala 4, exteriora plana
applanata suborbiculata, interiora obovata, extus convexa, dorso carinata,
basi attenuata. Stamina 20 — 30 toro pulvinato inserta inaequilonga, ex-
teriora breviora; antheris extrorsis subspathulatis, apice truncato-tumidis
cucullatim-incurvis, loculis approximatis, lateraliter dehiscentibus; filamentis
liberis, exterioribus brevissimis. Flores feminei: Petala 5, inaequalia ob-
tusa, exteriora majora. Germen triloculare trialatum, alis subaequalibus,
basi attenuatis, apice truncatis, placentis tribus centralibus bifidis oblongis
obtusiusculis, inter fissuram exovuliferis. Stylus tripartitus glaber. Stig-
mata bicruria divaricata stricta, nec tortuosa, fascia papillosa bis spiraliter
torta antice continua cincta. Capsula membranacea albida triquetra trilo-
eularis subaequaliter-trialata, ad alarum originem per rimas arcuatas de-
hiscens. Semina innumerabilia minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Frutices ramosi Brasilienses; caulibus ramisque glabris teretibus ni-
tidis artieulatis; gemmulis axillaribus, ante expansionem spinescentibus;
foliis elongatis obliquis semicordatis cartilagineo-marginatis repandis; petiolis
teretibus; stipulis deciduis lanceolatis magnis nitidis; cymis repetito - dicho-
tomis in apice ramulorum axillaribus pedunculatis.
1) Gaerdtia maculata Kl. Fruticosa, erecta, ramosa, glaberrima;
foliis alternis brevipetiolatis transverse elongatis semicordatis obtusis, margine
cartilagineis undulatis crenato-repandis, basi in lobum obliquum obtusum
productis, supra viridibus saepe maculis albidis instructis, subtus plus minus
(') Dem Andenken des Herrn H. Gaerdt, Obergärtner des Fabrikbesitzer Herrn Bor-
sig zu Alt-Moabit bei Berlin, der sich um die Pflanzen-Kultur wohl verdient gemacht hat,
gewidmet.
Phys. Kl. 1854. Y
170 Krorzscn:
purpurascentibus; cymis pedunculatis nutantibus; petalis florum masculorum
exterioribus suborbicularibus reniformibus, latioribus quam longis.
Begonia maculata Raddi Mss. ex Sprengel Syst. veg. II, p. 626.
Begonia argyrostigma Fischer in Link et Otto, Icones plant. select. I,
p- 23, t.10.
Stengel grün, von der Dicke eines Fingers und 2—3 Fufs hoch. Blät-
ter 2— 2%, Zoll lang und 5—6 Zoll breit. Blattstiele 4,—1 Zoll lang. Die
äufseren Blumenblätter der männlichen Blüthe 4— 5 Linien lang und 6 Li-
nien breit.
In Brasilien von Riedel entdeckt und lebend im Petersburger bota-
nischen Garten eingeführt, von woaus sie eine grosse Verbreitung erfahren
hat. Blüht vom Juni bis September.
2) Gaerdtia argentea Kl. Fruticosa, erecta, glaberrima; foliis
alternis brevi petiolatis transverse elongatis oblique cordatis acutis, margine
cartilagineis subintegerrimis planis in lobum posticum adscendentem angulatum
productis, supra viridibus subimmaculatis, subtus rubrinerviis, deinde toto
rubescentibus; cymis pedunculatis suberectis; floribus albis subinde roseo
tinctis; petalis florum masculorum exterioribus ovatis brevi-acutis, longiori-
bus quam latis.
Begonia argentea van Houtte, Catalogus anno 1842. Begonia acu-
leata W alpers in plantis Meyenianis. Nova acta acad. Caes. Leop. Carol.
XIX. Suppl. I, p. 409.
Stengel grün, robust, wenig verästelt, 4—5 Fufs hoch. Blätter 2 Zoll
lang und 9—10 Zoll breit. Blattstiele 1—1!, Zoll lang. Trugdoldenstiele
2— 2, Zoll lang. Aeufsere Blumenblätter der männlichen Blüthe 10 Linien
lang und 8 Linien breit.
Stammt aus Brasilien, woselbst sie der verstorbene Meyen bei Rio
de Janeiro sammelte, nachdem dieselbe bereits in den belgischen Gärten
kultivirt wurde. Blühet während der Sommermonate.
3) Gaerdtia undulata Kl. Fruticosa, erecta, glabra; caule tereti
ramoso viridi, punctis oblongis albidis consperso; foliis brevissime petiolatis
inaequaliter oblongis et cordatis brevi acutis, margine undulato-repandis
glaberrimis nitidis, supra saturate viridibus, subtus pallidis rubescenti ner-
vosis; stipulis elongato - oblongis, apice attenuatis; cymis pedunculatis
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 171
axillaribus repetito-dichotomis; floribus parvis albidis; capsulae albidae alis
subaequalibus, inferne attenuatis.
Begonia undulata Schott Mss. in Sprengel Syst. veg. cur. post.
p- 408. Graham, New Edinb. Phil. Journ. II, p. 184. Bot. Mag. t. 2723.
Gaerdtia stenobotrys Kl. olim.
Stamm strauchartig, unterwärts verholzt, 3—4 Fufs hoch, gleich den
Zweigen stielrund. Blätter 3— 4 Zoll lang und 14,— 1%, Zoll breit. Blatt-
stiele 1,—3 Linien lang. Trugdoldenstiele weifs, 1—1!, Zoll lang. Männ-
liche Blüthen 1 Zoll -, weibliche Blüthen 10 Linien im Durchmesser.
Kapseln weifs, 8 Linien lang und 6 Linien im Durchmesser.
Durch den verdienstvollen Schott in Schönbrunn auf seiner Reise in
Brasilien entdeckt und lebend bei uns eingeführt.
4) Gaerdtia KunthianaKl. Fruticosa, erecta, glabra; caule suc-
eulento ; foliis breviter petiolatis inaequilatero-lanceolatis oblongis acuminatis
grosse dentatis, basi dimidiato -rotundatis levissime cordatis, supra saturate
viridibus nitidis, subtus purpurascentibus; pedunculis axillaribus 2 — 3 flo-
ris; floribus magnis candidis; petalis florum masculorum exterioribus
subrotundo- ovatis acutiusculis, interioribus multo-minoribus obovato -spa-
thulatis, apice rotundatis; petalis florum femineorum 5 minoribus in-
aequalibus obovatis; ovarii trialati albidi alis rotundatis, una paulo latiore.
Begonia Kunthiana Walpers, Annales Bot. Syst. II, p. 650. B. Iu-
cida Kunth et Bouche (nec Otto et Dietr.), Index semin. in horto Berol.
1847 coll., p. 16, n. 30.
Siamm strauchartig, 3—4 Fufs hoch, aufrecht-ästig. Blätter 31, Zoll
lang und 1 Zoll breit. Blattstiele 24 Linien lang. Afterblättchen schief,
ei-lanzettförmig, 1 Zoll lang. Blumenstiele 3blumig, 3—1 Zoll lang.
Aeufsere Blumenblätter der männlichen Blüthe 9— 10 Linien breit, innere
nur 6 Linien lang.
Durch Moritz, der diese Art auf der Colonie Tovar bei Caracas ent-
deckte lebend im Berliner botanischen Garten eingeführt.
Y2
172 Krorzsch:
** Placentae integrae pedicellatae.
VIII. Trendelenburgia(') Kl.
Taf. IH. B.
Flores monoici minuti, masculi et feminei in cymas dichotomas pe-
dunculatas axillares sexu distinctas. Masculi: Petala 4 parva obovata pa-
tentia, interiora angustiora. Stamina 12—15 toro subplano inserta aequi-
longa; antherae oblongo-ellipticae extrorsae, in apicem brevem et obtusum
productae, loculis approximatis, lateraliter dehiscentibus in filamenta libera
antheris breviora attenuatae. Flores feminei: Petala 5 angustissima minuta
deinde patentissima subaequalia. Germen oblongum tubulosum exalatum
triloeulare. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali integerrimis pe-
dicellatis (sectio transversa orbicularis) ubique ovuliferis creberrima, ana-
tropa. Stylus persistens glaber tripartitus. Stigmata bieruria tortuosa erecta,
fascia minutissime papillosa bis spiraliter torta antice continua eineta. Capsula
membranacea tubulosa aptera. Semina...
Frutex ramosus in truneis emortuis arborum Brasiliensium scandente-
radicans; caulibus lignosis tenuibus tumido - artieulatis; foliis oblongis ser-
rato-dentatis acutis brevi petiolatis stipulatis vix obliquis; eymis repetito-
dichotomis in apice ramulorum axillaribus pedunculatis sexu distinctis;
floribus masculis in alabastro obovatis, femineis pedicellatis in medio pedi-
celli bibracteatis.
1) Trendelenburgia fruticosa Kl. Ramosa, radicans, subscan-
dens; caulibus ramisque cinereis nodosis; foliis subaequalibus oblongis acu-
minatis remote dentato -serratis inferne cuneato-integerrimis, supra saturate-
viridibus, utrinque opacis, subtus pallidis hirtello-nervosis; petiolis bevibus
evanescente-hirtellis; stipulis scariosis lanceolatis acuminatis; eymis pedun-
eulatis axillaribus hirtellis repetito-dichotomis; floribus minutissimis; bracteis
marcescentibus lanceolatis acute-acuminatis patentibus; germinibus cylindrieis
exalatis, basi attenuatis.
Ein kletternder, vielfach - verästelter, 4— 6b Fufs hoher Srauch mit
rabenkieldicken, unterwärts dicht-knotigen, undeutlich - gerieften Zweigen.
(') Dem Andenken des Philosophen, Herrn Professor F. A. Trendelenburg, bestän-
digen Secretairs der Akademie der Wissenschaften, eines als Gelehrten wie als Mensch gleich
ausgezeichneten Mannes gewidmet.
Begoniaeeen- Gattungen und Arten. 173
Die Blätter sind’ 2— 3 Zoll lang und an der breitesten Stelle — 1 Zoll
breit. Die Blattstiele 1,—2 Linien lang. Afterblättchen 3—4 Linien lang
und 1!, Linie breit. Trugdoldenstiele 6—9 Linien lang. Männliche Blüthen
5 Linien -, weibliche Blüthen 4 Linien im Durchmesser. Fruchtknoten
1 Linie lang und !; Linie im Durchmesser.
Auf der Serre d’Estrella in Brasilien von dem verstorbenen Sello ent-
deckt. Nicht in Kultur.
IX. Ewaldia(') Kl.
a:
Flores monoiei albi pubescenti-villosi masculi et feminei cymosi;
cymis dichotomis pedunculatis in apice ramorum axillaribus. Masculi: Pe-
tala 4, exteriora plana suborbicularia, interiora minora obovata, extus con-
vexa, dorso carinata, basi attenuata. Stamina 25—30 toro subplano inserta
aequilonga; antheris oblongis utrinque obtusis, apice breviter productis
extrorsis remote bilocularibus; filamentis liberis antheris sublongioribus.
Flores feminei: Petala 5 subaequalia obovata patentia, extus puberula.
Ovarium inferum trigonum triloculare inaequaliter trialatum. Ovula in pla-
centis e loculorum angulo centrali integerrimis pedicellatis (sectio transversa
ovata vel oblonge et obtuse-triangularis) creberrima utrinque truncata ana-
tropa. Stylus persistens glaber tripartitus. Stigmata bieruria tortuosa erecta,
fascia papillosa bis spiraliter torta antice continua eincta. Capsula triquetra
trilocularis monoptera alis 2 minimis, ad alarum originem per rimas arcuatas
dehiscers. Semina innumerabilia minutissima oblonga reticulata exalbumi-
nosa, utrinque truncata.
Frutices villosi Brasilienses ; foliis inaequaliter reniformi-cordatis den-
ticulatis lobatis; stipulis scariosis magnis deciduis; floribus eymosis longe-
pedunculatis axillaribus albis; capsulae villosae alis binis angustis, tertia
maxima. i
1) Ewaldia Ferruginea Kl. Fruticosa, ferrugineo-hirsuta; caule
elato, apice ramoso; foliis oblique cordatis duplicato - dentatis, transverse
oblongis acutis, postice auriculatis, margine superiore lobo magno instructis,
supra sparsim-subtus dense hispidis; petiolis ferrugineo-hirsutis; cymis
(#) Dem Andenken des Geognosten, Herrn Dr. J. W. Ewald, meines hochgeschätzten
Collegen in der Berliner Akademie der Wissenschaften gewidmet.
474 Kıorzscn:
divaricatis in apice ramoruuw axillaribus pedunculatis hirsutis; floribus brac-
teisque pilosis albidis, ala maxima patente obtusa.
Begonia vernicosa Hort. Berol.
Stamm 2—3 Fuls hoch, an der Spitze verästelt. Blätter 3 Zoll lang
und 5 Zoll breit, die Ausbuchtung der Lappen an der Insertion des Blatt-
stiels eng. Trugdoldenstiele 5 Zoll lang. Trugdolden wiederholt-gegabelt,
auseinandergespreitzt. Gröfster Fruchtflügel länglich, abstehend, abgerun-
det, 9 Linien breit und 5 Linien hoch.
Im mittägigen Brasilien von Sello entdeckt. In den Gärten als Be-
gonia vernicosa verbreitet.
2) Ewaldia lobata Kl. Fruticosa, villoso-tomentosa; foliis in-
aequaliter reniformibus obtuse lobatis denticulatis acutis transverse oblon-
gis, postice auriculatis, supra sparsim-subtus dense hirsutis; petiolis villoso-
tomentosis; stipulis ovato-oblongis acutis, extus pilosis; fructuum ala
maxima elliptica horizontali.
Begonia lobata Schott in Sprengel Syst. veg. cur. post., p. 408.
Begonia velutina Hort. Vind. B. Galeottü Hort. Berol.
Stamm 3—4 Fufs hoch. Blätter 2—4 Zoll lang und 5—7 Zoll breit.
Blattstiele 1 — 4% Zoll lang. Trugdoldenstiele 2—7 Zoll lang. Gröfster
Fruchtflügel elliptisch, abstehend, 6 Linien lang und 4—5 Linien breit.
Von Schott und Sello in Brasilien entdeckt. Befindet sich unter
den oben erwähnten Namen in Gärten kultivirt.
X. Reichenheimia (') Kl.
Taf. IV. A.
Flores monoiei albicantes roseo tincti corymbosi. Corymbi radicales.
Masculi: Petala 4, exteriora concaviuscula oblongo-orbicularia, extus pu-
berula, interiora subspathulata, extus convexiuscula. Stamina numerosa
toro convexo inserta aequilonga; antheris clavatis obtusis in filamenta atte-
nuatis per rimas laterales, inferne angustas dehiscentibus; filamentis liberis
minutissime muricatis filiformibus antherarum longitudine. Flores feminei:
(') Dem Andenken und den Verdiensten der Herren Fabrikbesitzer Gebrüder Leonor
und Moritz Reichenheim in Berlin, welche durch die Kultur einer Auswahl seltener,
schöner und zum Theil sehr kostbarer Pflanzen anderen Pflanzenliebhabern mit einem guten
Beispiele vorausgehen und dadurch der Kunst und Wissenschaft indireet nützen, gewidmet.
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 175
Petala 5 patentia obovata. Ovarium inferum trigonum triloculare inaequa-
liter trialatum. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali integerrimis
pedicellatis, (sectio transversa hastata, apice angustata) cereberrima utrinque
truncata anatropa funiculis longis instructa. Stylus brevis persistens glaber
trifidus. Stigmata flabellatim - dilatata brevissime bicruria fascia papillosa
semel spiraliter torta antice continua cincta. Capsula triquetra trilocularis
subaequaliter trialata, alis subangustis basi attenuatis, ad alarum originem
per rimas arcuatas dehiseens. Semina innumerabilia minutissima oblonga
reticulata exalbuminosa, utrinque attenuata.
Herbae subacaules tuberosae Indiae orientalis; foliis magnis sub-
aequilateris longe petiolatis cordatis, margine dentatis; scapis radicalibus
ramoso -subumbellatis; floribus albidis roseo tinctis.
1) Rteichenheimia Thwaitesii Kl. Acaulis, rubro-pilosa; foliis
vix inaequilateris longiusceule petiolatis cordatis acutis vel acuminatis ob-
scure lobatis erenato-serratis intense viridi-purpureis albo-maculatis, utrin-
que pilis copiosis purpureis velutinis, margine nudis; stipulis ovatis acumi-
natis; scapis plurimis petiolis brevioribus; floribus subumbellatis ex
albido-roseis; capsulae alis tribus angustis rotundatis subaequalibus dupli-
cato - ciliatis.
Begonia T'hwaitesii Hooker, Bot. Mag., t. 4692.
Wurzelstock knollenartig. Stamm fehlend. Blätter knollenständig,
lang-gestielt, breit-herzförmig, zugespitzt, fast gleichseitig; die Ausbuchtung
tief, die Lappen abgerundet, am Rande gezähnt, von grünlicher Kupfer-
farbe, weifsgefleckt, unterhalb fast purpurroth, auf beiden Flächen roth-
haarig. Die gestielten, schirmartigen Blüthenschafte behaart, kürzer als die
Blattstiele. Bracteen eiförmig, gelblich-grün. Kapseln sparsam behaart.
In Bezug auf Farbe und Lüster der Blätter eine der schönsten aller
Begoniaceen, durch Herrn Thwaites, Vorsteher des botanischen Gartens
zu Peradenia auf Ceylon, im Jahre 1851 in England eingeführt.
2) Reichenheimia subpeltata Kl. Acaulis, pilosa; foliis cordato-
orbieularibus subangulatis dentatis, utrinque pilosis subpeltatis longe petiolatis
radicalibus; petiolis pilosis; racemis paucifloris pedunculatis radicalibus plu-
rimis glabris petiolis sublongioribus; floribus albidis; capsulae alis tribus
subaequalibus, basi attenuatis, apice truncatis.
Begonia subpeltata Robert Wigbht, Icones plant. Ind. or.,t:4812.
176 Kıorzsce:
Knollen von der Gröfse einer Herzkirsche. Blätter 41, Zoll im Durch-
messer, Yrippig, behaart, von zarter Textur, scharf gezähnt mit einer
Ausbuchtung an der Basis, welche einen spitzen Winkel bildet. Blattstiel
knollenständig, gedreht, behaart, auf der Vorderseite der Länge nach ge-
rinnelt, 6 Zoll lang. Traubenstengel kahl, schlank, 4—5blumig, 7—9
Zoll lang.
Auf Malabar zu Hause. Nicht in Kultur.
Diese Gattung scheint in Ostindien zahlreich vertreten zu sein. Die
Unvollständigkeit des mir zu Gebote stehenden Materials gestattet jedoch nur
Vermuthungen, keine bestimmten Nachweise. Mit Bestimmtheit vermag ich
nur anzugeben, dafs die von Royle in den Illustrations of Himalayan plants
auf Tafel 80, Fig. 1 abgebildete Begonia echinata Wall. zur Gattung
Reichenheimia gehört.
XI Gurltia(') Kl.
Taf. IV. B.
Flores monoiei eymosi. Cymae multiflorae pedunculatae axillares.
Masculi: Petala 4 candida, exteriora majora orbicularia concaviuscula, extus
pilosa, interiora reflexa anguste-oblonga obtusa, basi attenuata. Stamina
numerosa toro subplano inserta aequilonga; antheris clavatis obtusis in fila-
menta attenuatis per rimas laterales angustas dehiscentibus; filamentis liberis
filiformibus, antherarum longitudine. Flores feminei: Petala 5 patentia
obovata inaequalia, extus pilosa. Ovarium inferum trigonum triloculare
subaequaliter trialatum. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali in-
tegerrimis pedicellatis, (sectio transversa cordato-ovata subacuta) creberrima
oblonga anatropa. Stylus brevissimus persistens glaber trifidus. Stigmata
bieruria strieta fascia papillosa bis spiraliter torta inferne continua cincta.
Capsula triquetra trilocularis pilosa trialata, alis apice truncatis inaequalibus,
ad alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia
minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
(') Dem Andenken des Geheimen Medicinal-Rath, Professor Gurlt, Director der Thier-
arzneischule in Berlin, eines ausgezeichneten Thier- Anatomen und Physiologen, der in der
Botanik wohl bewandert und dafür literarisch, wenn auch nur anonym, wirksam gewesen
ist, gewidmet.
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 477
Frutices erecti ramosi Brasilienses; foliis mag
transverse-ovatis acutis subangulato -dentatis villoso - pubescentibus; cymis
nis oblique cordatis
pedunculatis axillaribus dichotomis divaricatis.
1) Gurltia tomentosa Kl. Fruticosa, villoso-hirtella; foliis in-
aequaliter reniformi-cordatis, transverse ovato-oblongis acutis repando-sub-
undulatis crenato - dentatis eiliato setosis, supra hirtellis, subtus ferrugineo-
villosis; petiolis villosis; eymis bis dichotomis longissime pedunculatis;
pedunculis ferrugineo-villosis; floribus albidis bracteisque extus pilosis;
fructuum alis binis angustis, tertia maxima acutangula.
Begonia tomenlosa Schott, Curae posteriores in System. vegetab.
eurante Curt. Spreng. Append., p. 408, n. 48.
Stengel aufrecht, verästelt, 2—3 Fufs hoch, von der Dicke eines
kleinen Fingers, wie die Unterseite der Blätter und Blattstiele rost- farben,
zottig-filzig. Blätter 21, Zoll lang und 5—7 Zoll breit. Blattstiele 2—3 Zell
lang. Afterblättchen breit-lanzettförmig, zugespitzt, äufserlich zottig, 7 Li-
nien lang und an der Basis 3— 4 Linien breit. Trugdolde wechselständig,
doppelt-gegabelt, 7— 9 Zoll lang gestielt. Bracteen und Blüthen äufser-
lich behaart.
In Brasilien von Schott in Schönbrunn entdeckt. Nicht in Kultur.
2) Gurltia rigida Kl. Fruticosa, pilosa; foliis inaequaliter cor-
datis transverse-ovatis acutis crenato-dentatis setoso-ciliatis, supra sparse
hirtellis, subtus in nervis villosis; petiolis articulato-pilosis; cymis axillari-
bus bis dichotomis longe pedunculatis; pedunculis pubescentibus; flo-
ribus albidis bracteisque extus pilosis vix ciliatis; pedicellis pubescenti-
tomentosis.
Begonia rigida Hortus Turicensis.
Stengel aufrecht, 2—3Fufs hoch. Blätter 3%, Zoll lang, 51, Zoll breit.
die herzförmigen Lappen der Ausbuchtung sich deckend. Blattstiel 3 Zoll
lang. Trugdoldenstiel 6 Zoll lang.
In Brasilien einheimisch. Im Züricher botanischen Garten in Kultur,
von woher mir durch den Herrn Garteninspector Regel ein Blüthenexemplar
mitgetheilt wurde.
3) Gurltia Meyeri Kl. Fruticosa, erecta, ramosa, incano -villosa;
foliis magnis oblique cordatis, transverse ovatis acutis leviter angulatis den-
tatis, subtus incano-villosis, in nervis petiolisque subferrugineo-tomentosis;
Phys. Kl. 1854. Z
178 Krorzscn:
stipulis semiorbiculatis apieulatis, extus albido-villosis; eymis dichotomis
longe pedunculatis pubescentibus; floribus albis congestis villosis; bracteis
magnis albidis ovato-orbieularibus acutis, extus villosis, margine fimbriatis;
capsulae pubescentis alis inaequalibus apice truncatis, inferne attenuatis.
Begonia Meyeri Otto et Dietrich, Allgemeine Gartenzeitung IV,
p- 349 nec Hooker, nec Walpers.
Stamm aufrecht, 3—4 Fufs hoch, fingerdick, verästelt. Blätter 3Zoll
lang, 7 Zoll breit. Blattstiele 3—4 Zoll lang, auf der oberen Seite mit
einer seichten Furche versehen. Afterblättchen 9 Linien lang und 1 Linie
breit; im späteren Zustande der Entwickelung mit zurückgeschlagenen seit-
lichen Rändern. Gröfster Fruchtflügel an dem abgestutzten oberen Ende
!, Zoll breit, an der Basis 1 Linie breit und 9 Linien lang.
Ist in Brasilien zu Hause, durch Riedel im botanischen Garten zu
Petersburg lebend eingeführt und von dort her weiter verbreitet worden.
XII. Scheidweileria (') Kl.
Ma IV...G:
Flores monoici albi minuti ramosissime cymosi; cymis masculis et fe-
mineis distinctis repetito-dichotomis pedunculatis in apice ramorum axillari-
bus. Masculi: Petala 4 oblongo-orbicularia subaequalia parva albida, dein
reflexa. Stamina numerosa inaequilonga toro subplano inserta; antheris
brevissimis utrinque emarginatis extrorsis remote bilocularibus; filamentis
filiformibus liberis antheris multo longioribus. Flores feminei: Petala 5 sub-
aequalia parva erecta ovato-orbicularia glabra. Ovarium inferum trigonum
triloculare aequaliter trialatum. Ovula in placentis e loculorum angulo
centrali integerrimis pedicellatis (sectio transversa breviter ovata obtusa) cre-
berrima oblonga anatropa. Stylus tripartitus glaber persistens; stigmata
bieruria tortuosa erecta, fascia papillosa ter spiraliter torta antice continua
eincta. Capsula triquetra trilocularis aequaliter obtuse trialata, ad alarum
originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia minutissima
oblonga reticulata exalbuminosa.
(') Dem Andenken des Herrn Professor Scheidweiler zu Ledeberg bei Gent in Bel-
gien, einem eifrigen Botaniker, der die ersten in Europa lebend eingeführten beiden Arten
dieser Gattung als Begonia muricata und B. /uxurians beschrieben hat, gewidmet.
Begoniaceen-Gaitungen und Arten. 179
Frutices erecti robusti subsimplices in fruticetis aridis Brasiliae et
Andium Peruviae orientalis erescentes; foliis subaequalibus palmatim quin-
que-septemlobatis aut plerumque in speciebus brasiliensibus digitatis, lobis
foliisque argute-serratis; cymis dichotomo-ramosissimis divaricatis longe pe-
dunculatis sexu distinctis.
* Folia simplieia palmatim -lobata.
1) Scheidweileria pareiflora Kl. Fruticosa, robusta, erecta; fo-
lüis longe petiolatis cordatis subaequilateris quinque aut septemlobatis, lobis
acutis incisis duplicato-serrulatis ciliatis, supra glabriusculis, subtus in nervis
venisque ferrugineo-tomentosis; cymis longe pedunculatis divaricatis repe-
tito-dichotomis; capsulae alis angustis aequalibus.
Begonia parviflora Poeppig et Endlicher, Nova Genera ac Spec.
pl... p- 7, n.2, t.12.
Stamm einfach, aufrecht, 6—12 Fufs hoch und ,—1 Fufs im Durch-
messer, zuweilen an seiner Spitze sparsam verästelt, dessen Holz weich und
zerbrechlich und von einer glatten, weifslichen Rinde bekleidet. Blät-
ter 9 Zoll bis 2 Fufs lang und breit. Blattstiele 2 Fufs lang und von der
Dicke einer Schwanenfeder. Trugdoldenstiele 1—2 Fufs lang, nahe des
Stammgipfels oder seiner Verzweigungen achselständig, leicht mit einem rost-
farbenen Filze bedeckt.
Auf den östlichen Abhängen der Anden von Peru von Pöppig ent-
deckt. Nicht in Kultur.
** Folia digitata.
2) Scheidweileria muricata Kl. Caule simplici erecto nodoso
muricato; foliis alternis digitatis quinatis septenisve novenatis, foliolis lan-
ceolatis acuminatis inaequaliter argute serratis, utrinque lucidis glanduloso-
muricatis; petiolis teretibus; stipulis parvis caducis; cymis repetito - dicho-
tomis hispidulis plerumque sexu distinctis longe pedunculatis; bracteis
parvis ovatis ciliatis deciduis; germinibus pubescentibus.
Begonia muricata Scheidweiler in Otto et Dietrich, Garten-
zeitung IX, p. 166 nec Blume. B. pentaphylla Walpers, Repertor II,
p: 209, n. 39.
Der 3— 6 Fufs hohe Stengel ist einfach, knotig-gegliedert, unten
nackt und holzig, von einem Zoll Durchmesser, oben, wo er noch kraut-
artig ist, mit Weichstacheln bekleidet. Blätter gefingert, 5—7- oder 9zäh-
Z2
180 Krorzsc:
lig, mit 6 Zoll langen, weichstachlich-behaarten Blattstielen versehen. Blätt-
chen 6—9 Zoll lang und 1,—2 Zoll breit. Blattstielchen eben so, wie die
allgemeinen Blattstiele behaart, 5—10 Linien lang. Trugdoldenstiele 1—2
Fufs lang, bis zur Dicke eines Schwanenkiels, gleich den 6fach wiederholt
gabelförmigen Verästelungen kraus-pubeseirend. Blüthen und Kapseln sehr
klein, letztere auf den Klappen pubescirend.
In Brasilien einheimisch. Seit dem Jahre 1837 in Belgien eingeführt
und von dort aus verbreitet.
3) Scheidweileria luxurians Kl. Caule nodoso cylindraceo tu-
berculato hispido, infra nodos hirsutissimo ; foliis magnis digitatis, foliolis
11—17 lanceolatis, subplicatis acutis, basi in petiolulum compressum atte-
nuatis, margine argute serratis, utrinque sparsim hispidis, supra saturate
viridibus, subtus pallide rubescentibus; petiolis teretibus elongatis setoso-
hispidis rufescentibus; floribus masculis parvis roseis.
Begonia luxurians Scheidweiler in Otto et Dietrich, Garien-
zeitung XVI, p. 131.
Aus der perennirenden Wurzel treten mehrere 3— 4 Fufs hohe, ge-
röthete Stengel hervor. Die gefingerten Blätter haben über einen Fufs im
Durchmesser. Die Blättchen sind 6—7 Zoll lang und 1 Zoll breit. Blatt-
stiel geröthet, stielrund, 5—6 Zoll lang. Blumenblätter rosenroth.
Auf dem Orgelgebirge in Brasilien an den Rändern der Wälder in
feuchten Örtlichkeiten zwischen Steinen wild vorkommend. Herr De
Jonghe in Brüssel erhielt diese Art im Jahre 1848 lebend.
4) Scheidweileria dıgitata Baddi. Caule subsimpliei cylindrico
hispidulo; foliis digitatis subundenis, foliolis lanceolatis inaequaliter serratis
acuminatis, basi longe attenuatis subsessilibus, utrinque sparsim scabris,
supra saturate-subtus pallide viridibus; capsulae alis rotundatis aequalibus.
Begonia digitata Raddi Mss. ex Sprengel Syst. veg. II, p. 626.
B. verticillata Vellozo, Flora Fluminensis X, t. 45.
Stamm cylindrisch, oberwärts einfach verästelt. Blätter gefingert.
Blättchen 6—8 Zoll lang und 1—11, Zoll breit. Stiel und Verzweigungen
der Trugdolde schwindend filzig- pubescirend, im trocknen Zustande
rostfarben.
In Brasilien wie es scheint ziemlich verbreitet. Nicht in Kultur.
Begoniaceen =(@ atlungen und Arten. 181
5) Scheidwerleria inciso-serrata Kl. Caule robusto cylindrico,
apice subramoso; foliis digitatis quinatis-novenatis; petiolis dense pubescente-
hirsutis; foliolis distincte petiolulatis oblongis inaequilateris acuminatis irre-
gulariter argute serratis, basi obtusis, supra medium dilatatis lobato - incisis,
supra saturate viridibus sparsim scabris, subtus pallidis hirtello-nervosis;
stipulis maximis oblongis glabris integerrimis mucronatis cadueis; cymis
longe pedunculatis dichotomo -ramosissimis dilatatis ferrugineo - hirsutis; flo-
ribus femineis in alabastro pubescentibus.
Stamm walzenförmig, einfach, an der Spitze verästelt, knotig-ge-
gliedert und schwindend borstig-zottig. Blattstiele rauh, von der Dicke
eines Rabenkiels und 6—15 Zoll lang. Blättchen I—12 Zoll lang,
breit und sichelförmig gebogen, gewöhnlich nur am Rande der breiteren
ungleich-
Hälfte lappenförmig eingeschnitten, 2, — 4 Zoll breit. Blättchenstiele
ebenfalls rauh und ,—1 Zoll lang. Trugdoldenstiele fufslang. Männ-
liche Blüthen sehr klein, kahl. Weibliche Blüthen in der Knospe sparsam
pubeseirend. :
In Brasilien von Sello entdeckt. Nicht in Kultur,
XIII. Lepsia (‘) Kl.
TatsıV 2A:
Flores parvi monoici cymosi axillares sexu distineti. Masculi: Pe-
tala 4 biserialia inaequalia, exteriora majora brevi obovata, interiora anguste
oblonga. Stamina inaequilonga brevia; filamenta racemosim monadelpha;
antherae breves utrinque subacutae, loculis lateralibus ovalibus brevibus.
Femineis: Petala 5 subaequalia supera pluriseriatim imbricata. Ovarium
inferum trigonum triloculare trialatum. Ovula in placentis e loculorum
angulo centrali integris pedicellatis (sectio transversa ovato-lanceolata,) utrin-
que oyuliferis creberrima, anatropa. Stylus persistens glaber trifidus.
Stigmata arcuatim bieruria, fascia papillosa ter spiraliter torta basi continua
eincta. Capsula membranacea turbinato-triquetra trilocularis inaequaliter
trialata bracteis 2 lanceolato -linearibus acuminatis persistentibus suffulta, ad
(') Dem Andenken des berühmten Alterthumforschers, Herrn Professor Lepsius in
Berlin, der auch auf seiner an Resultaten überaus reichen Reise nach Ägypten der Botanik
eingedenk war, gewidmet.
182 Krorzsca:
alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia minu-
tissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Fruticuli lignosi scandentes ramosissimi in sylvis montanis humidis
umbrosis Americae tropicae erescentes; foliis subsessilibus minutis semicor-
datis ovalibus obtusis argute serratis, subtus albido -papillosis; stipulis sca-
riosis longissime acuminatis persistentibus ; pedunculis paueifloris axillaribus.
1) Lepsia Joliosa Kl. Fruticosa, ramosissima, scandens, glabra;
foliis oblongis acutis sessilibus glaberrimis, basi inaequaliter subcordatis,
margine ciliato-serratis supra saturate viridibus, subtus pallidis albido-
punctato - pustulatis; stipulis ovatis mucronatis unicostatis persistentibus in-
aequilateris pellucidis; eymis femineis bifloris filiformi-pedunculatis glabris;
bracteis duabus ad basim germinis magnis ellipticis mucronatis; capsulae ala
maxima obtusangula, inferne attenuata.
Begonia foliosa Humb., Bonpl., Kth., Nov. gen. ex spec. pl. VII,
p- 140, t. 642. B. microphylla Herb. Willd., n. 17572.
Stamm kahl, dünn, sehr verästelt, braun, längsgefurcht, 1— 11, Fufs
lang. Blätter 6— 8 Linien lang und 3— 3%; Linien breit. Afterblättchen
2%, Linien lang und 1'; Linie breit. Trugdoldenstiele $—9 Linien lang. Die
den Fruchtknoten stützenden beiden Bracteen 3 Linien lang und 2 Linien
breit. Gröfster Fruchtflügel 6 Linien lang und oberwärts 4 Linien breit.
Schon von Humboldt und dessen Begleiter Bonpland entdeckt.
Nicht in Kultur.
3) Lepsia microphylla Kl. Fruticosa, ramosissima, scandens;
caule sulcato robusto ramisque fuseis pulverulento-floccosis; foliis brevi pe-
tiolatis oblique obovatis ciliato-serratis, basi inaequaliter attenuato - emargi-
natis, supra saturate viridibus, subtus pallidis albido - punctato- pustulatis;
stipulis lanceolatis longe mucronatis unicostatis persistentibus inaequilateris
pellueidis; eymis filiformi-pedunculatis, masculis 5 floris, femineis bifloris;
bracteis duabus ad basin germinis lanceolatis longe mucronatis; capsulae ala
maxima rectangula orbiculato-obtusa, inferne nec attenuata.
Lepsia folıosa Tab. nostra V. A.
Stamm braun, gerieft, von der Dicke eines Schwanenkiels, 3—4 Fufs
lang, pulverig-flockig-pubeseirend. Blätter 4—6 Linien lang und 1, — 2%, Li-
nien breit. Afterblättchen 2—3 Linien lang und 1 Linien breit. Trugdol-
denstiele 2—3 Linien lang. Blume fleischfarben. Die den Fruchtknoten
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 183
stützenden beiden Bracteen 2 Linien lang und 3, Linie breit. Gröfster Frucht-
flügel 2 Linien breit und 21, Linien hoch.
In schattigen, feuchten Waldungen bei Merida in Venezuela von
Herrn C. Moritz entdeckt und getrocknet unter no. 1263 eingesandt. Nicht
in Kultur.
3) Lepsia Poeppigiana Kl. Fruticosa, scandens, glabra, ramosa;
caule ramisque tenuibus leviter striatis ; foliis obovatis acutis brevi petiolatis
tenue membranaceis basi oblique emarginatis, utrinque laete viridibus ciliato-
serratis, subtus albido-punctato-papillosis; stipulis late lanceolatis persisten-
tibus longe mucronatis; cymis femineis filiformi-pedunculatis unifloris; bracteis
duabus ad basin germinis minutissimis; capsulae ala maxima superne latiore
obtusa, inferne attenuata.
Begonia foliosa Poeppig Herb., nec. Humb., Bonpl., Kth.
Stamm schlank, 1—1!, Fufs lang, kahl, von der Dicke eines Raben-
kiels, leicht gerieft. Blätter 4—6 Linien lang und 2—3Linien breit. After-
blättchen 2 Linien lang und 1 Linie breit. Trugdoldenstiele 4— 5 Linien
lang. Blüthen- und Fruchtstiele 5 Linien lang. Die den Fruchtknoten
stützenden beiden Bracteen °, Linie lang. Gröfster Fruchtflügel 3 Linien
breit und 4 Linien hoch.
Von dem Professor Pöppig in Leipzig in Waldungen von Peru ent-
deckt. Nicht in Kultur.
XIV. Doratometra(') Kl.
Lat: VesrBs
Flores monoici albi racemosi. Masc. Petala 4 biserialia inaequalia,
exteriora majora orbicularia, intus convexa, interiora anguste obovata, apice
incurva. Stamina 20—25 inaequilonga racemosim-connata; filamenta ab
apice usque ad basim racemoso-monadelpha; antherae parvae breves, utrin-
que obtusae, loculis lateralibus abbreviatis. Fem. Petala 5 inaequalia
obovata parva. Stylus persistens glaber tripartitus. Stigmata bicruria, fascia
papillosa bis spiraliter torta, antice ad basim continua eincta. Ovarium in-
ferum trigonum triloculare trialatum, alis aequalibus pedicellato-glandulosis.
Ovula in placentis e loculorum angulo centrali integris pedicellatis, (sectio
(') Aus den griechischen Wörtern do3u und Kyrg« zusammengesetzt.
184 Kırorzscn:
transversa cordato - sagittata) utrinque ovuliferis creberrima anatropa. Cap-
sula membranacea ovato-triquetra trilocularis, aequaliter trialata, apice
attenuata, basi ebracteata, ad alarum originem per rimas arcuatas de-
hiscens. Semina innumerabilia minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Suffrutex Indiae orientalis; caule erecto puberulo gracili succulento;
foliis semicordatis dentatis acutis; petiolis longis; stipulis parvis inaequilon-
gis pilosis deciduis; racemis filiformi - pedunculatis 2—4 floris.
1) Doratometra VVallichiana Kl. Caule gracili sueculento sub-
ramoso puberulo semipellucido; foliis longe petiolatis semicordatis, trans-
verse ovatis acutis sublobato-grosse dentatis, margine pilosis, supra sparsim
setosis laete viridibus, subtus glabris; stipulis parvis inaequilongis ovatis
acutis pilosis caducis; racemis longe pedunculatis 2 — 4 floris; germinibus
ovatis, apice attenuatis undique pedicellato - glandulosis.
Begonia Wallichiana Steudel.
Ein schlanker, 2—3 Fufs hoher, wenig verästelter, saftiger Halb-
strauch. Blätter 1,—2 Zoll lang und 2,—3!; Zoll breit. Blattstiele 1—3
Zoll lang. Afterblättchen 1—1%, Linie lang. Traubenstiele 1 Zoll-, Blü-
thenstiele 4—°, Zoll lang. Kapseln 7 Linien lang und unterwärts 5 Linien
im Durchmesser. Fruchtflügel 1%, Linie breit.
In Östindien einheimisch. Wird nur in botanischen Gärten kultivirt.
XV. Steineria(') Kl.
TakrVorG
Flores parvi cymosi monoici. Masc. Petala 4 biserialia inaequalia,
exteriora majora obovato-orbicularia, interiora obovata. Stamina numero-
sissima; antherae breves obovatae, apice truncatae, loculis lateralibus; fila-
menta in columnam crassam oblongam racemosim-monadelpha. Fem. Pe-
tala 5 pluriserialia inaequalia parva obovata. Ovarium inferum trigonum
triloculare subaequaliter trialatum puberulum. Ovula in placentis e locu-
lorum angulo centrali integris pedicellatis (sectio transversa ovato-triangularis)
utrinque ovuliferis creberrima anatropa. Stylus persistens glaber brevissimus
(‘) Dem Andenken meines verehrten Collegen in der Akademie der Wissenschaften, des
Mathematiker Herrn Professor Steiner in Berlin, gewidmet. Die früher für dieselbe Gat-
tung von mir vorgeschlagene Benennung Ziessia bin ich gezwungen zurückzuziehen, weil sie
inzwischen von dem Herrn Fresenius für ein Pilz- Genus vergeben worden ist.
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 185
tripartitus. Stigmata arcuatim bieruria, fascia papillosa ter spiraliter torta
basi continua cincta. Capsula membranacea turbinato -triquetra trilocularis
anguste trialata, ad alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina
innumerabilia minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Frutices magni elati Brasilienses; foliis magnis incurvo-obovatis den-
tatis acutis incurvis, basi semicordatis, supra glabris opacis, subtus dense et
minutissime lepidotis; stipulis caducis; cymis pedunculatis axillaribus di-
varicato - dichotomo-ramosis; floribus parvis; capsulae alis subaequalibus
rotundatis.
1) Sterneria ferruginea Kl. Ramis petiolis cymis nervisque atque
ad paginam inferiorem foliorum pulverulento-tomentellis ferrugineis; foliis
magnis incurvo-obovatis acutis semicordatis inaequilateris, versus apicem
dentatis, supra saturate viridibus glabris, subtus dense et minutissime lepi-
dotis, pallide ferrugineis; stipulis cadueis ovato-elongatis obtusis extus lepi-
dotis, intus glabris; germinibus petalisque extus lepidotis; capsulae alis
rotundatis, basi in pedicellum subattenuatis.
Ein hoher, ausgebreiteter, verästelter Strauch. Blätter 1—1%, Fufs
lang und 5—7 Zoll breit. Afterblättchen 3—4 Linien lang und 1,—2 Li-
nien breit. Blattstiele zolllang. Trugdolden einen Fufs im Durchmesser.
Trugdoldenstiele 6 Zoll lang. Blüthen und Kapseln 4 Linien im Durch-
messer. Fruchtflügel 14 Linie breit und 3 Linien hoch.
In Brasilien von Sello entdeckt. Nicht in Kultur.
2) Steineria pulchella Kl. Caule erecto ramoso glabro; foliis
subminoribus incurvato-obovatis acutis semicordatis inaequilateris, versus
apicem dentatis, supra saturate viridibus glabris, subtus nervis fuscescentibus
exceptis, aeneis, minutissime et densissime lepidotis; petiolis brevibus costisque
subtus evanescente hirtellis; cymis pedunculatis evanescente pubescentibus ;
capsulae alis angustis rotundatis subaequalibus, basi in petiolum subattenuatis.
Begonia pulchella Raddi mss. ex Sprengel Syst. veg. II, p. 626.
Ein schlanker, verästelter, kahler Strauch. Blätter 5—7 Zoll lang
und 2—3 Zoll breit. Blattstiele 3—4 Linien lang. Trugdolden 4 Zoll im
Durchmesser, deren Stengel 2—3 Zoll lang. Früchte sammt den Flügeln
2 Linien im Durchmesser.
Von Raddi, Sello, Meyen und Gaudichaud bei Rio de Janeiro
in Brasilien gesammelt. Nicht in Kultur.
Phys. Kl. 1854. Aa
186 Krorzsch:
AYI. Pilderia(') Kl.
Taf. VII A.
Flores monoiei paniculati penduli. Masculi: Petala 4 subviridia,
exteriora majora ovato-oblonga obtusa extus convexiuscula hirtella, interiora
anguste oblonga breviora, utrinque glabra. Stamina 30 —40; antherae
brevissimae obovatae, apice pulvinatim productae; filamenta longa filiformia,
basi umbellatim monadelpha. Flores feminei: Petala 5 inaequalia late ob-
longa obtusa in alabastro pluriseriatim imbricata. Germen trigonum hispi-
dum triloculare inaequaliter trialatum. Ovula in placentis e loculorum
angulo centrali integerrimis pedicellatis (sectio transversa hastata oblonga
obtusa) ereberrima, anatropa, sessilia. Stylus brevis tripartitus glaber per-
sistens. Stigmata bicruria, fascia papillosa bis spiraliter torta, inferne con-
tinua eincta. Capsula triquetra trilocularis hispidula inaequaliter trialata,
ad alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia
minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Frutex caracasanus erectus ramosus ferrugineo-villosus; caule ramis-
que erectis exsuceis; foliis oblongis acutis basi semicordatis membranaceis
rugoso-bullatis argute duplicato-serratis, supra hispidis, subtus nervoso-vil-
losis; stipulis ovatis acuminatis aridis fuscescentibus, dorso villoso - costatis ;
panicula ferrugineo-villosa terminali; floribus pendulis membranaceis laxis
pallide virescentibus bracteis persistentibus suffultis.
1) Pilderia urticaefolia Kl. Caule exsucco tereti, ramis panicula
petiolisque ferrugineo -villosis; foliis membranaceis oblongis inaequilateris
rugoso-bullatis acutis subineisis duplicato - serratis, basi semicordatis deinde
recurvatis, supra hispidis glabro-nervosis, subtus glabris minutissime albido-
punetulatis ferrugineo-hirsuto-nervosis; panicula pyramidata multiflora;
bracteis scariosis persistentibus obtusis ciliatis.
Begonia urticaefolia Hort. Berol.
Ein 2—3 Fufs hoher, aufrechter, verästelter, schlanker Strauch.
Blätter anfangs gerade-abstehend, so, dafs die Blattfläche mit der Richtung
(') Dem Andenken eines vorzüglichen Pflanzen-Cultivateurs, unter dessen sorgsamer
Pflege die Palmen des hiesigen botanischen Gartens sich lange einer normalen Gesundheit
erfreuten, des Herrn Obergärtner Pilder bei der Frau Bankier Friebe in Wilmersdorf
bei Berlin, als ein Zeichen der Anerkennung gewidmet.
Begoniaceen - Gallungen und Arten. 187
des Blattstiels eine gerade Linie bildet, später zurückgekrümmt, so, dafs die
Richtung des Blattstiels zu der der Platte einen rechten Winkel zeigt und
die frühere Länge des Blattes zur Breite wird, 3—4 Zoll lang und 11,—2
Zoll breit. Die Rispe 3—4 Zoll lang, ,—1 Zoll langgestielt; die
Seitenzweige derselben zolllang, dünn, einfach, vielblumig und während
der Blüthe hangend.
In Venezuela von Karsten, Moritz und Wagener gesammelt und
lebend in Deutschland eingeführt.
°+ Flores masculi et feminei 4 petali.
XYTI. Mezierea Gaudich.
Flores monoiei, masculi et feminei in cymas repetite dichotomas pedun-
culatas axillares dispositi. Masculi: Petala 4, exteriora maxima orbicu-
laria, margine ceucullato-involuta, interiora angusta oblongo-lanceolata intus
excavata. Stamina numerosa toro plano inserta;, antheris oblongis, apice sub-
attenuatim-obtusis, basi emarginatis; filamentis liberis erectis anthera sub-
brevioribus, basi dilatatis. Flores feminei: Petala 4, exteriora maxima et
interiora angusta, forma ut in mare. Germen inferum teretiusculum oblon-
gum, leviter tricostatum exalatum triloculare. Ovula creberrima, anatropa.
Stylus usque ad basin tripartitus persistens glaber. Stigmata bieruria basi
expansa, cruribus tortuosis, apice attenuatis, fascia papillosa bis spiraliter
torta, inferne continua cinctis. Capsula oblonga exalata.. Semina innume-
rabilia ovalia reticulata exalbuminosa.
Frutex; foliis ovatis acuminatis, margine repando-crenatis inaequi-
lateris, basi semicordatis; stipulis longissimis lanceolato - acuminatis, dorso
costatis; cymis repetite dichotomis pedunculatis axillaribus folio suo bre-
vioribus; bracteis longis angustis.
1) Mezierea Salaciensis Gaudichaud, Voyage de la Bonit (Bo-
tanique), t. 32 absque descriptione.
Stengel stielrund. Blätter 3—5 Zoll lang und 14, — 2, Zoll breit.
Blattstiele und Afterblättchen +—1 Zoll lang. Trugdoldenstiele 1—2 Zoll
lang. Blüthen % Zoll im Durchmesser. Früchte 6 Linien lang und 3 Linien
im Durchmesser.
Aa
188 Kıorzscn:
Der Ursprung der Pflanze, wie der, der Namenbezeichnung ist völlig
unbekannt. Sicher gehört sie einem Länderstriche an, aus welchem mir
keine Begoniacee zu Gesicht gekommen ist und ich vermuthe daher, dafs sie
den ost-afrikanischen Inseln angehören möge. Der Queerdurchschnitt einer
Frucht in der Zeichnung zeigt Wandplacenten, dies ist jedenfalls unrichtig,
weil es der Entwickelung dieses Organs bei den bis jetzt bekannten Formen
dieser Familie durchaus widerspricht.
°r Flores masculi 5 petali — feminei 3 petali.
* Placentae bilamellatae.
XVII. Rachia (') Kl.
Tat: VE: \B.
Flores monoieci magni albidi in cymas dichotomas parvas contractas
longe pedunculatas axillares dispositi. Masculi: Petala 4 biserialia, exteriora
oblongo-orbicularia magna, extus sparsim villosula, interiora angusta oblon-
go-obovata glabra. Stamina numerosa aequilonga toro plano inserta; an-
theris oblongis, utrinque obtusis, rimis longitudinalibus apice oblique con-
niventibus instructis; filamentis liberis antheris subbrevioribus. Flores
feminei: Petala 3 inaequalia biserialia, exteriora majora oblongo-orbicularia,
intus glabra convexa, extus longe pilosa, interius parvum obovatum. Germen
inferum pilosum trigonum triloculare subinaequaliter trialatum. Ovula in
placentis e loculorum angulo centrali geminis conniventim bilamellatis,
utrinque oyuliferis creberrima, anatropa. Stylus brevis glaber persistens
tripartitus; stigmatibus bieruribus, basi subdilatatis, fascia papillosa bis
spiraliter torta cinctis. Capsula membranacea pilosa turbinato-triquetra
trilocularis subaequaliter trialata, ad alarum originem per rimas arcua-
tas dehiscens. Semina innumerabilia minutissima oblonga reticulata exal-
buminosa.
Frutices simplices erecti tomentosi mexicani; foliis peltatis carnoso-
subcoriaceis incano-tomentosis; stipulis latis deciduis acuminatis; cymis
contractis longe pedunculatis; floribus submagnis albidis.
(') Dem Andenken eines sehr vielseitig gebildeten Mannes und ausgezeichneten Pflanzen-
Cultivateurs, des Kunstgärtner Herrn Louis Rach in Berlin, der eine grofse Pflanzenkenntnils
besitzt und eben eine interessante Arbeit über die Ericeen des Thunberg’schen Herbars
beendet hat, gewidmet.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 189
1) Rachia peltata Kl. Caule erecto crasso simplici tomentoso;
foliis carnoso-coriaceis peltatis orbiculari-ovatis acutis repando-crenatis, supra
subtusque incano tomentosis; stipulis latis acuminatis septemnerviis, extus
tomentoso-vellereis; petiolis longis teretibus incano-tomentosis; cymis con-
tractis longissime pedunculatis pubescenti-tomentosis; floribus magnis albi-
dis; petalis exterioribus pilosis.
Begonia peltata Otto und Dietrich, Allgemeine Gartenzeitung
IX, p. 58.
Stamm dick, einfach, 1,—2 Fufs hoch. Blätter 5—7 Zoll lang und
4—51, Zoll breit. Blattstiele —6 Zoll lang. Trugdoldenstiele 8—15 Zoll
lang. Blüthen 1 Zoll -, Kapseln 9 Linien im Durchmesser. Fruchtflügel
6 Linien lang und 3 Linien breit, oben abgestutzt.
Kömmt auf trockenen, sonnigten Trachytfelsen in einer Höhe von
2,500 Fufs in Mexico vor, (Liebmann). Durch Schiede und Deppe
lebend eingeführt und vom Berliner botanischen Garten aus verbreitet.
2) Rachia incana Kl. Caule erecto crasso simplici incano-tomen-
toso; foliis peltatis minoribus ovatis acutis remote dentatis subangulatis,
subtus albido-tomentosis, supra pallide viridibus subglabris; peduneulis
longiusculis ramificationibusque cymae rubescentibus albido-villosulis; petalis
albidis roseo tinctis utrinque glaberrimis.
Begonia incana Lindley, Miscellaneous matters to the Botanic. Reg.
1841. n. 73. B. auriformis van Houtte, Hort. Berol.
Der vorigen Art im Habitus sehr verwandt, nur in allen Theilen
kleiner und schwächer und durch vorstehende Diagnose wohl unterschieden.
Nach Liebmann kömmt sie in Mexico mit der vorhergehenden Art
gemeinschaftlich vor.
3) Rachia Meyeri Kl. Caule elato erecto fruticoso; foliis car-
nosis amplis peltatis oblongis, basi oblique auriculatis, margine leviter sinu-
atis, undique molliter cano-tomentosis; cymis axillaribus longissime pedun-
culatis rubescentibus villosulis; floribus magnis dense congestis longe
pedicellatis; petalis exterioribus magnis, extus labmie! capsulis pallide-viri-
dibus tenuissime membranaceis magnis aequaliter trialatis, apice truncatis.
Begonia Meyeri Hooker, Bot. Mag., t. 4100 nec Otto et Dietrich.
Diese Art scheint die gröfste der bis jetzt bekannten Rachien zu sein.
Sie ist aus Versehen von Sir W. Hooker für eine Pflanze gehalten worden,
190 Krorzsch:
die er aus dem Berliner botanischen Garten erhalten zu haben glaubte, vom
Petersburger Garten ausgegangen sein sollte, in Brasilien zu Hause ist und
zur Gattung Gurltia gehört. In der von Sir W. Hooker entworfenen
Diagnose werden der weiblichen Blüthe 2 Blumenblätter zugeschrieben,
während in der dazu gehörigen, von Fitch gefertigten Abbildung deutlich
3 Blumenblätter zu sehen sind.
Sie stammt jedenfalls aus Mexico. Ob sie sich noch in Kultur befin-
det, ist mir nicht bekannt.
AIX. Diplochinium (') R. Wight, (Icones ete., excl. t. 1814.)
Flores monoici eymosi. Masculi: Petala 4, exteriora majora orbi-
cularia, interiora angusta, basi attenuata. Stamina numerosa inaequilonga,
inferne monadelpha; antheris obovatis, apice rotundatis aut emarginatis in
filamenta brevia attenuatis. Flores feminei: Petala 3, exterioribus duabus
oppositis majoribus, tertia angustiore, basi attenuata. Germen trigonum
glabrum triloculare aequaliter trialatum. Ovula in placentis e loculorum
angulo centrali bilamellatis ereberrima, anatropa. Stylus persistens, tri-
partitus. Stigmata bieruria fascia papillosa inferne continua eincta. Capsula
papyracea triquetra trilocularis aequaliter trialata ad alarum originem per
rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia minutissima oblonga reti-
culata exalbuminosa.
Suffrutices herbacei Indiae orientalis acaules tuberosi aut caulescentes
etuberosi subglabri; foliis in speciebus acaulibus aequaliter cordatis, in spe-
ciebus caulescentibus semicordatis; eymis repetite dichotomis pedunculatis
radicalibus aut axillaribus.
« Acaules.
1) Diploclinium Arnottianum R. Wight. Acaule, nanum, tu-
berosum; foliis orbicularibus acutis crenato - serratis aequaliter cordatis,
(') Dieser von dem Herrn Lindley ursprünglich aufgestellte Name, welcher sämmtliche
Begoniaceen mit gespaltenen Placenten, von mir in 24 deutlich unterscheidbare Gattungen
getheilt, zu einer Gattung vereinigen sollte, konnte unmöglich adoptirt werden. Ich habe
es demnach vorgezogen denselben nach Wight’s Definition für diejenigen ostindischen Arten
in Anwendung zu bringen, deren weibliche Blüthen neben den gespaltenen Placenten mit
3 Blumenblättern versehen sind.
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 191
supra sparsim pubescentibus, subtus piloso-nervosis; cymis pluribus radi-
dicalibus paucifloris foliis vix longioribus; capsulis obovatis, basi sub-
attenuatis.
D. Arnottianum R. Wight, Ic. plant. Ind. or. vol. V, t. 1815.
Knollen von der Gröfse einer Kirsche. Gewächs krautartig, 5 Zoll
hoch. Blätter 2—3 Zoll im Durchmesser. Blattstiele 1,— 21, Zoll lang.
Trugdoldenstiele 3 Zoll lang.
In dichten Wäldern Östindiens (Courtallum). Blühbt im Juli und
August nach R. Wight. Nicht in Kultur. (')
2) Diploclinium cordifolium R. Wight. Rhizomate crasso; fo-
lüs orbieularibus rotundatis cordatis dentatis, supra sparsim pubescentibus;
petiolis longis radicalibus glabris; scapis solitariis glabris petiolis longioribus;
cymis laxis expansis multifloris; floribus parvis; capsulis turbinatis, apice
latis truncatis, basi attenuatis.
D. cordifolium R. Wight, Ic. plant. vol. V, t. 1816.
Das ganze Gewächs 9—12 Zoll hoch. Blätter 3—44, Zoll im Durch-
messer. Blattstiele 5—6 Zoll lang. Trugdoldenstiel 6 Zoll lang. Trug-
dolde 4 Zoll im Durchmesser.
In Waldungen auf Malabar. Blüht im Juni (R. Wight). Nicht
in Kultur.
ß Caulescentes.
3) Diploclinium Lindleyanum R. Wight. Caulescens, herba-
ceum, eramosum; caule gracili flexuoso glabro; foliis semicordatis trans-
verse oblongis acuminatis repando- dentatis, dentibus argutis submucronatis,
utrinque glabris; cymis repetite dichotomis dilatatis laxis brevi pedunculatis
axillaribus multifloris; floribus parvis; capsulis aequaliter trialatis, apice
truncatis, inferne attenuatis.
Diploclinium Lindleyanum R. Wight, Icones plant. Ind. or. vol. V,
1,4817:
Begonia malabarica Dryander, eine auf Tafel 86 im 9. Bande des
Hort. Malab. abgebildete Begonia, deren weibliche Blüthen ebenfalls mit
(') Diploelinium biloculare R. Wight t. 1814 hat einen hinfälligen Griffelapparat und
gehört zu den Platycentreen.
192 Krorzscn:
3 Blumeublättern versehen sind und welche nach Robert Wight von der
B. malabarica Roxbg als Species abweicht, ferner die folgende unter no. 4
diagnosirte Art aus Java gehören nicht allein zur Gattung Diploclinium,
sondern scheinen auch mit D. Lindleyanum nahe verwandt zu sein, so nahe,
dafs ich fürchte eine oder die andere der Arten werde bei genauerer Prüfung
in die letztgenannte aufgehen.
Unsere Pflanze ist schlank, unverästelt und 14,—2 Fufs hoch, Die
Blätter 6 Zoll lang und 2 Zoll breit. Die Blattstiele 1—1%, Zoll lang. Die
Trugdoldenstiele 1 Zoll lang. Die Trugdolden sparrig-auseinander gespreitzt,
6 Zoll im Durchmesser, aber kaum 3 Zoll lang. Männliche Blüthen 10 Li-
nien -, weibliche Blüthen 8 Linien im Durchmesser.
Auf Malabar und Courtallum einheimisch. Nicht in Kultur.
4) Diploclinium repandum Kl. Caule herbaceo strieto glabro
simpliei; foliis semicordatis oblongis acuminatis repandis denticulatis laevi-
bus, supra nitidis, subtus pallidis; capsulae alis aequalibus rotundatis.
Begonia repanda Blume, Enum. plant. Jav. I, p. 97.
Stengel 1—2 Fufs hoch, gerade, aufrecht, von der Dicke eines
Gänsekiels. Blätter 4—5 Zoll lang und 1, —2 Zoll breit. Blattstiele
1—1!, Zoll lang. Trugdoldenstiele 1 Zoll lang. Bracteen oval, weich-
stachelspitzig und parallel-Snervig. Trugdolden 3 Zoll im Durchmesser.
Auf der Insel Java einheimisch. Nicht in Kultur.
5) Diploclinium bombycinum. Caule elato ramoso glabro; fo-
liis semicordatis ovato-oblongis acuminatis denticulatis laevibus, supra ni-
tentibus, subtus pallidis et in venis plerumque purpurascentibus; cymis
axillaribus pedunculatis subcontractis; capsulae utrinque emarginatae alis
aequalibus obtusis.
Begonia bombycina Blume l.c.I, p. 9.
Stengel kahl, verästelt, 3 Fufs hoch. Blätter 5— 6 Zoll lang und
24,—3 Zoll breit. Blattstiele ,—3 Zoll lang. Kapseln 10 Linien lang und
5 Linien im Durchmesser.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 193
** Placentae integrae pedicellatae.
AX. Mitscherlichia (‘) Kl. nec Kunth.
Tal VI. A.
Flores monoiei cymosi. Masculi: Petala 4 biserialia, exteriora ma-
jora suborbicularia, interiora angustiora obovata, basi attenuata. Stamina
30—60; antheris obovatis tumidis, basi in filamenta subattenuatis brevibus
per rimas laterales dehiscentibus; filamentis in cylindrum plus minus longum
monadelphis. Flores feminei: Petala 4 biserialia, exterioribus majoribus
brevi-ovatis obtusis, interiore paryo. Germen inferum trigonum triloculare
glabrum aequaliter trialatum. Ovula in placentis e loculorum angulo cen-
trali integerrimis pedicellatis (sectio transversa oblongo-triangularis seu obtuse
ovato-lanceolata) ereberrima, anatropa, sessilia. Stylus brevis trifidus glaber
persistens. Stigmata bieruria, fascia papillosa bis spiraliter torta, inferne
continua cincta. Capsula triquetra trilocularis glabra aequaliter trialata, ad
alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia minu-
tissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Suffrutices acaules subtuberosi in sylvis Indiae orientalis crescentes;
rhizomate perbrevi subtuberoso stipulis magnis instructo; foliis carnoso-sub-
coriaceis orbieularibus peltatis longe petiolatis; cymis repetito - dichotomis
pedunculatis; floribus speciosissimis roseis albis vel coccineis; bracteis parvis;
capsulae alis aequalibus obtusis coloratis.
1) Mitscherlichia albo-coccinea Kl. Acaulis; foliis transverse
ovatis obtusissimis suborbicularibus laterali- peltatis coriaceo - carnosis obtuse
sinuatis, supra glaberrimis, subtus pallide punctatis nervoso - pubescentibus;
petiolis longis appresso -hirtis; stipulis magnis ovatis acuminatis; cymis pe-
dunculisque puberulis; petalis forum masculorum et femineorum exteriori-
bus extus coceineis, intus pallide roseis, interioribus niveis; capsulae val-
vibus viridibus, alis aequalibus rubro -marginatis.
Begonia albo-coccinea Hooker, Bot. Mag., t. 4172. Lindley,
Bot. Reg. New Series, 1.39. B. Grahamiana R. Wight, Icones plant.
Ind.'or. v Wr. 18917°
(') Dem Andenken der Herren Gebrüder Mitscherlich, des Chemikers, Geheimen
Medizinal-Rath, und des Directors der pharmakologischen Sammlung, Professor an der hiesigen
Universität, gewidmet. Die von Kunth aufgestellte Gattung Mitscherlichia ist von. Neea
Ruiz und Pav. nicht verschieden.
Phys. Kl. 1854. Bb
194 Krorzsen:
Wurzelstock sehr kurz, fast knollenartig. Blattstiele 2—6 Zoll lang.
Blätter 2—6 Zoll im Durchmesser. Afterblättchen schlaff, häutig, eiförmig,
lang-zugespitzt, 1%, Zoll lang und an der Basis 4, Zoll breit. Trugdolden-
stiele 1— 1%, Fufs a sammt den eneieungeg und Blüthenstielen schar-
lachroth. Fruchtflügel an beiden Enden verdünnt.
In dichten Waldungen (Courtallum) Östindiens. (R. Wight). Eine
der schönsten Zierden unserer Warmhäuser.
2) Mitscherlichia coriacea Kl. Acaulis; foliis aggregatis longe
petiolatis excentrice peltatis subcoriaceis brevi-ovatis acutis glanduloso-serra-
tis, supra saturate viridibus concavis, subtus petiolisque purpureis; stipulis
membranaceis roseis ovato-acuminatis; scapis folio longioribus, apice dicho-
tomo-cymosis pedicellisque saturate roseis; petalis coccineo-subroseis;
fructibus coccineis; capsulae alis subaequalibus, basi emarginatis.
Begonia coriacea Hasskrl, Pl. Jav. rar., p. 209. B.peltata Hasskrl,
Tijdschrift X, p. 133. B. Hasskarlü Zollinger msc. Herb. n. 1613. B.
hernandiaefolia Hooker, Bot. Mag., t. 4676.
Wurzelstock kurz. Afterblättchen häutig-rosenroth, eiförmig, lang-
zugespitzt, 4 Zoll lang und % Zoll breit. Blattstiele 2, — 9 Zoll lang.
Blätter 2—4 Zoll lang und 1}, =, Zoll breit. Trugdoldenstiele 6—12 Zoll
lang. Zwei Fruchtflügel ee als der dritte.
Von Herrn Hasskarl zuerst, später von dem Herrn Zollinger auf
Java entdeckt. Nicht wie irrthümlich im Botanical Magazine angegeben, aus
Central- America stammend. Wird mit Erfolg in unseren Warmhäusern
kultivirt.
“r Flores masculi 2-, feminei 5 petali.
* Placentae longitudinaliter fissae.
XXI Petermannia (') Kl.
EENNE®:
Flores monoici parvi cymosi. Masculi: Petala 2 aequalia cordato-
orbicularia. Stamina numerosa inaequilonga connata, antherae breves
bares apice truncatae u me lateraliter rimosae, rimis longitu-
(') Dem Andenken des im Elke 1854 zu Leise ersten Botanikers, Professor
und Custos des dortigen Universitäts-Herbariums Dr. Wilhelm Ludwig Petermann
gewidmet.
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 195
dinalibus, apice subeonniventibus; filamenta racemoso-monadelpha. Feminei:
Petala 5 pluriserialia inaequalia elliptica. Ovarium inferum trigonum trilo-
culare subaequaliter trialatum glabrum. Ovula in placentis e loculorum
angulo centrali geminis conniventim-lamellatis, utrinque ovuliferis creberrima,
anatropa. Stylus persistens glaber tripartitus; stigmata lunato-dilatata, mar-
gine sublobata brevi bieruria, eruribus divaricatis, fascia papillosa bis spira-
liter torta antice continua einctis. Capsula triquetra trilocularis subaequaliter
obtuse trialata, ad alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina
innumerabilia minutissima oblonga retieulata exalbuminosa.
Frutices erecti graciles ramosi subglabri nodosi in insulis philippinis
et Sumatra erescentes; foliis obliquis subincurvis dentatis serratis aut incisis
brevi petiolatis; stipulis scariosis membranaceis; cymis repetito- dichotomis
peduneulatis axillaribus.
1) Petermannia Cumingiana Kl. Gracilis, sparsim ramosa, gla-
bra; caule erecto subgeniculato; foliis brevissime petiolatis oblongis incurvis
acuminatis inaequilateris, basi oblique emarginatis, margine inciso - serratis,
supra saturate viridibus, subtus pallidis fusco -nervosis; stipulis ovato - ob-
longis rotundatis mucronatis scariosis; cymis parvis divaricatis brevi pedun-
culatis; floribus parvis albidis; pedicellis florum femineorum sparsim setosis;
capsulae alis subaequalibus obtusangulis, basi subattenuatis.
Ein schlanker, kahler, 2 Fufs hoher, wenig verästelter Strauch.
Blätter 3— 4 Zoll lang und 10 — 18 Linien breit. Blattstiele 1 — 1}, Linie
lang. Afterblättchen 4 Linien lang und 11, Linie breit. Trugdolden
2 Zoll im Durchmesser, 4—1 Zoll lang gestielt. Blüthen 5 Linien im
Durchmesser.
Von dem Herrn Cuming auf den Philippinen entdeckt und in dessen
Sammlungen unter no. 856 enthalten. Nicht in Kultur.
2) Petermannia Jasciculata Kl. Caule gracili rufescente piloso;
foliis oblongo-ovatis acuminatis, basi semicordatis duplicato-serratis inaequi-
lateris, supra rufescente setosis, subtus pubescentibus, inferioribus alternis,
superioribus suboppositis; petiolis dense pilosis; stipulis linearibus acumi-
natis pilosis; cymis brevissime peduneulatis in apice ramorum alternatim
axillaribus; bracteis purpureis acutis pilosis; floribus albidis; capsulae alis
subaequalibus obtusangulis.
Bb 2
196 Krorzscn:
Begonia fasciculata William Jack, Descriptions of Malayan plants
in Calcutta Journal of nat. hist. v. IV. 1844. p. 345.
Endeckt von W. Jack zu Tappanuly, an der Westküste von Sumatra.
Nicht in Kultur.
3) Petermannia racemosa Kl. Suberecta, glabra; foliis obo-
vato-oblongis acuminatis basi attenuatis semicordatis irregulariter dentatis
brevi petiolatis; stipulis magnis oblongis; cymis florum masculorum pedun-
culatis axillaribus flore femineo unico intermixtis; petalis erassis carnosis;
capsulae alis aequalibus rotundatis.
Begonia racemosa W. Jack l.c. p. 346. Layang-layang Simpac Mal.
Wächst im Inneren von Beucoolen (Sumatra). Nicht in Kultur.
4) Petermannia geniculata Kl. Caule sulcato compressiusculo
glabro; foliis petiolatis ovato -oblongis semicordatis acuminatis denticulatis
glabris; cymis repetito-dichotomis divaricatis; petalis albidis; capsulae alis
aequalibus obtusangulis.
Begonia geniculata W. Jack l.c. p.347. Rumput Udang Udang. Mal.
Wächst in Sumatra. Die Eingebornen benutzen die Blätter dieser
Pflanze zum Reinigen ihrer Dolche von Rostflecken (W. Jack).
XXI. Moschkowizia(') Kl.
ats VIII SA:
Flores monoici albi parvi geniculato-cymosi. Masculi: Petala 2 op-
posita oblongo-orbicularia, intus concava. Stamina numerosa toro plano
inserta; antheris oblongis utrinque obtusis, apice in connectivum sterile
productis, loculis lateralibus infra apicem rima longitudinali strieta de-
hiscentibus ; filamentis anthera subbrevioribus liberis glabris. Flores feminei:
Petala 5 biserialia, 3 exteriora aequalia subrotundato-elliptica concava ob-
tusa, 2 interiora oblonga acutiuscula. Ovarium inferum trigonum triloculare
inaequaliter trialatum. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali bi-
lamellatis creberrima, anatropa, lamellis arcuatim conniventibus in stipitem
exovuliferum conjunctis. Stylus trifidus glaber persistens, lobis bicornutis
(') Dem Andenken des Herrn Kunst- und Handelsgärtner Moschkowitz in Erfurt,
der sich durch die Einführung und Verbreitung mehrerer Begoniaceen verdient gemacht
5 5 g 8
hat, gewidmet.
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 197
subtortuosis, fascia papillosa bis spiraliter torta, inferne continua cinctis.
Capsula turbinato-triquetra membranacea trilocularis inaequaliter trialata, ad
alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia mi-
nutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Fruticuli graciles flexuosi glabri ramosi caracasani; foliis petiolatis
oblongis semicordatis minutissime spinuloso -dentatis; stipulis parvis ca-
ducis; ceymis geniculato-dichotomis divaricatis pedunculatis glabris axilla-
ribus; bracteis minutis ciliatis; floribus parvis albis; capsulae alis albidis
obtusangulis.
1) Moschkowitzia fagopyroides Kl. Gracilis, glaberrima, fle-
xuosa; caule purpurascente; foliis membranaceis deflexis petiolatis trans-
verse ovatis acuminatis spinuloso - denticulatis semicordatis, supra laete
viridibus nitidis, subtus pallidis impresso -nervosis minutissime papuloso-
punctulatis; stipulis amplexicaulibus caducis oblongis membranaceis obtusis
mueronulatis multinerviis glabris; cymis axillaribus brevi pedunculatis geni-
culato-ramosissimis divaricatis glabris; ramificationibus tenuissimis; bracteis
minutis lanceolatis versus apicem ciliatis; floribus parvis candidis; capsulae
ala maxima rectangula rotundata,
Begonia fagopyroides Kunth et Bouche, Index plant. hort. bot.
Berol. 1848.
Das ganze Gewächs 3—4 Fufs hoch, schlank, biegsam, verästelt, mit
einer Neigung zum Klimmen. Blätter 1—1', Zoll lang und 2,—3 Zoll breit.
Blattstiele ,— 1%; Zoll lang. Afterblättchen 7 Linien lang und 4 Linien breit.
Trugdolden 3—5 Zoll im Durchmesser, deren Stengel 1—1!, Zoll lang.
Von dem Herrn C. Moritz auf der Colonie Tovar bei Caracas in Ve-
nezuela entdeckt und durch ihn in Deutschland eingeführt.
2) Moschkowitzia VVageneriana Kl. Suberecta, gracilis, gla-
berrima; caule viridi; foliis membranaceis erectis petiolatis transverse ellip-
ticis acutis leviter sinuato-angulatis spinuloso-denticulatis semicordatis, supra
saturate viridibus, subtus pallidis rubescenti-nervosis minutissime papuloso-
punctatis; petiolis erectis; stipulis obovatis mucronulatis glabris; eymis axil-
laribus pedunculatis minus ramosis contractis; bracteis minutis oblongo-
spathulatis ciliatis; staminibus creberrimis; floribus parvis candidis; capsulae
ala maxima rectangula rotundata.
198 Krorzscn:
Eine 2—3 Fufs hohe, schlanke, aufrechte, kahle, verästelte Pflanze
mit einer Neigung zum Klimmen. Blätter 1—2 Zoll lang und 2— 3 Zoll
breit. Blattstiele ,—1% Zoll lang. Afterblättchen 6 Linien lang und 3 Li-
nien breit. 'Trugdolden 1—2 Zoll im Durchmesser, deren Stengel gerade,
aufrecht, 1—% Zoll lang.
Von dem Herrn Obergärtner Lauche, einem vorzüglichen Culti-
vateur in dem überaus pflanzenreichen Etablissement des Herrn Ober-
landesgerichtsrath Augustin auf dem Wildpark bei Potsdam aus Samen
gezogen, den Herr Wagener aus Venezuela eingesandt hatte.
XAII. Donaldia(') Kl.
ar avi, DB.
Flores monoiei carnei cymosi. Masculi: Petala 2 opposita ovato-or-
bicularia, intus concava. Stamina numerosa toro plano inserta; antheris
oblongis utrinque obtusis, connectieulo fuscescente; filamentis liberis fili-
formibus anthera subbrevioribus glabris. Flores feminei: Petala 5 triserialia
inaequalia ovata obtusa. Ovarium inferum trigonum triloculare inaequaliter
trialatum. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali bilamellatis cre-
berrima, anatropa, lamellis arcuatim conniventibus in stipitem exoyuliferum
conjunctis. Stylus tripartitus glaber persistens, lobis bicornutis tortuosis,
fascia papillosa ter spiraliter torta, inferne continua einctis. Capsula turbi-
nato-triquetra membranacea trilocularis valde inaequaliter trialata, ad alarum
originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia minutissima
oblonga reticulata exalbuminosa.
Fruticuli erecti sparsim ramosi caracasani; foliis inaequilateris oblongis
acutis argute duplicato-serratis rectis membranaceis semicordatis brevi pe-
tiolatis; stipulis scariosis subpersistentibus; cymis divaricatis ter dichotomo-
ramosis pedunculatis axillaribus; floribus subcarneis; bracteis scariosis per-
sistentibus; capsulis bractea oblonga suffultis.
1) Donaldia ulmrfolia Kl. caule erecto subramoso piloso; folüs
oblongis acutis argute duplicato-serratis inaequilateris, basi semicordatis;
petiolis brevibus hirtis; stipulis subpersistentibus scariosis oblongo-lanceolatis
(') Dem Andenken des Herrn Donald, Verfasser eines sehr beachtenswerthen Aufsatzes
über die Kultur und Behandlung der Begoniaceen im ersten Bande des Journals der Londoner
Gartenbau - Gesellschaft, gewidmet.
Begoniaceen - G allungen und Arien. 199
acutis, extus sparsim hirtellis; cymis pedunculatis axillaribus hirtis; bracteis
lanceolato-linearibus mucronatis integerrimis persistentibus glabris; capsulae
sparsim hirsutae alis 2 angustis, tertia maxima ovato- deltoidea.
Begonia ulmifolia Humb. Bonpl. Kunth, Noy. gen. et spec.
plant. VII, p. 173. Herb. Willd. n. 17571. Link et Otto, Icones
select. plant. rar. I, p. 83, t.38. Loddiges, Bot. Cab., t. 638. Donaldia
ulmifolia Kl. Regel, Gartenflora 1854. t. 77.
Stengel aufrecht, wenig verästelt, 2—4 Fufs hoch, saftig. Blätter
2—5 Zoll lang und 1—2 Zoll breit. Blattstiele 3—4 Linien lang. After-
blättchen 6 Linien lang und 2 Linien breit. Trugdolden in der Blüthe
2 Zoll -, in Frucht 4 Zoll im Durchmesser. Trugdoldenstiele 2,—3 Zoll
lang. Bracteen 3—5 Linien lang und 1—2 Linien breit. Gröfster Kapsel-
flügel 5 Linien lang und 6 Linien breit.
Ist in Venezuela zu Hause. In Deutschland ziemlich verbreitet.
2) Donaldia Oltonis Kl. caule erecto subramoso crassiusculo gla-
bro; foliis brevissime petiolatis elliptico -lanceolatis acutis spinuloso - dupli-
cato-serratis inaequilateris, basi obliquis, utrinque glaberrimis, supra satu-
rate viridibus, subtus glaucescentibus; stipulis persistentibus scariosis ovatis
mucronatis glabris; eymis pedunculatis contractis glabris axillaribus; bracteis
late ovatis glabris persistentibus; capsulae glabrae alis 2 angustis, tertia
maxima deltoidea acuta.
Begonia Oltonis Walpers, Repert. bot. system. II, p. 212, n. 82.
Stamm 2—4 Fufs hoch, robust. Blätter 2,—3 Zoll lang und S— 10
Linien breit. Blattstiele 1—2 Linien lang. Afterblättchen 4—5 Linien lang
und 25—3 Linien breit. Trugdoldenstiele 1,—2 Zoll lang. Trugdolden
45—2 Zoll im Durchmesser. Bracteen 4 Linien lang und 3 Linien breit.
Gröfster Fruchtflügel an der Basis herablaufend, an der Spitze breit ab-
gestutzt, in einem stumpflichen Winkel endigend, 9 Linien hoch und 6 Li-
nien breit.
In Venezuela einheimisch. Vom Herrn Garteninspektor Eduard
Otto lebend -, von dem Herrn C. Moritz in getrockneten Exemplaren
unter no. 124 eingeführt.
200 Kıorzscn:
** Placentae integrae pedicellatae.
AXIV. Augustia(‘) Kl.
SzaaV ll... B.
Flores monoici albi cymosi. Masculi: Petala 2 suborbicularia paullulum
latiora quam longa. Stamina 50— 60 toro pulvinato compressiusculo inserta;
antheris parvis ovato-oblongis, utrinque obtusis, apice in conum obtusum
productis, loculis infraapicalibus lateralibus tumidis; filamentis filiformibus
liberis antheris subduplo longioribus. Flores feminei; Petala 5 patentia
pluriserialia inaequalia obovata, interiora minora. Ovarium inferum trilo-
culare trigonum subaequaliter trialatum. Ovula in placentis e loculorum
angulo centrali solitariis integris pedicellatis (sectio transversa ovato-oblonga)
creberrima, anatropa. Stylus trifidus glaber persistens; stigmatibus bicor-
nutis, fascia papillosa bis spiraliter torta, inferne continua ceinctis. Capsula
turbinato -triquetra membranacea trilocularis subaequaliter trialata, apice
truncata, ad alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innu-
merabilia minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Frutieuli ramosi succulenti tumido-articulati tuberosi capenses; foliis
reniformi-cordatis grosse dentatis, incisis aut palmatim lobatis acutis petiola-
tis; stipulis subpersistentibus; cymis pedunculatis axillaribus paucifloris;
floribus submagnis candidis aut dilute roseis bracteis candidis caducis sufful-
tis; capsulae alis subaequalibus, apice truncatis.
1) Augustia Dregei Kl. Caule carnoso-nodoso; foliis petiolatis
inaequilateris reniformi - cordatis grosse angulato-serratis glaberrimis nitidis;
stipulis ovatis obtusis submucronatis; eymis axillaribus pedunculatis paucifloris;
floribus candidis; capsulae alis subaequalibus acutangulis, apice truncatis.
Begonia Dregei Otto et Dietr., Gartenzeitung IV, p. 357. n. 27.
B. parvifolia Graham, Bot. Mag., t. 3720. E. Meyer Mss. nec Schott.
B. reniformis Hort. Berol. nec Dryander.
Var. « purpurascens; caule ramis petiolisque rubescentibus; foliis mino-
ribus, subtus purpurascentibus.
Var. & rubro-nervis; caule sordide purpureo-virescente; foliis majoribus,
subtus pallide viridibus rubro -nerviis.
(') Dem Andenken unseres wackeren Physikers, des Herrn Professor Dr. August, Di-
rector des Cöllnischen Real- Gymnasiums, gewidmet.
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 201
Stengel 2—3 Fufs hoch, unterwärts von der Dicke eines Daumens, in
einen unterirdischen, flachen Knollen verlaufend. Blätter schief, 8 Linien
bis 1!, Zoll lang und 1—21, Zoll breit. Blattstiele 1—2 Zoll lang. After-
blättchen 4 Linien lang und 2 Linien breit. Trugdolden wenigblüthig, deren
Stengel achselständig, länger als die Blattstiele. Bracteen weifslich-grün,
kreis-verkehrteiförmig. Kapselflügel 9 Linien lang und 1—3 Linien breit.
Auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung einheimisch. Wird allge-
mein kultivirt.
2) Augustia caffra Kl. Caule carnoso-nodoso ramoso; foliis
obliquis inaequilateris reniformi-cordatis angulato-lobatis obtuse serratis
acutis aut acuminatis petiolatis; stipulis lanceolatis acuminatis; cymis dicho-
tomis pedunculatis axillaribus quadrifloris; floribus albidis submagnis;
bracteis orbiculari-ovatis; capsulae alis subaequalibus acutangulis, apice
truncatis.
Begonia caffra Meissner in Linnaea XIV, p. 501. Begonia sinuata
E. Meyer Mss. Otto et Dietrich, Allgem. Gartenzeitung IV, p. 357.
Graham in Edinb. Journ. of Sc. 1837. Bot. Mag. t. 3731. nec Wallich.
B. sinuata Hort. Berol.
Stamm fleischig, knotig-gegliedert, 2—3 Fufs hoch, grün, etwas ge-
röthet, unterhalb der Erdfläche knollig-verdickt. Afterblättchen aus breiter,
oft lappiger Basis lanzettförmig, langzugespitzt, 7 Linien lang und an der
Basis 3— 4 Linien breit. Blattstiefe 2— 3 Zoll lang. Blätter 2— 21, Zoll
lang und 3—4 Zoll breit, auf der Unterfläche rothnervig. Trugdoldenstiele
2 Zoll lang. Bracteen breit eiförmig, stumpf. Fruchtflügel oberwärts 3 Li-
nien breit.
Auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung einheimisch. In Kultur.
3) Augustia Natalensis Kl. Tuberosa, glabra; caule succulento,
inferne crasso nodoso-articulato ramoso ; foliis inaequaliter semicordatis acu-
minatis lobatis hinc grosse auriculatis serratis acutis, supra albo-maculatis;
eymis pedunculatis axillaribus 4— 6 floris; floribus pallide roseis; petalis flor.
“masc. rhombeo-orbieularibus, fem. rhombeo- ovatis; fructu trialato alis 2
majoribus subacute angulatis unica breviore obtusangula.
Begonia Natalensis Hooker, Bot. Mag., t. 4841.
Von einem kaum bis zur Hälfte von Erde bedeckten, flachgedrückten
Knollen von grau-brauner Farbe, entspringt der 1— 1, Fufs hohe, gelblich-
Phys. Kl. 1854. Ce
2023 Krorzscna:
grüne, kupferroth-gefleckte, verästelte, fleischige, knotig-gegliederte, ober-
wärts allmählig verdünnte Stengel. Blätter 1,—2 Zoll lang und 3—4 Zoll
breit mit einer rosenrothenBlattrippe. Blattstiele —1%, Zoll lang, geröthet.
Trugdoldenstiele blafsroth 1—1!, Zoll lang. Beide gröfsere Fruchtflügel 1 Zoll
lang und 2—3 Linien breit.
Durch Capitain Garden in Port Natal entdeckt und lebend in Eng-
land eingeführt.
4) Augustia suffruticosa Kl. Tuberosa, gracilis, glaberrima;
caule flexuoso-erecto, basi lignoso; stipulis ovato-oblongis acutis integris;
foliis obliquis palmatim 3—4 lobatis, lobis inaequalibus lanceolatis pinnato-
ineisis dentatis vel integris; petiolis nunc brevibus nunc longis gracillimis;
cymis axillaribus pedunculatis paucifloris; capsulis ovato-triangularibus ve-
noso reticulatis, apice truncatis, e basi rotundata obsolete attenuatis; capsulae
alis aequalibus, apice in angulum obtusum vix productis.
Begonia suffruticosa Meissner in Linnaea XIV, p. 502.
Afterblättchen 2 Linien lang. Blattstiele 2 Linien bis 11, Zoll lang,
fadenförmig. Blätter 1—1%, Zoll lang und 8 Linien bis 1 Zoll breit. Trug-
doldenstiele 1 Zoll lang. Fruchtflügel 8 Linien lang und 3 Linien breit.
Von Drege auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung entdeckt. Nicht
in Kultur.
° Flores masculi 2 -, feminei 3 petali.
AXAXY. Trachelanthus (') Kl.
Taf. VII. C.
Flores monoici. Masculi pedunculati umbellatim racemosi dipetali.
Petala 2 orbiculari-oblonga albida. Stamina numerosa longe mona-
delpha; antheris parvis brevibus late obovatis, lateraliter brevi biforaminosis,
basi apiceque obtusis; filamentis in cylindrum longum connatis, apice brevi
liberis. Flores feminei solitarü sessiles tripetali. Petala alba ovata acuta
aequalia uniserialia. ÖOvarium longissime et tenuissime rostratum inferum
triloculare trigonum subaequaliter trialatum, alis supra loculos attenuatim
adscendentibus, apice inaequaliter acutangulis spinuloso - serratis. Ovula in
placentis e loculorum angulo centrali solitariis integris pedicellatis (sectio
(') Aus den griechischen Wörtern rg&yrros und «vos zusammengesetzt.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 203
transversa oblonga acuta) ereberrima, longe funiculata, anatropa. Stylus
glaber persistens trifidus; stigmatibus bicornutis, fascia papillosa bis spira-
liter torta, inferne continua einetis. Capsula sessilis brevi valvata longissime
rostrata, supra loculos in alas tres acutangulas spinoso-dentatas producta,
trilocularis, ad alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innu-
merabilia minutissima oblonga reticulata exalbuminosa funiculo longo fili-
formi instructa.
Suffrutices acaules Brasilienses rhizomate repente instructis; foliis
oblongis aequalibus acuminatis serratis longe petiolatis; stipulis subpersisten-
tibus bracteisque pectinato-ciliatis; floribus masculis dipetalis pedunculatis
corymbosis, femineis sessilibus solitaris tripetalis.
1) Trachelanthus rhizocarpus Kl. Rhizomate repente glabro
subterraneo; foliis erectis aequilateris ovato oblongis acuminatis serratis,
basi obtusis, supra laete viridibus albo-maculatis, subtus pallidis rubrove-
niis; petiolo longo strieto folio sublongiore, sulco longitudinali supra in-
structo; stipulis bracteisque ovatis acutis pectinato-ciliatis; pedunculis folio
brevioribus.
Begonia rhizocarpa Fischer Mss. Walpers Repertor. Bot. Syst.
13 Al ra
Wurzelstock von der Dicke eines Rabenkiels, von Erde bedeckt,
kriechend. Blätter 3—4 Zoll lang und 12— 15 Linien breit. Blattstiele
3—5 Zoll lang. Männliche Blumenstiele 4— 5 Zoll lang. Männliche Blü-
then 4, Zoll im Durchmesser. Bracteen 3 Linien lang und 2 Linien breit.
Weibliche Blüthen auf dem Wurzelstocke sitzend, deren Blüthen 8 Linien
im Durchmesser. Die Kapselfrucht, welche in einem langen, walzenförmi-
gen Hals endigt, milst von der Basis der Fächer bis zur Spitze derselben
2 Linien, von der Basis bis zum Aufhören der Flügel 7 Linien und von der
Basis bis zu Ende des langen Halses oder bis zur Insertion der Blumenblät-
ter 16 Linien, unten im Durchmesser 4 Linien.
Durch den Petersburger botanischen Garten verbreitet, der diese Art
aus brasilianischem Samen zog.
2) Trachelanthus attenuatus Kl. Rhizomate repente rugoso sub-
terraneo; foliis oblongis acuminatis sinuato-dentatis spinuloso-serrulatis, basi
attenuatis longe petiolatis utrinque glabris immaculatis; stipulis ovatis acutis
Cc2
204 Krorzscn:
pectinato-ciliatis; bracteis obovato -orbicularibus pectinato - eiliatis; pedun-
culis petiolo brevioribus.
Wurzelstock von der Dicke eines Gänsekiels und 1,—2 Zoll lang.
Blätter 4—5 Zoll lang und 1—1% Zoll breit. Blattstiele 1—4 Zoll lang.
Männliche Blumenstiele 2—3 Zoll lang. Bracteen 2 Linien lang und breit.
Männliche Blüthen !, Zoll im Durchmesser.
Vom verstorbenen Sello in Brasilien (Mandioca) entdeckt. Nicht
in Kultur.
‘+ Flores masculi - et feminei 2 petali.
* Placentae longitudinaliter fissae.
AXAXTVI. Gireoudia (') Kl.
Tat. VIT.,G.
Flores monoici albi v. rosei. Masculi: Petala 2 oboyata v. obovato-
orbicularia. Stamina numerosa subaequilonga; antheris oblongis, utrinque
obtusis per rimas laterales dehiscentibus, apice breviter productis; filamentis
filiformibus strictis anthera brevioribus liberis. Flores feminei dipetali. Pe-
tala oblonga obovata. Ovarium inferum triloculare trigonum inaequaliter
trialatum. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali geminis conniven-
tim-lamellatis, utrinque ovuliferis creberrima, anatropa. Stylus persistens
trifidus glaber; stigmatibus dilatato -lunatis, margine fascia papillosa cinctis.
Capsula turbinato-triquetra membranacea trilocularis inaequaliter trialata, ad
alarım originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia minu-
I)
tissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Suffrutices carnoso-suberosi erecti aut repentes in America centrali et
in regno mexicano crescentes; foliis integris lobatis rarissime digitatis aut
peltatis; petiolis longis teretibus; stipulis magnis; cymis pedunculatis axilla-
ribus repetite dichotomis; floribus femineis bibracteatis; capsulae alis in-
aequalibus semiorbicularibus rectangulis.
« Truncus erectus.
1) Gireoudia involuerata Kl. Pubescens; caule erecto suffruti-
coso angulato nodoso villo detergibili rufo obsito, internodiis varia longi-
(') Dem Andenken eines vorzüglich gewandten, umsichtigen, mit gründlichen Kenntnissen
ausgestatteten Cultivateurs, des Herrn Obergärtner Gireoud, welcher der Gärtnerei des
Herrn Fabrikbesitzer Nauen in Berlin vorsteht, gewidmet.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 205
tudine foliis suis multoties brevioribus; foliis longe petiolatis oblique cordatis
latissimis 9 — 12 nerviis acuminatis irregulariter lobatis, lobis acuminatis
duplicato-eroso-dentatis ciliatis, sinu basilari angusto, utrinque fusco-strigu-
losis, supra laete viridibus, subtus pallidioribus ad nervos densius pubescen-
tibus; petiolis laminam subaequantibus vel ea brevioribus dense fulvo-villosis;
stipulis deciduis scariosis lanceolatis acuminatis glabris fuseis; scapis axillari-
bus folia superantibus villo detergibili rufo dense obsitis, cyma repetite
dichotoma, ramis cymae junioribus bracteis numerosis maximis vaginantibus
involucratis capitulis ovatis similibus deeiduis lato -ovatis scariosis glabris;
floribus 3—9 in apieibus dichotomiarum faseiculatis longe pedicellatis albis;
petalis rotundatis; capsula glabra; ala maxima lato-falcata angulo rotundata,
alis duabus angustissimis rotundatis.
Begonia involucrata Liebmann Mexicos og Central- Americas Be-
gonier n. 27.
Stamm 1—1!, Fufs hoch und von der Dicke eines kleinen Fingers.
Blätter 6—8 Zoll lang und 4—6 Zoll breit. Blattstiele 4 Zoll lang. After-
blättchen 1 Zoll lang. Fruchtstielchen 14, Zoll lang. Die reife Kapsel 5 Li-
nien lang und 7 Linien breit.
Von dem Herrn Dr. Oersted aus Kopenhagen in Central - Amerika
in einer Höhe von 6000 Fufs entdeckt. Nicht in Kultur.
3) Gireoudia laciniata Kl. Suffruticosa, erecta subramosa; ramis
pedunculisque teretibus glabris, pulvillis elongatis albidis sparsim asperatis;
foliis inaequaliter serratis oblique cordato-ovatis, versus apicem bi-trilobatis,
lobis acuminatis, supra subtusque nervoso-scabris; petiolis longis subtilissime
rufescenti-pubescentibus; pedunculis in apice ramorum congestis folio lon-
gioribus sparsim pilosis; cymis repetite dichotomis coarctatis; floribus ger-
minibus pedicellisque candidis; petalis ovato-orbicularibus; capsulae ala
maxima oblique ovata obtusa patentissima, duabus angustis.
Der Stamm theilt sich bis zur Basis in 2 Fufs lange, aufrechte, schwa-
nenkieldicke Zweige. Die Blätter sind 4—6 Zoll lang und breit. Blattstiele
6— 3 Zoll lang. Trugdoldenstiele 8-9 Zoll lang. Blumenblätter 4 Linien
lang und 5 Linien breit. Gröfster Fruchtflügel 3—4 Linien lang und 4—5
Linien breit. Die Zweige der Trugdoldenknospe von scheidenartigen Bracteen
eingehüllt, länglich in eine stumpfe Spitze endigend.
206 Krorzscn:
Von dem Kunst- und Handelsgärtner Herrn Louis Mathieu aus
Samen gezogen, den er durch den Herrn von Warscewicz aus Central-
America erhalten hatte.
3) Gireoudia fibrillosa Kl. Caule strieto robusto evanescente
fusco-hirsuto; foliis oblique cordatis carnoso-membranaceis grosse dentato-
lobatis, lobis acutis, supra laete viridibus rufescenti pilosis, subtus pallidis
in nervis gilvo-villosis; petiolis teretibus foliorum lamina longioribus eva-
nescente villosis; stipulis magnis membranaceis scariosis ovatis cuspidato-
acuminatis nervoso-hirsutis; pedunculis folio longioribus ferrugineo-villosis;
cyma repetite dichotoma multiflora; bracteis membranaceis aridis obovatis
pallide fuseis hirtis, duabus ad basim florum femineorum germine triplo
brevioribus; floribus candidis; germinibus pallide viridibus; capsulis triala-
tis, alis inaequalibus, maxima versus apicem dilatata.
Stamm ungetheilt 1— 1!, Fufs hoch, 15 Linien dick. Blätter 4— 6
Zoll lang und 5—8 Zoll breit. Blattstiele robust, 4—7 Zoll lang. Trug-
doldenstengel 8 Zoll lang, aufrecht. Blumenblätter 5—6 Linien lang und
breit. Gröfster Fruchtflügel 8 Linien lang und 3 Linien breit.
Auf dem Chiriqui- Gebirge in Central- America von dem Herrn von
Warscewicz entdeckt und eingeführt und von dem Herrn L. Mathieu in
Berlin aus Samen gezogen.
4) Gireoudia pilifera Kl. Caule robusto subsimplici sparsim
fusco-piloso; foliis oblique cordatis suborbicularibus carnoso-membranaceis
grosse dentato-lobatis, lobis acutis, supra saturate viridibus evanescente
rufo-pilosis, subtus pallidis longe nervoso-villosis; petiolis teretibus foliorum
lamina duplo longioribus vellereis; stipulis magnis membranaceis aridis
ovatis acuminatis nervoso-hirsutis; pedunculis folio longioribus sparsim pi-
losis; bracteis membranaceis obovyatis ex albido-virescentibus, antice ciliatis,
duabus ad basin florum femineorum germine subbrevioribus; eyma repetite
dichotoma divaricata multiflora; pedunculo longo strieto villoso; floribus
candidis; capsulae pallide viridis ala maxima adscendente acuta.
Stamm aufrecht 9—12 Zoll lang und 1 Zoll im Durchmesser. Blätter
4—6 Zoll lang und 5—7 Zoll breit. Blattstiele 7—10 Zoll lang. Trug-
doldenstengel 9 Zoll lang. Blumenblätter 6— 7 Linien lang und breit.
Gröfster Fruchtflügel 1 Zoll lang und oberwärts , Zoll breit.
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 207
Auf dem Chiriqui- Gebirge in Central- America von dem Herrn von
Warscewicz entdeckt und unter n. 1708 eingeführt. Von dem Herrn
L. Mathieu aus Samen gezogen.
5) Gireoudia crassicaulis Kl. Caule brevi crasso; foliis palmatim
profunde partitis, laciniis acuminatis subpinnatifidis inciso-dentatis, subtus
petioloque ferrugineo-pilosis; cymis densis multifloris ferrugineo -pubes-
centibus pedunculatis; bracteis ovatis obtusis convexis; petalis albis rotun-
datis glabris; ovarii alis inaequalibus, angulo superiore suborbiculare.
Begonia crassicaulis Lindl., Miscellaneous matter of the Bot. Reg.
1842, p. 22, n. 21. Bot. Reg. New Ser. t. 44.
Von Hartweg in Guatemala entdeckt und lebend eingeführt. Durch
die Londoner Gartenbau - Gesellschaft verbreitet.
6) Gireoudia ertifolia Kl. Caule carnoso ferrugineo - pubescente;
foliis longe petiolatis concavis oblique ovatis grosse inciso-dentatis, supra
glabris, subtus subpubescentibus; eymis axillaribus ferrugineo-tomentosis ;
bracteis subrotundo - oyatis convexis floribusque glabris; ovarii alis semiecir-
eularibus aequalıbus.
Begonia vitifolia Lindl. l.c. p. 21, n. 20. nec Schott. B. Zind-
leyana Walpers Repert. II, p. 209, n. 42.
Die Blätter dieser Art erinnern an die unseres Weines, denen sie in
Form und Farbe gleichen. Die Blattstiele sind 6 Zoll lang. Die Trug-
dolden sind von der Länge der Blätter, selten kürzer. Die Blüthen grofs
und weils.
Von Hartweg in Guatemala entdeckt und lebend in England
eingeführt.
7) Gireoudia pruinata Kl. Glabra; caule crasso subsimpliei
stricto ; stipulis amplis semiamplexicaulibus integerrimis obtusis dorso cari-
nato-fimbriatis, infra apicem in setam longam excurrentibus; foliis peltatis
carnosis oblique ovatis angulato-lobatis minutissime denticulatis, supra laete
viridibus levissime pruinatis, subtus petiolisque albido -glaucescentibus, ju-
rioribus acuminato-lobatis, margine fibrillosis subtusque venoso - setulosis;
pedunculis folio longioribus glabris virescenti-albicantibus, apice repetite
dichotomis; bracteis majoribus orbiculari-obovatis candidis; floribus can-
didis; germinibus pallide viridibus trialatis; alis subaequalibus rotundatis.
208 Kıorzsch:
Stengel 4—1 Fufs hoch und 1—1!, Zoll dick. Blattstiele 4—5 Zoll
lang und von der Dicke eines Gänsekiels. Blätter 3—4 Zoll lang und
44, — 6 Zoll breit. Trugdolde mit dem Stiele 9 Zoll lang. Die verkehrt
eiförmigen Blumenblätter !, Zoll lang und 5Linien breit. Kapselflügel 1', —
3 Linien breit.
Von dem Herrn Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu aus Samen
erzogen, den derselbe von dem Herrn von Warscewicz aus Costarica in
Central- America, woselbst sie einheimisch ist, erhalten hatte.
8) Gireoudia lobulata Kl. Fruticosa, erecta, ramosa; ramis pe-
tiolis pedunculis et foliorum pagina inferiore tenuissime ferrugineo vellereis;
foliis oblique cordatis transverse ovatis acutis coriaceis obtuse sinuato-lobatis
obsolete serratis, margine pilis erispatis eiliatis, supra glabris saturate viri-
dibus ad basin purpureo-maeculatis, subtus viridi albicantibus; cymis pedun-
culatis repetite dichotomis dilatatis pendulis; petalis orbiculari-obovatis
candidis; capsulae ala maxima rotundata albida, reliquis angustis.
Ein 3 Fufs hoher, verästelter, krautartiger Strauch von !; Zoll Dicke.
Blätter 4—5 Zoll lang und 5—7 Zoll breit, an der Basis 1 Zoll tief einge-
schnitten und die Lappen genähert. Blattstiele 5— 6 Zoll lang, von der
Stärke eines Rabenkiels. Afterblätter zusammengelegt, lanzettförmig, ge-
kielt, an der Spitze kapuzenförmig-zusammengezogen, auf dem Rücken be-
haart, 14, Zoll lang. Trugdoldenstiele 5 Zoll lang. Blumenblätter 5 Linien
lang und 4 Linien breit. Gröfster Fruchtflügel 3 Linien breit.
Vaterland unbekannt. Wird im Berliner botanischen Garten kultivırt
und blüht im Frühjahr.
9) Gireoudia sarchophylla Kl. Frutescens; caule pedali et in-
super digitum minimum crasso, superne rufo-villoso; internodiis semipolli-
caribus; foliis longe petiolatis crassis oblique cordatis v. reniformi - cordatis
angulatis sublobatis irregulariter denticulatis, sinu basilari obtuso, 7 nerviis,
supra saturate viridibus glabrescentibus, junioribus villo rufo detergibili ob-
sitis, subtus pallidioribus imprimis ad nervos rufo-villosis; petiolis Jaminam
subaequantibus v. superantibus rufo -villosis; stipulis membranaceis lanceo-
latis acutis, dorso pilosis; cyma dichotoma; bracteis oblongis obtusis roseis ;
floribus roseis.
Begonia sarchophylla Liebmann Mexicos og Central- America Be-
gonier, p. 12, n. 22.
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 209
Blätter 3—5 Zoll lang und 2— 3 Zoll breit. Blattstiele 2—5 Zoll
lang. Afterblätter 1 Zoll lang.
Vom Professor Liebmann im Departement Oajaca in Mexico ent-
deckt. Nicht in Kultur.
10) Gireoudia cardiocarpa Kl. Fusco-pilosa; caule erecto, basi
cerasso nodoso; stipulis scariosis fusco-hyalinis lato-lanceolatis acuminatis ;
foliis longe petiolatis crassis oblique cordatis subpeltatis acutiusculis angulatis
leviter lobatis, lobis inaequalibus latis acutis obtusisve irregulariter denticu-
latis ciliatis, 7 nerviis, sinu basilari duplicatura loborum basilarium incon-
spicuo, supra glabris, subtus lepitodo- punctulatis ad nervos et imprimis ad
insertionem petioli fusco-villosis, petiolo laminam subaequante fusco-piloso ;
pedunculo tereti crasso sulcato adsperse piloso; cyma dichotoma; bracteis
deciduis elongatis obtusis pilosis; floribus carneis; petalis rotundatis; capsula
glabra elongato-obcordata; alis membranaceis subaequalibus, basi cuneatis
decurrentibus, apice rotundatis.
Begonia cardiocarpa Liebmann].c. p. 13, n, 24.
Blätter 3 Zoll lang und 2 Zoll breit. Blattstiele 1, — 2 Zoll lang.
Trugdoldenstiele 7— 10 Zoll lang. Fruchtstielchen %, Zoll lang. Kapsel
5 Linien lang und 3 Linien breit.
In der Provinz Segovia (Nicaragua) vom Dr. Oersted entdeckt.
Nicht in Kultur.
11) Gireoudia sericoneura Kl. Caule erecto carnoso digitum
crasso dense stipulaceo; stipulis membranaceis dense rufo-nervosis lanceo-
latis longe acuminatis ad costam imprimis longe fulvo-barbatis; foliis longe
petiolatis oblique cordatis acutiusculis irregulariter grosse sinuato-dentatis,
sinu basilari profunde rotundato, lobis basilaribus productis rotundatis,
9— 11 nerviis, supra saturate viridibus pilis longis fuscis adspersis, subtus
densius pilosis imprimis ad nervos adpresse fulvo-sericeis; petiolis Jaminam
superante lana fulva detergibili dense obsitis; pedunculis axillaribus folia vix
superantibus cum pedicellis fulvo-lanatis, cyma dichotoma; bracteis deciduis
membranaceis obtusis; floribus roseis.
Begonia sericoneura Liebmann ]. c. p. 13. n. 23.
Blätter 5 — 6 Zoll lang und 3 — 4}, Zoll breit. Blattstiele 6 — 9 Zoll
lang. 'Trugdoldenstiele 9I— 14 Zoll lang.
Phys. Kl. 1854. Dd
210 Krorzsch:
Vom Dr. Oersted aus Kopenhagen in der Provinz Segonia auf dem
Pantasmo-Gebirge in einer Höhe von 4,500 Fufs (Nicaragua) entdeckt. Nicht
in Kultur.
12) Gireoudia fimbriata Kl. Trunco brevi erecto digitum mini-
mum crasso stipulaceo; stipulis scariosis lanceolatis acuminatis; foliis longe
petiolatis oblique cordatis acuminatis denticulatis ciliatis, sinu basilari
angusto, lobis basilaribus rotundatis, 7—8 nerviis, utrinque rufo-setosis,
subtus pallidioribus lepidoto-punetulatis; petiolis Jaminam aequante setis
reflexis erispatulis rufis obsitis; peduneulis folia superantibus sparse setulosis,
demum glabrescentibus; cyma dichotoma; bracteis majusculis orbieulatis
fimbriato-ciliatis setosis; floribus rubris, externe setosis, masculis majoribus;
petalis reniformi-cordatis, femineorum lato-cordatis; ovario pilosulo sensim
glabrescente; capsula glabra carnosa nutante, apice truncata; alis angustis
rigidis rotundatis, maxima apicem capsulae non attingente.
Begonia fimbriata Liebmann ].c. p. 18. n. 35.
Blätter 3 Zoll lang und 11, —2 Zoll breit. Blattstiele 3 Zoll lang.
Trugdoldenstiele 8—9 Zoll lang. Fruchtstielchen 6—7 Linien lang. Blu-
menblätter der männlichen Blüthe 4 Linien lang und 6 Linien breit. Kapsel
5 Linien lang und breit.
Vom Professor Liebmann im Distriete Chinantla des Departements
Oajaca in Mexico entdeckt. Nicht in Kultur.
13) Gireoudia squarrosa Kl. Trunco brevi obliquo stipulaceo;
stipulis scariosis fuscis lanceolatis acuminatis; foliis longe petiolatis tenuibus
oblique cordatis acuminatis irregulariter dentieulatis ciliatis variegatis, supra
laete viridibus sanguineo-zonatis glabris, subtus lepidoto -albo-punctulatis,
nervis 5— 7 rufescentibus pilis raris adspersis; petiolo laminam superante
dense squamuloso, squamis ferrugineis reflexis fibrilloso - laciniatis; pedun-
culo folia superante tereti subglabro; cyma repetite dichotoma; bracteis
deciduis scariosis ovatis obtusis; floribus incarnatis, petalis masculis lato-
cordatis, femineorum obovyatis obtusis; capsulae ala maxima membranacea
faleato-triangula obtusa, alis 2 minoribus rotundatis.
Begonia squarrosa Liebmann.c. p.7. n.9.
Blätter 3 Zoll lang und 2— 21, Zoll breit. Blattstiele 4 Zoll lang.
Trugdoldenstiel 6—8 Zoll lang. Blüthenstielehen 3—4 Linien lang. Kapsel
3 Linien lang und 6 Linien breit.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. AM:
Auf einer Höhe von 6000 — 7000 Fufs der Cuesta de S. Pedro im
Departement Oajaca (Mexico) vom Professor Liebmann entdeckt. Nicht
in Kultur.
14) Gireoudia setulosa Kl. Caulescens; foliis oblique cordatis
acuminatis subangulatis inaequaliter argute denticulatis ciliatis, nervis ramis-
que utrinque setulosis; eymis pedunculatis paucifloris, basi incarnatis.
Begonia setulosa Bertero, Flora Guatim. p. 37.
Diese zweifelhafte Art soll in Central- America zu Hause sein.
15) Gireoudia rotata Kl. Rufo-villosa; trunco erecto crasso car-
noso stipulaceo; foliis longe petiolatis peltato-digitatis, foliolis 5—7 longe
petiolulatis, oblique elliptieis acuminatis, basi cuneatis irregulariter denti-
culatis, supra atro-viridibus pilis rufis adspersis, subtus pallidioribus sub-
tilissime lepidoto-granulatis imprimis ad nervos rufo-pilosis; pedunculo folia
duplo superante; cyma dichotoma; bracteis numerosis lato-ovatis denticulatis
longe rufo-pilosis; floribus parvis.
Begonia rotata Liebmann ].c. p. 11. n. 19.
Blattstiele 4—5 Zoll lang. Blättehen 3—4 Zoll lang und 1 Zoll breit.
Stiele der Blättchen 1 Zoll lang. Trugdoldenstengel 1 Fufs lang. Bracteen
" Zoll lang.
Im Departement Oajaca von Mexico durch den Professor Liebmann
entdeckt. Nicht in Kultur.
16) Gireoudia caroliniaefolia Kl. F errugineo - villosa; trunco
erecto crasso carnoso simplice stipulaceo; stipulis ovatis acuminatis scariosis,
extus ferrugineo-villosis; foliis longe petiolatis peltato-digitatis, foliolis
6— 3 longe petiolulatis incuryo-inaequilateris oblongis acuminatis sinuato-
serratis, basi obtusis aut cuneatis, supra atro-viridibus glabris, subtus palli-
dioribus nervoso - villosissimis; petiolulis dense ferrugineo-villosis squamis
angustis longissimis concoloribus interspersis; pedunculo rufo-piloso folia
duplo superante; cyma repetite dichotoma; floribus roseis; petalis orbicu-
laribus; capsulis inaequaliter trialatis glabris; ala maxima oblique ovata,
reliquis angustis.
Begonia caroliniaefolia Regel, Gartenflora I, p. 259. t. 25.
Stamm aufrecht, ungetheilt, 1—2Fufs hoch und 1— 1%, Zoll im
Durchmesser. Blatt und Blättchenstiele dicht und langzottig- rostfarben-
Dd2
212 Kırorzscn:
behaart. Erstere 5—7 Zoll lang, letztere ,—1 Zoll lang. Trugdolden aus-
gebreitet, vielfach gabelförmig-verästelt, dünn zottig-langhaarig, sammt
dem Stengel 2 Fufs lang. Gröfster Fruchtflügel 4 Linien lang und 3LLi-
nien breit.
Standort und Einführung unbekannt.
Im botanischen Garten zu Schöneberg bei Berlin wird ein Bastard
kultivirt, der dem Samen von G. caroliniaefolia entsprossen, von väterlicher
Seite aber unbekannt ist und mit Begonia caroliniaefolia var. folüs indivisis
bezeichnet wird. Das Exemplar ist kahl, die Blätter fast kreisrund, acht-
lappig, an der Basis tief herzförmig ausgerandet und die Lappen der Aus-
buchtung sich deckend. Die Lappen in der Peripherie des Blattes kurz und
breit, entfernt sägezähnig, fein zugespitzt. Vom Herrn Inspector Regel
aus Zürich erhielt ich einen zweiten Bastard unter dem Namen Begonia
Verschaffelti der durch Kreuzung von Gireoudia manicata auf G. caro-
liniaefolia entstanden ist. Er ist als Gireoudia manicato-caroliniaefolia zu
bezeichnen.
& Rhizoma repens aut nullum.
17) Gireoudia urophylla Kl. Acaulis; foliis amplis lato-cordatis
inciso - dentatis, apice caudato-acuminatis, venis flabellatis subtus setulosis;
petiolis longis teretibus robustis setosis, setis mollibus deflexis; pedunculis
radicalibus glabris; cymis amplis repetite di-trichotomis; petalis florum
masculorum obovatis planis albidis versus basin roseo tinctis, femineorum
suborbicularibus concavis; capsulae inaequaliter trialatae alis duabus angustis
tertia duplo majore rotundato - quadrangulari.
Begonia urophylla W. Hooker, Bot. Mag. t. 4855.
Stammlos. Blattstiele kräftig, stielrund. Blätter 8—9 Zoll lang und
6—7 Zoll breit; die Adern sind strahlenförmig verlaufend und beginnen an
einer die Insertion des Blattstiels bezeichnenden Scheibe von 4 Zoll Durch-
messer. Trugdolde stark verästelt.
Ist durch die belgischen Gärten verbreitet worden. Standort
unbekannt.
18) Gireoudia setosa Kl. Repens; foliis oblique cordatis laete
viridibus nitidis suborbieularibus crispato-dentatis, antice tri- quadrilobatis,
lobis brevibus acuminatis, supra sparsim setoso-scabris, subtus pallidiori-
bus costato-setosis; petiolis longis teretibus strictis rufescentibus deorsum
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 2313
incrassatis, retrorsum incano-setosis; pedunculis folio langioribus plus minus
patente pilosis; cyma ampla repetite dichotoma multiflora; floribus germi-
nibus pedicellisque candidis subinde dilutissime roseo tinctis; petalis sub-
orbieularibus; capsulis trialatis, ala maxima ovata obtusa, apice truncata.
Blätter 4—7 Zoll lang und breit. Blattstiel 6—9 Zoll lang, an der
Basis von der Dicke eines Schwanenkiels. Trugdoldenstiel 15 Zoll lang.
Blumenblätter 5 Linien lang und 5 Zoll breit. Gröfster Fruchtflügel 4 Li-
nien lang und 3 Linien breit.
Von dem Herrn von Warscewicz auf dem Chiriqui-Gebirge in
Central-America entdeckt und unter n. 1756 als Samen eingeführt, den Herr
L. Mathieu in Berlin zum Keimen und die daraus gewonnenen Pflanzen zur
Verbreitung brachte.
19) Gireoudia strigillosa Kl. Rhizomate brevi repente; foliis
oblique cordatis transverse ovatis acutis angulato- dentatis rubro - marginatis,
dentibus crispato-setosis, supra subtusque laete viridibus sparsim venoso-
rubro-setosis; petiolis brevibus pedunculisque longis remote fasciculato - se-
tosis; stipulis ovatis magnis acutis aristatis, margine pellucidis piliferis;
cymis dichotomis; bracteis ovatis acutis roseo - costatis deciduis glabris; pe-
talis cordato -orbicularibus subacutis, intus albidis, extus virescenti-albidis
roseo-marginatis; germine inaequaliter trialato, alis duabus obtusangulis tertia
parum latiore acutangula.
Begonia strigillosa Dietrich partim, Allgemeine Gartenzeitung vol.
XIX, p. 330.
Blätter 3%, Zoll lang und 5 Zoll breit; die beiden Lappen an der Basis
abgerundet, sich deckend, 1—1} Zoll lang. Blattstiele 3—4 Zoll lang.
Afterblättchen 10 Linien lang. Trugdoldenstengel 4 Zoll lang.
In der Bergemann’schen Kunstgärtnerei aus Samen gezogen, den
Herr von Warscewicz aus Central- America geschickt hatte.
20) Gireoudia stigmosa Kl. Rhizomate brevissimo repente; foliis
oblique cordatis indivisis brevi acutis inaequaliter dentato-setosis, supra sa-
turate viridibus subglabris inter furcationes venarum atro-purpureo-maculatis,
subtus pallidioribus sparse nervoso-setosis; petiolis ramentaceis seu laciniato-
squamosis, apice barbato-squamatis; cymis divaricato - dichotomis glabris
longe pedunculatis; pedunculis inferne sparsissime setosis; bracteis parvis
oblongis acutis; petalis albido- virescentibus oboyatis flor. femin. obovato-
914 Krorzsch:
orbieularibus duplo minoribus; capsulae alis obtusis rotundatis altera elon-
gata subadscendente obtusata.
Begonia stigmosa Lindl., Miscellaneous matters to the Bot. Reg.
4845. n. 40.
Wurzelstock kurz, vielästig. Blätter 3—5 Zoll lang und 4—7 Zoll
breit. Blattstiele 4—8 Zoll lang, gänsekieldick. Schuppen an der Spitze
vielfach eingeschnitten, zurückgekrümmt, 15—2 Linien lang und 3, Linie
breit. Trugdoldenstengel von der Länge der Blattstiele, fast kahl, nur
unterwärts sparsam borstig-behaart. Bracteen 3 Linien lang und 1%, Linie
breit. Männliche Blumenblätter 5 Linien lang und 4 Linien breit; weibliche
Blumenblätter 3 Linien lang und breit. Gröfster Fruchtflügel 3 Linien hoch
und 6 Linien breit.
Eine weniger schöne aber doch beliebte Kulturpflanze, welche aus
Central- America stammt.
21) Gireoudia manicataK]. Caule carnoso decumbente subbrevi;
foliis longe petiolatis oblique cordatis repando - dentatis breviter acuminatis
ciliatis, supra laete viridibus glabris, subtus ad nervos squamis sparsissimis
purpureis apice filamentosis adspersis, ad insertionem petioli squamis majo-
ribus reflexis palmatifidis purpurascentibus verticillatis obsitis; petiolo lami-
nam subaequante v. superante imprimis apicem versus squamis purpureis
subverticillatis reflexis fimbriatis obsito; stipulis lanceolatis fimbriatis; pe-
dunculo folia superante glabro; cyma repetite dichotoma; bracteis deciduis
hyalinis ovatis obtusis; petalis roseis flor. masc. ovalibus flor. fem. obovatis
minoribus; antheris brevissime apiculatis; capsula obovata glabra; alis sub-
aequalibus pallide virescentibus, basi cuneatis, apice rotundatis.
Begonia manicata Cels. mss. ex Visiani L’Orto bot. di Padoya nell’
anno 1842, p. 135. B. schizolepis Liebmannl.c. p. 17. n. 33.
Blätter 3— 9 Zoll lang und 2— 6 Zoll breit. Blattstiele 2— 5 Zoll
lang. Afterblättchen 4, Zoll lang. Trugdoldenstiel 6— 12 Zoll lang.
Fruchtstielchen 4— 5 Linien lang. Kapsel 6 Linien lang und 1 Linie im
Durchmesser.
In Mexico einheimisch (Liebmann). Ein in der Kultur sehr ver-
breitetes Gewächs.
22) Gireoudia heracleifolla Kl. Rhizomate repente crasso sca-
bro-setoso ; stipulis latissimis triangularibus in setam longam terminantibus,
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 215
hyalinis, margine revolutis, dorso subalato-carinatis, carina setoso-ciliata;
petiolis longis teretibus sursum attenuatis purpureo-punctatis patente albido-
setosis, apice annulato-barbatis; foliis cordatis ambitu suborbicularibus, plus
minus profunde septem-lobatis, lobis ovato-lanceolatis dentatis ciliatis, sub-
inde sinuatis, utrinque raro sparsim pilosis, supra saturate viridibus mi-
cantibus, subtus pallidioribus nervoso-prominentibus; cymis trichotomis
pedunceulatis foliis longioribus; peduneulis rubro-punctulatis patente pilosis;
bracteis e viridi-roseis oblongo-orbicularibus obtusis dentato-serratis; petalis
obovato-orbicularibus roseis; capsulae viridis inaequaliter trialatae alis roseis,
apice truncatis.
Begonia heracleifolia Cham. et Schlechtd. Linnaea V, p. 608.
Otto et Dietrich, Allgemeine Gartenzeitung IV, p. 348.
Var. « viridis Kl. petiolis laevibus; foliis pure viridibus hirtellis subtus
pallidis; petalis alisque inpunctatis.
Begonia heracleifolia Hooker, Bot. Mag. t. 3444. Lindley, Bot.
Reg. t. 1668. B. heracleifolia et B. jatrophaefolia Hort. Berol.
Var. punctata Kl. petiolis tuberculis elongatis praesertim in partem
superiorem obsitis; foliis ad paginam inferiorem versus marginem
plus minus rubescentibus, supra nigrescenti-micantibus; petalis
alisque coccineo - punctatis.
Begonia punctata Link, Kl. et Otto, Ic. plant. rar. I, p. 17. t. 7.
B. punctata et B. nigricans Hort. Berol.
Wurzelstock kurz und dick, 3—6 Zoll lang und bis 14, Zoll dick.
Afterblättchen $—9 Linien lang und an der Basis eben so breit, der geflü-
gelte Kiel auf dem Rücken derselben 1 Linie breit. Blattstiele 5—12 Zoll
und an der Basis schwanenkieldick. Blätter 5-8 Zoll breit und 3—6 Zoll
lang. Trugdoldenstiele 8-12 Zoll lang und raben - bis gänsekieldick. Blu-
menblätter 7 Linien lang und 5—6 Linien breit. Gröfster Fruchtflügel 4—
7 Linien breit.
In Mexico einheimisch von Schiede und Deppe entdeckt, durch
letzteren im Berliner botanischen Garten lebend eingeführt und vom Professor
Liebmann wiederum aufgefunden.
Die von dem Herrn Dr. A. Dietrich im Jahre 1847 in der allge-
meinen Gartenzeitung v. XV, p. 282 beschriebene Begonia ricinifolia, ist ein
216 Krorzsch:
durch Kreuzung des Pollens entstandener Bastard zwischen Gireoudia hera-
cleifolia und der Gireoudia macrophylla var. peponifolia.
23) Gireoudia macrophylla Kl. Rhizomate brevi crasso tuber-
culato squamoso;, stipulis maximis basi latissimis triangularibus hyalinis se-
toso- cuspidatis, dorso carinatis piloso-setosis, carina convexa, superne in
laminam angustata; petiolis crassis robustis erectis teretibus squamis angustis
laciniatis recurvis hyalinis obsitis; foliis maximis profunde cordatis ambitu
suborbicularibus dentato-serratis et sinuato - dentatis ciliatis, subtus nervoso-
hispidis, junioribus convolutis plicato-angulatis; cymis amplis divaricatis
repetite dichotomis longe pedunculatis; pedunculis robustis strietis striatis
sparsim setulosis; floribus parvis albis; petalis brevi-obovatis; antheris bre-
vissime apiculatis; capsulae alis obtusangulis una maxima.
Begonia macrophylla Dryander, Trans. of the Linnean Soc. I,
p. 164. Willd. Spec. plant. IV, p. 416.
Var. @ concolor Kl. Petiolis sparsim laciniato-squamosis; foliis supra
nitidis subtus pallide viridibus.
Begonia macrophylla Hort. Berol.
Var. 8 discolor Kl. Petiolis dense laciniato-squamosis, foliis supra opacis,
subtus inter nervos plus minus rufescentibus.
Begonia peponifolia Hort. Berol.
Wurzelstock 3 Zoll lang und 2 Zoll dick. Afterblätter 1%, Zoll lang
und breit. Blattstiele 8—10 Zoll lang und an der Basis ,—1 Zoll im Durch-
messer, oberwärts allmählig verdünnt. Blätter 1 Fufs und darüber im
Durchmesser, deren Lappen an der Basis sich deckend, 6 Zoll lang.
Trugdoldenstiel 16—18 Zoll lang und unterwärts von der Dicke eines klei-
nen Fingers. Blumenblätter 3—4 Linien lang und breit. Gröfster Frucht-
flügel 5 Linien hoch und 6 Linien breit.
Wächst auf Gebirgen der Insel Jamaica. In Kultur.
24) Gireoudia Barkeri Kl. Acaulis; foliis basi inaequaliter cor-
datis obsolete lobatis acutis, supra glabris nitidis, subtus hirsutis; pedunculo
longissimo piloso; eyma dichotoma divaricata ramosissima; petalis obovatis,
extus pilosis.
Begonia Barkeri Knowl. et Weste. III, 179, t. 135.
In Mexico einheimisch. Selten in Kultur.
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 347
25) Gireoudia plebeja Kl. Rhizomate obliquo brevi carnoso digi-
tum crasso subterraneo; stipulis scariosis glabris lanceolatis carinatis longe
acuminatis; foliis tenuibus longe petiolatis oblique cordatis subangulatis
acutis irregulariter dentato-dentieulatis ciliatis, sinu basilari acuto, 7—9 ner-
viis, supra laete-viridibus glaberrimis, subtus pallidioribus albo - punctulatis
adsperse pilosulis, petiolo laminam superante vel subaequante; pedunculo
folia superante tereti sulcato primum dense rufo-piloso demum glabrescente;
cyına repetite dichotoma; bracteis deciduis scariosis ovatis obtusis denticu-
lato-ciliatis pilosis; petalis albis rotundis; capsulae alis hyalinis membrana-
ceis, maxima triangula margine superiori truncato, dorsali leviter curvato,
ala altera minori obtusangula, tertia minima rotundata; pedicellis ad-
sperse pilosis.
Liebmann.c. p. 8, n. 11.
Blätter 3— 6 Zoll lang und 2—4 Zoll breit. Blattstiele 3—7 Zoll
lang. Trugdoldenstiel 6--9 Zoll lang. Fruchtstielchen 3—7 Linien lang.
Kapsel 6 Linien lang und 6—7 Linien im Durchmesser.
Von Oersted auf dem Vulcan El Viego in Nicaragua, in einer Höhe
von 3000 Fufs und auf dem Aguacate in Costa rica 2000 Fufs hoch entdeckt.
Nicht in Kultur.
26) Gireoudia conchaefolia Kl. Tota rufo-villosa; rhizomate
brevi obliquo digitum crasso; stipulis scariosis lanceolatis acuminatis; foliüs
longe petiolatis peltatis oblique lato-ovatis subintegerrimis breviter et obtuse
acuminatis crassis 7 nerviis, supra pilis longis flaccidis fuseis obsitis, subtus
dense rufo-villosis; peduneulis plurimis fusco-villosis folia superantibus
ceymoso-corymbosis; bracteis deciduis lato-ovatis apiculatis dense rufo-vil-
losis; petalis obovato- orbicularibus parvis ex albido - virescentibus; capsulae
alis tenuissime membranaceis rotundatis, basi obtusis, apice truncatis aut
emarginatis, duabus parum majoribus.
Begonia conchaefolia Dietrich, Allgemeine Gartenzeitung 1851,
v. XIX, p. 258.
Var. « scutellata Kl. Petiolis laete viridibus.
Begonia scutellata Liebmann ].c. p. 9, n. 13.
Var. Warscewieziana Kl. Petiolis sanguineis.
Gireoudia Warscewieziana Kl. mss. in horto bot. Berol. olim.
Phys. Kl. 1854. » Be
218 K vio TiZ SCH:
Blätter 2—5 Zoll lang und 1,—4 Zoll breit. Blattstiele 2,—4 Zoll
lang und rabenkiel- bis gänsekieldick. Trugdoldenstiele 5— 9 Zoll lang.
Fruchtsielchen 6— 8 Linien lang. Blumenblätter 4 Linien lang und breit.
Kapsel 4 Linien lang und breit.
Von den Herren Oersted und von Warscewicez in Costa rica 5000
bis 6000 Fufs über dem Meeresspiegel entdeckt und von dem Letzteren le-
bend in Deutschland eingeführt.
37) Gireoudia nelumbüfolia Kl. Acaulis; foliis peltatis oblique
orbiculari-ovatis brevi acuminatis denticulatis ciliatis, umbone depresso ex-
centrico duabus circiter diametri majoris tertiis parlibus ab apice remoto,
utrinque glabris, subtus pallidioribus veniculiferis novemnerviis, nervis sub-
tus prominentibus fuscescentibus retrorsum hirtellis; petiolo erecto longo
retrorsum hirtello; cyma quinquies dichotoma ampla longe pedunculata ;
peduneulo foliis longiore strieto sparsim retrorsum piloso; bracteis subpel-
lueidis complicato-concavis acutis; floribus albis parvis; petalis orbieularibus;
capsulae glabrae virescentis alis duabus angustis, tertia majore ovata obtusa,
apice truncata, basi subemarginata.
Begonia nelumbifolia Cham. etSchlechtd. Linnaea vol. V, p. 604,
n. 730. B. hernandiaefolia Hort. Berol. nee Hooker.
Wurzelstock kurz, unterirdisch. Blätter 7—11 Zoll breit und 10—
13 Zoll lang. Blattstiele 7—11 Zoll lang. Die gestielte, ausgewachsene
Trugdolde 12— 20 Zoll lang. Blumenblätter 3 Linien im Durchmesser.
Gröfster Fruchtflügel 5 Linien lang und 4 Linien breit.
Von Schiede bei Misantla in der östlichen tropischen Region von
Mexico entdeckt, von Liebmann wiederum aufgefunden. In Kultur.
28) Gireoudia hydrocolylifolla Kl. Rhizomate brevi crasso car-
noso horizontali; stipulis lato-ovatis acutis carinatis seta terminatis; foliis
carnosulis petiolatis reniformi-cordatis rotundatis integerrimis eiliatis 5 — 7
nerviis, (in speciminibus excultis majoribus,) supra obscure viridibus glabris,
sinu basilari angusto acuto; petiolo laminam superante rufo-villosulo, demum
glabrescente; peduneulo tenui furcato-dichotomo subcontracto-cymoso foliis
pluries longiore-glabro; pedicellis tenuibus; floribus roseis; petalis orbieu-
laribus; capsulae membranaceae alis subaequalibus angustis rotundatis, utrin-
sinatis.
que subemarg
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 219
Begonia hydrocotylifoliaHooker, Bot. Mag. t. 3968. B. asarifolia
Liebmann ].c.p. 8, n. 19.
Wurzelstock 14,—2 Zoll lang und fingerdick. Blätter 14,—2!, Zoll
lang und 2—3!, Zoll breit. Blattstiele dünn, 15,—7 Zoll lang. Trugdolden-
stiele 3—9 Zoll lang. Fruchtstiele 4 Zoll lang. Kapseln 6—7 Linien lang
und breit. Fruchtflügel 1}, Linie breit.
In Mexico in einer Höhe von 2500 Fufs vorkommend. In Kultur.
XXVI. Rossmannia(') Kl.
Mär, RI Al
Flores monoiei subeorymbosi terminales. Masculi: Petala 2 subor-
bicularia. Stamina plurima inaequilonga, exteriora breviora; antheris bre-
vibus ovalibus, utrinque obtusis, apice brevi productis, loculis lateralibus
tumidis; filamentis filiformibus brevissime monadelphis. Flores feminei:
Petala 2 suberecta ovato-erbicularia. Ovarium inferum triloculare depresso-
trigonum valde inaequaliter trialatum. Ovula in placentis e loculorum an-
gulo centrali bilamellatis creberrima, anatropa, lamellis arcuatim subconni-
ventibus in stipitem brevem exoyuliferum conjunetis. Stylus tripartitus glaber
persistens, lobis arcuatim bicornulis erectis tortuosis, fascia papillosa ter
spiraliter torta, inferne continua einctis. Capsula turbinato -triquetra trilo-
eularis valde inaequaliter trialata, ala maxima oblonga adscendente suberecta
obtusa, ad alarım originem per rimas arcuatas dehiscens, bracteis tribus or-
bieulatis magnis persistentibus obducta. Semina innumerabilia minutissima
oblonga reliculata exalbuminosa.
Herba scandens radicans peruviana; foliis subaequalibus oblongis acu-
minatis membranaceis argute serratis glabris brevi petiolatis; stipulis caducis;
corymbis laxis terminalıbus; floribus roseis; capsulae ala maxima longissima
erecta obtusa.
1) Aossmannia repens Kl. Herbacea, scandens, glabra; caulibus
longis ramosis radicantibus; foliis aequalibus membranaceis utrinque glabris
oblongis acuminatis argute serratis, basi subattenuato-obtusis brevi petiolatis,
supra laete viridibus, subtus pallidioribus fuscescente - nervosis; stipulis
(') Dem Andenken des Herrn Dr. Julius Rossmann, Privat-Docenten der Botanik an
der Universität Giessen, Verfasser der Beiträge zur Kenntnifs der Wasserhahnenfülsse. Giessen
1854, gewidmet.
Ee2
220 KrLorzscn:
membranaceis oblongo-spathulatis caducis brevi apiculatis; corymbi ramis
alternis subremotis; petalis saturate roseis suborbicularibus; ala maxima
elongato-oblonga obtusa capsula quater longiore.
Begonia repens Herb. Ruizii.
Stengel krautartig, verästelt, klimmend, wurzelnd, mehrere Fufs
lang und von der Dicke eines Rabenkiels. Blätter 2!, — 3!, Zoll lang und
8—12 Linien breit. Blattstiele 2—4 Linien lang. Nebenblätter 4 Linien
lang und 141, Linie breit. Blumenblätter 4 Linien im Durchmesser. Die
bleibenden Bracteen, welche die Kapselfrucht einschliefsen, rauschend, fast
kreisrund, 5 Linien lang und breit. Afterdolde 4% Zoll lang. Kapsel
5 Linien lang und breit. Gröfster Fruchtflügel 21 Linien hoch und 5 Li-
nien breit.
Von Ruiz und Pavon in Pueblo nuevo (Peru) entdeckt und von
Tafalla gezeichnet. Die Zeichnung ist im brittischen Museum in London
unter no. 61 d. aufbewahrt. Nicht in Kultur.
AXAXVYII. Cyathocnemis(‘) Kl.
Flores monoici dichotomo-cymosi ebracteolati, ad basin dichotomiarum
bractea magna ceyathiformi, apice sinuato-lobata muniti. Masculi: Petala
2 opposita suborbicularia plana. Stamina numerosa inaequilonga; antheris
linearibus luteis filamenta aequantibus, utrinque rima longitudinali ab apice
ad basim dehiscentibus; filamentis filiformibus albis, basi breviter monadel-
phis, extimis brevioribus, interioribus sensim longioribus. Flores feminei:
Petala 2 obovato-orbicularia. Ovarium inferum trigonum triloculare in-
aequaliter trialatum. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali bila-
mellatis creberrima, anatropa, lamellis arcuatim conniventibus in stipitem
exoyuliferum conjunctis. Stylus tripartitus glaber persistens, lobis bicor-
nutis tortuosis, fascia papillosa ter spiraliter torta, inferne continua cinctis.
Capsula membranacea utrinque acuta triquetra trilocularis inaequaliter tria-
lata, alis duabus marginem membranaceum angustum constituentibus, tertia
in lobum obtusum, apice subtruncatum, totius capsulae inter alas parallele
striatae diametrum superantem venosumque producta, ad alarum originem
per rimas arcuatas dehiscens. Semina numerosissima subeylindrica fusces-
centia reticulata exalbuminosa.
(') Aus den griechischen Wörtern zU@Sos und zvruis zusammengesetzt.
Begoniaceen- G altungen und Arten. 221
Herba subtuberosa succulenta erecta glabra peruviana; caule tripedali
strieto tereti; foliis petiolatis oblique cordatis; transverse ovatis aculis si-
nuato -angulatis crenatis roseo-marginatis, utrinque glabris; stipulis magnis
subpersistentibus flabellatis; pedunculo axillari longissimo repetite dicho-
tomo; bracteis ad basin dichotomiarum magnis viridibus in cyathum obverse
conicum connatis, deinde basi eircumseissis deciduis, ore truncato eroso-
lobato ; florum pedicellis longis filiformibus ebracteolatis.
1) Cyathocnemis obligua Kl. Tuberosa; caule subsimplici glabro
strieto; stipulis obovato-flabellatis magnis subpersistentibus; foliis oblique
cordatis, transverse ovatis acutis sinuato - angulatis crenatis; pedunculis axil-
laribus terminalibusque longissimis glabris; floribus candidis ebracteolatis;
capsulae alis inaequalibus.
Begonia obliqua Herb. Ruizii. B. cyathophora Poeppig et End-
licher, Genera et spec. plant. I, p. 7. n. 1. t. 11.
Wurzelstock knollenartig. Das ganze Gewächs fleischig- saftig, glän-
zend. Stengel 3 Fufs hoch, stielrund, kaum verästelt, Afterblätter 1 Zoll
lang und breit. Blattstiele stielrund, gerade, aufrecht, 5—6 Zoll lang.
_ Blätter 3—4 Zoll lang und 6—7 Zoll breit. Trugdoldenstiele 2 Fufs lang.
Die becherförmigen Bracteen, welche die Verzweigungen der Trugdolden
einhüllen 1 Zoll lang und an der Mündung 1 Zoll weit. Die Blüthenstiel-
chen fadenförmig, 8—10 Linien lang. Blumenblätter 4—5 Linien lang und
breit. Gröfster Fruchtflügel 5 Linien hoch und 6 Linien breit.
Im östlichen Peru in bewaldeten, felsigen Lokalitäten der Anden bei
Cuchero. Ruiz und Pavon, Poeppig. Nicht in Kultur.
Die von dem Professor Poeppig gemachte Angabe, nach welcher
die weiblichen Blüthen 5blättrig sein sollen, beruht, wie ein Exemplar
von Ruiz beweist, das im Berliner Herbar aufbewahrt wird, auf einem
Irrthume.
AXXIX. Magnusia (‘) Kl.
BatpIX WB,
Flores monoiei albi cymosi. Masculi: Petala 2 latissima semiorbicu-
laria, extus sparsim pubescentia rigida. Stamina 50 — 60 toro pulvinato
(') Dem Andenken des Physikers, Herrn Professor Dr. Magnus, ordentlichen Mitgliede
der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin, gewidmet.
3232 KrLorzsen:
inserta,; antheris elongatis, utrinque truncatis, apice subemarginatis per
rimas laterales usque ad apicem dehiscentibus; filamentis brevibus liberis
tenuibus planiuseulis. Flores feminei: Petala 2 latissima semiorbicularia
carnosa subeonvoluta nec expansa, extus hirta. Ovarium inferum triloculare
trigonum inaequaliter trialatum, extus hirsutum. Ovula in placentis e locu-
lorum angulo centrali gyroso-bilamellatis creberrima, anatropa. Stylus tri-
fidus glaber persistens; stigmatibus bicornutis, fascia papillosa bis spiraliter
torta, inferne continua cinctis. Capsula turbinato-triquetra trilocularis valde
inaequaliter trialata utrinque emarginata, ad alarum originem per rimas ar-
cuatas dehiscens. Semina innumerabilia minutissima oblonga reticulata ex-
albuminosa.
Suffrutex in montibus regni mexicani obvius. Rhizomate crasso car-
noso cicatrisato setoso; foliis suborbieularibus angulatis dentatis oblique
cordatis longissime petiolatis; pedunculis longis longissime repetito - dicho-
tomis; floribus albis; petalis florum femineorum carnosulis margine inflexis
subclausis; capsulae brevi setosae ala maxima ovata obtusa, versus apicem
dentato - ciliata.
1) Magnusia fusca Kl. Rhizomate crasso carnoso obliquo cica-
trisato stipulato; foliis longe petiolatis oblique cordatis acute angulato-loba-
tis acuminatis, lobo basilari maximo rotundato, sinu profundo angusto,
7—9 nerviis, utrinque ferrugineo-setosis, supra saturate viridibus, subtus
fuscescentibus imprimis ad nervos pilosis; petiolo longo fusco-piloso; pe-
dunculo longo crasso tereli parce puberulo, demum glabrescente; cyma
elongata repetite dichotoma; bracteis deciduis concavis ovatis obtusis ciliatis,
externe rulo-setosis; floribus albidis, extus brevi setosis; petalis carnosis
setoso-denticulatis, margine tenuioribus; capsulae brevi setosae alis ciliatis,
2 angustioribus rotundatis, maxima chartacea lato-falcata obtusangula
denticulata.
Begonia fusca Liebmann].c.p.8, n. 10.
Wurzelstock 2— 3 Zoll lang und 1!, Zoll diek. Blätter 6 — 11 Zoll
lang und 3— 9 Zoll breit. Blattstiele 1 —1', Fufs lang, walzenförmig, an
der Basis von der Dicke eines kleinen Fingers, oberwärts allmählig verdünnt.
Trugdoldenstiele 1 — 1!, Fuls lang. Trugdolde 1 Fufs lang. Fruchtstiele
—1 Zoll lang. Frucht 6—7 Linien lang und 12 Linien breit.
m
Begoniacceen - Gatlungen und Arten. 223
Im Departement Oajaca auf Gebirgen in einer Höhe von 3000— 5000
Fufs. Liebmann. Nicht in Kultur.
9) Magnusia maxima Kl. Rhbizomate repente crasso setoso cica-
trisato, radieulis roseis instructo; stipulis magnis late ovatis subacuminatis
serrato- setosis evanescente pilosis albido-tuberculatis; petiolis strictis tere-
tibus retrorsum pubescentibus sursum attenuatis sesquipedalibus; foliis
magnis transverse orbiculato-ovatis oblique acuminatis novemnerviis pro-
funde cordatis, margine leviter sinuatis fusco -serratis setosis, utrinque viri-
dibus albido-pubescentibus, nervis subtus magis prominentibus; pedunculo
longissimo stricto glabrescente; cyma elongata repetite dichotoma; bracteis
deeiduis magnis obovatis albido-virescentibus puberulis; floribus magnis
candidis, externe sparsim pilosis; capsulae pubescentis alis serrato-ciliatis
duabus angustioribus rotundatis, tertia maxima adscendente ovata.
Magnusia fusca Taf. IX. C. fig. a—m.
Begonia maxima Hort. Berol.
Wurzelstock 6—8 Zoll lang und 14, Zoll dick, zwischen den zoll-
breiten Blattnarben mit weilsen Punkten bezeichnet, welche von den abge-
fallenen, grünen 7 Linien langen und linienbreiten, entfernt gewimperten,
borstenartigen Schuppen herrühren, die noch an den aktiven Vegetations-
partien sichtbar sind. Afterblätter 1!, Zoll lang und zollbreit. Blatistiele
stielrund, 14, Fuls lang und an der Basis daumendick. Blätter 12 Zoll lang
und 15 Zoll breit, die herzförmigen Lappen der Basis abgerundet, sich
deckend und 3—4 Zoll lang. Trugdolde 3 Fuls lang, deren Stiel 1—1}
Fufs lang. Blumenblätter $ Linien lang und zollbreit. Kapsel an beiden
Enden ausgerandet, 7, Zoll hoch und 15 Linien breit. Gröfster Fruchtflügel
10 Linien breit und 8 Linien hoch.
Wird im Berliner botanischen Garten kultivirt und ist wahrscheinlich
ebenfalls in Mexico einheimisch.
"* Placentae integrae pedicellatae.
AAX. Haagea('‘) Kl.
Dat IX: -C.
Flores monoiei rosei eymosi. Masculi: Petala 2 late obovata glabra.
Stamina crebra inaequilonga, centralia longiora toro subplano inserta, antheris
(') Dem Andenken eines der renommirlesten deutschen Handelsgärtner, des Kunstgärtner
Herrn F. Adolph Haage jun. in Erfurt, als ein Zeichen besonderer Achtung gewidmet.
71 Krorzscen:
obovatis, apice truncato-tumidis, basi attenuato-obtusis filamentis liberis
subbrevioribus. Flores feminei: Petala 2 orbiculato-oboyata. ÖOvarium in-
ferum triloculare trigonum aequaliter trialatum roseum. Ovula in placentis
e loculorum angulo centrali integerrimis pedicellatis (sectio transversa ovato-
lanceolata) sessilia, creberrima, anatropa. Stylus tripartitus glaber per-
sistens. Stigmata latissime expansa subplana divaricato-biloba, lobis brevis-
simis subtortuosis, fascia papillosa semel spiraliter torta antice continua
einetis. Capsula tenuissime membranacea triquetra trilocularis obovata
aequaliter trialata, ad alarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Semina
innumerabilia minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Frutices erecti parce romosi indici; foliis semieordatis transverse ovatis
attenuato-acutis duplicato-serratis discoloribus petiolatis; stipulis oblongis se-
micordatis; eymis paucifloris pendulis axillaribus rubro-pedunceulatis; floribus
longissime pedicellatis magnis germinibusque roseis; capsulis aequaliter trialatis.
1) Haagea dipetala Kl. Fruticosa, erecta, subglabra; caule erecto
parce ramoso cinereo-fusco roseo-punctato; foliis semicordatis transverse
ovatis acutis duplicato - serratis inaequilateris rubro petiolatis, supra laete
viridibus albido-maculatis setis sparsis brevibus obsitis, subtus purpurascen-
tibus; stipulis ovato-oblongis semicordatis; cymis paucifloris pedunculatis
pendulis axillaribus; floribus germinibusque saturate roseis; capsulae alis
subaequalibus rotundatis, basi plus minus attenuatis.
Begonia dipetala Graham in Bot. Magaz. t. 2849. R. Wight, Ic.
plant. Ind. or. v. V, t. 1813!
Ein 2— 3 Fufs hoher, kaum- oder wenig verästelter Strauch mit
grau-braunem, sparsam roth-punktirtem Stengel und Zweigen. Afterblätt-
chen abgerundet, stachelspitzig, 8 Linien lang. Blattstiele 1,—3 Zoll lang.
Trugdoldenstiele 1—2 Zoll lang. Trugdolden 3 Zoll lang. Blumenblätter
der männlichen Blüthe 9 Linien lang und breit, die der weiblichen Blüthe
9 Linien lang und 12 Linien breit. Kapsel 10 Linien lang und 6 Linien
im Durchmesser. Flügel 2 Linien breit.
Durch den Dr. Johnstone aus Bombay im Jahre 1826 zuerst in Eng-
land eingeführt. Gegenwärtig sehr allgemein verbreitet.
Aus einer Bemerkung des Dr. R. Wight in dem oben citirten Werke
ist ersichtlich, dafs die Gattung Haagea nicht auf die eine hier diagnosirte
Art beschränkt ist. Er sagt, er habe sie nicht allein in den Neilgherri-Gebirgen,
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 2935
sondern auch an vielen anderen Orten und in so abweichenden Formen an-
getroffen, dafs er annehmen müsse, die durch zweiblättrige Blumen charak-
terisirte indische Art zerfalle in mehrere.
B. PRITZELIEAE.
Stylorum stigmatumque rami undique papillosi.
+ Flores masculi 4 -, feminei 5 petali.
* Placentae crasso-bilamellatae.
AXXI Tittelbachia (') Kl.
Taf A:
Flores monoici pedunculato-cymosi penduli e miniato coccinei. Mas-
culi: Petala 4 biserialia eruciatim opposita, 2 exteriora ovata obtusa majora
crassa carnosa, 2 interiora tenuiora oblonga minora. Stamina dense aggre-
gata toro pulvinato inserta; antheris oblongis, utrinque rotundato-obtusis
filamenta aequantibus; filamentis brevibus filiformibus liberis. Feminei:
Petala 5 pluriserialia inaequalia carnosula. Uvarium inferum trigonum tri-
loculare inaequaliter trialatum, apice truncatum. ÖOvula in placentis e lo-
culorum angulo centrali geminis crassis conniventim falcatis creberrima,
anatropa. Stylus persistens perbrevis trifidus; stigmatibus bicornutis erectis
sursum attenuatis, ramis versus apicem divaricatis nec tortuosis undique
minutissime papillosis. Capsula carnoso-membranacea turbinato -triquetra
trilocularis inaequaliter trialata, ad alarum originem per rimas arcuatas de-
hiscens. Semina innumerabilia minutissima oblonga reticulata exalbuminosa.
Frutices glabri ramosi Novogranatenses; foliis parvis obliquis distiche
recurvis subcoriaceis semiovatis acutis ciliato-serratis viridibus, subtus pallidis
nitidis brevi petiolatis; stipulis oblongis setoso-apiculatis marcescentibus;
eymis parvis in apice ramulorum axillaribus pedunculatis pendulis; floribus
longe pedicellatis globoso -conniventibus; capsulis carnoso - membranaceis
coloratis; alis inaequalibus crassiusculis obtusangulis.
(') Es ist ein Act schuldiger Dankbarkeit, die mich veranlalst diese Gattung dem An-
denken des Herrn Kunstgärtner Tittelbach, jetzt in Kew bei London, früher im botanischen
Garten bei Berlin mit der Kultur der Begoniaceen betraut, zu widmen. Derselbe hat meine
Arbeit in einer Weise unterstützt, die öffentlich gerühmt zu werden verdient und dabei ein
wissenschaftliches Interesse an den Tag gelegt, wie es mir nur selten begegnet ist.
Phys. Kl. 1854. Ff
226 Kıorzsch:
1) Tittelbachia fuchsioides Kl. Fruticosa, ramosissima, glabra;
caule erecto tereti griseo-fuligineo sparsim flavido-punctato; ramis pendulis
e viridi-rubicundis; stipulis lato lanceolatis unicostatis setoso-cuspidatis, basi
oblique cordatis semipellueidis, deinde marcescentibus; foliis parvis oblongis
acutis rubrocuspidato-serratis distiche deflexis, basi oblique emarginatis,
supra laete viridibus opacis, subtus pallide viridibus albido - punctulatis niti-
dis; petiolis brevibus pallide rubris, supra sulcatis; eymis in apice ramu-
lorum axillaribus pedunculatis paucifloris pendulis; bracteis roseis ovato-
lanceolatis cuspidatis subintegerrimis subinde bieuspidatis; petalis exterioribus
ovatis obtusis carnosis, extus convexis coccineis, intus concavis pallidio-
ribus; pedicellis longis roseis; capsulae alis inaequalibus subcoccineis, apice
truncatis.
Begonia fuchsioides Hooker, Bot. Mag. t. 4281.
Strauch verzweigt, 3—4 Fufs hoch und schwanenkieldick. Aste 1—
1!, Fufs lang und gänsekieldick. Afterblättchen 5 Linien lang und 1%, Linie
breit. Blattstiele 2 Linien lang. Blätter 12—21 Linien lang und 5—9 Li-
nien breit. Trugdoldenstiele dünn, 2 Zoll lang. Blüthenstiele 8— 12
Linien lang. Bracteen 2— 3 Linien lang. Äufsere Blumenblätter der männ-
lichen Blüthe 6 Linien lang und 4 Linien breit, etwas kürzer und schmäler
an denen der weiblichen Blüthe.
Durch Herrn Purdie auf dem Bergrücken von Ocana in Neu-Gra-
nada entdeckt und in Kew bei London lebend eingeführt. Gegenwärtig in
der Kultur sehr verbreitet.
2) Tittelbachia miniata Kl. Fruticosa, ramosa, glabra; caule
erecto tereti viridi-cinereo leviter striato-angulato; ramis adscendentibus e
viridi rubescentibus; stipulis sessilibus lanceolatis unicostatis setoso-cuspida-
tis marcescentibus, nec basi cordatis; foliis parvis oblongis acutis roseo-
cuspidato-serratis distiche reflexis, basi oblique emarginatis, supra laete
viridibus pellueido-nervosis, utrinque nitidis, subtus pallide viridibus albido-
punetulatis; petiolis brevibus pallide viridibus, supra sulecatis; eymis in apice
ramulorum axillaribus pedunculatis paucifloris pendulis; bracteis ovato-
lanceolatis cuspidatis hine inde sparsim serratis; petalis exterioribus ova-
tis obtusis carnosis, extus convexis miniatis, intus concavis pallidioribus;
pedicellis longis saturate roseis; capsulae alis inaequalibus coccineis, apice
truncatis.
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 297
Begonia miniata Planchon et Linden, Flore des Serres vol. VII,
p- 105 cum icone piecta. s
Strauch verzweigt, 3—4 Fufs hoch und schwanenkieldick. Aste auf-
steigend, nur an der Spitze niedergebogen, fufslang und rabenkieldick. Af-
terblättchen 6 Linien lang und 1%, Linie breit. Blattstiele 1—2 Linien lang.
Blätter 12—20 Linien lang und 7—10 Linien breit. Trugdoldenstiele 1%, —
2 Zoll lang, oberwärts geröthet. Blüthenstiele 3—6 Linien lang. Bracteen
4—6 Linien lang. Äufsere Blätter der männlichen Blüthe 5 Linien lang und
3 Linien breit.
Durch Herrn Linden in Brüssel aus Columbien eingeführt. In der
Kultur sehr verbreitet.
** Placentae integrae pedicellatae.
XXXNH. Pritzelia(‘) Kl.
Taf. B:
Flores monoici albi rösei aut coccinei. Masculi: Petala 4 biserialia
eruciatim opposita, 2 exteriora suborbicularia paullulum latiora quam longa,
intus concava, 2 interiora oblonga angustiora, basi attenuata. Stamina 17 —
40 toro pulvinato inserta,; antheris elongatis oblongis obtusis compressius-
culis, basi subemarginatis, filamentis brevissimis liberis teretibus. Flores
feminei: Petala 5 triserialia subaequalia vel interiora minora ovato-oblonga
obtusa. Germen inferum triloculare trialatum coloratum. Ovula in pla-
centis e loculorum angulo centrali integerrimis pedicellatis, (sectio transversa
ovato-triaugularis) creberrima, anatropa. Stylus brevis persistens puberulus
trifidus aut tripartitus. Stigmata tria bicornuta, cornubus plus minus tor-
tuosis undique puberulo-papillosis. Capsula triquetra trilocularis glabra
colorata, alis aequalibas aut inaequalibus, apice truncatis, ad alarum origi-
nem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia minutissima ovalia
reticulata exalbuminosa.
(') Dem Andenken des Archivars der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
Herrn Dr. Georg Pritzel gewidmet, der sich durch die Publication seiner „„Anemonen”,
durch seinen „Thesaurus literaturae botanicae omnium gentium”, sowie durch seinen „Index
iconum botanicarum” aufserordentliche Verdienste um die Botanik erworben und deshalb das
grölste Anrecht hat seinen Namen in der botanischen Nomenclatur, als ein Denkmal der
Anerkennung vertreten zu sehen. Ich thue dies mit um so grölserem Beruf, als zwei frühere
derartige Versuche von Walpers und Schauer milsglückten.
Ff2
228 Krorzsch:
Suffrutices Brasilienses; caulibus ramosis erectis aut flexuoso -adscen-
dentibus, tenuibus aut crassis; stipulis deciduis; foliis oblique cordatis
inaequilateris brevi- aut longe -petiolatis subcoloratis, supra nitidis; cymis
repetite dichotomis amplis longe pedunculatis axillaribus; floribus ex albido
roseis aut coccineis; capsularum alis variaeformibus.
* Caule erecto ramoso; lobis stigmatum semel arcuato-tortuosis ;
capsulae alis subaequalibus, inferne subattenuatis, apice truncatis.
1) Pritzelia Fischeri Kl. Tenuis, erecta, ramosa; caule erecto
rubescente semipellucido tumido-articulato; foliis semicordatis subparvis
tenuibus transverse ovato-oblongis acuminatis angulato-dentato-serratis, supra
micantibus, subtus rubescentibus; stipulis ovatis integerrimis; cymis parvis
pedunculatis subterminalibus; petalis flor. masc. exterioribus rotundatis con-
cavis, marginibus plano-revolutis; petalis flor. fem. ovato-lanceolatis; cap-
sulae alis duabus majoribus.
Begonia Fischeri Otto und Dietr., Allgemeine Gartenzeitung v. IV,
p- 354. Graham, New Edinb. philos. Journal v. XXI, p. 154 et in Bot.
Mag. t. 3532.
Stämme schlank, verästelt, 1,—2 Fufs hoch. Blattstiele —1%, Zoll
lang. Blätter dünn, 11—17 Linien lang und 2—3%, Zoll breit. Afterblätt-
chen 5 Linien lang und 2 Linien breit. Trugdoldenstiele 11, Zoll lang.
Trugdolden zolllang und 14 Zoll im Durchmesser. Äufsere Blumenblätter
4 Linien lang, weifslich, etwas geröthet. Kapsel 5 Linien lang und 4 Li-
nien breit.
In Brasilien einheimisch. Durch den botanischen Garten in Peters-
burg verbreitet.
2) Priützelia coccinea Kl. Evrecta, glabra; caule sanguineo arti-
eulato-tumido; foliis obliquis semicordatis carnosis transverse oblongo-ovatis
acutis sinuato-dentatis rubro -marginatis majoribus, supra concaviusculis;
stipulis amplis obovatis concavis coloratis deeiduis; pedunculis erectis, ceymis
ramificationibus floribusque coccineis pendulis; petalis obovatis; capsulae
pyriformis alis subaequalibus.
Begonia coccinea Hooker, Bot. Mag. t. 3990. Paxton, Mag. of
Bot. v.X, p. 73 cum icone picta.
Stamm robust, wenig verästelt, 11—2 Fufs hoch. Blattstiele 4 —1
Zoll lang. Blätter 1,— 2%, Zoll lang und 4—6 Zoll breit. Afterblättchen
Begoniaceen- Gallungen und Arten. 229
1 Zoll lang und 4, Zoll breit. Trugdoldenstiele aufrecht, 2 Zoll lang. Trug-
dolden hangend, 2—3 Zoll lang und 4—5 Zoll im Durchmesser. Blüthen-
stiele der männlichen Blüthe % Zoll, die der weiblichen Blüthe 1 Zoll lang.
Kapseln 1 Zoll lang und an der Spitze 7—S Linien im Durchmesser.
Auf dem Orgelgebirge in Brasilien entdeckt und im Jahre 1841 lebend
in England eingeführt. Durch die Handelsgärtnerei von Veitch in London
verbreitet.
3) Pritzelia sanguinea Kl. Caule erecto subramoso, inferne ci-
nereo, superne ramisque sanguineis; stipulis magnis convexis ovatis acutis,
extus roseis, intus magis concavis; petiolis teretibus sanguineis folio bre-
vioribus; foliis oblique cordatis transverse ovatis brevi acuminalis carnosis
magnis, margine revolutis crenatis, supra saturate viridibus nitidis, subtus
sanguineis; pedunculis eymis pedicellisque erectis axillaribus sanguineis;
floribus candidis; germinibus capsulisque flavido - viridibus; alis sub-
aequalibus.
Begonia sanguinea Raddi in Sprengel, Syst. veget. v. II, p. 625.
Link et Otto, Icones plant. rar. horti Reg. bot. Berol. p. 25. t. 13.
Hooker, Bot. Mag. t. 3520.
Stamm 2—3 Fufs hoch, unterwärts grau und verholzt, oberwärts wie
seine Zweige blutroth, krautartig, angeschwollen - gegliedert. Afterblätt-
chen 1!, Zoll lang und zollbreit. Blattstiele 1—4 Zoll lang. Blätter 3—4
Zoll lang und 5—7 Zoll breit. Trugdoldenstengel 6—8 Zoll lang. Trug-
dolden 6 Zoll lang und 8 Zoll im Durchmesser. Die äufseren Blumen-
blätter der männlichen Blüthe 4 Linien lang und 5 Linien breit, die beiden
inneren 4 Linien lang und 2 Linien breit. Die äufseren Blumenblätter der
weiblichen Blüthe 4 Linien lang und breit und die inneren um die Hälfte
schmaler. Die Kapseln besitzen eine Länge von 8 Linien und an der Spitze
einen Durchmesser von 6 Linien.
Im Jahre 1823 durch Sello im botanischen Garten zu Berlin lebend
aus Brasilien eingeführt.
4) Pritzelia glauca Kl. Caule erecto subgracili, inferne sub-
lignoso cinerascente, superne herbaceo rubescente, stipulis ovatis brevi
apiculatis; petiolis teretibus erectis rubicundis folio brevioribus; foliis car-
nosulis semicordatis transverse ovatis incurvo-acuminatis serrato - dentatis
ereclis; cymis congestis; ramificationibus inaequaliter evolutis; petalis
230 Krorzscen:
exterioribus reniformi-semiorbicularibus, interioribus angustis; petalis exte-
terioribus flor. femin. obovato-rotundatis; capsulae alis inaequalibus ro-
tundatis.
Begonia glauca Herb. Ruizii.
Stengel aufrecht, 2 Fufs hoch, einfach, unterwärts verholzt, stiel-
rund, an den Gliederungen verdickt. Blätter 1,—2 Zoll lang und 3—4
Zoll breit. Blattstiele ,—1 Zoll lang. Afterblättchen 1 Zoll lang und
1, Zoll breit. Trugdoldenstiele 2—2!, Zoll lang. Trugdolden 2 Zoll lang
und breit. Äufsere Blumenblätter 3 Linien lang und 4 Linien breit. Früchte
5 Linien lang und 6 Linien breit.
Von Ruiz in Muna (Peru) im Jahre 1784 entdeckt. Nicht in Kultur.
5) Prizelia zebrina Kl. Caulibus usque ad basin divisis erectis
acute sexangularibus parce ramosis; stipulis magnis ovatis brevi apiculatis
carinatis marcescentibus; petiolis brevibus erectis teretibus; foliis subcoria-
ceis semicordatis transverse elongato-ovatis acutis, margine subundulatis in-
aequaliter crenato-serratis, supra micantibus albido-venosis, subtus viridibus
aut sanguineis; eymis pedunculatis axillaribus viridibus aut saturate roseis;
floribus albidis vel roseo tinctis parvis; petalis flor. masc. exterioribus or-
bieularibus, intus excavatis, interioribus obovatis; petalis flor. femin. ova-
tis subacutis; capsulae alis inaequalibus rotundatis, apice truncatis, basi
obtusis.
Begonia zebrina Hort. Angl.
Var. « concolor Kl. Caule ramis petiolis foliis cymisque undique viri-
dibus floribus albidis.
Var. ® discolor Kl. Foliorum pagina inferiore sanguineo; cymis flori-
busque roseis.
Stengel 2—3 Fufs hoch, bis zur Basis getheilt, schwanenkieldick,
4—beckig. Afterblättchen 1 Zoll lang und 10 Linien breit. Blätter 2—3
Zoll lang und 5—7 Zoll breit. Blattstiele 4 —2 Zoll lang. Trugdolden-
stengel 2%, Zoll lang. Trugdolde 4 Zoll lang und 5 Zoll im Durchmesser.
Äufsere Blumenblätter der männlichen Blüthe 3 Linien lang und 34 Linien
breit, die der weiblichen Blüthen 3 Linien lang und 1 bis 2 Linien breit.
Früchte 5 Linien lang und breit.
Stammt aus Brasilien und wurde im Jahre 1845 lebend in England
eingeführt. Im Berliner botanischen Garten befinden sich beide Varietäten.
Begoniaceen- Gatlungen und Arten. 231
** Caule brevi flexuoso ramoso; internodiis brevissimis; stipulis
dorso connatis; petiolis longis; stigmatum lobis crassis strictis;
capsulae alis valde inaequalibus.
6) Pritzelia ramentacea Kl. Caule sanguineo erecto flexuoso
ramoso squamis albis recurvis laciniatis asperato dense folioso; stipulis con-
duplicatis connatis, versus marginem exteriorem squamoso-villosis, deinde
apice bifidis; petiolis extus intusque coccineis teretibus sursum attenuatis
squamis candidis piloso-laciniatis aridis recurvatis dense annulatim ortis vesti-
tis folio subduplo longioribus; foliis oblique cordatis transverse ovatis brevi
acuminatis, margine deflexis remote angulato-dentatis inter dentes suberenatis,
supra saturate viridibus nitidis in centro umbilicato planiusculis flavido-veno-
sis, subtus sanguineis dense coceineo-setosis, (setis complanatis patentibus
anguste laciniatis); cymis repetite dichotomis axillaribus longe pedunculatis;
pedunculis rubescentibus sulcato - striatis sparse squamoso -hirtis; floribus
roseis; petalis flor. masc. exterioribus oblongo-rotundatis, interioribus obo-
vatis, basi attenuatis; petalis flor. femin. elliptieis aut lato obovatis; capsulae
glabrae alis inaequalibus, maxima adscendente ovata subacuta.
Begonia ramentacea Paxton, Mag. of Bot. vol. X, p. 73 cum
icone picta.
Stamm verästelt, —1 Fufs lang, von der Dicke eines kleinen Fin-
gers. Afterblätter an den seitlichen Rändern geröthet 10 Linien lang und
breit und hinten der Länge nach verwachsen. Blattstiele bis zur Dicke eines
Schwanenkiels, 5— 10 Zoll lang. Blätter 2,— 41, Zoll lang und 4—6
Zoll breit. Trugdoldenstengel von der Dicke eines Rabenkiels und 4—1
Fufs lang. Trugdolde 3 Zoll lang und 4 Zoll breit. Äufsere Blumenblätter
der männlichen Blüthe 9 Linien lang und 7 Linien breit, innere 5 Linien
breit. Kapseln 6 Linien lang und 8 Linien breit.
Auf dem Örgelgebirge in Brasilien entdeckt. In Kultur.
7) Pritzelia princeps Kl. Caule flexuoso densissime folioso se-
toso-fibrilloso; stipulis magnis conduplicatis carinatis setuloso-villosis, apice
truncatis; petiolis robustis teretibus longis viridibus, basi rubescentibus re-
mote annulatim inciso-squamatis, squamis brevissimis latis albidis deflexis;
foliis oblique cordatis transverse Jato-ovatis acutis, margine recurvatis obso-
lete dentatis, supra saturate viridibus lucidis flavido - venosis, subtus sangui-
neis viridi venosis sparsim scabris; cymis majoribus repetite dichotomis longo
232 Krorzscn:
pedunculatis axillaribus subglabris laete rubris; floribus candidis; petalis
exterioribus flor. masc. obovato orbiecularibus, interioribus minoribus, inter-
dum filiformibus, hine inde nullis; eapsulae glabrae alis valde inaequalibus,
maxima adscendente rotundata.
Begonia princeps et Begonia libonica Hort. Berolinensis.
Stamm verästelt, fufslang und daumendick. Afterblätter 11, Zoll lang
und breit. Blattstiele 6—10 Zoll lang und an der Basis von der Dicke eines
kleinen Fingers. Blätter 4—6 Zoll lang und 7—10 Zoll breit. Trugdolden-
stengel 1—1!, Fufs lang und fast kahl. Trugdolde 5 Zoll lang und 7 Zoll
breit. Äufsere Blumenblätter der männlichen Blüthe 6 Linien lang und
9 Linien breit. Kapsel 6 Linien lang und 7 Linien breit.
Vaterland unbekannt. Nach Angabe der Gärtner soll sie aus ea
stammen. Es ist jedoch nicht unmöglich, dafs sie in den Gewächshäusern
durch Kreuzung entstanden ist.
XXAIH. Wageneria(‘) Kl.
HalX, G.
Flores albi monoiei genieulatim dichotomo-cymosi. Inflorescentia
sexibus mixta aut sejuncta. Masc. Petala 4 cruciatim opposita, exteriora
majora elliptica, interiora angustiora oblonga, inferne attenuata, intus con-
cava. Stamina crebra, filamentis subbrevibus basi brevissime connatis; an-
theris elongato-oboyatis bilocularibus longitudinaliter dehiscentibus filamentis
sublongioribus. Flores feminei: Petala 5 patentia subinaequalia oblonga
pluriserialia, exteriora minora. Ovarium inferum triloculare trigonum valde
inaequaliter trialatum. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali soli-
tariis pedicellatis (sectio transversa ovata obtusa, basi truncata aut subcor-
data,) creberrima, anatropa. Stylus tripartitus brevis persistens puberulus;
stigmatibus arcuato-bicornutis, cornubus bis-ter spiraliter tortis, undique
puberulo-papillosis. Capsula turbinato-triquetra trilocularis inaequaliter
trialata, alis duabus angustissimis, tertia maxima patentissima, ad alarum ori-
ginem per rimas arcuatas dehiscens. Semina innumerabilia minutissima ob-
longa reticulata exalbuminosa.
(’) Dem Andenken des wackeren Reisenden und Sammlers in Venezuela, Herrn H. Wa-
gener aus Halle a.S., gegenwärtig in Caracas, dem wir eine grolse Menge neuer und
interessanter Einführungen an Orchideen, Begoniaceen, Palmen und baumartiger Farrn dan-
ken, gewidmet.
Begoniaceen-Gatlungen und Arten. 9233
Suffrutices ramosi erecti v. flexuoso-subscandentes radicantes in Ame-
rica tropica indigeni; foliis aequalibus aut obliquis integris aut lobatis petio-
latis bistipulatis; stipulis marcescentibus; petiolis supra sulco instructis;
cymis geniculato-dichotomis peduneulatis axillaribus; floribus albis; bracteis
parvis; capsulae glabrae ala maxima patentissima.
a Caule ramisque flexuoso-subsandentibus radicantibus.
1) Wageneria deflexa Kl. Flexuoso-radicans, glabra; foliis sub-
aequalibus ovatis acuminatis, margine undulatis obsolete crenato - serratis
hinc inde grosse dentatis, supra nitidis saturate-, subtus pallide viridibus, basi
subemarginato-rotundatis, arcuatim deflexis nervoso - plicatis; stipulis lato-
lanceolatis carinatis apieulatis; cymis geniculato -dichotömis pedunculatis
axillaribus; floribus alisque candidis; capsulae ala maxima rectangula latis-
sima angusta obtusa, duabus obsoletis.
Begonia scandens Hort. Berol. et Schoenbr.
Stamm von der Dicke eines Gänsekiels, grün, kahl, 2—3 Fufs hoch,
von der Basis bis zur Spitze verästelt. Äste aufsteigend. Afterblättchen
breit-lanzettförmig, kurz zugespitzt, durchsichtig, auf dem Rücken gekielt,
10 Linien lang und 3 Linien breit, welkend. Blattstiele aufrecht, 1—2 Zoll
lang, grün, halbrund, auf der Oberseite flach gefurcht, an der äufsersten
Spitze geröthet. Blätter wellig-gefaltet, 21,—3!, Zoll lang und 1,— 21, Zoll
breit. Trugdoldenstiele 4 Zoll lang. Trugdolden 3 Zoll lang und 6 Zoll
breit. Äufsere Blumenblätter der männlichen Blüthe 3 Linien lang und
1%, Linie breit, innere 2 Linien lang und 1 Linie breit. Blumenblätter der
weiblichen Blüthe 4 Linien lang und 2 Linien breit, die des äufsersten Kreises
ein wenig kleiner. Gröfster Fruchtflügel 5 Linien breit und 3 Linien hoch.
Von dem Herrn H. Wagener aus Venezuela unter no. 2543 lebend
im Berliner botanischen Garten eingeführt. Von dem Herrn Director Schott
in Schönbrun, dem ich für die Zusendung seiner sämmtlichen Begoniaceen
meinen wärmsten Dank schulde, empfing ich diese Art mit der Bezeichnung
des Vaterlands Central-America. Es kommt jedoch meines Wissens in Cen-
tral- America keine Mageneria vor.
2) /Fageneria fagifolia Kl. Flexuosa, radicans, pilosa, ramosa;
foliis deflexis subaequalibus ovatis acutis subangulato -serratis plicatis, basi
emarginato-rotundatis, supra saturate viridibus nitidis, subtus pallidis, utrin-
Phys. Kl. 1854. Gg
234 Krorzsch:
que pilosis; petiolis erecto-patentibus rubescentibus pilosis semiteretibus,
supra planis; stipulis lato-ovato-oblongis piloso-carinatis recurvo-apieulatis
marcescentibus semicordatis inaequilateris; pedunculis pilosis patentibus
axillaribus; eymis divaricato-genieulatis pilosis; floribus fructibusque candi-
dis; capsulae ala maxima acutangula, apice truncata, margine laterali obliqua.
Begonia fagifolia Fischer Mss. ex Otto und Dietrich, Allgem.
Gartenzeitung v. IV, p. 356.
Stamm schwanenkieldick, geröthet, 3 Fufs hoch, von der Basis bis
zur Spitze verästelt. Afterblättchen 9 Linien lang und an der Basis 5 Linien
breit. Blattstiele 9—15 Linien lang. Blätter 2—3 Zoll lang und 14,—13,
Zoll breit. Trugdoldenstiele 2 Zoll lang. Trugdolden 5 Zoll lang und
8 Zoll breit. Die Gröfse der Blumenblätter beider Geschlechter wie bei der
vorigen Art. Gröfster Fruchtflügel 3 Linien breit und 5 Linien hoch.
Durch den Petersburger botanischen Garten verbreitet, der sie aus
Brasilien erhielt, woselbst sie nach einem Exemplare von Gaudichaud mit
no. 1060 bezeichnet, bei Rio de Janeiro vorkommt.
3) Wageneria lucida Kl. Fruticosa, scandens, ramosa, glabra,
radicans; foliis subrotundo-ovatis abbreviato-acuminatis deflexis planis irre-
gulariter crenato-denticulatis subaequilateris, basi emarginato -rotundatis,
supra laete viridibus impresso-punctatis nitidis, subtus pallidioribus; petiolis
erectis semiteretibus rubescentibus, supra lato-sulcatis; stipulis elongatis
carinatis truncatis, basi oblique cordatis marcescentibus; eymis divaricato-
geniculatis pedunculatis axillaribus; floribus parvis albidis; petalis flor. masc.
exterioribus ovatis, interioribus angustioribus; petalis flor. fem. subaequa-
libus oblongis obtusis; capsulae parvae alis duabus obsoletis, tertia maxima
adscendente oblonga obtusa.
Begonia lucida Otto und Dietrich, Allgem. Gartenzeitung v. XV],
p- 162. B. Moritziana Kunth et Bouch&, Ind. sem. in horto Berol. 1848.
p- 16. n. 28.
Fin 4 Fufs hoher, verästelter, schwanenkieldicker Stamm. After-
blättichen zolllang und an der Basis 5 Linien breit. Blattstiele 1—1, Zoll
lang. Blätter 4 Zoll lang und 3, Zoll breit. Trugdoldenstiele 2—3 Zoll
lang. Trugdolden 3 Zoll lang und 6 Zoll breit. Männliche Blüthen 4 Li-
nien -, weibliche Blüthen 8 Linien im Durchmesser. Frucht 3 Linien lang.
Gröfster Fruchtflügel 4 Linien hoch.
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 235
Durch Herrn C. Moritz aus Caracas lebend eingeführt und durch
den Berliner botanischen Garten im Jahre 1548 verbreitet.
4) VVageneria montana Kl. Scandens, radicans, glabra; folis
subaequalibus ovatis acuminatis inaequaliter angulato-serratis subeiliatis, basi
subemarginato-rotundatis, supra saturate-, subtus pallide viridibus, utrinque
glabris; petiolis semiteretibus erectis, supra lato-sulcatis; stipulis mar-
cescentibus ovato-oblongis acuminatis carinatis glabris, basi semicordatis;
cymis repetite dichotomis divaricatis glabris pedunculatis in apice caulis axil-
laribus; floribus albidis parvis, femineis minimis; bracteis minutis lanceolato-
subulatis; germinis alis duabus obsoletis, tertia maxima oblique ovata obtusa
subadsendente.
Stengel kletternd, gänsekieldick, wurzelnd. Blätter 2—5 Zoll lang
und 1—2!, Zoll lang. Blattstiele 6—10 Linien lang. Afterblättchen 10 Li-
nien lang und 4 Linien breit. Trugdoldenstiele 25— 3} Zoll lang. Trug-
dolden 31, Zoll lang und 7 Zoll breit. Männliche Blüthen 4 Linien im
Durchmesser. Blumenblätter der weiblichen Blüthe 1 Linie lang, die beiden
des äufseren Kreises fein gespitzt. Gröfster Flügel des Fruchtknotens 1 Linie
hoch und 14, Linie breit.
Auf Bergen, an Wegen bei Muna in Peru von Ruiz und Pavon ent-
deckt. Nicht in Kultur.
5) Wageneria glabra Kl. Scandens, nodoso-radicans, glabra;
foliis ovatis acutis subangulato-dentatis, basi emarginato-rotundatis, utrinque
glabris; petiolis sublongis; stipulis (ex icone) ovato-oblongis dentatis; eymis
divaricato - geniculatis repetite dichotomis pedunculatis axillaribus; floribus
parvis albidis; bracteis minutis persistentibus; ala maxima adscendente fal-
cata obtusa, duabus obsoletis.
Begonia glabra Aublet, Hist. des pl. de la Guiane franc. p. 916,
t. 349. Lamarck, Encyc. v.I], p. 394, n. 4.
Diese Art, welche ich nicht zu sehen Gelegenheit hatte, kenne ich
nur aus der Aublet’schen Abbildung, die, wenn sie correct ist, eine wohl
unterscheidbare Art begründet und jedenfalls zur Gattung MWageneria ge-
hört. Diöcisch ist sie nicht, wie Aublet angiebt. Er hat sich getäuscht,
indem er nicht wufste, dafs die männlichen Blüthen früher als die weiblichen
an den jungen Blüthenständen erscheinen, von den älteren Trugdolden aber
abgefallen sind.
Gg2
236 Kıorzsca:
Mit Unrecht zieht sie Dryander zu Begonia scandens Swartz,
einer auf Jamaica vorkommenden Art, über deren eigentliche Stellung ich
zweifelhaft bin.
Die Aublet’sche Pflanze rankt an lebenden Baumstämmen in Wal-
dungen der Cajenne.
6) VVageneria coneoloulacea Kl. Scandens, radicans, glabra;
foliis magnis latissimis, apice abruptis acute sinuato-lobatis inaequaliter den-
tatis, basi evanescente cordatis longe petiolatis; stipulis magnis ovatis acumi-
natis carinatis marcescentibus; cymis repetite diechotomis divaricato - genicu-
latis longe pedunculatis axillaribus; floribus albidis; pedicellis minutissime
scabriusculis; petalis oblongo-obovatis glanduloso- punctatis, exterioribus
flor. fem. acutis minoribus; bracteis minutis linearibus acuminatis; capsulae
ala maxima obliqua acutangula, superne truncata, duabus angustis sub-
obsoletis.
Begonia rugosa et B. scandens Hort. Schoenbrunnensis.
Ein robustes, kletterndes Gewächs, das nicht allein an den knotig-
verdickten Gliederungen, sondern der ganzen Länge des Stengels nach, der
sich wenig verzweigt, Wurzeln treibt. Afterblättehen 9 Linien lang und
3—4 Linien breit. Blattstiele 3—6 Zoll lang. Blätter 21,—6 Zoll lang und
3,—8Zoll breit. Trugdoldenstiele 10 Zoll lang und 4 Linien dick. Äufsere
Blumenblätter der männlichen Blüthe 4 Linien lang und 2 Linien breit,
innere 3 Linien lang und 1 Linie breit, die der weiblichen Blüthe 3 Linien
lang und 1—2 Linien breit. Bracteen 1 Linie lang. Fruchtkapsel 4 Linien
lang. Gröfster Fruchtflügel an dem abgestutzten oberen Ende 2—3Li-
nien breit.
Sello fand sie in Brasilien (Mandioca, Guidawald, Paraiba). In Kul-
tur in Schönbrunn.
ß Caule erecto strieto non radicante.
7) VVageneria vilifolia Kl. Erecta, puberula; caule elato stricto
striato evanescente puberulo; foliis magnis transverse ovatis oblique acutis
angulato-sublobatis dentato -serratis, basi inaequaliter reniformi- cordatis,
utrinque puberulis, supra laete -, subtus pallide viridibus; petiolis longis
erectis teretibus, supra sulcatis, apice rubescentibus; stipulis magnis ovatis
carinatis glabris, apice conduplicatis acutis; cymis patenti- divaricatis pube-
rulis axillaribus pedunculatis; floribus albis glabris; petalis flor. masc. ex-
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 9337
terioribus cordato-ovatis, flor. femin. exterioribus acutissimis; capsulae
albidae glabrae alis duabus obsoletis, ala maxima adscendente ovata glandu-
loso - punctata.
Begonia vitifolia Schott in Sprengel, Syst. veg. cur. post. p. 407.
B. grandis Fr. Otto. B.reniformis Hooker, Bot. Mag. t. 3225?
Stamm gerade, aufrecht, unverzweigt, 4—6 Fufs hoch und zolldick.
Blattstiele 5 Zoll lang und gänsekieldick. Afterblättchen 15 Linien lang
und 6Linien breit. Blätter 6 Zoll lang und 10 Zoll breit. Trugdoldenstiele
10 Zoll lang. Trugdolden 4 Zoll lang und fufsbreit. Äufsere Blumenblätter
der männlichen Blüthe 5 Linien lang und 3 Linien breit. Weibliche Blu-
menblätter 3 Linien lang und 1', Linie breit. Fruchtkapsel 6 Linien lang
und 4 Linien breit. Gröfster Fruchtflügel von der Basis bis zur abgerunde-
ten Spitze gemessen 9 Linien.
Von Pohl, Schott und Sello in Brasilien entdeckt. In Kultur.
8) Wageneria dicholoma Kl. Fruticosa, erecta, sparsim ra-
mosa; caule tereli crasso punctis elevatis obsito;; stipulis magnis ovatis ca-
rinatis, apice conduplicatis obtusis setoso-apiculatis; petiolis longis teretibus,
apice annulato-setosis, supra sparsim hispidis versus basim planiuseulis; foliis
oblique cordatis transverse ovatis acutis subangulatis denticulatis, supra
glabris impresso -nervosis laete viridibus, subtus pallidioribus ad venas sca-
bridis; pedunculis erectis striatis glabris; cymis patentissimo - dichotomis;
capsulae ala maxima acutangula, reliquis parallelis acutangulis.
Begonia dichotoma Jacquin, Ic. plant. rar. v.IH, t.619. Willd.
Spec. pl. v.IV, p. 412.
Stamm 11,—2 Fufs hoch und daumendick. Afterblätter 1%, Zoll lang
und zollbreit. Blattstiele 3—7 Zoll lang und gänsekieldick. Blätter 6 Zoll
lang und 9 Zoll breit. Trugdoldenstiele 8 Zoll lang und rabenkieldick.
Trugdolden 2—21, Zoll lang und 8 Zoll breit. Äufsere Blumenblätter der
männlichen Blüthe 3 Linien lang und 2 Linien breit. Gröfster Fruchtflügel
von der Basis bis zur Spitze gemessen 6 Linien lang, die beiden kleineren
respective 1 und 2 Linien breit.
In feuchten Waldungen bei Caracas von dem älteren Jacquin ent-
deckt. In Kultur.
9) WWageneria longipes Kl. Caule elato robusto leviter striato
sparsim tuberculato versus apicem puberulo; petiolis longissimis supra sul-
338 Kıorzsch:
catis deorsum incrassatis minutissime puberulis; stipulis ovatis acutis carinatis,
apice contracto-conduplicatis; foliis amplis oblique cordatis transverse ovatis
acuminatis angulatis denticulatis, supra saturate viridibus nitidis, subtus pal-
lidioribus evanescente puberulis; pedunculis axillaribus longissimis; cymis
dichotomo-corymbosis; floribus albidis femineis minoribus; bracteis sub-
persistenlibus minutissimis subulatis; petalis flor. masc. exterioribus ovato-
rotundatis, interioribus oblongis; capsulae ala maxima adscendente oyata
obtusa, reliquis sensim angustioribus subacutis.
Begonia longipes Hooker, Bot. Mag. t. 3001. B. vitifolia, glabra
Hort. Berol.
Stamm 4Fufs hoch und an der Basis 1%, Zoll im Durchmesser. After-
blättchen 14, Zoll lang und 7 Linien breit. Blattstiele 5—8 Zoll lang und
an der Basis schwanenkieldick. Blätter 7 Zoll lang und 11 Zoll breit. Trug-
doldenstiele 15 Zoll lang. Trugdolden 4%, Zoll lang und 8 Zoll breit. Äufsere
Blumenblätter der männlichen Blüthe 5 Linien lang und 3%, Linien breit.
Blumenblätter der weiblichen Blüthe 3 Linien lang und 2 Linien breit.
Gröfster Fruchtflügel 6 Linien hoch und 3 Linien breit.
Vaterland unbekannt. Die Hooker’sche Angabe, welche Mexico
nennt, bezweifle ich. In Kultur.
10) FF ageneria reniformis Kl. Caule erecto robusto striato eva-
nescente puberulo; stipulis oblongis carinatis magnis, apice conduplicato-
attenuatis; petiolis longis semiteretibus evanescente pubescentibus, supra
canaliculatis; foliis magnis latissimis oblique cordato-reniformibus angulato-
lobatis crenato - dentatis adscendente acuminatis, supra saturate viridibus,
subtus pallidis evanescente pubescentibus; cymis geniculato - dichotomis
striato- pedunculatis glabris axillaribus; floribus albis; bracteis longis su-
bulatis subpersistentibus; capsulae longae ala maxima rectangula, apice lato-
truncata inferne attenuata, reliquis obsoletis.
Begonia reniformis Dryander, Linnean Trans. v.I, p. 161, n.3,
it. 14, fig. 1u.2. Willd., Spec. plant. v. IV, p. 413. Vellozo, Flora
Flumin. v.X, t. 40.
Stamm mehrere Fufs hoch, aufrecht, 4 Zoll dick. Afterblättchen
zolllang und 4 Linien breit. Blattstiele 3—5 Zoll lang. Blätter 2,—4 Zoll
lang und 5—6 Zoll breit. 'Trugdoldenstiele 5—8 Zoll lang und raben- bis
gänsekieldick. Trugdolden 4 Zoll lang und 8 Zoll breit. Äufsere Blumen-
Begoniacceen- Gattungen und Arten. 239
blätter der männlichen Blüthe 3 Linien lang und 2 Linien breit. Die Blu-
menblätter der weiblichen Blüthe 2 Linien lang und 1! Linie breit. Gröfster
Fruchtflügel von der Basis bis zur abgerundeten Spitze gemessen 6 Li-
nien lang.
In schattigen Felsklüften bei Rio de Janeiro von Sir J. Banks entdeckt
und von Sello und Gaudichaud wiederum gesammelt. Nicht in Kultur.
11) /Wageneria BrasiliensisK]. Caule elato glabro leviter striato;
foliis oblique ovatis acuminatis subsessilibus remote subangulato - dentatis,
supra saturate-, subtus pallide viridibus, utrinque glaberrimis; stipulis lato-
ovatis acuminatis; pedunculis axillaribus glaberrimis; ceymis amplis diva-
ricato-geniculatis; floribus albis, maseulis triplo minoribus; petalis flor. fem.
obovatis subaequalibus; capsulae albidae ala maxima lato-ovata obtusa, re-
liquis sensim minoribus acutangulis.
Stamm schlank, gänsekieldick, kaum verästelt, 2—3 Fufs lang.
Blätter fast sitzend, 35—4 Fufs lang und 1 Zoll bis 16 Linien breit. After-
blättchen 9 Linien lang und an der Basis 5 Linien breit. Trugdolden 9 Zoll
lang und fufsbreit. Äufsere Blumenblätter der männlichen Blüthe 2 Linien
lang und 1! Linie breit. Weibliche Blumenblätter 3%, Linien lang und 2Li-
nien breit. Gröfster Fruchtflügel 3 Linien hoch und 4 Linien breit.
In Brasilien von Sello entdeckt. Nicht in Kultur.
ll. GYMNOCARPEAE.
Stylus deciduus.
A. PLATYCENTREAE.
Stylorum rami subglabri, fascia papillosa plus minus spiraliter torta
instructi. Capsula inflexa inaequaliter trialata bilocularis, ad alarum angusta-
rum originem per rimas arcuatas dehiscens.
“7 Flos masculi 4-, feminei 3 petali.
AAAXY. Weilbachia(') Kl. et Oersted.
Flores monoiei cymosi rosei aut albidi. Masculi: Petala 4 biserialia,
exteriora majora lato-elliptica aut rotundato-subcordata, interiora oblonga
(') Dem Andenken des botanischen Gärtners zu Kopenhagen Herrn Weilbach, eines
umsichtigen und erfahrenen Cultivateurs, der sich um den dortigen Garten, dem er seine
ganze Kraft widmet, nicht geringe Verdienste erworben hat, gewidmet.
240 Krorzsch:
anguste obovata. Stamina crebra subaequilonga; antheris oblongis latiuscu-
lis, utrinque rotundatis filamentis liberis longioribus. Flores feminei: Petala
3 biserialia, exteriora majora rotundato-ovata, interius obovatum angustum.
Germen inferum trigonum valde inaequaliter trialatum biloculare. Ovula in
placentis e loeulorum angulo centrali bilamellatis creberrima, anatropa, ses-
silia, lamellis arcuato-conniventibus hine inde incisis. Stylus brevissimus
bifidus. Stigmata brevi bieruria, lobis fascia papillosa bis spiraliter torta,
antice infra lobos continua instructis. Capsula triquetra bilocularis glabra
inaequaliter trialata ad alarum angustarum originem per rimas arcuatas de-
hiscens. Ala maxima rotundato-falcata rigida, apicem capsulae non attingens,
dissepimento opposita. Semina innumerabilia minutissima oblonga reticulata
exalbuminosa.
Suffrutices mexicani caulescentes; rhizomate brevi; caulibus reptan-
tibus abbreviatis; foliis profunde cordatis subobliquis polymorphis longissime
petiolatis; stipulis subdeeiduis; ceymis dichotomis paueifloris longe peduncu-
latis axillaribus;, floribus albidis aut roseis; bracteis parvis caducis; capsulae
alis valde inaequalibus acutangulis.
1) WWeilbachia reptans Kl. et Oersted. Rhizomate brevi obli-
quo crasso; caulibus gracilibus pilosis reptantibus; stipulis lanceolatis acutis
deciduis; foliis longe petiolatis polymorpbis oblique cordatis elongatis acu-
minatis irregulariter denticulatis, denticulis setiferis, angulato-lobatis v. 3—
4 lobis, lobis tribus superioribus lanceolatis longe acuminatis arrectis v. pa-
tulis sinubus rotundatis, lobo quarto infimo obtuse angulato, supra opacis
viridibus glabris v. pilis minutis paueis adspersis, subtus pallidioribus fusco-
furfuraceo-granulatis, nervis 7 parce fusco-pilosis; petiolo laminam superante
erecto pilis rufis adsperso, deinde glabrescente; pedunculo petiolum sub-
aequante, cyma dichotoma paueiflora; bracteis deciduis scariosis lanceolatis;
floribus albis; petalis flor. masc. exterioribus majoribus lato-elliptieis ob-
tusis, interioribus oblongo -obovatis; petalis flor. fem. duobus exterioribus
majoribus lato-ovatis obtusis, tertia interiore minore obovato-oblongo; cap-
sula pilosula mox glabrescente carnosula nutante, ala maxima rigida falcato-
dimidiata acutangula, duabus minoribus angustis subparallelis, apice brevi-,
basi longe attenuatis.
Begonia reptans Bentham, Plantae Hartwegianae p.61. Liebmann,
Mexicos Begon. p. 5, n. 10.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 241
Wurzelstock schwanenkieldick, zolllang. Stengel rabenkieldick, 5—
6 Zoll lang. Blätter 3,—6 Zoll lang und 2—4!, Zoll breit. Blattstiele
3—7 Zoll lang. Fruchtstielchen 6—7 Linien lang. Kapselfrucht 4 Linien
lang und 2, Linie breit.
In Mexico einheimisch. (Hartweg. Liebmann). Nicht in Kultur.
2) WWeilbachia pustulata Kl. Tota planta pilis longis rufis obsita;
rhizomate brevi crasso obliquo; caule geniculato radicante rufo-setoso; foliis
longe petiolatis oblique cordatis rotundato-ovatis subincurvo-acuminatis den-
ticulatis ciliatis, supra dense pustulatis, pustulis seta subulata terminatis,
subtus pallidioribus foveolatis ferrugineo-pilosis, nervis 10 prominentibus ;
petiolo laminam subaequante dense rufo-setoso, setis longis flexuosis paten-
tibus; pedunculo folia aequante v. superante; cyma bis ter dichotoma;
bracteis deciduis lanceolatis acuminatis pilosis; floribus roseis; petalis flor.
masc. externe rufo-pilosis, exterioribus 2 majoribus cordato-rotundatis, in-
terioribus 2 minoribus ovato-lanceolatis; petalis flor. fem. exterioribus 2
majoribus cordato-rotundatis, tertio parvo ovato; capsula nutante pilosula
glabrescente; ala maxima rotundato-falcata apicem capsulae non attingente
rigida, alis 2 angustis rotundatis.
Begonia pustulata Liebmann.c. p.6, n. 8.
Wurzelstock knollenartig verdickt, % Zoll lang. Stengel von der
Dicke eines Rabenkiels 6—8 Zoll lang. Blätter 5—6 Zoll lang und 3—4
Zoll breit. Blattstiele 4—6 Zoll lang. Trugdoldenstiel 6—8 Zoll lang.
Fruchtstiele 6—8 Linien lang.
Im Departement Oajaca in Mexico vom Professor Liebmann aus
Kopenhagen entdeckt. Nicht in Kultur.
*r Flores masculi et feminei 4 petali.
AXXAXVY. Lauchea (') Kl.
Flores monoici minuti in cymas paniculatas gracillimas pedunculatas
plurimas dispersi. Masculi: Petala 4 biserialia, intus concava, exteriora
majora obovato-orbicularia; interiora angustiora oblonga obtusa, inferne
(') Dem Andenken des Herrn Lauche, Obergärtner des überaus reichen und zweck-
mälsig eingerichteten Augustin’schen Etablissements auf der Wildpark-Station bei Potsdam,
der zu den vorzüglichsten Pflanzenzüchtern zählt, sich durch Umsicht und Gewandtheit aus-
zeichnet, und eine Regsamkeit entwickelt, welche grolse Erfolge erwarten lälst, gewidmet.
Phys. Kl. 1854. Hh
242 Krorzsca:
sensim attenuata. Stamina octo inaequilonga majuscula monadelpha; anthe-
ris oblongis; filamentis brevibus connatis. Flores feminei: Petala 4 bise-
rialia, intus magis concava, exteriora majora rotundato-obovata, interiora
angusta oblonge obtusa. Germen inferum triquetrum oblongum valde in-
aequaliter trialatum biloculare, angulis anterioribus angustissime alatis loculis
oppositis conniventibus, angulo dorsali dissepimento opposito ala maxima
adscendente ovata instructo. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali
bilamellatis ereberrima, anatropa, sessilia. Stylus bipartitus glaber deciduus.
Stigmata bicruria, fascia papillosa bis spiraliter torta, inferne continua eincta.
Capsula matura et semina ignota.
Herba annua Indiae orientalis; radice fibrosa; caule erecto strieto
nudo 2—5 pollicari; foliis ovatis acuminatis leviter cordatis subaequalibus
grosse inciso-dentatis longissime petiolatis in comam terminalem aggregatis;
stipulis lineari-subulatis; peduneulis 3—4 gracillimis eymoso - paniculatis
subterminalibus erectis foliis longioribus; bracteis obovato-rotundatis glan-
duloso-ciliatis; floribus minutis albidis; capsulae ala maxima oblique ovata.
1) Lauchea verticillata Kl. Annua, parva, erecta, subglabra;
caule simplici glabro, apice folioso; foliis longe petiolatis patentibus aggre-
gatim verticillatis cordato-ovatis acuminatis subaequilateris pilosulis grosse
ineiso - serratis; stipulis minutis lanceolato-subulatis; pedunculis plurimis
subterminalibus gracillimis folio longioribus; eymis dichotomo - panieulatis;
bracteis rotundato-obovatis glanduloso-eiliatis; floribus minutis albidis; cap-
sulis alato-triquetris, ala maxima elongata oblique ovata.
Begonia verticillata Hooker, Ieones plantarum, t. 811.
Stamm nackt, 2—5 Zoll lang und rabenkieldick, etwas geröthet.
Blätter in einem Wirtel von 4—12 auf dem Gipfel des Stammes zusammen-
gedrängt, 1,—2 Zoll lang und 9 Linien breit. Blattstiele 8 — 16 Linien
lang. Afterblättchen 1—1}, Linie lang. Die Stiele der rispenartigen Trug-
dolden 2—4, aufrecht, 2—2!, Zoll lang. Trugdolden 1}, Zoll lang und
eben so breit. Blüthen 2 Linien im Durchmesser. Unreife Frucht 2 Linien
lang und 1 Linie dick. Gröfster Fruchtflügel 2', Linien breit.
Von dem Herrn Thomas Lobb in Moulmein entdeckt. Nicht in
Kultur.
[82)
rn
=
Begoniaceen - Gattungen und Arten.
*r Flores masculi 4 -, feminei 5 petali.
AXAXV]I. Platycentrum (') Kl.
Flores monoiei eymosi. Masculi: Petala 4 subaequalia biserialia, ex-
teriora paullulum majora carnosula bicoloria, interiora membranacea uni-
coloria. Stamina numerosa subaequilonga; antheris oblongis, apice basique
obtusis, inferne subattenuatis; filamentis anthera subbrevioribus brevi um-
bellatim monadelphis. Flores feminei: Petala 5 subaequalia triserialia,
exterioribus tribus carnosulis, religuis membranaceis. Germen inferum
trigonum biloculare valde inaequaliter trialatum. Ovula in placentis e lo-
culorum angulo centrali bilamellatis ereberrima, anatropa, lamellis hine
inde divisis. Stylus brevissimus bifidus glaber robustus deeiduus. Stigmata
brevi bieruria, eruribus dilatato-marginatis tortuosis, fascia papillosa bis
spiraliter torta, inferne continua einctis. Capsula triquetra bilocularis su-
beroso-spongiosa valde inaequaliter trialata ad alarum angustarum loculis
oppositarum originem per rimas arcuatas dehiscens. Ala maxima latissima
rectangula crassa subspongiosa dissepimento opposita. Semina innumerabilia
minuta oblonga, utrinque truncata reticulata exalbuminosa.
Suffrutices acaules v. caulescentes Indiae orientalis; rhizomate brevi
obliquo crasso radicante; caulibus adscendentibus aut erectis; foliis longe
petiolatis oblique cordatis ovatis acuminatis magnis; petiolis supra sulcatis;
stipulis ovatis acuminatis carinatis plus minus coloratis deciduis; pedunculis
longis axillaribus; cymis dichotomis divaricatis brevibus paucifloris rarissime
unifloris; floribus bicoloribus e rubro-albidis aut rubro-flavidis subinde
maximis bracteis caducis suffultis; capsula matura incurvo -nutante.
1) Platycentrum xzanthinum Kl. Subacaulis; rhizomate brevi
erasso, subtus radicante; stipulis erinitis magnis ovatis carinatis seta termi-
natis; foliis amplis oblique cordato-ovatis brevi acuminatis sinuato-dentatis,
supra rugulosis glabris atro- viridibus micantibus, subtus sanguineis promi-
nente nervosis, nervoso-hispidis; petiolis erectis aggregatis longis rubris
piloso-hispidis folium subaequantibus; pedunculis petiolo duplo longioribus
rubris sparse pilosis teretibus deorsum incrassatis; floribus nutantibus
cymosis flavidis, masculis subduplo - majoribus, exterioribus carnosulis
(') Aus den griechischen Wörtern mA«rVs und z2vrgov zusammengesetzt.
Hh 2
244 Krorzsch:
extus convexis rubescentibus; capsulae glabrae ala maxima latissima rectan-
gula, apice rotundata.
Begonia xanthina Hooker, Bot. Mag. t. 4683.
Ein fleischiger, fingerdicker, kriechender Wurzelstock. Blätter 6—
9 Zoll lang und 3—4!, Zoll breit. Blattstiele 9 Zoll lang. Afterblättchen
geröthet, zolllang und 4 Linien breit. Trugdoldenstengel 12—18 Zoll lang,
oberwärts kahl. Trugdolden 4 Zoll breit. Blumenblätter der männlichen
Blüthe 10 Linien lang und 6 Linien breit, die der weiblichen Blüthe 4 Linien
lang und 3 Linien breit. Frucht 3, Linie lang. Gröfster Fruchtflügel 3 Li-
nien hoch und 6 Linien breit.
Durch Herrn Booth im Jahre 1850 aus Boutan in Ostindien lebend
in England eingeführt und durch dessen Oheim, dem Herrn Nuttall auf
Rainhill bei Preston (Lincolnshire) verbreitet. Eine sehr seltene Pflanze,
für welche ein Bastard fast allgemein kultivirt wird, der durch Kreuzung
zwischen Platycentrum xanthinum und P. rubro-venium erzeugt ist und der
sich durch deutliche Stengelgebilde auszeichnet.
2) Platycentrum rubro-venium Kl. Glaberrima; rhizomate car-
noso ramoso digitum crasso rubescente; caulibus petiolis pedunculisque san-
guineis; stipulis rubescentibus ovato-lanceolatis cucullato-acuminatis carinatis
glabris deciduis; petiolis erectis sanguineis folium superantibus supra sulcatis;
foliis oblique ovatis acuminatis inaequaliter dentato-serratis laete viridibus
albido-striato-maculatis, subtus prominente nervosis plus minus purpuras-
centibus; pedunculis axillaribus internodium caulinum superantibus laete pur-
pureis; cymis divaricato-dichotomis abbreviatis; petalis flor. masc. exterio-
ribus parallele rubro-venosis, interiorıbus candidis; petalis flor. femin.
minoribus, exterioribus reticulato -rubro- venosis; capsulae rubescentis alis
duabus angustis rotundatis, tertia maxima horizontaliter elongata ellip-
tica obtusa.
Begonia rubro-venia Hooker, Bot. Mag. t. 4659.
Wurzelstock kriechend. Stengel walzenförmig, 6—10 Zoll lang und
gänsekieldick. Afterblättchen 1 Zoll lang und an der Basis 5 Linien breit.
Blattstiele 3—6 Zoll lang und rabenkieldick. Blätter 5,— 61, Zoll lang und
2,—3 Zoll breit. Trugdoldenstengel länger als die Blattstiele aus deren
Winkel sie hervortreten. Trugdolden 3 Zoll breit, 8— 10blüthig. Blu-
menblätter der männlichen Blüthe 6 Linien lang und 4—5 Linien breit, die
Begoniaceen-Gatiungen und Arien. 245
der weiblichen Blüthe 4 Linien lang und 3 Linien breit. Fruchtkapsel 3—
4 Linien lang. Gröfster Fruchtflügel grün, 3 Linien hoch und 7 Linien
breit, netzartig roth-geadert.
Diese Art ändert in zwei Formen ab, die aber hin und wieder in ein-
ander übergehen und deshalb nicht zu Varietäten erhoben werden können.
Die Unterfläche des Blattes ist entweder mehr oder weniger geröthet oder sie
ist grün und roth-geadert.
Standort, Einführung und Verbreitung wie bei der vorigen Art. In
der Kultur fast allgemein bekannt.
4) Platycentrum Zollingerianum Kl. Radice fibroso; caule ad-
scendente subglabro, inferne repente; foliis oblique cordatis lato-ovatis
subacuminatis angulato-sinuatis, supra saturate viridibus glaberrimis, subtus
pallidioribus petiolisque sparsim hirtello-venosis; pedunculis glabris axilla-
ribus folium superantibus; cymis elongatis contracto-paniculatis; capsulae
nutantis alis acutangulis, maxima patentissima ovata acuta.
Plant. javanic. a cl. Zollingero lect. n. 2630.
Stengel 9—10 Zoll lang. Blattstiele 1—5 Zoll lang. Blätter an der
Basis 3— 3%, Zoll breit und 4%, —5!, Zoll lang. Kapsel 4 Linien lang. Gröfs-
ter Fruchtflügel 4 Linien breit, kleinster 1 Linie breit.
Von dem Herrn Seminar-Director Zollinger auf Java entdeckt.
Nicht in Kultur.
4) Platycentrum Cathcartü Kl. Robustum, erectum, retrorso-
squamosum; caule elato stricto tereti squamis aculeiformibus reflexis obsito;
foliis magnis carnoso-coriaceis inaequilateris profunde obliquo-cordatis ovatis
brevi- acuminatis inciso-serratis, supra glabris, subtus nervoso-squamatis;
petiolis erectis robustis folio brevioribus; stipulis ovatis acutis glabris den-
tatis; pedunculis erectis retrorsum squamosis petiolo duplo longioribus uni-
floris; floribus maximis nutantibus bractea magna oyata acuta dentata supra
medium peduneuli suffultis; petalis ovatis acutis denticulatis, exterioribus
extus brevi aculeatis; capsulae dense aculeatae alis inaequalibus crassis ro-
tundatis sparsim aculeatis.
Begonia Cathcartü Hook. fil. et Thomson, Flora indica t. 13.
Die in einer lithographirten Abbildung mir freundlich durch Herrn
Hooker mitgetheilte fufslange Figur, aus der ich meine Kenntnifs dieser
höchst merkwürdigen und interessanten Art schöpfe, welche den oberen
246 Krorzscn:
Theil des Gewächses darstellt, zeigt einen Durchmesser des Stammes von
4 Linien. Die Afterblättchen sind 8 Linien lang und 5 Linien breit. Die
Blattstiele 2—3 Zoll lang und gänsekieldick. Die Blätter 6—81, Zoll lang
und 3—4 Zoll breit. Die Blumenstiele 4—6 Zoll lang. Die Bractee von
der Gröfse der Afterblättchen. Die äufseren Blumenblätter der männlichen
Blüthe 14, Zoll lang und 1 Zoll breit, die der weiblichen Blüthe 15 Linien
lang und 9 Linien breit. Die unreife Frucht 5 Linien lang und 11 Linien
im Durchmesser. Gröfster Flügel 4 Linien breit, die beiden andern um die
Hälfte schmäler.
Von den Herren J. Hooker und Thomson in Östindien entdeckt.
Nicht in Kultur.
B. ISOPTERYGEAE.
Stylus usque ad basin tripartitus. Rami simplices multifidi aut multi-
partiti teretiusculi aut compressi, numquam tortuosi undique-rarissime apice
tantum papillosi. Fructus erectus trilocularis triangularis, nec membrana-
ceus; anguli cornuti aut compresso-gibbosi dehiscentes, iidem in duas par-
tes divisi.
‘-" Flores masculi 4 -, feminei 6 petali.
XAXXVI. Casparya(') Kl.
Ta. XL. .G,
Flores monoici coceinei cymoso-corymbosi. Masculi: Petala 4 bise-
rialia subaequalia patentia brevi-oblonga aut lato-ovata. Stamina creberrima
aequilonga toro plano inserta; antheris linearibus elongatis, utrinque obtu-
sis compressiusculis, lateraliter dehiscentibus; filamentis brevissimis liberis
anthera sextuplo brevioribus. Flores feminei: Petala 6 triserialia subaequalia
ovata obtusa explanato-subcampanulata. Germen inferum trigonum trilo-
culare aequaliter trieornutum, apice in rostrum strietum productum, cor-
nubus falcato-erectis apiculatis. Ovula in placentis e loculorum angulo
centrali geminis conniventim lamellatis, utrinque ovuliferis creberrima, ana-
tropa. Stylus deeiduus profunde tripartitus, lobis teretibus elongatis erectis
(') Dem Andenken des Herrn Doctor Robert Caspary, Privat-Docenten der Botanik
an der Berliner Universität, der sich durch mehrere beachtenswerthe Arbeiten im Felde der
Anatomie, der Entwickelungsgeschichte und der Systematik hervorgethan hat, gewidmet,
Begoniaceen-Gattungen und Arten. 247
undique papilloso-puberulis bis trifidis. Capsula cartilagineo -suberosa tri-
locularis aequaliter tricornuta, apice in rostrum longum prodacta, basi
turbinata, cornubus falcato-ereetis cuspidatis loculis oppositis, in parte in-
feriore angulorum secundum longitudinem dehiscens. Semina innumerabilia
minuta ovata reticulata exalbuminosa.
Frutieuli ramosissimi scandentes in Peruvia ad Munam crescentes; fo-
liis dimidiato-cordatis oblique ovatis acutis serratis hirtellis subglabrescenti-
bus petiolatis, supra saturate viridibus, subtus pallidioribus hirtello-nervosis;
stipulis membranaceis deciduis; cymis corymbosis pedunculatis axillaribus
erectis; floribus coccineis longe pedicellatis; petalis integerrimis; capsulae
longe rostratae cornubus erecto - falcatis cuspidatis.
1) Casparya hirta Kl. Caule tereti tumido-articulato evanescente
ferrugineo-hirto ramosissimo; foliis petiolatis dimidiato-cordatis oblique
ovatis acutis inaequaliter dentatis ciliato-serratis, supra saturate viridibus
sparsim strigoso-hirtis, subtus pallidioribus subgriseis albido - punctulatis
deinde ferrugineis fusco-nervoso-hirtis; petiolis hirtis; stipulis deeiduis ova-
tis emarginato-cuspidatis glaberrimis; pedunculis erectis glabris eymoso - co-
rymbosis; floribus coceineis; bracteis magnis obovatis obtusis deciduis colo-
ratis; germinibus glabris.
Begonia coceinea Ruiz et Pavon, Herb. Mss.
Stamm 2 Fufs lang und gänsekieldick, unterwärts wurzelnd. Zweige
aufrecht, rabenkieldick und 3—4 Zoll lang. Blätter 2,—3!, Zoll lang und
1—1%, Zoll breit. Blattstiele 5—7 Linien lang. Afterblättchen 8 Linien
lang und 4 Linien breit. Trugdoldenstiele kahl, aufrecht, 1!, Zoll lang.
Bracteen 5 Linien lang und 2 Linien breit. Blumenblätter der männlichen
Blüthe 6 Linien lang und 3 Linien breit, die der weiblichen Blüthe 3 Linien
lang und 11, Linie breit.
Im Jahre 1784 von Ruiz und Pavon in Peru (Muna) entdeckt.
Nicht in Kultur.
2) Casparya columnaris Kl. Caule ramosissimo erecto glabro
rubescente; ramis erectis elongatis; foliis semicordatis oblique ovatis acu-
minatis argute sinuato-dentatis denticulato-ciliatis, supra saturate viridibus
sparsim brevi hirtellis, subtus cinerascentibus albido-punctulatis ferrugineo-
nervosis in venis sparsim pubescentibus; petiolis elongatis sparso-hirtellis;
stipulis oblongis membranaceis obtusis mucronatis deciduis, superne subeciliatis;
248 Krorzsch:
peduneulis cymoso-corymbosis erectis glabris; bracteis maximis obovatis
reticulato - venosis vaginato -conduplicatis deeiduis coloratis, apice truncatis;
petalis flor. masc. ovatis, apice attenuato-obtusis; petalis flor. fem. elongatis
angustioribus; germinibus glabris.
Begonia columnaris Ruiz et Pavon, Herb. Mss.
Stamm 2 Fufs lang und gänsekieldick. Internodien 2—31, Zoll lang.
Zweige aufrecht, 5—10 Zoll lang. Blätter 2—3% Zoll lang und 1—1° Zoll
breit. Blattstiele 3—1', Zoll lang. Afterblättchen 5 Linien lang und 3 Li-
nien breit. Trugdoldenstiele 2—4 Zoll lang. Trugdolden 3 Zoll lang und
3 Zoll breit. Bracteen 7 Linien lang und oberwärts 4 Linien breit. Blu-
menblätter der männlichen Blüthe 5 Linien lang und 3 Linien breit,. die
der weiblichen Blüthe 5 Linien lang und 13, Linie breit. Früchte 1 Zoll lang
und eben so breit.
Von Ruiz und Pavon in Peru (Muna) entdeckt. Nicht in Kultur.
3) Casparya coccinea Kl. Caule lignoso tereti glaberrimo geni-
culato-ramoso tumido-articulato; foliis oblique ovatis parvis subsemicordatis
duplicato-serrato-ciliatis, utrinque glaberrimis acutis, supra saturate viridi-
bus, subtus pallide viridibus dense albido-punctulatis; petiolis brevibus
glabris; stipulis membranaceis obovatis obtusis; pedunculis cymoso-corym-
bosis axillaribus glabris; fructibus immaturis longissime rostratis gla-
berrimis.
Begonia coceinea Ruiz etPavon, Herb. Mss.
Stamm hahnenkieldick, holzig, gekniet-ästig, 2 Fufs lang. Blätter
43, Zoll lang und 3% Zoll breit. Blattstiele 3 Linien lang. Afterblättchen
4 Linien lang und 2 Linien breit. Trugdoldenstiele 1—1!, Zoll lang.
Fruchtstiele 3 Linien lang. Früchte 1 Zoll lang und unterhalb des Rüssels
$ Zoll breit.
Von Ruiz und Pavon in Peru (Muna) entdeckt. Nicht in Kultur.
XXXVIIH. Stibadotheca('!) Kl.
TataRKIT HA:
Flores monoici magni coceinei. Masculi: Petala 4 extus pubescentia,
cruciatim opposita biserialia, exteriora elliptica obtusa longiora, interiora
(‘) Aus den griechischen Wörtern orı@«&s und Syn zusammengesetzt.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 249
breviora obovata brevissime biloba. Stamina 16 — 20 toro plano inserta;
antheris elongatis connectivo in appendicem subulatam rectam attenuatis;
filamentis brevibus liberis. Feminei: Petala 6 triserialia subaequalia, extus
sparsim pubescentia oblonga subobtusa. Ovarium inferum turbinatum vil-
loso - scabrum triquetrum recurvalim obtuso-tricornutum triloculare, apice
obtusum non rostratum, basi subattenuatum. Ovula in placentis e loculorum
angulo centrali geminis conniventim lamellatis utrinque ovuliferis creberrima,
anatropa. Stylorum rami profunde tripartito-multifidi undique puberulo-
papillosi, lobis teretibus elongatis. Capsula triquetra villosa, basi turbi-
nata et breviter stipitata, apice obtusa, fructum Trapae natantis referens,
trilocularis tricornuta, cornubus compressiusculis aequalibus obtusis parum
deflexis loculis oppositis in parte inferiore angulorum secundum longitudinem
dehiscens. Semina innumerabilia parva ovata reticulata exalbuminosa.
Suffrutices in regno Novogranatensi erescentes; caule dichotomo - ra-
moso pubescente; foliis brevi petiolatis carnoso - subcoriaceis oblique reni-
formi-cordatis transverse ovatis acutis leviter sinuatis inaequaliter serrato-
erenulatis discoloribus; stipulis inaequalibus foliaceis cordatis persistenti-
bus; pedunculis cymosis subterminalibus; floribus magnis coccineis, femineis
bibracteatis; fructibus ferrugineo - villosulis.
1) Stibadotheca magnifica Kl. Suffruticosa, robusta; caule fle-
xuoso hirsuto rufescente ramoso; ramis petiolis et pedunculis purpureis;
foliis oblique reniformi-cordatis transverse ovatis acutis leviter sinuatis in-
aequaliter serrato-crenulatis, supra laete viridibus scabris, subtus pallidiori-
bus densissime albido-bullatis asperis coceineo-venosis; petiolis brevibus
rubris hirto-villosis; stipulis foliaceis inaequalibus oblique ovatis cordatis
obtusis, margine sparsim dentatis; pedunculis atro-sanguineis sparsim hirtis,
apice repetite dichotomis; floribus maseulis 16—20 andris; petalis flor. fem.
tribus exterioribus extus pubescentibus; capsulis turbinatis triquetris ferru-
gineo-villosis.
Begonia magnifica de Warscewicz in lit. 1852. Linden in Ca-
talogus 1855.
Ein 2 Fufs hoher, oberwärts gabelförmig-verästelter Halbstrauch,
dessen Stengel gänsekieldick geröthet und pubescirend ist. Die Blätter 14, —
24 Zoll lang und 2%, —4 Zoll breit. Blattstiele 4,— 11, Zoll lang. After-
blättchen ungleich-grofs, fast bleibend, blattartig, an der Basis ohrförmig-
Phys. Kl. 1854. Ii
250 Krorzsc
verlängert, halbkreisförmig, undeutlich kerbzähnig, das eine gröfsere 1 Zoll
lang und 5 Linien breit, das andere 7 Linien lang und 3 Linien breit. Trug-
doldenstengel rabenkieldick und 3 Zoll lang. Aufsere Blumenblätter der
männlichen Blüthe 17 Linien lang und !, Zoll breit, innere 1 Zoll lang und
4—5 Linien breit, die der weiblichen Blüthe 16 Linien lang und 5 Linien
breit. Der vielfach gabelförmig-vertheilte Griffel %, Zoll lang. Bracteen
sägeartig - gezähnelt.
In der Tunja-Cordillera von Neu-Granada durch Herrn von War-
scewicz entdeckt und gesammelt, durch Herrn Linden in Brüssel lebend
in Belgien eingeführt. Unstreitig die schönste aller Begoniaceen.
2) Stibadotheca ferruginea Kl. Caule erecto ramoso ferrugineo-
hirsuto; foliis oblique reniformi-cordatis transverse ovatis subacuminatis
inaequaliter ciliato -serratis undique asperatis, supra atro-viridibus, subtus
pallidioribus albido-bullatis hirsuto-nervosis; petiolis brevibus ferrugineo-
pubescentibus; stipulis inaequalibus foliaceis semilunatis magnis ciliatis sub-
scabris; pedunculis pubescentibus eymosis axillaribus terminalibusque sul-
cato-striatis; bracteis elongatis membranaceis truncatis serrato-ciliatis, inferne
subattenuatis, apice truncatis; petalis flor. masc. exterioribus oblongis, extus
hirtellis, interioribus apice emarginato -bidentatis; staminibus 13 — 14; pe-
talis flor. fem. exterioribus oblongo-lanceolatis, apice dentato-ciliatis, externe
hirtellis, interioribus sensim minoribus tenuioribus et glabris; capsulae vil-
losulae nutantis cornubus divergenti - deflexis.
Begonia ferruginea Linne fil., Suppl. p. 419. Smith, Icones II,
t. 44, p.44. Dryander, Öbserv. on the Genus of Begonia in Trans. of
the Linnean Soc. I, p. 163. Willd. v.IV, p. 415. Humb., Bonpl.,
Kth., Nova gen. et spec. v. VII, p. 144, n. 13.
Stamm robust, verästelt, hin- und her-gebogen, 2 Fufs hoch. Blät-
ter 1,— 2 Zoll lang und 3— 41, Zoll breit. Blattstiele 6 — 8 Linien lang.
Afterblättchen 8—15 Linien lang und 3—6 Linien breit. 'Trugdoldenstiele
11,—5 Zoll lang. Bracteen 4—5 Linien lang. Blüthenstiele der männlichen
Blüthe zolllang. Äufsere Blumenblätter der männlichen Blüthe 44 Linien
lang. Weibliche Blüthenstiele 6—7 Linien lang. Früchte 9— 10 Li-
nien lang.
Von Mutis in Neu-Granada entdeckt und später von Humboldt und
Bonpland wiederum aufgefunden. Nicht in Kultur.
Begoniaceen- Gattungen und Arten. 351
3) Stibadotheca trachyptera Kl. Suffruticosa, scabro-hirtella;
stipulis membranaceis oblique oblongis; foliis semicordatis oblique ovato-
oblongis serratis hispidulis; floribus in umbella masculis paueis 4 petalis,
foemineo unico 6 petalo, petalis exterioribus omnium extus hirsutis; capsula
scabro-hirta obtuso -tricornuta.
Begonia trachyptera Bentham, Plantae Hartwegiana, p. 184,
n. 1023.
Von Hartweg in einer Höhe von 10,500 Fufs in der Provinz Popayan
bei Pitaya entdeckt. Nicht in Kultur.
IXL. Isopteryx () Kl.
Taf. XIL B.
Flores monoici sexu distincti, masculi superiores umbellatim eymosi,
feminei inferiores solitarii. Masculi: Petala 4 aequalia biseriata cruciatim
opposita, apice pectinato-ciliata, exteriora ovata; extus hirta, interiora el-
liptica glabra. Stamina creberrima toro plano inserta; antheris brevibus
ovalibus; filamentis filiformibus longissimis liberis. Feminei: Petala 6 tri-
serialia oblonga concava, apice fimbriata, tria exteriora paulo majora, extus
hirtella. Ovarium triquetrum trialatum triloculare, apice brevi rostratum,
alis sparsim pubescentibus adscendentibus erecto-cornutis, basi attenuatis
aequalibus. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali geminis conni-
ventim lamellatis utrinque ovuliferis creberrima, anatropa. Stylus profunde
tripartitus, lobis teretibus multifidis subulatis undique papilloso - puberulis.
Capsula cartilagineo-papyracea turbinata trialata trilocularis loculicide tri-
valvis, ad verticem desinens in rostrum brevem truncatum, alis aequalibus
deorsum attenuatis, apice incuryo-cuspidatis, sub maturitate secundum lon-
gitudinem in lamellas duas scissis. Epicarpium membranaceum in fructu
maturo ab endocarpio chartaceo faciliter solubile. Semina innumerabilia
parva oblonga fusca reticulata exalbuminosa.
Frutex Novo-Granatensis subvolubilis ramosus; ramis laevibus glabris,
junioribus atro-rubris et albo-punctatis pendulis; foliis obsolete oblique
cordatis ovatis brevi-acuminatis longe petiolatis ciliato-serratis; stipulis mem-
branaceis deciduis; eymis axillaribus florum masculorum umbellatis, superio-
(') Aus den griechischen Wörtern isos und rr:2vE abgeleitet.
li 2
2523 Krorzsch:
ribus longe pedunculatis, cymis flor. fem. unifloris inferioribus; bracteis
membranaceis, apice dentato-ciliatis; capsulis cartilagineis trialatis, apice
brevi rostratis, alis aequalibus, apice latioribus truncatis, ob alas in cuspi-
dem adscendentem desinentes tricornigeris, basi angusto - attenuatis.
1) Isopteryx umbellataK]. Fruticosa; ramis glabris ; foliis oblique
cordatis ovatis brevi acuminatis duplicato-serrato-ciliatis, supra saturate viri-
dibus sparsim et evanescente hirtellis, subtus pallidioribus albido-punctulatis
nervoso-hirsutis longe petiolatis; floribus roseis, masculis cymoso -umbel-
latis superioribus longe pedicellatis, femineis brevi pedicellatis inferioribus
solitariis; petalis exterioribus extus hirtellis; alis fructuum evanescente
hirtis.
Begonia umbellata Humb., Bonpl., Kth., Nov. gen. et spec.
v. VII, p. 143, n. 12.
Blätter 2—3 Zoll lang und 14,—1°, Zoll breit. Blattstiele 9—18 Li-
nien lang. Afterblästchen !, Zoll lang und 3 Linien breit. Männliche Trug-
doldenstiele 1,—4 Zoll lang, weibliche 2 Zoll lang. Äufsere Blumenblätter
der männlichen Blüthe 8 Linien lang und 2 Linien breit, innere 7 Linien
lang und 3 Linien breit. Fruchtkapsel 15 Linien lang und 10 Linien im
Durchmesser.
Von Humboldt und Bonpland auf den westlichen Ahängen des
Quindiu-Gebirges entdeckt, von dem Herrn Linden ebenfalls in Neu-
Granada (Antiocha) aufgefunden. Nicht in Kultur.
*”r Flores masculi 4 -, feminei 5 petali.
XL. Sassea (') Kl.
Taf. XI iG:
Flores monoici coccinei cymosi. Masculi: Petala 4 biserialia sub-
aequalia patentia subrotundato-ovata. Stamina 10 — 15 subaequilonga toro
plano inserta; antheris linearibus filamenta superantibus bilocularibus late-
raliter dehiscentibus, utrinque obtusis; filamentis brevibus monadelphis.
(') Dem Andenken des Kabinets-Sekretair S.M. des Königs und I.M. der Königin, Herrn
Legationsrath Sasse zu Berlin, der sich um die Kultur tropischer Gewächse während des
Sommers im freien Lande sehr verdient gemacht hat und dem namentlich zuerst die Versuche
glückten die Begoniaceen im offenen Grunde zu einem hohen Grade vollkommener Entwicke-
lung zu bringen, gewidmet.
Begoniaceen-Gatlungen und Arten. 9353
Flores feminei: Petala triserialia subaequalia ovalia rotundata patentia.
Germen inferum trigonum triloculare, aequaliter tricornutum, apice in
rostrum longum strietum triangulatum attenuatum, bractea basi suffultum,
cornubus adscendente -apiculatis compressis subfalcatis. Ovula in placentis
e loculorum angulo centrali geminis conniventim lamellatis, utrinque ovuli-
feris creberrima, anatropa. Stylus profunde tripartitus deciduus, lobis
compressis multifidis undique papilloso-puberulis. Capsula suberosa tri-
quetra trilocularis aequaliter compresso-tricornuta, apice in rostrum longum
triangulatum producta, basi turbinata, cornubus erecto-patentibus apicu-
lato-incurvis loculis oppositis, in parte inferiore angulorum secundum lon-
gitudinem dehiscens.. Semina innumerabilia minuta oyata reticulata exal-
buminosa.
Fruticuli ramosi scandentes in andibus Peruviae et Novo - Granatae
crescentes; caule adscendente evidenter nodoso, inferne radicante teretius-
culo; foliis petiolatis oblongis acutis inciso-ciliato-serratis, basi inaequalibus;
stipulis membranaceis geminis deeiduis; ceymis pedunculatis axillaribus pauei-
floris; bracteis deciduis ciliato-dentatis coloratis; floribus parvis coccineis;
capsulae longe rostratae cornubus erecto-falcatis incurvo-cuspidatis.
1) Sassea Urticae Kl. Caule decumbente ramosissimo, basi re-
pente; ramis erectis hispidulis; foliis brevi petiolatis oblongis acutis inaequi-
lateris duplicato-ciliato-serratis, basi oblique attenuatis, supra evanescente
hispidis saturate viridibus, subtus pallidioribus albido-punctulatis ferrugineo-
hirsuto-nervosis; petiolis fusco-hirsutis; stipulis oblongo -ovatis obtusis
seta terminatis; pedunculis filiformibus erectis folio longioribus scabris;
bracteis deciduis ciliato-dentatis; capsulae brevi setosae cornubus longe at-
tenuato - cuspidatis.
Begonia Urticae Linn&, f. Suppl. p. 420. Sprengel, Syst. veg.
v.II, p. 626, n.30. B.urticaefolia Dryander in Linnean Soc. Trans.
v.1, p. 160.
Stengel fufslang und darüber, verästelt. Blätter 1,—2 Zoll lang und
6—9 Linien breit. Blattstiele 2—3 Linien lang. Afterblättchen 3—4 Linien
lang und 2— 2%, Linien breit. Trugdoldenstiele 1—2 Zoll lang. Frucht-
rüssel 5 Zoll lang. Die ganze Frucht 1 Zoll lang und breit.
In Neu-Granada von Mutis entdeckt, von Bonpland wiederum
aufgefunden. Nicht in Kultur.
254 Krorzsch:
3) Sassea columnaris Kl. Subherbacea, ramosa; caule ferru-
gineo-puberulo demum glabrato; stipulis membranaceis oblique acuminatis
integerrimis; foliis ovatis oblongis semicordatis serratis hispidulis, supra de-
mum glabratis; pedunculis folio subaequilongis axillaribus; floribus parvis;
petalis obovato - oblongis exterioribus hirtis; pedicellis flor. femin. hirsutis;
bracteis masc. integerrimis, fem. apice laceris; filamentis usque ad medium
monadelphis; germinibus hirsutis; capsulae longe rostratae alis supra incras-
satis acutissimis incurvis subglabris.
Begonia columnaris Bentham, Plantae Hartweg. p. 131. n. 740.
Stengel fufslang, rabenkieldick. Blätter 1%, Zoll lang und 6—9 Linien
breit. Afterblättehen 2— 3 Linien lang. Männliche Blüthenstiele 4, Zoll
lang. Blumenblätter 3 Linien lang. Weibliche Blüthenstiele kurz, striegel-
haarig. Fruchtrüssel 7 —8 Linien lang.
In den Gebirgen von Loxa in Peru. Hartweg. Nicht in Kultur.
3) Sassea glabra Kl. Subherbacea, glaberrima; caule adscen-
dente ramoso, inferne repente articulato-nodoso; foliis ovatis subacuminatis
argute ciliato-serratis subineisis, basi inaequalibus, supra saturate viridibus,
versus marginem sparse hirtellis, subtus pallidioribus glaberrimis; stipulis
elongato-oblongis obtusis; pedunculis paucifloris rubescentibus folio sub-
brevioribus; bracteis integerrimis coloratis; pedicellis flor. masc. longis;
germinibus glaberrimis; cornubus brevi acutis.
Begonia cucullata Herb. Ruizii Mss.
Stengel 1 — 1!, Fufs lang und rabenkieldick. Blätter 1 —2 Zoll lang
und 4—1 Zoll breit. Blattstiele 2—4 Linien lang. Afterblättchen 3—4 Li-
nien lang und 2—3 Linien breit. Blumenstengel 14, Zoll lang. Halbreife
Früchte 1 Zoll lang und 8 Linien breit. Fruchtrüssel 4, Zoll lang.
In schattigen Gegenden der Anden von Muna (Peru). Nicht in Kultur.
XLI. Putzeysia(‘) Kl.
Flores monoiei gemini terni axillares. ‚Masculi: Petala 4 biserialia
subaequalia oblongo-orbicularia rotundata cruciatim opposita, exteriora
(') Dem Andenken des Herrn Jul. Putzeys, Königlich Belgischen Director im Justiz-
Ministerium zu Brüssel, der im Besitze einer der grölsten Sammlungen von Begoniaceen,
dieselben nicht allein sehr gut zu kultiviren versteht, sondern sie auch vortrefflich kennt und
mich bei meiner Arbeit wacker unterstützt hat, gewidmet.
Begoniaceen - Gattungen und Arten. 255
paulo majora intus magis concava. Stamina creberrima inaequilonga brevia
toro plano inserta; antheris obovatis, apice subemarginatis, basi attenuatis;
filamentis brevibus monadelphis. Flores feminei: Petala triserialia erecto-
patentia subaequalia orbiculari-ovata rotundata. Germen inferum triloculare
globoso-trigonum aequaliter compresso-tricornutum, basi rotundatum, apice
vix attenuatum nec productum, cornubus erecto-falcatis compressis brevibus
non apiculatis. Ovula in placentis e loculorum angulo centrali geminis con-
niventim lamellatis, utrinque ovuliferis creberrima, anatropa. Stylus deci-
duus profunde tripartitus, lobis spathulato -truncatis, apice transversim
tumidis papilloso - puberulis.
Suffrutex subtuberosus indicus; caule robusto erecto simplici; foliis
petiolatis pedatinerviis oblique cordatis 4—5 lobatis, lobis inciso - serratis;
floribus binis ternisque axillaribus pedicellatis; ramulis abbreviatis extra-
axillaribus turbinatis, extus imbricato -squamatis, apice cupulas pluriseriatim
ordinatas bulbillis ovalibus, basi bibracteatis brevi stipitatis repletas gerenti-
bus; capsulis depresso - globosis aequaliter tricornutis.
1) Pulzeysia gemmipara Kl. Suffruticosa, glabra, erecta; caule
tereti erecto simpliei basi parvo-tuberoso; foliis pedatinerviis 4—5 lobatis,
basi oblique cordatis, lobis ovato-lanceolatis acutis grosse serratis, lobo me-
dio elongato subinde pinnatifido grosse serrato; floribus axillaribus geminis
ternisque ramulos aequali altitudine insertos, apice bulbilliferos superantibus.
Begonia gemmipara Hooker fil. et Thomson, Flora indica t. XIV.
Stengel 1‘, Fufs lang und schwanenkieldick. Blattstiele 1—1!, Zoll
lang. Blätter 5—6 Zoll lang und 3—4 Zoll breit. Blumen 8—9 Linien im
Durchmesser, 11, Zoll langgestielt.
In Östindien von Hooker und Thomson entdeckt. Nicht in Kultur.
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Mathematische
Abhandlungen
der
Königlichen
Akademie der Wissenschaften
zu Berlin.
aan
una.
Aus dem Jahre
1854.
nn. anne.
Berlin.
Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie
der Wissenschaften.
1855.
In Commission in F. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung
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ENcKE über den Cometen von Pons. (Siebente Abhandlung.) .............. Seite 1
HAGEN über den Einfluls der Temperatur auf die Bewegung des Wassers in Röhren. - 17
LEJEUNE DIRICHLET: Vereinfachung der Theorie der binären quadratischen Formen
NOLEDOSIUVELNDIETETTUNAN TEE ee ehe ee ee ler ehe tete 93
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Über
den Cometen von Pons.
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H” ENCKE.
Siebente Abhandlung.
[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 1. Juni 1854.]
Ss meiner letzten am 31. Juli 1851 gelesenen sechsten Abhandlung über
diesen Cometen ist derselbe im Jahr 1852 wieder zum Perihel zurückge-
kehrt, und wird 1855 im Juli von Neuem wieder erscheinen. Ich werde
zur Fortsetzung der früheren Untersuchungen jetzt über seine Erscheinung
im Jahre 1852 berichten, und dann die kommende Erscheinung ihrem Ver-
laufe nach angeben.
Die immer wachsende Masse von Rechnungen, die fast in demselben
Verhältnisse sich vermehrt, als die Neigung sich mit solchen weitläuftigen
Arbeiten zu beschäftigen abnimmt, hat es mir nicht möglich gemacht die
Störungen während der Perioden von 1848— 1852 und 1852— 1855 mit der
Vollständigkeit zu berechnen, wie es von 1819— 1845 in diesen 9 Umläufen
geschehen ist. In der That aber wird auch, je längere Zeit hindurch ein
Körper beobachtet wird, die Arbeit immer lästiger und lästiger und wenn
man bedenkt dafs, wenn auch von 1819— 1848 die Störungen angenommen
werden können, als seien sie wenigstens genähert vollständig, doch ein noch
längerer früherer Zeitraum von 1756—1819 ganz unbearbeitet da liegt, so
sieht man wie sehr weit man noch von der Lösung der Hauptaufgabe der
Astronomie entfernt ist, alle Beobachtungen eines und desselben Himmels-
körpers durch das Newton’sche Gesetz der Anziehung vereinigen zu können.
Indessen haben auch unvollkommen durchgeführte Störungen, wenn sie nur
die hauptsächlichsten Werthe umfassen, doch den Nutzen, einmal die Auf-
suchung des Cometen und seine Beobachtung möglich zu machen, und da
sie den jedesmaligen Lauf wenigstens mit grofser Annäherung darstellen, die
Math. Kl. 1854. A
D Encke
Fehler der einzelnen Tage in so engen Grenzen zu halten, und so gesetz-
mäfsig ihren Gang von einem Tage zum andern anzugeben, dafs man meh-
rere Tage mit einander zur genaueren Ermittelung der wirklichen Ab-
weichungen verbinden kann, und so den später zum Grunde zu legen-
den Beobachtungen, oder eigentlich den daraus hergeleiteten der Wahr-
heit nahe kommenden Gröfsen, eine gröfsere Sicherheit verschaffen. Darauf
wird auch für die Zukunft mein hauptsächlichstes Augenmerk gerichtet sein,
und auf diese Weise werden wenigstens die Data vorbereitet werden, welche
in der Folge der Zeiten, wenn die Ermittelung der Störungen zu einer grö-
fseren Vollkommenheit gediehen ist, die Grundlage bilden müssen.
In der sechsten Abhandlung habe ich drei verschiedene Combinatio-
nen der Örter gebildet, welche von 1819 —1848 beobachtet sind, und bei
welchen die Störungen der Planeten %$, 2, d, d, %, tı so wie der Ein-
flufs der Widerstandskraft vollständig in Betracht gezogen sind. Aus jeder
wurde das ihr zukommende Elementensystem, die Mercurmasse und die Wi-
derstandskraft hergeleitet. Zusammengestellt bezieht sich das Elementensy-
stem (A) auf alle Normalörter aus den 10 Erscheinungen, ohne Rücksicht
darauf ob die Beobachtungen vor oder nach dem Perihele angestellt sind.
Es gründet sich dasselbe auf 70 Bedingungsgleichungen, welche nach den
übrigbleibenden Unterschieden, einen mittleren Fehler von 247,5 für das ein-
zelne Datum ergeben, aber den Nachtheil haben, dafs gerade die am sicher-
sten beobachtete Reihe im Jahre 1828, am wenigsten gut dargestellt wird.
Das zweite Elementensystem (B) bezieht sich nur auf die 7 Erscheinungen
1829 —1848, mit Ausschlufs der drei früheren. 1819—1825, weil für die
Periode von 19819 — 1528 die Störungen mit weniger genauen Elementen be-
rechnet waren, und sonach einem kleinen Zweifel unterliegen konnten. Bei
46 Daten lassen sie einen mittleren Fehler von 14,6 übrig, und die besseren
Beobachtungen werden weit befriedigender dargestellt. Endlich das dritte
Elementensystem (C) schliefst von den bei (B) berücksichtigten Daten noch
die 4 Data aus, die aus Beobachtungen nach dem Perihele auf der südlichen
Halbkugel angestellt hergeleitet sind, weil bei der sehr willkürlichen An-
nahme über das Widerstandsgesetz vor und nach dem Perihele eine merk-
liche Verschiedenheit möglicherweise stattfinden könnte. Es ist natürlich,
dafs die bei (B) und (€) ausgeschlossenen Data eine gröfsere Abweichung
bei der Vergleichung mit den ohne sie hergeleiteten Elementensystemen
über den Cometen von Pons. 3
zeigen. Doch fällt diese hauptsächlich nur auf die Erscheinung 1819, wo sie
bis 3 und 5; bei zwei Daten steigt. Der Unterschied bei 1822 ist weniger
erheblich, bei 1925 ist er fast verschwindend. Diese drei Elementensysteme
sind die folgenden, wenn man sie auf einerlei Epoche reducirt.
Epoche 1829 Jan. 9,72 M. Paris. Zt.
Elemente A B &
M | 359°39’ 21793 359°59’ 24783 | 359°59’ 25722
W 1069,851933 | 1069,851827 | 1069,851672
$ 57°38' 8,67) 57°38° 150| 57°38' 0345
7 157 18 25,75 | 157 18 10,31 | 157 18 655
2 1334 29 50,98 | 334 28 40,75 | 334 29 49,70
D 13 20 40,91 | 13 20 30,51 | 13 20 39,36
1
U
re
742 10252900 8234192
A ER IE 1
894.892 329,0167 835,459
Vergleicht man diese auf verschiedene Combinationen gegründeten
Elementensysteme mit einander, so zeigt sich das befriedigende Resultat,
dafs die Elemente unter sich so nahe übereinstimmen, dafs eine sehr grofse
Annäherung an die Wahrheit daraus hervorgeht. Der gröfste Unterschied
bei der mittleren Anomalie steigt auf 373, bei der mittleren Bewegung auf den
3800sten Theil einer Secunde, bei der Excentricität auf 82, bei der Länge
des Perihels auf 19/2, bei der Länge des Knotens auf 1072, bei der Nei-
gung auf 1074. Die angenommenen Massen und Störungswerthe von Mer-
kur und der Widerstandskraft ergänzen sich dabei wechselseitig, so dafs,
wenn die eine zunimmt, die andere abnimmt. Eine um das dreifache ver-
minderte Merkurmasse wird aufgehoben oder ersetzt durch eine um den
funfzehnten Theil vergröfserte Widerstandskraft. Es hängt dieses natürlich
damit zusammen, dafs der Betrag der Störungen des Merkurs in der mittle-
ren Anomalie während dieser 20 Jahre 1828— 1848 bei den
Elementen 4 war 5 250,103 U 2152,900
BeBe Pal | 7U800 2323,968
je nach den veränderten Massen. Die Summe beider Gröfsen war bei
Elem. 4 2103,003
» B 2%403,777
so dafs sie am Schlusse der ganzen Reihe sich fast völlig ausgleichen. Über-
haupt um die gegenseitige Abhängigkeit der angenommenen Merkursmasse
A2
4 Encexs
und der Widerstandskraft zu übersehen werde ich hier den Betrag der Stö-
rungen des Merkurs und der Widerstandskraft für jedes Perihel zusammen-
stellen und dann die Summen beider nach den verschiedenen aber zusam-
mengehörigen Annahmen vergleichen. Es betrugen von 1829 an gerechnet
bis zu dem jedesmaligen Perihele die Störungen durch Merkur und durch
U in der mittleren Anomalie:
Elem. A Elem. 3 Summe
5 | U 3 U Elem. 4 Elem. 3
1819 | + 17.052 | + 533217 | + 5441 | + 575,588 | + 550,269 | + 581,029
1822 | + 4285 |-+ 237593 | + 1445 | + 256,472 | -+ 241,878 | + 257,917
1825| + 6034 |+ 59268 | + 1,925 | -+ 63,978 | + 65,302 | + 65,903
ıs32 | + 3873 |+ 59362 | + 1236 |+ 6409| + 63235 | -+ 65,315
1835 | + 1,648 | + 238110 | + 0526 | + 257,354 | + 240,058 | -+ 257,880
1838 | + 70,989 | + 537,031 | +22,653 | + 579,705 | + 608,020 | -+ 602,358
1842 | +128,557 | + 955244 | +41,023 | +1031,150 | +1083,801 | +1072,173
1845 | +189,216 | +1494,666 | -+60,379 | +1613,436 | + 1683,882 | +1673,815
1848 | -+250,103 | +2152,900 | +79,309 | +2323,968 | +2403,003 | +2403,777
Der gröfste Unterschied beider Annahmen geht auf 307,8 bei 1819,
eine Erscheinung, die bei den Elementen B ausgeschlossen war. Bei den
wirklich benutzten ist sie 1835 am gröfsten, wo sie bis 17,8 steigt.
Diese Bemerkungen zeigen hinlänglich, dafs im Ganzen genommen
die Bahn des Cometen auf eine zwanzigjährige Reihe von Erscheinungen ge-
gründet sicher bestimmt ist und dafs man hoffen darf, wenn auch die voll-
ständige Berechnung der Störungen für die Folgezeit nicht mehr möglich sein
sollte, indem man immer von der nächsten Erscheinung ausgeht, die nächst-
folgende hinlänglich vorbereiten zu können.
Im Jahre 1851 hatte ich deshalb die Elemente (B) zuerst mit den voll-
ständigen Störungen bis auf 1848 fortgeführt, wodurch für diese letzte Er-
scheinung die folgenden Elemente hervorgingen :
Epoche 1848 Nvb. 26 3: M. Par. Zeit.
0° 0’ 38/36
1076/43281
57°58' 42/9
157 47 23,7 x
334 21 2081 M. Aq. 1848 Nvb. 26
13 8 32,0
-.D 345° R
nuumnN
Hierauf hatte ich die Jupiterstörungen von 50 zu 50 Tagen berechnet,
welche ergaben
über den Cometen von Pons.
AM
Au
Ad
Ar
AR
Ai
nam
+
— 13’ 603
— 05730116
= 14290
0 53,7
— 45,0
— 39,0
Qu
Verbindet man sie mit dem obigen Systeme und bringt die Praeces-
sion und die Correction wegen der veränderten Lage der Ekliptik an, so er-
hält man für 1852
Epoche 1852 März 10 0b M. Berl. Zt.
358° 33° 24/98
1076,13165
SOIETR
INN
57°57' 3379
157 51 2,4
334 23 20,8
13 754,5
Vermittelst dieser Elemente war damals eine Ephemeride, und zwar
für das scheinbare Äquinoetium für den jedesmaligen Tag der Beobachtung
berechnet und in den astronomischen Nachrichten zur Vorbereitung für die
Beobachtung publieirt worden, die .ich hier der Vollständigkeit wegen so
weit aufnehme als sie nachher in Anwendung kommt.
Lauf des Cometen von Pons 1852.
Scheinbares Äquinoctium.
12h lg. Dist. le. Dist.
M. Berl. Zt. | AR. £ | Dec. £ | a ES
1852 Jan. 1 | 343 34 41 | + 317 195 | 0,193856 | 0,165730
2 | 343 47 24,2 3 20 37,0 | 0,193647
3/34 1 783 324 6,1 | 0,193380
4 | 344 15 13,3 3 27 46,6 | 0,193052
5 | 344 29 42,2 3 31 38,5 | 0,192662 | 0,149116
6 | 344 44 34,0 3 35 41,7 | 0,192208
7 | 344 59 485 3 39 56,0 | 0,191690
8|35 15 355 3 44 21,3 | 0,191105
9 | 345 31 249 3 48 57,5 | 0,190453 | 0,131416
10 | 345 47 463 3 53 44,4 | 0,189731
11 | 346 4 29,8 3 58 42,1 | 0,188939
12 | 346 21 35,5 4 350,4 | 0,188074
13 | 346 39 34 4 9 93 | 0,187136 | 0,112492
14 | 346 56 53,4 4 14 38,8 | 0,186124
15 1347 15 54 4 20 18,6 | 0,185035
16 | 347 33 39,3 426 8,7 | 0,183868
17 | 347 52 35,0 4 32 8,8 | 0,182620 | 0,092194
6
EnckE
12h lg. Dist. lg. Dist.
M. Berl. Zt. | AR. | Dec. F = 9 | v. (6)
1852 Jan. 18 | 348.11 52,4 | -F 4 38 18,9 | 0,181290
19 | 348 31 31,6 4 44 38,9 | 0,179876
20 | 348 51 32,4 451 8,4 | 0,178376
21 | 349 11 54,9 4 57 47,5 | 0,176786 | 0,070336
22 | 349 32 39,0 5 436,1 | 0,175104
23 | 349 53 44,7 5 11 33,8 | 0,173329
24 | 350 15 11,8 5 18 40,3 | 0,171457
25 | 350 37 0,2 5 25 55,6 | 0,169487 | 0,046690
26 | 359 59 10,0 5 33 19,5 | 0,167416
27 | 351 21 41,0 5 40 51,6 | 0,165240
28 | 351 44 33,1 5 48 31,3 | 0,162957
29 | 352 7 46,2 5 56 18,5 | 0,160563 | 0,020990
30 | 352 31 20,2 6 412,8 | 0,158055
31 | 352 55 15,1 6 12 13,9 | 0,155430
Febr. 1 | 353 19 30,7 6 20 21,3 | 0,152683
2|353 4 70 6 28 34,6 | 0,149811 | 9,992901
3|354 9 42 6 36 53,3 | 0,146810
4 | 354 34 21,8 6 45 16,8 | 0,143674
5 | 354 59 59,4 6 53 44,4 | 0,140399
6 | 355 25 56,8 7 2 15,4 | 0,136981 | 9,962024
7 | 355 52 14,0 7 10 48,8 | 0,133412 ;
8 | 356 18 50,6 7 19 23,8 | 0,129687
9 | 356 45 46,1 7 27 59,6 |.0,125801
10 | 357 12 59,9 7 36 35,0 | 0,121746 | 9,927860
11 | 357 40 31,4 745 88 | 0.117517
12 | 358 8 19,7 7 53 39,5 | 0,113104
13 | 358 36 23,9 8 2 5,5 | 0,108497
14 359 442,7 8 10 24,9 | 0,103687 | 9,889814
15 | 359 33 14,7 8 18 35,6 | 0,098666
16| 0 1581 8 26 35,4 | 0,093422
17 | 0 30 50,7 8 34 21,5 | 0,087946
18 059499 8 41 50,7 | 0,082225 | 9,347169
19 | 128 53,5 8 48 59,3 | 0,076244
20 | 157549 8 55 43,2 | 0,069990
21 | 2 26 5235 9 157,5 | 0,063446
22 | 255 40,3 9 7 36,8 | 0,056599 | 9,799154
23| 324 13,0 9 12 34,9 | 0,049432
2141| 352199 9 16 44,3 | 0,041926
2535| 419549 9 19 56,2 | 0,034063
26 | 446 46,4 9 22 0,6 | 0,025823 | 9,745140
27 | 512414 9 22 45,6 | 0,017189
28 | 5 37 24,9 9 21 57,6 | 0,008141
39| 6 0387 9 19 20,6 | 9,998663
Mrz. 1| 622 12 9 14 36,4 | 9,988737 | 9,695250
2! 64 70 9 723,7 | 9,978353
s| 657266 8 57 17,7 | 9,967506 |
1
über den Cometen von Pons.
12h j le. Dist. le. Dist.
M. Berl. Zt. | AR. FE | Dei. £ | S Sl... .u@
1852 Mrz.4| 710250 | + 843 505 | 9.956203
5| 719222 8 26 29,7 | 9,944454 | 9,622112
6| 723 345 8 441,0 | 9,932302
| 7221 7 37 45,9 | 9,919805
8| 714209 7 5 72 | 9,907055 | -
9| 659 97 626 22 | 9,894181 | 9,564532
0| 635 42 5.40 0,1 | 9,881357
1 | 6 3377 4 46 37,2 | 9,868811
121 522 sı 3 45 44,4 | 9,856799
13 | 431 18,4 | 2 37 36,7 | 9.345621 | 9,530686
14 | 331 31,0| 122 43,0 | 9,935574
>| 223315| 0 2136 | 9,326959 | 9,528846
Der Comet konnte in Europa unter günstigen Umständen in den
Abendstunden beobachtet werden und ist auch an mehreren Orten beobach-
tet worden. Es liegt aber wiederum in der immer mehr fast überwältigen-
den Masse der Rechnungen, dafs ich für jetzt wenigstens mir den Genufls
versagen mufs ähnlich wie früher sämmtliche Beobachtungen zu sammeln und
zu vergleichen. Dagegen habe ich völlig hinreichend für die nöthige Grund- ,
lage zur Erhaltung der Data für die Zukunft die zwei vollständigsten Reihen,
nämlich die hiesige und die von Herrn Prof. Argelander in Bonn angestellte
strenge verglichen. Die letztere beruht auf einer handschriftlichen Mitthei-
lung des Herrn Prof. Argelander, welcher die verglichenen Sterne an sei-
nem Meridiankreise neu bestimmt hat, so dafs, da die meisten derselben
auch hier benutzt sind, auch die hiesigen Beobachtungen dadurch verbessert
werden konnten. Die Beobachtungen gehen vom 15. Januar bis zum 8.
März, wo der Comet und zwar nur sechs Tage vor seinem Perihele in Bonn
und hier gesehen worden ist. In der folgenden Tabelle sind die Arge-
landerschen Beobachtungen mit A, die Berliner mit B bezeichnet. Sie sind
von Aberration und Parallaxe so befreit, dafs sie unmittelbar mit der Ephe-
meride verglichen werden können.
Berliner (B) und Bonner (A) Beobachtungen des Cometen von Pons 1552
und Vergleichung mit der vorausberechneten Ephemeride.
2 M. Berl. AR. Decl. Rechn. — Beob.
Bun Zt. | Beob. | Berechn. | Beob. | Berechn. AR. | Decl. DH
h N 2
Jan. 15 ı7 aa Hayes 10 0 al sl ra | — 10% 8
16 |7 161347 29 59,11347 29 48,6 4 25 239| 4 2456,1| —10,5 | — 27,8 s| A
bo} Encke
. Berl. R. ; ._ B
1852 i 5 | Beob. ’ Berechn. Beob. m Berechn. a. | Da [or
Jan. 20 [6 31/44.6 | 348° 46 32/6 348° 46 56.9 |+ 4 49 55.0 RENORRI 243 |— 162| B
„|718385| . 473011 47361 50 43 451,6|+ 60 |— 13,7| 4
2ı |7 5242,7|349 8 18,2|349 8234| 456557] 456383|+ 52 |— 174| 4
22 |6 45 51,0|349 28 2,91349 28 60| 5 3148| 5 3 63 |+ 3ıl— 8514
„Ir a 34| 28205) 2826,1 3175 s129|+ 56 |— 46| 4
„|7302833| 28364] 28445 329,6 3189|+ 81 |— 10,7| 4
„|sı6395| 292791 29243 3 45,6 3320|- 36 — 136|B
24 [6 42 0,9|350 10 13,7|350 1029| 5 17136] 517 55|+ 122 |—- sılB
„7441751 . alas) Kalaı7 17 40,1 17240|+ 63 |— 161) B
Febr. 10 [6 27 17,01357 628,8|357 6409| 7341442) 734360+ ı21ı |- 82! 3
„|7 94483 721,8 729,1 34 57,2 sa515|+ 73 |— 5,7|B
14 |7 21 31,7\358 5853,3 [358 59 135] s 842,7) 8 sa90l+ 202 | 63) 4
15 |6 51 10,7|359 2651,1 [359 27 6,6| 8165521 sı6512|+ 155 |— 4014
ı9 |7 7231| ı22249| 1 22585| s47183| 8 47333|+ 336 |+ 15,0| 4
„|raaıs7| 22394| 2388| 847192 47 38,2 |+ 39,4 |+ 19,0| 4
20 651541] 151 55| 151423] 853549| 854190|-+ 368 + 24,1| B
„|r22561| 51344 52200 54 64 54 26,6 + 45,6 |+ 20,2| 4
23|7 7409| 317267| 3 18 28,7 9 1059,1| 9 11 38,0 |-+ 62,0 + 38,9| B
„Ir25468| 17523] 189478 11 90 11 39,9 |+ 55,5 |+ 30,9| 4
„|rsa 82| 18 29| 18578 10 57,1 11 41,6 + 549 |+ 44,5| 4
21 |7 2416| 345260] 346342| 915107| 915552|+ 682 |+ 445| 4
„|716 02| ..45486| 46494 15 12,4 15 59,4|+ 60,8 |+ 47,0| B
„|72501| #41 4 ıı 15 12,4 15 58,9 |-+ 730 |+ 465 | 4
»5|7 2 07| 413 91) 414156| 9182384] 91929,6)+ 665 |+ 61,2| B
„|rı242| 13196] 14279 18 26,0 19 20,5 + 683 + 54,5 | 4
Mz. 2|740379| 635 95 | 637522| 9 6394| 9 8538 |-+162,7 Fısaa B
3|7 44310) 651389 | 654464| 85641,2| 859 19,0/+187,5 1+157,8| 4
4|7 7200| 7 4255| 7 8 48) 843529| 846522|+219,3 |+179,3| B
5/7 14184| 713486 | 717569| 826521) 8 3016,4|+248,3 |+204,3| 4
„rısızs|l 13430| 17576 26 47,8 30 15,1/+254,6 [+207,3| B
„|724504| ı13525| ı8 02 26 41,8 s0 8.2|+247,7 |-+206,4| 4
6 7ı1199| 7ı8s3s46| 723 92| 8 5308| 8 926,7|-+274,6 |+235,9| 4
„732 63| 1891| 23114 5145 9 6,4|+277,3 |+231,9| 4
7|7 9247| Tı7204| 722575| 7389172] 743383 |+337,1 |+261,1| 4
„733 29| ııso| 22542 38 43,7 43 10,1'4336,2 |+-266,4| 4
8|7 11174 710121 | 716287! 7 6586| 712 88|+3766 +5102| B
„785120 106el 1630 6 35,6 11 49,3 43768 [+313,6| 4
„7 44475 9493| 16147 6 76 1r213|+385,4 |+313,7| 4
Man sieht, dafs während des Januars die Fehler fast verschwindend
waren, im Februar stiegen sie am Ende bis auf etwas mehr als eine Minute,
in den sechs Tagen vom 2. März bis $. März vergröfserten sie sich indessen
fast von Tage zu Tage so stark, dafs sie am 8. März 6 Minuten in AR. und
5 in Declination erreichten.
über den Cometen von Pons. 9
Obgleich nach der Lage der Bahn und der Nähe des Perihels gröfsere
Fehler am Ende der Beobachtungen erwartet werden konnten, so deutete
diese allzurasche Zunahme doch auf einen gröfseren Fehler der Elemente
hin als ich auch bei den unvollständigen Störungen vermuthet hatte und län-
gere Zeit brachte ich damit zu, die Quelle dieses Fehlers aufzufinden, bis er
sich zuletzt in einem Umstande entdeckte, den ich sogleich hätte erkennen
können, und den ich, wenn nicht in diesen letzten Jahren die vielen kleinen
Planeten meine Aufmerksamkeit zu sehr in Anspruch genommen hätten,
nicht begangen haben würde. Bei einem Himmelskörper nämlich, dessen
Berechnung den hauptsächlichen Reiz hatte, dafs eine neue Kraft zu seiner
Darstellung nöthig gewesen war, hätte mir es am wenigsten geschehen dür-
fen, dafs ich die Anbringung dieser Kraft bei der Bestimmung der neuen
Elemente hätte vergessen können und doch zeigen die oben angeführten Zah-
len, dafs es geschehen war und nur allein die Jupiterstörungen angebracht.
Hiervon überzeugten mich meine eigenen Herleitungen der neuen Elemente
sogleich, als ich darauf aufmerksam geworden war und ich ward darauf
geleitet durch die Untersuchung, um wie viel wohl die Zeit des Perihels
hätte verschoben werden müssen, wenn die starken Fehler wegfallen sollten.
Um bei einem Irrthum, der mir am schmerzhaftesten sein mufste, da er die
frühere Bestimmung nicht so sicher erscheinen liefs, nicht den Anschein eines
5
absichtlichen Anschlusses zu gewinnen, habe ich die Verbesserung der Ephe-
meride nicht ganz genau den Zahlen gemäfs vorgenommen, wie sie zufolge der
Widerstandskraft hätte sein müssen, sondern da diese doch nicht den ganzen
Fehler aufgehoben haben würde, die folgenden Verbesserungen angewandt:
AM= +1 1815
Au = -+ 010070
Ad = — 36
die Widerstandskraft, welche zufolge der Elemente (B) stattgefunden haben
sollte, würde ergeben haben
AM = + !T 456
Au = + 0/10742
Ad= — 3/8
oder da die Verbesserungen durch die Änderungen von # und & von gerin-
gem Einflusse sind, würde die Widerstandskraft allein, wenn sie schon für
1552, wie es hätte geschehen müssen, angewandt worden wäre, Verbesserun-
gen gegeben haben, welche etwa um # kleiner ausgefallen sein würden, als
Math. Kl. 1854. B
10 EncexeE
die jetzt hier aufzuführenden. Die Elemente nach den eben angeführten
Correktionen werden also
Epoche 1852 März 10 O+ M. Berl. Zt.
M = 358° 34 43/13
w = 1076,23235
& = 57°57 30/3
” = 15751 24
Q = 334 23 20,8
i= 13 7545
Berechnet man mit diesen die Ephemeride von Neuem mit Beibehal-
tung aller übrigen Werthe, so erhält man die neuen und also jetzt der wah-
ren Bestimmung genäherten Örter, wenn man zu der obigen Ephemeride die
folgenden Correktionen algebraisch hinzulegt
| AAR. |a Dec. | | A AR. | A Decl.
Jan. 135 | — 20.1 | + 64 | Febr. 115 | — 300 | — 90
145 | — 20,1 | + 62 1250 Tod
155 | - 202 | -+ 59 135|—- 3235| — 120
165| -202| +57 14sf|ı-43a.1) 4 188
1751 —202 | + 55 158.2 4364. — 159
35 | - 011454 165| — ss33| — 183
1951-198 | + 52 175| — 1208| — 20,9
205| —- 196 | + 50 1385| — 4837| — 238
215| —193| + 47 195 | — 469 | — 270
25| 198 | +44 205 | — 505 | — 30,6
235|—-203|+ 41 2115| — 546| — 34,6
215 | —- 208 | + 38 225| — 5992| — 391
2355| —213 | + 34 235 eo iR
26,5 | — 21,4 | + 3,0 2,5| — ”07| — 501
275 | — 21,6 | + 2,6 Ba 778, | — 56,7
2835| — 218 | + 22 SE Sl — 64
3935| —-21l|l+17 2775| —- 5838| — 730
3055| —24| +13 285 | — 1070 | — 83,0
31,5 | — 227 |-+ 08 2935| — 1200| — 944
Febr. 15 | —230| + 03| März ı15| —ı352| — 1075
2535| -233| — 03 25| — 1530 | — 122,7
35|—-28| —- 09 35 | — 1738 | — 140,2
451 243 N 45 | — 197,9 | — 160,4
55 949 | 24 55 | — 2256 | — 183,2
65|—-236|— 33 65 | — 257,1 | — 2089
15 —268 | = 43 751 —- 2925| — 237,4
1 N s5 | — 332.0 | — 268,8
951 —-280| — 65 95 | — 375,7 | — 303,2
1005| — 289 | — 7,7 10,5 | — 423,7 | — 340,2
über den Cometen von Pons 41
Vergleicht man nun die so verbesserte Ephemeride mit den Beobach-
tungen von Bonn und Berlin, so wird eine sehr befriedigende Darstellung
erhalten, bei welcher auch jetzt der Übelstand wegfällt, dafs die Fehler der
Rechnung so stark sprungweise von einem Tage zum andern variiren und
zugleich eine so nahe Übereinstimmung beider Reihen von Beobachtungen
stattfindet, dafs man völlig überzeugt seiu kann, es sei bei der Bestimmung
des Ortes kein constanter einem einzelnen Beobachter eigenthümlicher Feh-
ler vorgekommen. Die gröfsten Fehler am letzten Tage vermindern sich
dadurch bis auf eine Minute. Sie würden mit der reinen Anwendung der
Widerstandskraft, um 56” gröfser ausgefallen fein und folglich bei einer
richtig angegebenen Ephemeride etwa 2 Minuten betragen haben
Man kann deshalb mit grofser Sicherheit folgende Normalörter an-
nehmen, wie sie aus dem Mittel der Fehler von mehreren Beobachtungen
folgern
Jan.
Febr.
März
20,5
12,5
85
— 18,0
+ 55,8
Zar, 10.5
2138
+ 50,2
&J
[88]
Rechn. — Beob. Rechn. — Beob.
| AR. Decl. | | | AR. Decl. |
Jan. 5 | +124| — 47 |B| Feb.23| — 79| —ı22 | 4
16 | — 30,7 |-— 22,11 4A ” — 8585| + 14/14
20/|-+ 47| —ı12|B 241 — 12| — 4314
„I —-136| — 7714 »1 = 836|— 18|B
21| — 14,1| — 1237| 4 „I#+ 3656| — 233|4
22/ — 166 | — 4014 23/— 98|+59|5
„i—-14,1| — 0114 „| 8380| — 0814
»i-11,6| — 6214 März 2| -+132 | + 46|B
T — 2333| — 91, B 3|+1,7, +210| 4
214|— 85|— a2|B 41|+-%365|+231|B
„I —-144| —122|B 5/ +35 +359|14
Febr. 10 | — 166 | — 157 | B „|+348| + 2839| B
„| —214| —132|B „I +279| +280|4
14 | — 136 | — 7114 +25 | +324|4
15 | — 202 | — 195 | 4 »1+2368| +284|14
19| — 26 | — 11314 71 +520 | +296 | 4
„| 68| — 73|1A „I +51l1| +349|4
20 ı —130| — 5,7, B 8 +528| +479|B
„I 421 — 96|14 „| +530| +513|4
2331| — 14| — 42| EB „I +616| +514|4
12 Encxke
und erhält damit für das scheinbare Äquinoctium
Jan. 20,5 348°51°29,5 + 4° 51° 239
Febr. 125 358 8 66 +7 53 430
März 85 7 72531 --6 59 482
als Normalörter, oder auf das mittlere Äquinoctium von März 15 dem Tage
der Sonnennähe reducirt, als das sehr schätzbare Resultat dieser Erscheinung
Normalörter von 1852 (Mitt. Äquin. März 15)
12% M.Ber.ZL ARE Dec. £
1852 Jan. 20 348°51’40,9 -+ 4° 51'322
Febr. 12 358 8241 -- 7 53 50,7
März 8 7885 +6 59551
Bei der nahen Übereinstimmung der verbesserten Ephemeride für
1852, so wie sie aus den Elementen II folgt, habe ich diese Elemente einfach
zum Grunde gelegt, um für 1855 die Erscheinung vorauszubestimmen und
auch hier wieder mich begnügt, die Jupiterstörungen von 50 zu 50 Tagen
berechnet, damit zu verbinden, so wie die Werthe der Widerstandskraft,
welche bei den Elementen II angenommen wurden, beizubehalten. Es kann
dann allerdings nicht eine genaue Übereinstimmung erwartet werden, aber
es kann mit Grund gehofft werden, dafs der vorausberechnete Ort hinreichen
wird, den Cometen zu rechter Zeit aufzufinden und seinen Lauf verfolgen
zu können.
Es setzen sich hiernach die Elemente für 1855 zusammen aus den
Elementen II für 1852, die ich der Vollständigkeit nach einmal hersetzen will.
Epoche 1852 März 10 0b Berl. Zg.
M = 358° 34 43/13
p = 1076,23235
$ = 57 57 30,3
” = 157 51 24 ee
Q= 331 23 208 } M. Aegq. 1852 März 10
i= 13 7545
Ferner aus den Jupiterstörungen von 1852 März 10 — 1855 Jun. 23.
AM= -+ 11'55'80
Au= + 024262
Ad= + 5197
Ar= — 35,1
ADQ= + 17,7
As=ncr, 182
Drittens aus den Störungen der Widerstandskraft
über den Cometen von Pons. 13
AM= + 6053
Au = + 0,10070
Ad= — 3,6
und endlich aus den Gröfsen, die wegen der Präcession und der Änderung
der Lage der Ekiptik hinzugelegt werden müssen, um Alles auf das mittlere
Aequinoctium von 1855 Jun. 23. zu bringen
Ar=4ARB= +70
Ai= + 1,5
Vereinigt man diese verschiedenen Zahlen mit einander, so dafs das
neue M für 1855 Jun. 23 wird
= 358° 34 43/13 + 1200 (1076,23235) + 11'55/80 + 60/53
und bei den übrigen Elementen einfach die algebraischen Summen genom-
men werden, so erhält man für 1855 das Elementensystem
Epoche 1855 Juni 23 0" M. Berl. Zt.
M = 357° 3% 18/26
= 1076”57567
d= 57°5818/4
9 ar a = Er \ M. Aeq. 1855 Jun. 23.
i= 13 8 923
Es geht aus ihnen hervor, dafs der Comet sehr nahe am 1. Juli 6% sei-
nen Durchgang durch das Perihel erreichen wird. Seine mittlere Anomalie
ist dann 20,0, und da bei den früheren Ephemeriden immer der Tag des
Durchgangs als der angenommen ist, auf dessen mittleres Aequinoctium sich
die zuletzt ermittelten Örter beziehen, so habe ich auch jetzt für die Ephe-
meride das mittlere Aequinoctium von 1855 Jul. 1. gewählt.
Der Comet wird nur auf der südlichen Halbkugel sichtbar sein. Denn
für die Zeiten vor dem Durchgange finden sich die Örter:
Mai 2 AR. £ = 30°365 Dec.= + 18° 585
14 40 11,4 22 20,2
26 52 15,0 25 41
Jun. 7 67 59,2 27 17,3
19 88 48,4 DL 73
Jul. 1 114 43 21 29,8
Der Comet ist während dieser Zeit seiner jedesmaligen Conjunction
mit der Sonne so nahe, dafs er nicht gesehen werden kann. Von dem 1. Juli
an, wo er den niedersteigenden Knoten schon passirt hat, kann er wegen
44 Encke
seiner südlich werdenden Declination auf der nördlichen Halbkugel nicht
gesehen werden, Auf der südlichen wird man ihn aber recht gut und anhal-
tend beobachten können. Denn nach der folgenden Ephemeride wird für
das Vorgebirge der guten Hoffnung sein Untergang und der der. Sonne
Untergg. E
erfolgen.
Jul. 1 5b 58° M. Zt.
13 725
25 83
Aug.6 105
1871 23
30 12 12
Spt. 11 12 22
23 12 28
Dabei ist seine Entfernung von der Sonne günstig, da Jul. 1 der Tag
des Durchgangs ist und die Entfernung am 1. September erst so grofs ist wie
1552 Jan. 15., wo er in Berlin beobachtet ward. Der Erde wird er aber
dann noch beträchtlich näher im Jahre 1855 sein, als er im Jahre 1852 war.
Erst am 25. Septbr. 1855 wird er so weit von der Erde entfernt sein, als er
1852 Jan. 15 war.
U
4
5
a ag
ntergg. [0]
h56 M. Zt.
2
10
18
26
35
43
51
Lauf des Cometen von Pons 185.
Mittl. Äquinoct. vom Juli 1
ob le. De 1 =
M. Berl. Zt. | AR. £ | Dec. £ 8 #3 :
1855 Jul. ı | 11a 415.6 |+ 21.29 a7ı | 0,090669 | 9,527836
2\116 9576| 2043 13,2 | 0,082151
3|118 13471 | 1954 21,4 | 0,073323
4|120 15 311 | 19 3 27,4 | 0,064230
512215 43| 1810 44,8 | 0,054921 | 9,546910
6|ı124 12 274 | 17 26 35,3 | 0,045445
7|ı26 7482| 16 20 38,7 | 0,035853
8|128 1153| 15 23 33,1 | 0.026197
9|12953 35 | 14 2% 14,6 | 0,016526 | 9,597952
10 | 131 43 292 | 13 25 47,9 | 0,006889
ı1ı 133 32 488 | 12 25 15,3 | 9,997329
ı2 | 135 2ı ı9,1 | 11 23 38,7 | 9,987884
ı3 | 137 9 177 | 10 20 58,2 | 9,978591 | 9,660588
14 | 138 57 23,6 9 17 13,3 | 9,969483
140 44 45,3 8 12 25,6 | 9,960595
über den Cometen von Pons. 15
ob le. Dist. le. Dist.
M. Berl. Zt. | AR. F | De. £ & fe) wu
1855 Jul. 16 | 142°32'404 | + 7 6 35.8 | 9,951958
17 | 144 21 09 5 59 43,8 | 9,943600 | 9,722374
18 | 146 9 58,0 4 51 51,1 | 9,935551
19 | 147 59 41,2 343 0,3 | 9,927840
20 | 149 50 18,3 2 33 15,0 | 9,920496
21 | 151 41 56,6 1 22 38,8 | 9,913544 | 9,778824
22 | 153 34 41,7 | + 011 16,2 | 9,907010
23 | 155 28 37,7 | — 1 0 45,7 | 9,900921
24 | 157 23 47,2 2 13 18,8 | 9,895302
25 | 159 20 11,7 3 26 14,9 | 9,890177 | 9,829152
26 | 164 17 51,4 4 39 25,3 | 9,885566
27 | 163 16 48,1 5 52 37,1 | 9,881487
28 | 165 16 50,4 7 5 40,2 | 9,877956
29 | 167 18 3,9 8 18 22,3 | 9,874988 | 9,873812
30 | 169 20 21,3 9 30 30,6 | 9,872592
31 | 171 23 36,1 10 41 52,8 | 9,370775
Aug. 1| 173 27 41,0 11 52 14,6 | 9,869538
2 | 175 32 27,9 13 122,8 | 9,868881 | 9,913576
3 | 177 37 48,1 14 9 4,7 | 9,868803
4 | 179 43 31,9 15 15 8,8 | 9,869292
5 | 181 49 29,1 16 19 24,5 | 9,870336
6 | 183 55 29,2 17 21 41,9 | 9,871919 | 9,949182
7|186 121,5 18 21 51,1 | 9,874024
8 |ı88 6545 19 19 45,0 | 9,376629
9 | 190 11 56,4 20 15 17,6 | 9,879710
10 | 192 16 15,5 21 823,1 | 9,883243 | 9,981286
11 | 194 19 40,2 21 58 57,1 | 9,887201
12 | 196 22 0,9 22 46 58,2 | 9.891556
13 | 198 23 8,4 23 32 26,6 | 9,896280
14 | 200 22 53,4 24 15 22,3 | 9,901343 | 0,010404
15 | 202 21 7,5 24 55 47,2 | 9,906717
16 | 204 17 43,1 25 33 43,4 | 9,912374
17 | 206 12 33,2 26 9 14,1 | 9,918289
18 | 208 5 31,6 26 42 23,1 | 9,924435 | 0,036994
19 | 209 56 32,8 27 13 14,6 | 9,930786
20 | 211 45 32,5 27 41 53,9 | 9,937319
21 | 213 32 27,2 28 8 26,6 | 9,944013
22 | 215 17 13,8 28 32 58,2 | 9,950845 | 0,061406
23 | 216 59 51,0 28 55 34,2 | 9,957796
24 | 218 40 16,7 29 16 20,6 | 9,964847
25 | 220 18 30,6 29 35 23,2 | 9,971982
26 | 221 54 33,1 29 52 48,0 | 9,979185 | 0,083930
27 1.223 28 25,7 30 8 40,9 | 9,986442
23|2235 0 92 30 23 7,2 | 9,993739
29 | 226 29 44,7 30 36 12,2 | 0,001065
30 | 227 57 14,3 30 48 1,2 | 0,008409 | 0,104812
16
Encze über den Cometen von Pons.
0,015760
0,023111
0,030453
0,037778
0,045081
0,052355
0,059594
0,066794
0,073953
0,081065
0,088127
0,095136
0,102089
0,108985
0,115821
0,122597
0,129311
0,135962
0,142549
0,149072
0,155530
0,161923
0,168250
0,174512
0,180708
0,186839
42 37,7 |, 0,192904
125 1 u
M. Berl. Zt. | AR. FE | Dec. £ IE E
1855 Aug. 31 | 229°22’40,1 | — 30 58 39,1
Sept. 1 | 230 46 4,6 31 8 10,6
2|232 7305| 31 16 40,1
3|23327 07| 3124 121
4 | 234 44 38,4 | 31 30 50,6
5|236 0266| 31 36 39,3
6|237 14283 | 3141 41,8
7238 26468 | 3146 1,3
s|239 37 2353| 3149 41,0
9 | 240 46 27,1 | 3152 43,7
10 | 241 53 55,6 | 3155 11,9
ı1 |242 59544 | 3157 7,8
ı2 |244 4267| 3158 33,6
ı3|245 7354| 3159 31,8
11 [216 9230| 32044
ı5 |217 9522| 32 0134
ı6 |218 9 56| 32007
ı7 |249 7 60| 3159 97,7
ıs |250 3563| 3158 35,8
ı9 | 250 59 393 | 31 57 26,2
20 |251 54 174| 3156 02
21 | 252 47532 | 3154 18,8
22 | 253 40 29,0 | 3152 23,3
23 254 32 61| 3150145
24 | 255 22 454 | 3147 535
25 256 12 30,1| 3145 21,0
26 257 1283) 3l
27 | 257 31 39 45,1
49 25,5
—b——
0,198905
lg. Dist.
v. ©
0,124250
0,142410
0,159432
0,175440
0,190530
0,204798
| 0,218312
Über
den Einflufs der Temperatur auf die Bewegung
des Wassers ın Röhren.
y Von
H”- HAGEN.
mnnnnnnannnaN
[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 10. November 1853
und am 6. März 1854.]
D:: die Beweglichkeit des Wassers von der Temperatur abhängt, ist schon
mehrfach bemerkt worden. Bereits Dubuat sagt im Anfange seiner Prin-
cipes d’hydraulique, das Wasser sei mehr und weniger flüssig, jenachdem es
mehr oder weniger Wärme enthalte: am lebendigsten und beweglichsten sei
es, wenn es bis gegen den Siedepunkt erhitzt werde, und in der Nähe des
Gefrierpunktes scheine es zu erschlaffen. Zur Begründung dieser Angabe
theilt Dubuat auch einige wenige Beobachtungen mit (II. $. 337), welche
sich auf verschiedene Temperaturen beziehn, bei den sehr zahlreichen hy-
draulischen Messungen, die er sonst anstellte, wird jedoch niemals der
Wärmegrad angegeben.
Der ältere Gerstner untersuchte später den Einflufs der Temperatur
auf die Ergiebigkeit der Röhrenleitungen, und wenn seine Beobachtungen
auch nicht weit genug ausgedehnt waren, um die eigenthümlichen Erscheinun-
gen, die dabei eintreten, sicher erkennen zu lassen und dieselben weiter zu
verfolgen; so zeigen sie doch, dafs die ausfliefsende Wassermenge in hohem
Grade durch die Wärme bedingt ist, und in vielen Fällen sich verdoppelt,
sobald die Temperatur um 20 bis 30 Grade zunimmt (Gilbert’s Annalen
Band V. 1800. Seite 160 ff.).
Obwohl diese Erfahrungen bereits gemacht waren, so wurden dennoch
ebenso wohl durch Prony, als durch Eytelwein im Anfange dieses Jahr-
hunderts Theorien über die Bewegung des Wassers in Röhren aufgestellt,
welche die Temperatur ganz unberücksichtigt liefsen. Die darauf gegründe-
Math. Kl. 1854. C
18 Hasen über den Einflufs der Temperatur
ten Formeln haben seitdem allgemeinen Eingang gefunden. Ein Versuch,
den ich vor längerer Zeit machte, diese Formeln zu verändern und den Ein-
flufs der Temperatur darin auszudrücken, kann nur als eine rohe Annähe-
rung angesehn werden, weil die zum Grunde gelegten Beobachtungen sich
nur auf mäfsige Wärmegrade beschränkten, und die Erscheinung nicht hin-
reichend aufklärten (Poggendorff’s Annalen Band 46. Seite 423 ff.).
Wenn man die Ergiebigkeit von Röhren und andern Leitungen, be-
sonders bei kleinen Dimensionen, mit einiger Sorgfalt mifst; so überzeugt
man sich leicht, dafs ein geringer Wechsel der Temperatur die Resultate
schon wesentlich verändert. Bei der Erwärmung des Wassers um einen, und
selbst um einen halben Grad, ändert sich die Wassermenge gewöhnlich schon
so stark, dafs die Abweichung nicht mehr als Beobachtungsfehler angesehn
werden kann. Am meisten wird man aber dadurch überrascht, dafs zuweilen
die ausfliefsende Wassermenge bei zunehmender Temperatur sich nicht ver-
gröfsert, sondern vermindert. Hiernach scheint es, dafs man in der Hydraulik,
so weit diese Wissenschaft auf Beobachtungen gegründet ist, keinen wesentli-
chen Fortschritt erwarten darf, so lange die sehr bedeutende und räthselhafte
Einwirkung der Wärme auf die Beweglichkeit des Wassers unbekannt bleibt.
Eine grofse Anzahl von Beobachtungen, die ich an verschiedenen Röh-
ren uud mit verschiedenen Druckhöhen anstellte, und die sich von dem
Gefrierpunkte bis nahe an den Siedepunkt erstreckten, gaben in ih-
rer Zusammenstellung die Erscheinung sehr deutlich zu erkennen. Un-
ter übrigens gleichen Umständen nimmt nämlich die Geschwindigkeit
bei wachsender Temperatur stark zu, doch wird sie bei einem ge-
wissen Wärmegrade ein Maximum, und fast ebenso schnell wie sie frü-
her gewachsen war, vermindert sie sich nunmehr bei stärkerer Erwär-
mung des Wassers. Doch auch diese Erscheinung hört bald auf, denn etwa
10 bis 20 Grade von dem Maximum entfernt, liegt ein zweiter Wendepunkt,
in welchem die Geschwindigkeit ein Minimum wird, und wenn die Tem-
peratur noch höher steigt, so vergröfsert sich wieder die Geschwindigkeit,
jedoch geschieht dieses in geringerem Maafse als anfangs. Diese Veränderun-
gen der Geschwindigkeiten, oder vielmehr der ausfliefsenden Wassermengen,
sind so augenfällig, dafs sie selbst bei rohen Messungen nicht unbemerkt blei-
ben können. Sie entziehen sich nur häufig der Beobachtung dadurch, dafs
die beiden Wendepunkte der Geschwindigkeits-Scale aufserhalb derjenigen
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 49
Temperaturen liegen, welche die Grenzen des tropfbar flüssigen Zustandes
des Wassers bezeichnen. Bei weiten Röhren und gröfsern Geschwindigkeiten
fallen beide Wendepunkte unter den Gefrierpunkt, bei sehr engen Röhren
und sehr kleinen Druckhöhen dagegen über den Siedepunkt. Die beigefügte
Zeichnung Fig. 4., welche meine Beobachtungen graphisch darstellt, zeigt
wie die Lage dieser Punkte durch die Druckhöhe und die Weite der Röhre
bedingt wird. Genau dasselbe Resultat ergiebt sich auch schon aus Gerst-
ner’s Beobachtungen, und namentlich aus der zweiten von ihm mitgetheil-
ten Tabelle, welche die Geschwindigkeiten in einer 1,6 Linien weiten Röhre
zwischen 1 und 40 Graden enthält. Das Eintreten der Maxima giebt sich daselbst
in jeder Reihe zu erkennen; bei den stärksten Druckhöhen bemerkt man
aber auch, dafs in der Nähe von 30 Graden die Geschwindigkeiten wieder
zu wachsen anfangen, sie also hier Minima sind.
Ich werde zunächst den von mir benutzten Apparat und die Methode
der Beobachtung beschreiben, alsdann die Beobachtungen mittheilen und aus
denselben die Gesetze herleiten, welchen die Erscheinung folgt. Hierbei
wird sich eine gröfsere Übereinstimmung zu erkennen geben, als bisher in
ähnlichen Untersuchungen der Hydraulik erreicht ist. Ferner werde ich ver-
suchen, diese Gesetze zu erklären und zu begründen. Wenn hierbei auch
manche Zweifel bleiben, deren Lösung mir nicht gelungen ist, so ergeben
sich doch einzelne wichtige Aufschlüsse über die Bewegung des Wassers.
Schliefslich werde ich noch die gefundenen Resultate mit den Beobachtun-
gen vergleichen, die an gröfsern Röhrenleitungen gemacht sind.
Ve Beschreibung des Apparates und der Beobachtungs-Art.
Der Apparat, dessen ich mich zuerst bediente, war sehr genau der-
selbe, den. Gerstner angewendet hatte. Die Gefäfse, welche die Röhren
ren speisten, erhielten keinen Zuflufs, der Wasserspiegel senkte sich da-
her während der Beobachtung, und der Druck nahm fortwährend ab, und
die Messung bestand darin, dafs die Zeit beobachtet wurde, in welcher der
Wasserstand bis zu gewissen Tiefen herabsank. Zu diesem Zwecke diente
ein leichtes Blechgefäfs, welches auf dem Wasser schwamm, und einen
Maafsstab trug, der selbst beim niedrigsten Stande noch einige Zolle weit
über den Rand des Gefäfses vorragte. Um diesen Maafsstab in der senkrech-
C2
20 Hıcen über den Einflufs der Temperatur
ten Stellung zu erhalten, wurde er am obern Ende durch einen feinen sei-
denen Faden unterstützt, der über ein sorgfältig ausgedrehtes und möglichst
leichtes Rad von Messing geschlungen und durch ein passendes Gegengewicht
gespannt wurde. Die Anderung, welche sowohl das Gewicht des Schwim-
mers, als das Gegengewicht erfuhr, indem der Faden bald auf der einen und
bald auf der andern Seite des Rades hing, also theils das Gegengewicht und
theils auch die Belastung des Schwimmers vermehrte, durfte ganz unbeach-
tet bleiben, da hierdurch die Eintauchung noch nicht um den hundertsten
Theil eines Zolles vergröfsert oder vermindert wurde.
Der Maafsstab war über dem Rande des Gefäfses durch eine Öffnung
geführt, die etwas gröfser als sein Querschnitt war, wodurch er also am
Drehen verhindert wurde. Nahe darüber befand sich neben der Eintheilung
eine horizontale Stahlspitze, die als Zeiger diente, und gegen welche das
Maafs mittelst einer am Apparate befestigten Loupe abgelesen wurde. Die
Messung bestand darin, dafs in gleicher Art wie beim Gebrauch eines Mit-
tagsfernrohrs, der Vorübergang der vorher bestimmten und besonders be-
zeichneten Theilstriche auf dem Maafsstabe, vor der Nadelspitze nach dem
Schlage der Secunden-Uhr beobachtet wurde. Diese Theilstriche waren so
ausgewählt, dafs die Zwischenzeiten durchschnittlich 1 Minute, wenigstens
aber 20 Secunden betrugen, also zum Aufschreiben der Secunden und selbst
zum Ablesen des Thermometers noch genügten. Diese Beobachtungsart ge-
währte den grofsen Vortheil, dafs man, nachdem der Cylinder mit dem Was-
ser von der bestimmten Temperatur gefüllt, und die Röhre geöffnet war,
ohne neues Wasser hinzugiefsen zu dürfen, den Vorübergang aller Theilstri-
che vor dem Zeiger nach einander beobachten konnte, und sonach jedesmal
eine vollständige Beobachtungsreihe erhielt.
Um aus dieser Messung die in den einzelnen Zwischenzeiten ausflie-
fsenden Wassermengen herzuleiten, mufste der Querschnitt des Gefäfses be-
kannt sein. Das Gefäfs war ein Cylinder aus Messingblech, etwas über 4
Zoll weit und 15 Zoll hoch, der nach dem Lothe und zwar so aufgestellt
wurde, dafs der Maafsstab, wenn er von der Rolle frei herabhing, genau in
der Axe schwebte. Zur Messung des Querschnittes des Oylinders und zwar
in seinen verschiedenen Höhen bediente ich mich des bekannten Verfahrens,
dafs ich eine gläserne Flasche, die mit einem gut geschliffenen Stöpsel ge-
schlossen werden konnte, wiederholentlich unter Wasser füllte, und ihren
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 21
Inhalt in den Cylinder gofs, worauf jedesmal der Schwimmer herabgelassen
und sein Stand abgelesen wurde. Der Inhalt der Flasche wurde im Beginne
und am Schlusse der Messung durch Abwiegen ermittelt, und so war es
leicht, die Querschnitte des Cylinders in den verschiedenen Höhen zu be-
rechnen. Diese wichen nur wenig von einander ab, und sonach konnte mit
grofser Sicherheit auch die Wassermenge gefunden werden, welche beim
Sinken des Niveaus von einem Theilstriche des Maafsstabes bis zum folgen-
den ausge flossen war.
Die beschriebene Methode hat für die Beobachtung unverkennbare
Vorzüge vor derjenigen, wobei man ein constantes Niveau bildet. Der Ein-
flufs, den die verschiedene Erwärmung auf den Apparat ausübt, ist auch
nicht erheblich und man kann davon leicht Rechnung tragen. Ein grofser
Vortheil liegt endlich noch darin, dafs man in der bezeichneten Weise
unmittelbar schon das Volum des ausfliefsenden Wassers findet, man
also die Ausdehnung desselben nicht zu kennen braucht, was erforderlich
wird, wenn man die Wassermenge aus dem Gewichte bestimmt. Eine we-
sentliche Schwierigkeit stellt sich aber bei der spätern Berechnung und Ver-
gleichung der Resultate ein, denn die bei bestimmten Druckhöhen ausfliefsen-
den Wassermengen ergeben sich nicht unmittelbar aus diesen Messungen,
und wenn die Geschwindigkeit nicht in einfacher Form durch die Druckhöhen
ausgedrückt werden kann, so ist sie nur durch sehr zeitraubende Rechnun-
gen zu finden, die um so unangenehmer sind, als sie in grofser Anzahl sich
wiederholen. Wie sich aus dem Folgenden ergeben wird, ist die Beziehung
zwischen Druck und Geschwindigkeit jedesmal ziemlich complicirt, woher
diese Reduction der einzelnen Beobachtungen höchst mühsam und sogar sehr
unsicher wird, so lange die zu wählende Form des Ausdrucks noch nicht
bekannt ist. Nichts desto weniger ergaben die Beobachtungen, wenn ich für
jede Messung zwischen je zwei Theilstrichen eine mittlere constante Druck-
höhe voraussetzte, mit voller Sicherheit die oben bezeichnete eigenthümliche
Erscheinung, dafs nämlich bei zunehmender Temperatur die Geschwindig-
keit zuerst sich vergröfsert, alsdann abnimmt und endlich wieder gröfser wird.
Zur Darstellung eines constanten Niveaus hatte ich schon bei
anderer Gelegenheit einen Apparat eingerichtet, der darauf beruhte,
dafs in einem besondern Speisebassin ein Blechkasten schwamm, der
einen Heber trug. Letzterer reichte über den Rand des Gefäfses hinüber,
DD
22 Hasen über den Einfluss der Temperatur
ohne denselben zu berühren, und gofs sonach, ganz unabhängig von dem
Wasserstande, in gleichen Zeiten gleiche Wassermassen aus. Der Schwim-
mer wurde aber durch eine besondere Führung an seiner Stelle gehalten, so
dafs er ohne an der Beweglichkeit in verticaler Richtung gehindert zu wer-
den, sich weder drehen noch fortschwimmen konnte.
Um die zufliefsende Wassermenge jedesmal mit der bei einer bestimm-
ten Druckhöhe abfliefsenden in Übereinstimmung zu bringen, war der He-
ber mit einem Hahn versehn. Im Gebrauche desselben stellte sich die
grofse Schwierigkeit ein, dafs man ihn vielfach verstellen mufste, bevor in
der beabsichtigten Höhe, oder doch in der Nähe derselben, ein constantes
Niveau wirklich sich bildete. Eine geraume Zeit war jedesmal nöthig, um
an dem Maafse sicher wahrzunehen, ob der Wasserstand sich noch veränderte
und sobald letzteres stattfand, mufste der Zuflufs verstärkt oder geschwächt,
und hierauf der schwimmende Maafsstab wieder aufs Neue beobachtet wer-
den. Aus diesen Gründen war es unmöglich in wenigen Minuten auch nur
annähernd ein constantes Niveau zu bilden, vielmehr waren hierzu minde-
stens 15 bis 20 Minuten erforderlich, und da während dieser Zeit der Abflufs
nicht aufhören durfte, so war eine sehr starke Wasser-Consumtion dabei un-
vermeidlich, während im vorliegenden Falle die eigentliche Beobachtung sich
auf die Dauer von einigen Minuten beschränken durfte und eine geringe
Quantität Wasser dazu genügte.
Bei den grofsen Schwierigkeiten, welche die Beobachtung mit heifsem
Wasser an sich schon bietet, konnte aus den erwähnten Gründen der schwim-
mende Heber zur Darstellung eines constanten Niveaus nicht benutzt wer-
den: ich habe denselben indessen hier beschrieben, weil er in andern Fällen,
wenn nämlich die einzelne Beobachtung einen längern Zeitraum umfasst, ein
sehr brauchbarer Apparat ist. Man kann in der That mittelst desselben den
constanten Wasserspiegel beliebig lange erhalten, weil bei sorgfältiger Nach-
füllung des Speisebassins die Wirksamkeit des Hebers gar nicht unterbro-
chen und selbst vorübergehend nicht merklich geändert wird.
Der Apparat, den ich in den vorliegenden Versuchen zur Bildung bs
constanten Wasserspiegels benutzte, und sehr brauchbar befunden habe,
stimmt wesentlich mit einer bekannten Vorrrichtung überein, die zu demsel-
ben Zwecke in der Technik oft angewendet wird. Namentlich wird mittelst
derselben häufig der Zuflufs des Öles in unsern Lampen regulirt. Ein Ge-
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 23
Gefäfs, das mit Wasser gefüllt und dessen Öffnung nach unten gekehrt ist,
speist das Reservoir immer von Neuem, so oft das Wasser unter die Öffnung
herabsinkt, und durch letztere die Luft in das erste Gefäfs treten kann.
Diese einfache Vorrichtung erfüllt jedoch den Zweck nur sehr unvollstän-
dig, weil die Quantität der bei jedem Stosse eintretenden Luft, und sonach
auch die des austretenden Wassers, so bedeutend ist, dafs der Wasserspiegel
abwechselnd um mehrere Linien sich hebt und senkt, also die beabsich-
tigte constante Druckhöhe dadurch noch nicht dargestellt wird. Das
Wasser, welches jedesmal ausfliefst, reifst das umgebende Wasser mit
sich fort, und giebt dadurch Veranlassung, dafs das Niveau neben der Öff-
nung sich noch mehr senkt, und folglich der Zutritt der Luft längere Zeit
hindurch anhält. Durch Anbringung eines Zwischengefäfses, welches das
ausfliefsende Wasser zunächst aufnimmt, kann man diesen Übelstand leicht
aufheben, oder wenigstens so weit mäfsigen, dafs nur noch geringe Schwan-
kungen bemerkbar bleiben. Die Öffnung, welche das Zwischengefäfs mit
dem Reservoir verbindet, darf nicht gröfser sein, als dafs sie denjenigen
Wasserzuflufs dauernd darstellt, den man zur Beobachtung gerade braucht.
Sobald daher die Luft in das Speisebassin tritt, kann das ausfliefsende Was-
ser, das mit Heftigkeit herabstürzt, nicht schnell genug entweichen, es füllt
also zunächst nur das Zwischengefäfs und sperrt dadurch augenblicklich die
Öffnung, so dafs der Zuflufs der Luft und sonach auch der Ausflufs des
Speisewassers jedesmal sogleich wieder unterbrochen wird. Das Wasser tritt
also auch bei dieser Änderung keineswegs in continuirlichem Strahle, sondern
nur stofsweise aus dem Speisegefälse. Der Vortheil besteht aber darin, dafs
die Wirkung jedes Stofses sehr vermindert wird, und die Stöfse sich sehr
schnell folgen. In manchen Fällen und namentlich bei starkem Abflusse er-
folgten in jeder Secunde zwei und sogar drei Stöfse, und alsdann zeigte der
Wasserspiegel im Reservoir allerdings noch eine schwache Wellenbewegung,
aber abgesehn von dieser war ein abwechselndes Steigen und Fallen nicht
mehr zu bemerken.
Die beschriebene Einrichtung des Speisegefäfses ist Fig. 1 in der per-
spectivischen Ansicht und Fig. 2 im Durchschnitte dargestellt. Dieses Gefäfs
ist unten mit einem cylindrischen Halse versehen. Dicht über dem untern
Rande desselben sind mehrere Löcher in gleicher Höhe angebracht, durch
welche, sobald der Wasserspiegel herabsinkt, die Luft eintritt. Der Hals ist
24 Hasen über den Einflufs der Temperatur.
zwar ganz geöffnet, wird jedoch von dem Zwischengefäfse umgeben, und
zwar so, dafs nur ein schmaler ringförmiger Raum, der etwa 1 Linie weit ist,
zwischen beiden frei bleibt. Der Rand des Halses darf den Boden des Zwi-
schengefäfses nicht berühren, vielmehr mufs das herabstürzende Wasser un-
gehindert in den erwähnten ringförmigen Raum treten können. Zu diesem
Zwecke ist die cylindrische Wand des Zwischengefäfses einige Linien höher
als der Hals, so dafs ersteres gegen den Boden des Speisegefäfses gelehnt,
und daran befestigt werden kann. Um den Zutritt der Luft an das Zwischen-
gefäfs nicht zu hindern, sind nahe an dem obern Rande desselben vier grofse
Öffnungen angebracht.
Im Boden des Zwischengefäfses befindet sich eine Öffnung, welche
das Speisewasser dem Reservoir zuführt. Diese Öffnung mufs aber der Was-
sermenge genau entsprechen, die bei jedem Versuche dauernd abfliefst. Ist
sie zu grofs, so stürzt beim Zutreten der Luft das Wasser unmittelbar in das
Reservoir, und die Luft-Öffnungen werden nicht schnell genug geschlossen,
woher der Wasserspiegel sich stark verändert. Ist sie dagegen zu klein, so
kann der Verbrauch des Wassers sich nicht ersetzen, und der Wasserspiegel
im Reservoir sinkt unter den Boden des Zwischengefäfses herab, stellt also
nicht die beabsichtigte Druckhöhe dar. Im vorliegenden Falle, wo der
Raum überaus beschränkt war, mufste ich mich begnügen einen Schieber vor
der Öffnung anzubringen, der vor dem Beginne jedes Versuches in die ange-
messenste Stellung gebracht und darin festgeschroben wurde. Bei einem
gröfseren Apparate dieser Art, der einen halben Cubikfufs Wasser enthielt,
und den ich zur Speisung weiterer Reservoire benutzte, setzte ich dagegen,
wie Fig. 1 zeigt, den Schieber mit einer gezahnten Stange in Verbindung,
die ich, während das Wasser ausflofs, mittelst eines Getriebes vor- und zu-
rückschieben konnte. Diese Einrichtung war besonders bequem und gab
sehr sichere Resultate, indem ich durch Beobachtung des Wasserspiegels die-
jenige Gröfse der Öffnung leicht darstellen konnte, welche die geringsten
Schwankungen veranlafste.
Das Speisegefäfs ist oben mit einer conischen Öffnung versehn, in
welche ein Ventil von gleicher Form eingeschliffen ist. Während der Wirk-
samkeit des Apparates bleibt dieses geschlossen, sobald das Gefäfs aber aufs
Neue gefüllt werden soll, braucht man nur die Öffnung frei zu machen und
das Speisegefäfs in das vorher angefüllte Reservoir zu tauchen; dadurch füllt
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 25
sich auch jenes, indem die Luft entweicht. Hiebei mufs indessen, wenn man
die höhern Wasserstände darstellen will, noch Wasser nachgegossen werden,
damit beide sich vollständig füllen, und dieses Nachgiefsen mufs auch wäh-
rend des Aufhebens des Speisegefäfses (nachdem das Ventil geschlossen ist)
noch fortgesetzt werden, weil sonst ein Theil des Speisewassers schon wäh-
rend der Vorbereitung des Versuches ausfliefsen würde.
Das Speisegefäfs hängt, wie die Figur zeigt, an einer starken Stange,
die mit einer Reihe von Löchern versehn ist. Jenachdem man in das eine
oder andere dieser Löcher den Bolzen einsetzt, der auf einem Gestelle ruht,
und das Gefäfs trägt, so wird letzteres höher oder tiefer herabhängen, und
man kann sonach die gewünschte Druckhöhe im Reservoir leicht darstellen.
Hiebei bietet sich sehr einfach noch ein anderer Vortheil dar. Wenn näm-
lich diese Löcher mit Vorsicht so eingebohrt sind, dafs ihre Abstände ganze
oder halbe Zolle betragen, so kann man leicht auch die verschiedenen Druck-
höhen bilden, die um dieselben Maafse von einander abweichen. Auf diese
Art beschränkt sich die etwas schwierige Ermittelung der Niveau - Differenz
zwischen dem Wasserspiegel im Reservoir und der Ausflufs- Öffnung der
Röhre auf eine einzige Messung, und zwar bestimmte ich immer die Höhe
der Ausflufs-Öffnung gegen den obern gehörig geebneten Rand des Reser-
voirs. Zu diesem Zwecke hob ich das Speisegefäfs zunächst so hoch, dafs
der constante Wasserspiegel in das Niveau dieses Randes fiel. Das Gestelle,
welches den Bolzen mit der durchlochten Stange trug, konnte mittelst
Schrauben verstellt werden, und während der Austlufs stattfand, hob ich es
soweit, dafs der Wasserspiegel genau diesen Stand einnahm, was sich sehr
sicher beurtheilen liefs. Steckte ich später den Bolzen in ein anderes Loch
der Stange, und senkte dadurch das Speisegefäfs um eine gewisse Anzahl von
Zollen; so stellte sich, nachdem das darüber stehende Wasser abgeflossen
war, der constante Wasserspiegel in der entsprechenden Tiefe unter dem
ersten ein.
Dieser constante Wasserspiegel fand augenscheinlich nur so lange
statt, als das Speisegefäfs iu Wirksamkeit war, und in vielen Fällen konnte
ich mich hiervon leicht überzeugen, indem die eintretenden Luftblasen ein
sehr bemerkbares Geräusch verursachten. Dieses wurde jedoch oft von dem
ausströmenden Wasser übertönt, so dafs ich das Ohr dicht an das Gefäfs
halten mufste, um wahrzunehmen, ob der Wasserspiegel bereits tief genug
Math. Kl. 1854.
26 Hasen über den Einflufs der Temperatur
herabgesunken sei, oder ob andrerseits das Speisegefäfs sich schon entleert
habe. Um hierüber in weiterer Entfernung ein sicheres Urtheil zu gewinnen,
verband ich das Speisegefäfs mit einem Schwimmer. Derselbe konnte im
vorliegenden Falle wegen des beschränkten Raumes nur neben dem untern
Halse oder dem Zwischengefäfse angebracht werden. Er bestand aus einem
ganz verschlossenen Prisma aus dünnem Bleche, dessen Querschnitt eine
sichelförmige Gestalt hatte, und das mittelst eines feinen Drahtes zur Seite
des Speisegefäfses so geführt wurde, dafs es sich nur lothrecht auf und ab
bewegen konnte. Eine Marke aus Papier am obern Ende des Drahtes liefs,
indem sie eine ähnliche feste Marke beinahe berührte, den Stand des
Schwimmers und sonach auch den des Wassers im Reservoir sehr sicher
beurtheilen. So lange der Wasserspiegel höher war, lehnte sich der Schwim-
mer gegen den Boden des Speisebassins, und die bewegliche Marke befand
sich in gröfserer Höhe, als die feste: während der Wasserspiegel seinen un-
veränderten Stand behielt, stimmten beide mit einander überein, und in
dieser ganzen Zeit gaben sich die Schwankungen beim stofsweisen Zufliefsen
des Wassers auch in den Vibrationen der Marke deutlich zu erkennen. Die
letzte Erscheinung hörte aber auf, und die bewegliche Marke fing an zu sin-
ken, sobald das Speisebassin sich entleert hatte.
Bei andern Beobachtungen, die mit Benutzung eines geräumigeren
Reservoirs angestellt wurden, konnten solche Schwimmer gebraucht werden,
wie sie oben beschrieben wurden. Indem an denselben das Maafs mittelst
der Loupe abgelesen wurde, so gaben sie nicht nur den Wasserstand sehr
genau an, sondern liefsen auch die Gröfse der Schwankungen sicher beur-
theilen.
Demnächst entstand die Frage, ob die Röhren, mit welchen experi-
mentirt wurde, den Strahl frei ausgiefsen, oder ob sie unter Wasser
münden sollten, indem ihre äufsern Ausflufsmündungen durch die Wand
eines niedrigen Gefäfses gezogen wären, welches stets mit Wasser gefüllt
blieb. Die letzte Anordnung hatte ich früher gewählt, und dieselbe empfahl
sich vorzugsweise dadurch, dafs sie ein leichtes Mittel zur genauen Bestim-
mung der Druckhöhen zu bieten schien. Man durfte zu diesem Zwecke nur
das Reservoir sich soweit entleeren lassen, dafs die Strömung in der Röhre
ganz aufhörte, worauf der Wasserstand, welchen das Maafs am Schwimmer
ergab, den Nullpunkt der Druckhöhe bezeichnete. In dem kleinen Gefäfse,
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 97
worin das Wasser aufgefangen wurde, blieb jedoch das Niveau keineswegs
constant, vielmehr sank es augenscheinlich immer um so tiefer, je stärker
der Zuflufs war. Diese kleinen Differenzen liefsen sich indessen mittelst
einer feinen Drahtspitze, die jedesmal bis zur Berührung der Oberfläche
herabgeschroben wurde, sehr scharf messen. Demnächst gewährt diese Me-
thode auch noch den Vorzug, dafs die ganze Erscheinung sich etwas verein-
facht, wie aus dem Folgenden sich ergeben wird.
Dagegen ist die Sicherheit dieser Beobachtungsart insofern höchst
zweifelhaft, als in dem kleinen Gefäfse, welches das ausfliefsende Wasser
aufnimmt, keineswegs ein ebener und horizontaler Wasserspiegel sich bildet.
Der austretende Strahl reifst nämlich die umgebende Masse mit sich fort,
und sonach entsteht vor der Röhrenmündung eine merklich vertiefte Furche
in der Oberfläche, während neben der gegenüber befindlichen Wand, die
vom Stofse getroffen wird, eine Stauung nicht zu verkennen ist. An beiden
Seiten bilden sich dagegen Wirbel, über welchen gleichfalls die Oberfläche
nicht eben und horizontal ist. Die Höhe des Wasserstandes, oder der Ge-
gendruck ergiebt sich daher ganz verschieden (und zwar betragen die Unter-
schiede oft 0,1 Zoll und mehr) jenachdem man eine oder die andere Stelle
mit dem Mefsapparate untersucht.
Diese Unterschiede vermindern sich allerdings, wenn das Gefäfs recht
grofs und recht tief ist, aber im vorliegenden Falle wird hierdurch wieder
die genaue Messung der Temperatur verhindert. Es kommt nämlich darauf
an, den Wärmegrad des Wassers zu kennen, während dasselbe die Röhre
durchfliefst, und zu diesem Zwecke mufs es’ ganz unvermischt aufgefangen
werden, was bei dieser Anordnung nicht möglich ist. Die Bestimmung der
Temperatur aus dem Wärmegrade des eingegossenen Wassers ist aber ganz un-
zulässig, da theils schon während der Füllung des Reservoirs und des Speise-
gefäfses, theils aber auch während mehrere Beobachtungen hinter einander
gemacht werden, die Temperatur sich derjenigen nähert, welche die umge-
bende Luft hat. Aus diesen Gründen ist in den hier mitgeiheilten Beob-
achtungen der Strahl jedesmal frei ausgetreten und nicht unter Wasser auf-
gefangen.
Die Vorrichtung zur Aufstellung des Thermo meters zeigt Fig. 3
im Durchschnitte. Ein kieines Gefäfs von sehr dünnem Bleche, das nur we-
nig gröfser ist, als die Thermometer-Kugel, nimmt den ausfliefsenden Strahl
D2
28 Hasen über den Einfluss der Temperatur
zunächst auf, indem die hintere Wand sich als ein Schirm erhebt, der ihn
vollständig auffängt und seinen Inhalt in dieses Gefäfs hineinleitet, wenn er
auch mit Heftigkeit aus der Röhre herausspritzt. Durch angemessene Krüm-
mung des Schirmes läfst sich aber selbst der Verlust einzelner Tropfen leicht
vermeiden. Andrerseits mufs in das erwähnte Gefäfs auch das Wasser noch
geleitet werden, wenn es nicht mehr einen zusammenhängenden Strahl bildet,
sondern sich tropfenweise von der Röhre löst. Zu diesem Zwecke bildet
der Stiel, der das Gefäfs trägt, eine flache Rinne, die alle Tropfen auffängt.
Dieser Stiel ist aber, um das Hinziehen der Tropfen längs der Röhre zu
verhindern, mit einem durchbohrten Korke verbunden, der auf die Röhre
gesteckt wird. Bei dieser Anordnung gelang es mir, nicht nur unter allen
Umständen alles Wasser aufzufangen, sondern auch dasselbe auf das Ther-
mometer zu leiten.
Das erwähnte kleine Gefäfs, worin die Thermometer - Kugel ruht, ist
am Boden mit einer Öffnung versehn, damit die aufgefangene Wassermenge
sich stets erneut, und das Thermometer jederzeit die Temperatur des zuletzt
aus der Röhre ausgeflossenen Wassers angiebt. Um diesen Zweck vollstän-
dig zu erreichen war es noch nöthig, die Öffnung nach Maafsgabe der Er-
giebigkeit des Strahles theilweise zu schliefsen, und am passendsten wäre es
gewesen, sie mit einem Schieber zu versehn, wodurch jedesmal der Abflufs
in der Art hätte regulirt werden können, dafs er dem Zuflusse vollständig
entsprach, sobald der Wasserstand eben die Thermometer - Kugel über-
deckte. Diese Anordnung verbot sich theils dadurch, dafs dieser Apparat
nicht viel Masse erhalten durfte, weil er sonst nicht schnell genug die Tem-
peratur des Wassers angenommen haben würde, theils aber waren manche
Beobachtungen auch von so kurzer Dauer und nahmen so sehr die volle Auf-
merksamkeit in Anspruch, dafs diese Regulirung des Wasserstandes doch
nicht auszuführen gewesen wäre. Ich bemühte mich demnach, der Öffnung
nung eine solche Gröfse zu geben, dafs nur ein mäfsiger Strahl hindurch trat,
der jedoch noch kräftig genug war, den Inhalt des Gefäfses in wenig Secun-
den abzuführen. Bei schwachem Zuflusse würde indessen der Wasserstand
sich so tief gesenkt haben, dafs die Thermometer-Kugel grofsentheils mit der
Luft in Berührung gekommen wäre und nicht mehr die Wärme des Wassers
angenommen hätte. Um dieses zu verhindern, wurde in solchem Falle eine
dünne Blechschleibe auf den Boden gelegt, dienur noch das Austreten ein-
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 39
zelner Tropfen gestattete. Wenn sich dagegen ein starker Strahl aus der
Röhre ergofs; so füllte derselbe ohnerachtet des kräftigen Abflusses das Ge-
fäfs nicht nur vollständig an, sondern trat auch über den Rand desselben
hinüber. Um in diesem Falle keinen Theil des Wassers beim Auffangen zu
verlieren, umigab ich das erwähnte Gefäfs noch mit einem zweiten gröfsern
von conischer Form, in welchem sich unter allen Umständen die ganze Was-
sermasse wieder sammelte, und durch die Öffnung in der abwärts gekehrten
Spitze des Kegels abgeführt wurde.
Die Beobachtungen bestanden darin, dafs die aus der letzterwähnten
Öffnung abfliefsende Wassermenge während einer gewissen Anzahl von
Secunden in einem darunter gestellten Gefäfse aufgefangen und alsdann
mit diesem Gefäfse gewogen wurde. Die Dauer der Beobachtungszeit
mufste bei starkem Drucke und bei Anwendung der weitesten Röhre auf
eine halbe Minute und zuweilen sogar auf 20 Secunden beschränkt werden.
Es entstand daher die Frage, ob die Resultate alsdann noch genügende
Sicherheit behielten, oder wie grofs ihr wahrscheinlicher Fehler sei. Ich be-
stimmte den letztern durch directe Messung, nachdem das Wasser lange Zeit
hindurch im Zimmer gestanden hatte, und eine Änderung der Temperatur
während dieser Versuche nicht mehr eintreten konnte. Es ist jedoch nöthig
vorher einiger Vorsichtsmaafsregeln zu erwähnen, deren Berücksichtigung
von wesentlichem Einflusse ist.
Zunächst darf man das Gefäfs nicht frei in der Hand halten, während
es vorgeschoben und zurückgezogen wird, weil es in der Zwischenzeit leicht
unwillkürlich gehoben und gesenkt werden könnte. Geschähe dieses aber,
und würde das Gefäfs etwa um einen Zoll gehoben; so würde man nicht
nur die Wassermasse auffangen, die während der Beobachtungszeit ausge-
flossen ist, sondern diese würde noch vermehrt durch den Inhalt des Strahls
von 1 Zoll Länge. Wie geringfügig letzterer auch erscheinen mag, so giebt
er bei der Genauigkeit der Messung sich dennoch schon sehr merklich zu er-
kennen. Es ist daher nothwendig, das Gefäfs auf eine horizontale Platte zu
stellen, und es auf dieser nur zu verschieben. Man erreicht dadurch noch
den Vortheil, dafs man in der Zwischenzeit mit Bequemlichkeit das Thermo-
meter ablesen kann.
Um ein starkes Spritzen des Wassers zu vermeiden, wodurch die Ge-
nauigkeit der Messung offenbar leiden würde, mufs diese Platte sich in sol-
30 Hasen über den Einflufs der Temperatur
cher Höhe befinden, dafs das Gefäfs möglichst nahe unter der Ausflufs-Öff-
nung steht, und nur so eben, ohne sie zu berühren, unter ihr hindurch ge-
schoben werden kann.
Das Vor- und Zurückschieben des Gefäfses erfolgt nach dem Pendel-
schlage einer daneben stehenden Uhr. Um dem Schlage genau zu folgen,
fing ich schon 5 Secunden vorher zu zählen an, und mit der fünften Secunde
schob ich das Gefäfs, das ich bereits gefafst hatte, vor oder zurück. Bei bei-
den Bewegungen mufste aber die möglichste Übereinstimmung stattfinden,
und um diese zu erreichen, durfte der Weg, den der Rand des Gefäfses
machte, bis er den Strahl erreichte, nicht verschiedene Länge haben. Ich
stellte daher, ehe jede dieser Bewegungen erfolgte, das Gefäfs so, dafs der
Abstand des Randes vom Strahle ungefähr einen halben Zoll betrug, in die-
ser Entfernung fiel also vor dem Beginne der Beobachtung der Strahl aus-
wärts, und vor dem Schlusse derselben binnenwärts nieder, und in beiden
Fällen durfte man annehmen, dafs der Rand, sobald ich das Gefäfs verschob,
in gleicher Zeit diesen kleinen Weg zurücklegte und den Strahl durchschnitt.
Dafs das Gefäfs vor jeder Beobachtung von innen, und ehe es mit seinem
Inhalte gewogen wurde, auch von aufsen trocken abgewischt werden mulfste,
bedarf kaum der Erwähnung. |
Die versuchsweise angestellten Beobachtungen zur Bestimmung des
wahrscheinlichen Fehlers dieser Messung sind folgende:
Beim Wasserstande von 4 Zoll unter dem obern Rande des Reservoirs
flossen in fünf Versuchen und zwar jedesmal während 20 Secunden ab
37,56 — 38,53 — 38,44 — 38,60 und 38,63
also durchschnittlich 38,35 Loth.
Hieraus ergiebt sich der wahrscheinliche Fehler der einzelnen Messung
gleich 0,303 Loth, der einem Fehler in der Zeit von 0,158 Secunden
entspricht.
Bei dem Wasserstande von 8 Zoll unter dem Rande des Reservoirs
flossen in 30 Secunden aus
39,30 — 39,11 — 39,31 — 39,61 und 39,39 Loth,
also im Mittel 39,344 und der wahrscheinliche Fehler ist 0,122 Loth oder
0,093 Secunden.
Bei dem Wasserstande von 10 Zoll flossen in 40 Secunden aus:
30,69 — 30,89 — 30,85 — 30,90 und 30,95
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 31
also im Mittel 30,896 Loth. Daher der wahrscheinliche Fehler 0,024 Loth
oder 0,031 Secunden.
Endlich bei einem Wasserstande von 11 Zoll unter dem obern Rande
flossen in 60 Secunden aus:
21,36 — 2,24 — 21,19 — 21,38 und 21,23
also im Mittel 21,26 Loth. Der wahrscheinliche Fehler der einzelnen Mes-
sung beträgt 0,0407 Loth oder 0,115 Secunden.
Der wahrscheinliche Fehler in der Dauer jeder Beobachtungszeit ist
daher nach diesen directen Messungen durchschnittlich gleich 0,099 oder er
beträgt nahe ein Zehntel Secunde. Er setzt sich aber zusammen aus den bei-
den Fehlern beim Vorschieben und Zurückziehn des Gefäfses und die wahr-
scheinliche Gröfse jedes derselben beträgt nur 0,070 oder den vierzehnten
Theil einer Secunde.
Wenn demnach die Beobachtungszeit auch, wie im ersten dieser Ver-
suche, auf 20 Secunden beschränkt wird; so darf man doch voraussetzen,
dafs das Resultat noch bis auf ein halbes Procent richtig ist. Dieses schien
mir vollständig zu genügen, und ich nahm daher keinen Anstand, in einzel-
nen Fällen die Messung auf solche kurze Zeit zu beschränken, während sie
durchschnittlich 1 Minute und bei schwachem Zuflusse sogar 2 Minuten
betrug.
Beim Auffangen des heifsen Wassers tritt der Übelstand ein, dafs
dieses stark verdampft, und die Masse desselben sich daher beim Abwie-
gen etwas geringer herausstellt, als sie beim Durchgange durch die Röhre
war. Wenn ich ein Gefäfs mit heifsem Wasser wog, und das Abwiegen nach
einigen Minuten wiederholte, so war jedesmal eine Differenz von einigen
Hunderttheilen und selbst von Zehntheilen des Lothes bemerkbar. Zum
Theil kann man die hieraus hervorgehende Unrichtigkeit der Messung nicht
umgehn, weil während der Dauer der eigentlichen Beobachtung das Verdam-
pfen nicht verhindert werden kann. Sobald aber das Gefäfs zurückgezogen
war, schlofs ich es sogleich mit einem Deckel, und stellte es in kaltes Was-
ser. Der Deckel wurde aber erst nach dem Abwiegen gelöst und sonach
wurde auch der Dampf, der sich daran niedergeschlagen hatte, bei der Be-
stimmung des Gewichts vollkommen berücksichtigt. Die Wassermenge,
welche bei Anwendung dieser Vorsicht noch entweicht, ist selbst bei höhern
Temperaturen gewifs sehr unbedeutend, während die Messungen in der Nähe
32 Hasen über den Einflufs der Temperatur
des Siedepunktes schon aus andern Gründen sehr unsicher werden. Es er-
giebt sich indessen, dafs dieser unvermeidliche Fehler die ausströmende Was-
sermenge jedesmal geringer erscheinen läfst, als sie wirklich ist, und sonach
bei hohen Temperaturen die Geschwindigkeiten wirklich noch mehr wach-
sen, als die folgenden Resultate ergeben. Es gelang mir nicht, die Gröfse
des Fehlers auch nur annähernd zu schätzen, doch mufs ich erwähnen, dafs
die Dampfmassen, die ich während der kurzen Beobachtungszeiten auf star-
ken Metallplatten auffing, so unbedeutend waren, dafs der ganze Verlust kei-
nen wesentlichen Einflufs auf die gefundenen Resultate zu haben scheint.
Bei Anwendung der beschriebenen Beobachtungsart wird nicht un-
mittelbar das Volum des ausfliefsenden Wassers gemessen, vielmehr kann
dasselbe mit hinreichender Schärfe nur aus dem Gewichte bestimmt werden,
und um diese Reduction vorzunehmen, mufs man die Ausdehnung oder
die Veränderung des specifischen Gewichtes des Wassers bei den ver-
schiedenen Temperaturen kennen. Dieser Gegenstand ist häufig nä-
her untersucht worden, jedoch vorzugsweise nur in Bezug auf destillirtes
Wasser, das ich zu den vorliegenden Messungen nicht füglich benutzen
konnte. Ich war gezwungen, bei allen Beobachtungen Brunnenwasser, und
zwar aus einem nahestehenden Brunnen, zu verwenden, daher entstand die
Frage, in welcher Weise sich dieses Wasser bei verschiedenen Temperaturen
ausdehnt. Demnächst scheinen auch die Abwiegungen des destillirten Was-
sers bisher noch zu keinem befriedigenden Resultate geführt zu haben. Am
zuverlässigsten sind die Beobachtungen von Hällström, die in der That
für mäfsige Temperaturen sehr befriedigend unter sich übereinstimmen, aber
die Formeln, die Hällström in der letzten Untersuchung über diesen Ge-
genstand (Poggendorffs Annalen Band 110 oder Band 34 der neuen Folge,
Seite 220 ff.) mittheilt, erregen in sofern Verdacht, als bei der Temperatur
von 30 Graden Celsius das Gesetz sich ändern soll. Indem die Ursache einer
solchen plötzlichen Änderung ganz unbekannt ist, so begründet sich die Ver-
muthung, dafs die gewählte Form des Ausdrucks nicht die richtige ist, und
daher nur innerhalb gewisser nahe liegender Grenzen unter Beibehaltung
derselben Constanten die Beobachtungen genau genug daran angeschlossen
werden können.
Ich stellte mir demnach die Aufgabe, für dasjenige Brunnenwasser,
welches ich bei meinen Beobachtungen benutzte, die specifischen Gewichte
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 33
bei den verschiedenen Wärmegraden möglichst genau zu bestimmen, so dafs
ich in allen Fällen mit hinreichender Sicherheit den Rauminhalt aus dem
Gewichte leicht berechnen könnte.
Zunächst versuchte ich die Abwiegung mittelst eines Aräometers, das
etwa 5,8 Rheinländ. Cubikzolle Wasser verdrängte: die Messungen befrie-
digten indessen nicht, da es unmöglich war, die Eintauchung des Glasstieles
mit hinreichender Genauigkeit zu beobachten. Ich stellte daher einen andern
Apparat zusammen, der mit demjenigen, den Hällström benutzt hatte,
sehr genau übereinstimmte.
Das zu untersuchende Wasser befand sich in einem Gefäfse aus dün-
nem Bleche, von elliptischem Querschnitte. Zu beiden Seiten der darin
schwebenden Glaskugel befanden sich Thermometer, deren Kugeln in der-
selben Höhe gehalten wurden, in welcher der Mittelpunkt der ersten Kugel
sich befand. Dieses Gefäfs wurde im Abstande von nahe einem Zolle von
einem zweiten Gefäfse umschlossen, das aus demselben Material bestand und
dieselbe Form hatte. Der Zwischenraum zwischen beiden war mit Wasser
gefüllt, und dieses wurde entweder durch eine darunter stehende Lampe
erwärmt, oder durch die umgebende Luft, auch wohl durch zugeleitetes kal-
tes Wasser und selbst durch eingeschüttetes gestofsenes Eis abgekühlt.
Die Glaskugel, die etwa 24- Zoll im Durchmesser hielt, hing an einem
feinen Stahldrahte, von dem 3 Fufs nur 0,166 Gramme wogen. Der Durch-
messer des Drahtes mafs daher nicht mehr, als 0,0775 oder nahe den drei-
zehnten Theil einer Linie. Hieraus ergiebt sich, dafs wenn der Wasserstand
im Gefäfse sich auch um eine volle Linie verändert hätte (was jedoch nie der
Fall war) oder wenn der Draht um diese Länge mehr oder weniger tief ein-
getaucht wäre, der Fehler in der Bestimmung des Gewichts nur 0,0004 Gramme
betragen würde. Die Wage, deren ich mich bediente, gab bei der Belastung
während dieser Messung
5
daher durften die geringen Änderungen des Wasserstandes von einer hal-
en nur die ganzen Milligramme mit Sicherheit an,
ben Linie, die in der That nicht zu vermeiden waren, ganz unbeachtet blei-
ben. Damit jedoch die Änderungen in der Eintauchung des Drahtes nicht
gar zu grofs würden, befestigte ich an demselben in einiger Höhe über
dem Wasserspiegel ein kleines Stückchen Messingdraht und war stets darauf
aufmerksam, dafs dieses, sobald die Wage einspielte, nahe in derselben
Höhe über dem Wasser schwebte.
Math. Kl. 1854. E
34 Hagen über den Einflufs der Temperatur
Der erwähnte Stahldraht war an den Bügel des Wagebalkens befe-
stigt, worin gewöhnlich die eine Schale hing, die ich jedoch bei diesen Ver-
suchen ausgehoben hatte, um die Wage möglichst wenig zu belasten. Die
Wage, deren Balken 11 Zoll lang war, gab, wie schon erwähnt, nur die gan-
zen Milligramme mit Sicherheit an, während ein halbes Milligramm den
Stand der Zunge so wenig veränderte, dafs die Abweichung sich nur zuwei-
len noch erkennen liefs. Um den Einflufs der Wärme des darunter stehen-
den Wassers auf den Wagbalken möglichst zu beseitigen, stellte ich die Wage
44- Fufs höher, oder diese Länge erhielt der Draht, woran die Kugel hing.
Der Tisch, auf dem die Wage stand, war durchbohrt und die Tischplatte
verhinderte die Verbreitung der Wärme.
In der Nähe des Gefrierpunktes, wo das specifische Gewicht des Was-
sers sich nur wenig verändert, mufste durch versuchsweises Auflegen und
Abheben von Gewichten das Gleichgewicht dargestellt werden. Bei höhern
Temperaturen war die Beobachtung aber viel bequemer und sicherer, wenn
ich das Gegengewicht so weit vergröfserte oder verminderte, dafs die Zunge
stark überwich, und ich das Wasser langsam abkühlte oder erwärmte, bis die
Zunge wieder einspielte, und alsdann die Thermometer ablas. Die Messun-
gen wurden zuerst bei steigenden und hierauf bei fallenden Temperaturen
angestellt. Indem ich beidemale dieselben Gegengewichte benutzte, so ge-
langte ich in vielen Fällen zu genau übereinstimmenden Resultaten, während
die Differenzen gewöhnlich 1 bis 2 Zehntheile eines Reaumurschen Grades
betrugen. Aus diesen zusammengehörigen Beobachtungen, die bei den Tem-
peraturen von mehr als 12 Graden gemacht wurden, habe ich für die fol-
gende Rechnung sogleich die mittleren Werthe dargestellt, während bei den
niedrigern Temperaturen zwei und drei und einmal selbst vier Beobachtun-
gen, die sich nahe auf denselben Wärmegrad bezogen, zusammengefafst und
dafür die mittleren Werthe gewählt wurden.
Bei diesen Versuchen konnte ich die Erwärmung des Wassers nicht
weiter, als bis auf 73 Grad Reaumur treiben, weil später das Ansetzen der
Luftbläschen auf der Kugel zu schnell erfolgte, und keine sichere Messung
mehr möglich war. Derselbe Umstand verursachte auch schon früher grofse
Schwierigkeit, und namentlich bei höhern Temperaturen mufsten viele Be-
obachtungen, die sehr abweichende Resultate und zwar jedesmal zu kleine
Gewichte ergaben, deshalb verworfen und durch andere ersetzt werden. Ich
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 35
glaubte mich aber berechtigt in diesem Falle von der allgemeinen und sehr
begründeten Regel, dafs man keine Beobachtung ausschliefsen müsse, abwei-
chen zu dürfen, weil die Ursache des Fehlers ganz augenscheinlich war. Die
Luftbläschen liefsen sich sehr leicht beseitigen, indem die Kugel nur so eben
aus dem Wasser ausgehoben werden durfte. Nachdem sie unmittelbar dar-
auf wieder versenkt wurde, war sie etwas schwerer geworden. Liefs ich sie
aber etwa 10 Minuten lang in dem warmen Wasser hängen, so konnte ich
die Blasen, die sich auf ihr angesetzt hatten, schon sehr deutlich sehen und
ihr Gewicht hatte sich stark vermindert. Ich mufs erwähnen, dafs ich die-
ses Absetzen der Blasen in gleichem Maafse wie früher, auch noch bemerkte,
nachdem das Wasser längere Zeit hindurch im Kochen erhalten war.
Bei Vergleichung der in dieser Weise gefundenen Resultate konnte
die Einführung einer Hypothese über die Ausdehnung des Glases nicht um-
gangen werden. Hällström hat aus Beobachtungen gefunden, dafs diese
Ausdehnung nicht gleichmäfsig ist, vielmehr bei höheren Temperaturen die
Verlängerung, welche derselben Wärme-Zunahme entspricht, grölser ist, als
bei niedrigen Temperaturen. Andere Physiker haben die Richtigkeit dieses
Resultates in Zweifel gezogen. Indem ich die Untersuchung auf diesen Ge-
genstand nicht ausdehnen mochte, so entschlofs ich mich die einfachere Vor-
aussetzung einzuführen, dafs das Glas bei zunehmender Erwärmung sich
gleichmäfsig ausdehnt. Sollte diese Annahme unrichtig sein; so können die
gefundenen Resultate nur soweit einer Berichtigung bedürfen, als sie sich
auf die niedrigen Temperaturen beziehn. Schon bei 20° R. vergröfsert sich
das Volum des Wassers bei zunehmender Erwärmung zehnmal stärker, als
das des Glases, und man kann daher die Ausdehnung des ersteren viel ge-
nauer bestimmen, als die des letztern bekannt ist. Ich nahm an, dafs das
Glas bei der Erwärmung vom Gefrierpunkte bis zum Siedepunkte sich lineär
um 0,00089 oder dem Volumen nach um 0,00267 ausdehne.
Das Preufsische Pfund soll nach der Maafs- und Gewicht-Ordnung
von 1516 mit dem Gewichte des sechs und sechszigsten Theiles eines Cubik-
fufses destillirten Wassers übereinstimmen, und zwar wenn dieser bei der
Temperatur von 15° Reaum. im luftleeren Raume gewogen wird. Das specifische
Gewicht der atmosphärischen Luft ist nach der gewöhnlichen Annahme bei der
Temperatur des Gefrierpunktes gleich -1;, bis zum Siedepunkte dehnt sich
E2
36 Hasen über den Einflufs der Temperatur
aber die Luft um 0,37 des Raumes aus, den sie bei 0 Graden einnahm. Hier-
nach wiegt der Cubikfufs Luft bei 15 Graden
0,07968 Pfund,
oder der Cubikfufs destillirten Wassers bei dieser Temperatur in der Luft nur
65,92032 Pfund.
Indem jedoch auch die Gewichte, die aus Messing bestehen, in der
Luft leichter sind, als im luftleeren Raume, so wiegt der Cubikfufs Wasser
an der Luft
65,93028 Pfund,
oder der Cubikzoll
1,22093 Loth.
Die Glaskugel nebst einem Stückchen des erwähnten Drahtes, das
ebenso lang war, als der eingetauchte Theil des später daran befestigten Drah-
tes, wog bei 15° an der Luft 13,5530 Loth
in destillirtem Wasser 4,5488 Loth.
Ihr Gewichts - Verlust beim Eintauchen in dieses Wasser beträgt daher
9,0042 Loth, oder ihr Volum ist bei der Temperatur von 15 Graden gleich
7,3748 Cubikzoll.
Unter Einführung der obigen Hypothese über die Ausdehnung des
Glases, wobei das hiervon verschiedene Verhalten der sehr kleinen Stahl-
masse nicht weiter berücksichtigt ist, findet man das Volum des eintauchen-
den Theiles des Apparates bei der Temperatur von r Graden Reaum. gleich
7,37111 (1 -+ 0,0000333. 7)
Indem auf diese Weise das Volum des verdrängten Wassers für jede
beliebige Temperatur gefunden werden konnte, und die Beobachtungen das
Gewicht desselben bei den verschiedenen Wärmegraden unmittelbar ergaben,
so war es leicht, die Dichtigkeit des untersuchten Brunnenwassers, oder
worauf es bei allen ferneren Messungen vorzugsweise ankam, den Raumin-
halt eines Lothes dieses Wassers bei den verschiedenen Temperaturen zu
ermitteln. Diesen Rauminhalt nenne ich G, und ich berechnete denselben
aus den einzelnen Beobachtungen. Von letzteren zog ich jedoch, wie bereits
erwähnt, diejenigen zusammen, die sich nahe auf dieselbe Temperatur bezo-
gen. Diese Resultate sind in der zweiten und dritten Spalte der Tabelle zu-
sammengestellt. Die erste Spalte giebt die Anzahl der einzelnen Beobach-
tungen an, woraus die angegebenen Werthe von r und G als Mittelwerthe
-
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 37
hergeleitet sind. Die beiden letzten Spalten beziehn sich auf die Verglei-
chung mit einer Rechnung, von der im Folgenden die Rede sein wird.
Zusammenstellung der Beobachtungen über das Gewicht des
Brunnenwassers bei verschiedenen Temperaturen.
Anzahl der Temperatur. 4 Loth hält berechnete Differenz.
Beobachtungen Grade R. Cubikzolle Fa EEE Grade
2 0,3 | 0,81714
2 1,0 0,81714
3 1,93 0,81712
1 3,0 0,8171
1 a RR 5,3 os | 504 | — 086
4 9,45 0,81752 9,32 sa | 92 | 018 — 0,13
3 11,7 0,81788 11,87 + 0,17
2 er 12,75 0,81806 | 12,96 | + 0,21
1 15,0 0,81846 15,11 + 0,11
2 Jaabauı\ ahssag,aeb ıleyo; 17,4 0,81884 | 16,91 siosa | 1691 | Zoom — 0,49
3 19 38 ur es 10110,81935 19,08 — 0,42
1 21,0 0,81981 a | a | Zum 20,87 — 0,13
2 22,6 0,82032 22,70 + 0,10
2 24,2 0,82083 | 2441 + 0,21
3 ER RT 26,7 | 0,82153 153 | 2061 | 000 26,61 | — 0,09
2 28,5 0,82220 | 28,57 + 0,07
2 29,9 0,82271 30,00 + 0,10
3 31,4 :|2]|2 0,82343 31,92 ale [Ei + 0,52
2 34,4 0,82441 34,39 — 0,01
2 36,35 | 0,82525 36,39 25 | 360 | +00 + 0,04
1 38,6 0,82626 38,69 + 0,09
3 41,6 0,82761 41,60 0
2 44,05 0,82895 44,33 + 0,28
1 45,4 0,82962 45,65 + 0,25
2 | 47,4 | 0,83064 00 | ar, 47,61 | + 021
2 49,8 ' 0,83198 198 | 50, 50,06 + 0,26
3 54,2 0,83436 54,21 + 0,01
2 | 56,35 | 0,83571 | 56,47 + 012
2 58,3 | 0,83674 58,14 — 0,16
2 | 05 | 0,83810 cs | — 02
2 62,65 0,8946 | 62,38 336 | 2 | — 0,27
1} 65,0 0,84116 64,90 — 0,10
2 | 66,95 0,84253 66,90 — 0,05
2 68,9 0,84390 68,84 — 0,06
2 | _ 5 | os | 705 | 090
1 | 72,8 0,81666 | 72,63 Dia: Sn
38 Hasen über den Einflufs der Temperatur
Indem ich in gehörig grofser Zeichnung die Temperatur -Grade als
Abscissen, die zugehörigen Volumina eines Lothes Wasser aber als Ordina-
ten auftrug, so bildete sich eine sehr regelmäfsige Curve, die einer halben
Parabel ziemlich ähnlich zu sein schien, deren Axe in diejenige Temperatur
fallen mulste, welche der stärksten Verdichtung des Wassers entsprach. Ein
plötzlicher Übergang aus einer Curve in eine andere, wie Hällström bei
30° C. oder 24° R. angenommen hat, war nirgend zu bemerken, nur stellten
die geringen Unterschiede der Ordinaten in der Nähe des Gefrierpunktes
sich nicht regelmäfsig dar, und überhaupt waren die Beobachtungen hier
auch am wenigsten sicher gewesen.
Der Versuch, die Form der gewöhnlichen Parabel einzuführen, mifs-
glückte, als ich dagegen den Exponent der Abscisse als unbekannte Gröfse
einführte, und denselben aus sechs gleichmäfsig vertheilten Beobachtun-
gen nach der Methode der kleinsten Quadrate berechnete, so fand ich den-
selben = 1,743. Da diese Beobachtungen den ganzen Zug der Curve um-
fafsten, so schien es mir angemessen, den Exponent nur so weit zu verän-
dern, dafs er in einfachem Verhältnisse zur Einheit stand, ich setzte ihn also
gleich 1,75 oder 7. Die beiden Coordinaten des Scheitelpunktes bestimmte
ich alsdann aus allen Beobachtungen, die entschieden zu Temperaturen ge-
hörten, die gröfser waren, als die der stärksten Verdichtung. Die vier ersten
Beobachtungen der vorstehenden Tabelle blieben daher unberücksichtigt,
alle übrigen wurden dagegen gleichmäfsig benutzt, um die wahrscheinlichsten
Werthe der beiden Coordinate des Scheitelpunktes zu finden. Bezeichne
ich diese mit x und y, nämlich x die Temperatur der gröfsten Verdichtung
und y das zugehörige Volum eines Lothes Wasser, so war die Form des
Ausdrucks, wenn r und @ die obige Bedeutung behalten, und n eine Con-
stante ist,
(7 _ a (G —y)
Durch Einführung der Zahlenwerthe, welche die Rechnung ergab, verändert
sich dieser Ausdruck in
B
(T — 3,030) ° = 56691 (G — 0,81708)
Aus dem durch die Beobachtungen gegebenen Werthe von G berech-
nete ich nach dieser Formel die zugehörigen Temperaturen r. Diese sind
in der vorstehenden Tabelle in der vierten Spalte angegeben, und die fünfte
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 39
Spalte enthält die Unterschiede derselben von den beobachteten Temperatu-
ren. Die Summen der Quadrate der Abweichungen ist 1,423, daher bei den
dreifsig Beobachtungen der wahrscheinliche Fehler 0,1469 oder nahe 4 Grad.
Die stärksten Differenzen, die jedoch nur zweimal vorkommen, betragen
einen halben Grad. Diese Übereinstimmung schien mir voliständig der ge-
wählten Beobachtungsart zu entsprechen, da die Zehntheile der Thermome-
ter-Grade nur geschätzt wurden.
Vergleicht man diesen Ausdruck mit dem von Hällström angegebe-
nen, so ist er der Form nach bedeutend einfacher, und obwohl beide die-
selbe Anzahl von Constanten enthalten, so führt er dennoch zu einer leich-
teren Rechnung. Der wesentlichste Vorzug besteht aber darin, dafs er das
Gesetz der Ausdehnung des Wassers bis nahe an den Siedepunkt, nämlich
so weit die Beobachtungen reichen, umfafst, ohne dafs die Constanten ver-
ändert werden dürfen. Für diejenigen Temperaturen, welche kleiner, als
3,03 Grade sind, stellen sich freilich unmögliche Werthe für G dar, aber
gerade hier fallen nach allen Beobachtungen die Resultate so unregelmäfsig
aus, dafs wohl keine Formel dieselben genügend darstellen möchte.
Die stärkste Verdichtung fällt in 3,03 R. oder 3,79 C. während man
gemeinhin dafür 4,0 C. oder 3,2 R. anzunehmen pflegt. Da der wahrschein-
liche Fehler in der Bestimmung des ersten Werthes nur 0,0535 Grade be-
trägt, so darf man nicht füglich voraussetzen, dafs der letzte Werth auch im
vorliegenden Falle der richtige sei, vielmehr dürfte sich die Annahme recht-
fertigen, dafs das Brunnenwasser, welches ich untersuchte, bei einer niedri-
geren Temperatur, als das destillirte Wasser, sich am stärksten verdichtet.
Aus dem vorstehenden Ausdrucke findet man das Volum eines Lothes
Wasser, oder
T — 3,030)%
Dee
Um diese Berechnung, welche in den spätern Untersuchungen sich mehr als
tausendmal wiederholte, nicht immer von Neuem anstellen zu dürfen, so
bearbeitete ich gleich eine vollständige Tabelle, die für jeden einzelnen Grad
von 3° bis 80 Grad die Werthe von G@ und deren Logarithmen angab. Ich
setzte dieselbe unter Annahme eines einfachen Gesetzes für die vier ersten
Beobachtungen auch bis zum Gefrierpunkte fort, da mehrere Messungen
bei sehr niedrigen Temperaturen gemacht wurden. Eine Mittheilung dieser
+ 0,51708
40 Hasen über den Einflufs der Temperatur
Tabelle dürfte jedoch ohne Interesse sein, da sie nur für dasjenige Wasser
gilt, welches ich benutzte.
Ein sehr wichtiger Theil des Apparates sind die Röhren, in welchen
die Bewegung des Wassers beobachtet wurde. Es kam theils darauf an, sie
möglichst regelmäfsig in cylindrischer Form darzustellen, theils auch ihren
Querschnitt sehr genau zu ermitteln. Eine grofse Offnung durften sie nicht
haben, weil sonst zu bedeutende (Quantitäten Wasser von den hohen Tem-
peraturen erforderlich gewesen wären, als dafs ich dieselben leicht hätte be-
schaffen können. Aufserdem vermuthete ich auch, wie sich später wirklich
bestätigte, dafs gerade an den engen Röhren die Eigenthümlichkeiten der
Bewegung sich am auffallendsten darstellen. Die Weiten betrugen aus die-
sem Grunde nur 11 bis 2} Linien. Es wurden drei Röhren benutzt, die aus
zusammengelöthetem Messingbleche über Stahldrähten gezogen waren. Ich
hatte dieselbe schon früher benutzt, da ich jedoch zweifelhaft war, ob ihre
Öffnungen wirklich gehörig eylindrisch seien, so liefs ich sie noch sorgfältig
ausschleifen. Hierdurch stellte sich für jede eine so gleichmäfsige Weite dar,
dafs ein Messingkolben von angemessener Stärke beim Durchziehn an allen
Stellen einen gleichen Widerstand erkennen liefs. An einem Ende war jede
Röhre in eine Platte gelöthet, die mit Schraubengewinden versehen war.
Mit Hülfe einer schwachen Liederung liefsen sie sich daher leicht und was-
serdicht an das Reservoir befestigen. Der Versuch, die Röhren abwechselnd
auch senkrecht anzubringen, mifsglückte, weil alsdann zu grofse Wassermen-
gen abgeführt, oder die Beobachtung auf zu kurze Zeit beschränkt wurde.
Die Röhren erhielten daher in allen Beobachtungen, die den folgenden Rech-
nungen zum Grunde gelegt sind, eine nahe horizontale Lage, und es wurde
grofse Sorgfalt darauf verwendet, die Röhren fest zu unterstützen und die
Niveau-Differenz zwischen ihrer Ausflufs-Offnung und dem Rande des Re-
servoirs genau zu messen. Das Reservoir selbst war auf eine starke Messing-
platte gelöthet, die von drei Fufsschrauben getragen wurde. Letztere ruhten
aber in entsprechenden Vertiefungen einer schweren Bleischeibe. Hierdurch
erhielt der Apparat eine so feste Aufstellung, dafs er selbst bei zufälligen
Erschütterungen während des Anfüllens nicht verändert wurde. Vor der
Ausmündung der Röhre befand sich endlich die bereits beschriebene Vor-
richtung zum Auffangen des ausströmenden Wassers. Um während der Fül-
lung den Abflufs zu unterbrechen, wurde die Mündung der Röhre nach
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 4
jedem Versuche mit einem Korkstöpsel geschlossen, der vor dem Beginne
des neuen Versuches geöffnet wurde. Es mufs bemerkt werden, dafs nach-
dem Letzteres geschehn, jedesmal wenigstens eine halbe Minute verstrich,
ehe das Gefäls zum Auffangen des Wassers untergeschoben wurde, und so-
nach die Röhre, sobald dieses geschah, schon die Temperatur des Wassers
angenommen hatte, wie sich durch das Gefühl erkennen liefs.
Die erwähnten Kolben boten schon ein Mittel, die Weiten der Röh-
ren wenigstens aunähernd zu bestimmen. Ich theile die Resultate dieser er-
sten, mit einem mikrometrischen Apparate angestellten Messungen mit, in-
dem ich die Röhren der Kürze wegen mit den Buchstaben A, B und (’ be-
zeichne.
Radius der Röhre A... 0,0539 Zolle
Be:
re OTIIHN-
Eine gröfsere Genauigkeit erreichte ich dadurch, dafs ich die Röhren
abwechselnd mit Wasser anfüllte und rein austrocknete, und sie jedesmal an
einer empfindlichen Wage wog. Die Füllung geschah durch Ansaugen, da-
mit die Luft vollständig entfernt würde, und da hierauf die untere Öffnung
unter Wasser durch einen Kork geschlossen wurde, so mufste jedesmal noch
durch eine besondere Messung bestimmt werden, wie weit der Kork in der
Röhre. steckte. Überhaupt machte diese Messung verschiedene Vorsichts-
maafsregeln nöthig, die jedoch endlich zu einer grofsen Übereinstimmung
führten. Nach dreimaliger Wiederholung fand ich die folgenden Mittelwer-
the und zwar bei der Temperatur von 15 Graden.
Radius der Röhre A... 0,053844 Zolle
B.... 05077394 ©-
ee
Diese Bestimmungen sind allen folgenden Rechnungen zum Grunde gelegt.
Die Längen der Röhren bei derselben Temperatur waren
A... 18,092 Zolle
B... 41,650 -
E93 %808 -
Für die Ausdehnung des Messings wurde angenommen, dafs das-
selbe sich von dem Gefrierpunkte bis zum Siedepunkte um 0,00189 und zwar
gleichmässig verlängert. Unter dieser Voraussetzung berechnete ich wieder
Math. Kl. 1854. F
42 Hasen über den Einflufs der Temperatur
eine Tabelle, die von 5 zu 5 Graden die Logarithmen der Radien, der Quer-
schnitte und der Längen angab. Im Allgemeinen stellten sich die Unter-
schiede so geringfügig heraus, dafs sie ohne wesentlichen Nachtheil auch hät-
ten vernachlässigt werden können, nichts desto weniger schien es angemessen,
jede Correetion einzuführen, welche zur gröfsern Sicherheit der Resultate
beitragen konnte.
2. Zusammenstellung der Beobachtungen.
Jede einzelne Beobachtung ergab das Gewicht des Wassers, das unter
einem bestimmten Drucke und bei einer bestimmten Temperatur in einer ge-
wissen Zeit durch die Röhre abflofs. Aus der erwähnten Tabelle, welche den
cubischen Inhalt eines Lothes Wasser für jede Temperatur angab, konnte leicht
die in einer Secunde ausfliefsende Masse, und zwar inCubikzollen ausgedrückt,
gefunden werden. Wenn ich diese Masse durch den Querschnitt der Röhre
bei derselben Temperatur dividirte, so erhielt ich die mittlere Geschwindig-
keit. In dieser Art wurden zunächst die Beobachtungen redueirt. Die An-
zahl derselben betrug im Ganzen über 2000, wovon jedoch etwa der dritte
Theil nicht mit Anwendung des Speisegefäfses, sondern bei variabelm
Niveau angestellt war, für welchen daher die Reduction in anderer Weise
vorgenommen werden musste. Der gröfste Theil der Messungen mit con-
stantem Niveau hatte indessen nicht diejenige Schärfe, welche bei dem Ap-
parate und dem Verfahren, das sich nach und nach verbesserte, erreichbar
war. Die Mängel, welche zunächst in beider Beziehung stattfanden, gaben
sich erst bei der fortgesetzten Anwendung zu erkennen, und auf die vorste-
hend erwähnten verschiedenen Vorsichtsmaafsregeln konnte ich nur nach
und nach aufmerksam werden. Ich entschlofs mich daher, mit möglichster
Vorsicht noch einmal alle Beobachtungsreihen zu wiederholen: dadurch ge-
langte ich unbedingt zu richtigeren Resultaten, und diese theile ich nachste-
hend allein mit. In den folgenden Rechnungen sind sie auch ausschliefslich
benutzt, nur habe ich die Maxima und Minima der Geschwindigkeiten zum
Theil durch die frühern viel vollständigern Messungen ergänzt.
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 43
A. Beobachtungen mit der engen Röhre.
1. Druckhöhe 11,08 Zoll. 2. Druckhöhe 8,08 Zoll.
Temp. Geschw. Temp. Geschw.
33 Grade 2s,29 Zolle 3,4 Grade 21,79 Zolle
6,7 30,60 6,7 23.59
8.4 31,34 8,3 21,19
10,3 32,37 10,3 21,87
15,8 35,13 15,7 27,47
19,6 35,61 19,8 28.60
22,5 34,47 22,2 29,59
25,5 33,40 25,3 29,86
31,0 31,84 31,0 28.00
37,5 32,05 36,5 27,01
39,0 32,14 39,0 27,18
47,0 32,73 46,0 27,47
65,0 33,60 64,5 27,97
3. Druckhöhe 6,08 Zoll. 4. Druckhöhe 4,8 Zoll.
Temp. Geschw. Temp. Geschw.
3,3 Grade 16,93 Zolle 3,4 Grade 11,86 Zolle
6,7 18,20 6,8 13,14
8,4 18,97 8,4 13,80
10,2 19,85 10,1 14,47
15,5 21,79 15,2 15,70
19,3 23,12 19,0 16,80
21,9 23,73 21,6 17,94
25,0 24,63 24,9 18.37
30,8 25,44 30,2 19.33
36,2 24,15 39,1 20,35
40,0 23,63 39,0 20,37
45,5 23,19 45,0 19,95
64,0 23,95 64,0 19,08
5. Druckhöhe 3,08 Zoll. 6. Druckhöhe 2,08 Zoll.
Temp. Geschw. Temp. Geschw.
35 Grade 9,03 Zolle 3,7 Grade 5,95 Zolle
6,8 10,14 6,8 6,61
85 10,69 84 7,13
10,1 11,09 10,1 7,56
15,0 12,57 15,1 8,59
18,8 13,61 19,3 9,19
21,5 14,23 21,4 10,18
245 15,03 24,1 10,68
30,0 15,50 29,5 11,16
35,2 16,38 33,5 11,79
335 17,00 39,0 12,67
44,5 17,25 43,8 13.45
62,0 16,40 67,0 13,60
Hasen über den Einflufs der Temperatur
7. Druck höhe 1,58 Zoll. 8. Druckhöhe 1,08 Zoll.
Temp. Geschw. Temp. Geschw.
3,8 Grade 4,57 Zolle 4,0 Grade 3,31 Zolle
6,85 4,94 6,7 3,55
84 5,21 85 3,26
10,1 5,15 10,0 3,43
15,0 6,51 14,5 4,03
19,0 7,28 18,6 4,46
21,2 7,60 21,0 4,98
23,8 8,20 23,5 5,53
29,0 8,76 29,0 5,91
33,0 9.32 33,0 6,36
38,0 9,94 37,0 7,00
43,8 10,54 43,0 7,53
64,0 12,26 62,0 9,81
B. Beobachtungen mit der mittleren Röhre.
1. Druckhöhe 11,48 Zoll. 2. Druckhöhe 8,48 Zoll.
Temp. Geschw. Temp. Geschw.
3,2 Grade 26,75 Zolle 3,3 Grade 20,85 Zolle
4,3 27,09 4,4 21,53
7,0 29,60 7,9 23,30
7,9 29,79 11,3 25,12
11,2 28,81 13,5 25,17
13,9 27,53 14,0 25,15
14,1 27,44 18,2 23,83
18,6 26,54 23.4 22,64
23,6 26,61 29,2 22,82
30,0 26,99 38,2 23,25
39,0 27,47 48,6 23,75
49,5 28,28 51,2 23,72
53,8 27,97
3. Druckhöhe 648 Zoll. 4. Druckhöhe 4,48 Zoll.
Temp. Geschw. Temp. Geschw.
3,3 Grade 16,65 Zolle 3,4 Grade 12,00 Zolle
4,4 17,25 4,5 12,45
7,0 18,48 7,0 13,51
7,9 18,77 7,9 13,76
11,2 20,28 11,2 14,99
13,4 20,91 13,3 15,54
14,0 21,34 13,8 15,78
18,2 21,32 18,0 16,88
23,2 20,10 23,0 17,88
29,0 19,78 28,5 17,08
37,7 20,01 37,2 16,41
47,3 20,32 46,3 16,55
63,0 20,85 49,6 16,54
auf die Bewegung des Wassers in Röhren.
5. Druckhöhe 3,48 Zoll. 6. Druckhöhe 2,48 Zoll.
Temp Geschw. Temp. Geschw.
3,4 Grade 9,61 Zolle 35 Grade 6,94 Zolle
4,6 10,01 4,6 7,23
7,0 10,75 7,0 7,86
7,8 11,02 7,8 8,03
11,1 12,03 11,1 8,87
13,2 12,42 13,1 9,33
13,7 12,81 13,7 9,51
17,8 13,63 18,0 10,27
22,8 15,11 22,9 11,49
28,3 15,70 28,8 12,63
36,5 14,70 37,0 13,12
45,8 14,42 45,0 12,34
49,4 14,31 58,9 12,04
7. Druckhöhe 1,48 Zoll. 8. Druckhöhe 0,9 Zoll.
Temp. Geschw. Temp. Geschw.
3,6 Grade 4,08 Zolle 3,8 Grade 2,61 Zolle
4,6 4,21 4,6 2,44
7,0 4,88 7,0 3,39
7,8 4,69 7,8 2,97
10,8 5,23 13,1 3,57
13,1 5,61 17,5 4,07
13,4 5,71 21,8 4,69
17,8 6,49 27,3 5,59
22,5 7,24 35,2 6,35
28,1 821
36,0 9,30
43,5 8,82
56,5 9,56
C. Beobachtungen mit der weiten Röhre.
1. Druckhöhe 821 Zoll. 2. Druckhöhe 6,21 Zoll.
Temp. Geschw. Temp. Geschw.
25 Grade 26,18 Zolle 2,6 Grade 23,85 Zoll.
2,6 26,45 4,0 23,47
4,0 26,36 6,3 22,88
6,2 26,60 11,0 23,07
11,1 26,86 12,1 22,85
12,2 27,27 15,7 23,17
16,0 27,39 18,9 23,45
19,1 27,31 21,2 23,69
21,5 27,62 21,3 23,77
21,8 27,94 25,8 24,02
22,2 27,78 27,6 23,99
26,2 28,14 32,0 24,32
28,2 28,28 42,0 25,03
32,5 28,57 67,0 26,01
52,5 29,46
67,0 30,72
DS
46 Hasen über den Einflufs der Temperatur
3. Druckhöhe 421 Zoll. 4. Druckhöhe 221 Zoll.
Temp. Geschw. Temp. Geschw.
2,6 Grade 15,57 Zolle 27 Grade 11,40 Zolle
4,0 19,44 4,1 11,76
6,2 19,42 6,1 12,04
11,0 19,29 10,7 13,44
12,0 18,96 11,4 13,62
15,6 18,78 15,3 14,08
18,7 19,02 18,1 14,30
2ı,l 19,09 20,8 14.01
21,6 19,24 22,7 13,56
25,5 19,45 24,1 13,79
27,3 19,39 28,6 13,67
32,3 19,69 32,8 13,67
44,0 20,19 46,0 14,12
59,0 14,47
5. Druckhöhe 121 Zoll. 6. Druckhöhe 0,71 Zoll.
Temp. Geschw. Temp. Geschw.
2,7 Grade 6,64 Zolle 2,8 Grade 3,92 Zolle
4,1 6,98 4,2 4,16
6,0 7,27 6,0 4,48
11,0 8,91 10,8 5,05
11,5 8,39 11,4 5,09
15,4 9,00 15,3 5,68
18,2 9,48 18,1 5,98
21,0 9,54 21,0 6,17
22,7 10,09 22,2 651
24,1 10,26 24,0 6,74
29,1 10,49 29,4 7,17
33,0 10,37 33,1 7,59
42,0 10,00 43,5 7,81
59,0 10,22 55,0 7,59
Aus der Vergleichung dieser Beobachtungen ergiebt sich augenschein-
lich der grofse Einflufs der Temperatur auf die Beweglichkeit des Wassers
und man bemerkt schon in diesen Zahlen die eigenthümliche Erscheinung,
die ich oben andeutete. Letztere trilt indessen viel deutlicher hervor, wenn
die Resultate der Beobachtungen graphisch dargestellt werden. Ich trug die
Wärme-Grade als Abscissen und die zugehörigen Geschwindigkeiten als Or-
dinaten auf, und verband die obern Endpunkte der letztern durch Curven,
welche sich diesen Punkten möglichst anschlossen, ohne jedoch die kleinern
Unregelmäfsigkeiten zu verfolgen, die offenbar nur von Beobachtungsfehlern
herrührten. Fig. 4 zeigt diese Curven in kleinerem Maafsstabe, und zur Er-
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 47
klärung derselben mufs ich hinzufügen, dafs die Abweichungen der einzel-
nen Geschwindigkeiten von den dargestellten Linien durchschnittlich nur
ein Zehntel Zoll betragen, und der gröfste Fehler, der jedoch nur viermal
sich wiederholt, ein halber Zoll ist.
Augenscheinlich folgen diese sämtlichen Curven einem bestimmten
Gesetze, das nicht nur die verschiedenen Temperaturen und Druckhöhen,
sondern auch die Weiten der Röhren berücksichtigt, und darnach die Nei-
gungen der beiden ziemlich geradlinigen Schenkel und die Lage der beiden
Wendepunkte, oder der Maxima und Minima bestimmt. Die Aufsuchung
dieses Gesetzes in seiner Allgemeinheit schien mir indessen so schwierig,
dafs ich hiervon ganz abgestanden habe, und mich nur bemühte, die Bezie-
hungen zu ermitteln, welche zwischen den gleichartigen Theilen der ver-
schiedenen Curven und zwischen den einzelnen Punkten derselben Curve
innerhalb dieser Grenzen stattfinden. Ich habe hiernach zunächst die ersten
Schenkel untersucht, welche zu Temperaturen gehören, die niedriger sind,
als diejenigen, wobei sich die Maxima der Geschwindigkeiten einstellen. So-
dann habe ich diese Maxima und zugleich auch die Minima verglichen, und
die Temperaturen zu ermitteln mich bemüht, bei welchen sie unter den ver-
schiedenen Druckhöhen und in den verschiedenen Röhren eintreten. End-
lich habe ich auch die hintern Schenkel der Curven, die jenseits der beiden
Wendepunkte liegen und wieder geradlinigt zu sein scheinen, untersucht.
Dieser letzte Theil der Curven ist insofern von besonderer Wichtigkeit, als
die Geschwindigkeiten in allen gröfsern Röhrenleitungen in ihn fallen.
Um zu ermitteln, in welcher Weise die Geschwindigkeit des Wassers
von der Druckhöhe, von der Weite und Länge der Röhre, so wie von der
Temperatur abhängt, habe ich diese verschiedenen Umstände zunächst von
einander zu trennen gesucht. Ich machte daher den Anfang damit, dafs ich
für einen bestimmten Wärmegrad und für dieselbe Röhre die Beziehung
zwischen der Druckhöhe und der Geschwindigkeit aufzufinden mich be-
mühte. Dasselbe Verfahren wurde sodann für die zweite und zuletzt für die
dritte Röhre wiederholt. Die Vergleichung dieser drei Resultate ergab den
Einflufs, welchen die Weite und Länge der Röhre auf jede der gefundenen
Constanten ausübt, oder in welcher Potenz sie als Factoren (vielleicht auch
auf andere Weise) eingeführt werden müssen. Dieser Theil der Untersu-
chung bezieht sich nur auf den einen, beliebig gewählten Wärmegrad, der
48 Hagen über den Einflufs der Temperatur
Einflufs der Temperatur giebt sich also daraus noch nicht zu erkennen, und
um letztern zu ermitteln, mufs dieselbe Rechnung für andere Wärmegrade
angestellt werden.
Bei diesen Zusammenstellungen durften aber nicht ungleichartige
Theile der Geschwin digkeits-Scalen mit einander verglichen werden, vielmehr
waren nur immer diejenigen Beobachtungsreihen zu benutzen, bei welchen
die gewählte Temperatur in denselben Schenkel der Curve fiel. Die Anzahl
der gesuchten Constanten war meist viel geringer, als die der Beobachtun-
gen oder Gleichungen, woher die Rechnungen nach den bekannten Metho-
den der Wahrscheinlichkeits- Rechnung geführt sind. Ich hatte dabei den
Vortheil, dafs die Übereinstimmung der berechneten Resultate mit den be-
obachteten ein Urtheil über die Sicherheit der gefundenen Resultate begrün-
dete. Ich werde ım Folgenden, so weit es von Interesse ist, die wahrschein-
lichen Fehler der gefundenen Constanten mittheilen.
Am schwierigsten war es, die Form zu finden, in welcher die Varia-
beln am passendsten eingeführt werden sollten, und zuweilen sah ich mich
sogar gezwungen, verschiedene Gleichungen zu versuchen und deren Wahl
von der Summe der Quadrate der übrig bleibenden Fehler abhängig zu ma-
chen. Nachdem hierüber jedoch nur für einen Wärmegrad entschieden war,
so konnte kein Zweifel sein, dafs in allen ähnlichen Fällen dieselbe Form
wieder gewählt werden dürfe. Aufserdem vereinfachte sich die Rechnung
oft sehr bedeutend dadurch, dafs man aus andern Betrachtungen und Erfah-
rungen die Form der Glieder errathen und selbst die Bestätigung dafür fin-
den konnte, dafs der aus einzelnen Rechnungen ermittelte Werth der Con-
stanten der richtige und allgemein gültige sei.
Die Beobachtungen sind, wie sich aus der tabellarischen Zusammen-
stellung ergiebt, nicht bei gleichen Temperaturen gemacht, vielmehr war der
Wärmegrad durch äussere Umstände bedingt, und fiel in einer Reihe ganz
anders, als in der andern aus. Hiernach konnte die zu einer gewissen Tem-
peratur gehörige mittlere Geschwindigkeit nicht unmittelbar aus den Beob-
achtungen entnommen werden, vielmehr war dazu die Anwendung eines ge-
wissen Interpolations-Verfahrens nothwendig. Dieses gewährte den Vortheil,
dafs nicht nur keine einzelne Beobachtung zum Grunde gelegt werden durfte,
sondern auch die zunächst liegenden mitberücksichtigt werden konnten, also
der Einflufs zufälliger grofser Beobachtungsfehler zum Theil vermieden
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. _ 49
wurde. Da jedoch das Gesetz, nach welchem die Geschwindigkeit mit der
Temperatur zunimmt, noch unbekannt war, so war es schwer, die passende
Rechnungsart dafür zu wählen, auch blieb es ungewils, wie viele Beobachtun-
gen man bei diesem Interpoliren benutzen solle. Ich entschlofs mich daher
statt durch Rechnung, die gesuchte Geschwindigkeit durch Zeichnung zu fin-
den. In so grofsem Maafsstabe, dafs die zweite Decimale sich noch merkbar
darstellte, trug ich die Beobachtungen durch Abeissen und Ördinaten auf,
und bemühte mich alsdann eine gerade Linie oder, wenn es nöthig war, eine
einfache Curve, zwischen den gegebenen Punkten so hindurchzuziehn, dafs
sie sämmtlich möglichst nahe getroffen wurden, besonders aber dafs keiner
derselben sehr weit von der Linie entfernt blieb. Dabei bin ich noch von
der Ansicht ausgegangen, dafs es nach der befolgten Methode der Beobach-
tung immer etwas wahrscheinlicher war, für die Geschwindigkeiten zu kleine,
als zu grolse Werthe zu finden: namentlich aber schienen mir einzelne Be-
obachtungen , welche vergleichungsweise zu den nächst liegenden, sehr ge-
ringe Geschwindigkeiten ergaben, weniger Berücksichtigung zu verdienen,
weil es sehr wahrscheinlich war, dafs bei denselben etwa Luftbläschen in der
Röhre oder andere Umstände die volle Ergiebigkeit der Leitung verhindert
hätten. Aus diesem Grunde sind die erwähnten Linien so gezogen, dafs bei
auffallender Abweichung der einzelnen Beobachtungen mehr die gröfsern
Werthe, als die kleineren beachtet sind. Das ganze Verfahren ist augen-
scheinlich etwas willkürlich, bei der Unsicherheit der vorliegenden Messun-
gen schien es indessen nicht nur zulässig, sondern sogar sicherer, als wenn ich
in bekannter Art die gesuchten Werthe durch Interpolation ermittelt hätte.
BE Untersuchung des ersten Schenkels der Geschwindigkeits-
Scale.
Zunächst wurden für den ersten Schenkel der Curve die Geschwin-
digkeiten untersucht, die bei der Temperatur von 5 Graden sich dar-
stellen. Das so eben beschriebene Verfahren ergab aus den einzelnen Beob-
achtungsreihen die nachstehenden Geschwindigkeiten für diesen Wärmegrad,
soweit derselbe in diesen Schenkel fällt. Die erste Spalte bezeichnet die
Nummer der Beobachtungsreihe, die zweite die Druckhöhe oder A und die
dritte die mittlere Geschwindigkeit, oder c.
Math Kl. 1854. G
50 Hagen über den Einflufs der Temperatur
Für die Röhre A. ı. A= 1108 c = 2945
2 8,08 22,70
3 6,08 17,54
4 4,08 12,47
5 3,08 9,56
6 2,08 6,25
7 1,58 4,70
8 1,08 3.15
Für die Röhre 2. 1 11,48 27,88
3 8,48 21,79
3. 6,48 17,47
4 4,48 12,64
5 3,48 10,12
6 2,48 733
7 1,18 4,30
8 0,98 2,62
Für die Röhre C. 3. 4,21 19,55
4. 221 11,99
5. 1,21 7,12 -
6. 0,71 4,27
Man bemerkt leicht, dafs für jede einzelne Röhre die Werthe von c
annähernd denen von A proportional sind. Hiernach schien es angemessen,
in dem Ausdrucke von 4 ein Glied anzunehmen, welches c in der ersten Po-
tenz enthält. Aufserdem mufste ein zweites Glied die zweite Potenz der Ge-
schwindigkeit enthalten, weil augenscheinlich der Druck oder die Druckhöhe
nicht allein die Widerstände in der Röhre überwinden, sondern auch die
Geschwindigkeit darstellen mufs, womit das Wasser die Röhre durchfliefst.
Der hierauf verwendete Theil von A, den man die Geschwindigkeits-
Höhe nennt, ist nach den allgemeinen mechanischen Gesetzen dem Qua-
drate der Geschwindigkeit proportional. Aus der weiteren Betrachtung die-
ses Gliedes wird sich aber ergeben, ob dasselbe wirklich nur die Geschwin-
digkeitshöhe ausdrückt, oder ob vielleicht auch noch ein Theil der Wider-
standshöhe darin liegt, das heifst, ob ein Theil des Widerstandes gleich-
falls der zweiten Potenz der Geschwindigkeit proportional ist, wie Prony
angenommen hat.
Ich versuchte hiernach für jede einzelne Röhre den Ausdruck
h —= sc tc”
einzuführen, worin s und # constante Factoren sind. Diese Annahme befrie-
digte indessen nicht, weil bei Berechnung der Werthe von A unter Zugrunde-
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 51
legung der wahrscheinlichsten Werthe der Constanten sehr merkliche Ab-
weichungen von den gemessenen Druckhöhen sich zeigten und diese Abwei-
chungen namentlich bei der engen Röhre, so wie in etwas minderem Grade
auch bei der mittleren, sehr regelmäfsig ausfielen. Es ergab sich also, dafs
die gewählte Form des Ausdrucks nicht die richtige sei. Viel vollständiger
und sogar ganz zufriedenstellend schlossen sich dagegen die Beobachtungen
an den Ausdruck
khz=zr+sc—+ tc”
an, wobei ein constantes, also von der Geschwindigkeit ganz unabhängiges
Glied eingeführt wurde. Ich erhielt hiernach
für die Röhre 4... r = 09,212 + 0,27257.c ++ 0,0033274. c”
B...h = 0,171 + 0,28386. c -# 0,0043338. c”
C...h = 0,079 + 0,13133.c ++ 0,0038730. c”
Wenn ich aus diesen Formeln für die gegebenen Geschwindigkeiten die
Druckhöhen berechnete, so fielen die Differenzen ganz unregelmäfsig und
waren so geringe, dafs ich sie unbedingt als Beobachtungsfehler ansehn
konnte. Die wahrscheinlichen Fehler von A waren nämlich nach dieser Probe
bei der Röhre A... 0,0347 Zoll
B ... 0,0360 -
C .0,0013%b-
Die geringe Gröfse des Fehlers für die weite Röhre ist offenbar nur ein zu-
fälliges Resultat, da die Druckhöhen nicht so genau gemessen waren.
Ich gehe nunmehr zur nähern Betrachtung und Vergleichung dieser
Constanten über, die bei dem gewählten Wärmegrade am sichersten bestimmt
werden konnten, insofern eines Theils die Anzahl der zum Grunde gelegten
Beobachtungen gröfser ist, als bei jeder höhern Temperatur, aufserdem auch
die einzelnen Beobachtungen jeder Reihe bei den niedrigen Temperaturen
am besten unter einander übereinstimmen.
Die erste Constante, deren wahrscheinliche Fehler für die drei
Röhren gleich
0,039... 0,029 und 0,002
sind, läfst eine sehr einfache Beziehung zur Weite der Röhre erkennen, wäh-
rend sie ganz unabhängig von deren Länge ist.
Die Bedeutung dieses constanten Gliedes ist leicht zu errathen. Es
zeigt, dafs bei gewissen geringen, aber doch noch sehr wahrnehmbaren,
G2
32 Hasen über den Einflufs der Temperatur
Druckhöhen die Bewegung aufhört, oder dafs der Wasserspiegel im Reser-
voir nicht bis zum Niveau der Ausflufs-Offnung herabsinkt, vielmehr bei
engen Röhren in einiger Höhe darüber stehn bleibt. Die Beobachtuug be-
stätigt dieses wirklich, und die Erklärung der Erscheinung ist sehr einfach,
indem bei geringem Drucke die Spannung der convexen Oberfläche
des Wassers an der Ausfluls-Öffnung den Gegendruck bildet und die fer-
nere Bewegung verhindert. Das erste Glied stellt sonach nichts andres, als
den Einflufs der sogenannten Capillar-Erscheinungen dar. Diese Annahme
bestätigt sich auch dadurch , dafs ich bei meinen früheren Beobachtungen,
wobei die Röhren nicht an der Luft, sondern unter Wasser ausmündeten,
keine Veranlassung zur Einführung eines solchen constanten Gliedes gefun-
den hatte (Poggendorff’s Annalen Band 46).
In den vorliegenden Beobachtungen bildete sich der Gegendruck aber
nicht in einer sphärischen Oberfläche, vielmehr (die geringsten Geschwin-
digkeiten ausgenommen) in dem cylindrischen Mantel des Strahles. Die
Spannung im letztern wirkt in zwiefacher Richtung, nämlich theils parallel
zur Axe und theils transversal. Parallel zur Axe drückt die Spannung aber
nicht auf die eingeschlossene Flüssigkeit, weil der gespannte Faden nicht
gekrümmt ist, auch mit dem Ende der Röhre in keiner Verbindung steht. Ist
nämlich die Stirnfläche der Röhre zufällig benetzt, und schliefst sich die
Fläche des Strahles an ein hier haftendes Tröpfchen an, so wird dasselbe,
so lange der Strahl noch frei ausspritzt, sehr schnell von diesem abgezogen
und fortgerissen, und der Strahl steht mit keiner Wasserfläche in Verbin-
dung, welche ihn zurückhalten sollte. Aus diesen Gründen rechtfertigt sich
die Annahme, dafs die Spannung in der Richtung des Strahles den Abflufs
des Wassers nicht verhindert. Ganz anders verhält es sich mit der Trans-
versal-Spannung, diese schnürt an allen Stellen den Strahl zusammen, und
bildet dadurch einen Gegendruck, der zum Theil den Druck des Wassers im
Reservoir aufhebt.
Dieser Gegendruck und seine Beziehung zum Halbmesser des Strah-
les sind leicht zu ermitteln. Die Spannung eines 1 Zoll breiten Streifen
Wasser-Oberfläche sei gleich » Loth und zwar in ihrer Längenrichtung ge-
messen. Wenn dieser Streifen um einen Cylinder vom Halbmesser g ge-
schlungen wird, so ist der dadurch verursachte Normaldruck nach einem
bekannten Satze der Statik gleich 24r. Die Fläche dieses 1 Zoll breiten
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 58
Mantels ist aber 29, und sonach ist der Druck, der gleichmässig auf die
9 > 8 5
ganze Oberfläche ausgeübt wird, eben so grofs, als wenn eine Wassersäule
von der Höhe — darauf drückte. Dabei bedeutet y das Gewicht von 1 Cu-
er
bikzoll Wasser, oder y—= +. Wenn demnach die erste Constante in dem
Ausdrucke für A wieder mit r bezeichnet wird, so ist
7 =5
oder vn =[r. 9 5%
die obigen Werthe von r ergeben hiernach für die Temperatur von 5
Graden
aus A ... a = 0,0140
aus" Bi». .u@= 0,0162
ause Or OO
Indem der Gegendruck, den diese Spannung ausübt, um so stärker wird,
sich also um so sicherer zu erkennen giebt, je kleiner der Halbmesser des
Cylinders ist, so gebe ich dem aus den Beobachtungen mit der Röhre A
hergeleiteten Resultate das dreifache und dem zweiten Resultate das doppelte
Gewicht des mit der Röhre € gefundenen Werthes. Daraus folgt
u = 0,01423
und hieraus ergeben sich die Constanten r
0,2316: #1. 0, 150. 90,102
während sie früher gefunden waren
0,42 2...0,171.... 20,079]
Dafs man den vorstehend berechneten Werth der Spannung in der
ganz frischen Oberfläche des Wassers als den richtigen ansehn darf, ergiebt
sich auch aus den direeten Beobachtungen der Capillar-Erscheinungen. Ich
habe aus diesen gefunden (Abhandlungen der Academie der Wissenschaften
1545. S. 79), dafs die Spannung eines Streifen von der Breite einer Pariser
Linie in möglichst frischer Oberfläche 0,27 Gran beträgt. Auf die Breite
von 4 Rheinländischem Zolle ist daher die Spannung gleich
0,01304 Loth
also nahe übereinstimmend mit dem obigen Werthe, und selbst die geringe
Differenz zwischen beiden erklärt sich genügend dadurch, dafs die Oberfläche
in dem Strahle bei ihrer fortwährenden Erneuung viel frischer ist, daher
gröfsere Spannung besitzt, als während der Beobachtung der gewöhnlichen
Capillar-Erscheinungen.
Qu
en
Haczn über den Einflufs der Temperatur
Um von diesem ersten Gliede, das in allen folgenden Untersuchun-
gen wieder vorkommt, den Werth vollständig zu ermitteln, mufs man noch
den Einflufs kennen, den die Temperatur darauf ausübt. Dafs ein solcher
Einflufs und zwar in bedeutender Gröfse wirklich statt findet, hat bereits die
Untersuchung der Oapillar-Erscheinungen aufser Zweifel gestellt. Letztere
bieten jedoch nur sehr unvollständig die Gelegenheit, bei höheren Tempera-
turen directe Messungen anzustellen, da das schnelle Trocknen der Wände
die gleichmäfsige Spannung der Oberflächen verhindert, und die bald ein-
tretende Dampfbildung die genaue Beobachtung der Erscheinung ganz un-
möglich macht. Ich wählte demnach eine andre Methode zur Ermittelung
der Capillar-Attraction bei verschiedenen, und selbst bei höheren
Temperaturen. Dieselbe bestand darin, dafs ich die Gröfse der abfal-
lenden Tropfen mafs. In der erwähnten Abhandlung habe ich die Abhän-
gigkeit dieser Gröfse von der Festigkeit der Oberfläche der Flüssigkeiten be-
reits nachgewiesen, und wenn die Beziehung zwischen beiden auch nicht so
vollständig aufgeklärt ist, dafs man den absoluten Werth der Capillar - At-
traction aus der Gröfse der Tropfen unmittelbar berechnen könnte, so bie-
tet die Beobachtung doch ein ziemlich sicheres Mittel, die Änderungen in
ihrem Werthe nachzuweisen. Unter der Voraussetzung, dafs das Gewicht
der von derselben Scheibe und in gleichen Zeitintervallen abfallenden
Tropfen der Spannung der Oberfläche proportional sei, ist es leicht die
letztere für sehr verschiedene Temperaturen zu ermitteln.
Der Apparat bestand in einem Blechgefälse, worin ich das Wasser
beliebig abkühlen und erwärmen konnte. Im Boden befand sich eine Aus-
gufsröhre, die in einer kleinen Scheibe von 0,104 Zoll Durchmesser endigte.
An dieser bildeten sich die Tropfen, und damit die Scheibe nicht trocken,
auch während der Tropfenbildung die Verdampfung möglichst verhindert
würde, so umgab eine Hülse den äufsern Theil der Röhre, und nur unter
der letzten befand sich eine hinreichend grofse Öffnung, durch welche die
Tropfen frei abfallen konnten. Der obere Theil der Röhre war konisch ge-
formt, und in denselben reichte ein Kegel-Ventil hinab, das mittelst einer
Schraube jederzeit so weit geöffnet wurde, dafs die Tropfen in Intervallen
von einer Secunde sich lösten. Je dreifsig Tropfen wurden in einer leichten
Blechschale aufgefangen, und dieselbe stand auf gestofsenem Eise, damit die
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 95
heifse und noch dampfende Wassermasse, sobald sie die Schale berührte,
möglichst schnell erkaltete, und die Verdampfung unterbrochen wurde.
Das Resultat dieser Beobachtungen war, dafs 30 Tropfen bei der
Temperatur von 3 Graden 0,0955 Loth wogen. Bei höherer Temperatur
nahm ihr Gewicht ab, und zwar, und zwar, wie die graphische Darstellung
ergab, geschah dieses sehr gleichmässig, so dafs ich annehmen konnte, eine
Gleichung des ersten Grades drücke die Beziehung zwischen beiden aus. Bei
73 Graden war das Gewicht der Tropfen 0,0780 Loth. Das Gewicht drückt
sich daher durch die Formel aus:
G = 0,09656 — 0,0002543. r
wo r wieder den Grad der Reaumurschen Scale bedeutet. Indem nun bei
5 Graden die Spannung eines 1 Zoll breiten Streifen der Oberfläche gleich
0,01423 gefunden wurde; so ist die Spannung desselben Streifen bei r
Graden
u =: 0,01442 — 0,0000380. +
Unter Zugrundelegung dieses Werthes sind im Folgenden jedesmal die Con-
stanten berechnet, welche das erste Glied des obigen Ausdrucks bilden und
den Gegendruck der Capillar-Attraction bezeichnen.
Für die Temperatur von 5 Graden ergeben sich dieselben, wıe oben,
gleich 0,216... 0,150 und 0,102. Werden diese Gröfsen von den Druck-
höhen abgezogen, so ist der Rest 4 — r = A’ durch die beiden letzten Glie-
der darzustellen, welche die erste und zweite Potenz der Geschwindigkeit
als Factoren enthalten, also
"ms.c-#1L..c?
Berechne ich nach dieser etwas veränderten Gröfse von A’ die wahrschein-
lichsten Werthe der Constanten s und 7; so finde ich
aus, 1... 0,27102. e+.0,0033104: 2?
und den wahrscheinlichen Fehler für s gleich 0,00230
denselben für 2 .... 0,000096
aus B... A = 0,28779. ce + 0,0042636. c?
den wahrscheinlichen Fehler für s gleich 0,00100
für 2... 0,000040
aus C... % = 0,123599. c + 0,0040871. c?
den wahrscheinlichen Fehler für s gleich 0,00086
für 2 .... 0,000050
56 Hasen über den Einflufs der Temperatur
Indem ich zur nähern Betrachtung der zweiten Constante oder
des Coefficienten in demjenigen Gliede übergehe, welches die erste Potenz
der Geschwindigkeit enthält, so stellt sich sogleich heraus, dafs diese Werthe
nahe den Längen der Röhren dividirt durch deren Querschnitte proportio-
nal sind, also
oh
wo ß eine neue Constante, Z die Länge der Röhre und 9 ihren Halbmesser
bezeichnet. Die zuletzt gefundenen Werthe von s, nämlich
0,27102 .° ...0,28779 und 0,12599
ergeben hiernach ß = 0,000043431
—= 0,000041386
— 0,000041014
also im Mittel ® — 0,000041944
Berechnet man ungekehrt hieraus wieder s, so findet man dafür
0,26175 ..... 0,29167 und 0,12884
Diese Zahlen weichen von den früheren sehr bedeutend ab, nämlich für die
Röhren A und B um das Vierfache des wahrscheinlichen Fehlers und für
die Röhre C noch stärker. Man darf aber um so weniger mit dieser Form
für s sich begnügen, als die Abweichungen auch sehr regelmäfsig fallen, wie
sich aus den Zahlenwerthen von ® ergiebt, und sonach mufs man voraus-
setzen, dals sie nicht zufällig sind, vielmehr davon herrühren, dafs der für s
gewählte Ausdruck nicht der richtige ist.
Die Art, wie die Länge der Röhre oder / eingeführt ist, erscheint ganz
angemessen, da dieses Glied augenscheinlich den Widerstand bezeichnet, den
das Wasser in der Röhre erfährt, und die Voraussetzung, dafs dieser der
Länge der Röhre proportional sei, kann kein Bedenken erregen.
Anders verhält es sich mit dem Nenner. Die Einführung der zweiten
Potenz des Radius in denselben wiederspricht theils den gewöhnlichen An-
nahmen, theils aber läfst sie sich auch nicht rechtfertigen, wenn man die
Wassermasse als einen cylindrischen Körper denkt, der ohne gegenseitige
Bewegung seiner einzelnen Theile durch die Röhre geschoben wird. Diese
Betrachtung führt dazu, dafs man den Widerstand dem Umfange, ‘oder der
ersten Potenz des Radius umgekehrt proportional setzen müfste. Dieser An-
nahme widersprechen aber vollständig die hier mitgetheilten, so wie auch
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 37
meine frühern Beobachtungen. Man mufs nach diesen entweder mehrere
Glieder einführen, oder eine Potenz für g wählen, welche sehr wenig von
der zweiten abweicht. Beides hielt ich nicht für wahrscheinlich, dagegen
liefs sich noch auf anderm Wege eine durchaus genügende Übereinstimmung
erreichen. Nach allen sonstigen Erfahrungen darf man nämlich annehmen,
dafs jedesmal die bewegten Wassertheilchen die daneben befindlichen mit
sich ziehen, oder von diesen zurückgehalten werden, so dafs nirgend ein
scharfer Ubergang stattfindet, vielmehr überall der bewegte Wasserfaden
von einem andern begrenzt wird, der etwas langsamer in gleicher Richtung
fortrückt. Diese Voraussetzung schliefst sich, wie später gezeigt werden soll,
an die aus der Beobachtung gefundenen Resultate sehr gut an, und erklärt
dieselben. Hiermit steht aber wieder die Vorstellung in Verbindung, dafs
eine sehr dünne Wasserschicht neben der Röhrenwand an der
Bewegunggar keinen Theil nimmt, also der Halbmesser der Röhre,
soweit das Wasser darin sich bewegt, nicht ge, sondern eg — «ist. Hierdurch
lassen sich leicht die bemerkten Abweichungen in den Werthen von @ be-
seitigen.
Man darf indessen in dieser Untersuchung nicht unbeachtet lassen,
dafs die aus den Beobachtungen gefundenen Werthe der mittleren Ge-
schwindigkeiten in demselben Verhältnisse sich vergröfsern, wie die Quer-
schnitte kleiner werden, während die in einer Secunde hindurch fliefsende
Wassermenge m dieselbe bleibt. Durch die Verminderung des Halbmessers
um « wird die mittlere Geschwindigkeit
zn
ve ——
(e—«) ?r
während
zn
o°r
war. Die mittlere Geschwindigkeit ist daher
2
—— ea)? c
und wenn das zweite Glied
1
sv= —
=)?
sein soll, so ist es unter Beibehaltung der aus den einzelnen Beobachtungen
berechneten Werthe von c
Math. Kl. 1854. H
58 Hasen über den Einflufs der Temperatur
oder
Vergleiche ich mit diesem Ausdrucke die aus den Beobachtungen
mit den drei Röhren hergeleiteten Zahlenwerthe von s, so finde ich als die
wahrscheinlichsten Werthe der beiden Constanten
ß = 0,000039093
a —= 0,0012625
und hieraus folgt s gleich
0,26823 .... 0,29032 und 0,12554
Diese Werthe weichen von den obigen um das Einfache, das Doppelte und
die Hälfte des wahrscheinlichen Fehlers ab, im ersten und letzten Falle sind
die Abweichungen aber negativ, während sie bei der mittleren Röhre posi-
tiv sind. Die Abweichungen sind daher nicht nur bedeutend kleiner gewor-
den, sondern sie fallen auch so unregelmäfsig, dafs man sie unbedingt als die
Resultate der Beobachtungsfehler ansehn kann.
Obwohl die Voraussetzung einer sehr dünnen ruhenden Wasserschicht
neben der festen Röhrenwand an sich nicht unwahrscheinlich ist; so bedarf
sie dennoch der Bestätigung durch andre Beobachtungen oder sonstige
Rechnungs - Resultate, ehe sie unbedingt als richtig angesehn werden kann.
Es wird daher im Folgenden hierauf zurückgekommen werden.
Das dritte Glied des Ausdrucks für die ganze Druckhöhe enthält
augenscheinlich die bereits oben erwähnte Geschwindigkeitshöhe, oder den-
jenigen Theil der Druckhöhe, der zur Darstellung der Geschwindigkeit ver-
wendet wird, womit das Wasser die Röhre durchfliefst. Die sehr auffallende
Verschiedenheit der gefundenen Werthe von /, nämlich
Ü 0,0033104 ... 0,0042636 und 0,0040871
zeigt aber offenbar, dafs diese Coefficienten noch durch andre Umstände be-
dingt sind, und zwar stellt sich deren Beziehung zur Länge der Röhren als
sehr wahrscheinlich heraus.
Wähle ich demnach die Form
i—=d > @ı
wobei «’ und @ zwei neue Constanten sind; so finde ich die wahrscheinlich-
sten Werthe für
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 59
« — 0,0026119
® = 0,000038452
und daraus ergiebt sich 7 gleich
0,0033076 ..... 0,0042131 und 0,0041444
Die Abweichungen gegen die obigen Werthe sind
— 0,0000028 ... — 0,0000505 und + 0,0000573
Obwohl in diesen Unterschieden sich keine Regelmäfsigkeit erkennen läfst,
so schien es doch nöthig zu versuchen, welche Gröfse der ruhenden Schicht
die drei gefundenen Werthe von i ergeben, falls man, wie bei der Bestim-
mung von s geschehn, annimmt, dafs die Bewegung sich nicht über den gan-
zen (Querschnitt ausdehnt. Unter Beibehaltung der obigen Bezeichnung
würde in diesem Falle das dritte Glied im Ausdrucke für die Druck-
höhe sein
ic = (+ je) u?
m 4
=- 8 z (+) ec?
(e-«)
also
e* an
(e-a)* SR
=
oder
RN!
? gzel) =«+P1
und indem « sehr klein gegen p ist
t—At e = «+1
2
Es sind also drei Unbekannte «, « und £ aus den drei Werthen von zZ und p
herzuleiten, und man findet
« = 0,001320
« = 0,0022280
£& = 0,000041892
Also « sehr nahe übereinstimmend mit dem aus dem zweiten Gliede
gefundenen Werthe.
Für die Temperatur von 10 Graden ergeben sich aus den obigen
Beobachtungs-Reihen die nachstehenden mittleren Geschwindigkeiten c:
H2
60 Hacenw über den Einflufs der Temperatur
Röhre 4.... 1. kA= 11,08 c = 32,20
2. = 8,08 —= 24,82
3. = 6,8 —= 19,68
4. = 4,08 — 14,42
5. = 3,08 —= 11,08
6. = 2,08 = 750
7. = 158 = 5,50
8. = 1,08 = 348
Röhre B...." a. = 848c — 24,34
3. = 6,48 — 19,74
4. = 4,48 —= 1454
5. = 3,48 = 11,65
6. = 2,48 = 860
72 = 1,43 = 512
8. = 098 = 320
Röhre C.... 4 A= 22l c = 13,27
5. = 121 = 805
6. = 0,71 = 4,93
Indem ich wieder den frühern Ausdruck
h=r+s.c+te?
wähle, jedoch für r sogleich den Zahlenwerth nach der Formel
Neun
ey
berechne, indem für #, g und y die der Temperatur von 10 Graden ent-
sprechenden Werthe eingeführt werden, so ergeben sich für die drei Röhren
die ersten Glieder oder r
0,2132... 0,1484 und 0,1008
Wenn diese Gröfsen von den Druckhöhen abgezogen werden, so verwandelt
sich der Ausdruck in
R =sc+ ic?
Man findet alsdann die wahrscheinlichsten Werthe der beiden Constanten
für die drei Röhren:
für A... 4 = 0,22313.c + 0,0036005. c?
der wahrscheinliche Fehler von s = 0,00362
desgl. von 2 = 0,000140
für B...ı = 0,23361. c + 0,0044395. c’
wahrscheinliche Fehler von s = 0,00123
desgl. von 2 = 0,0000619
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 61
für C ... 7% = 0,10292. ce + 0,0042089. c?
wahrscheinliche Fehler von s = 0,00097
desgl. von 2 = 0,0000834
Behandle ich diese Werthe von s und ? in derselben Art, wie oben
angegeben, indem die Halbmesser und Längen der Röhren nach den früher
mitgetheilten Voraussetzungen über die Ausdehnung des Messings nach
Maafsgabe der Temperatur corrigirt worden, so ergiebt zunächst die Ver-
gleichung der Factoren von e mit der Formel
nn Ig?
Berl (e—«)*
die wahrscheinlichsten Werthe von
ß = 0,00003176
« —= 0,00136
Dagegen finde ich aus den letzten Constanten ?, oder den Factoren
von c’, indem wieder
ht nr = «+1
gesetzt wird,
a = 0,00197
« = 0,002385
&' = 0,00003879
Was die Gröfse « oder die Dicke der ruhenden Wasserschicht zu-
nächst der Röhrenwand betrifft; so stellt sich dieselbe nach den vorste-
henden Ermittelungen nicht gerade sehr verschieden heraus, obwohl ihr letz-
ter Werth allerdings von den früheren merklich abweicht. Eine einfache
Untersuchung läfst erkennen, dafs eine grofse Genauigkeit hierbei überhaupt
nicht erreichbar ist. Der wahrscheinliche Fehler dieser Bestimmung aus den
Factoren s ist nach den Beobachtungen bei 5 Graden 0,0003
desgl. bei 10 Graden 0,0005
für 20 Grade fand ich ihn sogar 0,0012
Die Messungen bei höheren Temperaturen sind sonach zu dieser Untersu-
chung ganz unbrauchbar.
Für die Herleitung von « aus den Factoren £ ist dagegen der wahr-
scheinliche Fehler gar nicht anzugeben, da die Anzahl der Unbekannten
eben so grofs, als die der Gleichungen ist. Man überzeugt sich indessen
62 Hacezn über den Einflufs der Temperatur
leicht, dafs sehr geringe Änderungen in den Werthen von Z schon wesentli-
chen Einflufs auf « ausüben. Ich habe deshalb ın allen folgenden Unter-
suchungen
« = 0,0013
angenommen, und zwar vorausgesetzt, dafs die Temperatur keinen Einflufs
darauf hat. Ob diese Voraussetzung richtig ist, mufs freilich dahingestellt
bleiben, doch bot sich kein Mittel dar, mir hierüber ein bestimmes Urtheil
zu bilden, und jedenfalls verschwindet der Einflufs von « bei höheren Tem-
peraturen wegen der zunehmenden Unsicherheit der Beobachtungen so sehr,
dafs ein geringer Fehler in seiner Gröfse wenig Bedeutung behält. Ich er-
wähne noch, dafs die angenommene Dicke der ruhenden Wasserschicht nur
dem 770ten Theile eines Zolles, oder dem 64ten Theile einer Linie gleich
kommt, daher nicht stärker ist, als das allerfeinste Brief-Papier.
Unter Zugrundelegung dieses Werthes von a finde ich, indem ich den
Beobachtungen mit der engen Röhre etwas gröfseres Gewicht beilege, als
denen mit der weiten Röhre
für die Temperatur von 5 Graden
ß = 0,0000391
« = 0,002248
und @ = 0,00004161
mit den wahrscheinlichen Fehlern
für ® . . . 0,00000024
für @ ... 0,0000055
für @ . . . 0,00000016
dagegen für die Temperatur von 10 Graden
ß = 0,0000320
« = 0,002605
® — 0,00003632
mit den wahrscheinlichen Fehlern
für ß » . . 0,00000035
für d ... 0,000057
für ®’ .. . 0,00000163
Bei der Temperatur von 20 Graden ergeben die früher mitge-
theilten Beobachtungsreihen, soweit sie den ersten Schenkel der Curve noch
treffen, folgende mittlere Geschwindigkeiten:
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 63
Röhre 4... 1. h=808 c= 2388
2 = 6,08 —= 23,2
3. —= 4,08 —= 17,2
4. = 3,08 = 138
5. = 2.08 = 98
6. = 1,58 =
7 —= 1,08 = 49
Röhre 3... 5. h=383 c= 144
6. = 2483 = 10,8
7: —= 1,48 = 68
8. —= 098 = 45
Röhrtere Sr NRZETRINMEIZEFINT
6. — ll = 62
Die ersten Glieder im Ausdruck für die ganze Druckhöhe oder
sind, wenn für u, g und y die der Temperatur von 20 Graden entsprechen-
den Werthe eingeführt werden, für die drei Röhren
0,2079... . 0,1447 und 0.0983
Indem diese Gröfsen von den Druckhöhen abgezogen werden, findet man in
gleicher Weise wie früher als wahrscheinlichste Werthe der Constanten
s und
für die Röhre 4... A = 0,15143. c + 0,0042633. c?
der wahrscheinliche Fehler von s = 0,00197
desgl. von 2 = 0,0000943
für die Röhre B... A = 0,16497. c + 0,0046617. c?
der wahrscheinliche Fehler von s = 0,00016
desgl. von 2 = 0,0000128
für die Röhre C... %# = 0,06945. c + 0,004617. c?
Bei der letzten Bestimmung kann man die wahrscheinlichen Fehler nicht an-
geben, weil nur zwei Beobachtungen zum Grunde liegen.
Behandelt man die Constanten s, oder die Coeflicienten von e in glei-
cher Weise, wie früher; so ergiebt sich als wahrscheinlichster Werth
a = 0,00196
wenn man dagegen die Beobachtungen mit der weiten Röhre, die am wenig-
sten sicher sind, unbeachtet läfst; so findet man
a = 0,00099
64 Haczn über den Einflufs der Temperatur
Es rechtfertigt sich daher, den früher gefundenen Werth
« = 0,0013
hier wieder einzuführen. Alsdann ergiebt sich aus
A... B = 0,000022008
B ... ß= 0,000022171
C ... ß = 0,000021597
daher im Mittel, wenn man der letzten Bestimmung nur halbes Gewicht
beilegt,
ß = 0,000021991
Die Factoren des zweiten Gliedes ergeben dagegen, wenn man « als
bekannt voraussetzt, und wieder den Beobachtungen C ein geringeres Ge-
wicht beigelegt,
« = 0,0034898
= 0,000020797
Nachdem nunmehr für drei verschiedene Temperaturen, nämlich für
5, 10 und 20 Grade die Constanten berechnet sind, ist zu untersuchen,
welche unter diesen von der Temperatur abhängen, und welche davon
unabhängig sind. Für « ist bereits angenommen und nachgewiesen (soweit
die Beobachtungen ein sicheres Urtheil gestatteten), dafs die Temperatur kei-
nen Einflufs darauf habe.
Für 8 wurden für diese drei Wärmegrade die folgenden Werthe ge-
funden :
0,000039 . . . 0,0000320 und 0,0000220
die Abhängigkeit von der Temperatur ist daher augenscheinlich.
Die entsprechenden Werthe von «’ waren
0,002248 ... . 0,002605 und 0,003490
es ist sonach auch hierbei eine Beziehung zur Wärme sehr wahrscheinlich,
die jedoch in einer andern Untersuchung, zu der sogleich übergegangen wer-
den wird, ihre Bestätigung nicht findet.
Die Werthe von £ sind endlich
0,00004161 ... 0,00003632 und 0,00002080
die Abhängigkeit von dem Wärmegrade leidet daher keinen Zweifel.
Die Constante «’ enthält jedenfalls diejenige Zahl k, die mit dem
Quadrate der Geschwindigkeit multiplieirt, die Geschwindigkeitshöhe dar-
stellt. Wenn demnach die Röhre so kurz wäre, dafs nur so eben die Con-
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 65
traction des Strahles verhindert würde, die.bei Öffnungen in dünner Wand
eintritt, so mülste
h=kc?
sein, und der Einflufs der Temperatur würde sich alsdann noch vollständig
zu erkennen geben. Directe Beobachtungen mit sogenannten Ansatzröh-
ren (deren Länge nur etwa das anderthalbfache der Weite beträgt) bestä-
tigten dieses aber durchaus nicht. Ich habe diese Beobachtungen von 4 Gra-
den bis 72 Graden ausgedehnt, und für alle Temperaturen sehr nahe den-
selben Coefficient gefunden, sobald dieselben Ansatzröhren und dieselben
Druckhöhen angewendet wurden. Dagegen bestätigten diese Messungen
wieder die Erfahrung, die man auch sonst gemacht hat, dafs nämlich dieser
Coefficient zum Theil von der Weite der Röhre und zum Theil von der
Druckhöhe abhängig ist, und zwar vergrölsert er sich sehr bedeutend, wenn
die Druckhöhe abnimmt. Hierin liegt ohne Zweifel der Grund der obiger.
Verschiedenheit der Werthe für «'. Bei den höheren Temperaturen mufsten
nämlich diejenigen Beobachtungen ausfallen, welche mit den stärksten
Druckhöhen angestellt waren, und sonach verminderten sich der Tempera-
tur entsprechend auch die Druckhöhen. Dazu kommt, dafs die Bestimmung
von «' für 20 Grad schon ziemlich unsicher ist, woher kein Grund vorliegt,
eine Abhängigkeit von der Temperatur vorauszusetzen.
Man pflegt diesen Coefficient in der Hydraulik gemeinhin in etwas an-
derer Form einzuführen. Die Druckhöhe 4 erzeugt in einem Strahle, der
durch eine Öffnung in dünner Wand tritt, die Geschwindigkeit
ce = 2Vgeh
also die Wassertheilchen strömen eben so aus, als wenn sie von der Höhe
h frei herabgefallen wären. Beim Durchflufs durch eine kurze Ansatzröhre
ist ihre Geschwindigkeit aber merklich geringer : setzt man dieselbe
ce = 2k\/gh
so findet man k bei weiten Öffnungen und starken Druckhöhen ziemlich
übereinstimmend gleich 0,82. Bei geringen Druckhöhen vermindert der
Werth sich aber bis gegen 0,7. Indem nun die Geschwindigkeitshöhe gleich
«'c”, oder
f
Aktg
’
ist, so ergeben sich für die so eben bezeichneten Grenzen von k, und unter
Math Kl. 1854. I
66 Hıczn über den Einflufs der Temperatur
Zugrundelegung des Rheinländischen Zollmaafses (wonach für Berlin g =
187,59) die äufsersten Werthe von «’ gleich
0,0019852 und 0,002720
Die für die Temperaturen von 5 und 10 Graden gefundenen Werthe fallen
in der That zwischen diese Grenzen, dagegen ist das Resultat der bei 20 Gra-
den angestellten Beobachtungen ansehnlich gröfser, und man darf wohl an-
nehmen, dafs der Unterschied von Beobachtsfehlern herrührt.
Indem die Erscheinungen beim Durchflusse des Wassers durch Ansatz-
röhren noch keineswegs aufgeklärt sind, so mufs man dafür ein möglichst
einfaches Gesetz annehmen, und ich bin daher dem üblichen Verfahren ge-
folgt, und habe einen constanten Factor gewählt, dem ich aber diejenige
Gröfse gab, welche durchschnittlich den Weiten der Röhren und den Druck-
höhen zu entsprecheu schien. Ich setze k = 0,76
oder « = 0,0023073
Für die beiden Constanten «@ und «' sind demnach die Werthe ermit-
telt, und wenn man diese in die obige Gleichung einführt, so müssen wegen
der Abweichungen von den gefundenen Werthen dieser Gröfsen auch Q und
£ sich etwas verändern. Es schien mir indessen angemessen, nachdem nun-
mehr die Form des Ausdruckes feststand, bei Berechnung von £ und £’ al-
len einzelnen Beobachtungen gleichen Werth zu geben, während nach der
bisherigen Rechnungsweise die für die drei Röhren gefundenen Constanten
in gleicher Weise eingeführt wurden, also die wenigen Beobachtungen mit
der weiten Röhre überwiegenden Werth erhalten hatten.
Die Gleichung für die Druckhöhe hat nunmehr folgende Form er-
halten:
7 U) 22 r o*
h= — 2 NE — (5
EI... „ee ( A (e—«)*
oder
% a'o'c? lo®c lo*c? .
h— — — — = — rege)
By 3 (0 Bj e)" (e—«)*
Indem alle einzelnen, oben mitgetheilten Beobachtungen nach dieser Formel
berechnet wurden, ergaben sich für die drei Wärmegrade nach der Methode
der kleinsten Quadrate die folgenden Wcrthe
für 5°... ß = 0,000038874 und @ = 0,000040602
die wahrscheinlichen Fehler 0,000000114 und 0,00000062
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 67
für 10°... 2 — 0,000032417 und & = 0,000039045
die wahrscheinlichen Fehler 0,000000309 und 0,00000245
für 20°... 8 = 0,000023852 und 8 = 0,000035539
die wahrscheinlichen Fehler 0,000000722 und 0,00000788
Für die Temperatur von 35 Graden ergeben sich aus den Beob-
achtungen, soweit dieselben in den ersten Schenkel der Curve fallen, die
folgenden Geschwindigkeiten:
Röhre 4..... Ah=40%8 c= 2,3
5; = 3,08 —I6A
6. = 2.08 ==aR2ar
7: —5638 —agie
8. = 1,08 N Ef}
Röhren 2 Tan: h=11 c= 92
8. —= 0,98 —= 64
Röhre C....6 hkh=s0rn1 c= 76
Wenn diese Beobachtungen in der so eben bezeichneten Weise be-
rechnet werden, so findet man, indem die Werthe von r
0,2003 . . . 0,1394 und 0,0947
sind,
bei 35°... @ = 0,000016525 und %’' = 0,000031292
die wahrscheinlichen Fehler sind aber
0,000000966 und 0,00001289
Die Vergleichung dieser Werthe zeigt sehr deutlich, dafs dieselben
bei höheren Temperaturen immer unsicherer werden, was ohne Zweifel da-
von herrührt, dafs die Anzahl der zum Grunde liegenden Beobachtungen
sich vermindert, auch letztere weniger genau ausfallen. Für noch höhere
Wärmegrade konnte keine Beobachtungsreihe benutzt werden, und es bot
sich nur noch eine einzelne Messung bei 60 Graden zum Vergleiche dar, die
mit der Röhre A angestellt war. Eine grofse Sicherheit war bei dieser nicht
vorauszusetzen, indem ein sehr geringer Irrthum in der Druckhöhe darauf
entschiedenen Einflufs haben mufste. Die Vergleichung mit den Beobach-
tungen bei geringeren Temperaturen zeigte in der That eine starke Abwei-
chung , woher ich sie nicht zur Bestimmung der Werthe von Rund
@ benutzen, vielmehr sie später nur vergleichungsweise mittheilen will.
12
68 Hasen über den Einflufs der Temperatur
Indem ich die Werthe von ®’ graphisch auftrug, fielen dieselben sehr
nahe in eine gerade Linie, und ich durfte sonach den Ausdruck wählen
B=x—y.r
Durch Einführung der wahrscheinlichsten Werthe für x und y erhält man
& = 0,00004208 — 0,0000003121. r
wobei r wieder den Thermometer-Grad bezeichnet. Der wahrscheinliche
Beobachtungsfehler dabei ist gleich 0,00000017. Die wahrscheinlichen Feh-
ler in der Bestimmung von x und y sind aber
0,00000003047 und 0,00000000728
Schwieriger war es, die Beziehung zwischen ® und r aufzufinden.
Die Einführung verschiedener Glieder, welche ganze Potenzen von r zu Fac-
toren hatten, gab kein genügendes Resultat, dagegen schlossen die obigen
Zahlenwerthe sich recht befriedigend an die Formel
B=&-y.)r
oder
ß = 0,00006338 — 0,000014413. V
an, wobei der wahrscheinliche Fehler von x gleich 0,000000524 und der
von y gleich 0,000000207 ist. Für die Temperatur von 80 Graden wird
ß = 0,00000128, also es beträgt alsdann nur noch den funfzigsten Theil
von der Gröfse, die es im Gefrierpunkte hatte, und ohne die Grenze der
wahrscheinlichen Fehler zu überschreiten, kann man auch annehmen, dafs
für den Siedepunkt @=0 wird. Durch Verbindung dieses Werthes von ß
mit den aus den Beobachtungen gefundenen ergiebt sich der sehr einfache
Ausdruck
8 = 0,000015 80V)
Derselbe schliefst sich ziemlich nahe an die obigen Werthe an. Er giebt
nämlich
fürr = 5°....= 0,00003898
= 10°.... = 0,00003232
— 20°. 7..2.:.=,0,00002392
er = .0,.00001557
Der Unterschied erreicht nur bei der Temperatur von 35° den wahrschein-
lichen Fehler des Werthes von A.
Endlich hatte ich mit der Röhre A noch eine einzelne und zwar wenig
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 69
sichere Beobachtung für die Temperatur von 60 Graden. Nämlich für A =
1,08 ergab sich ce = 9,6. Unter Zugrundelegung der obigen Werthe für «
und «', und des Ausdruckes für &', der &' = 0,00002335 ergab, fand ich
ß = 0,00000930, während nach der vorstehenden Formel 8 — 0,00000696
sein sollte. Der Unterschied erklärt sich leicht, wenn in der Beobachtung
von c ein geringer Fehler angenommen wird.
Nachdem im Vorstehenden die Gesetze der Bewegung, und zwar für
den ersten Schenkel der Geschwindigkeits - Scale, aus den Beobachtungen
hergeleitet worden, kommt es darauf an, die Bedeutung dieser Resul-
tate zu erklären, und deren Zusammenhang mit den eigenthümlichen Er-
scheinungen nachzuweisen, die bei höheren Temperaturen eintreten.
Über das erste Glied in dem Ausdrucke für die Druckhöhe, welches
von der Geschwindigkeit ganz unabhängig ist, war bereits oben ausführlich
die Rede, und es wurde nachgewiesen, dafs dasselbe nichts anders, als den
Gegendruck bezeichnet, den der Strahl, sobald er frei in die Luft tritt,
durch die Spannung der Oberfläche oder die sogenannte Capillar-Attraction
erleidet.
Das zweite Glied, welches augenscheinlich denjenigen Theil der
Druckhöhe darstellt, der zur Überwindung der Widerstände verwendet
wird, enthält die erste Potenz der mittleren Geschwindigkeit als
Factor. Die gewöhnliche Annahme, dafs diese Widerstandshöhe der zwei-
ten Potenz der Geschwindigkeit proportional sei, wird sonach durch diese
Beobachtungen vollständig widerlegt. Sie ist indessen auch an sich wenig
wahrscheinlich, und der Grund, den Eytelwein dafür angiebt, spricht so-
gar mehr für die erste, als für die zweite Potenz. Eytelwein sagt nämlich
(Handbuch der Mechanik und Hydraulik. Dritte Ausgabe 1842. Seite 167),
dafs bei einer doppelten Geschwindigkeit noch einmal soviel Wassertheile,
und jedes in halb soviel Zeit, als bei einfacher Geschwindigkeit sich losreis-
sen mülsen, und hierauf fährt er fort: daher werden sich unter übrigens
gleichen Umständen die Widerstandshöhen, wie die Quadrate der Geschwin-
digkeiten verhalten. In dieser Schlufsfolge sind augenscheinlich die Begriffe :
Widerstand und Widerstandshöhe, mit einander verwechselt. Das angeführte
Räsonnement, wie wenig es auch ein wirklicher Beweis ist, macht es aller-
dings plausibel, dafs die Widerstände, oder die zur Überwindung derselben
erforderlichen lebendigen Kräfte den zweiten Potenzen der Geschwindigkei-
70 Hagen über den Einflufs der Temperatur
ten proportional sind. Diese Kraft ist aber jedesmal das Product aus der
Wassermasse in das Quadrat der Geschwindigkeit oder in die Fallhöhe, und
insofern die Wassermasse bei gleichem (Juerschnitte der Röhre wieder der
Geschwindigkeit proportional ist; so folgt, dafs die Fallhöhe, also hier die
Widerstandshöhe, nur durch die erste Potenz der Geschwindigkeit ausge-
drückt werden kann, wie die Beobachtungen auch ergeben.
Die Weite oder der Halbmesser der Röhre tritt gleichfalls in ganz an-
derer Weise in dieses zweite Glied des Ausdruckes ein, als man gewöhnlich
annimmt. Nach Eytelwein ist nämlich die Widerstandshöhe umgekehrt
dem Halbmesser proportional, nach den vorliegenden Beobachtungen stellt
sich dagegen heraus, dafs die Widerstandshöhen sich umgekehrt wie
die Quadrate der Halbmesser verhalten. Dieses Resultat ist augen-
scheinlich mit der gewöhnlichen Vorstellungsart ganz unvereinbar, dafs näm-
lich ein Wasser-Cylinder sich ohne alle innere Bewegungen durch die Röhre
schiebt, und sonach keinen andern Widerstand, als an seinem Umfange, er-
fährt. Bei der grofsen Beweglichkeit des Wassers ist ein solches ganz gleich-
mäfsiges Vorschreiten gröfserer Massen durchaus undenkbar und man kann
sich in jedem Falle auch leicht überzeugen, dafs dieses nie vorkommt. Wenn
dagegen bei niedrigen Temperaturen die Beweglichkeit des Wassers noch
beschränkt ist und die geringe Röhrenweite derselben gleichfalls eine nahe
Grenze setzt, so kann es allerdings geschehn, dafs die ganze Wassermenge
unter so starker Spannung die Röhre durchfliefst, dafs keine innere Bewe-
gungen eintreten, und jedes Wassertheilchen nur parallel zur Axe sich fort-
bewegt. Man darf dabei indessen nicht annehmen, dafs ein Wassereylinder
von melsbarem Querschnitte sich gleichmäfsig bewegt, weil in diesem Falle
die Wassertheilchen relativ in Ruhe sich befinden, und dadurch veranlafst
würden, sogleich in innere Bewegungen überzugehn. Die erwähnte Span-
nung, welche allein die regelmäfsige Bewegung erhalten kann, stellt sich
vielmehr nur ein, wenn jede einzelne dünne Wasserschicht von zwei andern
begrenzt wird, von denen die eine etwas schneller, und die andere etwas
langsamer, als sie selbst, vorrückt.
Diese Vorstellungsart, von der ich schon früher und zwar bei ver-
schiedenen Gelegenheiten Gebrauch gemacht habe, empfiehlt sich dadurch,
dafs sie mit den vielfach bemerkten Adhäsions-Erscheinungen der Flüssigkei-
5
ten vollständig in Einklang steht. Unmittelbar neben ruhendem Wasser kann
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. na
niemals eine merkliche Strömung stattfinden; die Bewegung des letzten theilt
sich dem ersten mit und jedesmal bildet sich ein allmähliger Ubergang zwi-
schen beiden. Eine nähere Betrachtung der hierdurch veranlafsten Verhält-
nisse erklärt nicht nur die Zusammensetzung des in Rede stehenden zweiten
Gliedes, sondern, was besonders wichtig ist, sie zeigt auch, dafs diese regel-
mälsige Bewegung nach den allgemeinen mechanischen Gesetzen nur bis zu
einer gewissen Grenze möglich bleibt, und dafs alsdann die Spannung auf-
hört und die innern Bewegungen eintreten, welche einen grofsen Theil der
lebendigen Kraft consumiren.
Ich setzte hiernach voraus, dafs bei dieser regelmäfsigen Bewegung
des Wassers in Röhren, worauf die vorstehenden Untersuchungen sich allein
bezogen, nicht gröfsere Massen gleichmäfsig vorrücken, vielmehr eine un-
endlich grofse Anzahl dünner Wasserröhren sich in einander fortschieben.
Der mittlere Wasserfaden, der in die Axe der Röhre trifft, hat sonach die
gröfste Geschwindigkeit, die nächste dünne Wasserschicht bewegt sich etwas
langsamer und sofort, bis unmittelbar oder nahe an der festen Röhrenwand
die Bewegung ganz aufhört. Es findet sonach nirgend ein plötzlicher Über-
gang der Geschwindigkeit statt, vielmehr wird dieselbe in steter Zunahme
und zwar dem Abstande von der Wand entsprechend immer gröfser , bıs sie
in der Axe ihr Maximum erreicht. Ob man hierbei eine ruhende Wasser-
schicht neben der Röhrenwand voraussetzt, also den Halbmesser um eine
bestimmte Quantität vermindert oder nicht, ist für die fernere Untersu-
chung ganz gleichgültig, weil durch die erste Annahme nur eine etwas
engere Röhre eingeführt wird. Daher mag im Folgenden g nicht den Halb-
messer der messingenen Röhre, sondern den Halbmesser des bewegten
Wasserkörpers bedeuten.
Denkt man den aus der Röhre ausgetretenen Strahl plötzlich be-
seitigt, und nimmt man an, dafs die ferner austretende Wassermasse in
derselben Art, wie sie nach vorstehender Auseinandersetzung innerhalb der
Röhre sich bewegt, diese Bewegung auch aufserhalb fortsetzt, und am
Ende der ersten Secunde in unveränderter Form fixirt werden könnte,
so würde an der Röhre nicht ein Wasser-Cylinder, sondern ein Wasser-
kegel haften, dessen Grundfläche den Radius der Röhre oder e zum Halb-
messer haben würde, und dessen Höhe der Geschwindigkeit des mittleren
Fadens gleich wäre. Nenne ich letztere v, so ist v—=3c, wenn c die mitt-
72 Hagen über den Einflufs der Temperatur
lere Geschwindigkeit, oder die Wassermasse dividirt durch den Querschnitt,
bezeichnet. Für einen beliebigen Abstand r von der Axe des Kegels
würde aber die zugehörige Geschwindigkeit
o—r
sein. ; tor e
Als Maafs des Widerstandes oder der zu dessen Überwindung erfor-
UV
derlichen lebendigen Kraft nehme ich diejenige Kraft an, welche nöthig ist,
um die Form eines Wasserwürfels von 1 Zoll Seite in einer Secunde so zu
verändern, dafs die eine Seitenfläche um 1 Zoll verschoben wird. Diese
Kraft sei gleich n.
Um in einem andern Wasserprima von der Grundfläche f und der
Höhe 5 die eine Grundfläche wieder in einer Secunde um den Abstand p zu
verschieben, wird alsdann eine Kraft / erforderlich sein, die sıch in folgen-
der Art ausdrückt. Zunächst ist diese Kraft der Grundfläche oder dem
Querschnitte, also / proportional; ferner auch der Höhe d, weil & mal mehr
oder weniger Schichten im letzten Falle sıch über einander schieben. p be-
zeichnet die Geschwindigkeit im Abstande 5 von der ruhenden Grundfläche,
und um die Vergleichung mit jenem Würfel darzustellen, mufs man den Weg
der bewegten Grundfläche auf den Abstand von 1 Zoll reduciren. Dadurch
wird die Geschwindigkeit gleich n. In welcher Potenz diese Geschwindig-
keit einzuführen sei, ist noch unbekannt, wenn man jenes eben mitgetheilte
Räsonnement nicht gelten lassen will. Ich führe daher einen unbekannten
Exponenten x ein, der durch die Vergleichung mit den Beobachtungen ge-
funden werden soll. Hiernach ergiebt sich
N=fb (2) 7
und wenn diese Bewegung ? Secunden hindurch anhält, so ist die darauf
Ihe (2) er
Hiernach ist es leicht, die lebendige Kraft zu bestimmen, welchen der
verwendete lebendige Kraft
in einer Secunde ausgetretene Wasserkegel beim Durchgange durch die
ganze Röhre zur Überwindung der Widerstände consumirt hat. Ich nenne
diesen ganzen Widerstand w und betrachte eine dünne Röhre vom Halbmes-
ser r, deren Dicke gleich dr ist. Es kann aber augenscheinlich keinen Un-
terschied machen, ob krumme Flächen oder Ebenen sich über einander fort-
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 13
schieben, wenn nur die Richtung der Bewegung geradlinig und für alle
Theile dieselbe ist. Man hat in diesem Falle
K==2T7T. U
B==ıdr
p= du
1
und = -—
u
letzteres begründet sich dadurch, dafs jeder Theil in dieser dünnen Röhre
N
sich mit der Geschwindigkeit u bewegt, also — Secunden braucht, um den
Weg / oder die Länge der Röhre zu durchlaufen. Hiernach ist
AND
dw = 2nI!r 5) rdr
dr
d
aber == = 2. , also
dr 2
dw» = 2n!r = rdr
g
und das Integrale vonr=o bis = R
v E22
o= nImo” E)
g
Diesen Widerstand hat die in einer Secunde austretende Wassermenge bei
ihrem Durchgange durch die ganze Röhre erfahren, und darauf die lebendige
Kraft verwendet, die sie beim Herabsinken von der Widerstandshöhe A er-
hielt. Da beide Gröfsen einander gleich sein müssen, so ist
i e 2 v >
30 rvyh= nImg @)
Ind uN\N”
0)
vuy &
oder wenn man statt der gröfsten Geschwindigkeit v, die mittlere ce einführt
ni 3c
a)
Aus den Beobachtungen hatte ich für die Widerstandshöhe den Ausdruck
h= 2 L
hy)
gefunden, und beide Ausdrücke stimmen in Bezug auf /, c und mit einan-
der genau überein, sobald man x — 2 setzt. Man erhält alsdann
oder
Math. Kl. 1854. K
also
9n
B=—
m
oder
n=+. yß
Der Widerstand, den der Wasserwürfel bei der Temperatur von 0 Graden
der oben bezeichneten Verschiebung seiner Theile entgegensetzt, und zwar
wenn diese mit der angegebenen Geschwindigkeit erfolgt, ist demnach so ge-
ringe, dafs er schon durch die lebendige Kraft eines Gewichts überwunden
wird, welches dem 116000‘ Theile eines Lothes gleich ist, und 1 Zoll tief
herabfällt. Bei der Temperatur von 80 Graden hört der Widerstand aber
ganz auf. Dabei mufs jedoch daran erinnert werden, dafs die bezeichnete
Kraft allein auf die Überwindung des Widerstandes oder der Reibung sich
bezieht, und keineswegs der Impuls, der die Masse in Bewegung setzt, hierin
mit inbegriffen ist.
Ein andrer Theil der Druckhöhe, nämlich die sogenannte Geschwin-
digkeits-Höhe, theilt dem in die Röhre tretenden Wasser die Geschwin-
digkeit mit, womit es diese durchfliefst. In dem obigen Ausdrucke für
die Druckhöhe wird dieser Theil durch dasjenige Glied bezeichnet, welches
die zweite Potenz der mittleren Geschwindigkeit als Factor enthält. Auch
in Bezug auf dieses Glied gewährt die Untersuchung der mechanischen Ver-
hältnisse unter Voraussetzung der angenommenen Bewegung, den grofsen
Vortheil, dafs der eine Zahlen-Coefhieient seine volle Begründung findet.
Indem wieder die obige Bezeichnung eingeführt wird; so ist die Masse
einer sehr dünnen Röhre, deren Halbmesser 9 ist, gleich 2?ryurdr, daher
die lebendige Kraft derselben
dL=2r yu’rdr
N)
= Ir yv’ ar dr
oder
L=01. myv?o?
Die Geschwindigkeit in der Axe ist das Dreifache der mittleren Geschwin-
digkeit, daher
L=327. myc?o*
Diese lebendige Kraft erhält die Wassermenge beim Herabsinken von der
Geschwindigkeits-Höhe 7’, daher auch
L=4gryh'co’
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 75
und wenn man beide Ausdrücke einander gleich setzt
2,7
ig
c®
=
oder
e= VW)
= 0,7662 .2/(g h’)
Der letzte Faetor ist nichts anders als der sogenannte Geschwindigkeits-
Coefficient bei kurzen Ansatzröhren, dessen Werth sich aus den oben mit-
getheilten Versuchen durchschnittlich gleich 0,76 ergab. Dagegen ist — =
0,0035982 allerdings grölser, als die oben aus den Beobachtungen mit den
Röhrenleitungen gefundene Werthe. Der Überschußs vertritt indessen noch
den zweiten Theil dieses Gliedes, der die Länge der Röhre als Factor
enthält.
Welche Bewandnifs es mit diesem zweiten Theile haben mag
5)
ich nicht bestimmt anzugeben. Die oben mitgetheilten Resultate der Rech-
weils
nung wiesen so entschieden auf die Trennung hin, dafs ich sie nicht unter-
lassen durfte, und die mechanischen Verhältnisse sind so eigenthümlich, dafs
eine Verstärkung des Druckes nach Maafsgabe der Länge der Röhre sich zu
begründen scheint. Die eintretende Wassermasse bewegt sich nämlich mit
constanter Geschwindigkeit durch die ganze Röhre, weil der Querschnitt
überall derselbe ist und keine andre Bewegung als in der Richtung der Axe
stattfindet. Die Wassertheilchen behalten also ihre volle lebendige Kraft bei,
während sie nichts desto weniger die Widerstände, denen sie begegnen,
überwinden müssen. Man mufs annehmen, dafs durch die bewegte Wasser-
masse hindurch, und zwar in der Richtung ihrer Bewegung, der Druck sich
überträgt, wodurch vielleicht dieser Zusatz zu erklären ist.
Der Werth von £’ ist bei 0 Graden gleich 0,00004208 und bei 80
Graden gleich 0,00001712. Wenn daher «' = 0,002307, so mufs bei 0 Gra-
den für je 55 Zoll und bei 80 Graden für je 137 Zoll dieses «' oder der ur-
sprüngliche Werth der Geschwindigkeitshöhe zugesetzt werden. Bei der un-
regelmäfsigen Bewegung, die in engen Röhren bei höheren Temperaturen
und in weiteren Röhren beständig stattfindet, treten ähnliche Verhältnisse
nicht mehr ein, weil eben diese Bewegungen, die sich nach und nach ver-
mindern, die erforderliche Kraft zur Überwindung der Widerstände darstel-
stellen.
K2
76 Hasen über den Einflufs der Temperatur
4. Untersuchung der Maxima und Minima der Geschwindig-
keits-Scale.
Indem ich die Geschwindigkeits-Scalen wieder in gröfserem Maafs-
stabe zeichnete, und in einzelnen Fällen, wo die Beobachtungen gar zu weit
auseinander lagen, auch die zahlreichen früheren Messungen benutzte, so er-
gaben sich die nachstehenden Geschwindigkeiten c als Maxima und Minima,
und zwar traten dieselben in den mit r bezeichneten Temperaturen ein:
A. Für die enge Röhre:
Maxima. Minima.
1. hA= 11,8 c=3,)0 T=18 | ce =318 = 325
2 8,08 29,9 24,5 27,0 35,5
3. 6,08 25,5 30 23,5 44
4. 4,08 20,4 37,5 19,1 60
5. 3,08 17,3 44
6. 2,08 | 14,0 54
B. Für die mittlere Röhre:
1. A= 11,48 c=2398 = 8 =%%5 = 2
2. 8,48 25,3 12,5 22,6 24,5
3. 6,48 21,7 16 19,7 26
4. 4,48 17,9 23 16,4 35
5. 348.1 15,7 27
6. 2,48 13,2 35
C. Für die weite Röhre:
2a hi=1621 e=N83 r= 9
3. 4,21 CHI BEE 18,8 14
4. 2,21 14,3 17,5 13,6 26
5 1,21 10,6 27 10,0 40
6 0,71 8,0 40
Eine gewisse Regelmäfsigkeit giebt sich schon aus dieser Tabelle zu er-
kennen, zeigt sich aber viel auffallender, wenn man die Geschwindigkeiten
als Ordinaten, und die Druckhöhen oder die Thermometergrade als Abseis-
sen aufträgt. Man bemerkt alsdann, dafs die Curven für die drei Röhren ein-
ander ähnlich sind, und dafs die Curven der Maxima denen der Minima ent-
sprechen. Für alle diese Curven scheinen daher dieselben Gesetze zu gelten,
während nur die constanten Coefficienten verschieden sind. Nichts desto
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 77
weniger sind die angegebenen Werthe der Geschwindigkeiten keineswegs als
besonders genau anzusehn, und noch weniger ist dieses mit den Temperaturen
der Fall, da die Lage der beiden Scheitelpunkte nicht direct gemessen war,
sondern nur aus dem Zuge der Linien zu beiden Seiten hergeleitet werden
konnte. Die folgende Untersuchung zeigt auch, dafs dabei nicht entfernt die-
selbe Genauigkeit, wie für den ersten Schenkel der Curve, erreicht werden
konnte.
Die Werthe A in der vorstehenden Tabelle bezeichnen die ganzen
Druckhöhen. Es leidet keinen Zweifel, dafs der früher gefundene Gegen-
druck, den die Spannung der Oberfläche in dem ausfliefsenden Strahle aus-
übt, wieder abgezogen werden mufs. Die alsdann noch bleibende Druck-
höhe ist die Summe der Widerstandshöhe und Geschwindigkeitshöhe.
Zunächst bemühte ich mich, die Beziehung zwischen dieser
Druckhöhe und der Geschwindigkeit darzustellen, indem ich
die Form
W"=rec no sc”
wählte. Dabei ergab sich aber, dafs sowol für die Maxima, als auch für die
Minima der Coffieient r bei den Röhren A und B positiv, bei der Röhre C
dagegen negativ wurde. Die Einführung eines dritten, von der Geschwindig-
keit unabhängigen Gliedes änderte dabei nichts, und trug überhaupt nur we-
nig zur Verminderung der übrig bleibenden Fehler bei. Auch die Form
h—=n.c"
gab kein befriedigendes Resultat, indem der Exponent x bald etwas gröfser
und bald etwas kleiner, als zwei, sich darstellte. Unter diesen Umständen
schien es mir am angemessensten, den einfachsten Ausdruck, nämlich
2 ‚
een,
zu wählen. Die Werthe von m und deren wahrscheinliche Fehler ergaben
sich alsdann
für die Maxima
bei der Röhre A... m = 109,8 wahrsch. Fehler — 1,0
BD, a, = 175
CR
-
w
I
Ne)
so
[> }
I
[97
er
78 Hasen über den Einflufs der Temperatur
für die Minima
bei der Röhre A...m= 9,3 wahrsch. Fehler = 0,5
Iyocnoı = 0,3
een A 1,4
II
Diese Werthe beziehn sich sowol auf die Widerstands-Höhen, als auf die
Geschwindigkeits- Höhen : trenne ich dieselben, indem ich wieder den Ge-
schwindigkeits-Coefficienten für kurze Ansatzröhren gleich 0,76 annehme, so
findet sich der Coefficient der Widerstandshöhe
M= 1 — 0,0023073
zn
daher
Maxima Minima
bei der Röhre A... M = 0,00680 M — 0,00840
ö = 0,01098 == 0,0139
CET EHE 0,0070% — 0,00919
Man bemerkt leicht, dafs die Factoren M bei den verschiedenen Röhren den
Quotienten = ungefähr proportional sind, und es ergiebt sich daher allge-
mein die Widerstandshöhe 4
für die Maxima H = 0,00002095
für die Minima H = 0,00002573
Die Beziehung zwischen der Temperatur und der Ge-
schwindigkeit ergab sich sehr einfach, indem für die einzelnen Röhren
und zwar sowohl in den Maximis, als in den Minimis, die oben eingeführten
Gröfsen £, die allein von der Temperatur abhängen, sehr nahe den Ge-
schwindigkeiten proportional sind. Mit Ausschlufs der einen Beobachtung
bei der Temperatur von 60°, wobei in der That die sehr flache Curve die
Lage des Scheitelpunktes am wenigsten mit Sicherheit erkennen läfst, erge-
ben sich folgende Mittelwerthe
für die Maxima
bei der Röhre A... BB 0,0000007055
B © — 0,0000012090
C — 0,0000017993
ST
de)
auf die Bewegung des Wassers in Röhren.
für die Minima
bei der Röhre A... B,se 0,0000005253
B “ = 0,0000009298
& — 0,0000014394
Diese Werthe sind augenscheinlich nur von den Weiten der Röhren, aber
nicht von deren Längen abhängig, und man findet
für die Maxima
2 = - 0,000000263 + 0,00001836. p
c
und für die Minima
2 = — 0,000000263 + 0,00001509. 9
Substituirt man den oben gefundenen Werth
ß = 0,00006338 — 0,000014413. Vr
so folgt
für die Maxima
Vr = 4,397 + 0,0182. c — 1,274. ge
und für die Minima
3
Vr = 4,397 + 0,01825. c — 1,047. gc
Indem ich in diese Ausdrücke die oben angegebenen Werthe von c einführe,
und die Thermometer-Grade r berechne, so finde ich den wahrscheinlichen
Fehler in der Bestimmung der letztern
für die Maxima gleich 1,30 Grade
und für die Minima gleich 1,84 Grade.
Wichtig ist noch die Untersuchung, in welchem Falle die Maxima und
Minima in oder unter den Gefrierpunkt fallen. Indem man z gleich Null
setzt, erhält man
für die Maxima m 4,397
1,274. g — 0,01825
oder mit Vernachlässigung des zweiten Gliedes im Nenner
3,452
c=——
eg
und für die Minima u
e= —
1,047. — 0,01825
alla
[I
oder 4,200
s0 Hasen über den Einflufs der Temperatur
Bei einer Röhre von 4 Zoll Weite wird demnach die Geschwindigkeit
schon im Gefrierpunkte ein Maximum, wenn sie alsdann 1,7 Zoll beträgt.
Hierdurch erklärt es sich, dafs in den gröfseren Röhrenleitungen, worin theils
stärkere Geschwindigkeiten stattfinden, theils auch die lichten Weiten, oder
die Werthe von o bedeutender sind, die Maxima und Minima gar nicht be-
obachtet werden können.
Im Vorstehenden sind die Beziehungen zwischen den Widerstandshö-
hen, Temperaturen und Geschwindigkeiten aus den beohachteten Maximis
und Minimis der letztern hergeleitet, ohne die Frage zu berühren, aus wel-
chem Grunde bei gewissen Temperaturen unter übrigens gleichen Um-
ständen die Geschwindigkeiten Maxima und Minima werden. Die Beob-
achtungen gaben zur Erklärung dieser auffallenden Erscheinung schon eine
sehr wichtige Andeutung. Indem ich nämlich den ausfliefsenden Strahl stets
vor Augen hatte, so bemerkte ich, dafs sein Verhalten beim Ausspritzen aus
der Röhre nicht immer dasselbe blieb. Bei geringen Temperaturen stand er
ganz unbeweglich, als wenn er ein fester Glasstab wäre. Sobald das Wasser
dagegen stärker erwärmt war, stellten sich sehr auffallende Schwankun-
gen in kurzen Perioden ein, die bei weiterer Erwärmung des Wassers sich
zwar mälsigten, aber doch bis zu den höchsten Temperaturen nicht ganz
verschwanden. Indem ich anfangs vermuthete, dafs diese Bewegungen von
irgend welchen äufseren Störungen herrühren möchten, und die betreffen-
den Beobachtungen daher weniger sicher wären, als die andern, so bezeich-
nete ich sie als zweifelhaft. Bei jeder Wiederholung des Versuchs, wieder-
holte sich indessen dieselbe Erscheinung, und als ich endlich die graphische
Zusammenstellung machte, fand ich, dafs die stärksten Schwankungen sich
jedesmal in dem Theile der Curve gezeigt hatten, wo die Geschwindigkeit bei
zunehmender Temperatur abnahm.
Hieraus ergiebt sich, dafs die innern Bewegungen sich bilden,
oder wenigstens sehr stark zunehmen, sobald die Geschwindigkeit das Maxi-
mum erreicht, und die Vermuthung liegt sehr nahe, dafs diese innern Bewe-
gungen die Ursache sind, weshalb die mittlere Geschwindigkeit bei weiterer
Erwärmung des Wassers sich nicht vergröfsern kann, sondern sich sogar ver-
kleinert. Die bisher mit c bezeichnete Geschwindigkeit ist nämlich aus der
ausfliefsenden Wassermenge hergeleitet; sie ist daher nur in der Richtung
der Röhrenaxe gemessen und bezieht sich nicht auf die innern Bewegungen
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 51
und Wirbel. Sie stellt daher keineswegs die ganze Bewegung des Wassers
dar, vielmehr nur denjenigen Theil derselben, der das Fortschreiten der
ganzen Masse bezeichnet. Besondere Beobachtungen, die ich mit Glasröhren
anstellte, zeigten beide Arten der Bewegungen sehr deutlich. Indem ich
durch dieselbe Röhre zugleich mit dem Wasser auch Sägespähne hindurch
treiben liefs; so bemerkte ich, dafs dieselben bei geringem Drucke nur in
der Richtung der Röhre fortschritten, bei starkem Drucke dagegen, von der
einen Seite zur andern geschleudert wurden, und oft in wirbelnde Bewegung
geriethen.
Man darf hiernach wohl annehmen, dafs die Temperatur-Zunahme
ganz allgemein die Beweglichkeit des Wassers und sonach auch die absolute
Geschwindigkeit desselben in der Röhre vergröfsert. Diese Vergröfserung
giebt sich sehr deutlich in der Ergiebigkeit der Röhrenleitung zu erkennen,
so lange die Bewegung nur der Röhre parallel ist. Sobald aber die Wider-
stände sich soweit vermindert haben, dafs die Spannung aufhört und das
Wasser, indem es dem Impulse frei folgt, dem Drucke ganz entzogen wird,
so hindert nichts das Entstehen der innern Bewegungen, welche durch jede
kleinste Unregelmäfsigkeit der Röhrenwand, oder vielleicht auch schon
durch das Eintreten in die Röhre veranlafst werden. Diese Bewegungen
nehmen einen Theil der einwirkenden lebendigen Kraft auf, und schwächen
dadurch die fortschreitende Bewegung, die allein gemessen werden kann.
Letztere wird daher bei einer gewissen Temperatur ein Maximum. Indem
die Ausdehnung der innern Bewegungen aber ihre Grenze hat, so verstärkt
sich bei höheren Temperaturen aufs Neue die ausflielsende Wassermenge,
oder jene beobachtete Geschwindigkeit hat nicht nur ein Maximum, sondern
auch ein Minimum.
Die obige Untersuchung über die regelmäfsige Bewegung des Wassers
bei geringeren Temperaturen läfst schon den Umstand errathen, der bei zu-
nehmender Beweglichkeit das Aufhören der Spannung veranlassen mufs.
Die Geschwindigkeit nimmt nämlich mit dem Abstande von der Röhrenwand
zu, und am grölsten ist siein der Axe der Röhre. Sie milst daselbst das drei-
fache der mittleren Geschwindigkeit, und wenngleich letztere immer unter
derjenigen bleibt, welche die Druckhöhe erzeugen würde, falls gar keine
Widerstände vorhanden wären, so kann doch die Geschwindigkeit des mitt-
Math. Kl. 1854. L
82 Hacrn über den Einflufs der Temperatur
leren Fadens diese Grenze erreichen, und sobald dieses geschieht, hört die
Spannung darin auf, und die innern Bewegungen beginnen.
Wenn man das erste Glied, welches den Gegendruck der Capillar-
Attraction darstellt, von der ganzen Druckhöhe abzieht, so ist nach der obi-
gen Entwickelung die Druckhöhe, die im vorliegenden Falle in Betracht
kommt,
2
Be
a, ’ AT ER:
(ea)? ° 00 (a)
Der Einfachheit wegen und insofern eine grofse Genauigkeit in dieser Unter-
m
h=
&)
suchung doch nicht erreicht werden kann, führe ich einen mittleren Zahlen-
werth für « + £'lein, und setze aufserdem, wie schon früher geschehn
2
g Ei
(ea)? Zr
Alsdann ist
— Er v + 0,0036 v?
a
v ist die mittlere Geschwindigkeit in demjenigen Theile der Röhren-
öffnung, worin überhaupt Bewegung stattfindet, und die Geschwindigkeit
des mittleren Fadens ist gleich 3v. Wenn diese letzte Geschwindigkeit der
Druckhöhe A, als der zugehörigen Fallhöhe, entsprechen soll, so ist
9.0” —4gh
Hiernach kann man v durch A ausdrücken, und man erhält eine Gleichung,
welche die Beziehung zwischen A und @ angiebt, nämlich
ß
1
'h = 13,117 ———
It (ee)?
Führe ich statt @ den oben gefundenen Werth
=)
2 = 0,00006333 — 0,000014413. Vr
ein, so erhalte ich
(ea)?
1
3
Vr = 4,3975 — 5318,0
Vh
Die Dimensionen der Röhren 9 und / sind eigentlich auch von der Tempera-
tur abhängig, doch darf man wieder diese geringen Verschiedenheiten ver-
nachlässigen, wenn man eine mittlere Temperatur voraussetzt. Ich habe
demnach die Werthe von / und p für r = 25° zum Grunde gelegt. Hiernach
finde ich diejenigen Temperaturen, in welchen die Spannung des mittleren
Fadens für die beobachteten Druckhöhen aufhört:
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 83
Bei der Röhre A.
fürk= 1088...r= 5,08
= 788 = 950
= 588 = 14,32
= 3,588 = 21,91
—= 2,388 = 27,53
= 188 = 34,60
Bei der Röhre B.
fürk = 1131... .7r= 69
= 831 —= 11,56
= 631 —= 16,29
= 434 = 23,30
= 334 = 25,25
= 2,34 —= 314,33
BeiderRöhreC.
fürrh= 41l5...r = 0,89
= 2115 = 75
—_ NE — 1 We)
= 0,615 —= 28,93
Vergleicht man diese Temperaturgrade mit den oben angegebenen, welche
dem Maximum der Geschwindigkeit entsprechen, so stimmen sie bei der
Röhre B so genau überein, wie man irgend erwarten kann, indem der wahr-
scheinliche Fehler nur etwa einen halben Grad beträgt. Bei beiden andern
Röhren zeigen sich dagegen sehr bedeutende, jedoch nahe constante Diffe-
renzen. Bei der Röhre 4 sind nämlich die Temperaturen, wobei das Maxi-
mum der Geschwindigkeit eintritt, durchschnittlich um 14 Grade, und bei
der Röhre C um 10 Grade grölser, als die letztere Formel angiebt. Hier-
nach ist eine gewisse Beziehung zwischen beiden Temperaturen unverkenn-
bar, und der Umstand, dafs die Abweichungen um so gröfser werden, je
kürzer die Röhre vergleichungsweise zu ihrer Weite ist, läfst vermuthen,
dafs die Länge ein gewisses Vielfaches der Röhrenweite sein mufs, damit
beim Aufhören der Spannung im mittleren Faden sogleich das Maximum der
Geschwindigkeit eintritt, dafs aber bei kürzeren Röhren die innern Bewegun-
gen weniger Einflufs haben, und die ausfliefsende Wassermenge bei der zu-
nehmenden Beweglichheit sich noch vermehrt, wenn auch bereits im Kerne
des Wassereylinders ein Theil der lebendigen Kraft vernichtet wird.
L2
84 Haczn über den Einflufs der Temperatur
5. Untersuchung des zweiten Schenkels der Geschwindigkeits-
Scale.
Es ist bereits bemerklich gemacht, dafs in weiteren Röhren die Maxima
und selbst die Minima der Geschwindigkeiten gemeinhin gar nicht vorkom-
men, weil sie zu Temperaturen gehören, die unter dem Gefrierpunkte liegen.
Die Bewegung des Wassers in den gewöhnlichen Röhrenleitungen erfolgt da-
her nach denjenigen Gesetzen, welche die zweiten Schenkel der Geschwin-
digkeits-Scalen darstellen. Die Anzahl der hieher gehörigen, oben mitge-
theilten Beobachtungen ist weniger zahlreich, weil ihre Ausführung grofse
Schwierigkeiten bot: nichts desto weniger scheinen sie doch zur Herleitung
der Gesetze sich zu eignen, und vor allen sonstigen Beobachtungen nicht nur
den Vorzug zn haben, dafs die Temperaturen dabei angegeben sind, sondern
dafs sie auch in der Genauigkeit der ganzen Messung jene übertreffen.
Für die Temperatur von 50 Graden liefsen sich die Geschwindig-
keiten bei den verschiedenen Druckhöhen und zwar in allen drei Röhren
mit mehr Sicherheit, als bei andern Wärmegraden, ermitteln. Ich legte da-
her diese Temperatur zum Grunde, um die Gesetze der Bewegung herzu-
leiten.
Diese Geschwindigkeiten sind:
Röhre 4....ı. A= 11,08 c = 32,85
2. = 8,08 = 277,52
3. = 6,08 = 23,60
Röhre Z....ı. A=1148 c = 28,43
2. = 848 = 23,75
3. = 6,8 = 20,40
4. = 4,48 = 16,58
Röhre C....ı. hA= 821 c = 29,48
2. = 621 = 25,22
3. = 421 = 20,75
4. =. 221 = 14,21
5. = 121 = 10,10
Zunächst versuchte ich dieselbe Form des Ausdruckes für die Ge-
schwindigkeit, die bei der Untersuchung des ersten Schenkels sich als pas-
send dargestellt hatte, nämlich
Ri rl-4=is}ic Eee
Diese Annahme erwies sich aber als ganz unstatthaft, denn die wahr-
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 85
scheinlichsten Werthe der Constanten liefsen keine einfachen Beziehungen
zu den Längen und Weiten der drei Röhren erkennen: am auffallendsten
war es aber, dafs die Constante r für die Röhre A negativ wurde, während
sie für B und C positiv war.
Um zu ermitteln, ob eine höhere, oder vielleicht eine gebrochene Po-
tenz von c eingeführt werden müsse, um die Widerstandshöhe darzustellen,
verminderte ich zunächst die Druckhöhe um dasjenige Glied, welches den
Gegendruck der gespannten Oberfläche im ausfliessenden Strahle bezeichnet,
und sodann auch um die Geschwindigkeitshöhe, indem ich für letztere den
Geschwindigkeits- Coefficient k = 0,76 einführte, oder diese Geschwindig-
keitshöhe gleich
0,0023073. c?
setzte. Hierdurch erhielt ich die folgenden Widerstandshöhen HZ
für die Röhre A... 8,397 ... 6,139 und 4,602
für die Röhre B... 9,480 ... 7,045 ... 9,386 und 3,712
für die Röhre C ... 6,114... 4,651 ... 3,126... 1,653 und 0,884
Indem ich nunmehr
H=nc
oder
lg =logn-+x logc
setzte, fand ich die nachstehenden Werthe von x und deren wahrscheinliche
Fehler
für A... x = 1,7949, wahrsch. Fehler = 0,0690
für B....... — 1,4393 —= 0,0181
Die € 34.4.1 1,7987 — 0,0168
Hiernach durfte ich keinen Anstand nehmen, x = 1,75 zu setzen,
also dem Exponenten von c wieder denselben Werth zu geben, den Wolt-
man dafür schon im vorigen Jahrhunderte vorgeschlagen hatte. , (Beiträge
zur hydraulischen Architectur. Band I. 1791. Seite 165 ff.)
Unter dieser Voraussetzung sind die wahrscheinlichsten Werthe der
Coefficienten n
für die Röhre A... n = 0,01845
Bi 2. (ı=.0,02735
C.... = 0,01593
Ss6 Hasen über den Einflufs der Temperatur
Um zu ermitteln, welche Beziehung zwischen n und 9 stattfindet,
setzte ich
n = Imp?
und fand, indem ich für Z und p die zur Temperatur von 50 Graden gehö-
rigen Werthe einführte
y= — 1,2470 mit d. wahrsch. Fehler = 0,0108.
Der Exponent von 9 durfte sonach = — 1,25 gesetzt werden, und der Aus-
druck nahm die Form an
H—nlos oe
Unter gleichmäfsiger Berücksichtigung aller einzelnen Beobachtungen fand ich
H = 0,00002657. 1. ch“
und der wahrscheinliche Fehler von m war
— 0,000000355
Die Angemessenheit dieser Herleitung bedurfte indessen noch in zwei-
facher Beziehung einer nähern Begründung. Zunächst entstand nämlich die
Frage, ob nicht vielleicht in gleicher Weise, wie bei Betrachtung des ersten
Schenkels, so auch hier eine bessere Übereinstimmung herbeizuführen sei,
wenn man wieder eine ruhende Schicht zunächst der Röhrenwand annimmt,
oder die Halbmesser g um eine gewisse constante Gröfse « vermindert. Ich
setzte demnach die drei gefundenen Werthe der ersten Constante
Im
Mm —
G-0°
und berechnete daraus die drei Unbekannten m, « und y. Der Exponent
y fand sich etwas gröfser, als früher‘, nämlich nahe 1,4. Dagegen wurde
«—= — 0,0112, oder man mufste den Radius um diese sehr bedeutende
Quantität vergröfsern, wenn man die Werthe von n in volle Übereinstim-
mung bringen wollte. Eine solche Vergröfserung ist indessen ganz unmög-
lich, daher bleibt die wahrscheinlichste Voraussetzung, dafs « = ist. Es
ist auch denkbar, dafs die unregelmäfsigen innern Bewegungen sich über
den ganzen Querschnitt der Röhre ausdehnen, und dafs selbst die neben der
Röhrenwand befindlichen Wasserschichten daran Theil nehmen.
Sodann fragte es sich, ob die Geschwindigkeitshöhe, die ich gleich
0,0023073. c’ gesetzt hatte, die richtige sei. In diesem Ausdrucke ist näm-
lich nur diejenige Geschwindigkeit berücksichtigt, welche sich in der aus-
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 87
fliefsenden Wassermenge zu erkennen giebt, oder deren Richtung der Röh-
renaxe parallel ist. Die Geschwindigkeit ist aber wirklich viel gröfser, und
sonach wäre es nicht unwahrscheinlich, dafs bei Untersuchung dieser Art der
Bewegung der Coefficieut desjenigen Gliedes vergröfsert werden mülste,
welches die zweite Potenz der aus der Wassermenge hergeleiteten mittleren
Geschwindigkeit als Factor enthält. Ich habe in dieser Beziehung die vor
stehende Untersuchung vollständig wiederholt, indem ich zuerst die Druck-
höhen, nachdem ich den Gegendruck der Spannung abgezogen hatte, für die
einzelnen Röhren
Re Eee
setzte. Die Werthe von i fielen dabei ziemlich unregelmäfsig aus, doch wa-
ren sie durchschnittlich etwa um die Hälfte gröfser, als sie früher gefunden
sind. Der Exponent ., gleichfalls mit grofsem wahrscheinlichen Fehler be-
haftet, stimmte ziemlich nahe mit dem früher gefundenen überein. Wählte
ich sodann wieder zur Vergleichung der für die drei Röhren gefundenen Re-
sultate die Form
so stellte sich auch für y wieder nahe der frühere Werth heraus, wogegen
sehr bedeutende Differenzen zwischen dem zum Grunde gelegten und den
berechneten Werthen von n blieben.
Unter diesen Umständen durfte ich die Exponenten x und y als be-
kannt ansehn, und sie gleich 1,75 und 1,25 setzen, so dafs nur die beiden
Factoren / und m zu bestimmen waren. Ich führte daher alle einzelnen Be-
obachtungen in die Formel
R—ıe ml" cn.
ein, und fand als wahrscheinlichsten Werth
—= 0,0023547
also sehr nahe übereinstimmend mit der zuerst gemachten Voraussetzung.
Der Unterschied erreichte aber noch nicht den wahrscheinlichen Fehler, und
sonach war kein Grund vorhanden, die frühere Annahme
2 = 0,0023073
zu verändern.
Man mufs hiernach annehmen, dafs diejenige Geschwindigkeit, welche
normal gegen die Axe gekehrt ist, und welche die innern Bewegungen er-
88 Hasen über den Einflufs der Temperatur
zeugt, ausschliefslich in dem zweiten Gliede des obigen Ausdruckes oder in
der Widerstandshöhe ihre Berücksichtigung findet. Diese innern Bewegun-
gen mäfsigen sich aber wahrscheinlich, während das Wasser die Röhre durch-
fliefst, und indem dadurch die lebendige Kraft sich nach und nach vermin-
dert, so stellt sich in der ganzen Länge der Röhre die nöthige Kraft dar, um
die Widerstände zu überwinden, ohne dafs der Druck unmittelbar übertra-
gen werden darf.
Nach diesen Untersuchungen schien sowol die oben angenommene
Gröfse der Geschwindigkeitshöhe, als auch die gefundenen Exponenten von
o und c begründet, und ich habe demnach bei der Untersuchung anderer
Temperaturen für die Widerstandshöhe die Form
mie Ne
zum Grunde gelegt. Da aber in allen Fällen die Beobachtungen sich in be-
friedigender Art hieran anschlossen, auch die übrigbleibenden Fehler keine
Regelmäfsigkeit zeigten, und sonach als Beobachtungsfehler angesehn werden
konnten; so lag hierin eine neue Bestätigung für die Richtigkeit dieser An-
nahme.
Für die Temperatur von 65 Graden waren die Geschwindigkei-
ten folgende:
für die Röhre A... Ah
MMNosWe ce — 133160
— 3,08 — 28,00
— 6,08 — 23,98
— 1,08 = 19,08
für die Röhre B...Ah= 648...c= 20,9
für die Röhre C...h= 3,1...c= 30,50
— — 25,94
= 223 — 11,61
he = 10,30
Hieraus ergeben sich die Widerstandshöhen
für A... H= 8,290... 6,085... 4,568 und 3,054
für B... H = 5,342
für C...4=5,96.. . 4,570... 4,629 und 0,878
und m = 0.00002521
mit dem wahrscheinlichen Fehler 0,000000 179.
Für die Temperatur von 35 Graden fand ich die Geschwindig-
keiten und Widerstandshöhen
auf die Bewegung des Wassers in Röhren.
Röhre A... A=1,8...c=319..
Röhre B...A=1,j8...c= 273
—=18,48 3,
— = 19,93
Röhre C...2R= 321...C= 3286
0121 =
— u = 198
= 221 — 443,75
Die Rechnung ergab
m —= 0,00002374
mit dem wahrscheinlichen Fehler 0,000000212
Für die Temperatur von 25 Graden
RöhreB...h=1,18...c=%17..
=: 8,18 = 22,6
Röhre C...h= s21...0c=23,0..:
— —; FEAT
— 21 19535
= 2321 — 13,5
Hieraus ergiebt sich
m = 0,00003030
mit dem wahrscheinlichen Fehler 0,000000292
Für die Temperatur von 15 Graden
Röhre,C u... A821... c=21724..
6,21
4,21
— 23,2
— 813
Der Werth der Constante ist
m — 0,00003270
mit dem wahrscheinlichen Fehler 0,000000401.
H
.H = 3,532
.H = 9621
== 7,110
— 5,425
—16,227
= 4,129
= 3,210
1,679
.H = 9,693
= 7,158
«H = 6,304
= 4,198
= 3,249
== 1,693
. H= 6,399
4,869
3,300
I
89
Endlich hatte ich für die Temperatur von 6 Graden noch eine
einzelne Messung
kön BZ Maar; 6,475
woraus folgte
m — 0,00003450
Die Werthe von m sind demnach bei den verschiedenen Tempera-
turen :
r= 6°... m = 0,00003450
Math. Kl. 1854.
M
90 Hagen über den Einflufs der Temperatur
= .15°...m = 0,00003270
— 25° — 0,00003030
— 35° — 0,00002874
— 50° — 0,00002657
— 65° — 0,00003521
Indem ich die Beziehung zwischen r und m zunächst in derselben Art,
wie für den ersten Schenkel gefunden, durch die Form
m=r—s Vr
auszudrücken versuchte, so fand ich nach der Methode der kleinsten Qua-
drate:
m = 0,000042939 — 0,0000043778. Vr
Die Vergleichung der hiernach berechneten Werthe mit den obigen zeigte
indessen Unterschiede, die sehr regelmäfsig zunahmen, woher eine andere
Form des Ausdruckes gesucht werden mufste. Die Übereinstimmung wurde
ganz befriedigend, sobald ich statt der dritten Wurzel des Thermometer-
Grades, die zweite einführte. Hierdurch ergab sich
m —= 0,000038941 — 0,0000017185. Vr
Die wahrscheinlichen Fehler sind
für die erste Constante 0,0000000397
für die zweite - 0,0000002268
Die Summe der Quadrate der übrig bleibenden Fehler ist bei der letzten
Annahme noch nicht halb so grofs, als sie bei der Einführung der dritten
Wurzel von 7 war.
Dieser letzte Ausdruck
m = 0,0000017185 (22,62 — Vr)
ergiebt, dafs
bei 0°... m = 0,00003894
bei 80°... = 0,00002357
ist, oder dafs m bei der Erwärmung des Wassers vom Gefrierpunkte bis
zum Siedepunkte sich nahe um vier Zehntel seines Werthes vermindert.
Es leidet wohl keinen Zweifel, dafs dieser Factor m zum Theil von
der Reibung abhängt, welche die bewegten Wassertheilchen erfahren, woher
er zu dem oben untersuchten Widerstands - Coefficient 8 in gewisser Be-
ziehung stehn mufs. Beide vermindern sich bei zunehmender Temperatur,
wenn indessen für siedendes Wasser % gleich Null wird, m dagegen noch
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 91
einen bedeutenden Werth behält; so erklärt sich dies durch die innern Be-
wegungen, deren Darstellung einen grofsen Theil der lebendigen Kraft con-
sumirt, und die bei der zunehmenden Beweglichkeit des Wassers keineswegs
aufhören, sondern sich wahrscheinlich sogar verstärken. Hiernach steht die-
ses Resultat nicht in Widerspruch zu dem früher gefundenen.
Eine nähere Begründung dieser zuletzt gefundenen Resultate und eine
Erklärung der Potenzen, in welchen die mittleren Geschwindigkeiten und
die Halbmesser der Röhren vorkommen, vermag ich nicht zu geben.
6. Vergleichung der gefundenen Resultate mitden an gröfse-
ren Leitungen angestellten Beobachtungen.
Die Anzahl dieser Beobachtungen, soweit solche bekannt geworden,
ist überaus geringe, und noch mehr mufs es befremden, dafs sie ohnerach-
tet ihrer grolsen practischen Wichtigkeit, dennoch meist höchst unzuverläs-
sigssind. Der Grund, weshalb man sie durch keine sichern Messungen in
neuerer Zeit vervollständigt hat, liegt zum Theil in der Schwierigkeit, womit
deren Anstellung verbunden ist, vorzugsweise scheint hierzu indessen der
Glaube Veranlassung gegeben zu haben, dafs der Gegenstand durch die oben
erwähnten Untersuchungen von Prony und Eytelwein bereits erschöpft sei.
Die Beobachtungen, welche Dubuat, Woltman, Prony und Ey-
telwein ihren Untersuchungen zum Grunde legten, sind vorzugsweise die-
jenigen, die Couplet schon im Jahre 1732 der Pariser Academie vorlegte,
und die sich auf verschiedene ausgedehnte Röhrenleitungen bei Versailles
beziehn, so wie auch die von Bossut angestellten Messungen. (Dieselben
sind im traite d’hydrodynamique Bd. II. ausführlich mitgetheilt.) Aufser
diesen sind noch einige Beobachtungen benutzt, welche Dubuat machte.
Die Beobachtungen von Couplet, deren Zahl im Ganzen fünfzehn
beträgt, beziehn sich auf Leitungen von 4 bis 18 Zoll Weite und von 1700
von 11400 Fuls Länge. Wie wichtig sie indessen wegen der sehr bedeuten-
den Dimensionen auch erscheinen, so sind sie doch in anderer Beziehung
wenig geeignet, einer Theorie zum Grunde gelegt zu werden. Unter allen
Röhrenleitungen, die benutzt wurden, befand sich keine einzige, die ganz
gerade war: mehrere hatten sogar sehr scharfe Krümmungen, und in andere
trat das Wasser ein, oder aus, durch besondere senkrechte Zweigröhren.
M2
92 Hagen über den Einflufs der Temperatur
Über die sorgfältige Ausführung und genaue Zusammensetzung der Röhren,
und ob sie von erdigen Niederschlägen und Luftansammlungen ganz frei wa-
ren, wird nichts mitgetheilt. Die Resultate dieser Beobachtungen schliefsen
sich an keine Theorie vollständig an, daher hat schon Dubuat und ebenso
auch Prony und Eytelwein einen grofsen Theil dieser Messungen ganz
unbeachtet gelassen.
Weit zuverlässiger sind die Beobachtungen von Bossut, die ich ‚voll-
ständig berechnet habe. Endlich hat der englische Ingenieur Provis noch
in neuerer Zeit eine grofse Anzahl Messungen mit 14 zölligen Röhren ange-
stellt (Transactions of the Institution of eivil Engineers. Bd. II.), die jedoch
unter sich sehr wenig übereinstimmen.
Die Beobachtungen von Bossut beziehn sich auf drei Röhren-
leitungen von 1, 14 und 2,01 Pariser Zoll Weite. Die erste Röhre war nur
30 Fufs lang, die beiden andern wurden dagegen in Längen von 30, 60, 90,
120, 150 und 180 Pariser Fufs dargestellt. Für jede dieser Röhren betrug
die Druckhöhe, oder die Niveau - Differenz zwischen dem Wasserspiegel im
Speisebassin und der Mitte der Ausflufsmündung (oder dem Wasserspiegel
in dem Bassın, in welches die Röhre eintrat) einmal 12 Zoll und einmal
24 Zoll. Je zwei an derselben Röhre gemachte Messungen ergeben sonach
schon die Beziehung der Druckhöhe zur Geschwindigkeit. Um die Wider-
standshöhe zu finden, mufs man indessen von der Druckhöhe die Geschwin-
digkeitshöhe abziehn, und letztere ist unter Zugrundelegung des Pariser Zoll-
maalses —= 0,002229.c?
Die Berücksichtigung des Gegendruckes, der aus der Spannung der Ober-
fläche in den frei austretenden Strahlen entspringt, durfte unterbleiben, da
derselbe bei der Weite der Röhren ganz unmerklich wird.
Wenn ich die Widerstandshöhe wieder einer unbekannten Potenz der
mittleren Geschwindigkeit proportional setzte, so ergab sich dieser Exponent
x für die Röhre
von 1 Zoll Weite und 360 Zoll Länge... x = 1,81
von 14 „ u „ 360 Zoll Länge... x = 1,77
BL HER h az20 Zoll. “, = 1,75
BR, anti, r „1080 Zoll ,, — 1,74
ea; ri 014407011305, = 4,73
x mo), a „ 1800 Zoll „ — ll zfıl
„2160 Zoll „ — 1,69
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 93
von 2,04 Zoll Weiteund 360 Zoll Länge ... == 1,77
5 aus „ 0,000720,Zollin,, — ars
n „ınmy „elsd080 Zoll X, 1,68
” el FRE EAN Zolla", —e 7,1
» che + 39.4800:Z010V, 1,68
5 AT, sh 2160 Zollo.,, = 1,65
Der mittlere Werth des Exponenten ist also 1,725 und der wahrscheinliche
Fehler dieser Bestimmung 0,0305. Man kann daher, ohne die Grenze des
wahrscheinlichen Fehlers zu überschreiten, x = 1,75 setzen.
Wenn ferner angenommen wird, dafs die Widerstandshöhe der Länge
der Röhre proportional ist, also
H = ulc""
so ergiebt sich für die drei Röhren die Constante » und deren wahrscheinli-
cher Fehler W
fürg=0,5 8 = 0,00007742 2... W = 0,00000142
für g = 0,6667... . u = 0,00006054 . . . W = 0,00000141
für g = 1,005... = 0,00003751 .. . W = 0,00000075
Um die Beziehung zwischen dieser Gonstante » und dem Halbmesser
der Röhre zu finden, setze ich
n=m.g”’
Die vorstehenden drei Werthe von u ergeben nach der Methode der klein-
sten Quadrate
y = 1,0461
also nahe Wins. Bei der Einführung dieses Exponenten zeigen sich jedoch
sehr starke Abweichungen und namentlich ist dieses in dem zweiten Werthe
von «der Fall. Offenbar haben auch die drei Werthe ganz ungleiches Ge-
wicht, weil der erste nur auf zwei, die beiden letzteren aber auf je zwölf
Beobachtungen beruhn. Vergleiche ich nur die Resultate, die aus den Be-
obachtungen mit der mittleren und der weiten Röhre hergeleitet sind, so fin-
det sich
y— 1,166
also schon sehr genähert dem obigen Werth. In der Voraussetzung, dafs der
Exponent — 1,25 auch hier gilt, findet man durch Einführung desselben
in die 26 einzelnen Beobachtungen
m — 0,00003676
mit dem wahrscheinlichen Fehler 0,00000125
94 Hacew über den Einflufs der Temperatur
Redueirt man diese Constante auf Rheinländisches Zollmaafs, so wırd
m —= 0,00003613
oder die Beobachtungen von Bossut ergeben in letzterem Maafse als wahr-
scheinlichsten Werth
3 =:0,00005132 Le.”
Nach Obigem ist die Constante von der Temperatur abhängig, man
kann daher aus ihr die Temperatur ableiten, welche das Wasser bei der Be-
obachtung hatte. Diese ergiebt sich nach der früher aufgestellten Formel
m=r—sVr
7 = 2,3 Grade
Wenn man dagegen m um die Gröfse des wahrscheinlichen Fehlers verän-
dert; so ergiebt sich schon
7 = 5,9 Grade
Es ist jedoch anzunehmen, dafs die Röhren, die Bossut benutzte, weder so
vollständig eylindisch, noch auch so sorgfältig zusammengesetzt waren und
stets so vorsichtig gereinigt wurden, wie mein Apparat, woher der Wider-
stand etwas gröfser, als in regelmäfsigen Röhren sich herausstellen mufste.
Jedenfalls ist die Übereinstimmung dieses letzten Resultats so vollständig,
dafs sie nicht nur den Zweifel in Betreff der Potenz des Radius beseitigt,
sondern auch eine sehr befriedigende Bestätigung des aus meinen Messungen
hergeleiteten Gesetzes giebt‘
Noch mufs erwähnt werden, dafs bei den Röhrenweiten und Geschwin-
digkeiten, welche in diesen sämmtlichen Beobachtungen vorkommen, die
Maxima und Minima der Geschwindigkeiten unter den Gefrierpunkt treffen.
Ganz dasselbe ist auch bei den von Couplet angestellten Beobach-
tungen der Fall, die ich noch kurz mit der obigen Formel vergleichen will,
indem ich die Temperatur von 9 Graden voraussetze. Dabei sind die Wider-
standshöhen in Rheinländischen Zollen, alle übrigen Gröfsen aber im alten
Pariser Maafse ausgedrückt.
In einer vierzölligen Röhre von 1781 Fufs Länge bildeten sich bei
dem Drucke von 9... 21 und 31 Zoll die Geschwindigkeiten von 2,07. .
3,39 und 4,60 Zoll. Die Widerstaudshöhen waren sonach in Rheinländi-
schem Maafse 9,31... 21,73 und 32,08 Zoll, während sie nach meiner
Formel bei regelmäfsigen cylindrischen Röhren nur 1,15... . 2,73 und 4,66
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 95
Zoll betragen durften. Das Verhältnifs dieser berechneten Widerstandshö-
hen zu den wirklich vorhandenen stellt sich in allen drei Beobachtungen
ziemlich nahe auf 1 zu 8. Diese Beobachtungen schliefsen sich auch an keine
der sonst aufgestellten Theorien an, und sind daher immer unbeachtet ge-
blieben.
Die wichtigste Beobachtungsreihe, die bei allen spätern Untersuchun-
gen auch vorzugsweise benutzt ist, bezieht sich auf eine fünfzöllige Röhre
von 7021,6 Fufs Länge. Couplet sagt, dafs dieselbe mehrere Biegungen
mache: er gab ihr nach einander den Druck von 5 Zoll 7 Linien, 11
Zoll 4 Linien, 16 Zoll 9 Linien, 21 Zoll 1 Linie, 24 Zoll und 25 Zoll.
Dabei ergaben sich die Geschwindigkeiten von 2,01 ...3,15...4,13...
4,81... 5,21 und 5,32 Zoll. Die Widerstandshöhen waren wirklich 5,78
2... 141,73. ..17,34 .... 21,83... 24,84 und 25,87 Rheinländische Zolle,
während sie nach der obigen Formel 3,24...7,13...11,43... 14,92
... 17,21 und 17,84 Zoll desselben Maafses sein sollten. Die Verhältnisse
der Zahlen in beiden Reihen sind nicht constant, verändern sich vielmehr
ziemlich regelmäfsig, indem sie von 1 : 1,8 bis 1 : 1,45 übergehn.
Bei einem Versuche, aus diesen fünf Beobachtungen den Exponent
der Geschwindigkeit zu ermitteln, fand ich denselben nach der Methode der
kleinsten Quadrate gleich 1,52. Die Beobachtungen schliefsen sich daher
viel besser an die Form
H=nc"'
an, als an die gewöhnliche Annahme
Hı=ınct
Im ersten Falle beträgt die Summe der Quadrate der übrig bleibenden Feh-
ler nur 3,93, während dieselbe im letzten Falle 12,29 ist.
Sodann wurde eine sechszöllige Röhre von 1712,8 Fufs Länge unter
dem Drucke von 3 und 5+ Zoll geprüft, und es stellten sich dabei die Ge-
schwindigkeiten von 2,75 und 3,96 Zoll ein. Die Widerstandshöhen waren
wirklich 3,10 und 5,43 Rheinländische Zolle, während sie nach der Rech-
nung nur 1,11 und 2,09 Zoll, also etwa den dritten Theil der ersten Gröfsen
sein sollten.
In einer achtzölligen Röhre von 11400 Fufs Länge stellte sich unter
dem Drucke von 30 Zollen die Geschwindigkeit von 4,77 Zoll ein. Die Wi-
96 Hasen über den Einflufs der Temperatur
derstandshöhe war wirklich 31,05 Zoll, während sie nur 13,26 sein durfte.
Sie war also in dem Verhältnisse von 2 : 5 zu grofs.
Bei einer zwölfzölligen Röhre von 3600 Fufs Länge war die zur Ge-
schwindigkeit von 23,50 gehörige Widerstandshöhe wirklich 150,20 Zoll,
während sie nach obiger Formel sich nur auf 42,21 stellt. Das Verhältnifs
zwischen beiden Zahlen ist nahe wie 2:7.
Endlich wurden noch zwei achtzehnzöllige Röhren, deren Längen
3600 und 4740 Fufs mafsen, unter dem Drucke von 145 und 55 Zollen ge-
prüft. Die berechnete Widerstandshöhe verhält sich zu der beobachteten
für die erste Röhre wie 2: 5 für die letzte dagegen, wie 1 : 4.
Die grolse Verschiedenheit dieser Zahlen-Verhältnisse zeigt deutlich,
dafs die Abweichungen der Beobachtnngen von Couplet gegen die meini-
gen weder mit der Weite, noch der Länge der Röhre, noch auch mit der
Geschwindigkeit zunehmen, daher von äuflsern Umständen , also ohne Zwei-
fel allein von der Unregelmäfsigkeit der Röhren abhängen. Wichtig ist es
aber, dafs die Widerstandshöhen jedesmal gröfser ausfallen, als sie nach der
Rechnung sein sollten. Die Rechnung stellt also auch nach diesen Messun-
gen ein gewisses Minimum der Widerstandshöhe dar, das bei unvollkomme-
nen Röhrenleitungen zur Erzeugung der beobachteten Geschwindigkeiten
nicht genügt.
Dubuat theilt zunächst eine Anzahl von Beobachtungen mit, die er
an Röhren von 1 bis 3 Linien Weite anstellte. Ich übergehe dieselben,
weil sie theils wegen der fehlenden Angabe‘ der Temperatur, theils
auch wohl in andern Beziehungen nicht die Sicherheit meiner Messungen
haben, die mit ähnlichen Röhren gemacht wurden. Sodann hat Dubuat
auch Röhren von 1 und 2 Zoll Weite angewendet. Am ausgedehntesien ist
die Reihe von Beobachtungen, welche sich auf eine einzöllige Röhre von
737 Zoll Länge bezieht. Sie besteht aus 11 einzelnen Messungen und die
Druckhöhen wechseln darin zwischen 2 Linien und 24 Zoll. Wenn ich die
Widerstandshöhe einer unbekannten Potenz der mittleren Geschwindigkeit
proportional setzte, so ergab sich der wahrscheinlichste Werth dieses Expo-
nenten gleich 1,80.
Mit einer andern einzölligen Röhre von 138-4 Zoll Länge, wurden
nur drei Beobachtungen gemacht, und dasselbe war auch mit einer gleich
weiten Röhre von 117 Zoll Länge der Fall. Für jene ist der Exponent von
auf die Bewegung des Wassers in Röhren. 97
c gleich 1,69 und für diese 1,83. Endlich benutzte Dubuat auch noch
zwei andere Röhren von derselben Weite und 24 und 4 Zoll Länge, wobei
er indessen so grofse Unregelmäfsigkeiten bemerkte, dafs er selbst die Be-
rechnung der Beobachtungen unterliefs.
Die drei ersten Beobachtungsreihen führen demnach wieder zu dem
Ausdrucke
H=ne:''
Die zweizöllige Röhre von 255-- Zoll Länge wurde nur zweimal,
nämlich unter dem Drucke von 16,33 und 36,35 Zoll versucht. Die Ver-
gleichung dieser beiden Beobachtungen ergiebt den Werth jenes Exponenten
sehr abweichend, nämlich x = 2,05.
Es ergiebt sich hieraus, dafs eine Vergleichung der Coefhicienten n,
wie sich dieselben für die einzölligen und die zweizöllige Röhre ergeben, sehr
unsicher ist. Wenn man indessen den Exponent von c gleich 1,75 annimmt,
und darnach unter Berücksichtigung der Längen die Werthe von n aus jeder
Beobachtungsreihe berechnet, so findet man für den Ausdruck
mi
e”
a rl
also einigermafsen annähernd an den oben gefundenen Werth.
Unter allen Beobachtungsreihen ist die erste, aus 11 Messungen be-
stehende, die sicherste, und zwar theils wegen ihrer gröfsern Ausdehnung,
theils aber auch, weil die Resultate der Beobachtungen unter sich am besten
übereinstimmen, wie dieses namentlich bei einer graphischen Zusammenstel-
lung sich ergiebt. Berechne ich diese Beobachtungen nach der Formel
H=zmla..e“.
so folgt
m — 0,00003464
oder nach der Reduction auf Rheinländisches Zollmaafs
m = 0,00003405
Dieses Resultat stimmt mit den oben entwickelten Formeln genau überein,
wenn man voraussetzt, dafs die Temperatur des Wassers 7,9 Grade betragen
habe, was allerdings möglich ist. Es ist auch denkbar, dafs Dubuat mit
kaltem Wasser zu experimentiren anfıng, und dafs nach Verkürzung der
Math. Kl. 1854. N
95 Hıcen über den Einflufs der Temperatur u. s. w.
Röhre die Temperatur auf 13,1 Grad gestiegen war. Unter dieser Voraus-
setzung stimmt auch das aus der zweiten Beobachtungsreihe gefundene Re-
sultat noch genau mit meinen Untersuchungen überein. Für die dritte ein-
zöllige Röhre müfste man aber die Temperatur von 28 Graden, und für die
zweizöllige sogar von 30 Graden voraussetzen, was nicht zulässig ist. Ein-
zelne Beobachtungen dieser beiden Reihen schliefsen sich aber wieder an viel
geringere Wärmegrade an.
"le an a j tg Er IDEE
en uber A PDenegun 7 du are in IH ee
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ssen sind, die Warmel6rade nac
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HR
Vereinfachung der Theorie der binären quadra-
tischen Formen von positiver Determinante.
Von f
H®- LEJEUNE DIRICHLET.
mmnanNNNNNneNaN
[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 13. Juli 1854.]
J. gröfser der Umfang ist, welchen die höhere Arithmetik durch das Epoche
machende Werk von Gaufs und andere spätere Arbeiten gewonnen hat, um
so wünschenswerther erscheint es, dafs der Zugang zu diesem schönen Zweige
der Analysis durch Vereinfachung des elementaren Theiles desselben so viel
als möglich erleichtert werde. In solcher Absicht habe ich schon in meh-
reren früheren Abhandlungen meinen Untersuchungen die dazu erforderli-
chen bekannten Sätze mit neuer Begründung vorausgeschickt: eine ähnliche
Vereinfachung bezweckt der gegenwärtige Aufsatz, welcher der Theorie der
quadratischen Formen von positiver Determinante gewidmet ist. Bekanntlich
erfordert diese Lehre in ihrer bisherigen Gestalt sehr ins Einzelne gehende
Betrachtungen, die sich, wie die folgende Darstellung zeigen wird, daraus
entfernen lassen. Ich beginne mit einigen Bemerkungen über Kettenbrüche,
die, obgleich ihrem wesentlichen Inhalte nach nicht neu, in der für die hier
davon zu machende Anwendung geeigneten Form vorauszuschicken sind.
S1.
Ein endlicher oder unendlicher Kettenbruch wie
f
@—+ ge 4
=> y-tetc.
soll im Folgenden durch
(«, ß, Sy. or)
bezeichnet werden und wir bemerken sogleich, dafs wir nur Kettenbrüche
zu betrachten haben, deren sämmtliche Glieder ganze Zahlen sind, natürlich
N2
100 DixıcuLer: Vereinfachung der Theorie
mit Ausnahme des letzten für den Fall wo die Entwicklung nicht zu Ende
geführt ist und wo dieses Glied alsein sogenannter vollständiger Quotient jeden
andern Werth haben kann. Von besonderer Wichtigkeit für arithmetische
Untersuchungen sind diejenigen Kettenbrüche, deren Glieder bis auf das
erste, für welches auch der Werth Null zulässig ist, positiv sind; durch einen
solchen Kettenbruch läfst sich eine positive Irrationalgröfse w nur auf eine
Weise ausdrücken, und wir wollen die Darstellung von w in dieser Form,
oder wenn w negativ ist, die Darstellung ihres absoluten Werthes mit vor-
gesetztem negativen Zeichen die normale Kettenbruch-Entwicklung von w
nennen.
Wir haben nun zunächst die Aufgabe zu behandeln, aus einem Ket-
tenbruche wie
BEN ur Uere.)
in welchem die Glieder erst von p incl. ab sämmtlich positiv sind, die nor-
male Entwicklung der Irrationalgröfse w abzuleiten. Es wird sich leicht zei-
gen lassen, dafs dies durch eine Reihe von Umformungen bewerkstelligt wer-
den kann, bei welchen die Glieder, die auf ein hinlänglich entferntes z fol-
gen, unberührt bleiben, und dafs die Anzahl der neuen Glieder, welche
schliefslich an die Stelle von «,£, ..... u getreten sind, von der Anzahl der
letzteren um eine gerade oder ungerade Zahl verschieden sein wird, je nach-
dem w positiv oder negativ ist.
Um sich hiervon zu überzeugen, betrachte man zunächst den Fall wo
v nicht das erste Glied ist. Unter dieser Voraussetzung kann man u, v und
einige der unmittelbar folgenden Glieder, während alle übrigen ungeändert
bleiben, durch neue Glieder ersetzen, deren Anzahl von der Anzahl jener
um eine gerade Zahl verschieden ist, und welche mit Ausnahme des ersten,
welches Null oder negativ sein kann, sämmtlich positiv sind, so dafs die Un-
regelmäfsigkeit in der gegebenen Entwicklung wenigstens um eine Stelle zu-
rücktritt. Bei dieser partiellen Umformung hat man zu unterscheiden ob v
Null ist, oder einen negativen Werth —n hat. Im ersteren Falle sind die
drei Glieder u, 0, p, durch das einzige Glied 4 + p zu ersetzen, wogegen der
andere Fall in die drei Unterabtheilungen zerfällt
na n=1p>1; n=h,p=1;
der binären quadratischen Formen von positiver Determinante. 101
denen entsprechend eine der folgenden Gleichungen, welche sich leicht ve-
rificiren lassen, in Anwendung zu bringen ist:
NE 1 1 RR )=kR—- 44,2 —3,1,P—-490...)(')
(u — 1 Page ese.e 0 )=#—31,P—239...)
(—,,,1,85..)=M—-9—34,r7r—1,8,...)
Wie man sieht, beträgt die durch eine solche partielle Umformung
hervorgebrachte Anderung in der Gliederzahl resp. 2, o, — 2 Einheiten, und
es bedarf kaum der Erwähnung, dafs wenn eine der Differenzen n— 2, p—1,
P— 3% r— 1, die nach unseren Voraussetzungen nicht negativ werden können,
sich auf Null reducirt, für die Null und die beiden benachbarten positiven
Glieder ein einziges der Summe der letzteren gleiches Glied zu setzen ist.
Durch wiederholte Anwendung desselben Verfahrens läfst es sich
bewirken, dafs alle Glieder, vom zweiten incl. ab, positiv werden. Ist dann
zugleich das erste nicht negativ, so ist die Operation geschlossen und das
Resultat dem oben Gesagten gemäfs, indem alle nach und nach in der Glie-
derzahl eingetretenen Änderungen durch gerade Zahlen ausgedrückt sind.
Hat hingegen das erste Glied einen negativen Werth — a, und folglich der
Kettenbruch die Form
v=(—a,b,c,d,...),
so hat man für denselben, je nachdem 5 > ı oder = 1 ist,
v=—(a—1,,5—1,c,...)oderw= —(a—1,c+1,d,...)
zu setzen, so dafs das Resultat wieder mit dem früher Behaupteten über-
einstimmt.
Gr
I. Finden zwischen zwei Gröfsen w, Q und den ganzen Zahlen «, ß,
y, d, deren erste nicht Null ist, die Relationen
82
w—_?*+
—werayerpe ad— By,
(') Dafs sich die negativen Glieder aus einem Kettenbruche entfernen lassen, hat schon
Lagrange bemerkt (Me&m. de l’Acad. de Berlin, annee 1768, pag. 152); aber die von ihm
zu diesem Zwecke gegebene Gleichung, welche mit der ersten der obigen zusammenfällt,
reicht nicht aus, da sie für den Fall n=1, ein neues negatives Glied einführt. Will man
dieses durch abermalige Anwendung derselben Gleichung beseitigen, so wird man zu dem
ursprünglichen Kettenbruche zurückgeführt.
102 Dirıcntrr: Vereinfachung der Theorie
Statt, so läfst sich immer eine Gleichung der Form
IN IRIETNTE)
bilden, in welcher von den ganzen Zahlen A, m,...r, o nur die erste und
letzte Null oder negativ sein können, die Zwischenglieder aber, wenn sie
nicht ganz fehlen, positiv und in gerader Anzahl sind.
Da man nach der Form der vorausgesetzten Gleichungen die Zeichen
von «,ß, %, d gleichzeitig ändern kann, so darf « positiv angenommen werden.
Ist nun «= !, so hat man sogleich
_YyHeyHNR
yet ED
1 BR
INH ER 2).
Ist hingegen @ > ı, so verwandle man auf die gewöhnliche Weise in
einen Kettenbruch, indem man alle Divisionsreste positiv wählt. Man er-
hält so den Kettenbruch
Y
„=A&m,...,T)
in welchem nur A Null oder negativ sein kann, und die Anzahl der Glieder
m,...r gerade vorausgesetzt werden kann, da sich das Glied 7, für welches
man zunächst einen Werth > ı erhält, nöthigen Falles in (# — 1, ı) auflösen
läfst. Da die zu diesem Kettenbruche gehörigen Näherungsbrüche
A Am 1 & y
2 77 NE
irreductibel sind und positive Nenner haben, so wird der letzte derselben,
wie im Werthe, so auch in der Form mit X zusammenfallen. Da ferner nach
einem bekannten Satze «a® — yf = 1, so ergiebt die Vergleichung mit der
zwischen a, £, y. d Statt findenden Relation,
B=ar+f, d=eyo+B
wo r eine ganze Zahl ist. Der Bruch läßt sich also vermittelst des neuen
Gliedes r der Reihe der Näherungsbrüche anschliefsen, und man hat
AT rar, iR):
II. Für das Folgende ist noch der besondere Fall näher zu betrach-
ten, wo .«, 0, y, d sämmtlich positiv sind und zugleich die Bedingungen yS «,
ö>y erfüllen. Wie leicht zu sehen, sind alsdann A und r positiv. Ist
der binären quadratischen Formen von positiver Determinante. 103
@ = i, so liegt dies schon in unserer Voraussetzung, da für diesen FallA = y,
e—ß. Ist dagegen @> 1, so ist wenigstens sogleich klar, dafs A, welches
nach Obigem der unmittelbar unter D liegenden ganzen Zahl gleich ist, po-
sitiv sein wird. Dafs aber auch r positiv ist, erhellt wie folgt. Da A positiv
ist, so sind auch die Zähler der oben gebildeten Näherungsbrüche positiv und
bilden vom ersten incl. ab eine wachsende Reihe, so dafs also y>&. Danun
ö=YTr-+-d, so wäre, wenn r—=0 angenommen würde, d—=y, und wenn
man co negativ voraussetzte, ö ebenfalls negativ gegen unsere Annahme.
Bezeichnen wir zu gröfserer Gleichförmigkeit die positiven Zahlen
?, vr mit /, s, so ist also in unserem besonderen Falle
ö
2 = (I,m,...,r) za u ars). ll 70.5.7830),
wo die Glieder Z, m, ....,r, s sämmtlich positiv und in gerader Anzahl sind.
$. 3.
Indem wir jetzt zu dem eigentlichen Gegenstande dieser Abhandlung
übergehen, bemerken wir dafs alle quadratischen Formen
ax?+2bay+cy?’=(a,b,c)
die hier zu betrachten sind, dieselbe positive Determinante D=b5B?— ac
haben, welche daher nicht weiter zu erwähnen sein wird. Die positive ganze
Zahl D ist beliebig bis auf die Beschränkung, dafs sie keinem Quadrate gleich
sein darf. Da hiernach die äufseren Coefficienten a, c immer von Null ver-
schieden sind, so erhellt dafs, sobald aufser D noch der mittlere und einer
der äufseren Coeffieienten gegeben sind, auch der andere, und folglich die
Form selbst völlig bestimmt sein wird.
Jeder Form (a, b, c) lassen wir eine aus denselben Coefficienten ge-
bildete Gleichung
arzbu+rcw=o
entsprechen, deren Wurzeln
—bz VD
c
immer auf dieselbe Weise wie es hier geschieht, nämlich so dargestellt wer-
den sollen, dafs der unveränderte dritte Coefficient c den Nenner bildet.
Unter dieser Voraussetzung können die beiden Werthe von w, dem oberen
104 Dirıcater: Vereinfachung der Theorie
und unteren Zeichen entsprechend, als die erste und zweite der zur Form
(a, b, c) gehörigen Wurzeln unterschieden werden. Wie leicht zu sehen, ist
eine Form durch ihre Determinante und eine der zu ihr gehörigen Wur-
zeln völlig bestimmt. Gehört nämlich derselbe Werth zu beiden Formen
(a,b, c), (A,B,C) als erste Wurzel oder zu beiden als zweite, so hat man
die Gleichung
in welcher entweder die oberen oder die unteren Zeichen gelten, und aus
der wegen der Irrationalität von VD sogleich B=5, C=c, d. h. die Iden-
tität der beiden Formen folgt.
Wenn im Folgenden zwei Formen
(1) ax®+2dbxy+cy’, AX?+:BXY+CY
äquivalent genannt werden, so ist darunter immer die eigentliche Äquivalenz
zu verstehen, so dafs also dieser Ausdruck die Existenz einer Substitution
air kat ,£
(2) z=aX+ßY, y=yX+SY, N)
einschliefst, deren Coeffhieienten die Bedingung
(3) ad—ß DR
erfüllen und durch welche die erste Form in die zweite übergeht. Aus jeder
solchen Substitution folgt dann durch Auflösung der Gleichung (2) nach X
und Y, eine ähnliche, welche die zweite Form in die erste verwandelt.
In gewissen singulären Fällen giebt es bekanntlich aufser den eben be-
sprochenen Substitutionen andere, durch welche äquivalente Formen in ein-
ander übergehen und die statt der Bedingung (3) die entgegengesetzte ad — By
— — ı erfüllen. Wir bemerken hier ausdrücklich, dafs Substitutionen die-
ser letzteren Art im Folgenden überall auszuschliefsen sind.
Nach diesen vorläufigen Feststellungen ist es nun leicht die folgenden
Sätze zu beweisen.
I. ‚Zwischen den gleichnamigen zu den äquivalenten Formen (1) ge-
hörigen Wurzeln w und 2, und den Coefficienten der Substitution (2) besteht
immer die Gleichung:
.y+82 "
(4) " Tarße
der binären quadralischen Formen von positiver Determinante. 105
2 b R e 9 f Y— du
Bringt man die zu beweisende Gleichung in die Form _... .
setzt für » seinen Werth und befreit den Nenner von der Irrationalität, so
wird die zweite Seite mit Berücksichtigung der Gleichungen «8 — By = ı,
D=b’-—-.ac,
— M#+VD
N
wo M=aaß+b(ad+ßBy)+ceyd, N=aß?+25ß3+ cd? geselzt
ist. Da nun die Ausdrücke M] und N mit denjenigen zusammenfallen, welche
man für Bund C erhält, wenn man die Substitution (2) auf die erste der
Formen (1) anwendet, so ist die Behauptung bewiesen.
II. ‚‚Findet die Gleichung (4) für ein Paar gleichnamiger zu den
Formen (1) gehöriger Wurzeln » und 0 Statt und erfüllen zugleich die gan-
zen Zahlen «,ß, y, 6 die Bedingung (3), so sind die Formen äquivalent und
die erste geht durch die Substitution (2) in die zweite über”.
In Folge der Voraussetzung hat man ohne neue Rechnung
— BE VD — MEVD.
c N
wo entweder die oberen oder .die unteren Zeichen gelten. Es ist folglich
B=M,C=N,d.h. die Form, in welche (a, 5b, c) durch die Substitution
(2) übergeht, fällt mit der Form (A, B, €) zusammen.
Es versteht sich übrigens von selbst, dafs die Gleichung (4), sobald sie
für ein Wurzelpaar gültig ist, auch für das andere Statt findet.
III. Es werden später häufig sogenannte benachbarte Formen, d.h.
Formen zu betrachten sein, die sich wie
(a,b, a‘), (a', b', a")
so an einander schliefsen, dafs der letzte Coefficient der ersten mit dem ersten
der zweiten zusammenfällt und deren mittlere Coefficienten 5, d’ zugleich die
Bedingung 6 + d’= 0, (mod.a') erfüllen. Solche Formen sind immer äquiva-
lent. Wendet man nämlich auf die erste die Substitution WE » s) an, welche
die Bedingung (3) erfüllt, ohne dafs ö bestimmt wird, so erhält man eine
neue Form, deren erster Coefficient = a’ ist, während der zweite =—5b—.«'d
u e
setzt. Für unsere
Formen wird die Gleichung (4) zwischen den gleichnamigen zu denselben
Math. Kl. 1854. 10)
dem gegebenen 5’ gleich wird, wenn man d = —
106 Dirıcnter: Vereinfachung der Theorie
gehörigen Wurzeln », w,
1
1
vm—-d6—-—, oder = — „use
w WI
5.4.
Wenn von den beiden zur Form (a, 5, c) gehörigen Wurzeln
za D,.. BD)
c ? C
die erste ihrem absoluten Werthe nach über, die zweite unter der Einheit
liegt, und diese Wurzeln überdies entgegengesetzte Zeichen haben, so heilst
die Form eine reducirte. In Folge der ersten Bedingung ist 4 > 0, in
Folge der zweiten d < VD. Das Produkt —ac—= D- b: ist demnach
positiv, d.h. die äufseren Coefficienten a, ce haben entgegengesetzte Zeichen,
und es leuchtet zugleich ein, dafs das Zeichen der ersten Wurzel mit dem
von a übereinstimmt und dem Zeichen von c entgegengesetzt ist.
Ist die Form (a, b, c) eine reducirte, so ist es auch die Form (c, 5, a),
wie dies daraus folgt, dafs offenbar jede zu der einen gehörige Wurzel
dem reciproken Werthe der zur andern gehörigen ungleichnamigen Wurzel
gleich ist.
Für jede Determinante D giebt es nur eine endliche Anzahl von re-
ducirten Formen, die man sämmtlich erhält, wenn man für jedes positive
b<YVD, alle positiven und negativen Faktoren c von )— 6? aufsucht, welche
ihrem absoluten Werthe nach zwischen YD+5 und YD — 5 liegen, und
dann für jede so erhaltene Combination 5, e den ersten Coefficienten @ durch
D-—-b:
die Formel &« = — bestimmt.
c
Es soll jetzt mit Beibehaltung der $. 3, III gebrauchten Zeichen und
unter der Voraussetzung dafs (a, d, a’) eine gegebene reducirte Form sei, un-
tersucht werden, ob unter den dieser nach der rechten Seite benachbarten
Formen (a', b', a’), deren mittlere Coefficienten durch die Gleichung d’ —
— b— ad bestimmt werden, es eine oder mehrere reducirte giebt. Hierzu
bemerke man zunächst, dafs, wenn (a', b', a’) eine reducirte Form sein soll,
die zu ihr gehörige erste Wurzel w’ in ihrem Zeichen der ersten zu (a,b, a‘)
gehörigen Wurzel w entgegengesetzt sein mufs, da dieselbe Zahl a’ in der
einen Form als erster, in der andern als dritter Coefficient vorkommt. Hier-
der binären quadratischen Formen von positiver Determinante. 107
nach ist also in der Gleichung vw’ = — ng , wenn darin » den ersten Werth
von w bedeutet, die willkürliche ganze Zahl d so zu wählen, dafs w' ein un-
echter Bruch werde und w im Zeichen entgegensetzt sei. Diese Forderung,
ganz gleichbedeutend mit der, dafs — ö ein echter Bruch werde und im
Zeichen mit w übereinstimme, läfst sich offenbar immer und zwar nur auf
eine Art erfüllen, indem man für d diejenige der beiden w unmittelbar be-
nachbarten ganzen Zahlen zu wählen hat, welche auf derselben Seite von w
liegt, wo sich die Null befindet. Da w numerisch gröfser als die Einheit ist,
so kann diese völlig bestimmte ganze Zahl 8 nie Null sein, stimmt im Zei-
chen mit w überein, und liegt ihrem absoluten Werthe nach unmittelbar un-
ter dem von w. Es ist hierdurch schon dargethan, dafs es unter den Formen
(a’, b', a’) nicht mehr als eine reducirte geben kann. Dafs aber die dem
eben definirten Werthe von d entsprechende Form wirklich eine redueirte
ist, erhellt wie folgt. Läfst man in unserer Gleichung w' = — — ‚w die
zweite Wurzel bedeuten, so hat w dasselbe Zeichen wie —d, da d im Zeichen
mit dem ersten Werthe von w übereinstimmt. Der Nenner »— ö, dessen
zweiter Bestandtheil wenigstens der Einheit gleich ist, ist also ein unechter
Bruch und folglich w' ein echter Bruch, dessen Zeichen mit dem von & und
also auch mit dem der ersten Wurzel w übereinstimmt d.h. dem Zeichen
der ersten Wurzel w entgegengesetzt ist, wie es sein mufs.
Um den mittleren Coeffhicienten 5’ der völlig bestimmten reducirten
Form (a‘, 5’, a’), welche der gegebenen (a, 5, a’) nach der rechten Seite
benachbart ist, bequem darzustellen, bemerke man, dafs nach Obigem, wenn
w—d=r7 gesetzt wird, wo w die erste Wurzel bezeichnet, 7 ein echter
Bruch von demselben Zeichen wie w sein wird. Setzt man nun w — o statt
ö in die Gleichung / = — 5 — a, und führt zugleich für » seinen Werth
ein, so erhält man ’/—= VD -+ as. Hiernach und da der echte Bruch r hin-
sichtlich seines Zeichens mit » übereinstimmt und folglich « entgegengesetzt
ist, liegt also 5’ zwischen VYDundVYD > a, wo das obere oder das untere
Zeichen gilt, je nachdem a’ positiv oder negativ ist. Durch diese Bedingung
mit der Congruenz d’ = — b, (mod. a’) verbunden, wird Ö’ leicht und ohne
Zweideutigkeit erhalten.
Auf dieselbe Weise oder noch einfacher, indem man vermittelst der
oben gemachten Bemerkung die Frage auf die eben behandelte zurückführt,
02
108 Dirıcnzer: Vereinfachung der Theorie
überzeugt man sich, dafs es eine und nur eine reducirte Form (’a, 'b, a) gibt,
welche der gegebenen nach links benachbart ist.
S. 5.
Bildet man aus einer reducirten Form &, die ihr nach rechts benach-
barte $,, aus dieser auf dieselbe Weise die Form $,, u.s. w., und verfährt
ähnlich nach der entgegengesetzten Seite, so dafs die reducirte Form &_, der
gegebenen nach der linken Seite benachbart ist, u. s. w., so erhält man die
nach beiden Seiten unendliche Reihe äquivalenter Formen
3 P_2> P_1> Pos Pı> Pay ++»
von welcher wegen der Endlichkeit der Anzahl der zu einer gegebenen De-
terminante gehörigen redueirten Formen zunächst klar ist, dafs die in ihr
enthaltenen Formen nicht alle von einander verschieden sind, so wie auch
dafs zwei dieser Formen, deren erste Coefficienten abwechselnd positiv und
negativ sind, nur dann identisch sein können, wenn die Differenz ıhrer In-
dices gerade ist. Andrerseits folgt aus der Bildungsweise unserer Reihe, nach
welcher jedes Glied das vorhergehende und folgende völlig bestimmt, dafs
wenn zwei Formen identisch sind, je zwei andere, welche von diesen nach
derselben Seite gleich weit abstehen, d.h. je zwei andere, deren Indices den-
selben Unterschied wie die Indices jener haben, ebenfalls identisch sein wer-
den. Da sich hiernach jede Form nach beiden Seiten wiederholt, so sei un-
ter den auf ®, folgenden Formen &,, die erste mit dieser identische. Als-
dann sind die Formen
Dos 5 [U IPELErER Pnyr- Pan-ı
alle von einander verschieden. Dafs die erste mit keiner der übrigen iden-
tisch sein kann, liegt schon in unserer Voraussetzung und wären von den
letzteren zwei, deren Indices um 2% verschieden seien, identisch, so wäre
nach der vorhin gemachten Bemerkung auch &, mit &,, identisch, was of-
fenbar unserer Voraussetzung widerstreitet, da 2A<2n ist. Die eben be-
trachteten 2 Formen bilden eine Periode, die sich nach beiden Seiten ins
Unendliche wiederholt, so dafs also zwei Formen &,, $, identisch oder nicht
identisch sind, je nachdem ihre Indices der Congruenz u = v, (mod ?n) ge-
nügen oder nicht genügen. Übrigens versteht sich von selbst, dafs man die
Periode bei irgend einem ihrer Glieder beginnen kann und dafs unsere Reihe
der binären quadratischen Formen von positiver Determinante. 109
auch durch Wiederholung der aus denselben Formen gebildeten Periode
Dn> Dazı 2 ade Paa-ı) Do» ®> u Dn-ı
erzeugt werden kann.
Da nach $. 3 eine Form $, und die zu ihr gehörigen Wurzeln w, sich
gegenseitig bestimmen, so ist auch für die Gleichheit von zwei gleichnamigen
{e)
e in der Con-
Wurzeln »,, w, die erforderliche und ausreichende Bedingung
gruenz u=v, (mod. 2n) gegeben.
Bezeichnet ferner d, die in dem absoluten Werthe der ersten Wurzel
w, enthaltene gröfste ganze Zahl, mit dem Zeichen von w, genommen, so
findet nach $. 4 zwischen den gleichnamigen Wurzeln »,, »,,, die Gleichung
1
ee
v v Wyrı
Statt. Da d, durch die erste Wurzel w, völlig bestimmt wird, so hat die
Congruenz u =v, (mod. 2n) die Gleichung 3, = Ö, zur Folge, aber natürlich
nicht umgekehrt.
Da es gleichgültig ist, welchem Gliede der Reihe wir den Index Null
beilegen, so soll zur Vermeidung unnützer Unterscheidungen angenommen
werden, dafs die ersten Coefficienten der Formen mit geradem Index positiv
sind. Unter dieser Voraussetzung stimmt also das Zeichen jeder ersten Wur-
zel w, und des entsprechenden Werthes d, mit dem von (— ı)"überein, wo-
gegen die zweite Wurzel w, das entgegengesetzte Zeichen hat.
Wir bezeichnen endlich noch den absoluten Werth von d, mit k,, so dafs
also d, = (— 1)’k, und wieder k, —=k, sein wird, wenn x und v nach dem
v
Modul 2n congruent sind.
1 1
Multiplieirt man obige Gleichung w, =, — — (—- ı)k’ —
Wyrı Wyrı
und alle ähnlichen folgenden, je nachdem v gerade oder ungerade ist, ab-
wechselnd mit # ı, $ 1, so erhält man
1 a >
a SA) a — k,+ a EL — 0 IE Sn etc
Versteht man nun unter den gleichnamigen Wurzeln w,, w,,,, %,4., - . erste
Wurzeln, so snd&w,, Fu ... positive unechte Brüche. Man hat also
v+1)
die normale rein periodische Kettenbruchentwicklung
Eee
Rule} us) Ikader
110 Dirıcnter: Vereinfachung der Theorie
W, = (— 1)" (k,;, Ran as dayn zualı; k,, kun > .)
Auf dieselbe Weise erhält man aus der Gleichung vw, , = &,_, — ;
der man die Form - — ee — geben kann, und den ähnlichen dieser
v
wi
vorhergehenden, für den reciproken Werth der zweiten Wurzel
1 =
Er =(—1) ; (ey ’ lu, are RE Be ’ Rh, A .)
und man sieht, dafs die hier vorkommende Periode, deren Glieder sich auch
k .. k,,., k,,; durch Umkehrung
der in der Entwicklung der ersten Wurzel enthaltenen Periode entsteht.
Es ist noch zu bemerken, dafs für die Zahlenreihe, deren allgemeines
Glied k, ist, eine 2ngliedrige Periode die kürzeste Periode von gerader
Gliederzahl ist, durch deren Wiederholung sie erzeugt werden kann. Gäbe
es nämlich eine kürzere mit der Gliederzahl 2m, so würden nach der oben
wie folgt schreiben lassen %k
Za-+-v—1) 2rn +v—2)
für die erste Wurzel w, gefundenen Entwicklung, », und w,,, und folglich
auch #, und $,, zusammenfallen, gegen unsere Voraussetzung, dafs 2 der
kleinste Index ist, für den $,, mit ®, identisch wird.
Endlich werde noch erwähnt, dafs man die Gesammtheit der zu einer
gegebenen Determinante gehörigen reducirten Formen immer in Perioden
vertheilen kann, wie wir sie in diesem $ betrachtet haben. Nachdem man
aus einer reducirten Form die Periode der sie angehört, gebildet hat, ver-
fährt man, falls nicht schon alle reducirten Formen in dieser ersten Periode
enthalten sind, auf dieselbe Weise mit einer der noch übrigen Formen. Die
so gebildete zweite Periode besteht aus Formen, die wie sie von einander, so
auch offenbar von denen der ersten verschieden sind. Auf diese Weise fährt
man fort neue Perioden zu bilden, bis alle reducirten Formen erschöpft sind.
S. 6.
Wir kommen nun zu der Frage, welche die Entscheidung betrifft, ob
zwei gegebene Formen äquivalent sind oder nicht. Da man aus jeder Form
leicht eine mit ihr äquivalente reducirte ableiten kann, andrerseits aber For-
men, welche derselben Periode angehören, immer äquivalent sind, so bleibt
nur zu untersuchen, ob Formen aus verschiedenen Perioden äquivalent sein
können. Da offenbar bei dieser Untersuchung jede der beiden mit einander
der binären quadratischen Formen von positiver Determinante. 441
zu vergleichenden Formen beliebig in ihrer Periode gewählt werden kann,
so wollen wir die ersten Coefficienten beider Formen
9, = lad co) elAd,B, lc)
positiv voraussetzen, jeder in ihrer Periode den Index o beilegen, für die
Periode der ersten alle in $. 5 gebrauchten Zeichen beibehalten und uns für
die der zweiten der entsprechenden grofsen Buchstaben bedienen, so dafs
also die zu unseren Formen gehörigen ersten Wurzeln durch die normalen
Kettenbrüche
NE EN); RE)
dargestellt werden. Werden nun die Formen äquivalent vorausgesetzt und
geht die erste in die zweite durch die Substitution ( E über, so ist nach 8.3, I
ad By=ı,w= ar °
Wie leicht zu sehen, kann « nicht Null sein. Alsdann wäre nämlich y=+1,
und folglich 4=c, was der hinsichtlich der Zeichen der Coefficienten ge-
machten Voraussetzung widerspricht. Wir haben also nach $. 2, I eine Glei-
chung der Form
nz rm Te a)
wo die Glieder A, ın,.. r, r in gerader Anzahl >g sind. Wird nun der Ket-
tenbruch nach $. 1 in einen normalen umgeformt, so wird, da w, positiv ist,
die Anzahl der Glieder bis zu einem hinlänglich entfernten, unberührt blei-
benden Gliede X, gezählt, sich um eine gerade Zahl 2% ändern, wo A posi-
tiv oder negativ sein soll, je nachdem die Anzahl wächst oder abnimmt, und
h= 0 auch den Fall in sich begreift, wo der ursprüngliche Kettenbruch schon
ein normaler ist. Nach der Umformung mufs der Kettenbruch mit dem oben
für w, angenommenen zusammenfallen. Es ist daher, wenn der Index v eine
gewisse Grenze überschreitet,
15
Schreibt man 2Vi-+v stattv, wo 2/i ein hinlänglich grofses Multiplum
28 +2h+97*
von 2/V bedeutet, so kann das neue v jeden positiven Werth mit Einschlufs
der Null annehmen, und man erhält, wenn man 2 Vi im Index von Ä weg-
läfst und im Index von%k, 2g+24+2Ni auf seinen nach dem Modul 2n
genommenen Rest 2m reducirt,
112 Diricuuer: Vereinfachung der Theorie
Kıık a
Es ist mithin ©, = w,, und folglich ®$, = #,, d.h. die zweite Form ist in
der zur ersten gehörigen Periode enthalten und entspricht in dieser dem In-
dex 2m. Formen aus verschiedenen Perioden können demnach nicht äqui-
valent sein.
ST:
Nachdem wir den schwierigsten Satz der Theorie der quadratischen
Formen von positiver Determinante auf eine einfache Weise bewiesen
haben, bleibt uns noch mit wenigen Worten anzudeuten, wie die übrige
Lehre in denjenigen Punkten, die nicht sowohl auf diesem Satze als viel-
mehr auf der Begründung desselben beruhen, unserem Beweise gemäfs zu
modifieiren ist.
Da die Operationen, durch welche man die Äquivalenz zweier For-
men erkennt, immer eine erste Substitution ergeben, durch welche die eine
Form in die andere übergeht, so bleibt hinsichtlich der Äquivalenz nur noch
die Aufgabe aus einer gegebenen Transformation einer Form in eine andere
alle übrigen abzuleiten. Diese Aufgabe wird leicht auf die einfachere zurück-
geführt, alle Transformationen einer Form in sich selbst darzustellen, und
man kann dabei voraussetzen, dafs die Coefficienten der Form ohne gemein-
schaftlichen Theiler sind, da jede Substitution, durch welche eine Form in
sich selbst übergeht, bei der durch Entfernung des gemeinschaftlichen Thei-
lers entstandenen neuen Form denselben Erfolg hervorbringt und umge-
kehrt. Ist nun (a, 5, c) eine Form, deren Coefficienten a, d, c keinen ge-
meinschaftlichen Theiler haben, so wird der gröfste gemeinschaftliche Theiler
von a, 25, c, den wir, positiv genommen, co nennen wollen, ı oder 2 sein,
von welchen beiden Fällen der letztere übrigens nur Statt finden kann, wenn
die Determinante D= 5b? — ac die Form 4A + ı hat. Dies vorausgesetzt,
beweist man (!), dafs alle Substitutionen Si 2); welche die Form in sich
selbst verwandeln, durch die Gleichungen
t— bu eu au t+ bu
’ B=—--, MW Zi =
oa o oa (v2
04. ==
(') Disq. arith. pag. 181 oder Crelle’s Journal. Band 24, S. 328. Der am letzteren Orte
gegebene Beweis gilt für complexe Zahlen, bleibt aber wörtlich für reelle anwendbar, wenn
man unter dem dort gebrauchten Zeichen w dasselbe versteht, was hier mit bezeichnet ist.
der binären quadratischen Formen von positiver Determinante. 1443
erhalten werden, wenn man in diese alle ganzen Zahlen z, u einsetzt, welche
der Gleichung
ti Du — 0:
genügen, und zeigt zugleich, dafs die vollständige Auflösung dieser unbe-
stimmten Gleichung leicht aus der in den kleinsten positiven Zahlen ausge-
drückten Auflösung abzuleiten ist.
Man kann nun den Zusammenhang zwischen beiden Problemen zur
Auflösung der unbestimmten Gleichung benutzen, da sich das Transforma-
tionsproblem für den Fall einer reducirten Form direct lösen läfst. Wir
können hierbei @ in der reducirten Form positiv voraussetzen und uns auf
die Betrachtung derjenigen Substitutionen beschränken, deren Coeffieienten
a, ß, y, d sämmtlich positiv sind. Ist
ER ER BE Re FE
der normale periodische Kettenbruch, welcher die erste der zur Form
£ : 9 ö E :
(a, 5, c) gehörigen Wurzeln darstellt, und bezeichnen = ,‚ „ zwei aufeinan-
der folgende Näherungswerthe desselben, deren zweiter dem Endgliede %,,_,
irgend einer Periode entspricht, so hat man
ad— Ay=ı, re
aus welchen Gleichungen nach $. 3, II, wenn man die dort vorkommenden
Formen identisch voraussetzt, folgt, dafs unsere Form durch die aus vier
positiven Coefficienten gebildete Substitution «, ®, y, d in sich selbst
übergeht. Umgekehrt ist leicht zu zeigen, dafs man alle Substitutionen
der bezeichneten Art auf diese Weise erhält. Sind nämlich «, £, y, d die
Coeffieienten einer solchen, so schliefst man aus $. 3, I, dafs obige zwei
Gleichungen Statt finden. Gibt man nun der zweiten, welche für beide
Wurzeln w gilt, die Form
Bw? + («a — 2) v—y=0,
und bemerkt, dafs von diesen Wurzeln die erste zwischen ı und x, die
zweite zwischen — ı und o liegt, so folgt, dafs die erste Seite für » = ı ne-
gativ, für » = — ı positiv sein mufs. Man erhält so die beiden Ungleich-
heiten
Math. Kl. 1854. ; B
114 DiricHLert: F ereinfachung der Theorie
y-a>ß-8, o—-y>a—ß,
aus welchen leicht diese neuen
ey ze
abgeleitet werden. Die Richtigkeit der ersten ergibt sich, indem man von
der entgegengesetzten Annahme ö <y ausgeht, aus welcher wegen «ad > ßy,
@a>% oder a—ß>o, und dann nach der zweiten der obigen Ungleich-
heiten, d>y folgt. Setzt man zweitens <>, so kann nicht zugleich d&> ß
sein, da dann «d um wenigstens 3 Einheiten gröfser als ®y sein würde. Aus
ß—6 5 o folgt aber nach der ersten der obigen Ungleichheiten y>a. Da
so die Annahme @>y auf einen Widerspruch führt, so ist nothwendig
>
y2a.
Es finden hiernach alle $. 2, II gemachten Voraussetzungen Statt und
man hat
— — ur r- ==/(L, m... 7,8), Wellm,. 37,50):
Setzt man für die erste Wurzel w obige Entwicklung ein, so erhält
man zwei gleiche und folglich identische normale Kettenbrüche, so dafs die
Reihe /, m, .. r, s nothwendig aus einer oder mehreren Perioden k,, k,, ..
k,,_, besteht und z ; . ‚ wie vorhin behauptet wurde, zwei aufeinander-
folgende dem Ende einer Periode entsprechende Näherungswerthe sind. Da
nun a, @, y, d offenbar wachsen, wenn man von einer Periode zur folgen-
den übergeht, so werden die kleinsten positiven Substitutionscoefficienten
dem Ende der ersten Periode entsprechen und man überzeugt sich auch
leicht, dafs sie in den oben angeführten Gleichungen aus den kleinsten po-
sitiven Werthen von Z und u erhalten werden. Nach der ersten und vierten
jener Gleichungen ist nämlich
ne. e— b2u: Mr An ei acu? ni acu?
a? a? r
Da nun — ac positiv ist, so haben « und Ö immer dasselbe Zeichen, welches
21 : : >
wegen @ + = — das Zeichen von Zt ist. Eben so sieht man aus den Aus-
drücken für @ und y, dafs auch diese, wenn sie nicht beide Null sind, was
u = 0 voraussetzt, im Zeichen mit w übereinstimmen. Die oben unter-
der binären quadratischen Formen von positiver Determinante. 115
suchten positiven Substitutionen «, ß, y, d werden also aus positiven z, u
erhalten und da ß, y mit u wachsen, so entspricht die in den kleinsten Zah-
len ausgedrückte Substitution den kleinsten positiven Werthen von Z,u,
die folglich, sobald jene aus dem Kettenbruche bestimmt ist, durch die
Gleichungen
= — (+ a), u=-, (da)
sefunden werden.
Le)
—HETD——
a
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Seite 103, Zeile
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7
Philologische du historische
Abhandlungen
der
Königlichen
Akademie der Wissenschaften
zu Berlin.
anne
Aus dem Jahre
E80A.
a T
Berlin.
Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie
der Wissenschaften.
1855.
In Commission in F. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung.
ve’ har,
FR
K
kKah'a!'t:
v.D. HAGEN: Die romantische und Volks-Litteratur der Juden in Jüdisch-Deutscher
Sprächesg(Eirsters Het) n 2 Sa Nee ee ae Seite 1
RIEDEL: Die Ahnherren des Preulsischen Königshauses bis gegen das Ende des
43 Jahrhundertst 22 ren ee ee ee ee ee u
HoMEYER: Der Prolog zur Glosse des sächsischen Landrechts ...........- - 155
Currıus: Zur Geschichte des Wegebaus bei den Griechen... .....2..... - 211
Ir GRimmuber dievnamen desdonners.r... 0 2 RER EEE -#303
RıTTER über einige verschiedenartige charakteristische Denkmale des nördlichen
SEETBLS 0 56 Do Die v0 Ban due a a oe ER - 333
RıEDEL über den Ursprung und die Natur der Burggrafschaft Nürnberg ... . - - - 369
RANKE: Zur Kritik fränkisch-deutscher Reichsannalisten .... 2... 22.2.2000. - 415
Bopp über das Albanesische in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen... . . - - 459
PANOFKA: Archäologischer Commentar zu Pausanias B. II. Kap. 24... ...... - 551
——m—— um
u,
Die romantische und Volks-Litteratur der Juden
in Judisch - Deutscher Sprache.
Von ,#
r
H=: yo. HAGEN.
Erster Theil.
mann
[Gelesen in der Akademie der Wilsenschaften am 18. August 1853.]
Wan Goethe, aus Anlafs seiner früheren alttestamentlichen Arbeiten, von
den Juden sagt, dafs sie von jeher nicht viel getaugt haben, so gilt dafselbe
von dem Menschen überhaupt, dessen Urgeschichte zugleich ihre Stamm-
geschichte ist; und wie, laut derselben, der Mensch sogleich mit Hochmut,
Wollust, Blutschande und Brudermord glänzend auf die Weltbühne trat,
so taugten auch seine nächsten Abkömmlinge, durch ihre im selben Gleise
fortgehende Geschichte, zum Beispil und Vorbild in der Weltgeschichte, als
Weltspiegel, welcher Anfang und Ende der Dinge umschliefst.
Es war und ist das Schicksal der Juden, bei der stärksten innern Ein-
heit und dem festesten Zusammenhang und Halt, bei der schärfsten Abson-
derung, in alle Welt, unter alle Völker zerstreut zu werden und zu bleiben
bis ans Ende der Tage, eben wie der ewige Jude.
Und so sind es zwei entgegengesetzte Richtungen, welche von jeher
das Jüdische Volk zur Führung und Erziehung des Menschengeschlechts eig-
neten und bestimmten: nämlich daszähe Festhalten der unvertilgbaren, leibli-
chen, wie geistigen Grundzüge ursprünglicher Eigentümlichkeit; und dabei
die leichte Beweglichkeit und Gewandtheit, sich auch die entfernteste Volks-
tümlichkeit anzueignen. In beidem zeigt sich zugleich eine gewisse Än-
lichkeit mit dem Deutschen Volke. Dise letzte Gefügigkeit, welche bei
den Juden sich, im Streite mit jener Halsstarrigkeit, schon in der Aegyptischen
Dienstbarkeit offenbarte, dann in dem unaufhörlichen Bulen mit fremden
Göttern, sowie in der Babylonischen Gefangenschaft, und endlich seit der
völligen Vertreibung aus dem gelobten Lande bis zur Zerstreuung in alle
Welt unter alle Völker, hatte zur Folge, dafs die Juden nicht nur an der
Philos. - histor. Kl. 1854. A
2 v.D. Hacken: die romantische und V olks-Litieratur
Litteratur, Gelahrtheit und Dichtkunst diser Völker Theil nahmen, sondern
auch die Sprachen derselben mehr oder minder sich aneigneten. Dabei gaben
sie zwar ihre Ursprache, welche Gott selber im Paradise, auf dem Sinai und
fürder mit seinem Volke redete, die Sprache ihres Gesetzes und der auch uns
Heiligen Schrift, keinesweges auf, und lernen sie immerdar noch, wenn auch
nur fast als eine todte, kaum noch gesprochene, jedenfalls im Gebrauche
manigfaltig veränderte Sprache. In dieser bildete sich auch in den ver-
schiedensten Ländern eine Art gemeinsamer Litteratur der Juden, als Fort-
setzung der Althebräischen, fürder aus, und diente noch als Vereinigung der
Zerstreuten, für welche es zu verschiedenen Zeiten verschiedene, oft weit
entlegene Orte der Nachblüte gab, z. B. in Portugal und Polen. Diser
Teil des Jüdischen Schriftwesens hat bisher noch die meiste litterargeschicht-
liche Berücksichtigung auch für die übrige gelehrte Welt gefunden. Erst in
späteren Zeiten hat man auch den Teil desselben mer beachtet, der sich
an die Litteratur der neueren Völker, unter welchen die Juden lebten, be-
stimmter anlehnt, und der schon im Mittelalter als ein Zweig der romanti-
schen Litteratur anzusehen ist. Als solcher tritt sie sowol in der eignen
Hebräischen Sprache, als in den neueren Landessprachen hervor, und hier
zwar, wie es mir scheint, am reichhaltigsten, manigfaltigsten, und überhaupt
merkwürdigsten, in Deutscher Sprache. Und darum gebürt disem Ge-
genstande wol eine nähere Betrachtung; wobei ich hier besonders die der
Dichtkunst zugewandte Seite hervorhebe, als die lebhafteste und bedeutendste
für die gesammte übrige Bildung.
Die Juden sind freilich kein eigentliches Volk der Kunst, in welcher
die alten heidnischen Völker sie weit übertrafen: ihre Dichtkunst jedoch, auf
dem Urgrunde der Wahrheit beruhend, überragt alle diese Völker ebenso
durch Erhabenheit, Heiligkeit und Sittlichkeit, wie sie weniger in manigfalti-
gen Kunstformen ausgebildet ist. Auch nach dem Abschlufse des alttesta-
mentlichen Kanons (nach der Heimkehr aus Babylon), und selbst nach der
Zerstörung Jerusalems, hat es den Juden nicht an Dichtern gefehlt, wie einige
Gebete des Amoräers Samuel (st. 250 n. Ch.) im Talmud, und der Rab-
biner Nechonja und Elieser, im Gebetbuche für alle Wochentage, be-
zeugen. Dise Gedichte befleifsigen sich, dem Inhalte gemäfs, auch der
altertümlichen Sprachreinheit; obschon einige (namentlich Elieser) sich der
Sprache des Talmud anschliefsen; dessen beide grofse Sammlungen in Jeru-
der Juden in Jüdisch-Deutscher Sprache. 3
salem und Babylon, in den ersten Jahrhunderten n. Ch., alle Kräfte auf-
boten zu einem nochmaligen Babylonischen Bau. Die ängstliche Sorge für
die Sprachreinigung zeigten die Juden selbst darin, dafs sie andere weltliche,
ergetzliche und fremdartige Gegenstände auch meist nur in fremden Sprachen
dichteten. In solchem guten Sinne begannen sie damals schon ihre seitdem
so häufig, auch im anderen Sinne widerholten Arbeiten diser Art. Aus der
vorchristlichen Zeit sind noch einige Überbleibsel in der damals seit Alexan-
der d. G. weit durch das Morgenland herrschenden Griechischen Sprache:
Bruchstücke einer Tragödie, der Auszug der Kinder Israels aus Äg gypten,
von einem Juden Ezechiel; (!) und zwei heroische Gedichte, von einem
Philo, der älter ist als der Alexandrinische Philo, und von Theodotos.
Eines Jüdischen Dichters Theodorus in Lateinischer Sprache gedenkt
Martial (Epigr. XI, 54. 94), als seines Zeitgenofsen.
Nicht minder'erfuhren die Juden die Einwirkungen der Araber, als
dise Söhne der Wüste seit und durch Muhamed die Griechisch - Römische
Weltherrschaft ergriffen, auch deren Bildung zum Teil sich aneigneten, und
zumal unter den Abassidischen Chalifen, in Wifsenschaften und Künsten
wetteiferten, und dadurch zugleich die Höhe ihrer Macht bezeichneten,
welche sich auch weit ins Abendland über die zerstreuten Juden erstreckte.
Arabische Gedichte von Juden sind zwar eben nicht bekannt: aber durch die
ursprüngliche Stammes- und Sprachverwandtschaft standen die Juden in
eigentümlich günstigen Verhältnissen zu den Arabern. Wie der Kirchen-
vater Origines die aus Aegypten von den Kindern Israels mitgenommenen
kostbaren Gefäfse, schön und auch wahr, durch die in Aegypten angenom-
mene Bildung deutet, welche sie durch einen würdigen heiligen Inhalt wei-
chen sollten, — zu goldenen Früchten in silbernen Schalen — : so entlehn-
ten die Juden auch die kunstreich ausgebildeten Formen der Arabischen
Dichtkunst. Die derselben eigentümliche Verbindung einer wirklichen
Vers-Mefsung mit Sylbenzählung und Reim bildeten die Juden sich
um so leichter an, als der Reim nicht allein schon in den genannten Hebräi-
schen Gebeten ganz entschieden auftritt (als durchgehender Reim des ganzen
Gedichts, und als abwechselnder), sondern auch schon in den ältesten Mosai-
schen Urkunden (Gen. 4 und Num. 22) lautbar wird, und im Sprachbau
(den Flexionen des Nomens und besonders i in den Suffixen) begründet, sich
&) PFarton rt of English aa ed. Dre 1777333
A2
4 v.d. Hasen: die romantische und V olks- Litteratur
den, noch des Mafses und der Zal ermangelnden Hebräischen Versen desto
stärker empfahl, sowie durch den herrschenden Parallelismus der Sätze der
einfachste, gepaarte Reim fast gefordert ward. Mit den Arabischen kunst-
gemäfsen Versen, deren Länge die Hebräer zwischen 3 bis 13 Sylben fest-
stellten, verbanden sie nun ihre schon beschribene Reimweise, und fügten
dazu die übrigen Arabischen Reimgebäude, der überschlagenden, dreimal
widerholten und weiter verschlungenen Reime, zu manigfaltigen Strophen (').
Ihre Kunstausdrücke für Strophe, Stanze und deren Glieder sind ebenfalls
die Arabischen, schon aus der Wüste her, nämlich: Hütte oder Zelt, Bal-
kon, Pflock oder Zeltpfahl: welche bildlichen Ausdrücke, überall sehr nahe
ligend, wie noch Versbau bezeugt, auch bei unseren Meistersängern wider-
kehren, in ihren Stollen (Pfosten) und Gegenstollen (Strophe und Anti-
strophe) ; sowie unsere älteren Sangesmeistern ihr Dichten kunstgerechter
und sinnvoller Stanzen als das Errichten und Decken eines Hauses oder Zim-
mers vorstellen.
In solchen Formen dichtete nun seit der Arabischen Herrschaft eine
grofse Menge Jüdischer Reimer, wie sie heifsen, und zum Theil hoch ge-
rühmt werden, vornämlich lyrische Gedichte, darunter auch Festlieder, und
die schon von Jeremias angestimmten Klagelieder; deren ernster und from-
mer Inhalt sie als würdige Fortsetzung der frühern Hebräischen Dichtkunst
anreihte (?).
Daneben versuchten sich die Juden, nach Vorgang der Araber, auch
in anderen zum Theil noch verwandten Gattungen, vornämlich in Sitten- und
Lehrgedichten, Sprüchen, Fabeln, Rätseln, Sinngedichten. Das erste
seiner Art ist das sittliche Lehrgedicht des Hai Gaon im 10 — 11. Jar-
hundert; dann das Schachspil des Rabbi Abra Esra im 12. Jarhun-
dert, welcher, nächst Maimonides, „unstreitig der gelehrteste, geistreichste
und vorurtheilsfreiste Jude diser und der folgenden Zeiten” genannt
wird. Ihm gleichzeitig ist das ärztliche Lehrgedicht des Rabbi Jehuda,
(') Darunter auch die dreimalige Widerholung desselben Reims in Bindung mit einer
vierten Zeile, welche durch das ganze Gedicht reimt.
(2) Eine sinnige Auswahl solcher Gedichte in Deutscher gereimter Uebersetzung bietet
„die religiöse Poesie der Juden in Spanien. Von Dr. M. Sachs”, mit Beilagen in der Ur-
sprache und geschichtlicher Darstellung (Berlin 1845). — Zum Folgenden verdanke ich
freundliche Mittheilungen und Nachweisungen dem Prof. Petermann.
der Juden in Jüdisch-Deutscher Sprache. 5
genannt Charizi, d. h. der Dichter, der auch den Hariri übersetzte
und änliche Makamen, lehrreiche Erzälungen, verfafste. Im 13. Jarh.
dichtete Rabbi Isaak lehrhafte Fabeln, Rabbi Ephraim das Märtyrtum
des Rabbi Ammon, und Rabbi Joseph brachte die ganze Gemara in Verse.
Rabbi Hyssopäus im 15. Jahrh. verfafste ein schönes Hochzeitgedicht: aber
Abraham Ben Jabal und Imanuel Ben Salomo, welche zu den
besten Dichtern dieser Zeit gehörten, wurden gleichwol von den Juden
verachtet, weil sie die heilige Sprache so sehr entweihten, dafs sie erotische
Gedichte nach Catullischer Weise darin sangen. Der neuste Geschicht-
schreiber der Jüdischen Poesie, Fr. Delitzsch (1836) stellt das Verhältnis
diser letzten Dichter zu den ihnen überwigend entgegenstehenden und
dem Judenvolke gemäfseren Dichtern näher dar: er falst beide Richtungen
als Jüdische mittelalterliche Romantik zusammen, nennt die eine aber
„die synagogische, oder katholische, welche, auf die Legende gegrün-
det, die rein spiritualistische Idee des Judentums nach Auflösung des Jüdi-
schen Staats, als Einheitsband der Juden, in mysteriöser Sprache und Hie-
roglyphen der Mythe darstellt, wie das Pijuth aus der Hagada thut. In der
profanen Richtung dagegen hat, aus Einwirkung der Dichtkunst des Islams
und der Limosinischen und Italienischen Minnesängerei, der unjüdische Sen-
sualiamus fast Überhand genommen, namentlich in den beiden Jüdischen
Divanen (Gedicht-Sammlungen), weniger in dem des Spaniers Al-Cha-
rizi, fast ganz in dem des Imanuel. Die Macberot Imanuels, des Rö-
mers, sind in der Jüdischen Romantik Seitenstück zu Tristan und Isolde:
die spiritualistische Idee unterliegt in beiden dem Sensualismus der Minne.”
Der hier bemerkte Einflufs des Romantischen tritt noch stärker
und manigfaltiger hervor in den Gedichten der Juden, welche nun auch in
den Romanischen Sprachen verfafst sind. Solcher Jüdischen Dichter,
die in Spanischer, Portugiesischer und Italienischer Zunge sangen,
gibt es eine namhafte Anzahl. Besonders von solchen Spanischen Dichtern
gibt Daniel Levi de Barrios, selber im 17. Jarh. als Dichter berühmt,
ein langes Verzeichnis, (!) unter welchem im 14. Jarh. hervortritt: Rabbi
Salomo Usque durch ein Trauerspiel und als Übersetzer des Petrarca; im
17.Jarh. Manasse als Übersetzer des Thucydides, und Jakob Ben Usiel
(') ARelacion de los poetas Iudaycos. — Die Jüdischen Provenzaldichter 1190-1492
verzeichnet alphabetisch Zunz „Zur Geschichte und Litteratur” Bd. 1 (Berlin 1845).
6 v.d. Hasen: die romantische und Volks- Litteratur
durch sein Heldengedicht David. Unter den Potugiesen verdient vor allen
genannt zu werden Salomoncino, der, ein Freund des Camoöns, diesem
bei seiner Lusiade thätigen Beistand leistete. Von den Italienern erwähne
ich nur den Rabbi Jehuda benannt Arjeh di Modena, oder, wie er gewön-
lich genannt wird, Leo Mutinensis, welcher im 17. Jarh. lebte, und unter
andern in dem Alter von 18 Jahren ein poetisches Kunststück lieferte, wie
es wol nur in dem Gehirn eines durch den Talmud geschulten Juden ent-
springen konnte, aber auch den Witz und Scharfsinn eines solchen sattsam
bekundet. Es ist difs ein Gedicht auf den Tod seines Lehrers Moses Ba-
sula, welches zugleich Hebräisch und Italienisch lautend einen Trauergesang
bildet, in der achtreimigen Stanze: (!)
Ya TER DEI ma iR Sad mp
Chi nafce muor, Oime, che pals’ äcerho.
joy ON Pr ur ol Day ah 53
Colto. vien l’huom, cosi ordin’ il Cielo.
2 927 > mia a mon
Mofe mori Mole gia car de verbo.
Ho mr Nm Tea Dr jr mon Di
Santo fia ogn’ huom, con puro zelo.
Na mn ar Tu mar Dun mn
Ch’ alla en gia mai l[enza rilerbo.
"> MB RI PR 99 na DIR Sm
Aria huom, ma vedran in cangiar pelo,
Bas may 2 "bp D3 maEO
Se fin habiam, ch’ al Cielo vero ameno,
Sad iwı au naar Din
Val’ huomo vä le viva aflaiı, [e meno.
Wie bei den Romanischen Völkern, wegen ihrer nähern Beziehung
auf das Morgenland, überhaupt die Juden wenig oder gar nicht von ihnen
zu unterscheiden sind, in Gestalt und Tracht, in Aussprache, eigentümlicher
Betonung und einer gewissen Sangweise der fremden Sprache: so haben sie
auch bei der Teilname an deren Dichtkunst und Schriftentum überhaupt,
keine leicht erkennbare Eigenheit kund gegeben. Dafselbe Verhältnis hin-
sichtlich des Sprachgebrauchs zeigt sich zwar auch noch bei unseren Mittel-
(') Sota. lib. Mischnicus de uxore adulterii suspecta, cum excerplis Gemarae, Hebr., C.
vers. Lat. et comm. ed. I. Ch. Wagenseil. Altdorf. 1674. 4. (88 und 1234 S.) p. 50.
der Juden in Jüdisch-Deutscher Sprache. 7
deutschen Liederdichtern (Minnesingern), unter welchen Süfskind der
Jude von Trimberg (!) sich nur durch den gezierten Namen kund
gibt, dergleichen damals schon mehre vorkommen(?); sowie die Juden bei dem
Staatsgebot, anstatt der Stammesnamen bestimmt unterscheidende Familien-
namen anzunehmen, in diser Richtung vil weiter gegangen sind, und neben der
Benennung von Ländern und Orten (Schlesinger, Breslauer), besonders
gerne poetische Namen sich beigelegt haben (Rosenhain, Rosenbaum, Rosen-
kranz, Rosenberg etc.): zum Teil aus Anklang alter Hebräischer Namen
(Löwe, Löbel aus Levi), überhaupt aus Nachwirkung dem allgemein im Mor-
genlande, mit den weniger veränderten Sprachen, sichtlichen Bestreben be-
deutsamer Namengebung. Dann aber zeigt sich bei den Deutschen Juden
eine eigne Erscheinung, und zwar erst seit der Zeit, dafs die Deutsche Dicht-
kunst, völlig in die Städte gezogen, meist nur noch durch die Meistersänger
betriben ward, und als neben dem durch Luther geschaffenen volksmäfsigen
Kirchenliede, und der ungebundenen Rede, das neue Volkslied, zumal
das geschichtliche, in Stadt und Land aufkam. Difs alles, zumal das Letzte,
geschah mit einer unläugbaren Misbildung und Verwilderung der früher
so manigfaltig gebildeten Sprache und Dichtkunst; welche Bildung noch
durch die pedantische Einmischung der gelehrten (Lateinischen) Sprache,
und weiter durch die mit anderen fremden Einflüfsen über Deutschland ge-
kommenen Italienische, Spanische und endlich, am stärksten, durch die
Französische Sprache barbarisirt ward: sodafs die Herstellung und Wider-
geburt unserer Sprache seitdem ein warhaft geistiges Wunder, ein Zeugnis
unverwüstlicher Lebens- und Auferstehungskraft, eine Verheifsung unaufhör-
lich fortschreitender Bildung der Deutschen ist. Jene Rohheit und Verwil-
derung aber vermehrten die daran teilnemenden Juden nun noch durch die
Einmischung ihrer eigenen, unter den Fremdvölkern schon längst todten und
verdorbenen Hebräischen Zunge. Und so entstand ein Mischmasch und Jar-
gon, welcher teils an die Zigeunerisch- Jüdische Spitzbubensprache, teils an
die jetzt eben wildwachsende anglisirte Sprache der Deutschen in Nordame-
(') Minnesinger 119.
(?) In einer den Sülskind betreffenden Würzburger Urkunde 1218 die Juden - Zeugen
Liebermann, Schönemann u. a. Ein Mainzer Jude Seidenfaden 1340. Minnesinger
IV, 536.
s v.D. Hasen: die romantische und Volks - Litteratur
rika erinnert, aber alle noch überbietet im Kunterbunt der Bestandteile und
im Hohnsprechen aller unserer noch so bedeutsamen und freilich dem Frem-
den schwierigen Sprachgesetze. Das Letzte geschah und geschiht zum Teil
aus Jüdisch übertribener Folgerichtigkeit, z. B. die so eigentümlich im Deut-
schen ablautenden Zeitwörter nach den früher auch von Deutschen Sprach-
lehrern sogenannten regelmäfsigen Endung zu machen: gebe! er nehmt;
reitete, gereitet.
Einem solchen Rotwälsch gemäfs, sind auch den Gedichten darin
Vers und Reim angepafst: der Reim, weit entfernt von Reinheit, ist häufig
blofser Anklang; die Verse sind von ungemefsener Länge, bald sehr kurz,
bald atemlos lang, nach Art der Jean Paul’schen Streckverse. Solche in
den weit vorherrschenden Reimparen verbundene Reimzeilen scheinen so
noch eine Nachwirkung des schon erwähnten Parallelismus der beiden Glie-
der von ungleicher Länge, in der Hebräischen Rede überhaupt, vornämlich
in Gedichten (Psalmen) und Sprüchen. Selten sind daher auch die Jüdisch-
Deutschen Gedichte mit überschlagenden Reimen, überhaupt in mehrrei-
migen Stanzen, aufser einigen geschichtlichen Liedern, meist nach solchen
Deutschen Volksweisen, wie das Vinzenzlied im Tone der Pavia-
schlacht. Und wird ja einmal ein Anlauf zu einer künstlichen Stanzen-
bildung genommen (wie bei der achtreimigen Italienischen Stanze im Baba-
Buehe), so hält es doch nicht lange an und verläuft sich alles bald in unregel-
mäfsige, acht-, sechs- und vierreimige Sätze, meist auch mit Streckversen.
So stellt sich die Jüdisch-Deutsche Rede und Dichtung dar in ihren
eigentümlichen Erzeugnissen, Erzälungen, längeren Gedichten, Liedern und
Schauspilen; welche zum Teil zwar übertragen sind aus anderen Sprachen,
und auch aus dem reinen Deutsch selber (z. B. Ritter Wieduwilt aus
Wigalois), aber auf ebenso absonderliche Weise verarbeitet wurden.
Daneben bestehen allerdings auch mehr oder minder rein Deutsche
Übersetzungen der Juden, sowol von ihrer ganzen Bibel, als von einzelnen
Büchern derselben, auch wol in Reimen; ebenso Übersetzungen aus ande-
ren Sprachen; und selbst gut Deutsche Werke, zumal ältere und Gedichte,
werden so erneut, oder nur umgeschriben für Jüdische Leser.
Denn, was dise gesammte Jüdisch-Deutsche Litteratur ferner inner-
halb der Deutschen Gesamtlitteratur eigentümlich auszeichnet und abson-
dert, das ist ihre Abfafsung und Vervielfältigung in einer eignen, aus der alt-
der Juden in Jüdisch- Deutscher Sprache. 9
hebräischen Quadrat-Schrift verkürzten und dem Deutschen angepafsten
Jüdisch-Deutschen Schreibe- und Druckschrift.
Von jenen, der Absicht nach im gebildeten Schriftdeutsch verfafsten
Werken der Juden, wenn sie auch in Jüdisch-Deutsche Buchstaben umgeschri-
ben sind, sehen wir hier ganz ab, weil sie, wie solche Bücher anderer Undeut-
scher Schriftsteller, der allgemeinen Deutschen Litteratur angehören, und
auch meist in Deutscher oder Lateinischer Schrift gedruckt sind. Ebenso
sehen wir hier ab von den älteren und neueren Deutschen volksmäfsigen und
schriftgelehrten Werken, welche fast unverändert nur in Jüdisch - Deutscher
Schrift gedruckt sind, und denen allerdings sonst auch in der Deutschen
Litteraturgeschichte ihre bisher vernachläfsigte Aufname gebürt, zumal,
wenn sich ergibt, dafs solche volksmäfsige Bücher in der Deutschen Ur-
schrift nicht mehr zu finden sind (!).
Dagegen die eigentliche Jüdisch-Deutsche Litteratur in folgen-
der Übersicht, ist hienach nicht wegen ihrer Ausbildung und Schönheit an-
ziehend, sondern merkwürdig, als eigentümliches Gewächs, wie andere
Volksmundarten und deren eigene Erzeugnisse. Dabei hat sie noch die be-
sondere Bedeutung, dafs sie völlig dem ursprünglichen Wesen und den fort-
wärenden Zuständen dises zum allgemeinen Beispil bestimmten Volkes am
Eingange der Menschengeschichte, entspricht.
Alle dise Jüdisch-Deutschen Hervorbringungen zeugen weniger von
Erfindung, als von eigentümlicher Auffafsung und Verarbeitung des Über-
lieferten. Freilich gehört ein Teil des Letzten ursprünglich ihnen selber an,
nämlich die wundersamen, fabelhaften, abenteuerlichen, ungeheuerlichen
und unglaublichen, dabei ächt Jüdischen Umdichtungen, welche sie von und
neben den Büchern ihrer Bibel haben, nicht nur von denen, wo eine solche
Um- und Ausdichtung nahe lag, wie bei Judith, Ruth, Tobias, Esther,
Daniel, überhaupt in den Apokryphen, sondern auch von den übrigen, wie
Moses, Richter, Könige ete. Welche märchen- und sagenhaften Erzeugnisse,
Midraschim genannt, in der Auffafsung und eignen Aus- und Fortbildung
der Muselmänner, vornämlich der Araber (?), sich der 1001 Nacht anreihen.
(') S. die Beilagen.
(*) „Biblische Legenden der Muselmänner. Aus Arabischen Quellen zusammengetragen
und mit Jüdischen Sagen verglichen von Dr. G. Weil.” Frankfurt a. M. 1845.
Philos.- histor. Kl. 1354. B
10 v.d. Hagen: die romantische und Volks- Litteratur
Demnächst haben die Juden in der weitschichtigen Fortsetzung ihrer
biblischen Litteratur in den beiden Talmuden, von Jerusalem und Babylon,
eine bedeutende Reihe änlicher, zwar minder ausschweifender, kurzer Er-
zälungen, Parabeln u. dgl., welche, Aggadoth genannt, auch bei ihnen ge-
sammelt, sowie durch Neudeutsche Auswal und poetische Darstellung be-
kannt sind (').
Beiderlei Erfindungen gehören jedoch einer frühern Zeit an, und
sind für das Jüdisch-Deutsche Schriftentum auch nur noch Überlieferung;
nicht minder wie die aus anderen, Romanischen und Germanischen Spra-
chen entlehnten Gegenstände.
In diser letzten Hinsicht ist nun die Jüdisch- Deutsche Litteratur für
uns besonders merkwürdig durch ihre Teilname än der Romanischen
Ritter- und Volksdichtung, sowol unmittelbar, wie das Baba-Buch aus
dem Italienischen, als vermittelst Deutscher Übertragung, wie Ritter
Wieduwilt aus dem Altdeutschen Wigalois.
Mit beiden genannten Büchern zeigt sich schon ihre Teilname an den
beiden grofsen Romanischen Sagenkreisen von König Artus mit der
Tafelrunde und von Karl dem Grofsen mit seinen Paladinen, auf än-
liche Weise, wie in der Altdeutschen Ritterdichtung; wobei nicht unwichtig
ist, dafs eben in dem genannten Baba-Buch ein bedeutendes Rittergedicht
und Volksbuch nicht Altdeutsch, sondern nur Jüdisch-Deuitsch vor-
handen ist, und zwar in Stanzen-Nachbildung.
Aufser mehren anderen, nicht den beiden Sagenkreisen angehörigen
romantischen Dichtungen, z.B. Magelona, sowie dem übrigen grofsen Mor-
gen- und Abendländischen Gemeingute kürzerer Erzälungen (Mäseh), Mären
und Märchen der kleinen und grofsen Kinder, Wundergeschichten und
Schwänke(?), — fehlt es dem Jüdisch-Deutschen Schriftwesen auch nicht an
(') Durch Engel und Andere. Dann „Sagen der Hebräer aus den Schriften der alten
hebräischen Weisen. Nebst einer Abhandlnng über den Ursprung, den Geist und Werth
des Talmuds. Aus dem Englischen des Heiman Hurwitz von *r.” Leipzig 1826. N. A.
1828. — „Das Buch der Sagen und Legenden Jüdischer Vorzeit. Nach den Quellen be-
arbeitet nebst Anmerkungen und Erläuterungen von Abraham M. Tendlau. Zweite ver-
mehrte Auflage. Stuttgart 1845. Meist in manigfaltigen Reimstanzen. — Jüdische Sagen und
Dichtungen von Dr. C. Krafft. Ansbach 1839.
(?) „Gesammtabenteuer. Hundert Altdeutsche Erzählungen: — meist zum erstenmal gedruckt
und herausgegeben von F. H. v. d. Hagen.” 3 Bde. Stuttgart 1850. mit Geschichte derselben.
der Juden in Jüdisch-Deutscher Sprache. 11
nächster Aufname und Verarbeitung ursprünglich Deutscher Dichtung,
wenn auch nicht aus dem grofsen Sagenkreise des Heldenbuchs und der
Nibelungen, doch aus den sich daran reihenden späteren Heldensagen ,
z. B. das Gedicht und Volksbuch vom Herzog Ernst, und andere nidrigere
Deutsche Volksbücher, wie die Schildbürger und Eulenspiegel.
Es ergibt sich also, dafs die Jüdisch-Deutsche Litteratur wirklich eine
alte volksmäfsige innerhalb und mit der Altdeutschen ritterlichen, Hel-
den- und Volkslitteratur ist, welche dabei noch so manches davon allein
bewahrt, neben vilem Eigentümlichen.
Sie gehört wesentlich zur vollständigen Geschichte aller diser Dich-
tungen. Allerdings ist sie dafür weit überwigend stofflicher Art, bei
ihrer dargelegten ungebildeten Darstellung und verwilderten Sprache.
Aber selbst noch dise Sprache ist nicht unbeachtet zu lafsen, indem
sie, dem Altdeutschen der Volksbücher und Lieder zunächst verwandt,
daran festhält, sodafs sie noch- manche alte Wörter und Formen gebraucht,
die schon aus unserm Schriftdeutsch verschwunden und kaum noch in den
neuen Widerholungen der Volksbücher vorkommen: Recke; han, stahn,
lan. Ja es finden sich da noch sonst unerhörte Wörter und Bildungen.
Das eigentümlich und wirklich Volksmäfsige diser Jüdisch-Deutschen
Litteratur zeigt sich endlich noch darin, dafs ein Teil derselben innig mit
den Festen, Spilen, Sitten und Gebräuchen der Deutschen Juden verbunden
war, und wol noch ist, wie einige Festlieder, die freudige Östererzälung
(Haggada), die Schauspile Joseph und seine Brüder, Esther und
Haman u. a. —
Es ist eine im allgemeinen richtige Bemerkung, welche sich hier manig-
fach bestätigt, dafs die Juden, wenn sie den ihnen ursprünglich angewisenen
Kreis der Dichtung und Darstellung verlafsen, meist nachläfsig ins Formlose
und Geschmacklose geraten. Dabei sind sie aber auch in der Litteratur, so-
wol durch ihre Zerstreuung, als durch den ihnen inwonenden Geist des Ver-
kehrs und Betriebs, zu der weitesten Vermittelung des Morgenlandes und
Abendlandes geeignet: wie sich hier vor allen an zwei der ältesten Volks-
bücher, welche die folgende Übersicht diser Litteratur eröffnen (Sendabar
und Sindbad), bewährt.
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Die Ahnherren des Preufsischen Königshauses bis
gegen das Ende des 13. Jahrhunderts.
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[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 16. Februar 1854.]
Einleitung.
E; dürfte an der Zeit sein, die alte Streitfrage über den Ursprung des
Preufsischen Königshauses einmal wieder aufzunehmen, um zu versuchen, sie
jetzt endlich zur Entscheidung zu bringen. Denn während eine endgültige,
auf gründliche Beweisführung gestützte Entscheidung früher in der That
nicht möglich war, haben die in der neuesten Zeit aufgefundenen Geschichts-
quellen dahin geführt, dafs sich gegenwärtig nicht nur die Abkunft des Burg-
grafen Friedrich I. von Nürnberg (1192-1201) aus Zollernschem Stamme
von seinem Urgrofsvater her, sondern auch das Hervorgehen aller spätern
Burggrafen von Nürnberg aus seiner Nachkommenschaft zuverlässig nachwei-
sen läfst; wodurch die Zollernsche Abstammung des Preufsischen Königs-
hauses allem Zweifel überhoben wird.
Die Geschichte des Zollernschen Stammes auf diesen Punkt gebracht
zu haben, ist vorzüglich das Verdienst des Freiherrn von Stillfried.
Theils allein von ihm, theils von ihm in Verbindung mit dem gelehrten könig-
lichen Haus-Archivar Dr. Traugott Märcker, sind die auf die gräflich-
Zollernsche und auf die burggräflich-Nürnbergische Geschichte bezüglichen
ältern Urkunden sorgfältig gesammelt und herausgegeben und ist zugleich der
erste Versuch gemacht, dieselben mit Hülfe dessen, was Siegel, Wappen und
andere Denkmale des Alterthums darbieten, gründlich zu durchforschen.
Dazu kam, dafs auch Stälin’s treffliche Geschichte Wirtembergs im zweiten
Bande (Stuttg. u. Tüb. 1847) die älteste Geschichte der Zollernschen Grafen
14 Rırver: die Ahnherren des Preufsischen Königshauses
und der Burggrafen von Nürnberg durch umfassende Zusammenstellung des
dieselben betreffenden urkundlichen Materials neu zu begründen half.
Es liegt zwar in der Natur einer blofs auf Urkunden, Denkmalen und
dergleichen beruhenden Forschung, dafs ihre Resultate leicht fragmentarisch
bleiben, wie auch im vorliegenden Falle der genealogische Zusammenhang der
in den Urkunden einzeln vorkommenden Grafen von Zollern der ältesten Zeit
durch diese Untersuchungen noch nicht vollständig festgestellt werden konnte.
Glücklicher Weise hatjedoch diesem Mangel jetzt ein Überrest alter Geschichts-
schreibung, den wir hier zum ersten Mal an das Licht treten lassen, in ge-
wissem Grade abgeholfen. In dem Handschriftenschatze der Universitäts-
bibliothek zu Giefsen, über den der gelehrte Professor Dr. Otto Kunde
verbreitete, hat sich eine alte Handschrift auffinden lassen, die einen voll-
kommen glaubhaften Bericht über die Herkunft des Burggrafen Friedrich I.
von Nürnberg aus Zollernschem Stamme enthält. Erasmus Sayn von
Freisingen, der aus verschiedenen historischen Quellenschriften eine
Sammlung der ihm bemerkenswerth erschienenen historischen Thatsachen
aus dem Zeitraume von 1100 bis 1316 compilirte, hat dieses werthvolle Frag-
ment einer wahrscheinlich längst untergegangenen Chronik, die der reichen
Büchersammlung Freisingens angehören mogte, unserer Zeit als köstliche
Reliquie aufbewahrt. Wir theilen sie in der Anmerkung 8 des folgenden
I. Abschnittes dieses Vortrages mit.
Erasmus Sayn lebte und schrieb zwar erst im 15. Jahrhundert und be-
handelte die von ihm benutzten Quellen auch nur äufserst mangelhaft. Doch
kündigt sich seine Genealogie schon durch die auffallende Übereinstimmung
ihrer Überlieferung mit urkundlichen Angaben, die erst in der neuesten Zeit
an das Licht getreten sind, als eine Arbeit an, die nicht im 15. Jahrhundert
entstanden sein kann, sondern einer ältern Aufzeichnung, — wahrscheinlich
einer Aufzeichnung des dreizehnten Jahrhunderts, worüber ihr Inhalt nicht
hinausreicht, — entnommen sein mufßs.
Besonders in Verbindung mit den Urkundensammlungen des Freiherrn
von Stillfried ist unserer Giefsener oder Freisinger genealogischen Mitthei-
lung grofser Werth beizumessen. Denn ihr Inhalt wird durch den Inhalt
jener gleichzeitigen diplomatischen Beläge in keinem Punkte verdächtigt oder
enikräftet, vielmehr durch alles Bezügliche auffallend bestätigt und also
gleichsam beglaubigt. Geordnet stellt sie den genealogischen Zusammenhang
bis gegen das Ende des 13. Jahrhunderts. 15
zwischen den einzelnen Familiengliedern dar, die in den ältesten Zollern-
schen Urkunden, meistens nur als Zeugen, ohne alle nähere Angabe ihrer
Familienverbindung unter einander vorkommen. Andererseits gewährt uns
der gesammelte Schatz von gleichzeitigen Urkunden einen Blick in die poli-
tischen Beziehungen, die Besitzverhältnisse und die Thätigkeit der einzelnen
Glieder des alten Zollernschen Stammes, welchen die Genealogie, die selbige
nur nach der Reihenfolge ihrer Abkunft gruppirt, ohne ihre Lebensverhältnisse
weiter zu erörtern, vermissen läfst. In dieser Weise ergänzen sich gegen-
seitig die Angaben der Genealogie und die gleichzeitigen Urkunden und wird
es dadurch einer jetzt unternommenen Bearbeitung dieses Stoffes möglich,
manche Dunkelheit, die auf dem ältesten Theile des Zollernschen Stamm-
baumes bis jetzt noch ruhte, zu erhellen und manche blofse Vermuthung,
worauf man die Ahnentafel des Königlichen Hauses gründen mufste, zu be-
5
richtigen oder in historische Gewifsheit zu verwandeln.
I. Die Grafen von Zollern.
Die Herkunft des edlen gräflichen Geschlechtes, das von der Burg
Zollern seinen Namen trug, hat man bald von Hego aus dem Römischen
Hause Colonna (144 n. Christo), bald von Pharamund dem Frankenkönige
(417 n. Chr.), bald von Isenbard, einem Heerführer Karls des Grofsen, und
von Thassilo dessen Sohn oder auch wohl von Helden des Trojanischen
Krieges abgeleitet.
Bemerkenswerth ist rücksichtlich dieses Sageskreises, der sich um den
Ursprung der Zollern bewegt, das hohe Alter der Tradition, nach welcher
ihr Geschlecht aus Römischem Patriciate hervorgegangen sein soll. Denn
keineswegs ist diese Annahme eine erst auf die Ähnlichkeit der Säule in dem
Wappen des Hauses Colonna und des Reichszepters im Kurfürstlich Bran-
denburgischen Wappen gestützte Conjectur (!). Vielmehr wird schon zur
Zeit des ersten Zollernschen Markgrafen von Brandenburg, der das Reichs-
(') „— eine Verwandschaft des Brandenburgischen Hauses mit der Familie Colonna —
für die kein anderer Grund angegeben wird, als die zufällige Ähnlichkeit des Kurfürstlichen
Scepters in dem Brandenburgischen Wappen mit der Säule in dem Colonnaischen.”
C. W. v. Lancizolle Gesch. der Bildung des Preuls. Staats I, 98.
16 Rırver: die Ahnherren des Preufsischen Königshauses
zepter noch nicht im Wappen führte, diese Annahme in Beziehung auf
die Zollernschen Burggrafen von Nürnberg als eine damals schon alte
Tradition erwähnt. Der Papst Martin V., welcher aus dem Hause Colonna
stammte, bemerkt in einem Schreiben vom Jahre 1421 oder 1422, dafs nach
alten Schriften und Überlieferungen über das Römische Haus Colonna dieses
und das Haus der Burggrafen von Nürnberg, welches letztere ebenfalls für
ein Römisches gehalten werde, aus einer Wurzel entsprofsen sei (?).
Echten Glanz kann die Geschichte eines Geschlechtes jedoch nur der
Wahrheit entlehnen und nicht dem täuschenden Schimmer genealogischer
Mythen, mögen diese immerhin auch ihr eigenthümliches Interesse haben.
Einer historisch begründeten Zurückführung der Deutschen Adelsgeschlech-
ter setzt aber das elfte oder zwölfte Jahrhundert eine bestimmte, selten über-
steigliche Grenze; da es um diese Zeit überhaupt erst üblich wurde, sich
nach Wohnsitzen zu benennen und dadurch Geschlechter zu unterscheiden
möglich wird.
Die ersten (?) in zuverläfsiger Weise erwähnten Männer, die sich von
der Zollerburg nannten, finden wir in „Burchard und Wezil von Zolorin”
() — Ex hoc matrimonio declarasti benignitates tue uoluntatis erga Alemannum
sanguinem, apud quem tam carum et dulce pignus tuum collocare uoluisti. Nos quoque
cum prosapia nostra de Columna, ex qua carnaliter nati sumus, obstrinxisti uinculo affıni-
tatis. Nam sicut ab antiquo accepimus, qui pristinam originem nostram per manus tradi-
tam ab antiquioribus retulerunt, nostra de Columna Romana et presentium Borg-
grafiorum Nevrenburgensium domus, que etiam Romana fuisse dieitur, ab eodem
stipite derivate sunt etc. (Ludewig’s Religu manuseript. T. V, 409.) — Worte eines Schrei-
bens, welches der Papst Martin V. an den König Wladislav von Polen richtet und worin
er diesem Glück wünscht zu der Verlobung seiner Tochter mit einem Sohne des Kurfürsten
Friedrich I. von Brandenburg.
(°) Nach einer in von Lancizolle’s Geschichte der Bildung des Preufs. Staats (I, 100)
erneueten älteren Notiz käme der erste geschichtlich bekannte Graf von Zollern im J. 1003
mit dem Namen Friedrich vor, indem eine Urkunde von diesem Jahre den comitatus Fride-
rici, qui iudicat in Hachingen erwähnt, Hechingen aber uralter Stammbesitz und der Name
Friedrich durchaus herrschender Name im Zollerschen Hause ist. Indessen ist hiergegen
schon von Andern mit gutem Grunde bemerkt, dals unter dem hier erwähnten Orte nicht
Hechingen in der Nähe des Zollerberges, sondern Hächingen in dem alten Sondergau, im
späteren Hofkastenamte München gemeint sei. G. W. von Raumer in L. v. Ledebur’s Archiv
B. XVI, S. 338. — Es kommt dann ein Graf Rudolph von Zollern in einem Documente
vom Jahre 1031 als Zeuge des Kaiser Conrad II. zu Augsburg in der Form „Rudolf comes
de Zolrn” vor. Es ist dies die schon oft besprochene Zollrolle der Lechbrücke zu Augsburg.
bis gegen das Ende des 13. Jahrhunderts. 17
welche im Jahre 1061 in einer nicht näher bezeichneten Art, wahrscheinlich
im Kriege, getödtet wurden (*). Diese Nachricht gewährt uns ein vollkom-
men trauwürdiger Schwäbischer Geschichtsschreiber, der zwischen den Jahren
1073 und 1075 seine Berichterstattungen verfafste und mit den gedachten
Edlen, derselben Diöcese, dem Stiftssprengel von Constanz angehörte, ihnen
daher nach der Zeit und nach der Örtlichkeit nahe stand. Die Erwähnung
des Unglücksfalles bekundet zugleich, dafs der Tod jener Zollernschen Män-
ner von den Zeitgenossen als ein geschichtlich denkwürdiges Ereignifs be-
trachtet wurde.
1. Die Haigerlocher Nebenlinie.
Beide Edle, Burchard und Wezil von Zollern, die nach spätern Nach-
richten Brüder waren, — hinterliefsen vermuthlich Nachkommen. Doch
gewähren uns die Urkunden der Zeit darüber keine Auskunft. Die Reihe
der Urkunden, welche Glieder des Zollernschen Hauses namhaft machen,
beginnt erst gegen das Ende des 11. Jahrhunderts und zwar mit der Erwäh-
nung eines Adelbert von Zollern. Dieser stiftete um das Jahr 1095, an-
scheinend schon hochbejahrt, in Gemeinschaft mit zwei andern Edlen, auf
seinem Erbgute Alpirsbach, im wildesten Theile des Schwarzwaldes ein Klo-
ster. In dieses geistliche Stift zog er sich später selbst aus dem Weltleben
zurück, um sein Dasein darin zu beschliefsen (°).
Allein in der Abfassung, worin wir diese Zollrolle nur besitzen und worin auch Stillfried’s
Monumenta (I, 1.) dieses Document nur mittheilen, ist sie keineswegs der Zeit angehörig,
welcher sie zugeschrieben wird. Worte und Form weisen auf eine Abfassung oder wenig-
stens durchgängig veränderte Redaction in einer viel späteren Zeit hin. Wir können daher
auch dem nur hier erwähnten Grafen Rudolph von Zollern nicht den ersten Platz unter
den durch unverdächtige Zeugnisse nachgewiesenen Ahnen des Zollernschen Hauses zugestehen.
(*) Burchardus et Wezil de Zolorin occiduntur. Bertholdi Annales ad a. 1061. bei Pertz
Seript. V, 272. bei Pistor Script. I, 229. und mit denselben Worten in Hermanni Con-
tracli chronicon ed. Urstisii p. 338. Nach Bucellin waren es Brüder. Naugart Episc.
Const. 371.
(°) Adalbert von Zollern soll 1085 als Zeuge vorkommen. Sattler Topographische Gesch.
des Herzogth. Würtemberg S. 499. Die Stiftungsurkunden des Klosters Alpirsbach findet
man in Stillfrieds Mon. Zoll. I, 6-13. Stillfried und Märckers Mon. Zoll. I No. 1 und 12.
dem neuen Wirtembergischen Urkundenbuche Thl. I. Neugart Cod. dipl. Alemann. I, 843.
und Besold. Doc. rediv. 251. Die Nachricht dals er selbst im Kl. Alpirsbach als Conventual
Philos.-histor. Kl. 1854. C
18 Rırver: die Ahnherren des Preufsischen Königshauses
Gleich zu Anfang des folgenden Jahrhunderts finden wir indessen
wieder einen Wezil von Zollern, der im Jahre 1115 als Sohn einer
Gräfin von Eberstein, in den Jahren 1125 und 1139 als Graf von Hai-
gerloch bezeichnet wird und zum letzten Male im Jahre 1141 in Gemein-
schaft mit einem wieder Adelbert genannten Sohne vorkommt (°). Die
Sitte Söhnen in der Taufe den Namen der Grofsväter, des Vaters oder
sonstiger älterer Familienglieder beizulegen, war im Mittelalter so herrschend
und wurde im Zollernschen Hause so strenge beobachtet, dafs man später
einmal drei Brüder denselben Namen Friedrich führen und diese, da jeder
im Mittelalter nur einen Taufnamen besafs, hiermit alle sonst durch Namen
beabsichtigte Unterschiedenheit aufgeben sieht. Fast immer begegnen wir
daher in den Taufnamen einer Familie, wenn nicht besondere Umstände Ab-
weichungen veranlafsten, einer wechselnden Wiederholung derselben Tauf-
namen. Gewifs ist darnach auch im vorliegenden Falle die Vermuthung zu
rechtfertigen, dafs der im Jahre 1061 gefallene Wezil von Zollern, so wie
Adelbert von Zollern, der Stifter von Alpirsbach mit dem Wezil von Zol-
lern, Grafen von Haigerloch des 12. Jahrhunderts und dessen Sohne Adel-
bert einem und demselben Familienzweige angehörte und dafs diese Per-
sonen die sogenannte Haigerlochsche Nebenlinie des Hauses Zollern aus-
machten.
Indessen diese Nebenlinie führt uns nicht zu der Ahnenreihe hin, in
welcher die spätern Grafen und Fürsten von Hohenzollern, die Burggrafen
von Nürnberg, die Kurfürsten von Brandenburg und die Könige von Preu-
fsen ihre Stammväter zu erblicken haben. Von dem Dasein der Haigerloch-
schen Linie gebricht es nach der Mitte des 12. Jahrhunderts an jeder sichern
gelebt und gestorben sei, ist zwar nur aus der spätern Zimmernschen Hauskronik entnommen,
wird aber durch die zwischen 1125 bis 1127 ausgefertigte erneuete Stiftungs-Urkunde be-
stätigt, welche erzählt, dals Adelbertus de Zolro seculi actibus renunciaturus praeter
illa predia, que antea dederat, iterum Deo sanctoque Benedicto prorsus in proprietatem tra-
didit quiequid in his villis hereditario iure possessum habuit Uzin, Geroltisdorf, Sulzo. Adal-
bert begab sich also nicht gleich nach der Stiftung des Klosters in dasselbe, aber später falste
er den Entschluls dem Weltleben zu entsagen und machte nun von Neuem dem Kloster
eine Schenkung mit Erbgütern.
(°) Stillfried und Märcker Mon. Zoll. I No. 8. 11. 18. 20 Ders. Hohenzoll. Forschun-
gen $. 88. 89.
bis gegen das Ende des 13. Jahrhunderts. 19
Spur. Sie mufs um diese Zeit erloschen sein, da wir Haigerloch bald her-
nach im Besitz der Hauptlinie des Zollernschen Hauses wahrnehmen (7).
2. Die Zollernsche Hauptlinie.
Der älteste, nach der Freisinger Genealogie jetzt erweisliche Stamm-
vater dieser Hauptlinie war Graf Burchard von Zollern, der Urgrofsvater
des ersten Zollernschen Burggrafen, des Burggrafen Friedrich I. von Nürn-
berg(°). Wir können diesen Burchard nicht für dieselbe Person mit dem
im Jahre 1061 getödteten Burchard von Zollern halten, sondern müssen in
ihm einen zweiten Burchard erblicken, dessen Lebenszeit der letzten Hälfte
des 11. Jahrhunderts angehörte. Doch dürfen wir diesen Burchard I. mit
grofser Wahrscheinlichkeit als einen Descendenten des im Jahre 1061 ge-
tödteten Burchard I. betrachten, da der im Hauptzweige des Zollernschen
Stammes damals vorherrschende Name Burchard noch eine Reihe von Gene-
rationen hindurch vom Vater auf den ältesten Sohn überging.
Burchard H. Graf von Zollern, über dessen Lebensverhältnisse wir
sonst nicht unterrichtet sind, hinterliefs vier Söhne und zwei Töchter (?). Von
() Johann von Würzburg, der im Anfang des 14. Jahrhunderts dichtete, kennt beide
Grafen (Burchard und Friedrich) von Zollern-Hohenberg, die den Kreuzzug des Kaisers
Friedrich I. mitgemacht haben sollen. Den einen nennt er „von Hohenberg”, den andern
„von Rotenburg grav Czoller, — sein geschlecht man nennet von Hohenberg, von Heyger-
loch”. Stillfrieds Burggrafen von Nürnberg I, 50. 51. Auch Graf Albrecht von Hohen-
berg, — der Schwager und Zeitgenosse Rudolphs von Habsburg, — wird von Haigerloch
genannt und hatte diese Besitzung also gewils inne: „für Hohenberg ist Hayerloch komen”
sagt Johann von Würzburg. Haupt Zeitschrift I 221.
(°) Burchardus comes de Zolr genuit quatuor filios et duas filias, Burchardum, Egenonem,
Friderieum et Gottfridum et matrem palentini de Tuwig et alteram, quam duxit Wernherus
comes. Burchardus duxit quandam de stahla et genuit ex ea Burchardum et Fridericum co-
mites de Hohenburch. Gotfridus sine herede decessit. Fridericus genuit Fridericum et
Perchtholdum. Berchtoldus genuit filiam, que nupsit comiti de sancto monte. Fridericus ge-
nuit Friderieum puregrauium de Nurnberch. Egeno genuit Egenonem. Supra dictorum
soror, que nupsit comiti de tuwig, genuit per eum Hugonem palatinum et heinricum de ruke
et Itam, que nupsit comiti Eberhardo de Nelenburch. Hugo palatinus genuit Rudolphum
Palatinum. Altera soror supra dietorum, que nupsit Werzihero comiti, genuit per eum Wer-
nherum eomitem et Itam, que Ita nupsit Dyethalmo de Tokkenburch. Dyetalmus genuit Dye-
talmum. Mortuo Dyetalmo de Tokkenburch Ita nupsit Gotfrido de Mar. Handschrift
des Erasmus Sayn de Frisinga.
(°) Vgl. die Note 8 citirte Freisinger Handschrift. — Gleich aus diesen Nachrichten
über die Tochter des Grafen Burchard I. tritt die Alterthümlichkeit und Glaubwürdigkeit
C2
20 Rızrver: die Ahnherren des Preufsischen Königshauses
den Töchtern wurde die eine einem Grafen Wernher vermählt und dadurch
die Mutter eines gleichnamigen Grafen und einer an Diethalm von der Tog-
genburg, später an Gottfried von Mar vermählten Tochter Ida. Die andere
Tochter des Grafen Burchard II., namens Gemma, wurde die Gemahlin des
Grafen Hugo von Tübingen (; c. 1150), die Mutter der Pfalzgrafen Heinrich
des Autors der Freisinger Genealogie sehr entschieden hervor. Nur dem 12. oder dem An-
fange des 13. Jahrhunderts entsprach es, den Gemahl der einen Tochter Burchards blofs
als Grafen Werner ohne Anzeige seines Wohnsitzes oder seines Familiennamens zu nennen.
Der in zwei Generationen sich wiederholende Name Werner weist uns auf die Familie der
Grafen von Habsburg zunächst hin. Die beiden Diethalme von der Toggenburg finden wir
am Ende des 11. und im Anfange des 12. Jahrhunderts oft in Urkunden erwähnt.
Noch augenfälliger sind die urkundlichen Bestätigungen, welche die Freisinger Genealo-
gie in den Mittheilungen, die sie über die andere nach Tübingen vermählte Tochter giebt,
beglaubigen. Pfalzgraf Rudolph von Tübingen nennt im Jahre 1188 den Grafen Burchard
von Hohenberg seinen consanguineum, indem er eine Urkunde für das Kloster Bebenhausen
ausfertigt — in presencia consanguineorum nostrorum — comitis B. de Hohenberg (Stälin’s
Wirt. Gesch. U, 402). Es wird dadurch eine Familienverbindung angezeigt, nach deren
Ursprunge man bis jetzt vorgeblich geforscht hat. Aus der Freisinger Genealogie erhellt
nun, dafs Rudolphs Grolsmutter und Burchards Vater Geschwister waren, wonach die Con-
sanguinität beider als nachgewiesen erscheint. Pfalzgraf Rudolph war der Sohn des im Jahre
1182 verstorbenen Pfalzgrafen Hugo, der sich nach dem tödlichen Abgange seines bis 1162
in den Urkunden vorkommenden Bruders Friedrich und seines im Jahre 1167 verstorbenen
Bruders Heinrich, den die Freisinger Genealogie sehr characteristisch nach einer der erweis-
lich ältesten Stammbesitzungen des Hauses Tübingen, dem Schlosse Ruck bei Blaubeuren,
wornach sich Glieder des Tübinger Hauses im 11. und 12. Jahrhundert bisweilen nannten,
von Rucke nennt, im Alleinbesitz der Pfalzgrafschaft und der Stammgüter seines Hauses be-
fand. Sein Vater der in Urkunden aus dem Anfange bis um die Mitte des 12. Jahrhunderts
vorkommt, hiefs ebenfalls Hugo. Es ist bemerkenswerth richtig, dals der Genealog ihn im
Gegensatz zu seinem Sohne und Enkel, die er Pfalzgrafen nennt, nur als Grafen bezeichnet.
Auch die Urkunden nennen diesen Hugo, der die Pfalzgrafschaft erwarb, bis gegen sein
Lebensende nur Grafen von Tübingen. Stälin’s Wirt. Geschichte II, 438. Dieser Hugo
muls der Gemahl der Zollernschen Gräfin gewesen sein — vielleicht in zweiter Ehe, so dals
Hugos erstgeborner Sohn nicht ihr Sohn war. Den Namen der Gräfin, welchen der Frei-
singer Chronist verschweigt, erfahren wir aus der Überlieferung des Klosters Hirschau:
Gemma comitissa de Tuwingen cum filiis suis Heinrico et Hugone pro iarito suo Hugone
ad Eickenwiler dedit vnam salicam terram et tres hubas. Codex Hirsaugiensis in der Biblio-
thek des Lit. Vereins in Stuttgart B. I S. 34. — Im Zwifaltner Necrolog findet sich unter
dem X Kal. Febr. erwähnt „Hemma comitissa”, wozu der Herausgeber (Hels Mon. Guelf.
238) bemerkt hat: Videtur illa Comitissa de Tubingen esse, cujus ceu Benefactricis mona-
sterii Hersaugensis mentionem faeit Tritthem. in Chron. ad a. 1118. Maritus erat Hugo,
filii Hugo und Heinricus eodem teste.
bis gegen das Ende des 13. Jahrhunderts. DA
(+ 1167) und Hugo (+ 1182) von Tübingen und einer an den Grafen Eber-
hard von Nellenburg vermählten Tochter, die gleichfalls Ida hiefs. Nach
der gleichen Benennung beider Enkeltöchter läfst sich vermuthen, dafs Ida
auch der Name der Gattin Burchards II. war.
Die vier Söhne des Grafen Burchard II. waren Burchard (IIl.), Egeno,
Friedrich und Gottfried, von denen wir den jüngsten und die beiden ältern
Brüder Friedrichs I. wohl noch in den Grafen Burchard, Egino und Gott-
fried von Zollern zu erkennen haben, welche urkundlich um das Jahr 1134
oder etwas später einer Bestätigung des Klosters Salem beiwohnten ('°). Sie
erscheinen hier in der gedachten Reihfolge neben einander, zugleich mit
einem nach Gottfried genannten, daher wohl schon einer jüngern Generation
angehörigen Grafen Friedrich von Zollern und mit dem Gemahl ihrer Schwe-
stertochter Grafen Eberhard von Nellenburg. Von den vier Brüdern starb
jedoch der jüngste, Gottfried, kinderlos. Von dem zweiten der Brüder, Egeno,
wissen wir nur, dafs er einen wieder Egeno genannten Sohn hatte. Eine
weitere Nachkommenschaft ist auch von ihm nicht bekannt. Nur Burchard III,
der älteste, und Friedrich I. der dritte unter den Brüdern, wurden durch ihre
Nachkommen erweislich die Stifter von zwei neuen Linien, worin sich das
Haus Zollern durch sie spaltete, und von denen der ältere Zweig später den
Namen der Grafen von Hohenberg annahm, der jüngere Zweig aber den
Zollernschen Grafentitel beibehielt.
a. Der ältere Zweig, die Grafen von Hohenberg.
Graf Burchard III. von Zollern, war mit einer von Stahla vermählt,
die ihm die Söhne Burchard (IV.) und Friedrich gebar (?). Am 8. Januar
1125 zeigt er sich im Gefolge des Königs Heinrich V. in Strafsburg, wo er
mit dem stammverwandten Grafen Wetzel von Haigerloch, mit seinem Schwa-
ger Hugo von Tübingen und dem Gemahl seiner Schwestertochter Diethalm
von Toggenburg einer Bestätigung des Stifts St. Blasien beiwohnte ('!°). Nach
('°%) Wecelo comes de Hegerlo, Hugo comes de Tuingen, Burchardus comes de Zolre —
Thiethelmus de Tochenburch, Zeugen in einer Urk. vom 8. Jan. 1125. Dümge Reg. Bad.
34. — Eberhardus comes de Nellinburc, Burcardus, Egino, Gotfridus, Fridericus comites de
Zolr — Hugo comes palatinus de Tuwingen — Heinricus comes et Conradus frater suus
advocatus de Sancto monte — Z. einer nach dem J. 1134 ausgefertigten Urkunde in Mone’s
Quellensamlung I, 179. Vgl. Stälin am a. O. S. 508. Stillfried n. Märcker Mon. No. 11
und 16.
22 Rırveu: die Ahnherren des Preufsischen Königshauses
einer nochmaligen etwa in das Jahr 1134 fallenden Erwähnung ist dieses
Burchards dann nicht weiter gedacht. Die ältere Linie der Zollern hielt so
lange, als Lothar von Sachsen den Königsthron einnahm, sich diesem fern.
Sobald indefs nach König Lothars Tode der Schwabenherzog Conrad zum
Reichsoberhaupte erwählt war, erblicken wir unter den zahlreichen jüngern
Gliedern Schwäbischer Herrengeschlechter, die an seinen Hof eilten, auch
erst Friedrich, dann Burchard IV., Grafen von Zollern, die Söhne Bur-
chards III. Schon 1139 erscheint Graf Friedrich neben seinem Oheim Hugo
von Tübingen in der Umgebung des Königs und zwar am 28. Mai zu Strafs-
burg, wo die Grolsen des Reiches dem Könige die Heeresfolge gegen die
wider ihn aufgestandenen Sachsen gelobten, so wie am 14. October zu Grö-
ningen in der Ausführung dieses Feldzuges. In der Folge wird neben
Friedrich auch sein Bruder Burchard mehrere Mal am königlichen Hoflager
genannt (!').
Mit dem Tode König Conrads hörte diese nahe Beziehung der Grafen
Burchard IV. und Friedrich zum Reichsoberhaupte und ihre Erwähnung in
gleichzeitigen Urkunden für längere Zeit auf. Dagegen waren sie vermuth-
('') Zu Stralsburg am 28. Mai 1139 — wo jubente rege principes, qui aderant, contra
Saxones regnum commoventes juraverunt (Schöpflin Zar. Bad. IV, 81) wird unter den
Zeugen einer für das im Schwarzwalde gelegene Kloster Zell ausgestellten Urkunde Graf
Friedrich ohne weitere Bezeichnung gedacht. Dals darunter Friedrich von Zollern zu ver-
stehen sei, scheint nicht zweifelhaft, da wir ihn gleich darnach auf dem beschlossenen Feld-
zuge nach einer für das Kloster Denkendorf ausgestellten Urkunde vom 14. Oct. 1139
finden, wo er als Comes Fridericus de Zolro bezeichnet ist und neben dem Grafen Hugo
von Tübingen genannt ist. Besold. Prodrom. vind. Wirt. 1636. v. Raumer Reg. Br. 168.
Stälin IL, 500. Stillfried u. Märcker Mon. No. 17. Graf Burchard IV. tritt dann im Jahre
1140 bei einer Bestätigung des Klosters Gengenbach mit Gottfried von Zimmern als Zeuge
auf (Comes Burchardus de Zolra, dominus Gotefridus de Zimbern. Stälin’s Wirt. Gesch. II,
509 Stillfr. und Märcker Mon. Zoll. I, No. 19.) und im Jahre 1142 bei einer feierlichen
Bestätigung, welche König Konrad IH. am 19. März dem Kloster Salem über eine ihm ge-
machte Schenkung zu Constanz ertheilte, werden beide Brüder neben einander genannt und
als Brüder bezeichnet, wiewohl also, dals Friedrichs Name, als des wohl am königlichen Hofe
schon bekanntern Grafen, gegen die Ordnung des Alters dem Namen Burchards vorgesetzt
ist (Fridericus comes de Zolren eiusque frater Burchardus — Wernherus comes de habeches-
burc. Hergott Gen. II, 168 ohne Datum, mit demselben in Stillfr. u. Märcker Mon. Zoll.
I, No. 21.) Am 24. Sept. 1150 ist Burckardus comes de Zollern zu Langenau anwesend
bei dem Abschluls eines Tausches zwischen zwei geistl. Stiftern. Stllfried u. Märcker a. a. O.
No. 23. Stälin a. a. O.
bis gegen das Ende des 13. Jahrhunderts. 23
lich die Zollernschen Grafen, welche nach dem Berichte älterer Geschichts-
schreiber über die Herzöge Welf und Berthold von Zäringen den Pfalzgrafen
Hugo von Tübingen und den Herzog Friedrich von Schwaben bei Tübingen
einen glänzenden Sieg erfechten halfen ('*). Im Jahre 1170 tritt Graf Bur-
chard von Zollern am Hofe Kaiser Friedrichs I. einmal wieder auf, und zwar
zugleich mit dem HerzogBerthold von Zäringen und mit dem Pfalzgrafen Hugo
von Tübingen ('?). Doch bald hernach, im Jahre 1175 standen Zollernsche
Grafen, wobei wohl zunächst nur an die Grafen Burchard IV. und Friedrich
zu denken ist, mit dem Herzog Berthold von Zäringen wieder in offener
Fehde (!*).
Dagegen war es wohl nur ein ungegründeter Argwohn, wornach man
die Grafen von Zollern beschuldigt hat, mit dem Herzoge Heinrich dem
Löwen um das Jahr 1180 gegen den Kaiser Friedrich I. Parthei genommen
zu haben ('’). Um diese Zeit scheinen die Grafen vielmehr dem kaiser-
lichen Hofe fest verbunden gewesen zu sein. Schon seit dem Jahre 1179
bis zu Kaiser Friedrichs Tode begegnen sie uns oft wieder am Hofe und im
(') Stälin a. a. O. S. 98 Guelfo Tubingam obsidens ope Friderici ducis Rotenburgensis
et cujusdam Zollerensis comitis a Tubigensi palatino profligatus fuit. Crusius Annal. II,
l. 8 c. 6. Die Hohenzoll. Forschungen, welche diese Stelle hervorheben, halten den Grafen
Berthold von Zollern für den Gehülfen des Pfalzgrafen. Berthold erscheint aber niemals
mit diesem in irgend einer Verbindung. Nach dem Anonymus Weingartensis